Posts by Michael Haardt

    Wenn Du damit ausdrückst, dass man sich im Berufsleben maskieren muss: Ja, das ist so. Vermehrt bestimmt die Konformität und nicht die Arbeit selbst den beruflichen Erfolg. Dazu passt dieser Artikel sehr gut:


    Compliance is the New American Dream
    How risk aversion has shaped our schools, our government, and our global standing
    kyla.substack.com


    Natürlich kann man einfach hingehen und sagen: "Meine Güte, wieso sind die alle so dämlich. Ich halt's im Kopf nicht aus." Allerdings ist dieses mentale Modell derartig schwarz-weiß und allquantifiziert, dass es sieben Meilen gegen den Wind nach etwas riecht, was auf einer verzerrten Wahrnehmung der Realität beruht. Es ist also mehr als berechtigt, sich zu fragen, wie man zu diesem Gedanken kommt, und genauer hinzusehen. Und dann offenbart sich, dass die Realität erheblich komplexer ist. Ich vermute, man könnte diese Bemühung unter rechte Gesinnung oder rechtes Streben einsortieren. Die Psychologie liefert an der Stelle praktische Kriterien, schlechte und nicht hilfreiche mentale Modelle (Glaubenssätze) zu identifizieren.

    Mit Wahrheit meine ich den aktuellen Stand der Erkenntnis. Mir ist klar, dass die Wahrheit anders aussehen kann und das vermutlich auch tut.


    Man kann die makroskopische Welt eben nicht ohne QM beschreiben, wenn man in den Keller geht und das Doppelspaltexperiment mit einzelnen Photonen macht. Die Quantisierung sieht man auch woanders, aber dieses Experiment zeigt die Natur des Wahrscheinlichkeitsfelds in Wellenform und das Photon als die Wechselwirkung. Wenn ich aus dem Keller raus zurück in die Sonne komme, kann ich das Ergebnis nicht als "was im Keller passiert, bleibt im Keller" abtun. ;)


    Wenn ich mir bewusst bin, wie ich lerne und wie mentale Modelle entstehen, ist das eine ähnliche Erfahrung. Das war der Punkt, wo ich beim Buddhismus erstaunt feststellte, dass die Aussage, die Identität sei eine Illusion, schon begründbar ist.


    Man beweist gar nichts außerhalb der Physik mit QM. Aber es gibt interessante Analogien.

    Volle Zustimmung. Ein schlüssiges Gedankenexperiment müsste schon mathematisch formuliert werden.


    Bis dahin bleibt es Philosophie. Kann man es wissenschaftlich beweisen, wandert ein Konzept in den Bereich der Wissenschaft. Dennoch gab es das Konzept schon vorher und die QM zeigt, dass unsere mit den Augen sichtbare Vorstellung der Welt zu naiv ist, und ich halte es für wichtig, dass man einige Effekte der QM mit den Augen sehen kann, denn damit kann man nicht so tun, als sei das nur irgendwelche in unserer Realität irrelevante Forschung. Wenn einem in der Sonne warm wird, erlebt man quantisierte Wechselwirkungen von Wahrscheinlichkeitsfeldern, oder von etwas, was sich so verhält, und Materie ist keine Ausnahme. Das ist nicht der Realitätsbegriff, mit dem man aufwächst.


    Wo ist nun die Korrelation zum Buddhismus? Es dreht sich dort sehr viel um das, was man in der Lerntheorie Konstruktivismus nennt. Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist. Unsere mentalen Modelle der Welt sind nur das, Modelle. Buddha nannte sie eine Illusion. So weit würde ich nicht gehen, aber ich kann es nachvollziehen. Die Wahrheit sind sie jedenfalls nicht. In dem Zusammenhang sagt die QM, dass unsere Wahrnehmung der Welt überwiegend als makroskopisches Modell taugt, aber nicht die Wahrheit ist.


    Damit beweist man nichts, aber es ist interessant.

    Deine ganzen Fragen sind eigentlich die eine Frage danach, in welcher Situation Du Dich befindest, und warum, und Letzteres erklärt Ersteres.


    Es gibt sehr viele Prozesse, die eine fraktale Struktur haben. Wenn die Richtung kurzer Zeiteinheiten mit der langer Zeiteinheiten korreliert, wird es hektisch. Meistens tun sie das nicht, und mit etwas längerem Blick betrachtet ist es die meiste Zeit ruhig. Katastrophenpropheten liegen darum fast immer falsch, aber hin und wieder passieren auf lange Sicht gesehen unwahrscheinliche Dinge und das in schneller Folge. Das harmoniert mit der Normalverteilung, die in der Natur oft vorzufinden ist.


    Aus meiner Sicht sind wir kurz vor so einem Punkt, wo sich die Trends diverser Zeiteinheiten gerade treffen und es turbulent wird. In vielen Ländern wurde z.B. der demografische Wandel ignoriert, obwohl man wusste, was es bedeutet und was dann passiert. Der demografische Wandel fällt mit einer wachsenden Ungleichverteilung von Vermögen zusammen. Dann gibt es sehr vielfältige Gründe, die die Produktivität einer Wirtschaft hemmen: Stagniert diese dauerhaft, scheitert eine grundlegend auf Wachstum basierte Gesellschaft. Und vieles mehr.


    Die treibende Kraft von all dem ist die Ideologie der Kultur, deren Antworten vor langer Zeit richtig waren und den Erfolg begründeten, der die Welt änderte, so dass die Antworten nun falsch sind.


    Es gibt auf YouTube diverse Videos, die sich mit dem Nobelpreis für Wirtschaft 2024 befassen: Why nations fail. Man sollte meinen, jede politische Führung wäre nun glücklich, weil sie endlich die Antwort hat, wie man erfolgreich wird. Nein, es wird ignoriert. Weil Ideologie allgemeingültige Antworten liefert. Ideologie ist im Grunde ein Symptom kognitiver Verzerrungen.


    Das gab es in der Geschichte schon immer und aus jeder Unruhephase gingen dann neue Kulturen hervor. Jede dachte immer, die Beste und Letzte zu sein. Hat nie gestimmt.


    Du kannst verzweifeln, den Lauf der Geschichte nicht ändern zu können. Buddha sagt, "Ist halt so. Mach's nicht schlimmer. Verstehe Deine Situation." Man kann sich an der Vergangenheit nicht festhalten, also tust Du am Besten das, was für Dich am Besten ist, aber nicht auf Kosten Anderer.

    Nun, was die Quantenphysik beobachtet, befindet sich im Microbereich. Es gibt überhaupt keine Hinweise darauf, dass dies auf Bereiche übertragbar wäre, die sich auf der Grössenskala woanders befinden.

    Das sehe ich anders. Man kann sich z.B. fragen, wie groß ein Photon ist, bzw. wie groß die Wellenfunktion vor der Wechselwirkung ist. Eine Lichtquelle im Bereich einzelner Photonen, deren lange Integration am Doppelspalt dann ein statistisches Interferenzmuster zeigt, ist definitiv in unserer makroskopischen Welt zu sehen. Materiewellen sind in der makroskopischen Welt zu sehen.


    Das ändert nichts an der makroskopischen Physik, aber es zeigt, dass unsere Vorstellung von Realität im Alltag oberflächlich ist.

    Elliot Wenn man den Glauben an den Weg zur Beendigung oder das Auslöschen von Dukkha herausnimmt, bleibt meiner Meinung nach nichts Religiöses mehr in MN 141 übrig. Die Terminologie ist wirklich schwierig, aber ich denke, dass alles sonst im Einklang mit moderner Psychologie steht. Es ist schlüssig und passt zu meiner Lebenserfahrung.

    Elliot Ich denke, damit würde man die vierte Wahrheit so abändern, dass der Weg zur Verringerung der Leiden führt, aber nicht zur Auslöschung. Mehr nicht. Aber das ist so elementar, dass ich es nicht mehr Buddhismus nennen würde, auch wenn sich im Grunde im Leben sonst nichts ändert. Finde ich wenigstens. Es wird ja ziemlich klar benannt, wie selten das Erwachen ist (ein Mensch pro Jahrhundert?). Umgedreht ist der Weg nicht weniger lohnend.


    Was die Gruppen angeht, so ist das für mich die Unterscheidung zwischen Religion und Kirche. Kirchen, also organisierte Glaubensgemeinschaften, werden in den besten Absichten gegründet, aber oft nimmt dann doch die Politik oberhand, genau wie bei organisierten Gemeinschaften für weltliche Zwecke. Das hat nichts mit der Religion zu tun.

    Mir ist der Zusammenhang zwischen dem, was ich schrieb, und Deinem Artikel nicht klar, aber ich denke nicht, dass es wissenschaftlicher Konsens ist, dass die Karmaformation das Entstehen des Bewusstseins bedingt, was Teil der Abhängigkeitskette ist.


    Was Karl Marx da sagt, ist seine Ansicht, der man wissenschaftlich durchaus widersprechen kann. Es ist eine sehr offene Frage, warum es Religiosität gibt und die Versuche von Antworten sind erheblich komplexer und weit weg von Marx' Theorien über das Volk.


    Religion und, damit eng verbunden, Glauben, halte ich nicht für problematisch. Gruppendynamik und daraus entstehende Subkulturen sind es hingegen oft. Ohne dass es uns klar ist, glauben wir eine ganze Menge. Wenn Du die Wissenschaft hochhältst, dann glaubst Du, dass das Licht der Sonne wellenförmige Wahrscheinlichkeitsfelder quantisierter Interaktion sind. Wenn Dir davon warm wird, dann weil Du in Mathematik stehst - und diese Felder sind Teil unserer makroskopischen Welt und verschwinden bei einer Interaktion sofort, d.h. nicht nur mit Lichtgeschwindigkeit. Das nagt sehr am makroskopischen Realitätsbegriff. Wir glauben das, weil Physiker es sagen und sie einen Haufen guter Gründe dafür haben, und uns ähnlich wie Buddha nahelegen, Physik selbst zu verstehen, statt sie als Magier anzusehen.


    Buddhismus ist eine Religion. Zugegeben eine, in der man sehr wenig glauben muss, und in der sehr viel Logik und Wissenschaft steckt, aber eben nicht nur.

    Religion ist ein sozialer Ausdruck von Gefühlen und Gedanken, in dem die Erklärung von Übernatürlichem eine wichtige Rolle spielt, und da Letzteres halt jenseits der Wissenschaft liegt, ist es Glauben und nicht Wissen. Im Buddhismus sind das Karma, die Wiedergeburt und der Glauben an die Existenz des Erwachens. Lässt man das weg, wäre es meiner Meinung nach keine Religion mehr, aber auch kein Buddhismus.

    Das zusammenfallende Bild, oder sagen wir mal Trugbild, sehe ich nicht als Begleiterscheinung auf dem Weg, sondern als Teil des Wegs. Es ist ein Ziel in sich selbst.


    „Bedenke,“, sagt Morpheus, „alles, was ich dir anbiete, ist die Wahrheit, nicht mehr.“


    So in der Art. Wie oft passierte das Erwachen schon? Es spielt keine Rolle, ob es doppelt so viele waren, oder zehnmal so viele - mir wird's rein statistisch gesehen nicht passieren. Ich könnte mir die Frage stellen, ob es real ist, ob es Buddha wirklich passierte. Ich kann es nicht nachprüfen, sondern muss es glauben. Das ist ein Grund, warum es eine Religion ist.


    Aber ich verstehe Buddha nicht so, dass er den Weg nur lehrt, um zum Ziel zu kommen. Der Weg führt dahin, irgendwann, wenn nicht vorher die Sonne ausbrennt. Aber der Weg selbst ist der eigentliche Wert, und den muss ich nicht glauben und den kann ich nachprüfen, und davon habe ich hier und jetzt etwas. Das ist nicht so, dass man sagt "Oh Mist, erst 1% geschafft, das dauert ja ewig und wird nie was." Je mehr man auf das Ziel schaut, desto weniger sieht man auf den Weg. Ich glaube, sich vom Ziel ablenken zu lassen, ist hinderlich. Es gibt sowieso keine Abkürzung und die Richtung ist auch klar. Das Erwachen ist nicht der Hauptgewinn, sondern nur das allerletzte Stück. Damit kann man sich befassen, wenn es so weit ist.


    Das ist nur meine Meinung. Vielleicht hat Buddha das ganz anders gemeint.

    Wenn "Erleuchtung"/Erwachen quasi banalisiert würde, wären wohl kaum noch Menschen bereit, irgendwelche Anstrengungen ("Edler Achtfacher Pfad"...) dafür auf sich zu nehmen, sondern würden sich mutmaßlich eher dem Hedonismus verschreiben, maximalen Lebensgenuss anstreben (zumindest, bis Alter, Krankheit und Sterben sich in den Vordergrund schieben...).


    Warum denkst Du das? Ich sehe das genau anders herum. Wer nach dem Erwachen strebt, wird vermutlich enttäuscht, es nicht zu erreichen. Aber der achtfache Pfad ist ein Weg zu einem guten Leben. Hier und jetzt.

    Ich habe gehört:


    "Buddhisten sind Menschen, die versuchen, der Hölle zu entgehen, indem sie sich selber eine Hölle machen."

    Die Ansicht kann ich nachvollziehen, auch wenn ich sie nicht teile. Das ist kein Klischee.


    Die vier Wahrheiten und der achtfache Pfad klingen erstmal gut. Klar und einfach. Aber es ist nicht einfach, kein bisschen. Es wird erwartet, dass man sich damit beschäftigt, es selbst versteht, und das führt sehr in die Tiefe. Das ist nichts für jeden. Reflexives Denken ist für manche Leute die reinste Hölle. Es gibt Leid. Realistisch betrachtet hat der Pfad kein Ende. "Die Hölle, das sind wir selbst" ist ein gruselig realistisches Theaterstück und es klingt genau so.


    Ich finde die Frage "Wer bin ich" sehr interessant. Buddha erklärt viel dazu und fragt "Wer bist Du nicht?" Wenn man sich darauf einlässt, versteht man sein Leben und die Welt besser, finde ich. Andere Menschen sehen das anders. Die menschliche Erfahrung ist breiter, als ein einzelner Mensch nachvollziehen kann. Das muss man so hinnehmen.

    Zu #1 weißt Du offenbar viel mehr als ich (ist nicht schwer ;) ).


    Ich finde bei #3 argumentierst Du eher in Richtung Philosophie, die versucht, die Wahrheit zu entdecken, während Religion beschreibt, was man nicht anders erklären kann und darum glauben muss.


    Buddha sagte explizit, man soll ihm nicht einfach glauben, sondern es selbst verstehen. Die Ausnahme ist eben das Erwachen, was als nicht in weltlichen Gedanken beschreibbar definiert wird. Damit ist es ein religiöses Element, was man glauben muss. In den Religionen, die ich etwas kenne, ist es so, dass man eigentlich alles glauben muss und nur hin und wieder etwas vorfindet, was nachprüfbar der richtige Weg ist. Im Buddhismus ist es genau anders herum. Der achtfache Pfad ist kein Axiom, was vom Himmel fällt, sondern alles wird erklärt. Es gibt keinen dogmatischen Wahrheitsanspruch, sondern nachprüfbare Wahrheiten.


    Eben darum fragte ich mich lange, ob es wirklich eine Religion ist. Religion und Philosophie haben sehr viel gemeinsam.

    #2 und #4 erstaunen mich jetzt. Sachen gibt's!


    Die anderen Dinge sind für mich nachvollziehbare Missverständnisse.


    #1 verstehe ich gut, denn er ist das Oberhaupt des tibetischen Buddhismus. Angesichts der Verbreitung des Buddhismus im Westen kann man wirklich nicht verlangen, dass die verschiedenen Richtungen bekannt sind.


    #5... tja, er wird als lachender oder glücklicher Buddha bezeichnet. Das ist schon missverständlich.


    #3 hat mich eine Weile beschäftigt. Ist Buddhismus Religion oder Philosophie? Wo ist das dogmatische übernatürliche Element, was man glauben muss, was es zur Religion macht? Ich fand es: Dass Buddha erwacht war und es das Erwachen gibt, die Wiedergeburt und die Nicht-Existenz einer Seele, und Letzteres hängt sehr stark davon ab, was man als Seele bezeichnet. Es gibt moderne Definitionen, die auf einer Linie mit Buddha liegen. Wenn ich mich nicht irre, ist alles sonst, und das ist die absolute Mehrheit, Philosophie, d.h. begründet und zu großen Teilen sogar von der Philosophie in die Psychologie gewandert, nur mit anderer Terminologie.


    Ich habe mich ernsthaft gefragt, was sich ändert, wenn man das Erwachen und die Wiedergeburt nicht glaubt, abgesehen davon, dass es damit kein Buddhismus mehr ist. Man bestreitet die dritte Wahrheit. Was ist mit der Vierten? Der Pfad hat dann kein Ende mehr, aber realistisch gesehen hat er das auch so fast nie. Das macht ihn bisher nicht falsch und darum ändert sich nichts. Und an nichts sonst, was Buddha sagte, ändert sich etwas. Das finde ich sehr beeindruckend. Wie konnte jemand vor so langer Zeit so klug sein? Hmm. ;) Also man muss sich schon damit befassen, um zu erkennen, warum es eine Religion ist.

    Monika Wenn man sich sicher sein kann, dass der Empfänger darüber schmunzeln wird, kann man das so sagen, weil es sehr klar ist. :) Ich glaube aber nicht, dass das hier der Fall ist.


    @Tim99 Es ist Deine Entscheidung, auf wen Du hier wie reagierst, aber ich glaube nicht, dass es Dir lieber wäre, das Forum zu verlassen. Gedanken, die in eine Richtung gehen, die nicht Deinem Wohl dient, sind ein Indiz für mentale Modelle, die die Wahrnehmung verzerren:


    Constructivism part 3
    How mental models can break
    michaelhaardt.substack.com


    Irgendwie ist die Diskussion seltsam abgedriftet. Wir waren zuletzt bei "Der Buddhismus ignoriert schon viele Dinge, wobei kommt darauf an, wie man sich mit ihm beschäftigt, es ist ja eine Religion und keine Politik, Soziologie etc.."


    Religion ist sehr viel: Sie bietet mentale Modelle für Unerklärliches und löst damit Verständnisprobleme der Welt. Sie beeinhaltet einen sozialen Gefühlsausdruck, tröstet, verbindet, braucht Kommunikation und ist damit definitiv sozial. In dieser Funktion konkurriert sie mit Politik, was in der Geschichte oft Konflikte ergab.


    Buddha hat nicht versprochen, dass er weiss, wie man die Welt in Ordnung bringt. Er hat keinen Weg geliefert, wie man andere Menschen dazu bringt, nicht mehr schlecht zu sein. Das ist keine Ignoranz. Natürlich kann man hingehen und sagen, schau her, dann kann man die Sache lassen. Er weiß es auch nicht. Noch dazu hat er auch keinen Rat, wie man stinkreich wird, bestes Essen kocht und kosmologische Rätsel löst. :) Wenn man danach das Leid der Welt beklagt, kommt man aber bereits zum Anfang des Buddhismus: Es gibt welches. Wenn man nicht daran verzweifeln will, wenn man die Welt nicht noch schlechter machen will, dann hat Buddha einen Rat, wie man das anfängt. Und schon ist man mitten drin.

    Ah, so meinst Du das! Verstand ich erst anders. ;)


    Die Sache ist tiefgehend unbefriedigend. Theoretisch und praktisch noch mehr, denn das Gegenteil lief auch nicht gut:


    "When exposing a crime is treated as committing a crime, you are being ruled by criminals! ” - Edward Snowden.


    "If wars can be started by lies, peace can be started by truth" - Julian Assange


    Die deutsche Regierung wollte beiden kein Asyl geben und half damit, ein Exempel zu statuieren, was denen passiert, die sich trauen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Das war leider zu erwarten.


    Der Buddhismus erklärt, dass es mein Problem ist, wenn ich das unbefriedigend finde. Faktisch stimmt das auch. Daran zu verzweifeln, sein Leben zu zerstören, oder das anderer Menschen, hilft keinem. Wenn man es schafft, nicht unter die Räder zu kommen, und dabei noch halbwegs den achtfachen Pfad im Auge behält, und es dennoch unbefriedigend ist, hat man wohl schon viel geschafft.

    @Tim99 Ich glaube, dass Du mich missverstanden hast. Bei diesen Fakten sind wir uns einig und bei den Zukunftsaussichten auch. Aber innerhalb dieser wenigstens nicht unmittelbar zu ändernden Umstände hätte es vielleicht einen besseren Weg für Dich gegeben. Gute Besserung!


    void Ich muss mich sehr wundern. Michael Koolhaas ist das Paradebeispiel eines gescheiterten Freiheitskämpfers, der schon nach kurzer Zeit moralisch nicht mehr von denen zu unterscheiden war, die ihm einst Unrecht antaten. Es gibt viele andere Beispiele und es endet eigentlich immer mit vielen Toten und viel Leid.


    Meine Meinung ist, dass die Geschichte zeigt, dass man Kulturen nicht ändern kann. Sie gehen einen ideologisch gewiesenen Weg, bis sie auf ein Hindernis stoßen und scheitern. Daraus geht dann eine neue Kultur hervor. Ich glaube, Buddha hat das erkannt und darum dazu geraten, die umgebende Kultur und ihren Staat zu respektieren und nicht zu bekämpfen. Er hat einmal einen Krieg nicht kritisiert und es wird spekuliert, ob das der Tribut für seine Sicherheit war. Hätte Kritik Leid verringert? Vermutlich das Gegenteil. Das ist aber nur meine Meinung.

    Ich könnte viel zu Fakten und Zusammenhängen sagen, die begründen, warum die Dinge so sind, wie sie sind, und bin mir dennoch sicher, aus dem Stegreif dennoch nicht zu einem geschlossenen Modell zu kommen, oder gar zu einer Lösung. Und es wäre fernab vom Thema und auch allgemein nicht hilfreich.


    Der intensive Wunsch nach einer fiktiven Zukunft, in der alles so läuft, wie Du es als gut erkannt hast, klingt nicht nach Buddhas Rat. Du hast am Anfang gefragt: "Ist es wirklich die Lösungsstrategie sich von all dem zurück zu ziehen und zu sagen, das kann ich alles nicht beeinflussen, das ist nicht mein Thema, das belastet mich nur?"


    Nein. Buddha riet nie dazu, sich nur zurück zu ziehen.


    Ich kann Deine Wut verstehen und sehe die Probleme im Gesundheitssystem natürlich auch. OK, was kann man tun?


    Die Vergangenheit ist geschehen, aber in der Gegenwart kann man sie immer noch verstehen. Bist Du der Ansicht, dass Deine Handlungen insgesamt Deinem Wohlergehen dienten? Ich fange mal hinten an: Wirst Du glücklicher oder gesünder, wenn Du über Deine Ärzte, ihre Gier und ihre Unfähigkeit schimpfst? Buddha riet nicht dazu, seitenweise schlecht über andere Menschen zu sprechen, weil es kein Leid verringert. Nicht mal Deins. In moderner Terminologie und mit mehr Worten klingt es etwas anders, aber es kommt auf's Gleiche raus:


    Constructivism part 3
    How mental models can break
    michaelhaardt.substack.com


    Buddhas Rat ist, die Dinge zu verstehen, und damit meint er auch die eigenen Handlungen. Das ist komplex und viel Arbeit. Es ist kein Rückzug, keine Passivität - kein bisschen. In modernen Worten würde man sagen, besseres Verständnis führt zu einem besseren mentalen Wohlbefinden und besseren Entscheidungen.


    "Psycho-Blabla. Das ist keine Einstellungssache. Mir ging's besser, wenn die verdammte Dreckswelt nicht voller gieriger Idioten wäre."


    Zweifellos. Buddha formulierte es etwas neutraler. "Es gibt Leid." Wenn man sich an der Aussage festhält, kommt man aber nicht zu seinen Ratschlägen.

    Wenn ich Buddha wörtlich nehme, dann scheint mir Spekulation über Motivation und Persönlichkeit anderer Menschen , deren Verhalten einem nicht gefällt, weit weg von rechter Rede.


    Die Kommentare von Ärzten unter diesem Artikel sprechen Bände, woher die Probleme kommen:


    Ärztemangel: Mehr als 60.000 Ärzte in Praxen arbeiten in Teilzeit
    Der Rückgang bei den Hausarztpraxen ist gestoppt. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Kassenärzte wieder. Doch nicht alle Mediziner arbeiten auch in…
    www.zeit.de


    Michael

    Aravind Versuche mal, TLT zu kaufen (20Y US Treasury Bond ETF, in USD notiert, vermutlich einer der weltweit größten ETFs für US Anleihen). Oder KBWD (ISIN US46138E6106, ein ETF auf den KBW Nasdaq Financial Sector Dividend Yield Index). Beides seriöse, international beliebte ETFs. Die wirst Du als Privater bei keinem europäischen Broker kaufen können, auch wenn Du sie in der Auswahl siehst (MiFID 2). Als geschäftlicher Investor bekommst Du sie. Du kannst einen TLT-ähnlichen ETF kaufen, aber in EUR notiert, in EUR gelagert und hat das Risikoprofil des europäischen Emittenten. Das ist nur oberflächlich das Gleiche! Im Detail ist es sehr verschieden.


    Wenn Aktien oder ETFs die Deckung von Verbindlichkeiten sind, kannst Du die nicht verkaufen. Du hast noch nicht verstanden, dass man eine künstliche Isolierung eines Teils eines Gesamtgeschäfts vornimmt, dessen negativer Teil nicht berücksichtigt wird. Genau darum werden ja hin und wieder neue, nicht untereinander verrechenbare, Einkommensarten definiert. Ich will nicht weiter darauf eingehen, das ist wirklich off topic hier.


    pano Den heiligen Gral gibt es nicht. Ich befasse mich sehr tiefgehend datenbasiert mit meiner Umwelt, weil ich es interessant finde, wie Dinge funktionieren. Ich sah die Inflation in den Daten ein Jahr vorher kommen und habe dafür wenig schmeichelhafte Reaktionen im Netz bekommen. Ich bin noch nicht weg, weil noch etwas Geld fehlt. Mein Ziel passt für mich und ist nichts für jeden. Wer nach Abwägung der Fakten seinen besten Ort hier sieht, hat alles richtig gemacht.


    Was hat das mit Buddha zu tun? Nicht Glauben, sondern Verstehen, auch wenn es Arbeit ist. Er hatte sicher zu Lebzeiten Kritiker, aber er hat sie nicht gehasst. Er hat nicht zu einer Revolution angestiftet, die letztlich viel Leid angerichtet hätte, und in der er schnell zu denen geworden wäre, die er bekämpft hätte. Er hat nicht den Kopf in den Sand gesteckt, weil es Leid gibt. Er hat geteilt, was er verstand. Mich beeindruckt am Meisten, wie weit sein reflektives Denken ging.

    Du bist nicht auf dem aktuellen Stand, was ich verstehen kann, weil der ÖRR nicht über die erfolgte Ausweitung auf nicht in Deutschland geschaffenes Privatvermögen berichtet:


    Künftig auch Wegzugsbesteuerung für Anteile an Investmentvermögen
    Der Bundesrat stimmte dem Jahressteuergesetz 2024 wie erwartet am 22.11.2024 zu. Damit gab der Bundesrat auch seine Zustimmung zur Ausweitung der…
    www.ey.com


    "Es entsteht ein fiktiver Gewinn (Differenz zwischen Marktpreis und Anschaffungskosten), der zu versteuern ist. Problematisch kann dabei sein, dass keine ausreichenden liquiden Mittel vorhanden sind, da kein tatsächlicher Gewinn entstanden ist."


    Insbesondere findet keine Verrechnung mit bereits eingegangenen zukünftigen Verbindlichkeiten statt, weil diese zum jetzigen Zeitpunkt fiktiv sind!


    Schlecht, wenn Du so Deine Privatrente aufbaust. Das ist das Gegenteils des Modells der privat finanzierten Aktienrente nach dem Vorbild der USA, die kurz im Gespräch war. Eine Senkung der Grenzbeträge und Ausweitung auf andere private Vermögenswerte ist zu erwarten, wenn man einmal die Hürde überwunden hat, fiktive private Gewinne zu versteuern.


    In einem Teilbereich gibt es das bereits ähnlich: Wenn ein Arbeitnehmer Mitarbeiteraktien bekommt. Diese werden zum Zuteilungskurs versteuert, nicht zu dem Kurs, zu dem er sie bekommt und verkaufen kann. Die Differenz bei fallenden Kursen kann man als negativen Kapitalgewinn geltend machen, der aber nicht mit Einkommen verrechnet werden kann: Fiktive Gewinne werden versteuert, Verluste ignoriert.


    Es ist in dem Zusammenhang bemerkenswert, dass EU-Europäern seit einigen Jahren bereits der Zugang zum Handel mit weltweiten ETFs unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes verwehrt ist, womit ihre volle Geschäftstüchtigkeit eingeschränkt ist. Gleichzeitig sind die in Deutschland üblichen strukturierten Derivate (covered warrants) international illegal, weil sie Kunden einseitig benachteiligen. Dafür handelt der Rest der Welt mit Optionen, deren Markt sehr gut reglementiert ist.


    Es bringt nichts, darüber zu klagen und sich zu beschweren. Man muss die Dinge sehen, wie sie sind und seinen Frieden damit machen. Es gibt Leid, Punkt. Dazu gehören auch Neid, enttäuschter Nationalstolz und Ansprüche auf die Arbeitskraft und Lebensleistung, wenn man mitteilt, zu gehen. Selbstverständlich wird man im neuen Land auch Steuern bezahlen, um dessen steuerfinanziertes Gesundheitssystem zu nutzen. Wir haben das teuerste, aber nicht das beste, Gesundheitssystem Europas. Woanders ist es also günstiger.


    Ich sehe oft, dass Menschen sich gedanklich angesichts einer unbefriedigenden Lebenssituation im Kreis drehen und dabei an dem festhalten, was sie verloren haben. Das drückt die Hoffnung aus, es könnte zurück kommen, und die Angst, noch mehr zu verlieren, wenn sie sich bewegen.


    Es gibt keine Korrelation zwischen Verlusten und zukünftigen Risiken, und ich glaube, Buddha würde das ebenso sehen. Es gibt eine Korrelation zwischen Handlungen und zukünftigen Ereignissen. Man muss seine Ängste und Hoffnungen erkennen. Sie sind Teil dessen, was man als Identität sieht. Buddha sieht sie als Illusion, und obwohl ich die Wortwahl nicht mag, hat er Recht, denn man kann hinter sie sehen. Wir sind nicht die, die wir glauben zu sein. Diese Erkenntnis muss man immer wieder machen, aber es eröffnet neue Wege, glücklicher zu werden. Glück ist dabei unser Wort, aber wir haben sonst keins. In anderen Kulturen gibt es teilweise das Konzept vom "guten Leben", und sie meinen damit Harmonie und Gleichgewicht, ein Leben im Einklang mit der Welt, deren Schutz, und mit einem Sinn. Kein isoliert individuelles Glück.


    Dazu ein Sinnbild aus dem Kampfsport: Der Angreifer hält das Opfer an einer Hand fest und drückt ordentlich zu. Das schüchtert ein, fixiert und tut weh. Dennoch kann das Opfer sich, abgesehen von dieser Hand, frei bewegen. Es wäre natürlich viel besser gewesen, sich nicht in diese Situation zu bringen, aber wenn es denn so ist, dann ist die reale Situation, dass man Leid auf Schmerz reduzieren kann und abgesehen von der fixierten Hand frei ist, seine Situation zu verbessern. Die Hand bekommt man danach auch zurück.


    Habe ich gerade Buddhismus mit Kampfsport verglichen? Habe ich. :) Die Zwei gehen danach vergnügt als Freunde nach Hause.