Beiträge von SteFo

    Lieber Igor07,

    mir scheint, ich verstehe deine Situation. Aber das erscheint mir nur so, denn ich kann deine Situation nicht kennen wie ich einen Stein kennen kann, den ich sehen kann. Ich würde dir empfehlen wollen, die Selbst-Identifikation in dem, was du ausdrückst zu erforschen. Du verstehst? Ob das Selbst ontologisch existiert oder nicht, ist irrelevant, weil es so oder so erscheint in unserer Erfahrung. Sonst könnten wir uns gar nicht unterhalten hier, weil wir keinen einzigen Satz hervorbringen könnten.

    Aber das ist doch wunderbar, dass wir Sätze formulieren können, weil es Selbst-identifikation gibt, und dass dies Konversation zwischen fleischlichen Wesen mit Vernunftbegabung, genannt Menschen, möglich macht. Ich danke dafür der absoluten ewigen Intelligenz, die dies alles möglich macht.

    Materialistisch-wissenschaftliche Text-/Sprachanalyse (hatte ich schon mal hier, hat aber wohl niemand verstanden wie ich das meinte :grinsen: )

    Gebote einhalten geht nur durch die Gnade Gottes, so leid es mir gerne tut. Ich verstehe, dass es dir als Buddhist schwer fällt, den Glauben an die eigene Macht, den Selbst-Willen, zu vernachlässigen. Und - zu deinem Trost - es ist ja nicht so, dass es nicht theologische Strömungen im Christentum gäbe, die auch ein wenig in die Richtung eines Selbst gehen wie es im Buddhismus so dominant ist.

    Würde das Einhalten der Gebote ausschließlich auf der Gnade Gottes beruhen, würden alle die er nicht damit bedenkt am jüngsten Tag für immer in die Hölle wandern und sie könnten überhaupt nichts dafür. Es wird schwierig sein einen Priester irgendeiner christlichen Konfession zu finden der die willentliche Bemühung ganz in Abrede stellt.


    Übrigens rede ich nicht nur über Theorien die ich gelesen habe sondern aus einstiger zehnjähriger Praxis. Wenn das auch vorwiegend in einem hinduistischen Rahmen war, so waren doch wesentliche theistische Prinzipien die gleichen wie im Christentum, das ich auch eine Zeitlang praktiziert habe.

    Um eine Religion kennenzulernen, muss ich mir erstmal das Ideensystem erarbeiten und mich "hineindenken". Ich war ja auch sehr geplättet als ich mich dem dogmatischen System "Gottes Gnade" zugewandt hatte, weil da Dinge beschrieben wurden als katholisches Dogma, die ich noch nie in meinem Leben gehört hatte, obgleich ich (unfreiwillig) als Katholik geboren wurde. Als katholischer Jugendlicher von damals hätte ich dir, mit dem was du geschrieben hast, recht gegeben und mir ist nicht bewußt, dass es damals irgendeinen Pfarrer gegeben hätte, der meinen Geist mit der Gnadenlehre, die ich nun studiere, verwirrt hätte. Ich denke, man muss einfach unterscheiden zwischen den Predigten und dem Glauben fürs gemeine Volk und den theologischen Lehren.


    Aber bitte: dies ist die Forums-Abteilung "buddhistische Praxis" und auch im Titel dieses Threads kommt das Christentum nicht vor. Ich stelle fest, dass nicht nur ich einen Hang zum Abschweifen ins Christentum habe, sondern auch du. Wir sollten das aber einstellen.


    Liebe Moderatoren,

    Ich entschuldige mich für mein undiszipliniertes off-topic Geschreibsel. Am besten ihr löscht alle Beiträge von uns, mukti und mir, in denen die Worte "Christentum" oder "christlich" vorkommen.

    "Sittlichkeit", "Tugend", "Moral", "Gabe", "Habitus/Haltung" ... extrem schwierig sich darüber zu unterhalten, wenn man kein gemeinsames Ideensystem zugrunde legen kann.

    Ich erlebe das anders, aber ich bin auch kein Anhänger der Idee sakkāyadiṭṭhin überwinden zu müssen. sakkāyadiṭṭhin überwinden ist gut bei lässtigen Erscheinungen, bei Dingen die mir wichtig sind identifiziere ich mich gerne.

    Es ist schon ein grundsätzlicher Unterschied etwa bei der Erlösung durch Gott oder durch eigene Bemühung. Trotzdem spielt die Bemühung im Christentum auch eine wichtige Rolle, sonst wäre es ja Fatalismus. Schon die Entwicklung der Sittlichkeit bedarf einer Anstrengung, wie das willentliche Einhalten der Gebote. Hinwendung zu Gott bei gleichzeitiger Abwendung von der Welt wird als eine Berufung verstanden der man durch geregelte Praxis nachkommt, meistens in einem Orden.

    Da gibt es den Weg der Tätigkeit (vita activa) und den Weg der Betrachtung (vita contemplativa). Diese Unterscheidung gab es übrigens bereits in der griechischen Philosophie, in einigen Schulen ging es mehr um Betrachtung, Kontemplation oder Meditation, in anderen mehr um Tätigkeit.

    Es gibt keine "Bemühung im Christentum" und das ist kein Fatalismus, weil Gott ja auch den freien Willen geschaffen hat. So kann man sich also bemühen, aber es nützt nichts bzgl. der Erlösung. Und auch die Sittlichkeit, welche der Erlösung dient, ist nicht die erworbene Sittlichkeit der Philosophen, sondern eingegossen durch die Gnade Gottes.

    Dazu muss natürlich ergänzt werden, dass es einen Blumenstrauß von Ansichten dazu gibt, ob der Mensch aktiv mitbestimmen kann bzgl. seiner Erlösung oder ob er sich nur Gott hingeben kann. Auf jeden Fall aber ist die Sünde das Werk des Menschen, nicht Gottes Werk.

    Das ist also eine Glaubensvorstellung, eine Ansicht im "Blumenstrauß der Ansichten". Wenn man ihr anhängt wird man in der Praxis trotzdem nicht umhinkommen seinen freien Willen zu benutzen um nicht sündhaft, sondern nach Gottes Geboten zu handeln. Dabei kann Hingabe eine Hauptrolle spielen - "Dein Wille geschehe" - das ist dann die Bemühung um dem Einfluss des Teufels zu entkommen und sich ganz unter den Einfluss Gottes zu stellen. Wobei sich wieder die Frage auftut ob es eine gute Idee des guten Gottes war, einen freien Willen zu schaffen obwohl ihm in seiner Allwissenheit klar war dass er gegen ihn verwendet werden wird was unzählige Leiden nach sich zieht. Es ist halt schon ein Kreuz mit den theologischen Ansichten.

    Gebote einhalten geht nur durch die Gnade Gottes, so leid es mir gerne tut. Ich verstehe, dass es dir als Buddhist schwer fällt, den Glauben an die eigene Macht, den Selbst-Willen, zu vernachlässigen. Und - zu deinem Trost - es ist ja nicht so, dass es nicht theologische Strömungen im Christentum gäbe, die auch ein wenig in die Richtung eines Selbst gehen wie es im Buddhismus so dominant ist.

    Daher meine Frage: Kann es sein, dass ich mich bei jeder HANDLUNG mit etwas identifiziere?
    Es gibt keine Handlung ohne Identifikation, richtig?

    Nur wenn es eine überlegte und/oder beabsichtigte Handlung ist, ist da die Selbst-Identifikation mit den Aggregaten im Spiel. Bei Handlungen, die automatisch ausgeführt werden, findet keine Selbst-Identifikation mehr statt, wenn Selbst-Identifikation auch zu der entsprechenden Konditionierung geführt haben mag, die erforderlich war, um sie automatisch auszulösen.

    Denn was evident ist, ist dass menschliche Praxis nichts bewirken kann und dies ist DER Gegensatz zur buddhistischen Lehre. Wer also versucht Gemeinsamkeiten zu finden in Christentum und Buddhismus und sich dabei auf Äußerlichkeiten beruft, der geht fehl. Denn das Merkmal des Christentums ist, das der Selbst-Wille, der im Buddhismus notwendigerweise die treibende Kraft des Pfades ist, nichts erreichen kann. Denn alles wird entweder von Gott gegeben oder nicht.

    Erstens - das ist alles andere als "evident". Zweitens ist das nicht das Christentum, sondern insbesondere Luthers (der seinerseits auf Augustinus zurückgriff) Gnadenlehre; im Calvinismus weiter zu einer strengen Prädestinationslehre radikalisiert

    Klar, da ich grade ins Christentum einsteige, bezog ich mich natürlich das DAS Christentum, welches mich primär interessiert. Luther und Calvin würde ich jedoch als "häretisch" einordnen bzgl. der Gnadenlehre, welche mein Interesse ist. s.a. Hier

    Da ich von typisch buddhistisch-doktrinären Diskursen Abstand nehmen will/muss, kann ich leider nicht auf deine mit Fachbegriffen gespickten Postings eingehen.


    Nur: Deine Einführenden Bemerkung beruht auf einem Missverständnis

    "Da wäre ich der letzte, Dir zu widersprechen. Der eigentliche Punkt, über den Du offensichtlich im Zweifel bist, ist der, ob der Weg gegangen werden kann, ohne damit etwas für sich erlangen zu wollen."


    Es ging mir nicht um eine "Erlangen für sich selbst" bei der inhärenten Inkonsistenz, sondern um die Selbst-Identifikation mit dem Pfad und seine Faktoren, der ohne diese Selbst-Identifikation "nach" sotapanna gar nicht weiterverfolgt werden kann.

    Die "ego-zentrischen" Intentionalität (Haben-Wollen), welche du verstanden hast, die mag zwar eine Folge der Selbst-Identifikation mit dem Pfad und seine Faktoren und seinem Ziel sein können, muss es aber nicht. D.h. auch wenn der Pfad in diesem "ego-zentrischen" Sinne, vollommen selbst-los beschritten wird, dann ist für die Intentionalität des Pfadbeschreitens dennoch Selbst-Identifikation mit den Aggregaten erforderlich.


    Ich gestehe aber ein, dass meine Wortwahl oben tatsächlich den Fokus auf die "ego-zentrischen" Intentionalität (Haben-Wollen) leiten muss:

    Wer den Weg geht, um etwas für sich zu erlangen, der identifiziert sich notwendigerweise mit den Aggregaten. Du magst deinen Aggregaten folgen wie dir beliebt, ich bleibe dabei: Wer irgendeinen Weg geht, um irgendetwas zu erlangen, der unterliegt sakkaya-ditthi.


    Da war wohl eine polemische Intentionalität meinerseits am Werk, denn tatsächlich beziehe ich mich mit "Selbst-Identifikation" auf die Aggregate und deren Display, welcher sie ja erst erscheinen lässt.

    Anders als im Buddhismus findet ja die Rezitation im Christentum in einem theologischen Zusammenhang statt. Dort wurde das ursprünglich nicht mit dem indischen Begriff "Mantra" bezeichnet, aber der Begriff "Meditation" ist wohl schon lange im Christentum bekannt:

    Das kann ich nicht so recht nachvollziehen und ist wie mir erscheint, eine unchristliche Interpretation der Christlichen Lehre. Denn was evident ist, ist dass menschliche Praxis nichts bewirken kann und dies ist DER Gegensatz zur buddhistischen Lehre. Wer also versucht Gemeinsamkeiten zu finden in Christentum und Buddhismus und sich dabei auf Äußerlichkeiten beruft, der geht fehl. Denn das Merkmal des Christentums ist, das der Selbst-Wille, der im Buddhismus notwendigerweise die treibende Kraft des Pfades ist, nichts erreichen kann. Denn alles wird entweder von Gott gegeben oder nicht.

    Es ist schon ein grundsätzlicher Unterschied etwa bei der Erlösung durch Gott oder durch eigene Bemühung. Trotzdem spielt die Bemühung im Christentum auch eine wichtige Rolle, sonst wäre es ja Fatalismus. Schon die Entwicklung der Sittlichkeit bedarf einer Anstrengung, wie das willentliche Einhalten der Gebote. Hinwendung zu Gott bei gleichzeitiger Abwendung von der Welt wird als eine Berufung verstanden der man durch geregelte Praxis nachkommt, meistens in einem Orden.

    Da gibt es den Weg der Tätigkeit (vita activa) und den Weg der Betrachtung (vita contemplativa). Diese Unterscheidung gab es übrigens bereits in der griechischen Philosophie, in einigen Schulen ging es mehr um Betrachtung, Kontemplation oder Meditation, in anderen mehr um Tätigkeit.

    Es gibt keine "Bemühung im Christentum" und das ist kein Fatalismus, weil Gott ja auch den freien Willen geschaffen hat. So kann man sich also bemühen, aber es nützt nichts bzgl. der Erlösung. Und auch die Sittlichkeit, welche der Erlösung dient, ist nicht die erworbene Sittlichkeit der Philosophen, sondern eingegossen durch die Gnade Gottes.

    Dazu muss natürlich ergänzt werden, dass es einen Blumenstrauß von Ansichten dazu gibt, ob der Mensch aktiv mitbestimmen kann bzgl. seiner Erlösung oder ob er sich nur Gott hingeben kann. Auf jeden Fall aber ist die Sünde das Werk des Menschen, nicht Gottes Werk.

    Das kann ich nicht so recht nachvollziehen und ist wie mir erscheint, eine unchristliche Interpretation der Christlichen Lehre. Denn was evident ist, ist dass menschliche Praxis nichts bewirken kann und dies ist DER Gegensatz zur buddhistischen Lehre. Wer also versucht Gemeinsamkeiten zu finden in Christentum und Buddhismus und sich dabei auf Äußerlichkeiten beruft, der geht fehl. Denn das Merkmal des Christentums ist, das der Selbst-Wille, der im Buddhismus notwendigerweise die treibende Kraft des Pfades ist, nichts erreichen kann. Denn alles wird entweder von Gott gegeben oder nicht.

    ... was ich aber weiß ist dass per Doktrin die Selbst-Identifikation durch den Sotapanna aufgegeben wird, dass aber die Selbst-Identifikation benötigt wird, um den Pfad zu Ende zu praktizieren, weil sonst keine Motivation da sein kann, rechte Ansicht, rechte Absicht und das ganze übrige "rechte" weiterhin zu praktizieren. Ohne Selbst-Identifikation keine Zielsetzung. Und dies nenne ich die inhärente Inkonsistenz des Buddhismus

    Okay, das ist jetzt eine spezifische Sthaviravada-Geschichte bzw. Theravada als einziger noch existierender Tradition dieses Zweiges. Aber sei's drum. Der Sotāpanna ist definiert durch Freiheit von drei der zehn saṁyojana (Bindungen / 'Fesseln'), insbesondere von sakkāyadiṭṭhi, vicikicchā und silabbattaparāmāsa. Während vicikicchā mit skeptischer Zweifel / Unsicherheit bezüglich der Heilsamkeit des achtfachen Pfades wiedergegeben werden kann und silabbattaparāmāsa eine Form des Ergreifens / Anhaftens (upādāna) ist, speziell auf Regeln und Rituale bezogen, ist sakkāyadiṭṭhi eine Sichtweise (diṭṭhi, wörtl. 'Sicht'). Nicht sammādiṭṭhi, rechte Sicht und erstes Pfadglied, sondern micchādiṭṭhi, falsche Sicht. Nun werden speziell bei sakkāyadiṭṭhi zwanzig Arten unterschieden; um das nun nicht im einzelnen auszuführen, so geht es da um Auffassungen über Beziehungen zwischen einem postulierten Selbst und den pañc’upādāna-kkhandhā, den fünf Aggregaten des Ergreifens. Im wesentlichen tritt sakkāyadiṭṭhi in zwei Formen auf: einer eternalistischen (sassatadiṭṭhi - das Selbst ist etwas unabhängig von den kkhanda und auch nach deren Zerfall Existierendes) und einer nihilistischen (ucchedadiṭṭhi - das Selbst ist identisch mit den kkhandas und vergeht mit ihnen).

    Wie immer schätze ich deine Belesenheit, welcher deine strukturierte Ausdrucksweise nach sich zieht. Das ist ganz ernst gemeint und ich denke, dass deine Beiträge durchaus bei dem ein oder anderen zur Strukturiertheit beitragen oder zum Nachlesen motivieren können.


    Deine These - wenn ich Dich richtig verstehe - ist nun die, dass mit dem Wegfall dieser Sichtweisen auch die Motivation, den Weg zur Überwindung von Leiden weiterzugehen, wegfiele. Da bin ich spontan versucht, Dich zu fragen, was Dich da so sicher macht.

    Natürlich ist es immer die individuelle Verarbeitung von Worten, die dahinter steckt (ob der Prozessor das Gehirn oder der Geist ist, das lass ich in diesem Kontext mal offen).

    Zu deiner Frage: Wenn ich nicht meine Aggregate bin, dann bin ich auch nicht das, wodurch meine Aggregate für mich erst detektierbar werden: nämlich ihr Display. Was aber aber ist der achtfache Pfad anderes als das Display meines Bewußtseins? Da ich also nicht mein Bewußtsein bin, habe ich auch mit dem achtfachen Pfad nichts zu tun.

    Ein jegliches "ja. aber ..." geht notwendigerweise an meinem Punkt vorbei, denn es kann nur der Versuch sein, zu etablierten, dass die Aggregate ICH sein sollten, wobei die Doktrin sagt, dass ich mit meinen Aggregagte nichts zu tun habe.

    Mal grundsätzlich: wer den Weg geht, um etwas für sich zu erlangen und sich da von irgendwelchen Ködern motivieren lässt, der macht etwas verkehrt. Man - wer oder was auch immer dieses 'man' ist - geht den mittleren Weg, um zu verlieren. Und da gibt es noch einiges mehr zu verlieren als nur sassatadiṭṭhi und ucchedadiṭṭhi. Ob mit oder ohne diese Sichtweisen - dukkha ist real. Da bleibt noch ein bißchen was zu tun ...

    Wer den Weg geht, um etwas für sich zu erlangen, der identifiziert sich notwendigerweise mit den Aggregaten. Du magst deinen Aggregaten folgen wie dir beliebt, ich bleibe dabei: Wer irgendeinen Weg geht, um irgendetwas zu erlangen, der unterliegt sakkaya-ditthi.

    Das ist wohl das sogenannte Ruhegebet:


    Das erinnert an die buddhistische Meditation der Geistesruhe (samatha),

    Mich erinnert das eher an Mantrarezitation.

    Mantrameditation ist auch eine Fixierung des Geistes auf ein einziges Objekt, in diesem Fall eben den Mantra. Dadurch springt der Geist nicht herum und es entsteht Ruhe.

    Das würde ich ähnlich sehen. Deshalb assoziiere ich mit Ruhegebet, d.h. "das Wiederholen einer einfachen Gebetsformel immer zurückbesinnt und abschweifende Gedanken ziehen lässt." auch Mantrarezitation. Interessant ist in diesem Kontext, dass Christen-Organisationen in den USA bei Nachfrage buddhistisch inspirierter Suchender, warum es denn sowas wie Mantra rezitation im Christentum nicht gebe, auf eben das Ruhegebet verwiesen haben und dadurch "abtrünnige" Seelen zurückgewinnen konnten.

    Sorry, aber ich schreib für dich nicht nochmal, was ich bereits geschrieben habe.

    Meinst Du etwa das hier? Da schreibst Du ausweichend von Inkonsistenzen bei verschiedenen Übersetzern - was ja wohl etwas anderes ist, als Inkonsistenzen der Lehre. Dann deutest Du irgendwelche Inkonsistenzen zwischen verschiedenen "Textsammlungen" an, die man angeblich vom selben Übersetzer lesen muss, um sie erkennen zu können - natürlich ohne auch nur einen einzigen konkreten Beleg oder ein Beispiel für soch eine Inkonsistenz zu nennen. Nö - das brauchst Du wirklich nicht noch einmal schreiben, das ist eine reine Luftnummer.

    Es gibt die erwähnten Inkonsistenzen und die ganz konkrete, um die es - leider eigentlich off-topic - in exkursierenden Konversationen in diesem Thread geht/ging:


    ... was ich aber weiß ist dass per Doktrin die Selbst-Identifikation durch den Sotapanna aufgegeben wird, dass aber die Selbst-Identifikation benötigt wird, um den Pfad zu Ende zu praktizieren, weil sonst keine Motivation da sein kann, rechte Ansicht, rechte Absicht und das ganze übrige "rechte" weiterhin zu praktizieren. Ohne Selbst-Identifikation keine Zielsetzung. Und dies nenne ich die inhärente Inkonsistenz des Buddhismus.

    Das ist wohl das sogenannte Ruhegebet:


    Zitat

    Ruhegebet nennt man eine frühchristliche Gebetsform, die auf Johannes Cassianus (360–435) zurückgeht. Das Ruhegebet zeichnet sich dadurch aus, dass der Betende auf alles bewusste Denken verzichtet und sich durch das Wiederholen einer einfachen Gebetsformel immer zurückbesinnt und abschweifende Gedanken ziehen lässt.

    Das erinnert an die buddhistische Meditation der Geistesruhe (samatha),

    Mich erinnert das eher an Mantrarezitation.

    SteFo : werde doch endlich mal konkret, was Du mit "inhärente Inkonsistenz" meinst, statt nur bedeutungsschwanger herumzublubbern. Bislang ist das nicht mehr als eine bloße Behauptung / Unterstellung von Dir. Und das hier ist nicht das erste Mal, dass ich eine solche Klärung anmahne. Also lass uns doch mal Tacheles reden über diese angebliche "inhärente Inkonsistenz".


    Offen gesagt habe ich den Eindruck - wenn sich hier jemand seinen/ihren eigenen Buddhismus zusammenschustert, dann bist vor allem Du das. Dass Du Dich inhaltlich derart bedeckt hältst, lässt den Verdacht nicht nur eines praktischen, sondern auch eines Theoriedefizits zu.

    Sorry, aber ich schreib für dich nicht nochmal, was ich bereits geschrieben habe.

    Um aber auf den theravadischen "edlen achtfache Pfad" zu sprechen zu kommen: dieser ist nach meinem Dafürhalten sowieso inhärent inkonsistent, weil er zwar zur Überwindung der Selbst-Identifikation führen soll (bereits auf der ersten Erleuchtungsstufe sotapanna), aber ohne Selbst-Identifikation mit der Doktrin gar nicht zu Ende praktiziert werden kann.


    Das ist für mich in Bezug auf den Theravada falsch (ausgedrückt). Die Selbstidentifikation wird nicht bereits beim Stromeintritt überwunden, sondern erst mit der Heiligkeit. Mit dem Stromeintritt fällt der "Persönlichkeitsglaube" (sakkāyaditthi), nicht aber die Identifikation in toto.

    Informiere dich nochmals über die Erlangungen eines sotapanna und die Bedeutung von Sakkaya-ditthi und zu Sakkaya-ditthi lies zB MN109 oder zB SN41.3:

    Zitat

    "Was aber ist, o Herr, Persönlichkeitsansicht?"


    "Da, Hausvater, sieht der unerfahrene gewöhnliche Mensch nicht die Edlen, er ist der Lehre der Edlen unkundig, er ist nicht erzogen in der Lehre der Edlen. Er sieht nicht die rechten Menschen, er ist der Lehre der rechten Menschen unkundig, er ist nicht erzogen in der Lehre der rechten Menschen: Er betrachtet die Form als das Selbst oder das Selbst als formhaft oder im Selbst die Form oder in der Form des Selbst. Ebenso das Gefühl, die Wahrnehmung, die Gestaltungen und das Bewußtsein. So besteht Persönlichkeitsansicht, Hausvater".


    Mit dem Gegenteil bin ich damals lästige buddhistische Konditionierungen losgeworden:

    Zitat

    "Wie aber, o Herr, kann Persönlichkeitsansicht nicht bestehen?"


    "... Er betrachtet nicht die Form als das Selbst, nicht das Selbst als formhaft, nicht im Selbst die Form oder in der Form das Selbst, ebenso das Gefühl, die Wahrnehmung, die Gestaltungen, das Bewußtsein. So, Hausvater besteht die Persönlichkeitsansicht nicht".

    Das war wirklich eine Befreiung! Und ich konnte dann befreit mein kognitives Ziel verfolgen.

    Schau, ich hatte geschrieben: "aber ohne Selbst-Identifikation mit der Doktrin gar nicht zu Ende praktiziert werden kann." worauf du erwidert hattest: "Deshalb ist das Loslassen dessen, was Du Doktrin nennst, auch Teil der Praxis.".


    Was machen wir damit, dass ich "Selbst-Identifikation" meine, du aber meinst "Loslassen" und meinst mit "Loslassen" auf meine Aussage bzgl. "Selbst-Identifikation" angemessen antworten zu können? Ich habe keine Ahnung ... was ich aber weiß ist dass per Doktrin die Selbst-Identifikation durch den Sotapanna aufgegeben wird, dass aber die Selbst-Identifikation benötigt wird, um den Pfad zu Ende zu praktizieren, weil sonst keine Motivation da sein kann, rechte Ansicht, rechte Absicht und das ganze übrige "rechte" weiterhin zu praktizieren. Ohne Selbst-Identifikation keine Zielsetzung. Und dies nenne ich die inhärente Inkonsistenz des Buddhismus. Und Buddhismus ist nun mal, so leid es mir gerne tut, das was in den Schriften des Buddhismus drin steht und das nennt man "Doktrin".


    Und ich definiere mir gar nichts, denn ich weiß, wo die Lehre/Doktrin des Buddhismus nachlesbar ist. Ich kann als Nicht-Buddhist (mit früherer praktischer Erfahrung in Mahayana, Theravada und Vajrayana) sehr gut damit leben, dass sich jeder Buddhist/jede Buddhistin seinen/ihren eigenen Buddhismus zusammenschustert, aber - so leid es mir gerne tut - Buddhismus ist eine Lehre und Lehre nennt man auch "Doktrin". Sorry.

    Setze ich mir die psychotherapeutische Brille auf, dann ermutige ich alle, die sich ihren eigenen Buddhismus zusammenschustern, und sage: "Recht so, denn Ihr müsst euch damit wohlfühlen." Das sage ich also auch zu dir.


    Wie ich den Buddhismus mit meinen skeptischen Augen sehe, oder durch meine materialistisch-naturwissenschaftliche Brille oder durch meine christlichen Brille, darauf möchte ich nun nicht eingehen.

    ...

    Medizin wäre hier etwas pragmatisches, wie sein Selbstwertgefühl zu erhöhen oder seine Essgewohnheiten zu verbessern.

    Bei ersterem könnte es aber sein, dass dies wiederum nur das illusorische Selbst stärkt, oder aber es ist in Maßen hilfreich - ich weiß es nicht.

    Du brauchst es doch. Wie solltest du sonst im Alltag funktionieren können? Ob illusorisch oder nicht, ist doch unerheblich. Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein wird benötigt, ist notwendig.


    Da man das Selbst nicht erwerben muss und es auch nicht loswerden kann, weil es kommt und geht wie ihm beliebt, gibt's außer den alltäglichen Notwendigkeiten nichts zu tun. Das nenn ich auch Selbstoptimierung: Immer nur auf das Notwendige konzentrieren.

    aber ohne Selbst-Identifikation mit der Doktrin gar nicht zu Ende praktiziert werden kann.

    Deshalb ist das Loslassen dessen, was Du Doktrin nennst, auch Teil der Praxis. Die Widersprüche, auf die Du ständig hinweist, sind vielleicht für eine intellektuelle Analyse interessant, aber nur auf dem Papier ein scheinbar unüberwindbares Problem.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Du wiederholst nur die inhärente Inkonsistenz, denn wenn du die Doktrin "loslässt" - was gemäß Doktrin spätestens nach Erlangung des Stromeintritts passieren sollte, dann kannst du nicht bis zum Ende (d.h. der Erlangung von nibbana) weiterpraktizieren, weil du nicht mehr weißt, was die acht Pfadfaktoren sind oder wenn du es noch unscharf erinnerst, dann fehlt dir die Motivation weiter auf dem achtfachen Pfad zu praktizieren, weil du ja keine Selbst-Identifikation damit mehr hast.


    Mir scheint, du übernimmst halt nur einen populären Teil der Doktrin, insoweit sie dir ein angenehmeres weltliches Leben ermöglicht. Aus psychotherapeutischer Perspektive habe ich nichts dagegen einzuwenden, mit buddhistischer Brille jedoch ist das nicht der rechte Pfad.

    Wenn Zen den gleichen Begrifflichkeiten verhaftet ist wie die anderen Buddhismen, dann sollte es die gleichen Probleme haben wie theravada, mahayana etc. Wenn Zen aber darüberhinaus noch andere Probleme hat/macht, dann liegt es offenbar daran, dass Zen noch mehr begrifflich konstruiert wie die anderen Buddhismen.

    Mir scheint, dass viele Zen-Praktikanten tatsächlich den Doktrinen anderer Buddhismen folgen und "Zen-plus" praktizieren. Ich dachte bisher dass Zen eher weniger denn mehr (plus) als andere Buddhismen ist. Da habe ich mich wohl getäuscht.

    Um aber auf den theravadischen "edlen achtfache Pfad" zu sprechen zu kommen: dieser ist nach meinem Dafürhalten sowieso inhärent inkonsistent, weil er zwar zur Überwindung der Selbst-Identifikation führen soll (bereits auf der ersten Erleuchtungsstufe sotapanna), aber ohne Selbst-Identifikation mit der Doktrin gar nicht zu Ende praktiziert werden kann.

    Ich fragte mich aber neulich, ob Bücher dieser Art ggf. kontraproduktiv für den Zen-Weg sein könnten?

    Ich hab ja schon einiges für mich Erstaunliches erlebt bzgl. "Zen-Weg". Nämlich, dass es tatsächlich entweder bloß Individuen oder aber sogar "Traditionen" (!!) gibt (ich kann das nicht beurteilen, ich kann ja nur Individuen in Foren wie diesem erleben, die sich auf dies oder jenes berufen im Kontext Zen), die eine Doktrin haben, weil sie sagen können, dass dies oder jenes sich für einen Zen-Praktizierenden nicht schickt oder dies oder jenes mit Zen nicht vereinbar wäre. Das lässt mich dann immer ratlos zurück, weil ich dachte, dass Zen so ganz anders als andere buddhistische Strömungen wäre (ich will nicht mal von "Traditionen" reden, weil ich befürchte, das würde einer Verhöhnung von "Zen" gleichkommen).

    Aber wie angedeutet: ich habe nicht die geringste Ahnung von Zen, weshalb ich Zen mir so ausmalen kann, dass kein Bild übrigbleibt, was ich sehr schätze.