Beiträge von Ratio

    Und diesem Selbst wird dann durch ein Attribut, wie wahr, stark, wirklich, schwach eine Eigenschaft zugeordnet, die aus dem Baukasten der Religion oder Psychologie entnommen wird


    Das ist ja eben das was nicht gemacht wird/werden soll, worauf der Buddha ja hinweist.



    Kierkegaard hat


    Kierkegaard unterhielt religiöse Vorstellungen des Christentums, hier geht es ja um Buddhismus.



    Vielleicht nochmal: Buddha ging es nicht um Religion und deshalb hat er in diesem Feld auch nichts gesucht - ihm ging es allein um die Befreiung von dukkha - und er hat erkannt, dass dukkha an diese drei Vorstellungen gebunden sind: Mein, Ich und Selbst.


    Ja, sehe ich genau so.



    Was also ist "DAS" oder "DIES"? Es bezieht sich auf alles was ergriffen werden kann - die fünf skandhas als Gruppen des Ergreifens - Form, Gefühl, Wahrnehmung, Bewusstsein, Gestaltung.


    Genau, darum gehts. Da du daraus ja schließt, dass es kein Selbst gibt - wie kommst du drauf? Buddha hat dies nicht geschlossen.

    Wir können statt manas auch citta nehmen - Denken, diskursives Denken, Vorstellungen hervorbringen.


    Und indem man das Prozesshafte und disseparate des Geistigen leugnet kommt man zu Ideen von Seele als festem Wesenskern und da gibt es dann eben Ansichten von ewigen und Vergänglichen solchen Seelen, die aber von Buddha zurückgewiesen werden. Dies denke ich, ist im Theravada der Konsens.


    Dies wird ja weder von mir, noch von Buddha geleugnet. Das Denken, der Geist, manas, citta ist korrekterweise prozesshaft und damit anicca, nicht dauerhaft, vergänglich, mit dem Tode beseitigt. Dieses Denken bringt die Vorstellungen hervor von ewigen Seelen, oder kein Selbst usw. Und in eben diesen Produkten des Denkens ist kein Selbst zu finden.


    Das deckt sich wieder mit meiner Aussage:




    Im Endeffekt (und da kann man mich gerne verbessern, aber ich habe so etwas noch nie gelesen), steht nirgendwo im Palikanon, dass es kein Selbst und keine Seele gäbe. Wohl steht dort drin, dass alles was wahrnehmbar ist, keine Selbst und keine Seele darstellen, bzw. beinhalten, deswegen sind die Aggregate "frei von einem Selbst, ein Selbst wird dort nicht gefunden".


    Das Selbst ist eben nie in Vorstellungen zu finden, auch nicht in höheren Vorstellungen von "wahrem Geist" oder "wahrem Selbst" - eben weil die Vorstellungen sind. Aber, ich wiederhole mich, bedeutet das nicht, dass es kein Selbst gibt, sondern nur, dass es dort, wo wir suchen (eben in den Phänomenen und geistigen Prozessen) nicht gefunden werden kann.


    Zudem behaupte ich auch nicht, dass dies Theravada Lehre wäre, ich habe es nur im Theravada Bereich gepostet, weil es mir sinnig erschien. Wenn das irgendwie störend ist, kann man dies auch verschieben. Frühbuddhismus heißt ja nicht zwingend Theravada und umgekehrt.

    Hier hab ich mal was aus dem engl. Wiki Artikel über Anatta:


    Zitat

    No denial of self

    Buddhist scholars Richard Gombrich and Alexander Wynne argue that the Buddha's descriptions of non-self in early Buddhist texts do not deny that there is a self.[1][2] Wynne and Gombrich both argue that the Buddha's statements on anattā were originally a "not-self" teaching that developed into a "no-self" teaching in later Buddhist thought.[2][1] According to Wynne, early Buddhist texts such as the Anattālakkhana Sutta do not deny that there is a self, stating that the five aggregates that are described as not self are not descriptions of a human being but descriptions of the human experience.[2] According to Johannes Bronkhorst, it is possible that "original Buddhism did not deny the existence of the soul", even though a firm Buddhist tradition has maintained that the Buddha avoided talking about the soul or even denied its existence.[23]

    Tibetologist André Migot states that original Buddhism may not have taught a complete absence of self, pointing to evidence presented by Buddhist and Pali scholars Jean Przyluski and Caroline Rhys Davids that early Buddhism generally believed in a self, making Buddhist schools that admit an existence of a "self" not heretical, but conservative, adhering to ancient beliefs.[24] While there may be ambivalence on the existence or non-existence of self in early Buddhist literature, Bronkhorst suggests that these texts clearly indicate that the Buddhist path of liberation consists not in seeking Atman-like self-knowledge, but in turning away from what might erroneously be regarded as the self.[25] This is a reverse position to the Vedic traditions which recognized the knowledge of the self as "the principal means to achieving liberation."[25]

    According to Harvey, the contextual use of Attā in Nikāyas is two sided. In one, it directly denies that anything can be found called a self or soul in a human being that is a permanent essence of a human being, a theme found in Brahmanical (Ancient Hindu) traditions.[26] In another, states Peter Harvey, such as at Samyutta Nikaya IV.286, the Sutta considers the materialistic concept in pre-Buddhist Vedic times of "no afterlife, complete annihilation" at death to be a denial of Self, but still "tied up with belief in a Self".[27] "Self exists" is a false premise, assert the early Buddhist texts.[27] However, adds Peter Harvey, these texts do not admit the premise "Self does not exist" either because the wording presumes the concept of "Self" prior to denying it; instead, the early Buddhist texts use the concept of Anattā as the implicit premise.[27][28]

    Das wahre Selbst ist auch keine religiöse Überzeugung, es ist ein wahres Selbst, eine Persönlichkeit, Eine Selbst-Vorstellung die religiöse Gottesvorstellung , Weltansichten erzeugt.


    Nein, manas erzeugt Weltansichten und Persönlichkeit ist auch Manas.

    Was es aber gibt ist "Ich" als der Name für einen Prozess.


    Ich meine ja explizit das Ich, welches kein Prozess darstellt im Sinne von manas, im Sinne von "dafür halten" im Sinne von "so ist das".


    So verstehe ich auch deinen zitierten Textabschnitt: Der Buddha nimmt alle Sichtweisen über das Selbst und sagt, dass es nicht so sein kann - aber m.M.n. nicht, weil es überhaupt kein Ich gibt, sondern es kann so nicht sein, wie man es sich vorstellt (Ansichten vertritt)

    Es ist ein reines Phantasieprodukt.


    Das ist vielleicht deine Meinung, aber wo wird das denn im Pali Kanon gelehrt?


    Sonst würde ja dort stehen: "Ein Selbst ist stets ein Phantasieprodukt". Aber es wird stets nur negiert, was eben nicht Selbst sein kann.

    Das Alles was die Skandha erzeugen, ob es der Körper selbst, die Gefühle, die Wahrnehmungen, Willensentscheidungen, gefundene Erinnerungen sind, sie sind nicht Mein Besitz, nicht mein Ich, nicht mein Selbst. Das ist die Erkenntnis, dass alles, was Körper und Geist/Skandha sind, nicht so sind, Meines, mein ich, mein Selbst.


    Ja das ist ja das was ich auch geschrieben habe:



    Im Endeffekt (und da kann man mich gerne verbessern, aber ich habe so etwas noch nie gelesen), steht nirgendwo im Palikanon, dass es kein Selbst und keine Seele gäbe. Wohl steht dort drin, dass alles was wahrnehmbar ist, keine Selbst und keine Seele darstellen, bzw. beinhalten, deswegen sind die Aggregate "frei von einem Selbst, ein Selbst wird dort nicht gefunden".


    Und diesen Abschnitt von mir beziehe ich auch auf den Post von Leonie



    Diese Selbst-Vorstellung wird durch eine Theorie von einem wahren Selbst lediglich aufgebläht und findet Ausdruck in religiösen Überzeugungen oder Welt-Ansichten, Gottesvorstellungen etc.


    Nein, denn es geht ja hier um den Palikanon. Das "wahre Selbst" ist ja eben keine religiöse Überzeugung, Welt-Ansicht etc. sonst hätte Buddha ja gesagt: "Das bin ich, dies ist mein Selbst" - wenn es denn in solchen Bereichen gefunden werden könnte.

    Sie scheinen also Sichten zu vertreten, die von der Orthodoxie abweichen.


    Ja, ich meine, man kann das genau so sehen, oder auch als "Häretik".


    Aber Thema soll ja nicht sein, wer oder welche Organisation das nun vertritt (war nur als Beinote gedacht), sondern was der Palikanon sagt bzw. lehrt. Im Endeffekt (und da kann man mich gerne verbessern, aber ich habe so etwas noch nie gelesen), steht nirgendwo im Palikanon, dass es kein Selbst und keine Seele gäbe. Wohl steht dort drin, dass alles was wahrnehmbar ist, keine Selbst und keine Seele darstellen, bzw. beinhalten, deswegen sind die Aggregate "frei von einem Selbst, ein Selbst wird dort nicht gefunden".


    Aber jetzt mal rational:


    Wenn ich etwa sage, dass man in Augsburg keine Giraffen und Tiger antrifft in der Innenstadt, dann ist das wohl so, kann bestätigt werden.


    Ich sage also: "Schau dich um, kuck in jede Ecke, in jedes Geschäft, in jede Seitengasse von Augsburg - dort wirst du keine Giraffen und Tiger antreffen, die Innenstadt Augsburg ist frei von Giraffen und Tigern.


    Aber - und das ist hier der Punkt - gibt es ja Giraffen und Tiger, sie sind nur nicht zu finden.


    ----


    Das Bsp. hackt natürlich, weil Giraffen und Tiger auch wahrnehmbare Objekte sind, aber ich denke man versteht was ich sagen möchte.

    Hallo,


    mich würde mal eure Ansicht interessieren zu folgendem Auszug aus dem Pali Kanon (MN 22)


    Zitat

    "Daher, ihr Bhikkhus, sollte jegliche Art von Form, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Form sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Gefühl, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alles Gefühl sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Wahrnehmung, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Wahrnehmung sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Gestaltungen, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Gestaltungen sollten mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Bewußtsein, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alles Bewußtsein sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.'"




    Mir geht es vor allem um diese Praxisunterweisung, die ich fett markiert habe. So wie ich das verstehe (und ja ich kenne die anatta Theorie):


    -Es wird gezeigt, dass alle Arten von objekthafter Wahrnehmung negiert werden müssen

    -Die Methode entspricht quasi dem "neti-neti" Prozess der Upanishaden

    -Was bleibt übrig?


    Die Frage die sich für mich stellt, ist: Warum sagt man "nicht mein Selbst"? Wenn doch anatta quasi gesetzt wäre, dann bräuchte man doch

    keine solch detaillierte Methode, was mich dann zur Spekulation (ich weiß böse^^) treibt, dass es ein Selbst dahinter gibt, welches eben

    nicht objekthaft gesehen bzw. wahrgenommen werden kann.


    Die anatta oder anattavada Theorie wird ja auch innerhalb des Theravada nicht von jedem akzeptiert (etwa die Dhammakaya Foundation).


    Was sagt ihr dazu?

    Diese unterschiedlichen Interpretationen als Streiterei abzutun ist nicht angemessen


    Vielleicht versteht man mich da falsch - aus diesem Konflikt sind Streitereien entstanden, und zwar nicht zwischen Meistern und Gelehrten, sondern von den Schülern - das ist ja auch nichts besonderes. Wenn das Wort eher gefällt: Es ist ein Diskurs entstanden.

    Was ich dazu lernte:


    -die Diskussion über Alaya entstand vor allem, weil es 2 Hauptpositionen gab:


    a) universale Vergänglichkeit (alles ist Leerheit, nirgendwo ist inhärente Existenz zu finden, auch nicht im Subjekt)

    b) Da es Karma gibt, muss es irgendwo gespeichert werden (Speicherbewusstsein)


    -Tsong kha pa hat festgestellt in seiner Schrift "Notes on the eight difficult Points", dass die Kagyu-Prasangika Ansicht Alaya ablehne, aufgrund ihres eigenen Systems (welches für Hauptposition a steht und Yogacara steht für Hauptposition b)


    -Alaya ist keine Erfindung von Yogacarins, sondern liegt schon im Pali Kanon und in den Mahayana und Tantra Schriften vor


    -Der Denke Go-rams-pa meinte allerding, dass auch die Kagyu Prasangika und Madhyamaka Vertreter Alaya akzeptieren müssten, da Nagarjuna in seinem Werk "Bodhicitta-vivarana" explizit sagt, dass alayavijnana existiert (im Prasangika System)


    -Diese Ansicht wurde von Tsong kha pa allerdings abgelehnt und danach gab es Streitereien über dieses Thema. Nachfolgende Studenten haben vor allem Candrakirti und gewisse Tantras herangezogen, um die Tsong kha pa Ansicht zu untermauern




    Alle Informationen stammen vom : Journal of the international association of buddhist studies vol. 10, nr.1 von 1987

    Das ist eine sehr gute Erklärung, auch wenn ich zugeben muss, das ich mir das nicht vorstellen kann, aber das ist mein Problem. Zur Klärung wäre dann nur noch:


    Diese Verbindung des transpersonalen 'Speichers' mit personalen Bewusstseinen hat zu seiner Bezeichnung ālaya-vijñāna geführt


    Also gibt es dann diesen Hauptspeicher aus dem jedes einzelne Bewusstsein was "rauszieht", wie die Matrix etwa, oder hat jeder seinen persönlichen Speicher?

    Habe gerade ein Buch gelesen von Dagyp Rinpche mit dem Titel Achtsamkeit und Versenkung, indem er unter anderem die Zufluchtnahme anspricht und die Wichtigkeit betont.

    Da bin ich ins Grübeln gekommen , da ich mehr oder weniger für mich praktiziere und mich auch nicht so klar zum Buddhismus bekennen würde.


    Die Zufluchtnahme empfinde ich persönlich auch als wichtig, aber eben nur, wenn du auch den buddh. Weg gehen möchtest, ansonsten macht das wenig Sinn. Aber wenn du ja bereits buddh. praktiziertst, dir das Spass macht und du auch die Wirkungen erfährst, was hält dich davon ab, den buddh. Weg zu gehen?


    Das ich Buddhist bin würde mir irgendwie nicht über die Lippen gehen ? Ich glaube da ich nicht wirklich weiterkomme im Moment in meiner Praxis.

    Geht es jmd ähnlich ?


    Tatsächlich musst du das ja keinem mitteilen, da besteht kein Zwang, in dem Sinne kannst du auch "Undercover Buddhist" sein, dein Umfeld muss ja nichts davon wissen wenn dich das stört.

    Danke, aber wie soll ich das dann verstehen? Als "Haus" oder "Raum" wo etwas statt findet? Ist Bewusstsein nicht sowieso als Raum im allgemeinen Verständnis deklariert? ("Der Bewusstseinsraum in dem Wahrnehmung stattfindet")

    Ansonsten werde ich mit Sicherheit hier nicht weiter über Naiven Realismus diskutieren - das hat weder mit dem Thema des Threads noch mit Zen (oder Buddhismus) etwas zu tun


    Ich vertrete weder einen Materialismus, noch einen Naiven Realismus, auch wenn du das glaubst.


    Zitat

    Naiver Realismus (auch Klassischer Realismus, direkter Realismus oder Common-Sense-Realismus nach engl. common sense realism[1]) ist eine bestimmte Position in der philosophischen Erkenntnistheorie, genauer der Theorie der Wahrnehmung. Ihr zufolge sind die Dinge im Wesentlichen so, wie sie uns erscheinen. Die gelbe Farbe etwa kommt einem Gegenstand selbst zu und ist kein Effekt unserer Wahrnehmung. Bildlich gesprochen nimmt der Wahrnehmende eine passiv-rezipierende Rolle ein, während sich die wahrzunehmenden Dinge gleichsam aufdrängen.



    So etwas würde ich nie vertreten, die buddh. Belehrungen sind voll mit Beispielen, die diese Ansicht widerlegen, etwa die Wahrnehmung eines psychisch kranken Menschen oder die Wahrnehmung eines Farbenblinden.


    Aber ja, wie von Honin richtig erkannt hat das wenig mit dem Thema zu tun und damit belasse ich es dann auch dabei - der Begriff "Soheit" wurde ja erklärt und hier auch verstanden (wenn es mir auch zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich erscheint, eine Essenzlehre mit den klassischen Belehrungen des Buddhas in Einklang zu bringen)

    Buchstaben, Pixel, Bilder (oder auch eine Programmierung) sind nichts per se Existierendes


    Aber sicher doch, sonst würden wir jetzt nicht darüber reden. Wir verständigen uns, weil wir zuvor die Buchstaben gesehen haben. Wären da keine Buchstaben, kein Forum, nichts Existierendes, dann könnten und würden wir keinen Austausch führen.



    Es sind Dinge, die mit den skandhas ergriffen werden und daher als Bewusstseinsobjekt auftreten - mithin rein geistig.


    Es sind Dinge, genau - und Dinge existieren nun mal. Auch ein rein geistiges Ergreifen setzt ein Ding voraus, man könnte Bezugsobjekt sagen.


    Das ist ein ziemlich unreflektierter Materialismus


    Ich bin kein Materialist, sondern Rationalist. Existierendes muss nicht materiell vorliegen um wahrgenommen zu werden (etwa Klangschwingungen) - aber es muss vorliegen, sonst wäre es nicht zur Existenz zurechenbar.

    Könnte man sagen, dass Eigennatur in dem Kontext ein schlechter Begriff ist?


    Wenn ich mir dies so anschaue...


    Zitat

    Daher sind die Eigennaturen letzter Wirklichkeit (pariniṣpanna-svabhāva) und die Eigennatur der Abhängigkeit von anderem (paratantra-svabhāva) weder verschieden noch nicht-verschieden; so, wie Unbeständigkeit (anityā) weder verschieden noch nicht-verschieden von unbeständigen Seinsmomenten (dharmas) ist. Man erkennt nicht die die Eigennatur der Abhängigkeit von anderem, so lange man die [Eigennatur] der letzten Wirklichkeit nicht erkannt hat.



    ...dann kommt das für mich auf diese Formel raus: Leerheit=Form



    In meinem individuellen begrifflichen Verständnis ist "Eigennatur" eine Natur, die sich zuordnen lässt zu dem Eigentlich, was man bennen möchte.


    Zitat

    Diese höchste Wahrheit über alle dharmas (dharmaparamārtha) ist auch wahre Soheit (bhūtatathatā), weil sie unveränderlich ist und beständig in ihrer Natur verbleibt. Dies ist die wahre Natur von 'Nur Bewusstsein' (vijñaptimātratā).


    Ist diese Soheit nicht einfach Leerheit? Was meint hier "nur Bewusstsein"? Ein freischwebendes Bewusstsein ohne Besitzer?

    Soheit ist eben nicht „wirkende Kraft“ Soheit ist das durch die wirkende Kraft bewirkte.


    Aber dann wäre es ja immer etwas anderes wenn es ein Resultat darstellen würde (das Bewirkte).



    Das gesamte Forum ist voll von Existenz, die nicht existiert


    Nein, so etwas kann es gar nicht geben, eine "Existenz, die nicht existiert". Die Bedeutung von Existenz ist ja eben, dass etwas existiert.




    Alles hier ist Geistig, kann ich darum behaupten das es nicht existiert?


    Es ist eben nicht geistig, denn wir sehen ja Buchstaben, Pixel, Bilder, wie immer man das auch nennen mag. Das Forum selbst gründet auf Programmierung.




    Die Welt um mich, meine Person, ist voller Dinge, die ich benennen kann und die benannt sind, kann ich behaupten, dass, wenn ich sie nicht benenne, die Dinge dann nicht existieren?


    Das nicht, aber was man behaupten kann ist, dass diese Dinge benannt wurden, eben weil sie existieren. Ich könnte mich theoretisch (!) den Benennung enthalten, aber das funktioniert nicht, da der Verstand einfach mit den erlernten und erworbenen Benennungen arbeitet, ob wir das jetzt wollen oder nicht.


    Wenn du jetzt irgendein unbekanntes Tier in Papa Neuguinea sehen würdest, dann existiert das Tier, du hast aber (noch) keine genaue Benennung (Spezies usw.). Aber, und das ist der Punkt, du wirst es trotzdem benennen eben als "unbekanntes Tier". So nähern wir uns Wissen und der Umwelt an, erst grob-definiert, dann fein-definiert.


    Darum ist...


    Dinge existieren auch ganz ohne Benennung, Begriffe existieren auch ganz ohne Dinge.


    ...immer nur theoretisch denkbar, aber praktisch nicht zu sehen. Natürlich brauch ein Begriff kein Ding um Begriff zu sein, aber er gründet auf dem Ding bzw. macht ohne das Ding überhaupt keinen Sinn, da es keine Begrifflichkeiten geben kann, die sich nicht auf irgendetwas beziehen. Ich würde mal glatt behaupten das ist das, was uns die abhängige Entstehung lehren kann.


    Und ich rede natürlich immer von der menschlichen Erfahrung, das ist der gegebene Kontext. Das eine Ameise über ein Tempo grabbelt ohne Benennung ist auch klar. Ich glaube dort entspringt auch so manche Sehnsucht nach dem "natürlichen Leben der Tiere".

    Selbstverständlich klingt Soheit wie Essenz, solange ich an der Essentialität meiner Person glaube und diese Person nicht genau untersucht habe.


    Ich glaube ja nicht an Essenz, weder bei mir, noch bei anderen, noch bei Objekten. Darum weiß ich ja auch nicht, was der Begriff Soheit bedeuten soll. Es gibt ja manche, die sprechen auch von Leerheit als wäre dies ein Ding, eine Sache, aber es ist ja eben nichts aus sich selbst heraus sondern einfach nur das, was abhängige Entstehung ist.


    Dieses Etwas ist aber, vollkommen frei von jedem Gedanken oder Vorstellung, Definition, Begriff.


    Dann ist es aber, rein rational gesehen, Phantasterei bzw. nicht-existent, denn für Existierendes muss das vorliegen, welches gerade als "vollkommen frei von..." beschrieben wurde.


    Wenn aber alle Materie zu Energie wird, was will dann die Soheit der Energie definieren, zumal ja auch alle definierte Materie nur Energie ist? Was ist dann Energie?

    Existent, aber nie mit Begriffen definierbar.


    :?


    Hier mal eine Definition:


    Zitat

    Der Begriff Energie kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „wirkende Kraft“


    Die "Soheit" wäre dann die wirkende Kraft, aber es ist ja eben unnötig von einer "Soheit" zu sprechen, da der Begriff ja eben schon definiert wurde.


    Zitat

    Existent, aber nie mit Begriffen definierbar.


    Etwas, was Existent ist, muss mit Begriffen definierbar sein, da es ja wahrgenommen werden kann, in dem Sinne zur Erfahrungswelt gehört. Ob diese Definition jedoch dann exakt, falsch oder ungenügend ist, sei mal dahingestellt.

    Das vorausgeschickt, würde ich sagen, dass das Nirvana des säkularen Buddhismus ein "gelingendes Leben im Hier und Jetzt" ist. Denn durch den Verzicht auf metaphysische Spekulationen fallen alle Heilsziele weg, die irgendwo anders liegen als in dieser unserer erfahrbaren Welt.


    Danke, das war genau das, was ich wissen wollte.

    Die Soheit des Menschen ist gleich der Soheit aller fühlenden Wesen


    Hallo,


    aber wie wird die denn definiert? Hat die Eigenschaften?




    Das Problem ist nicht die Soheit, es ist der Glaube, dass das Ich und die Person eines Menschen eine andere Soheit ist.


    Der Buddha lehrt doch das Ich und die Person leer sind, anatta, also da gar keine Essenz ist - Soheit klingt für mich wie Essenz, etwas was eben "so ist", etwas inhärent existierendes...daher hab ich ja gefragt was das genau sein soll.

    Da empfinde ich den säkularen Buddhismus als ziemlich befreiend auf das Wesentliche fokussiert:


    Das kann ich sehr gut nachvollziehen, denn das was du beschrieben hast kennen wir hier im Westen ja auch zu Genüge:

    Höllenandrohung.

    Ohne jetzt größere Untersuchungen anzustellen - es sieht für mich so aus, als ob alle diese Versuche eines Dialogs im Sande verlaufen sind und letztlich ohne Ergebnis verblieben,


    Man kann ja durchaus die Frage stellen, worin das Ergebnis liegen sollte?


    Ich sehe religiösen Dialog als Zweck in sich, eben als Dialog, als Meinungsaustausch, als offenes Gespräch.

    Ein Ergebnis würde ich darüber hinaus gar nicht anstreben wollen.

    Danke für die Ausführung.


    Ich dachte halt da liegt schon irgendwie eine feste Definition vor, da ja Nirvana quasi das Hauptziel des Buddhismus ist.


    Ein Zustand in dem viel Leid erloschen ist, voller mettā (Liebende Güte), karuṇā (Mitgefühl), upekkhā (Gleichmut), muditā (Mitfreude).


    So wie ich Nirvana verstehe ist es ja ein "vollkommenes Verlöschen". Ich habe so das Gefühl, dass SB dahin nicht gehen wollen, bzw. doch "in der Welt" stattfinden wollen, was ich gut finde. Daher fragte ich, ob dies überhaupt stattfindet (der Weg zum Nirvana).

    Zitat

    Ālaya bezieht sich, soweit ich weiß auf

    ālayavijñāna - die fundamentalst Ebene des Bewußtseins. ( Sudhana hat dazu etwas in einem anderen Thread geschrieben ) :


    Zitat
    Wikipedia: Speicherbewusstsein (Sanskrit आलयविज्ञान, ālayavijñāna; chinesisch 阿賴耶識, Pinyin ālàiyé shì, W.-G. a-lai-yeh shih; hgl. 아뢰야식, aroeya sik; jap. 阿頼耶識, araya-shiki oder honshiki; viet. a lại da thức; tib. kun gzhi rnam shes) ist das achte und fundamentalste Bewusstsein (Vijnana) innerhalb der Vijñānavāda (Bewusstseinslehre). Dabei heißt das Sanskritsubstantiv ālaya auf deutsch „Seele“ und ist verwandt mit dem Adjektiv alaya, das „nichtzugrundegehend“ heißt. Vijñāna bedeutet „Bewusstsein“.


    Ist dies nicht eine Reinform von atta Lehre?