Beiträge von Anna Panna-Sati

    Meinst du Urteile, die verbal kommuniziert wurden, ev. noch durch unrechte Rede?

    (Die meisten Urteile werden wohl im Stillen, teils unbewusst, gefällt, können aber, wenn sie negativ ausfallen und mit Anderen geteilt werden, unschöne Auswirkungen haben, z.B. Mobbing...)


    Die Meinungen und Urteile, die sich Andere über die eigene Person bilden, nimmt man von dem Moment an nicht mehr so wichtig, in dem man erkennt, dass diese Urteile bedingt sind durch vielfältige Ursachen, von denen nur e i n e das eigene Verhalten, die eigene Meinungsäußerung etc. war.


    Ernst nehmen und als Anlass für ehrliche Selbstreflexion sehen, ist jedoch - besonders im Falle negativer Urteile - sinnvoll, denn es ermöglicht eine Analyse der möglichen Ursachen und eine Anpassung/Änderung des eigenen Redestils/ Verhaltens, falls man diesbezüglich Fehler bei sich feststellen konnte.


    Urteile können sich dementsprechend schnell wandeln, aber (unter ungünstigen Umständen) auch lange bestehen bleiben und dann natürlich als "Makel", bzw. "Etikett", empfunden werden.


    Da prinzipiell jeder (außer den "Erwachten" ...) wahrscheinlich mal klug, aber temporär auch unklug/dumm denkt, redet oder handelt, sollte man sich wohl von diesen Etiketten möglichst nicht irritieren lassen und gleichmütig bleiben...

    Beide Situationen, für klug oder dumm gehalten werden, sind schmerzhaft, für den, der die Dinge sieht, wie sie sind.

    Das verstehe ich nicht....


    1. Wäre ich im Besitz der absoluten Wahrheit (und das wäre für mich die Definition von "die Dinge sehen, wie sie sind"), würden mich die Meinungen und Urteile Anderer - auch, wenn sie objektiv falsch wären - nicht mehr schmerzen, weil ich ja die Anderen, wie auch mich selbst, grundsätzlich verstehen, durchschauen und (liebend) annehmen könnte.


    (Buddha Shakyamuni:

    "..."Nicht streite ich mit der Welt, ihr Mönche, sondern die Welt streitet mit mir. Nicht streitet mit irgendeinem in der Welt ein Künder der Lehre. ..." - S. 22.94. Die Lotosblume - Puppha Sutta


    "...Durch seine Ansicht nicht und nicht durch Meinung anderer [11] Kommt einen Weisen jemals Dünken an. Dies ist entgegen seiner Art. ..."

    https://www.palikanon.com/khuddaka/sn/sn_iv09_847.html )


    2. Bin ich aber unsicher in Bezug auf meine Eigenschaften, Potenziale, Fähigkeiten und Fehler, treffen mich die (negativen) Urteile Anderer unter Umständen hart, insbesondere, wenn ich mich auf deren Anerkennung, Wertschätzung,... angewiesen fühle/glaube.


    Von diesem Glauben kann man sich aber - u.a. durch die Praxis der Buddhalehre oder Psychotherapie - befreien....


    3. Wieso sollte ich mich einer (urteilenden) Gruppe anschließen müssen?


    "...Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich. [1]..."

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    https://www.palikanon.com/khuddaka/sn/sn_i03_75.html





    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Die Sila zu befolgen ist leicht, sie decken sich überwiegend mit weltweiten Moralvorstellungen. Aber das Hineininterpretieren und Grübeln in Dualismen ist auch leicht, deshalb die ewigen Diskussionen.

    Ja, für die meisten Menschen stellt die Befolgung der Sila (zumindest der ersten drei) kein größeres Problem dar, u.a., weil die Einsicht vorhanden ist, dass deren Einhaltung (letztlich) dem Wohl aller dient. Schwieriger wird es schon mit der Beachtung der rechten Rede und dem Verzicht auf Berauschendes...

    Die Sila sind der erste Schritt, die Dominanz der eigenen Bedürfnisse vor denen der anderen zu relativieren und sie sind Garant dafür, Ruhe und etwas Frieden ins Leben zu bekommen.

    _()_ :heart:


    Auf dem Zenweg hat man zunaechst Dualismen zu überwinden, um Moral zu begreifen, nicht umgekehrt.

    Wer sich auf den Zenweg begibt, ist ja in der Regel erwachsen (mind. in der Adoleszenz befindlich) und da kann vorausgesetzt werden, dass er sich bereits mit den Themen Ethik und Moral beschäftigt hat.

    Dualismen zu "überwinden" bedeutet aber offenbar nicht zwangsläufig, dass die Sila eingehalten werden.....Im Gefühl der All-Einheit entstehen oft "merkwürdige" Auslegungen:


    Im Zen wird Karma aufgelöst. Ich schaffe kein Karma mehr, wenn ich ein Tier töte.

    Man wird also "Zenni" und dann kann man - theoretisch -Tiere umbringen, so viel man will?


    "...Der Begriff Karma beinhaltet im ZEN all die unbewussten irrationalen Verhaltens- und Denkweisen des Egos, denen wir unbewusst folgen. Erkennen wir dies in der Meditation, können wir diese oft schnell als irrational oder falsch erkennen und auflösen. So lernen wir, ihnen nicht mehr zu folgen und löschen damit unser Karma hier und jetzt. ....."


    (Quelle: http://www.zenseite.de/zen-unt…--wiedergeburt/index.html )


    Aber auch, wenn man töten lässt:

    Aber ich bin mit jedem für mich getöteten Schlachttier eins in der Buddha-Natur.

    Dieses "Verbundenheitsgefühl" dürfte recht einseitig bestehen.... :roll:


    Frage:

    Du bist ja auch mit jedem Menschen "eins in der Buddha-Natur", also hättest du kein Problem (unter der Voraussetzung, es sei nicht gesetzlich verboten), Menschenfleisch zu essen?

    Diese Frage könnte sich anders stellen, wenn man Wild erlegt. Die 1. sila wird nach diesem Verständnis nicht verletzt, weil es nicht möglich ist, einem Tier, mit dem man sich wesentlich (in der Buddha-Natur) eins fühlt, etwas zu nehmen. Damit ist (siehe das Zitat) gemeint, dass das Leben der Tiere weitergeht. Sollte man das Tier selbst töten, gilt es, dabei Nicht-Denken zu üben, also an nichts anzuhaften (weder an Karma-Gedanken, gut und böse, Profitgier etc.)

    Sorry, dass ich hier alte Zitate von dir "ausgegraben" habe (aus dem Thread: "Fleischkonsum und Buddhismus") , Bebop , aber es ging mir darum, zu zeigen, dass ohne echte Einsicht in die Notwendigkeit der Sila (und empathisches Mitgefühl für andere Lebewesen) auch die - m.E. auf Dauer unrealistische - "Überwindung" von Dualismen allein (bei dir mal vorausgesetzt... ;) ), offensichtlich nicht ausreicht, um auf das Töten von fühlenden Wesen zu verzichten.

    Und mit dem Töten erzeugt man nun mal Leid - (nicht nur) bei den Wesen selbst und jenen, die sie lieb(t)en, sondern schlussendlich auch im eigenen Geist....


    Die Zwei-Wahrheiten-Lehre bedeutet nicht, dass die eine Wahrheit besser als die andere wäre, sodass man die eine zugunsten der anderen überwinden müsste. Beide Wahrheiten sind fester Bestandteile der Realität, die immer wieder ineinander greifen und sich gegenseitig bedingen.

    Vielen Dank, Thorsten Hallscheidt , für diese wichtige Klarstellung. _()_



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Jeder versucht sein eigenes Grüppchen gegen die anderen abzugrenzen. Jeder und jede klammert sich an seine und ihre "Identitäten" und ist tief verletzt, wenn ein anderer diese Identität infrage stellt oder angreift. Jede Grüppchen- jede Identitätsfixierung grenzt andere Grüppchen und Identitäten aus. Und die größte Gewalt geht immer von der Gruppe aus, die die meiste Macht innehat. Es ist dabei beliebig, durch welche Gegebenheiten oder Wahngebilde eine Gruppe versucht, Identität zu etablieren: Nation, Rasse, Sexualität, Macht, Reichtum, Kultur, Ethik, Weisheit, Religion, etc., etc.. Immer wird es dazu führen, dass andere ausgegrenzt werden.

    Vielen Dank, Thorsten, für die eindrucksvolle Schilderung deiner Erfahrungen mit Ausgrenzung und die Analyse möglicher Ursachen und Folgen von Grüppchen-Bildungen/Identitätsfixierungen. _()_

    Ich vermute, dass sich viele, wenn nicht alle, Menschen schon einmal in irgendeiner Form ausgegrenzt gefühlt haben (nicht immer entspricht es ja den Tatsachen...).


    Eine tiefe innere Verunsicherung, weil man meint, "anders" zu sein, steht wohl vielfach am Anfang des Lebens als queerer Mensch, dadurch entsteht natürlich ein Leidensdruck.

    Menschen mit ähnlichen Sorgen, Nöten und Problemen schließen sich daher gerne zu (Selbsthilfe-) Gruppen zusammen, wobei die Motivation nicht in Abgrenzung und Ausgrenzung anderer besteht, sondern eben der Wunsch nach Hilfe, Austausch und gegenseitiger Unterstützung im Vordergrund steht.


    Ein Beispiel, das speziell Jugendliche betrifft, stellt die folgende kurze Reportage (ca. 4 Min.) vor:


    Queer sein auf dem Land
    Alle Videos zur hessenschau. Haben Sie eine Sendung verpasst? Dann sind Sie hier richtig. Folgen Sie uns hinter die Kulissen und lernen Sie unsere Redaktion…
    www.hessenschau.de


    Auch queere Menschen werden alt und stellen sich die Frage, wo sie im hohen Alter oder bei Pflegebedürftigkeit ein sicheres Refugium finden, in dem ihre Bedürfnisse verstanden und respektiert werden.

    Die folgende Podiumsdiskussion befasst sich mit diesem Thema:


    Queer im Alter (2024)
    Spricht man von der LGBTIQ-Community, geht es meist um junge Menschen. Aber es gibt auch viele Queere über 60 in Deutschland – nach Schätzungen des niedersäc...
    www.youtube.com



    Der Buddhismus geht das Problem und das Leiden, das dadurch erzeugt wird, bei der Wurzel an: der Identifikation. Buddha sagt: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst. Und das gilt bezüglich aller Phänomene. Das ist soooo wohltuend! :taenzerin:

    Bis man daran gehen kann, Identifikation (wieder) loszulassen, müsste man erst einmal (s)eine gefunden haben, sonst könnten u.U. Psychosen ausgelöst werden (siehe Threads, die auf Gefahren/Risiken der Meditation hinweisen).

    Aus den Erfahrungen im Kontakt mit queeren Familienangehörigen weiß ich, dass es häufig an psychischer Stabilität/Gesundheit fehlt, dementsprechend müssten die Dharmalehrer möglichst noch eine psychotherapeutische Ausbildung besitzen, was wohl nur selten gegeben ist.



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Dies ganze Gerede von Toleranz macht die Lage von echten LSBTG zu einer Belastung, weil sich Menschen, die sich für normal halten, von etwas rede, das sie nicht verstehen können.

    Nur zum Verständnis: Das Problem ist "das Gerede von Toleranz", nicht die Toleranz an sich?


    Ansonsten kann man es also, als (vermeintlich) "Normaler", deiner Meinung nach, nur "verbocken"?

    Gelegentlich fällt mir das Verstehen der "Empfindlichkeiten" von den mir bekannten, queeren Menschen tatsächlich schwer, trotz vieler Gespräche - man scheint nur selten den richtigen Ton zu treffen, was manchmal zu leichten Verstimmungen führt (bei allen Beteiligten!).

    (Ich hätte es halt gerne einfach und unkompliziert, gerade innerhalb der Familie... :hug: )

    Wagt das ein LSBTG mit einem normalen Menschen, kann es von dem Normalen schon mal eins auf die Fresse geben, wie kann der es wagen, von etwas zu reden, dass er nicht versteht, eben weil er nicht normal ist.

    :eek: Keiner versteht wohl den Anderen zu 100 %....

    Diese Dualität "normal - queer" ist schon ein Problem, weil es trennend wirkt und sich daran diverse Konflikte entzünden können.


    Ich denke da sehr simpel:

    Wir sind doch alle zuallererst mal Menschen, oder?

    (Da stellt sich schon automatisch ein Verbundenheitsgefühl bei mir ein.)


    Wer, wen, warum sexuell begehrt (oder auch nicht), ob da was "hüpft" oder "baumelt" ,


    nur weil einem nichts baumelt

    :lol: war und ist mir persönlich, seit ich erwachsen bin, sowas von egal (als Kind wollte ich immer ein Junge sein, weil ich den Eindruck hatte, dass die allgemein bevorzugt wurden, coolere Spielsachen geschenkt bekamen - Puppenbett vs. elektrische Eisenbahn - und im Stehen pinkeln konnten :like: :D ...).


    Insofern kann ich bei Thorstens Aussage mitgehen:

    Mir ist z.B. generell der starke Fokus auf sexuelle Identität fremd, egal bei wem.

    Allerdings lern(t)e ich allmählich, dass es angebracht ist, Dinge, die Anderen wichtig oder gar "heilig" sind zu respektieren (auch, wenn man nicht alles nachvollziehen kann), weil andernfalls leicht Menschen verletzt oder gekränkt werden können, was einem harmonischen Miteinander entgegensteht.

    Nicht zuletzt durch die Metta-Praxis, entwickelt sich ja auch der Wunsch, dass alle glücklich und zufrieden sein mögen...


    Würde aber eine Partei versuchen, die Fußballfans zu verbieten, würde ich für das Recht, Fußballfan sein zu dürfen, auf die Straße, vor Gericht und auch ins Gefängnis gehen, wenn es sein muss.

    :like: :) Erinnert mich ein wenig an diesen Spruch:


    Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen.

    Voltaire

    - https://gutezitate.com/zitat/281697


    Ich muss nicht jeden mögen, muss auch nicht mit jedem Wunsch oder Lebensentwurf einer anderen Person einverstanden sein. Ich muss aushalten, wenn jemand Buddhisten, Männer, Künstler oder Boomer völlig bekloppt findet und damit nichts zu tun haben will. Ich muss und kann das aushalten.

    Abgesehen davon, dass hier ein bisschen viel "gemusst" wird (als würde man sich diese Anschauung selbst "einimpfen", wie eine Affirmation), finde ich diese Einstellung durchaus angemessen, "gesund" und vernünftig - wenn sie nur jeder teilen könnte....

    :?

    Schön, dass du so stark bist, es (gut?) auszuhalten, wenn du mit Ablehnung deiner Person konfrontiert wirst. Liegt sicher auch an deiner buddhist. Praxis, welche Anhaftung an div. Identitäten vermindert?


    Das Gegenteil ist leider viel häufiger zu finden - viele fühlen sich sehr schnell verletzt und/oder gekränkt - nicht jeder verfügt eben über ausreichend Selbstwertgefühl und Resilienz, gerade queere, insbesondere Trans-Personen, sind psychisch oft sehr labil, tragen große seelische Wunden (nicht zuletzt aufgrund von Erfahrungen mit Abwertungen und Ausgrenzungen) mit sich herum.



    Das Thema empfinde ich wirklich als schwierig, weil man so viel (unabsichtlich) falsch machen kann.



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    So, wie ich Rigpa verstanden habe, lehnt sie keine Menschen ab, die aufgrund ihrer Veranlagung, sexuell anders orientiert sind, als die Mehrheit der Bevölkerung oder gar schwer leiden, weil sie sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren können, dass ihnen von Geburt an, wegen bestimmter körperlicher Merkmale, "zugewiesen" wurde.


    (Erstmal) "irritiert" zu sein von Andersartigkeit/Abweichungen von Vertrautem/Gewohnten ist eine "normale" Reaktion, die sich bei kleinen Kindern gut beobachten lässt... ("Mama, warum hat der Mann nur einen Arm?").

    Jeder ordnet Wesen und Erscheinungen - auf der Basis seiner Vorprägungen und durch der durch Lernen gewonnenen Erkenntnisse - zunächst für sich ein, bewertet sie in irgendeiner Weise, z.B. interessant, neutral, irritierend, beängstigend, faszinierend,..


    Erst nachfolgende, verurteilende Gedanken sind zu hinterfragen, weil sie zu Spaltungen, Ab- und Ausgrenzungen, folglich zu Unfrieden und Leiden führen können (wie es gerade hier im Forum wahrzunehmen war).


    Was Rigpa wohl kritisch betrachtet, ist die sogenannte queere "Szene", dieses (scheinbare) "Sich-Selbst-Feiern" als etwas "Besonderes", bei gleichzeitigem Anspruch, als "völlig normal" zu gelten:

    Ging mir auch mehr um die Ideologie dahinter.

    Am Ende, so wohl die Befürchtung, wird das vordem "Normale" schlicht als eine unter vielen möglichen Varianten in einer "bunten" Gesellschaft betrachtet, was Unsicherheit auslösen kann.

    Dieser wird entgegengewirkt mit Aussagen wie:

    Die Merheit muss sich nicht ändern wegen einer Minderheit.

    Dass sich die Mehrheit einer Minderheit "beugen" soll, ist ja in einer Demokratie i.d.R. nicht gegeben (inakzeptabel), allerdings gibt es Grundrechte, welche sowohl Minderheiten, wie die Mehrheit gewähren/einhalten sollte.

    Dazu gehört, dass Bedürfnisse von Minderheiten auch gehört und ernstgenommen werden.

    Also ich habe Mitgefühl aber möchte nicht, dass es Normalität wird und keiner mehr weiß, was er ist.

    Da klingt ein bisschen Angst durch - die Wurzel vieler Abneigungen....

    Wenn du ehrlich bist, gibt es sicherlich auch bei dir Menschen- Gruppen, die du nicht unbedingt so magst oder denen du auch nicht immer unvoreingenommen begegnest.

    Ganz sicher. Nur ist es manchmal besser, die Gründe dafür mit sich selbst zu klären und nicht nach außen kundzutun, um niemanden zu verletzen.

    Er/sie hat ja geschrieben, dass er/sie sich in einer Gesellschaft, in der besonders viel queere Menschen zusammenkommen, er/sie sich nicht wohlfühlen würde. Ja, warum auch nicht? Kommen viele queere Menschen zusammen, ist das queer-Sein auch immer wieder Thema.

    Klar, unter vielen Queeren ist der Nicht-Queere plötzlich der "Unnormale", das kann verunsichern, ebenso die starke Fixierung der queeren Community auf "ihre" Themen - diese Dominanz scheint manchmal den Eindruck entstehen zu lassen, dass viele andere wichtige Facetten des Lebens davon überdeckt werden...

    Wenn alle Menschen der gleichen Meinung wären, wäre das keine Harmonie, sondern Monotonie – nichts ist langweiliger.

    Es könnte schon auch als harmonisch empfunden werden (nichts ist gemütlicher, als z.B. eine gefühlte Einigkeit der Meinung unter "Stammtischbrüdern"), nur birgt es die große Gefahr, dass man a) der objektiv falschen Meinung anhängen könnte und

    b) sich dann irgendwann schlimmstenfalls niemand mehr traut, diesem Meinungs-"Bollwerk" eine abweichende Ansicht gegenüberzustellen....

    Wenn Meinungen, Wertmaßstäbe und Lebensweisen verschieden sind, so sind gute Voraussetzungen gegeben, in einen Dialog zu treten. Zumindest, solange eine Gruppe nicht der Auffassung ist, ein Meinungsdiktat über die andere verhängen zu müssen.

    Genau! Aber leider scheint sich Letzteres immer wieder zu ergeben/zu wiederholen...

    Ich finde es gut, wenn man über seine Gefühle - auch wenn sie sozial unerwünscht sind - reden kann. Das ist eine große Chance.

    Ja, in angemessener (gewaltfreier) Weise über seine Gefühle zu sprechen, kann zu gegenseitigem Verständnis führen, vorausgesetzt, die Haltung der beteiligten Gesprächspartner ist von Respekt und Toleranz getragen.




    Voreingenommenheit/Vorurteile und Unsicherheiten bzgl. diverser "Reizthemen" lösen sich im Laufe der Zeit - u.a. durch Gewöhnung - oft ganz von selbst auf.

    Menschen sind häufig so "gestrickt", dass sie Unbekanntem zunächst mit Misstrauen begegnen, deshalb hilft es, sich umfassend zu informieren, in Kontakt zu gehen, sich vertraut zu machen.


    Am leichtesten fällt das Annehmen, wenn sich geliebte Familienmitglieder als queer "outen" (wie es in meiner Familie geschehen ist), da entfallen von vornherein "Berührungsängste". ;)



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Ja, hinterfragenswert ist dieser Rat sicherlich, besonders für (wehrhaftere) Erwachsene.


    In meinem Fall hätte wehren keinen Sinn gemacht, ich war noch ein (halbes) Kind, wog vielleicht 44 kg und er war nicht nur ein kräftiger erwachsener Mann, sondern noch dazu Soldat (Nahkampfausbildung!).


    Meine Mutter hatte von vielen Fällen gehört, wo Mädchen während oder nach der Vergewaltigung getötet wurden, um das Opfer "gefügig" zu machen oder/und das Verbrechen zu vertuschen ("Reue" und Angst stellen sich oft nach vollzogener Untat ein...).


    Geschehen lassen wäre demnach eine Strategie, um erstmal eine (bessere) Chance zu wahren, physisch zu überleben, an spätere Gerichtsverhandlungen denkt man in solchen Momenten eher weniger.

    (Ich hatte wohl schlicht großes Glück, dass der Typ sich verunsichern ließ, das hätte auch anders enden können...)


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Liebe Gurkenhut , ich bin da ganz bei dir...


    "Eine reinsemmeln" kann obendrein ziemlich "in die Hose gehen", wenn es zu einem "Echo" kommt (selbst jugendliche "Rotzlöffel" könnten richtig sauer werden und die Situation gefährlich eskalieren)...

    Um eine besonders friedfertige "Nothilfe", die man speziell Buddhisten empfehlen könnte, handelt es sich auch eher nicht und für Frauen, die helfen wollen, ist es sicherlich keine Option (es sei denn, sie betreiben Kampfsport...? ;)) .


    Ich bin als 13-jähriges Mädchen mal auf dem Nachhauseweg von der Schule von einem jungen amerikanischen Soldaten ("GI") verfolgt und dann "gestellt" worden - es geschah auf einem einsamen Weg, nur etwa 8 Minuten von einem Wohngebiet entfernt, aber kein Mensch in Sicht...

    Er forderte mich auf, meine Brüste zu zeigen, aber ich hatte mir schon, als ihn hinter mir wahrnahm, vorgenommen, ganz energisch und selbstbewusst aufzutreten (einige Stoßgebete verliehen mir den Mut dazu, damals glaubte ich noch an Gott!).

    So blickte ich ihm direkt in die Augen und sagte mit ganz entschiedener, fester Stimme: "NEIN, auf KEINEN FALL!" So energisch ich es vermochte, marschierte ich an ihm vorbei, schaute starr geradeaus und drehte mich eine ganze Weile nicht um. Als ich mich endlich traute, sah ich ihn in der entgegengesetzten Richtung verschwinden.

    Vermutlich war er verblüfft über meine Reaktion und befürchtete, dass ich keine "leichte Beute" abgeben würde... :erleichtert:


    Hätte er mich aber wirklich körperlich angegriffen, wäre ich wohl dem Ratschlag meiner Mutter für so einen Notfall gefolgt und hätte mich nicht gewehrt ("Sonst bringt er dich vielleicht um!").


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    Ich wollte eine rein imaginäre Situation schildern. Meine Frau und meine Kinder würden vor meinen Augen vergewaltigt und misshandelt. Ich bin Buddhist. Und ich besitze eine Waffe, also könnte ich es stoppen und das Leben meiner Familie retten. Sollte ich das tun oder unterlassen?

    Ja, natürlich solltest (und würdest) du das Verbrechen "stoppen", wenn du dazu in der Lage bist, aber "verhältnismäßig" und mit der Absicht zu retten/schützen, ohne Vernichtungswillen (zuerst "Warnschuss" abgeben, im schlimmsten Fall auf Gliedmaßen zielen etc.).


    Am besten wäre es, gar nicht in eine solche Situation zu geraten, will heißen, wenn eine vorherige Fluchtmöglichkeit für die Familie besteht, diese nutzen....


    Vorsorge besteht vor allem darin, einen Krieg, der zu solchen Verbrechen führt - im Ansatz - zu verhindern.

    (Vorbeugen ist - hier, wie überall - besser als "Heilen".)




    Der Buddha gab auch einen Hinweis für Soldaten:

    S.42.3-5 Der Hauptmann - 3-5. Yodhājīva, Hatthāroha, Assāroha Sutta


    "Da begab sich ein Hauptmann zum Erhabenen und sprach:


    "Gehört habe ich, o Herr, von den früheren Meistern und Altmeistern der Soldaten, daß sie sagten: 'Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, und er wird erschlagen, hingestreckt, der gelangt bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode zur Gemeinschaft der Siegreichen Götter empor'. Was sagt nun der Erhabene dazu?"


    "Laß es gut sein, Hauptmann, frage mich das nicht".


    Doch ein zweites Mal stellte der Hauptmann dem Erhabenen die Frage, und ein zweites Mal wies der Erhabene sie ab. Und ein drittes Mal stellte er die Frage. Da antwortete ihm der Erhabene:


    "Hab' ich dir nicht ausdrücklich gesagt: 'Laß es gut sein, Hauptmann, frage mich das nicht?' Doch ich will es dir erklären: Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, dessen Herz ist schon vorher niedrig, auf schlechter Fährte, schlecht gerichtet: 'Diese Wesen sollen geschlagen werden, umgebracht werden, zerstört und vertilgt werden, sie dürfen nicht mehr da sein'. Während er so mutig kämpft, wird er erschlagen, hingestreckt, und bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode wird er der Siegreichen Hölle, wie sie genannt wird, anheimfallen. Wenn er aber etwa die Ansicht hat: 'Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, und er wird erschlagen, hingestreckt, der gelangt bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode zur Gemeinschaft der Siegreichen Götter empor', so ist das seine falsche Ansicht. Mit falscher Ansicht aber, Hauptmann, stehen ihm zwei Fährten bevor, sag ich: Hölle oder Tierreich".


    Auf diese Worte weinte der Hauptmann laut und brach in Tränen aus.


    "Hab ich dir nicht ausdrücklich gesagt: 'Laß es gut sein, Hauptmann, frage mich das nicht ? "'


    "Nicht weine ich, o Herr, weil der Erhabene so zu mir sprach, sondern weil ich von den früheren Meistern und Altmeistern der Soldaten so lange betrogen, getäuscht und verführt worden bin: 'Wer da als Soldat in die Schlacht zieht und mutig kämpft, und er wird erschlagen, hingestreckt, der gelangt bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode zur Gemeinschaft der Siegreichen Götter empor'.


    Vortrefflich, o Herr!, Vortrefflich, o Herr. Gleichwie man, o Herr, Umgestürztes aufstellte oder Verdecktes enthüllte oder einem Verirrten den Weg wiese oder ein Licht in die Finsternis brächte: 'Wer Augen hat, wird die Dinge sehen', ebenso hat der Erhabene gar vielfach die Lehre gezeigt. Und so nehme ich denn Zuflucht beim Erhabenen, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft. Als Anhänger möge mich der Erhabene betrachten, von heute an zeitlebens getreu"."




    Wie man sieht, wurden auch vor 2500 Jahren schon, Soldaten mit falschen Versprechungen, Rechtfertigungen und Tröstungen zur Teilnahme an Kriegen/Schlachten motiviert.....

    (Diesbezüglich hat sich wohl nicht so viel geändert - heute sterben Armeeangehörige womöglich für diverse "Nothilfen" einen "edlen" Tod...)


    Für Interessierte: "Wie werden wir Kriege los" - ARD-Video (30 Min. ):


    42 – Die Antwort auf fast alles: Wie werden wir Kriege los? | ARD Mediathek
    Wie werden wir Kriege los? | Video | Menschen auf der ganzen Welt wollen in Frieden leben. Aber so einfach ist das nicht. In Europa wurde schon gedacht, man…
    www.ardmediathek.de


    Mögen wir alle Frieden finden.



    Liebe Grüße _()_ :heart: :)



    A.V.174 Fünf schreckliche Übel - 4. Vera Sutta

    "......Während, o Hausvater, derjenige, der tötet, auf Grund des Tötens schreckliches Übel erzeugt in der Gegenwart, schreckliches Übel erzeugt in künftigem Dasein und auch in seinem Inneren Schmerz und Mißstimmung empfindet; so erzeugt, wer das Töten meidet, weder gegenwärtig noch in künftigem Dasein schreckliche Übel, und er empfindet innerlich keinen Schmerz, keine Mißstimmung. ....."


    A.V.177 Fünf verwerfliche Berufe - 7. Vaṇijjā Sutta

    Fünf Arten des Handels, ihr Mönche, sollte der Laienjünger nicht ausüben. Welche fünf?

    • Handel mit Waffen,
    • Handel mit Lebewesen,
    • Handel [5] mit Fleisch,
    • Handel mit Rauschmitteln und
    • Handel mit Giften.


    Laut Palikanon lehnte der Buddha das Töten grundsätzlich ab, im "Gleichnis von der Säge" (MN 21) mit einem drastischen Beispiel:


    (Die Geschichte erinnert mich ein wenig an jene Bibelstelle, wo Jesus seinen Peinigern, trotz allem, noch soviel Güte entgegenbrachte, dass er Gott bat: "Herr vergib ihnen, (denn) sie wissen nicht, was sie tun." - Lukas 23:34 - )


    "...."Wenn auch, ihr Mönche, Räuber und Mörder mit einer Baumsäge Gelenke und Glieder abtrennten, so würde wer da in Wut geriete nicht meine Weisung erfüllen. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: 'Nicht soll unser Gemüt verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemütes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüte durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen': also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben.

    "Dieser Belehrung aber, ihr Mönche, durch das Gleichnis der Säge mögt ihr euch oftmals erinnern. Wißt ihr, meine Mönche, von einer Redeweise, ob fein oder gemein, die ihr nicht ertragen könntet?"

    "Gewiß nicht, o Herr!"

    "Darum also, ihr Mönche: dieser Belehrung durch das Gleichnis der Säge erinnert euch oftmals; es wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen." ....."



    Die "Waffe" zur Selbstverteidigung ist demnach Liebende Güte (Metta, Maitri). Selbst, wenn man sich, einem überfallartigen Angriff (ohne Fluchtmöglichkeit) ausgesetzt, instinktiv wehrt, sollte keine Tötungsabsicht im Geist vorhanden sein, nur Selbstschutz aus (Selbst-) Mitgefühl.

    Und das lässt sich, wie Sudhana ausführte, lernen und trainieren, wie auch das Gegenteil (z.B. durch Wehrdienst)....


    Die wenigsten Menschen handeln in solchen Situationen rational, also so, wie sie sich in einer Diskussion aus wohlabgewogenen Gründen für eine theoretische Handlungsoption entscheiden. Sie handeln vielmehr so, wie sie es gelernt und eingeübt haben.

    Der militärische Drill stellt eine Art Hirnwäsche und "Programmierung" dar, die dafür sorgt, dass in entsprechenden Situationen die Handlungen fast automatisiert ablaufen (können). Rechtfertigungen dafür werden ebenfalls fest im Denken und Fühlen verankert - (Selbst-) Verteidigung und/oder Nothilfe - und damit ist dann der Ethik genüge getan...

    In einem Dojo' hat den Vorteil, dass man nicht nur zu Sitzen lernt, sondern auch unheilsames Verhalten verlernt.

    Danke für diese Hervorhebung, dieser Aspekt wird m.E. zu selten betont.... _()_

    Als Ordinierter kann man da jedenfalls nicht mehr viel machen, sorry*. Auch nicht, wenn der Unterschied zwischen 'helfen' und 'töten' verwischt wird.

    Und wie sieht es mit dem "Töten "ohne Zerstörungsabsicht" aus?

    Also z.B. "passive Sterbehilfe", "Beihilfe zum Suizid" oder gar "Tötung auf Verlangen" - aus Mitgefühl/Liebe?




    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    Normal wird oft mit angepasst, rational und leistungsfähig verknüpft. Wer all das nicht ist, gilt als unnormal. Nun leben wir in einer Zeit, in der viele Erkenntnisse und Gewohnheiten von gestern, heute ihre schädlichen Konsequenzen offenbaren.

    Normalität verknüpfe ich auch mit eingefahren, relativ konstant/stabil, verlässlich, vertraut....

    Das Unnormale, von der Norm Abweichende, beunruhigt zunächst einmal, lenkt dadurch die Aufmerksamkeit auf sich.

    Z.B. kann, auf körperlicher Ebene, ein Mensch mit Tics bei Menschen, die das nicht kennen und einordnen können, Irritationen auslösen (und er gilt als "krank"/unnormal).


    Ebenso wird abweichendes Verhalten, beispielsweise ein Leben ohne PKW im ländlichen Bereich, knallrot gefärbte Haare bei einer 80-Jährigen, etc. pp. (heute "noch"?) Belustigung oder abwertende Reaktionen nach sich ziehen.

    So ticken die "Normalen"...

    Als normal gilt was die meisten Menschen machen, aber deshalb muss es nicht das Richtige sein.

    Genau, aber was richtig und was falsch ist, darüber streiten sich auch die Geister....


    Darum ist jetzt vielleicht die Zeit der Unnormalen angebrochen, die Anpassung, Rationalität und den Leistungsbegriff generell infrage stellen.

    Eine neue Ära ist auf jeden Fall angebrochen, wo "Normalität" (business as usual) stark und berechtigt hinterfragt wird, aber "Anpassung", im Sinne von "Flexibilität" wird immer vonnöten sein - die Fähigkeit, sich neuen Verhältnissen flexibel anzupassen, erhöht die Überlebenschancen für alle Lebewesen.


    Kranken mangelt es oft an dieser wichtigen Kompetenz, weshalb sie am Altgewohnten/Althergebrachten und Vertrauten anhängen/festzuhalten versuchen.

    Mir ist es jetzt auch noch mal wichtig, zu unterstreichen, dass die Einhaltung der Sila ein freiwilliges Üben aufgrund von Einsichten darstellt, zu denen man auf verschiedenen Wegen gelangen kann:


    Alle Lebewesen sind vergänglich und sterblich – ich sehe es, und dann fühle ich mich (mit ihnen) verbunden. Das ist meine innere Verbundenheit, mit Verpflichtung hat es nichts zu tun. So sehe ich es.

    Dieses Verbundenheitsgefühl kann durch Meditation, intensive Erlebnisse von Nähe und Gleichheit (Mitgefühl, Liebe), weniger durch reines Nach- und Hineindenken entstehen.


    Müssen, sollen implizieren ein moralisches Werturteil. "Wenn du die Sila nicht einhältst, dann bist du ein schlechter Mensch und hast als Strafe eine schlechte Wiedergeburt zu erwarten."

    Der - meines Erachtens - am wenigsten zielführende Weg ist tatsächlich der des Müssens/Sollens, womöglich noch mit Strafandrohung.

    Gerade Christen, die sich in einer Übergangsphase zum Buddhismus befinden, neigen anfangs oft zu dieser Interpretation der "Anweisungen" Buddhas.

    Dennoch kann man vermutlich auch mit dieser moralisch-urteilenden Grundeinstellung - allein durch die Praxis - heilsame Ergebnisse erleben...

    Hingegen ist die Feststellung einer Ursache-Wirkung-Beziehung frei von den Kategorien Schuld und Strafe. Ursache und Wirkung beziehen sich einfach auf das Ergebnis, das ich zu erwarten habe, wenn ich mich auf eine bestimmte Weise verhalte. Beispiel: Wenn ich auf vergängliche Phänomene mein Glück baue, dann ist Leiden vorprogrammiert. Oder: Wenn ich ständig lüge, werde ich immer größere Probleme mit meiner Umwelt bekommen. Menschen werden mir nicht mehr vertrauen und meine Gesellschaft meiden.

    Für eher kritische, skeptische Menschen (verstandes-/vernunftbetonte "Denker") kann sich der Sinn der Sila über die Erkenntnis einer Ursache-Wirkungs-Beziehung erschließen und sie dafür öffnen. Ohne innere Akzeptanz würde der Widerstand die Einhaltung der Sila möglicherweise sehr erschweren...

    Die Sila habe ich lange unterschätzt, weil ich dachte, dass Meditation und Erkenntnis die eigentlichen Schlüssel zur Lehre des Buddha seien. Warum soll ich mich da mit den Grundlagen abgeben, die noch dazu so realitätsfern, lust- und lebensfeindlich erscheinen?

    Nach meinem Gefühl trifft diese Einschätzung auf viele Buddhisten zu...

    Deshalb finde ich diesen Thread auch elementar wichtig und bin dir, Thorsten Hallscheidt , sehr dankbar - auch für deine inspirierenden Beiträge. _()_

    In der Praxis gibt es aber tatsächlich nichts, was mein Leben mehr verändern würde. Nicht, dass ich es schaffen würde, die Regeln konsequent einzuhalten. Aber schon die geringen Fortschritte erzeugen ein enormes Potenzial an Veränderungen zum Positiven hin – mehr als jedes Buch über buddhistische Philosophie oder jeder 10-Tages-Retreat.

    :heart: _()_

    Es gibt auch andere Wege. Mich stecken kaum noch Mücken, seit ich sie nicht mehr erschlage. Ich habe andere Wege gefunden und die Tiere lassen mich in Ruhe. Nicht mehr zu töten heißt für mich vor allem, andere Wege zu finden, mit meiner Wut und der Natur, mit den Mitlebewesen umzugehen.

    _()_ :heart: Diese Beobachtung habe ich auch schon gemacht, aber man muss aufpassen, wem man da was mitteilt.... ;)

    Wenn die "anderen Wege" rational nachvollziehbar sind (z.B. Fliegennetze, spez. Hautlotionen, etc.), finden sie sicher schnell Nachahmer, schwierig wird es, wenn man versucht, zu vermitteln, dass eine friedlich - wohlwollende, akzeptierende Haltung auch Effekte haben kann - schwupps, ist man von manchen als Esoteriker abgestempelt...


    Natürlich würde man wohl kaum - nur mit friedlicher Gesinnung allein - im Sommer nach Skandinavien reisen, um dort an einem See, schutzlos, zu kampieren... :erleichtert:


    (Von Buddha Shakyamuni wird ja diese schöne Geschichte erzählt, wo er - aufgrund seiner friedvollen Güte - einen wilden Elefanten beruhigen konnte, den sein Vetter Devadatta auf ihn gehetzt hatte...)

    https://www.palikanon.com/namen/n/naalaagiri.htm




    Liebe Grüße (und frohe Osterfeiertage! :sunny: :klee: ),


    Anna :) _()_ :heart:

    Wenn menschliche Ethik als das innere Ergebnis der Einsicht, des klaren Blicks, zustande kommt, dann entsteht sie wie von selbst – also spontan und unwillkürlich

    Ja, das glaube ich auch, aber es kann ja dauern, bis der Klarblick, die Einsicht, sich einstellen und in der Zwischenzeit könnte man sich doch schon mal praktisch darin üben, von gewissen Dingen abzustehen....

    Wie die Geschichte zeigt, hat kein "Sollen" jemals echten inneren Frieden gebracht, eher das Gegenteil.

    Das kann man nicht wissen - vielleicht hätte es sonst noch mehr kriegerische Auseinandersetzungen gegeben?!

    Sich üben hilft, Verhalten zu ändern - die positiven Auswirkungen betreffen einen selbst und das Umfeld.

    Alle Lebewesen sind vergänglich und sterblich – ich sehe es, und dann fühle ich mich (mit ihnen) verbunden. Das ist meine innere Verbundenheit, mit Verpflichtung hat es nichts zu tun. So sehe ich es.

    Schön, wenn du diese Verbundenheit sehen und spüren kannst und aus diesem Mitgefühl heraus, keinem Wesen Schaden zufügen möchtest.

    Die Sila können aber zur Orientierung und als Richtschnur für jene dienen, die noch nicht diese Verbundenheit fühlen.


    Liebe Grüße :) _()_ :heart:

    Die Sila haben für mich sehr großen Stellenwert und dennoch fiel/fällt es mir ausgerechnet beim ersten (und wohl wichtigsten) Sila schwer, es konsequent einzuhalten.


    Stichwort "Spinnenphobie" und "Ungeziefer" beim Hund.


    Früher habe ich jede Spinne in der Wohnung panisch "plattgemacht" (wenn ich alleine war) oder Andere dazu veranlasst, sie zu töten. Heute lasse ich meinen Mann die Spinnen lebendig nach draußen bringen, ich könnte denen nichts mehr tun (lassen), weil ich so stark fühle, dass sie leben wollen und "meine" Angst/"mein" Ekel mein Problem ist.

    Bei Zecken und Flöhen, die unsere Hunde gelegentlich plagten, ging es um Güterabwägung und da kam ich zu der Entscheidung, dass das Wohlbefinden und die Gesundheit des Hundes Vorrang haben, vor dem Lebensinteresse der Parasiten....


    Eine vollgesogene Zecke einfach freizulassen, würde bedeuten, dass sie sich weiter fortpflanzen und ihre Brut erneut Tiere oder Menschen plagen und ev. krank machen wird (einer meiner Hunde erkrankte schlimm an Borreliose).

    Da siegte der "gesunde Menschenverstand"/die Vernunft über den Wunsch nach Einhaltung der Sila, aber ich muss zugeben, dass ich mich immer elend beim Töten fühlte...


    Dann wäre da noch die Euthanasie geliebter Haustiere, wenn sie unheilbar erkrankt sind und schwer leiden.... Es gibt Dharmalehrer, die das Einschläfern als "Einmischung in das Karma der Tiere" (und als "Schlechtes Karma-Machen" des Tierhalters) ablehnen (: und damit womöglich großes Leid verursachen.

    Bzgl. des tierischen Karmas denke ich, dass es das Karma dieses Tieres war, bei mir zu leben und eben "erlöst" zu werden, wenn es unerträglich wird - andernfalls wäre es woanders gelandet...

    Und sollte ich selbst dadurch schlechtes Karma verursacht haben - sei's drum.... :shrug:


    Die Konsequenz aus diesen Dilemmata habe ich allerdings durch den Verzicht auf die Haltung weiterer Haustiere gezogen.


    Die Einhaltung der übrigen Sila fällt mir leicht, bis auf das unnötige Schwätzen natürlich... :grinsen:



    Liebe Grüße _()_ :heart:

    Bitte nicht vergessen. Bud. Ethik ist ein Übungsweg. Kein „Du musst!“, „Du sollst!“, „Du darfst nicht!“, sondern „Mögest du…“

    Mögen, sollen, dürfen... Wie steht es mit Ursache – Wirkung? Wenn keine Sila, dann kein Fortschritt in buddhistische Praxis – wertfrei, so wie: kein Licht – kein Pflanzenwachstum.


    Wenn diese Grundlage im Grunde zu vernachlässigen, nicht verbindlich ist, warum spielt sie im Buddhismus so eine große Rolle?

    Menschen neigen einerseits zur Nachlässigkeit, Bequemlichkeit und Vergesslichkeit, andererseits vertragen viele "Druck" (müssen, sollen,...) eher schlecht - weder von außen oktroyierten, noch selbst auferlegten.


    Von daher macht es Sinn, die Sila nicht als unbedingtes "Muss" zu formulieren, sondern sie - etwas sanfter - (sozusagen mit "mitfühlendem Verständnis") dem Übenden "nahezulegen".


    Die Praxis der Sila ist nicht nur heilsam für alle Wesen, sondern auch beglückend und ist ein elementarer Bestandteil des achtfachen Pfades, geradezu seine Basis.


    Zitat:

    "...Indem er das tut, gibt er unzähligen Lebewesen die Gabe der Freiheit von Furcht, Feindschaft und bösem Willen. Und auch er selbst genießt grenzenlose Freiheit von Furcht, Feindschaft und bösem Willen."


    Freiheit von Furcht, Feindschaft und bösem Willen führt zu Frieden.


    Ich denke, auch ein Fortschritt in der buddhistischen Praxis bleibt ohne Sila aus.

    Das denke ich auch.



    Liebe Grüße _()_ :heart:

    Hallo, lieber Thorsten Hallscheidt ,

    herzlichen Dank für deinen Beitrag, der mich irgendwie sehr berührt hat... _()_ :heart:


    Zu einigen Passagen möchte ich gerne noch Gedanken äußern (und hoffe, es stört dich nicht):

    Die Person und die Vorstellungswelt eines "Gottes" in einer "Himmelswelt" entspricht einer besonders dichten Bewölkung: Das sinnliche Glücksempfinden ist so umfassend, dass ein Zweifel oder ein Wunsch nach Befreiung aus diesem Zustand gar nicht erst entstehen. Im Vergleich zu früheren Jahrhunderten, leben viele von uns in einer solchen "heilen" Welt.

    Was das vermeintliche Glück in dieser "heilen" Welt trüben kann, ist zum Einen das Bewusstsein seiner Vergänglichkeit (was normalerweise schnell - u.a. durch Ablenkung - verdrängt werden kann) und zum Anderen ein wahrnehmender, empathischer Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, der das Leiden anderer Wesen sieht und irgendwann erkennt, dass dieses Leid allgegenwärtig ist und auch die eigene Person umfasst.


    "....Bist du glücklich, so machst du auch andere glücklich. Der Glückliche kann nur Glückliche um sich sehen." (Ludwig Feuerbach)


    Vielleicht will man - in seiner "Glücksblase" - auch die Unglücklichen (Leid und die Leidenden) gar nicht sehen...? :?

    Das Erwachen ist unter zu positiven Lebensumständen aber nur schwer zu finden. Daher wahrscheinlich auch der milde Tadel des Buddha.

    Kurioserweise interessieren sich hier im "Westen" ja oft gerade die wirtschaftlich und sozial Bessergestellten für den Buddhismus, gesättigte (übersatte?) "Bildungsbürger" auf Sinnsuche oder/und - trotz Wohlstandes - an Unerfülltsein und Unzufriedenheit Leidende.

    Vielfach kommt um die sogenannte "Lebensmitte" herum die Krisenzeit der "Glücklichen", vielleich, weil sich dann Anicca nicht mehr so leicht verdrängen und leugnen lässt...?

    Auch in der Welt der Hungergeister sind die Wolken sehr dicht. Das Elend ist so groß, dass kein Gedanke an Befreiung, jenseits von Wünschen und Wollen, aufscheinen kann, denn alles ist von Leid, Mangel, Begierde und Hass bestimmt. Auch diese Form von Schicksal gibt es in unserer Menschengegenwart.

    Ja, wenn die Grundbedürfnisse schon unzureichend gestillt werden, es ums "nackte Überleben" geht, erscheint ein Weg der Gierlosigkeit wohl wenig erstrebenswert.


    (Dennoch habe ich selbst erlebt, dass - nach dem Verlust fast aller materiellen Güter und Leben am Existenzminimum (Geschäftspleite) - eine Neuausrichtung auf nichtmaterielles Glück und Abkehr von Wünschen und Bedürfnissen möglich ist.

    Allerdings beobachtete ich weiterhin, dass mit abnehmenden Wünschen/abnehmender Gier parallel die aversiven Gefühle (Ablehnung, Widerstand und Angst ("Hass") ) zunahmen - wodurch neues Dukkha entstand, was schließlich zur Suche nach einem "Ausweg" und zur Buddhalehre, führte.)

    Auf der Basis der Sila kann ich zu einer Existenz finden, die Raum lässt, sodass sich Lücken zwischen den Wolken auftun können. So eine Lücke ist entscheidend, um die Wolken (meine Vorstellungen von Ich und Welt, meine Wünsche und Begierden, das ganze Samsara eben) überhaupt erst als etwas zu erkennen, das etwas anders verbirgt, und diese Wolken eben nicht für die letztliche Wirklichkeit zu halten.

    Die Sila sollten m.E. am Anfang des buddhistischen Weges stehen und diesen stetig begleiten, da sie u.a. eine zu starke Selbstbezogenheit abmildern, die sich leicht einstellt, wenn man beginnt, den eigenen Geist durch Kontemplation und Meditation zu erforschen.

    Allerdings sind diese Lücken nicht verfügbar. Diese Unverfügbarkeit ist der Grund dafür, dass Wollen diese Erfahrung sogar völlig unmöglich macht. Ich kann die Wolken nicht aufreißen wollen, weil dieses Wollen nur eine weitere Verdichtung der Wolken erzeugt. Ich kann lediglich alles Wollen und Wünschen loslassen, und so die Voraussetzungen schaffen, dass sich irgendwann vielleicht der Himmel öffnet. Das kann Jahre dauern – oder nie geschehen. Das Nicht-Wollen ist sehr einfach und extrem schwierig zur gleichen Zeit. Wenn es nicht gelingt vor dem Tod, ist ein Weitersein in himmlischen Gefilden vielleicht eine kleine Erlösung.

    Sehnsucht, die (lange Zeit oder für immer) unerfüllt bleibt, ist dukkha.

    Wie - um Himmels willen - soll man es "schaffen", etwas nicht zu wollen, wonach man sich so brennend sehnt?

    Erinnert mich irgendwie an die Geschichte vom rosa Elefanten, an den man aufgefordert wird, nicht zu denken - und natürlich hat man die ganze Zeit einen rosa Elefanten vor Augen... :shrug:


    Der Zenmeister und ehemalige Abt des Zen-Klosters Antaiji in Japan, Muho, berichtete in einem seiner Youtube -Videos ungeniert und ehrlich, dass in der Anfangszeit seine Sesshins eine "24-Std-Porno-Schau" gewesen seien :eek: :lol: , d.h. er dachte auf dem Kissen hauptsächlich an Sex....Junger Mann halt...

    Inzwischen hat sich das wohl geändert... und er macht einen glücklichen, zufriedenen Eindruck, obwohl er - nach wie vor - behauptet, "nicht erleuchtet" zu sein.


    Das Nicht-Wollen ist sehr einfach und extrem schwierig zur gleichen Zeit. Wenn es nicht gelingt

    ....dann ist das so. :)

    (Na, und?!)



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Hallo, lieber nuk , vielen Dank für deinen Beitrag! _()_ :heart:

    Interessante Interpretation...

    Du meinst, der Buddha hätte erkannt, dass es den sogenannten "freien Willen" nicht gibt, wir "gar nicht anders können", als dem zu folgen, wovon wir annehmen, dass es uns das größte Glück beschert?


    Demnach wären ja die "Weisen" diejenigen, welche ihrem unfreien Willen nachgehend, in der Lage sind, den Buddhadharma wirklich in seiner Bedeutung zu erkennen, zu verstehen und ihn erfolgreich zu praktizieren.

    Somit wäre alles determiniert, was ziemlich ernüchternd ist und die Frage nach der Dominanz von Karma wieder in den Fokus rückt.


    Aber da gibt es ja auch noch den "freien UNwillen", sozusagen die "Stopp-Taste" für den "unfreien Willen". Man könnte also "Nein" sagen zu bestimmten Handlungen....

    Also wuerdest du z.B., Anna Panna-Sati , es fertig bringen, auf den Dharma zu verzichten und dich stattdessen ganz und gar deinen kurzfristigen Lieblingsgenuessen - welche es auch immer sein moegen - zu widmen?


    Versuche es doch mal. Ich bin mir sicher, es geht nicht.

    Es gab ja bestimmte Bedingungen dafür, dass ich auf den Buddhadharma gestoßen bin und ihm jetzt seit über 6 Jahren "die Treue halte".

    Für "kurzfristige Lieblingsgenüsse" würde ich den Dharma ganz sicher nicht mehr aufgeben, dafür ist er zu sehr Orientierung, Leitschnur und "Sinngeber" des Lebens geworden.

    (Unter "Lieblingsgenüssen" verstehe ich dabei gesteigerte oder "veredelte" Befriedigung von Grundbedürfnissen.)


    Ich bin vom tiefen Wahrheitsgehalt der Buddhalehre überzeugt, da müsste schon etwas sehr Eindrückliches passieren (z.B. eine "Gotteserfahrung" o.Ä.) oder faktische Widerlegung der Lehre durch die Wissenschaft.



    Wie sieht es diesbezüglich bei DIR aus?

    Könntest DU zugunsten deiner "Lieblingsgenüsse" auf die buddhist. Praxis verzichten?


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    Hallo, liebe Gurkenhut ,

    vielen Dank für deinen inspirierenden Beitrag und dass du meine ( teils recht persönlichen) Fragen beantwortet hast ! :heart: _()_

    Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass körperliche Anziehung bzw. Zuneigung und Verlangen komplett weggehen.

    Ja, es ist (auch für mich) schwer vorstellbar, aber bei älteren Menschen (zu denen ich von jeher den Kontakt gepflegt habe) lässt sich beobachten, dass sie mit den Jahren, auf ganz natürliche Weise, immer "kühler", abgeklärter, gelassener, werden (Ausnahmen, wie "Wutnickel", sexbesessene Senioren usw. bestätigen die Regel... ;) ). Empathie und emotionale Tiefe lassen nach, die sogenannte "Altersmilde" stellt sich ein (nicht bei allen.... :grinsen: ).


    Warum sollte es also nicht möglich sein, durch buddhist. Praxis diese Geistesverfassung auch schon früher zu entwickeln?


    Im "Nirwana"-Thread v. 8.8.23 schrieb Hendrik :

    Aus Gefühlen (angenehm, unangenehm oder neutral - und nur das, nichts anderes) entstehen komplexe Emotionen, Wut, Freude etc. Wut ist natürlich auch unangenehm, weil es aus dem entsprechenden Gefühl geboren wurde. Aber sie ist komplexer und trägt noch andere Elemente als nur das Unangenehme, so zum Beispiel Vorprägungen, vielleicht kommen Rachefantasien dazu und vieles mehr.


    Durch Übung (Gefühle zu ergreifen oder nicht zu ergreifen) kann man die sonst unkontrolliert aufkommen von Emotionen überwinden. Sie entstehen erst gar nicht. Was anstatt entsteht, ist ungeboren, weil nicht unkontrolliert und automatisiert aus dem ursprünglichen Gefühl entstanden. Dieser Zustand nun ist Nibbana.


    Aber die Freiheit entscheiden zu können, einem Verlangen nachzugeben oder nicht, und über ein Nein zügig hinwegzukommen ist doch ganz nett.

    Genau, "ganz nett" ist allerdings m.E. stark untertrieben, das wäre doch das Zweitbeste :D nach dem Erlöschen jeglichen Durstes/Verlangens (Tanha) ... :| :buddha:


    Zu deiner Frage, ob man einen erleuchteten Partner will: mit jemanden, dem es völlig gleichgültig ist, ob ich da bin oder nicht, möchte ich nicht zusammen sein.

    Ja, vor allem, wenn zuvor eine liebevolle, innige Beziehung gelebt wurde...


    Gleichmut muss allerdings nicht bedeuten, dass dem Erwachten gleichgültig ist, wie es dem Partner ergeht - er leidet halt nur nicht mehr (mit).

    Ist man selbst ebenfalls auf dem achtfachen Pfad unterwegs ist, könnte es dennoch passen, weil man das "leuchtende" Vorbild ja immer vor Augen hätte. :)


    Ob der/die Erwachte noch mit einem "kuscheln" mag, steht auf einem anderen Blatt, aber vermutlich hätte er/sie nichts dagegen, sich "knuddeln" zu lassen oder wenn der/die Partner(in) fremdgeht oder ihn verlässt. :shrug:


    Ist natürlich alles sehr spekulativ.... :erleichtert:

    Neutral hat für mich was gefühlskaltes, was von ist mir egal was passiert. Das ist es aber nicht, wenn ich Mitgefühl aufbringen kann, dann wünsche ich mir, das weniger gelitten wird. Das geht auch mit Akzeptanz der Umstände.

    Im Palikanon tauchen Begriffe wie Unerschütterlichkeit, Ernüchterung, Kühle, Erloschensein, etc. im Kontext mit Nibbana/Nirvana auf, was sich wirklich (gefühls)kalt anhört.

    Mitgefühl kann aber offenbar dennoch aus dem inneren Frieden und Gleichmut heraus entstehen, wenn beim Erwachten gewisse Impulse geweckt werden, wie es ja beim frisch erleuchteten Buddha Shakyamuni durch Brahma Sahampati geschah (Maha Vagga 5).


    Im Mahayana - Buddhismus wird Mitgefühl ohnehin zum zentralen Thema und "wünschen", nämlich das Wohl aller Wesen, nimmt viel Raum ein - eben aus der wohlwollenden, mitfühlenden Gesinnung heraus. (Das hört sich irgendwie gar nicht mehr so nüchtern an... :? )



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Hallo, liebe(r) Numisatojama ,


    herzlichen Dank für deinen erhellenden Beitrag! _()_ :heart:

    Dreifaches wahres Wissen, welches die Brahmanen auch mit dem Wissen der Drei Veden gleichtun, besitzt hingegen der Buddha, als

    ‚Der Dreiwissensmächtige‘,


    -die Erinnerung an frühere Daseinsformen,
    -das Himmlische Auge und
    -die Triebversiegung

    Danke, - wieder etwas dazugelernt, ich wusste nicht, dass zwischen Buddha Shakyamuni und dem Arahant Sariputta noch solche Unterschiede in Wissen und Fähigkeiten bestehen.

    Der Buddha sah also, nachdem Sariputta in seiner weiser und mitfühlenden Auslegung des Dhamma lehrte, das der Brahmane nach seinem Tode im Brahmareich wiedergeborenen wurde.


    Sariputta ‚sah’ es als Arhant, ohne das himmlische Auge,

    nicht.


    So erklärt sich mir der angesprochene Hinweis des erleuchteten Buddha als Unterschied, also nicht als Tadel.

    (in Kommentaren als ‚Tadel’ beschrieben)

    Ja, das leuchtet mir ein.... :?

    Wobei die Tatsache, die auch void hier gerade nochmal ansprach, dass das Glück der Götterwelt eben zeitlich begrenzt ist (UND im Anschluss die Gefahr einer drohenden niederen Wiedergeburt im Raum steht) , beim Buddha vielleicht ein anderes (tieferes?) Mitgefühl ansprach/"weckte", als das - wahrscheinlich eher auf Empathie basierende - Mitgefühl Sariputtas...


    Dementsprechend wäre dann der "Hinweis" an Sariputta (der von Kommentatoren als "milder Tadel" interpretiert wurde) ergangen, dass " es noch mehr zu tun" gegeben hätte.


    Nochmals ein herzliches Dankeschön für deinen wertvollen, aufbauenden Beitrag und die Hinweise auf die Lehrreden MN 71 und MN 74! _()_ :rose:


    Liebe Grüße, Anna :) :heart: _()_

    Hallo, lieber Qualia , :)

    Von der Brahmawelt bis zur tiefsten Hölle gibt es nur Welten der Wiedergeburt. All diese Welten hat der Buddha überwunden. Er wird nicht in einer dieser Welten erscheinen. Er erscheint in der Brahmanwelt.

    Leider habe ich nicht verstanden, was du mit "Brahmanwelt" meintest und inwieweit sich diese von der "Brahmawelt" unterscheidet....


    Habe mal die KI befragt (vielleicht interessiert es auch Andere..):


    Was ist der Brahma-Himmel?


    "Im Buddhismus bezieht sich der Begriff "Brahma-Himmel" auf eine Reihe von himmlischen Ebenen oder Welten, die durch hohe geistige Zustände charakterisiert sind. Diese Ebenen sind Teil der buddhistischen Kosmologie und repräsentieren Zustände des Seins, die durch die Praxis von Meditation und die Entwicklung bestimmter geistiger Qualitäten erreicht werden können. Der Brahma-Himmel ist insbesondere mit dem ersten Dhyāna verbunden, einem meditativen Zustand, der durch Beobachtung (vitarka) und Reflexion (vicāra) sowie Freude (prīti) und Glück (sukha) gekennzeichnet ist.


    Die Bewohner des Brahma-Himmels erleben eine Existenz, die frei von den gewöhnlichen Leiden der menschlichen Welt ist, und ihre geistigen Zustände spiegeln die Qualitäten von liebevoller Güte, Mitgefühl, altruistischer Freude und Gleichmut wider. Diese himmlischen Ebenen sind jedoch nicht permanent; sie unterliegen dem Zyklus von Entstehung und Vergehen, der das gesamte Universum betrifft. Am Ende eines großen Zeitalters (mahākalpa) werden die Brahma-Welten zusammen mit den niedrigeren Welten des Universums durch Feuer zerstört. ..."





    (Quelle: NORBU - Buddhist AI Chat Bot)



    Wikipedia: Als "Brahman" wird, in der hinduistischen Philosophie die "unveränderliche, unendliche, immanente und transzendente Realität, welche den ewigen Urgrund von allem darstellt, was ist", bezeichnet. .....

    (Es ist also kein "Ort".)



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:






    Hallo, liebe Gurkenhut , :)


    vielen Dank für deinen Beitrag - du schaffst es immer wieder, viel Information klar und prägnant zusammenzufassen, toll! _()_  :like:

    Zu 3: formale Meditation und in der Welt/ unter Menschen die 4 Unermesslichkeiten zu üben sind für mich keine zwei gegensätzlichen Pole, sondern zwei Sachen, die sich vielleicht zeitlich abwechseln, aber inhaltlich zusammenwirken.

    Stimmt, im Idealfall wirkt beides inhaltlich zusammen, jedoch beobachte ich immer wieder, dass viele Buddhisten eher die Tendenz haben, sich von der Welt zurückzuziehen, die Menschen vorwiegend "aus der Ferne" zu lieben" und Mitgefühl bestenfalls gedanklich zu schenken.

    Die praktische Umsetzung, das Engagement für Andere, z.B. gemeinnützige Tätigkeiten, sind (noch?) seltene Phänomene, im Gegensatz zu christl. Gläubigen.


    Damit bleibt eine mögliche Quelle für ein "glückliches (erfülltes) Leben" außen vor, denn Mitgefühl zu praktizieren, bereitet im Allgemeinen allen Beteiligen Freude, nicht nur den Hilfsbedürftigen.


    Zu 4: von Anhaftungen befreit bedeutet für mich nicht den Sinnesgenüssen nicht mehr zugeneigt zu sein. Nur Genuss und Schwierigkeit gleichermaßen annehmen zu können, ohne das eine abwehren und das andere festklammern wollen.

    Zu-Neigung stellt m.E. schon eine milde Form des Verlangens dar, es ist nicht neutral, im Sinne von "frei von jeglicher Anhaftung"... :?

    "Genuss anzunehmen" dürfte wohl niemandem schwerfallen, das Problem besteht ja im "immer wieder", "immer mehr" oder "immer wieder Neues" Wollen, wodurch in der Folge Dukkha entsteht.


    In einem anderen Thread löste eine Äußerung von mir, bzgl. Erleuchteten, (vermutlich nicht nur) bei einem Forumsmitglied anscheinend große Heiterkeit aus:

    (Daran dachte ich zurück, als ich hier fragte, ob jemand sich eine(n) Erleuchtete(n) als (Ehe-) Partner wünschen würde... ;) )



    Ich würde eher annehmen, dass man NUR im Nirwana-Zustand mit Sex so umgehen kann, dass man ihn genießt, ohne anzuhaften (Verlangen - neu - zu entwickeln) - falls es überhaupt noch zu Sex kommt....


    Ach, das ist echt lustig, danke sehr! (: (: (:

    Darf ich dich fargen, sehr liebe Anna Panna-Sati , wie um Gottes willen konnst du darauf?

    Tja, man sollte Nirvana ein Schnippchen zu schlagen, um wieder zu "geniessen".. Tja..

    ......

    :shock: :lol:  :rofl:

    Ich bin Igor07 damals die Antwort schuldig geblieben, aber vielleicht hast DU ja die Lösung? 8)


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)