Posts by Maha

    Im traditionellen Buddhismus ist meines Wissens die Sicht verbreitet, dass man in der Regel sehr sehr viele Leben braucht, um das Erwachen zu erreichen. Das rückt das Ziel in eine wesentlich größere Perspektive und nimmt auch etwas von dem Druck sich in diesem einmaligen Leben bewähren zu müssen. Gleichzeitig wird z.B. im tibetischen Buddhismus betont wie selten und kostbar die Gelegenheit eines menschlichen Lebens ist, um Befreiung zu erlangen, und dass man sich diese Chance zunutze machen sollte.


    Hier ist aus meiner Sicht das Missverständnis, dass Erwachen etwas furchtbar großes sei. Etwas, dass nur unter enormen Anstrengungen, unter der Aufgabe aller guten sinnlichen Erfahrungen, strengster Askese etc. erreichbar sei. Dabei ist Erwachen etwas sehr alltägliches: Mit wachem Bewusstsein die Freiheit über meine Reaktionen. Dies lässt sich im Alltag einfach üben.

    Ein Streben nach den Qualitäten des Erwachens sollte sicher etwas alltägliches sein. Wir müssen das ja irgendwie in unseren Alltag übersetzen, wenn wir danach streben wollen. In welchem Maße das, was wir in unseren Alltag dann auch tatsächlich erreichen, schon wirklich Erwachen ist, da bin ich mir nicht so sicher.


    Im traditionellen Buddhismus ist meines Wissens die Sicht verbreitet, dass man in der Regel sehr sehr viele Leben braucht, um das Erwachen zu erreichen. Das rückt das Ziel in eine wesentlich größere Perspektive und nimmt auch etwas von dem Druck sich in diesem einmaligen Leben bewähren zu müssen. Gleichzeitig wird z.B. im tibetischen Buddhismus betont wie selten und kostbar die Gelegenheit eines menschlichen Lebens ist, um Befreiung zu erlangen, und dass man sich diese Chance zunutze machen sollte.

    Da gehört aber auch zur Ehrlichkeit dazu, dass es religiöse Buddhisten gibt in großer Angst davor das nächste Leben als Hungergeist o.ä. zu verbringen. Also ob es nun Druck nimmt oder Druck gibt ist vermutlich eine sehr individuelle Sache.

    Ja, Angst und Furcht ist in dieser traditionellen Sicht sicher ein Antrieb für die Zufluchtnahme und die Anstrengung auf dem spirituellen Pfad.


    Es hängt alles mit der nicht stillstellbaren Bewährungsdynamik zusammen, aus der wir Menschen wohl niemals heraus kommen. Die konkrete Form und Ausgestaltung der Bewährungsdynamik ist im traditionellen Buddhismus halt anders als im säkularen. Das wollte ich glaube ich damit sagen.

    Im traditionellen Buddhismus ist meines Wissens die Sicht verbreitet, dass man in der Regel sehr sehr viele Leben braucht, um das Erwachen zu erreichen. Das rückt das Ziel in eine wesentlich größere Perspektive und nimmt auch etwas von dem Druck sich in diesem einmaligen Leben bewähren zu müssen. Gleichzeitig wird z.B. im tibetischen Buddhismus betont wie selten und kostbar die Gelegenheit eines menschlichen Lebens ist, um Befreiung zu erlangen, und dass man sich diese Chance zunutze machen sollte.

    Ja, ist es, unbestreitbar. Und das ist auch verständlich. Aber alle diese Menschen tappen in die Falle des spirituellen Bypassings. Diese Art der Flucht ins Religiöse wird nie nachhaltig sein, sondern nur noch mehr Probleme schaffen - für den Einzelnen genauso wie für die Gesellschaft.

    Ist es nicht so, dass spiritual bypassing so viel meint wie schwierige Gefühle verdrängen oder umgehen durch eine spirituelle Praxis. Das ist nicht geknüpft an eine religiöse Verehrung eines höheren Wesens, sondern vielmehr an die Möglichkeit mit einer spirituellen Praxis schwierige Gefühle auszublenden. Das kann genauso mit einer säkularen Shamatha Praxis passieren wie mit der Verehrung eines höheren Wesens. Es muss auch nicht zwingend aus der Verehrung eines höheren Wesens folgen.

    Ein anderes Beispiel: Ein Euroschein. Für jemanden aus Polynesien, der nicht weiß, wofür dieser Schein gedacht ist, könnte er einfach nur Papier sein, das zum Beispiel für die Toilette genutzt werden kann.

    Auch ein Präsident oder ein König existieren nicht mehr in ihrer Rolle, wenn sie abgewählt oder abdanken.

    So etwas kann ein normaler Mensch leicht nachvollziehen, scheint mir.

    Das ist ein komplexes Thema. Geld oder auch Regierungen sind soziale Institutionen, die in gewisser Weise dadurch zustande kommen, dass alle daran "glauben". Aber man kann dadurch, dass man nicht mehr daran glaubt, auch nicht deren soziale Realität aufheben. Sie sind institutionalisiert und durch festgelegte Verfahren und Gesetze legitimiert. Wenn ich jetzt eine Klopapierrolle nehme und versuche damit meinen Einkauf zu bezahlen, wird das nicht funktionieren, selbst wenn ich felsenfest davon überzeugt bin, dass das Klopapier Geld ist oder vorher "Hundert Euro" auf jedes einzelne Blatt schreibe.


    Wie diese sozialen Institutionen zustande kommen, ist sehr komplex und wie es mir scheint ein Spezialfall von einer Benennung mit einigen zusätzlichen Bedingungen. Aber kann man das wirklich auf alle Phänomene ausweiten als Erklärung?

    Mit dieser Art der Argumentation habe ich das berechtigte Bedenken. Es gibt sehr viele absolut unbewusste Anteile (oder man kann sie als Subpersönlichkeiten benennen oder die Komplexe im Unbewussten).

    Man muss gar nicht den ollen Siggi bemühen. Selbst in unserem bewussten Ich-Bewusstsein bestehen wir doch aus vielen unterschiedlichen Impulsen und Bestrebungen, die sich durchaus auch widersprechen können. Die Person oder das Ich ist vielleicht gar nicht so einheitlich - abgesehen davon, dass sie letztendlich nicht existiert.


    Im systemischen Coaching oder bei dem Kommunikationswissenschaftler Schulz von Thun wird vom inneren Team gesprochen. Das finde ich in vielen Situationen sehr hilfreich.


    ZOLLER KOMMUNIKATION Coaching-Team

    Quelle: https://www.zoller-kommunikati…hing-mit-dem-inneren-team


    Spezialkurs: Selbstcoaching mit dem Inneren Team - KBT  Kommunikations-Beratung und Training - Schulz von Thun Institut


    Quelle: https://www.schulz-von-thun.de…hing-mit-dem-inneren-team

    Was sind gute Kriterien, um eine Dharma Lehrerin , einen Dharma Lehrer auszuwählen?


    Ich vertraue da auf mein Bauchgefühl und darauf, ob ich mit dem Gesagten etwas anfangen kann, ob es da eine Resonanz bei mir gibt.


    Ansonsten sind Kenntnis der Schriften, Güte und Mitgefühl für Schüler*innen, ethische Disziplin, den Dharma verständlich erklären können, Geduld im Erklären und Freude am Lehren klassische Kriterien für die Auswahl von Lehrenden.


    Ich würde mir verschiedene Gruppen anschauen. Heute geht ja auch viel online. Und dann entwickelt sich ein Gefühl, was stimmig für Dich ist.

    Mir scheint, die Lösung des Problems besteht darin, die Person als eine Benennung, Zuschreibung, die auf der Grundlage der Khandhas vorgenommen wird, zu verstehen. Zwischen der Benennung, Zuschreibung einerseits und der Benennungsgrundlage andererseits besteht ein Zusammenhang, sie existieren in gegenseitiger Abhängigkeit.

    Benennung ist ja eine Handlung. Dabei ist fraglich, ob es um bei der Benennung eines Einzeldings oder Ereignisses darum geht, dass diese im Akt der Benennung einer bestimmten Kategorie oder einem bestimmten Begriff untergeordnet werden. Die Kategorie oder der Begriff würden dann schon vor der Benennung existieren und wären insofern allgemein und abstrakt. Oder ist mit Zuschreibung doch etwas ganz anderes gemeint?


    Die Benennung ist auch kein individueller Prozess, sondern ein gesellschaftlicher Prozess. Man kann nicht einfach die Dinge mal und mal so benennen.

    Ja, es gibt bestimmte soziale Konventionen wie etwas sprachlich benannt wird. Das Ich ist aber doch das Persönlichste und Intimste, was keinem außer mir selbst zugänglich ist und dem Gesellschaftlichen und Sozialen erstmal entgegengesetzt erscheint.


    Die Benennung Person ist so etwas wie ein Oberbegriff, der die ursächlich entstandenen und zusammengesetzten Khandhas sowie ihre Funktionen zusammenfasst.

    Person ist ja schon eine recht allgemeine und abstrakte Kategorie, bei der unklar ist, was man sich darunter vorstellen soll und kann.

    Der Prozess des Anhaftens an einem Ich kanalisiert eine Vielzahl von psychischen Prozessen in Emotionen, Willen und dann in Handlungen. Es ist wie bei einem Bach, wo es mehrere Ströme gibt und es manchmal ausreicht, einen einzelnen Stein zu versetzten und das Wasser sucht sich einen anderen Weg. Und dieser ist dann "der Bach". Nymphomanin kriegen die Wechseljahren und haben keinerlei Lust auf Sex, Hippies werden zu Spiesern, Gangster zu liebevollen Vätern ohne dass es sie selbst groß wundert.

    Das finde ich ein sehr schönes Bild für die Veränderlichkeit des Ich. Das Ich wandelt sich und kann sehr vielfältige Anteile haben, von denen mal der eine und mal der andere die Oberhand gewinnen kann. Die verschiedenen Ich-Anteile können auch entgegengesetzte Handlungsimpulse oder Perspektiven auf die Welt haben. Wenn man sich dieser Vielheit im eigenen Inneren bewusst wird, kann das möglicherweise auch ein erster Schritt zur Desidentifikation darstellen.


    Es gibt aber auch Aspekte des Ich, die eher unveränderlich erscheinen und die wir dann als Charakter oder Persönlichkeit bezeichnen. Diesen werden dann auch eher als biologisch oder genetisch bedingt verstanden.

    Bei der Anthroposophie gibt es eine Übung, bei der man sich hinsetzt und denkt, wie man sich beobachtet, während man gerade einen Tisch denkt. Es ist eine schwere Übung und es ist viel Training notwendig um das zu schaffen. Es ist ein Beispiel dafür, dass das Gehirn in der Lage ist, sich beim Denken zuzuschauen. So gibt es also innere Wahrnehmungen, die unabhängig sind von den äußeren Sinnen, es ist die Innenwahrnehmung. Diese bildet das Ich-Bewusstsein und das Ich-Unbewusste. Die Äußerlichkeiten dienen nur zur Ablenkung und zur Illusion.

    Dieser Aspekt der Fähigkeit zur Selbstbeobachtung oder sich auf sich selbst zurück zu beziehen, ist zentral für das Selbstbewusstsein. Das wäre eine weiteres Thema, wie Selbstbewusstsein und Ich zusammenhängen und voneinander abzugrenzen sind.


    Ich brauche wohl kaum erwähnen, dass Buddha den Vergleich zwischen Auto und 'Ich' nie verwendet hat, auch die Naturwissenschaft war ihm nicht bewusst aber er wusste, was das 'Ich' loslassen bedeutet.

    Der Ursprung des Wagen-Arguments stammt aus den Verbundenen Lehrreden. Dort wird es von der Nonne Vajira vorgebracht. Damals war es wohl ein Pferdegespann oder so etwas ähnliches. Dem entspricht heute am ehesten das Auto.

    Die Unterscheidung bezieht sich lediglich auf eine ewige Seele, die womöglich seit Jahrtausenden von Körper zu Körper wandert.

    Ich denke das greift zu kurz. Das habe ich auch weiter oben schon versucht mit dieser Geschichte von Candrakriti zu veranschaulichen.


    Quote

    In der folgenden Strophe des Madhyamakāvatāra gibt Candrakīrti eine anschauliche Illustration dessen, was er für den Fehler in Nāgasenas Argumentation hält:


    [Anzunehmen, dass] man, wenn man eine Schlange sieht, die in ein Loch im eigenen Haus eingedrungen ist, seinen Schrecken beseitigen könnte, indem man sagt: "Da ist kein Elefant drin!", und auch die Angst aufgeben könnte, die wegen der Schlange besteht - so viel zur Naivität unseres Gegners.


    In dieser Illustration ist die Schlange der Sinn für das Selbst, und der Elefant ist der Glaube an ein dauerhaftes Selbst. Angenommen, dass Candrakīrtis Gegner hier tatsächlich jemand ist, der die von Nāgasena vertretene Ansicht vertritt, dann ist Nāgasenas Argument, dass im letzten Sinn keine Person zu finden ist, so, als würde man sagen, dass es keinen Elefanten im Haus gibt, um den Schrecken zu beseitigen, dass sich dort eine Schlange niedergelassen hat. Ein solches Argument scheint sicherlich "Naivität" (ārjavatā) im Sinne von aufrichtig, aber fehlgeleitet zu sein.

    Der Sinn für das Selbst, die Schlange, steht hier für die Ich-Anhaftung bei unserem alltäglichen Tun. Der Elefant steht für den Glauben an ein dauerhaftes Selbst. Zu meinen man hätte mit der Widerlegung oder Aufgabe des Glaubens an ein dauerhaftes Selbst die Ich-Anhaftung aufgelöst ist naiv. Das eine hat mit dem anderen nur bedingt etwas zu tun.

    Leuchtet mir nicht recht ein, eine bestimmte Konfiguration der skandhas ist nur eine bestimmte Konfiguration der skandhas.

    Ich denke an die Erkenntnis, dass das Ganze mehr ist als seine Teile. Nehmen wir das Auto als Beispiel so ensteht durch eine bestimmte Konfiguration der Teile ein Ganzes mit einer bestimmten Funktionalität. Man kann mit diesen Auto dann weite Strecken relativ schnell und bequem zurücklegen und sich sehr schnell fortbewegen. Dabei werden in der Regel noch fossile Brennstoffe verbrannt und die Umwelt verschmutzt und es entstehen Risiken für Leib und Leben.


    Wobei es ja bei dem Wagen-Argument um ein Ich als inhärentes Wesen geht und nicht darum, dass kein Auto existieren kann, das bestimmte Funktionen erfüllen kann.


    Das Ich-Bewusstsein könnte ein Phänomen sein, dass durch eine bestimmte Konfiguration von Hirnarealen und entsprechenden Fähigkeiten wie Sprechen, Seh-Bewusstsein, Hör-Bewusstsein, Fühl-Bewusstsein, Schmeck-Bewusstsein, Riech-Bewusstsein, Denken und motorische Fähigkeiten wie Greifen, etc... entsteht. Das finde ich das am meisten einleuchtende Argument für die Existenz eines Ich bzw. eine sehr gute Erklärung wie ein Ich-Bewusstsein entstehen konnte.


    Wobei es bei dem Ich, das laut Wagen-Argument nicht auffindbar ist, um das inhärente und aus sich selbst heraus bestehende Wesen geht und das ist vielleicht eher vergleichbar mit der platonischen Idee als einer Wesenheit im Ideenhimmel!?

    Es ist die Ablenkung, die Bespaßung von außen, die davon abhält, das Mitgefühl und die Geborgenheit mit sich selbst zu entwickeln.

    Mir fallen auch noch weitere mögliche Gründe ein.

    Vor lauter wichtig sein im Außen kommt es zu diesem Kontakt mit sich selbst nicht. Jedoch das positive Gefühl mit sich ist die Voraussetzung, um von der Ich-Anhaftung sein lassen zu können und aufzugehen im Miteinander. Nicht ich brauche noch ist die Erfüllung, sondern es ist alles da, das Pochen auf das 'ich' ist nicht notwendig.

    Ich könnte mir vorstellen, dass eine Mangelerfahrung in der Vergangenheit oder die Angst vor einem Mangel in der Zukunft wesentlich zu einer Aufrechterhaltung dieser Ich-brauche-noch-mehr Haltung beitragen.

    Ansonsten, wenn ich meinem 'Ich' nachspüre, empfinde ich liebevolle Gefühle zu einem Menschen, dessen Leid im Dasein besteht, nämlich zu mir. Jeder Versuch von außen, dem zu widersprechen, scheitert. Es ist nicht nur meine innere Überzeugung, es ist mein von mir gespürtes inneres sein, das lässt sich von außen nicht infrage stellen.

    Das ist ja ein sehr positiver oder heilsamer Aspekt des Ich, sich selbst Mitgefühl entgegen zu bringen. Ich denke, dass diese mitfühlende und liebevolle Haltung sehr hilfreich ist, um sich mit der eigenen Ich-Anhaftung auseinanderzusetzen.

    Diese Haltung selbst ist auch kein Hindernis denke ich, solange aus ihr keine Anhaftung entsteht.


    Ich glaube, dass es vielen Menschen sehr schwer fällt, sich selbst dieses Mitgefühl entgegen zu bringen. Und sie müssen an sich arbeiten, um dazu in der Lage zu sein. Daher kannst du dich glücklich schätzen, wenn du es als selbstverständlich erlebst und auch kein Einfluss von außen diese Haltung ins Wanken bringen kann.

    was mögt ihr am Buddhismus?

    Dass der Buddhismus so ausführlich untersucht wie der Geist funktioniert und einen Weg aufzeigt zu Frieden im Geist zu finden.

    Womit hab ihr Probleme?

    Mit der Leerheit habe ich so einige Probleme. Ich versuche sie auf der Ebene der logischen Analyse zu verstehen. Und hier war ich von der Logik zunächst seht enttäuscht, da ich bisher nur eine philosophische Logik kannte, die versucht Wahrheit zu beweisen und Fehler in Argumentationen aufzuzeigen. Vor kurzem wurde mir klar, dass es bei der buddhistischen Logik etwa in der Analyse weniger um den Beweis einer Wahrheit geht als um den therapeutischen Zweck, den Weg zur Befreiung zu eröffnen.

    Ich denke, es ist lohnend sich auch analytisch mit den Themen wie Leerheit zu befassen, um vielleicht auch später zu einer Erfahrung in der Praxis zu kommen.


    Mit Karma habe ich auch meine Probleme, insofern es in meinen Augen manchmal dazu benutzt wird, gesellschaftliche Ungleichheiten zu begründen und zu legitimieren. Wenn man mit Karma meint, dass Handeln immer Konsequenzen hat, dann habe ich keine Probleme damit.

    Wie seit ihr zum Buddhismus gekommen?

    Ich bin tatschlich durch eine Pfarrerin das erste Mal so richtig in Kontakt mit der buddhistischen Lehre gekommen. Sie hat mir voller Bewunderung von Thich Nhat Hanh und Ayya Khema erzählt und das ist bei mir hängen geblieben.

    "Das, was alles erkennt, und von keinem erkannt wird, ist sonach der Träger der Welt, die ... Bedingung alles Erscheinenden ..."


    Es ist die Bedingung alles Erscheinenden im nächtlichen unbewussten Traum, und im samsarischen scheinbewussten Tagtraum. Es ist der Träger der Traum-Welt.

    Und ich frage mich, ob damit das Subjekt nicht potentiell zu etwas Unbedingtem, jenseits aller Erscheinungen, erhoben wird. Wobei das Subjekt gleichzeitig noch zu einem nicht erkennbaren Ding an sich erklärt wird.


    Interessant wird das Wagen-Argument für den Punkt.

    In der logischen Analyse in einigen buddhistischen Schulen werden die Phänomene ja auch auf ihre kleinsten Bestandteile hin zerlegt. Diese werden dharmas genannt. Die Sarvastivadins sprechen diesen kleinsten nicht mehr zerlegbaren Einheiten eine Eigennatur zu, während zusammengesetzte Phänomene keine besitzen.


    Der Punkt ist ja eine geometrische Abstraktion, die nicht wirklich sinnlich wahrnehmbar ist und fällt für mich daher in die Kategorie eines Begriffs.


    Auf eine Weiterführung des Wagen-Arguments bin ich in einem anderen Forum gestoßen.


    Quote

    I like the Greek version of the chariot thought experiment. In that experiment, you take a chariot and you take a wheel off. You replace the wheel with a new wheel. And then you take the axle off. And you replace it with a new axle. And then you take the other wheel off and replace it and so forth one piece at a time. Then also you start to rebuild another chariot with the old pieces.

    Once every piece has been replaced you have two chariots. The question now is “which one is the original chariot?” Is it the one that has continuity by adding pieces to it? Or is the assemblage of all the old pieces once again into exactly the same thing as the original chariot? I believe the answer is that there is no such thing as “the original chariot“.

    Bei dem oben zitierten Wagen-Argument heißt es ja der Wagen sei weder identisch mit seinen Teilen, noch existiere er unabhängig von seinen Teilen. Er besitze seine Teile auch nicht. Er sei auch nicht in seinen Teilen, noch seine Teile in ihm. Er ist auch weder die Sammlung seiner Teile, noch deren Konfiguration.


    Die letzte Möglichkeit leuchtet mir bezogen auf das Ich noch am meisten ein. Das Ich könnte eine bestimmte Konfiguration der skandhas sein. Die Konfiguration kann ja komplexe Züge abnehmen. Während die Konfiguration eines Pferdewagens noch relativ erscheint ist ein E-Auto schon so komplex, dass ein Mensch alleine es nicht bauen könnte. Die einzelnen Teile sind zu einem System integriert und funktionieren als elektronisch angetriebenes Fortbewegungsmittel, weil sie in einer bestimmten Konfiguration, nach einem Bauplan, verbaut sind. Ein Ich ist noch komplexer als ein E-Auto wage ich zu behaupten.

    Man kann es erfahren, also erleben, aber nicht mit den Mitteln der Philosophie lösen.

    Oder?

    Genau letzlich geht es darum, es zu erfahren und nicht die in toten Buchstaben konservierte Erfahrung als ein Denkmal zu pflegen und zu hegen.


    Kann man diesen Zustand mit den Methoden der dualen Sprache ausdrücken?

    Analogien und Metaphern sind wohl Hilfsmittel, um sich dem nicht sagbaren anzunähern. Das klare fließende Wasser, durch das man den Grund sehen kann, die transparente Scheibe, der Spiegel, das sind alles mehr oder weniger plumpe Versuche eine Erfahrungsqualität auszudrücken.

    Ach, es gibt keine "Scheibe", Pardon,-- Spiegel:

    Ich meine ich habe die Analogie der Scheibe glaube ich in einem Vortrag von Metzinger aufgeschnappt.


    Der Unterschied zwischen einer Scheibe und einem Spiegel ist ja banalerweise, dass man durch die Scheibe durchschauen kann und der Spiegel die Welt reflektiert. Die Scheibe trennt zwei Räume und lässt das Licht durch, der Spiegel verdoppelt den vorhandenen Raum.


    Die Scheibe steht eher für einen nicht bewussten Filter oder ein Durchgangsmedium , der Spiegel für ein Abbild der Realität.


    Die Frage, ob es etwas gibt ist eine Frage nach dem Seienden. Eine ontologische Frage, ob es etwas gibt ist eine andere als wie man mit etwas im Alltag umgeht. Ich finde in Bezug auf das Ich wie es uns im Alltag ja nunmal erscheint die Frage nach dem Umgang die spannendere (siehe auch die Geschichte mit der Schlange und dem Elefanten oben).

    Ich kenne mich mit Schopenhauer nicht aus, aber es klingt für mich alles sehr nach einer auf Kants Unterscheidung von nicht erkennbarem Ding an sich und Erscheinungen der sinnlichen Wahrnehmung aufbauenden Theorie. Bei Schopenhauer ist ja anscheinend der Wille eine Art metaphysisches Prinzip. "Die Welt als Wille und Vorstellung". Was das konkret heißt kann ich auch nicht sagen.


    Der Prüfstein ist für mich in diesem Thread, ob diese Theorie praktisch etwas beitragen kann zum verstehen und überwinden der Erfahrung des Ichs in unserem Alltag als Ich-Anhaftung, Ich-Fixierung und Ich-Bezogenheit.

    Ach, es gibt keine "Scheibe", Pardon,-- Spiegel:

    Die Scheibe als ein Bild für das Bewusstsein an sich, nicht Bewusstsein von etwas, sondern Bewusstsein darüber, dass etwas bewusst ist. Das ist sonst eine transparente (nicht wahrgenommene) Qualität in der Erfahrung.

    Das heißt ja nicht, dass es eine "Scheibe" gibt. Es ist ein Bild für die Qualität der Erfahrung.

    Dasjenige, was alles erkennt und von keinem erkannt wird, ist das Ich.

    Um korrekt zu sein:

    Schopenhauer verwendete den Begriff "Subjekt", nicht "Ich".

    Ich stolpere bei dem Zitat von Schopenhauer über die Aussage, dass das Subjekt allem zugrunde liegt.


    Das scheint mir doch sehr stark von der Subjektphilosophie im deutschen Idealismus beeinflusst. Das klingt wie das transzendentale Subjekt von Kant.


    Dagegen steht eine Philosophie, die von der sozialen Einbettung des Subjekts ausgeht, also von der Gemeinschaft und der Abhängigkeit von anderen. Die Subjektphilosophie geht von dem Subjekt als immer schon gegeben aus. "Ich denke also bin ich, " sagte Descartes.

    Das reine Gewahrsein oder die sich selbst bewusste Wahrnehmung in der Meditation ist eine besondere Form des Selbstbewusstseins. Sie kann in Analogie zu einer transparenten Scheibe verstanden werden, durch die wir alles wahrnehmen. Und dann wird uns diese Scheibe bewusst und wir richten unsere Aufmerksamkeit auf diese Scheibe, durch die wir alles wahrnehmen.

    In meinem Verständnis ist das reine Gewahrsein eine Wahrnehmung, die sich einstellt, wenn man alle Formen des Ich- oder Selbstbewusstseins und alle Vorstellungen fallen lässt.

    Aber hier ist das Theravada Unterforum, dort kenne ich mich nicht aus.

    Ein frohes Fest für euch alle. :kerze:

    Wir sind im Allgemeinen Bereich. 🙂 Das reine Gewahrsein ist für mich auch die basalste Form von Bewusstsein, in der eigentlich keine Ich-Erfahrung mehr präsent ist. Ich habe mich da missverständlich ausgedrückt. Es ist kein Selbstbewusstsein im Sinne einer Ich-Erfahrung, sondern ein selbstreflexives Moment von Bewusstsein an sich. Der Philosoph Thomas Metzinger hat einiges erhellendes dazu geforscht, geschrieben und gesagt.

    Jeder mir näher bekannte Mensch (einschliesslich meiner selbst) hat mehrere Unter-Ichs, die je nach aktueller Situation aktiviert und deaktiviert werden.


    Schönes Beispiel die von R.L.Stevenson beschriebene Person:

    Dr. Jekyll ist das Bodhicitta-Unter-Ich, dass bei Genuss von Alkohol deaktiviert wird und dem "Mr. Hyde"-Unter-Ich Platz macht.

    Der Kommunikationswissenschaftler Schulz von Thun spricht vom inneren Team. Das finde ich auch sehr plausibel. :)

    Ich habe gerade einen Artikel über Candrakirtis Auseinandersetzung mit dem Wagen-Argument gelesen, der hierzu sehr gut passt.


    Der Autor stellt die These auf, dass Candrakirti sich kritisch mit einem falschen Verständnis des Wagenarguments in der Schrift Milindapanha auseinandersetzt.


    Das Wagen-Argument findet sich in seiner ursprünglichsten Form etwa im Abhidharmakosabashya bei Vasubandhu übermittelt. Die Bikshuni Saila unterhält sich während ihrer Meditation mit Mara.


    Candrakirti kritisiert, dass das Wagenargument als eine ontologische Aussage über die Nicht-Existenz eines Wesens, eines Atmans, mit der Aufhebung der Ich-Identifikation gleich gesetzt wird.

    Die Ich-Identifikation mit unserer alltäglichen Ich-Erfahrung wird jedoch von dieser logischen (Schein-)Widerlegung eines ewigen Wesens kaum berührt. Auch dürften Anhänger der Atman Lehre diese Widerlegung kaum akzeptieren.



    Vielmehr sei das Wagenargument als eine therapeutische Hilfe zur Auseinandesetzung mit der Ich-Anhaftung für bereits von der Anatman-Lehre mehr oder weniger überzeugte, aber noch zweifelnde Dharma-Geschwister, zu verstehen.


    Es geht also nicht um Beweise von ontologischen Aussagen, sondern um Hilfe bei der Praxis auf dem Weg zur Befreiung.


    Bei Candrakirti lautet das Argument dann so:

    Quote

    Wir nehmen nicht an, dass ein Wagen [1] etwas anderes ist als seine Teile [2] und auch nicht nichts anderes [3], dass er sie nicht besitzt; [4] weder ist er in seinen Teilen [5] noch sind seine Teile in ihm [6], noch ist er einfach ihre Ansammlung [7] noch ihre Anordnung.

    Der Autor sieht dies als Beispiel für Philosophie als spirituelle Praxis. Es gibt keine These in dieser Philosophie.

    2, Gerade "Ich-Schwache" leiden und bedürften der Befreiung mehr, als "Ich-Starke"...


    3. Kann es stimmen, dass der Buddhadharma dann letztlich nur für die psychisch (weitgehend) Gesunden wirklich hilfreich ist ??

    (= diejenigen, mit "wenig Staub auf den Augen"...?)

    Ich denke auch, dass jemand der z.B. Schwierigkeiten hat, mit Frustration umzugehen und seine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern, sich auch besonders befreiungsbedürftig fühlt und erlebt. Während jemand der in der Hinsicht fest im Sattel sitzt möglicherweise gar keinen Bedarf sieht etwas zu verändern.

    Der Buddhadharma kann ja sicher auch helfen sich mit diesen Schwieirgkeiten zu beschäftigen und zu üben andere Wege zu finden.

    In den Schriften zum Stufenweg (Lamrim) aus dem tibetischen Buddhismus wird immer von Praktizierenden mit unterschiedlichen Kapazitäten und Fähigkeiten gesprochen, die unterschiedliche Instruktionen und Schulungen brauchen. Ich denke das kann man auch auf diese Eigenschaften der Ich-Stärke beziehen.

    Das reine Gewahrsein oder die sich selbst bewusste Wahrnehmung in der Meditation ist eine besondere Form des Selbstbewusstseins. Sie kann in Analogie zu einer transparenten Scheibe verstanden werden, durch die wir alles wahrnehmen. Und dann wird uns diese Scheibe bewusst und wir richten unsere Aufmerksamkeit auf diese Scheibe, durch die wir alles wahrnehmen.

    Die positive Antwort ist, es gibt ein in Abhängigkeit von den Skandhas benanntes Ich. Auf der Grundlage der Skandhas sprechen wir von einem Ich, aber die Skandhas als Benennungsgrundlage für das Ich und das in Abhängigkeit von den Skandhas benannte Ich sind nicht identisch, sie unterscheiden sich, sie sind aber abhängig miteinander verbunden

    Aber wenn das Ich nicht mit den Skandhas, die seine Benennungsgrundlage sind, identisch ist, was ist es denn dann?