Lieber Thorsten Hallscheidt ,
danke für deine "Liebeserklärung an die Welt", ich habe sie sehr gerne gelesen, nicht zuletzt, weil du wirklich wundervolle, poetische Worte gefunden hast.
Vielleicht wolltest du damit auch einen Gegenpol zu dem anderen Thread (" Die Irrlehre vom Lieben, was gerade ist") betonen, wo der Schwerpunkt sich beim Thema "Leiden" einpendelte.
Zu Weihnachten, als "Fest der Liebe" verstanden, passt es auch irgendwie, vor allem aber habe ich nun eine konkretere Vorstellung davon bekommen, was mit "Lieben, was ist...." auch gemeint sein kann....
Seltsam: je weniger ich behalten oder besitzen will, was diese meine Geliebte mir gibt oder nicht gibt, desto mehr an unerwarteter und unvermuteter Schönheit entdecke ich in und an ihr. Schönheit ist nicht Glück und nicht Leid.
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters.....Es kann stimmungsabhängig sein, wie man etwas bewertet oder, anders ausgedrückt, man sieht die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie man selbst (gestimmt) ist.
Wenn du also viel Schönes wahrnimmst, dürftest du dich in einem recht glücklichen Zustand befinden, der auch länger anhält und sich zweifelsohne auch der buddhist. Praxis verdankt:
Je länger ich praktiziere, desto reicher fühle ich mich – ganz unverdient... Ich brauche immer weniger von der Welt, um mich froh zu fühlen, aber ich habe sehr gern, was da ist.
Wunderbar, dass du solche positiven Effekte bei dir beobachtest.
Klar, es kommen Alter, Krankheit und Tod. Alles wird vergehen, alles. Aber so ist meine Geliebte nun mal.
Hier musste ich ein wenig schlucken, wie locker-flockig du über diese grundsätzlichen Leiden "hinwegfliegst".
Aber möglicherweise bist du wirklich schon so weit fortgeschritten, dass du deine "Geliebte" mit ihren "Allüren" so annehmen kannst....
Eine "Überdosis Weihnachtspunsch" unterstelle ich dir jedenfalls nicht.

Es gab schon Leiden und Frustration, es wird Leiden und Frustration geben, Angst, Verlust und Schmerz und am Ende wird sie mich auslöschen. Und weil ich aus ihr hervorgegangen bin, ist nichts verloren, wenn ich mich darin auch wieder verliere. Ich bedauere es nicht.
Diese Einstellung zum "schauerlichsten aller Übel" (Epikur), dem Tod, möchte man wohl jedem wünschen....
Ob die sogenannten "5 täglichen Betrachtungen", die der Theravada-Buddhismus empfiehlt, wohl diese Wirkung entfalten?:
1 . Ich bin dem Altern unterworfen, ich kann dem Altern nicht entgehen.
2. Ich bin der Krankheit unterworfen, ich kann der Krankheit nicht entgehen.
3. Ich bin dem Tode unterworfen, ich kann dem Tode nicht entgehen.
4. Alles, was mein ist und mir lieb, wird sich ändern und vergehen.
5. Ich bin der Eigentümer meines Wirkens,
geboren aus meinem Wirken,
umgeben von meinem Wirken,
getragen von meinem Wirken.
Wie immer mein Wirken sein wird, dessen Erbe werde ich sein.