Ein dem Buddhismus skeptisch gegenüber stehender Bekannter fragte vor langer Zeit einmal etwas spöttisch in die Runde:
"Was macht eigentlich ein Erleuchteter in der Freizeit ?"
Er läßt die Seele baumeln??
Ein dem Buddhismus skeptisch gegenüber stehender Bekannter fragte vor langer Zeit einmal etwas spöttisch in die Runde:
"Was macht eigentlich ein Erleuchteter in der Freizeit ?"
Er läßt die Seele baumeln??
Nun meine Frage an euch hier: Was wisst ihr denn über Thich Nhat Hanh?
Offene Frage .... womit soll man da anfangen? ...
Nach meiner Begegnung in Plum Village habe ich einmal versucht, mein Wissen in einer (und durch eine) selbstrecherchierte "Biografie" zu vergrößern und zu sammeln. Hier ist das damalige Ergebnis TNH-Biografie; ein privater Versuch
[Einleitung auf meiner Homepage:
2001 bekam ich Bücher von ihm in die Hand und 2002 besuchte ich das Kloster des vietnamesischen buddhistischen Lehrers und Mönchs, des ehrw. Ven. Thich Nhat Hanh mit einem 1-wöchentlichen Aufenthalt und finde seitdem diesen buddhistischen Weg als wichtigste, tiefgehendste und verbindlichste Ethik- und Handlungsorientierung der heutigen Zeit für mich, obwohl weiterhin die primäre Ressource für mich wohl die kanonische Sammlung von Sutren über das Leben und das Lehren des Buddha, der sog. Pali-Kanon, bleiben wird, der zu großen Teilen ins Deutsche übersetzt hier auffindbar ist.
Ein erster Versuch, die vielen neuen Eindrücke und Einsichten zusammenzustellen und in angemessener Weise wichtige Aspekte widerzuspiegeln ist eine kurze biografisch Einführung, die Sie hier beziehen können.
]
Von der Praxis der Totenbetrachtung habe ich schon gehört, ich war immer davon ausgegangen dass das mehr eine Praxis des Vorstellens ist, nicht eine konkrete Leichenschau. Persönlich möchte ich das garnicht bewerten, da mir jeder Kontext fehlt (was ist übliche Praxis, etc.).
Also im PK ist eindeutig davon die Rede, daß die Samanas auf Friedhöfen, Leichenfeldern meditieren oder sogar logieren um sich mit dem Schauder und der Unausweichlichkeit der Vergänglichkeit zu konfrontieren. Nicht zu vergessen, daß das im Rahmen der üblichen vollständigen "Outdoor-Praxis" der Samanas passierte und nicht mal so als Holiday-Event von Hausleuten...
Allerdings ist sowas was völlig anderes, als sich Leichen zum Meditieren in's Kloster bringen zu lassen - dazu scheint es ja in Thailand gekommen zu sein. Wir hatten in der Schule ein/zwei Skelette für den Bio-Unterricht; aber die waren gekauft und künstlich und nicht dazu gedacht, um über's Leben zu meditieren ...
Ich denke das wichtigste bei Traumata wird sein, sich ein Umfeld aufzubauen, in dem man sich sicher fühlt. Ansonsten verstehe ich nicht, wie man ein Trauma überwinden sollte oder ob das überhaupt geht, es sind ja Erfahrungen die man macht, nach dem dann sich das Verhalten anpasst, weil eine schreckliche Sache nunmal passiert und das Gehirn sich auf ähnliche Situationen vorbereiten möchte.
Ich habe mal in einer Reha jemanden kennengelernt, der -oberflächlich beobachtet- ein schweres depressives Syndrom hatte; normalerweise ein offener, aktiver Mann, u.a. (Ehren-?)amtlicher beim THW. In den täglichen Gruppengesprächen stellte sich heraus, daß die -zugriffsfähige(!)- Wurzel seiner Probleme wohl darin lag, daß ein Kollege einst in sein Dienst-/Bereitschaftszimmer gekommen ... und dort unvermittelt verstorben ist. Nachdem die psychologische Ärztin die Traumatik dieses Erlebnisses erkannte, wurde ihm angeboten eine in der Klinik gerade neu eingeführte anti-traumatische Therapie versuchen zu können.
Es war wie ein Wunder, wie das Gruppenmitglied in wenigen Tagen auftaute und die ganze Depressivität, und nach seiner Angabe auch den traumatischen Schock, loswurde. Nach einer Woche war er fit, den Reha-Aufenthalt abzukürzen und nach Hause zu gehen.
Ich weiß leider nicht, wie diese neue(?) anti-traumatische Therapie gearbeitet hat (-wir waren jedenfalls alle ordentlich neugierig ).
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Im amerikanischen Gefangenenlager, extraterritorial auf Kuba, wird anscheinend mit Induzierung von Traumatisierung aktiv gearbeitet, z.B. mit Waterboarding - über das schon einiges aus eigenem Erleben geschildert worden ist, und das methodisch Todesangst induziert - "man" kennt sich also umfänglich aus.
(Weiß jetzt nicht was man dazu in Wikipedia findet, ich selbst habe jedenfalls bislang keine Quellensammlung aufgebaut, sorry)
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Zu der eigentlichen Frage des Fadens "Traumapädagogik und Buddhismus" trägt das obige wahrscheinlich gar nicht viel bei, und die sehr bekannten Aspekte des "achtsamen Zuhörens" und des "nicht-wertenden Mitgefühls" bei Traumatisierten sind ja eher Allgemeingrundlage für jegliche buddhistische geprägte Interaktion.
(Na, ich sende diese Assoziationen trotzdem mal ab, vielleicht trägt's ja doch zur Diskussion etwas bei)
(...) dass er denkt, es muss wohl seinen Sinn haben (Karma), dass er so weit gekommen ist, die Ehre zu haben nach Deutschland geschickt zu werden, um ein Zentrum zu leiten. (...)
Hallo Amdap - diese Schilderung ist noch einmal eine hilfreiche Illustration, vielen Dank! Es schlägt eine Verbindung zu dem Bericht, den wir hier kürzlich zum Thema Kindesmißbrauch in Theravada-Klöstern (Sri Lanka) lesen/schauen konnten; daß diese Kinder-/Jugendlichen- ordinierungspraxis in den Klostern beider Länder so ähnlich ist, hätte ich mir niemals vorgestellt ... Welch ein historisches Versagen in dieser Bewegung...
Mir ist, als wenn ich demnächst öfters mal sehr tief in mich gehen muß um das Ganze innerlich zu ordnen - na, mal sehen.
Nun, wie dem auch sei, das hilft alles nix für die Betroffene und man kann nur wünschen, daß sie da mit ihrem inneren Elend nicht alleine sei. Und noch besser, wenn diese innere Seite irgendwann eine ähnliche Aufmerksamkeit fände wie die äußere.
Ich schalte jetzt wohl wieder mal mehr auf "rezeptiv" in diesem Thread - und noch mal Danke für deine ausführlichen "real life illustrationen"!
(Output von Norbu Chat:)
Eine deutsche Übersetzung könnte lauten:
"Wer eine Sache überschreitet - die Wahrhaftigkeit,Wer lügt und das Jenseits missachtet,
Der ist zu jeder Übeltat fähig."
Yupp, das paßt schon gut! Gut, gut, Norbu!
Danke jedenfalls.
Der Spruch, den ich vor kurzem gesehen hatte war irgendwo anders und ich fand ihn auch prägnanter. Ich vermute bei den "numerierten Sprüchen", vielleicht im 5-er Buch, da war ich letztens öfters unterwegs... Vielleicht sogar irgendwo im Gespräch mit Ananda... don't know...
Melde mich nochmal hier, wenn ich's wiederfinde.
Wie gesagt: jedenfalls Danke erstmal!
... Mist, ich habe zum ersten Mal - wegen nicht genauer Zitatkenntnis - den Versuch mit ChatGPT gemacht. Das ist das bescheuerte Ergebnis:
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Ich finde dort:
QuoteDisplay MoreDhammapada 209-305 (aus Palikanon.com, Khuddaka)
Kodha - Zorn und Ärgernis
221
Den Zorn gib auf, den Stolz! Lös' dich von allen Banden!
Wo man nichts wünscht, nichts' hat, da ist kein Leid vorhanden.
222
Wer Zorn hält auf wie ein Gespann, das eilig fuhr,
Den nenn' ich Lenker; Zügelhalter sind die andern nur.
(...)
Hallo Amdap -
meine Frage ging einfach in die Richtung "Wenn noch dieser [Mißbrauchs-] Sache ein Vorspiegeln eines tantrischen Kontextes hinzugefügt gewesen sein sollte(...)" - und ich möchte aber nur aufgrund unser hiesigen Konversation nicht einfach in Tatsachenannahmen hineinrutschen. Meine Frage sollte natürlich das Faß nicht noch weiter aufreißen und ich kann mich hier gerne wieder zurücknehmen...
Währenddessen bin ich überzeugt, dass es sich hier um verdrehtes Tantra und "Verrückte Weisheit" handelt, bei gleichzeitiger echter spiritueller Sehnsucht der Betroffenen [aber nicht ausreichendem Unterscheidungsvermögen aufgrund Verdunklung hormonellen Einflusses], was die Sache außerordentlich verkompliziert.
Nur eine kleine Nachfrage: hier vor ca 4 Wochen schreibst du "bin ich überzeugt"; mittlerweile haben wir einen Diskurs , der sehr informations- und aufschlußreich für mich ist(!), und ich würde mich gern vergewissern, ob wir im aktuellen Fall noch bei "bin ich überzeugt" sind oder schon von "Wissen" ausgehen?
Ich muß sagen, daß, wenn eine solche Ebene in diesem Fall hier eingespielt worden war - dann bekommt das für mich noch einmal eine andere Dimension, die weit über meinen anfänglichen Einwand: "wie kann ein Lehrer von Achtsamkeit/Bewußtheit des Aufkommens seiner eigenen Begehrlichkeiten/Bedürfnisse nicht bewußt gewesen sein und nicht sofort beim Gewahrwerden seiner Bedürfnisse eine klare Entscheidung für oder gegen seine Gelöbnisse getroffen haben (sondern erst nach Bekanntwerden und Kritik von außen) - und trotzdem als "Lehrer" angesehen werden". Wenn noch dieser Sache ein Vorspiegeln eines tantrischen Kontextes hinzugefügt gewesen sein sollte - fällt mir nur noch die Bemerkung des Buddha ein: "ein Mensch der absichtlich lügt, wird jeder anderen Missetat fähig sein". (quelle: PK, Stelle gerade nicht präsent[*] ).
So eine Bewertung ist sehr grundlegend für mich; deshalb wäre es für mich wichtig, ob wir das nun auch noch wissen, oder nicht (oder uns dazu rechtlich hier nicht äußern dürfen)...
[*] Diese kurze, knappe Stelle habe ich im Moment nicht präsent, aber beim Suchen danach bin ich gerade auf diese Sutra gestoßen die vielleicht trotzdem gut paßt - die setzt allerdings die Annahme von Wiedergeburten und ein Leben in Kreisläufen weit über dem materiellen Lebensgeschehen eines Menschenalters hinaus voraus...
QuoteDisplay MoreAnguttara Nikaya VII.67-84 (KENeumann, auf palikanon.com)
A.VII. 68 Das Los des falschen Asketen - Aggikkhandha-Sutta
So habe ich gehört. Einst wanderte der Erhabene mit einer großen Schar von Mönchen durch das Land der Kosaler. Während aber der Erhabene auf der Straße einherzog, bemerkte er an einer gewissen Stelle ein großes flackerndes, loderndes, leuchtendes Feuer. Bei seinem Anblick bog er vom Wege ab und nahm am Fuß eines Baumes auf einem hergerichteten Sitze Platz. Darauf wandte er sich an die Mönche und sprach:
"Seht ihr wohl, ihr Mönche, jenes große flackernde, lodernde, leuchtende Feuer?" - "Gewiß, o Herr."
-"Was haltet ihr da wohl für besser, ihr Mönche: daß man jenes große flackernde, lodernde, leuchtende Feuer umarmt, sich daneben hinsetzt, sich daneben legt, oder aber daß man eine mit weichen, zarten Händen und Füßen begabte Jungfrau aus dem Adels-, Brahmanen oder Bürgerstande umarmt und sich neben sie hinsetzt oder sich neben sie legt?"
-"Besser ist es freilich, o Herr, daß man eine mit weichen, zarten Händen und Füßen begabte Jungfrau aus dem Adels-, Brahmanen- oder Bürgerstande umarmt und sich neben sie hinsetzt oder sich neben sie legt; denn Schmerzen bringt es, o Herr, wollte man jenes große flackernde, lodernde, leuchtende Feuer umarmen, sich daneben hinsetzen, sich daneben legen."
-"Ich sage euch, ihr Mönche, ich künde euch, ihr Mönche: besser wäre es wahrlich für den sittenlosen, dem Schlechten ergebenen Mönch von unlauterem und verdächtigem Benehmen, von versteckter Tat, für den Nichtasketen, der sich als Asketen ausgibt, für den unkeuschen, der sich als keusch lebend ausgibt, der innerlich verdorben ist, befleckt, von schmutzigem Wesen, daß er jenes große flackernde, lodernde, leuchtende Feuer umarmt und sich daneben hinsetzt, daneben legt, als daß er eine mit weichen, zarten Händen und Füßen begabte Jungfrau aus dem Adels-, Brahmanen- oder Bürgerstande umarmt und sich neben sie hinsetzt oder neben sie legt. Und warum? Dadurch mag er zwar dem Tode oder tödlichem Schmerz verfallen; nicht aber gerät er darum beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in niedere Welt, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle. Wenn aber ein solcher eine mit weichen, zarten Händen und Füßen begabte Jungfrau aus dem Adels-, Brahmanen- oder Bürgerstande umarmt und sich neben sie hinsetzt oder sich neben sie legt, so gereicht ihm das, ihr Mönche, lange Zeit zum Unheil und Leiden; und beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, gerät er in niedere Welt, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle.
(.....)
Ich kenne die Auseinandersetzung nicht, weder June Campbell noch Kalu Rinpoche sind mir ein Begriff.
Hallo Pano, schon ein paar Wochen inaktuell, aber vielleicht als Einblick (anstatt/bevor das von Amdap empfohlene Buch zu kaufen): in 2000 war in einem usenet Forum ein Beitrag darüber, zitiert aus Tricycle, wenn ich richtig erinnere. Mir war das ("sowas" ) damals noch ziemlich neu und ich habe ein paar verstreute Infos darüber gesammelt. Interview mit June Campbell über ihr Buch in Tricycle (oder Lion's Roar?), auf deutsch in einer damalige Buddhismus Aktuell, Auszüge aus einem Interview mit Kalu Rinpoche - zusammengeschoben in einer word, bzw. PDF-Datei, 15 Seiten - ich denke gut lesbar. Ich weiß jetzt nicht ob ich hier sowas hochladen könnte/sollte/dürfte, ansonsten kann ich das gerne auf meine Homepage packen zum 'runterladen, falls Interesse besteht.
ah, ich habe nach einer deutschen Entsprechung zu "Health Claim"* gesucht und nach ein paar Umdrehungen in meinem kopf kam das heraus.
"Heilmächtig" fand ich eigentlich ein gutes Resultat nach den Umdrehungen. (Es gibt ja z.B. auch "wirkmächtig", das Wörtchen ist wohl eher bekannt im Umgangsslang). Bleib' mal dabei!
sogar erleuchtet , trotzdem oder gerade deswegen befangen , hölzern und vielleicht auch unbeholfen im Umgang mit seinen Mitmenschen ist.
Hmm, es gibt ein paar Beispiele im Palikanon; ein längeres um die Auseinandersetzung zwischem den Disziplin/Vinaya-Meister und dem Sutten-Meister (beide fortgeschritten!) um eine Wasserschüssel beim Sangha-"Lokus". Der Konflikt zog sich lange hin, und die beiden gingen soweit, den Buddha als Streitschlichter fortzuschicken... ("hölzern und vielleicht auch unbeholfen") finde aber gerade nicht die Stelle. Stattdessen vielleicht diese kürzere aber immerhin autoritative Position, deutlich interpretiert/erklärt im Kommentar ("hat aber nicht die Fähigkeit"):
QuoteAnguttara Nikaya 2 (53-118) (K.E. Neumann,Palikanon.com)
A.II. 57 Zweierlei Erwachte
Zweierlei Erwachte gibt es, ihr Mönche. Welche zwei?
- Den Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten und
- den Einzel-Erwachten (*1).
(*1) Ein Einzel-Erwachter (pacceka-buddha) gelangt aus sich selber heraus zur Erwachung oder Erleuchtung, wie ein vollkommen Erwachter (sammá-sambuddha), hat aber nicht wie dieser die Fähigkeit und das 'allumfassende Wissen' (sabbaññutá), um ein Weltlehrer zu werden.
wenn man weniger als 30g Kohlenhydrate isst (grobe Richtschnur) gerät der Körper in einen anderen Stoffwechsel Modus, die ketose. Die kann man als sehr beflügelnd und euphorisierend erleben, der Einstieg fühlt sich aber eher nach einem Kater an. Ich empfand dieses euphorische Gefühl angenehm, aber es ist nicht so als ob man daraus tiefere Einsichten generieren würde.
Meine - leider - bisher einzige Fastenerfahrung war stark mit dem Gefühl der Bewußtseinsklärung verbunden, ob ich's "Euphorie" nennen würde - weiß nicht, hört sich für mich fast denunzierend an... Dieses Gefühl der Bewußtseinsklärung war tatsächlich ein Hochgefühl, und das hat nach den 14 Tagen Fasten noch ziemlich lange angehalten. Es war um Weihnachten und Silvester, und außerdem eine Zeit mit besonderen Ereignissen - möglicherweise, weil ich in diesem Zustand dafür überhaupt offen war... eine gute Freundschaft entstand in dieser Zeit (aber das ist eine andere Geschichte ) ...
Das "Fastenbrechen" habe ich nicht ganz so vorsichtig diszipliniert vorgenommen, wie man es wohl sollte, sondern sehr genußvoll, und schließlich lese ich noch immer gerne in meinem damaligen improvisierten Tagebuch, voller Beobachtungen, Gedankenflüge und einer -fast- spirituellen neuen Freundschaft.
- - - - - -
Diese sehr schöne individuelle Geschichte soll aber nicht die Vorsichtsermahnung von pano einschränken - möchte niemanden womöglich auf eine leidvolle Achterbahn schicken!
Einige reden vom "armen Lama, der aus seinem Kultur gerissen wurde" usw.
Hmm. Da gehöre ich allerdings dazu. Zum erstenmal ist mir das nahegekommen, als ich das Buch von Chögüam Trungpa ("Spirituellen Materialismus durchschneiden") gelesen habe. Bei aller Brillanz, die ich dort empfunden habe, kam mich ein starkes Gefühl von "Heimatlosigkeit" und infolgedessen Mitleid an. Ich habe mit tibetischem Buddhismus nichts am Hut, aber diesen Verlust von Heimat, von eingewachsener Kultur - das ist eine Grundemotion, die ich den exilierten Tibetern gegenüber empfinde.
Und da muss ich mich schon fragen: was wollen wir Westler denn überhaupt von solchen asiatischen Klosterbubis noch lernen?
Ja, das stimmt, die Frage würde sich mir wohl auch stellen. (Obwohl ich persönlich diesen verächtlichen Ausdruck "asiatischen Klosterbubis" nicht anwenden würde.) Ich habe hier im Ort eine kleine Zeit lang eine tibetisch orientierte Gruppe besucht und mich an einer Demo am Rathaus für Tibet beteiligt (und die Sprecherin, die hier einen kleinen tibetischen Buchladen führte, gerne unterstützt), weiß allerdings nicht (mehr?) die formale Orientierung dieser Gruppe, sie machten gerade einen "Lamrin"-Lehrgang oder so... Noch früher, eine - ich glaube Kagüyu/Nydahl - WG, junge Kerle, die einen gern mal zum Umtrunk auf'n Bier einluden, hatte mich vollständig von jeder spirituellen Neugier in dieser Richtung befreit... Und erst später Sogyal über den u.a. Mary Finnegan(*) geschrieben hat und die weltliche Seite seines Weges zum Leader aufgebrochen: was blieb/bleibt da noch "zu lernen"??
Aber, wie oben schon gesagt, ein Grundgefühl, eine Resonanz, des Mitleids ist geblieben - vielleicht (fällt mir gerade erstmals ein ), weil wir in unserer Familie (Eltern, Großeltern) auch eine Flüchtlingsvergangenheit aufweisen (WKII: Danzig, Allenstein, Oppeln, ...) und einem das sozusagen epigenetisch eingeprägt ... u.s.w. ...
(*) "Behind the Thangkas" (kann ich hochladen wenn gewünscht)
deinen Zufluchsnamen
Das "zufluchen" ist mir jetzt eine eher neue Praxis,,,,
(...)
Das ist ein interessanter Aspekt, ob Mitfreude "vollkommen" sein kann, wenn man weiß, dass sich die Freude nur für eine kurze Dauer halten lässt.
Vorausschauend und durch Erfahrungswissen belehrt, wird infolgedessen bei der Mitfreude tatsächlich immer auch Mitgefühl gleichzeitig mitschwingen - es sei denn, der Andere hat das unvergängliche Glück des Nibbana erlangt. (...)
Hmm, ich weiß jetzt nicht ob meine Resonanz zur Fragestellung hier ganz fehl geht, aber zum Thema "Mudita" hatte ich einmal eine grundsätzliche Überlegung (und Frage, basierend auf einem Erlebnis...) in einem englischen Forum eingebracht:
Das Eingangsposting war ziemlich lang; ich zitiere mich hier einmal selbst,
QuoteDisplay MoreIch kann mich nicht erinnern, viel über den dritten der Brahmavihara-"Zustände", Mudita, gelesen zu haben. Und abgesehen von unserem Training vor vielen Jahren, wo wir im Osho/Shree Rajneesh-Stil meditiert haben und das eine Form das Tanzen war, während wir versuchten, die Brahmavihara-Zustände im Herzen "aufblühen" zu lassen, kann ich mich nicht erinnern, in den Zentren, in denen ich in den letzten Jahren war, eine *explizite* Meditation über und in Mudita kennengelernt zu haben.
(...).
Kürzlich war ich in einem schönen grünen Park, mit langen Wiesen, etwas hügelig, und während ich auf einer Bank saß, konnte ich ein paar kleine Hunde sehen, die spielerisch einem Ball hinterherliefen, der ihnen zugeworfen wurde. Sie schienen wirklich glücklich zu sein, diesem Ball hinterher zu rennen, beide sehr schnell für ihre kurzen Beine, der eine sogar etwas schneller als der andere, und ihre Laufwege machten immer mehr überflüssige Ausflüge - sie vergaßen den Ball und rannten scheinbar aus reiner Freude am Laufen und Hetzen, wobei der ganze Körper mehr und mehr involviert wurde. Ich merkte, wie sich diese enorme Freude direkt in mein Herz übertrug; es brauchte keine Worte, um darüber zu reden, um zu formulieren, was ich sah, nur das Herz ging auf und in volle Resonanz zu dieser unendlichen - von mir angenommenen/projizierten - Freude dieser jungen Hunde, besonders des schnelleren.
Als ich später darüber nachdachte, kam mir aus meinen Erinnerungen an die Brahmavihara-Zustände der Begriff "mudita" in den Sinn, und ich fragte mich: ist es gerade das, was ich auf den Wiesen erlebt habe, was mit dem Begriff "mudita" gemeint ist?
Heute dachte ich, ich habe ein bißchen Zeit, schauen wir mal, was der Pali-Kanon dazu sagt. Und natürlich auch, was wir bereits in D&D darüber haben? Kurzum: Ich war überrascht , wie *wenig* da wirklich steht! Ich werde hier etwas verlinken, wenn auch zur Hälfte auf Deutsch
(...)
Im Moment möchte ich auf eines meiner Lieblingsgleichnisse zurückgreifen: die Resonanz zweier Triangeln, wo die zweite in das gleiche Singen gerät, wenn die erste zu singen begonnen hat - als Gleichnis für zwei Herzen, wo das zweite in freudige Resonanz gerät, wenn das erste in wahre Freude gerät.
Und das muß *nicht durch Reden geschehen*. Wir kennen es in der Musik, vor allem, wenn gemeinsam musiziert wird, aber auch, wenn wir im wahrsten Sinne des Wortes gut gespielte Musik hören (selbst von einem längst verstorbenen Komponisten!). Wir kennen es in der Kunst, wenn wir in Resonanz mit dem Künstler kommen. Aber wir kennen es auch, wenn unsere Kinder in der Schule erfolgreich ihr Szenenspiel spielen und nach Hause kommen, ihr Herz erfüllt und überfließend vor Freude und wir in Resonanz mit diesen kommen können.
Aber auch, so kommt es mir vor, können wir es kennen, wenn ein Tier, ein empfindungsfähiges Wesen, tiefe Freude oder tiefen Frieden empfindet und wir können in gleiche Resonanz damit kommen.
Ein Hinweis, der eher naturwissenschaftlich und modern ist, könnte das moderne Konzept der Spiegelneuronen sein, das es sogar Babys ermöglicht, sich mit den Emotionen und Wünschen ihrer Eltern zu verbinden, ohne zu sprechen, einfach durch die Fähigkeit, mit mentalen Zuständen in Resonanz zu gehen. Es ist also eine echte natürliche Ressource für uns, jedenfalls...
(...)
(Zurückübersetzt mit DeepL.com, händisch korrigiert )
Hier ist bspw die Frage, ob die Mitfreude etwas "vollkommenes" sein kann/sie "vollkommen" sein kann, überhaupt nicht aufgeworfen. So bin ich im Moment etwas unsicher, ob diese damalige Überlegung hier im Thread überhaupt von Interesse ist... (Für mich ist das Thema allerdings "still open"/unerledigt )
als eminenzbasiert bezeichnet.
Oh je, ich merke gerade dass es komplett missverständlich formuliert war von mir wegen dem Wörtchen "anzugehen"
Der Kontext in deinem Post hatte mir klar genug gemacht, daß da wohl das Wörtchen "gegen" hätte stehen sollen ... gut daß es gestimmt hat
Und nachdem ich so oft Negativ schreibe doch zumindest das Bemühen und der Wunsch
dem Positiven zu folgen, das es auch gibt. Ein bekannter Mann hat einmal gesagt, ich freue mich, wenn es regnet, weil wenn ich es nicht tue, regnet es trotzdem.
Habe mich bisher ja nicht so sehr eingemischt. Aber stolpere gerade über diesen schönen Spruch in meiner Dateiliste. Paßt vielleicht?
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Quote(...) Dass Lama Dawa den Bruch seiner Gelübte sofort eingeräumt habe, nachdem er auf die Vorwürfe angesprochen wurde, bedeutet im Klartext: Seine Verfehlung musste erst von Dritten ans Licht gebracht werden, bevor er Konsequenzen zog. Einer internen Quelle zufolge, habe Lama Dawa seine Gelübde auch nicht „sofort zurückgegeben“. Vielmehr sei hierfür massiver Druck der Zentrumsleitung notwendig gewesen. (...)
Ich würde hier noch einen Schritt weitergehen: es ist von einem Mönch/Lama selbstverständlich zu erwarten, daß er seine Gelübde zurückgibt, sobald er weiß daß er sie nicht weiter einhalten will. Also: *bevor* er eine (sexuelle) Beziehung überhaupt beginnt - und nicht irgendwann nachher (forciert oder freiwillig).
Dies mag für einen einfachen Mönch vielleicht im Rahmen des einfachen, reuebedürftigen Fehltrittes manchmal eine zu hohe Anforderung sein, - aber für einen Lama, also eine lehrende Person, ist solch eine Verfehlung ein Zeichen, daß diese Person aus Prinzip ungeeignet für diese Rolle ist und von Anfang an war - jedenfalls ist das mein Standpunkt für eine Lehrperson (meinesfalls in der Erwachsenenbildung (Uni)) .
Ich denke, solch ein Standpunkt sollte grundsätzlich bei der Bewertung solcher Vorfälle gelten, und mich hat oft gewundert wenn ich in Berichten über solche Vorfälle und deren Bewältigung(sversuche) gelesen habe, daß nicht die Erwartung, daß der Lehrende/Lama die Entrobung *vor* jeder Beziehung selbstverständlich aus eigener Erwägung von gut & böse & heilsam & unheilsam & seiner vinaya-Gelübde vornimmt, Vordergrund bzw. Grundlage des Umgangs mit dem Lama/Lehrenden und dem Geschehen ist.
Gibt es Informationen darüber bei Tenzin Peljor? (Ist er noch Beauftragter der DBU?)
Zurück zum flow ist er hilfreich oder nicht
Mir fällt noch etwas ein, was vielleicht in deinem Sinne ein "Flow" war: das legendäre "Köln-Konzert" von Keith Jarret. Ich habe es nicht gesehen, aber es hört sich (auf der Platte) an als wenn da jemand in einen "Flow" gegangen ist.
Und in manchen ekstatischen Momenten, wenn sie sich zu einem ganzen Zeitraum ausweiten, möchte ich die Einheit von Motorik, Rythmik, Atem, melodische Figur,... (die man selbst erleben (z.B. am Piano) oder hören/vermuten kann) vielleicht sogar als "Flow" bezeichnen. Vielleicht paßt das zu deiner Anfangsfrage/-Idee?
Ob Beppo Straßenkehrer sich in den Flow gekehrt hat?
Hmm, weiß man nicht. Aber eine schöne Stelle hast du da gefunden!
Dann hast du dich vielleicht überfordert. Der flow kann auch als positive sucht vorkommen. Es ist wichtig die Anforderung im rechten verhältnis zu halten. Umd ich glaube es ist wichtig an diesem zustand nicht anhaften.
Ich kenne diesen Zustand aus meinen jungen Erwachsenenjahren, als ich intensiv programmiert habe. Der längste "Flow" war wohl als ich in 3 Tagen & Nächten (kaum geschlafen) ein dialogfähiges Statistiksystem für unsere Forschungsabteilung fertigbekommen habe (das war noch BS2000 und fernsehartige Bildschirme bei denen man -ganz modern damals- eine Maske mit Ein-/Ausgabefeldern erzeugen konnte) Aber dieses Prinzip von "Flow" kannte ich schon mit 20 im Informatikstudium, in dem der Aspekt des "produzierens"/"Aktivität"/"steuern" enthalten war. Im musizieren konnte ich auch diesen "Flow" erleben, aber da gab es nicht den ebengenannten Aspekt - das war vielleicht eher das Kinderspiel aus dem Artikel.
Für den schriftlichen Teil meiner SozArb/-Päd Prüfung im 2. Studium nahm ich das Thema "Computersucht" - "Sucht" im Zusammenhang mit "Computer" und vor allem mit "Programmieren" war damals (1985) noch ziemlich neu und wenig untersucht; aber es gab erste Hype-Artikel über sog. "Superprogrammierer" einerseits, bei denen eher eine auftretende Trance beschrieben wurde (fast wie so eine Art "Erleuchtung"), aber sogar ein populäres Buch gab es schon, das auch die problematische soziale Auswirkung thematisiert hatte.
Ich hatte das mehr unter dem Aspekt einer "Sucht" und daher des sozialen Leidens betrachtet (aus eigener Erfahrung und aus Beobachtung im Bekanntenkreis und in der "Szene" und dann aus ein paar Interviews speziell für diese Arbeit). (Habe die Arbeit digitalisiert, kann man/frau gerne bekommen).
Umd ich glaube es ist wichtig an diesem zustand nicht anhaften.
Zum Glück hatte ich immer andere starke Anker - früher die Liebe, dann das buddhistische Feld, den Seminar-Betrieb, und wiederum die Liebe, und dann auch "Pappaschaft" , sodaß nicht ein naheliegendes Bedürfnis, sich damit (oder daraus) zu identifizieren, entstanden wäre und/oder zu einer Anhaftung geführt hätte.
Heute ist die "CPU" ein bißchen eingerostet und es ist (glaube ich) nicht mehr möglich, diesen "Denkraum" /"Geistesraum" mit der gleichzeitigen Awareness für sehr viele Aspekte eines bestimmten Problems so aufzubauen wie das noch vor ein paar Jahren ging. [Mal probieren, was da noch geht ... bei Gelegenheit... ]
Hmm, was sagt das alles jetzt zu deinem Thema? - Das Schlüsselwort "Sucht" war der Trigger. Und: bei mir ist diese Flow-Erfahrung nicht aus dem buddhistischen Training entstanden.
Es sind schon einige Beiträge gekommen, die ich noch nicht gelesen habe. Aber ich habe eine Erfahrung, die den Titel dieses Threads eindeutig unterstützt.
Das war nach einer schweren(?) (offensichtlich) Lebensmittelvergiftung(?) in einem Hotel-Abendessen.
In der Nacht danach fing ich zunächst an, mich allerheftigst zu erbrechen. Ich sah keine Möglichkeit meinen Aufenthalt zu verlängern (keine Selbstversorgung über den Tag möglich) und stimmte dann meiner Frau zu, mich aus dem Hotel nach Hause zu holen.
In der folgenden Nacht, sozusagen, übernahm mein Körper vollständig die Kontrolle, und nur durch meine Erfahrungen mit den buddhistischen Konzepten blieb es mir möglich zu "beobachten". Rechtsdrehung im Bett, Linksdrehung, Kühlung, Wärme, Nahrungsbedarf ( und -aufnahme), Erbrechen - alles machte mein Körper und "ich" hatte überhaupt nichts zu sagen. Mein Wahrnehmungsraum war auf - sagen wir - 1/2 Meter um mich herum eingeschränkt; "ich" habe es vollständig geschehen lassen, was meine Physis zu ihrer Rettung(?) tat.
Das war eine meiner längsten Nächte meines Lebens, wenn nicht die längste überhaupt (Im Sinne von "Erleben").
Seitdem weiß ich, daß der Körper die Kontrolle übernehmen kann, und daß das völlig gut ist, im Sinne von "machbar". Ca 2-3 Tage war dieser Zustand, bis der Notfall-Modus mich wieder zuverlässig losließ und das "Ego"-Bewußtsein wieder seine Rolle für die Steuerung meines Körpers (und meiner sekundären Geistreaktionen!) übernehmen konnte.