Posts by Michael Haardt

    Der Erwartungswert bei vielen Ziehungen ist 0,5. Der Erwartungswert für eine Sequenz von 11 Nullen ist gering und das widerspricht sich nicht.


    Das ist an der Börse anders, weil die Kursentwicklung nicht rein zufällig ist. Das geht schon damit los, dass das Wirtschaftswachstum und die Inflation auf lange Sicht einen Aufwärtstrend erzeugen.

    Du wolltest vermutlich "the trend is your friend" parodieren. Trends sind aber tatsächlich in etlichen Zeiteinheiten wahrscheinlicher als Trendwenden.

    Es gibt viele Wörter, deren Bedeutung persönlich abweicht, aber das ist für die Kommunikation kein bisschen hilfreich. Für Englisch gibt es das Oxford Dictionary im Netz:


    fascism noun - Definition, pictures, pronunciation and usage notes | Oxford Advanced Learner's Dictionary at OxfordLearnersDictionaries.com


    Es stimmt im Grunde mit Wikipedia überein:


    Faschismus – Wikipedia
    de.wikipedia.org


    Da es keine Eigenbezeichnung ist, tut man sich mit dem Wort keinen Gefallen und benennt lieber spezifischer, wovon man spricht.

    Und ja klar, die Menschen werden zwar angeblich immer älter, aber auch immer kränker und die psychischen Belastungen ÜBERALL sind auch für nicht vorbelastete Menschen immens gestiegen und ein Teil ist auch hausgemacht, weil das alle Menschen nur noch Stress haben, auch in der Freizeit - das kann ja nicht sein.


    Aber ich kenne Niemanden, der in den letzten Jahren empathischer wurde oder nicht sein Aggressionspotential nach oben geschraubt hat, kurzum mir gefällt das nicht, aber der Trend wird weitergehen, kann man nur für sich versuchen das Beste draus zu machen.

    Möglicherweise hätte Buddha Dir gesagt, dass Du jammerst. Das heisst nicht, dass es nicht stimmen würde, aber Deine Beschäftigung damit hat keine Erkenntnis als Ziel, sondern die Beschäftigung ist das Ziel und sie macht Dich nicht froh.


    Man könnte nun lange diskutieren, ob Menschen sich ändern, und wenn man Empathie als Sinn versteht, dann könnte man ihre Wahrnehmung als Wesenszug sehen. Ungeachtet der Tatsache, dass viel unserer Identität nicht so aussieht, wie wir sie wahrnehmen, wenn wir sie wahrnehmen, beobachte ich, dass sie sich im Leben nicht sehr ändert.


    Werden Menschen aggressiver? Ja. Unzweifelhaft wandern eine Menge aggressive Menschen ein, wie man an der sinkenden öffentlichen Sicherheit sieht, aber es gibt auch sonst mehr Aggression im öffentlichen Raum, die regelmäßig eine verzerrte Wahrnehmung offenbart.


    Ich denke, man sollte die Veränderungen wahrnehmen, aber versuchen sie zu verstehen, um richtig zu reagieren. Ich hörte die Tage ein Zitat, das ich mir notierte:


    “Don't be in abusive relationships, not even with your country.”

    Nomad Capitalist on YouTube


    Das bedeutet nicht zwingend, dass Du auswandern musst, sondern dass Du Dich aus einer ungesunden Beziehung lösen solltest. Es ist schwer, weil man ein Stück Heimat damit verliert, aber im Grunde ist das bereits passiert und Deine Verbitterung richtet sich gegen diese Tatsache der Vergangenheit.


    Schließlich: Gibt es etwas Gutes trotz all der angesprochenen Veränderungen? Definitiv. Auch wenn ich mich hier wundere, dass manche Leute Buddha folgen wollen und dabei regelrecht zänkisch sind, habe ich hier schon viele Dinge gelesen, die mich weiterbrachten. Es gibt im Netz und in den sozialen Medien noch mehr wundervolle Communities und Menschen, die sich ohne Internet nie gefunden hätten. Mein persönlicher Tipp, und das ist sicher nichts für jeden, ist zu einem Segelflugplatz zu fahren und mitzufliegen. Egal wie grauenhaft das Meeting ist, muss ich immer noch an das Segelflugzeug denken. :)

    Tim99 Der Sammelbegriff ist heute wohl "Corporate Life" und um es kurz zu machen: Du hast die Arbeitswelt, vor allem in großen Unternehmen, korrekt erkannt und beschrieben. Die empfehlenswerteste Strategie ist, proaktiv stets die eigene Verteidigung im Blick zu behalten. Leistungen dokumentieren, was nur im Meeting gesagt wurde als Protokoll dokumentieren und generell nur zu sagen oder zu schreiben, was zitierfähig ist. Gute Arbeit verschafft eine Position der Stärke, die Angriffe erschwert. Damit kannst Du Lügen über Dich ignorieren und wenn es eskaliert, nachweisen, dass sie nicht stimmen. Du beschränkst Dich auf Deine Aufgaben und wenn etwas außerhalb Deiner Aufgaben schief läuft, halte Dich raus. So ein feindliches Umfeld ist anstrengend, aber irgendwie muss man sein Geld verdienen. Spitzenleistungen werden so extrem schwer, berufliches Vorankommen ebenfalls. Verstehe, dass Reviews subjektiv sind und damit unfair, egal wie komplex und scheinbar objektiv die Systeme sind. Lügen anderer werden Dich also dennoch benachteiligen.


    Was hätte Buddha gesagt? Es gibt Leid. Verzweifle nicht dran. Mach es nicht noch schlimmer.


    Es gibt schon einen Grund, warum immer mehr Menschen auf work/life balance achten und nicht mehr so viel arbeiten wollen. Warum sie keine Führungspositionen wollen, die sie zu einem unethischen Verhalten zwingt. Warum sie Dienst nach Vorschrift machen. Warum ein aggressives und unethisches Verhalten der Weg ins Management ist.


    Finanzielle Unabhängigkeit widmet sich genau dem: Freiheit. Nicht Reichtum. Das deutsche Gesundheitssystem wird jedes Jahr schlechter und die Lebenshaltungskosten steigen wie blöd. In welchem Land kannst Du mit wie viel Geld glücklich frei leben? Viele Länder bieten ein Dauervisum für Ruheständler, weil sie ihren Umsatz lieben.


    Oder bist Du doch das Problem, weil Du Deine Klappe nicht halten kannst und Streit vom Zaun brichst, nur weil Du schlecht behandelt wirst, meinst Dich wehren zu müssen, die Welt besser zu machen usw.? Das weißt Du nur allein. Du wirst nicht frei und unabhängig, wenn Du das nicht hinter Dir lassen kannst.

    Religiös bedeutet für mich, dass man an etwas glaubt. Der Buddhismus kommt überwiegend, aber nicht ganz, ohne Glauben aus. Man muss glauben, dass man nicht alles sehen kann (überdauerndes Karma), aber dass es sonst nichts gibt, was man nicht sieht. Man muss glauben, dass es erwachte Menschen gibt oder dass man versteht, was Erwachen bedeutet.


    Geht man es wissenschaftlich an, so würde man gerne die Wahrheit kennen, ist aber mit einem Modell zufrieden, solange es widerspruchsfrei zur beobachtbaren Realität ist. Das bedeutet, manchmal irgendwelche Murkskonstrukte einzuführen, von denen man schon ahnt, dass da mehr hintersteckt, aber man hat schlicht nicht mehr Daten. Karma ist für mich so etwas. Man kann beobachten, dass schlechtes Handeln auf den handelnden Menschen zurück wirkt. Auf was genau? Seine Seele, sein Bewusstsein, die mentalen Modelle, deren Gesamtheit ein Bewusstsein erzeugt oder vielleicht auch nur die Illusion dessen? Das ist schwierig, aber es geht nicht ohne einen Begriff, das irgendwie zu bezeichnen. An der Stelle wird offenbar, dass es etwas gibt, was man nicht sehen, aber indirekt beobachten kann. Man könnte an der Stelle eine ganze Konstruktion von Übersinnlichem aufhängen, aber hat sich für die minimale Konstruktion entschieden, die gerade eben das erklärt, was man beobachtet. Glauben heisst, sich mit einer deskriptiven Erklärung zufrieden zu geben.


    Mal angenommen, es gäbe mehr, als der Buddhismus sagt, dann ändert sich nichts, was der Buddhismus logisch begründet. Es wird mehr Präzisierung von dem geben, was man vorher nicht sehen konnte.


    Nur die Sache mit dem überdauernden Karma und dem Verständnis, was genau Erwachen ist und dass es passierte, könnte dann eine Revision erfahren. So sehe ich das wenigstens, andere sehen das vermutlich anders. Man kann sich auf diesen religiösen Teil versteifen, oder man kann Buddhismus nicht als Religion, sondern als Anleitung sehen, wie man sein Leben besser versteht und lebt.


    Zu der Sache mit dem Erwachen: Wenn man sich etwas mit moderner Psychologie befasst, ist es faszinierend, wie klug Buddha vor so langer Zeit war. Das minimale Modell, wie er so weit kam, ist schon irgendwie, dass es vielleicht einfach so war, wie er sagte. Vielleicht. :)


    Michael

    Ich begebe mich da auf knackend dünnes Eis, aber wissenschaftliche Erkenntnisse? Welche? Es gibt bisher kein Verständnis, wie unser Bewusstsein und Denken tatsächlich funktioniert und ob wir eine Seele haben. Das physikalische Weltbild ist unvollständig.


    Mein Gedanke dazu:


    Ich verstehe Karma nicht als moralischen Punktezähler. Die meisten Taten verändern mich nicht körperlich, aber geistig (und ich sage absichtlich nicht seelisch). Buddhismus kommt also nicht ohne eine geistige Komponente aus. Es wäre kein Problem, die mit dem Körper sterben zu lassen, aber was erzeugt sie dann zur Geburt von Kindern? Wird immer wieder viel geistiger Zustand aufgebaut, der dann verschwindet, ohne etwas zu hinterlassen? Das kann man plausibel sicher verschieden beantworten.


    Geht man davon aus, dass viel meiner Identität in Wahrheit nicht existiert, und das ist eine mögliche Folgerung daraus, dass dieser Teil Ergebnis der Konstruktion ist, die sich aus meiner nicht ausreichenden Selbstbeobachtung ergibt (ähnlich wie die obskuren Weltbilder des Mittelalters sich aus der Beobachtung von viel zu wenig Fakten ergaben), dann ist die Idee eines festen Wesenskerns tot. "Ich denke, also bin ich" wird zur Tautologie, wenn Ich und Denken identisch sind: "Ich denke, dass ich bin."


    Das Gegenteil ist ebenso denkbar: Das mentale Modell vereinfacht noch viel mehr, als man meint. Die Realität, wie wir sie sehen, ist die Illusion, die durch die Seele erzeugt wird, um die zu komplexe wahre Realität dahinter zu vereinfachen. Tatsächlich ist unser ganzes Denken stets auf Vereinfachung und Abstraktion ausgerichtet. Dann würde man die Wahrheit nicht erkennen können und wir könnten unser Denken und unser Gehirn nicht verstehen, weil es nur eine Art Avatar ist, aber nicht wirklich unsere Identität.


    Im einen Extremfall überlebt also nichts Geistiges und das Selbstbewusstsein ist eine Illusion, die evolutionäre Vorteile bringt. Im anderen Extremfall überlebt eine Seele und unsere Realität ist die Illusion, deren Erzeugung evolutionäre Vorteile bringt.


    In der Mitte läge eine geistige Komponente, die nicht stirbt, aber nur ein Teil dessen ist, was die Identität ausmacht. So etwas wie ein Zustand, der das Handeln beeinflusst und von der Wirkung beeinflusst wird.


    Spielt es eine Rolle? Solange ich lebe, habe ich es mit den Wirkungen meines Handelns auf meine geistige Komponente zu tun. Der Rest ist eine Frage der Neugier, aber für die Zeit des Lebens im Grunde nicht entscheidend.

    Du sagst es selbst, in den 80er Jahren. Das war ein in vielerlei Hinsicht ziemlich gutes Jahrzehnt, und wenn es Menschen gut geht, kümmern sie sich auch darum, die Welt besser zu machen.


    Heute haben wir eine politische Elite, die das Volk als Testkaninchen ihrer Ideologie betrachtet, die Verfassung immer wieder mit Füßen tritt, Bürger offen bedroht und aus Ideologie und Gier wirtschaftlichen Druck erzeugt, der die lange auf uns zukommenden Probleme noch verstärkt. Es geht den Menschen nicht gut und sie kümmern sich zuerst um ihre eigenen Probleme. Du demonstrierst auch nicht, sondern suchst einen Arzttermin und kriegst keinen.


    Was hätte Buddha dazu gesagt? Es gibt Leid. Verzweifle nicht daran. Mach es nicht noch schlimmer. Ich glaube nicht, dass er zu Demos aufgerufen hat, oder sonstwie andere Menschen ändern wollte. Sein Leben ist lange her und dennoch fragen wir uns heute noch, was er getan hätte und das liegt an ihm selbst. Sind andere Menschen davon beeindruckt, wie Du mit Dir selbst auskommst? Wenn nicht, warum sollten sie dem Weg zuhören, den Du vorschlägst?


    Michael

    Tai Danke, das ist die erste Erklärung, mit der ich wirklich etwas anfangen kann.


    Diese Idee gibt es nicht nur im Buddhismus. Es ist durchaus verbreitet, unsere Identität als das mentale Modell von uns selbst, gebaut durch Selbstwahrnehmung, zu definieren. Ich würde ein Modell nicht als Illusion bezeichnen, aber es ist nicht die Wahrheit oder Realität, sondern eben nur ein Modell.


    Wenn man sich auf den Gedanken einlassen kann, dann erklären sich ein Haufen Dinge über die Vorstellung der eigenen Person durch all die Phänomene, die allgemein mit der Konstruktion von mentalen Modellen zu beobachten sind.


    Das heisst für mich nicht, dass es unsere Identität nicht gäbe. Unser Neurotyp ist z.B. ein Teil der Identität und damit wird man geboren. Aber ein ganzer Haufen Dinge existiert tatsächlich nur in dem mentalen Modell.

    Es ist auch spannend, dass ich wie aus dem Nichts immer wieder Angriffen ausgesetzt bin, wo ich mir denke, wie komme ich da dazu.


    Mein Bruder schreibt mir eine Nachricht, dass ich ihn in Ruhe lassen soll bzw. dorthin verschwinden soll, wo es besser ist. Nachsatz: Bitte nicht antworten. Heißt, der beleidigt mich und ich darf nicht mal Stellung dazu beziehen?

    Was hätte Buddha dazu gesagt, wenn es ihm passiert wäre?


    Wie kommst Du dazu? Wenn Du es wirklich nicht weisst, könntest Du natürlich fragen, aber die Sache klingt nach einer Vorgeschichte, die Dir schon bekannt ist. Ist die Frage tatsächlich wichtig, wie es dazu kommt?


    Eine Beleidigung ist ein Angriff auf die Ehre eines anderen durch die Kundgabe eigener Missachtung oder Nichtachtung, und ich finde die Definition des StGB passend. Wurdest Du tatsächlich beleidigt? Ich denke, nein. Er wünscht keinen Kontakt zu Dir und hätte darum gerne, dass Du möglichst weit weg wärst. Das ist natürlich nicht angenehm, aber was hindert Dich daran, diesem Wunsch zu folgen? Lebst Du dann auf irgendeine Weise schlechter? Jeder Mensch hat den Drang zu sozialisieren und es ist nicht einfach, diesen Drang zu erkennen und ihn nicht zur Motivation des Handelns werden zu lassen. Stellung beziehen, sich wehren, das sind Aktionen, um der Einschränkung Deines Lebens zu begegnen. Aber keinen Kontakt zu ihm zu haben, einer Quelle des Leids zu entgehen, schränkt Dich nicht ein.


    Vielleicht hätte Buddha Dir vorgeschlagen, den Grund für Deine negative Emotion zu verstehen, um Dich selbst besser zu verstehen. Vermutlich hätte er Dir den Grund beschreiben können, aber Du müsstest dann dennoch darüber nachdenken, ob es wirklich so ist.

    Die Welt wird die Welt bleiben, nur die Menschen werden nicht mehr da sein. Ob das rasch sein wird oder noch sehr lange gut geht weiß ich nicht.

    Wir sind uns in einer Menge einig, aber darin nicht. Ich bin sehr sicher, dass die Menschen noch recht lange da sein werden.


    Wie fröhlich sie sind, ist eine andere Sache, wobei man auch fragen kann, wie fröhlich wie früher waren. Aber Endzeitgedanken finde ich rational nicht begründbar. Das siehst Du vielleicht aus Deinem Blickpunkt negativer, als es für die Allgemeinheit aussieht.


    Das bedeutet nicht, dass alles in Ordnung ist, oder dass die Dinge sich nicht negativ entwickeln würden. Aber schlechte Zukunftsaussichten und die Endzeit der Menschheit, das sind zwei grundverschiedene Dinge.

    Mich wundert und ärgert das manchmal, aber dann halte ich mir vor Augen dass sich Kulturen eben entwickeln, einen Höhepunkt erreichen und dann verfallen. Das war immer schon so und kann gar nicht anders sein - was entstanden ist, vergeht wieder.

    Ich bezweifle, dass das so sein muss. Soweit ich es sehe, gingen Kulturen an dem ein, was sie einst groß machte, weil sie ihre Welt veränderten, aber nicht sich selbst anpassten. Solche unverrückbaren Glaubenssätze sind für mich eine Ideologie.


    Buddha betonte, wie wichtig das persönliche Verständnis aller Ratschläge ist. Das ist ein Riesenunterschied zu einem Regelwerk. Weiter sind zukünftige Auswirkungen Teil einer Handlung und müssen daher mit bedacht werden.


    Nur, weil das keine Kultur macht, bedeutet das nicht, dass es nicht ginge.

    Der Bedarf an medizinischen Dienstleistungen steigt aus verschiedenen Gründen. Einer davon ist schlicht das steigende Durchschnittsalter und auch das hat viele Gründe. Wer viele Jahrzehnte zurück denkt, sieht auf eine Gesellschaft, die sich der Verjüngung durch Krieg und humanitäre Katastrophen nicht bewusst ist und ihre Situation für selbstverständlich und zukunftssicher hält.


    Gleichzeitig sinkt das Angebot, u.a. auch wegen der Demographie. Das Angebot wird aber auch begrenzt, indem man limitiert, wieviel den Ärzten bezahlt wird, und das führt dann dazu, keine neuen Patienten mehr anzunehmen. In vielen Praxen liefern die gesetzlich Versicherten nur noch einen Kostendeckungsbeitrag, aber ohne die privat Versicherten müsste die Praxis schließen.


    Es gibt natürlich noch viel, viel mehr Fakten, aber letztlich gibt es eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Wer glaubt, hier aus der eigenen Weisheit heraus einfache Lösungen für die Welt zu haben, hat definitiv ein unzureichendes Datenbild.


    Aus meiner Sicht lehrt der Buddhismus keine Ignoranz, sondern Eigenverantwortung. Es wird kein göttliches Wesen um Hilfe gebeten, sondern jeder ist für sich selbst verantwortlich. Dazu gehört, die eigene Lage und die Umwelt zu erkennen. Aber man muss auch darauf reagieren. Das kann die Entscheidung sein, die Situation zu akzeptieren. Oder sich dem zu entziehen, was man nicht ändern kann. Beides ist in Ordnung und schafft Gelassenheit.


    Michael

    Ich finde es fehlt ein wenig heute an der Kultur der Konversation. Alles polarisiert und wenn der andere deine Meinung nicht gut findet, dann ist man uninteressant bzw. wird viel ignoriert.

    Das hast Du korrekt erkannt. Ich habe dem jüngst einen Artikel gewidmet:


    Divide and conquer – The next generation
    How hate maintains the status quo
    michaelhaardt.substack.com


    Man muss sich Mühe geben, um nicht davon verführt zu werden. Mir gefällt das auch nicht, aber da sind wir wieder beim gleichen Thema: Man kann es vorwerfen, was Leid erzeugt, daran verzweifeln, was das Gleiche tut, oder dagegen kämpfen und auch damit Leid erzeugen. Oder man versteht es und entzieht sich diesem schädlichen Einfluss. Vielleicht gibt man damit ein Beispiel, vielleicht nicht, aber es ist kein Handel. Man tut es für sich, weil es richtig ist, und man damit besser lebt. Und wenn Du aufmerksam bist, wirst Du herausfinden, dass Du nicht ganz allein damit bist.

    Man kann sich lange über Politik, die Sozialsysteme und -architekturen unterhalten, überlegen oder sich ärgern - und steht danach immer noch am gleichen Punkt wie zuvor. Das ist nur sinnvoll, wenn man gar nicht weiß, in welcher Situation man eigentlich ist, und warum, und welche Optionen man hat.


    Anna Panna-Sati :


    Die Unzufriedenheit herrscht nicht nur hier, sondern in vielen westlichen Ländern, speziell alten entwickelten Ländern. Es ist die Angst vor der Zukunft und sie ist berechtigt. Nicht alle verstehen die Ursachen, aber jeder merkt es irgendwo, dass sich etwas zum Schlechten verändert. Und sei es, dass es plötzlich ein Problem wird, einen Termin beim Arzt oder in der Autowerkstatt zu bekommen, oder körperliche Gewalt nicht mehr im Spielfilm, sondern direkt vor der Haustür zu erleben. Damit sage ich nicht, dass das der Anfang vom Untergang ist. Aber ein paar Länder könnten schon extrem zurückfallen. So etwas hat es in der Geschichte schon immer gegeben und dennoch denken alle, es würde nie mehr passieren.


    Ich wollte Emotionen nicht herunter stufen, sondern nur Klarheit schaffen: Es gibt sehr wenige rationale Gründe, warum man sein Leben nicht ändern kann, wenn man unzufrieden ist. Man muss vielleicht richtig viel lernen, aber das ist nur Arbeit. Die eigenen Emotionen zu verstehen ist oft schwierig und nicht immer erfreulich, aber hier gibt es keine externen Zwänge oder Fesseln.


    Ich sagte, dass Menschen sich kaum damit beschäftigen, wie sie glücklich werden. Meinst Du, dass Du gute Antworten bekommst, wenn Du sie fragst, was sie glücklich macht? Alle haben viele Wünsche, aber frage sie nach der Motivation für diese Wünsche und es wird oft still. Glück ist selten dabei. Die Erklärungen zu häufigen Motivationsketten im Buddhismus sind nicht anders als in der Psychologie oder bei Coaches für finanzielle Unabhängigkeit und dank Internet leicht verfügbar - falls man es wissen möchte. Du bemängelst, dass der Blick auf das Schöne zu kurz kommt. Ganz recht, aus genau diesen Gründen.


    Habe ich also Antworten auf all das? Wäre schön. :) DAS würde mich glücklich machen, denn jede einzelne Antwort tut's schon, aber mehr wären besser.


    Tim99 Du klingst recht verbittert und wieder machst Du Menschen Vorwürfe. Das dient nicht Deinem Wohlergehen. Ok, Besitz und geschlossene Augen, gibt's auch positive Beispiele? Ja. Ich flog vor ein paar Wochen in einem Segelflugzeug mit und kann es nicht vergessen und will es wieder tun, wenn es gute Thermik gibt. Es war schlicht unbeschreiblich schön. Wenn jemand fliegen kann und einen Gleiter hat, dann wird er Dir mit geschlossenen Augen eine Stunde lang erzählen können, wie wunderbar das ist.


    Ruhe, das höchste Gut auf Erden, kommt sehr oft nur durch Einsamkeit in das Herz. - Johann Georg Zimmermann

    Tim99 Es gibt einige Länder, die speziell für Rentner Einwanderungsangebote machen. Sie importieren damit Liquidität und Binnennachfrage. Da es wenige Länder gibt, die so teuer wie Deutschland sind, ist das auch durchaus attraktiv, wenn der Rest stimmt. Ich denke man darf die Qualität des deutschen Gesundheitssystems grob an der Lebenserwartung messen:


    Basistabelle Lebenserwartung bei Geburt - Männer
    Lebenserwartung bei Geburt - Männer nach Ländern
    www.destatis.de


    Da wir bei den Kosten führen, ist mit Einsparungen zu Lasten der Patienten zu rechnen:


    Gesundheitsausgaben im EU-Vergleich 2020 - Statistisches Bundesamt


    Freilich hat all das wenig mit dem Thema Einsamkeit zu tun. Interkulturelle Kommunikation hat ihre eigenen Herausforderungen und die deutsche Kultur ist schon ein Extrempunkt. Die Sprachbarriere gibt es dann auch noch. Aber Du wirst definitiv eine ganze Weile beschäftigt genug sein, um Dir über die Welt keine Gedanken mehr zu machen. :)


    Die große Frage zum Schluss: Was kann man denn bewegen? Alles, was Dich betrifft. Das begründet keinen Anspruch, dass jemand hinsieht. Das passiert oder es passiert nicht. Der Buddhismus hat viele Vorschläge, wie man besser leben kann, und die sind alle persönlich. Alle Menschen wollen glücklich sein, aber sie beschäftigen sich kaum damit, wie sie es werden.

    Zum Thema auswandern: Den heiligen Gral gibt's nicht, jedes Land hat seine dunklen Seiten. Aber je nachdem, was man sucht, gibt es Verbesserungen zu Deutschland. Die Wahl ist also sehr persönlich. Es gibt Gründe, die jemand an Deutschland fesseln können, aber abgesehen von Emotionen sind es wirklich nicht viele. Wenn Du deutscher Staatsbürger, gesetzlich krankenversichert und Rentner, idealerweise ohne Betriebspension, bist, steht Dir Europa schon mal ziemlich ohne Schranken offen, ein Test auf ein paar Monate ist relativ günstig und Du kannst jederzeit zurück.


    Alles ist vergänglich. Du kannst an der Suche der Ideallösung verzweifeln, weil es keine gibt. Oder Du suchst Dir für die nächste Zeit ein ruhiges Plätzchen, bereit evtl. irgendwann nochmal zu wechseln, und das auf eine Weise, mit der Du nicht Sklave Deiner Entscheidung bist. Wenn man die Augen verschloss, oder schon alt genug war, konnte man in Deutschland lange Zeit glauben, dass es Stabilität bis zum Tod gibt, aber das ist historisch eine Anomalie. Tatsache ist, dass ich als kleines Kind in der Schule schon lernte, dass die Demografie 2020-2025 kippen wird und wie schlecht das dann wird, was aber niemand erschreckt hat, weil schon 2000 noch endlos lange hin war.


    Darf man sein Land öffentlich kritisieren (nicht beleidigen)? Ja, darf man hier definitiv. Es kann allerdings je nach Umgebung ziemlich viel Ärger geben. Das ist woanders nicht unbedingt besser. Die Frage ist, was Du davon hast, denn Du wirst die Kultur nicht ändern. Und auch im liberalsten Land hast Du damit nicht das Recht, dass Dir jemand zuhören muss.

    Für mich ist Vieles eine Form eines Verdrängungsprozesses, damit man ja nicht belastet wird, andererseits übersieht man, dass wir als Völker viel aktiver eingreifen könnten nämlich für den Frieden in der Welt, weil wenn weltweit 100te Millionen gegen Kriege auf die Straße gehen würden, dann hätte das vielleicht eine gewisse Wirkung, aber die meisten Menschen denken, es ist nicht so schlecht und es wird schon irgendwie weitergehen, ist es ja auch immer.

    "damit man ja nicht belastet wird" klingt nach einem Vorwurf. Ich kann's nicht belegen, aber ich vermute, dass im Buddhismus von Schuldzuweisungen abgeraten wird und es eine kluge Begründung gibt. Vielleicht kann das jemand belegen.


    "Die Menschen könnten sehr viel tun, wenn sie anders wären." Was soll ich dazu sagen? Sie sind, wie sie sind, oder wie der Buddhismus sagt, es gibt Leid auf der Welt. Wäre Buddha daran verzweifelt, gäbe es keinen Buddhismus. Er hat zu denen gesprochen, die es interessierte, und damit eindeutig das Maximum rausgeholt, was drin war. Es gibt eine Klasse von Dingen, zu denen ich sage: "Das muss nicht gut gehen, wird's auch nicht, das muss nur überhaupt gehen." Manchmal ist das eben das Maximum.


    Was Du über die Welt sagst, stimmt aus meiner Sicht alles. Die Frage ist, wie man mit diesem Wissen umgeht.


    Dann hast Du irgendwo nach dem Grund gefragt, warum sich die Dinge so entwickeln, wie sie es tun. Dafür liefert der Buddhismus reichlich Erklärungen, nämlich die zahlreichen Wege, Leid anzurichten. Einer ist, blind Regeln zu folgen, ohne sie zu verstehen, d.h. Ideologie. Deutschland glaubt fest an Wachstum und alles ist darauf aufgebaut, welches zu haben. Die letzten Wachstumsschübe waren massive Einschnitte beim Reallohn, günstige Energie und das Internet. Vielleicht wird AI wieder so einer, vielleicht auch nicht. Aber niemand stellt in Frage, was passiert, wenn man aufgrund begrenzter Ressourcen nicht mehr wächst - weil das entgegen der herrschenden Ideologie wäre. Jede Partei verspricht Wachstum und dann wird wieder alles gut. Die Geschichte lehrt, dass Kulturen, die einer Ideologie folgen, mit dieser untergehen - aber danach entsteht eine andere Kultur.

    Hier zwei Tests, die ich für gut beantwortbar halte, falls jemand der Sache selbst nachgehen möchte:


    Aspie Quiz


    Autism Spectrum Quotient
    The Autism Spectrum Quotient (AQ) is a self-administered questionnaire used to measure the degree to which adults show autistic traits.
    embrace-autism.com


    Sie geben einen Hinweis, ob man mit der Vermutung auf dem Holzweg ist oder nicht. Wer es selbst vermutet, dem empfehle ich Videos auf Youtube, z.B. "Autism From The Inside" und "Mom on the Spectrum". Sie erklären sehr viel und gut und darum geht es den meisten Menschen. Deutsche Ressourcen habe ich leider keine. Ich halte Deutschland in der Beziehung für sehr rückständig.


    Ich halte es für sehr hilfreich, die Strukturen des eigenen Denkens zu verstehen. Der Buddhismus widmet sich dem genau wie die Psychologie sehr intensiv.

    Oder an der Veränderung mitarbeiten, die man sich wünscht.

    Ich fände es gut, wenn es viele tun. Wobei ich einer Freundin auch gut zugeredet habe einen Job in Norwegen anzunehmen, der Sexismus in stereotyp männlichen Berufen ist andernorts deutlich geringer und ständige Geringschätzung auszuhalten ist eine schwierige Aufgabe.

    Ich rate nicht, vor lösbaren Problemen zu fliehen. Als Gas so extrem teuer wurde, habe ich gerechnet und einen 20 qm Solarluftkollektor gebaut. Viel Arbeit, alle haben gelacht, aber es funktioniert - wenn man es vorher rechnet.


    Im Kleinen funktioniert das. Den Zeitgeist änderst Du nicht. Auf englisch sagt man "go where you are treated best" und es stimmt. Ich höre aus Norwegen einige gute Dinge, kulturell und gesellschaftlich. Wie ich schon sagte, es ist keineswegs so, dass die ganze Welt untergeht.


    Tim99

    Es gibt keine absolute Sicherheit. Es gibt keine absolute Stabilität. Es gibt Leid. Man muss sich selbst um das eigene Wohl kümmern. Wieder Psychologie und Buddhismus zusammen.


    Je nachdem, wie alt man ist, kann man sich auf Rente und Gesundheitssystem hier noch verlassen oder eben nicht mehr. Ich empfehle, sich die Demographie und die Kosten im Gesundheitssystem anzusehen. Wo wird man in 10 Jahren zu welchem Preis nach welcher Wartezeit behandelt und wie viele Ärzte gibt es dann noch? Haben die Engländer gedacht, dass ihr Gesundheitssystem so schnell so katastrophal werden könnte? Wie geht es Menschen in anderen Ländern, wenn sie krank werden? Warum ist die Lebenserwartung hier deutlich niedriger als in vielen anderen Ländern, wenn wir doch glauben, das beste Gesundheitssystem zu haben?


    Aber ich stimme zu, auswandern ändert nur die Umwelt, in der man lebt. Sich selbst nimmt man mit. Es ist nur eine Lösung, wenn die Umwelt kulturell oder wirtschaftlich ein Problem ist, aber nicht, wenn man mit sich Probleme hat.


    Was das soziale Umfeld angeht, so gibt es sehr viele kleine Communities, wo sich besondere Menschen finden. Nach dem, was Du so sagst, scheinst Du kein Mensch für einen Karnevalsverein zu sein. :) Amateurastronomie? Fotografie? Ein Segelflugverein? Alles ziemlich jenseits vom Mainstream und davon gibt es noch viel mehr, wo Du Menschen findest, mit denen Du im Alltag nie zusammenkämst. Falls Du das Gefühl hast, generell mental in dieser Welt fremd zu sein und im Grunde gerne allein bist, könnte sich ein Test auf Neurodivergenz lohnen, auch wenn rein statistisch zu über 98% nichts Hilfreiches dabei rauskommt - Du wärst nicht der erste ältere Mensch, der auf einmal sein ganzes Leben versteht.


    Du hast initial gefragt, ob Buddhisten zu wenig tun. "Do no harm", das ist kein Aufruf, etwas Gutes zu tun, oder? Nein, ist es nicht, und darum steht es am Anfang. Der Aufruf zu Gutem kommt erst danach, und diese Priorität ist richtig so. Alexander Gerst, und ich wünschte, ich würde die Quelle wiederfinden, hat mal gesagt, man wird zuallererst ein guter Astronaut, indem man kein schlechter Astronaut ist. Im übertragenen Sinn, indem man kein Leid erzeugt, weil jeder kleine Fehler in der Umgebung sehr schnell böse enden kann. Wer versucht, ein Super-Astronaut zu sein, wird leicht eine Gefahr für seine Kollegen. In Märchen gehen gut gemeinte Wünsche oft daneben. Darum die Reihenfolge. Es gibt viele Beispiele, warum sie gut ist.


    Du sagtest: "Rechte Politik ist eines, rechte Regierungen etwas Anderes, wir hatten das alles schon einmal, aber wenn sich die meisten Menschen in sich zurück ziehen anstatt aufzustehen, wird das wohl nichts."


    Das ist ein sehr schmaler Grat, wo "aufstehen" zu "Leid erzeugen" wird. Die meisten Menschen waren damals nicht rechts und sind es heute auch nicht. Sie sind es leid, dass ihr Leben immer schlechter wird. Recht viele erkannten damals, dass sie im "Friedenskampf" töten und sterben können, oder für die Regierung das Gleiche tun, oder auswandern, aber keinesfalls den Zeitgeist ändern. Sie haben niemand geschadet und ihr Leben besser gemacht.

    Es ist erschreckend, was in unserer Gesellschaft passiert, dass die Kultur ihre eigenen Kinder frisst. Darüber kann man sehr ausführlich bei Sigmund Freud in "Das Unbehagen in der Kultur" nachlesen.

    Es ist nicht erschreckend, sondern das ist der normale Lauf der Dinge.


    Falls das zu negativ klingt: Vor ein paar Jahrzehnten hatte Vietnam 95% Armut nach OECD. Ich meine das wären jüngst nur noch 5%. Die Welt ist nicht grundschlecht und geht unter. Es gibt viele Länder mit guter Demographie. Panama wollte früher 5000 USD für eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis sehen. Inzwischen sind es 500 k, glaube ich. Das Land ist halt sehr beliebt und ich gebe ihm eine sehr gute Prognose.


    Bislang sind wir als Deutsche noch frei. Wir dürfen unsere Sachen packen und gehen. Es wird politisch schon länger diskutiert, das einzuschränken, weil es viele tun, aber noch gibt's kein Gesetz und noch kein konkretes Vorhaben für eins.


    Die größte Grenze ist bisher unser Kopf. Es gibt viele Gründe, warum Menschen in ihrer Situation bleiben, aber denkt man wirklich tief darüber nach, sind es unsere Gedanken. Darum das Bild mit dem blassen blauen Punkt. Das ist unser Zuhause. Es ist sehr groß und wir sind frei - wenn wir die Grenzen im Kopf loswerden. Buddhismus und Psychologie geben die gleichen Antworten, wie wir das schaffen können.

    Es gibt einen Vertrauensverlust in alle wichtigen Institutionen unserer Gesellschaft und Vertrauen ist die Basis jeder Kultur. Das stetige Wachstum ist gehemmt, was bedeutet, dass man nur noch gewinnen kann, wenn man jemand anders etwas wegnimmt. Entsprechend feindlich wird unsere Gesellschaft.


    Es gibt in der Vergangenheit viele Beispiele exzessiver Staatsverschuldung, politischer Elitenbildung und wie eine Wirtschafts- und Finanzkrise die Gesellschaft beeinflusst und wie sie auf die Politik wirkt. Gesellschaft und Politik spiegeln sich gegenseitig, weil sie beide aus der gleichen Kultur kommen. Kulturen entstehen normalerweise, wenn eine Ideologie universelle Antworten liefert, die im Moment gerade richtig sind. Sie enden, wenn die Welt sich so verändert hat, dass die Antworten nicht mehr passen. Dennoch glauben alle, dass ihnen das nicht passieren wird. Es hilft, sich einmal anzusehen, wie viele Währungen schon von Politikern gegen die Wand gefahren wurden.


    Buddhismus ist keine Ideologie. Es wird betont, wie wichtig es ist, die Situation zu verstehen und nicht blind Regeln zu folgen. Das ist einfach und schwer zugleich. Der beste Rat: Do no harm. Wir leben besser, wenn wir uns kein Leid antun, indem wir uns sinnlos aufreiben, und wenn wir anderen kein Leid antun, indem wir für das vermeintlich Gute kämpfen. Man kann den Zeitgeist nicht ändern, sagt die Vergangenheit.


    Also, was ist die Situation? Dank Internet kann man sich viele statistische Daten von Deutschland und anderen Ländern anschauen. Ich tue das schon lange, um die Umwelt zu verstehen, und für mich ist der Punkt der Umkehr für einige Länder lange überschritten. Es spielt keine Rolle, wer das schuld ist. Die Kultur frisst ihre Kinder. Es passiert nicht auf der ganzen Welt zugleich, aber wenn man mitten drin lebt, könnte man das glauben.


    Was kann man tun? Dahin gehen, wo man gut behandelt wird. Das ist je nach persönlicher Situation ein anderer Ort. Man muss finanzielle Kompetenz aufbauen und sein Vermögen so strukturieren, dass man frei ist, das zu tun, anstatt sich zum Sklaven seines Besitzes zu machen, aber hier ist der falsche Ort, um das zu detaillieren. Seit Anbeginn der Menschheit legen Menschen große Strecken zurück, um einen besseren Platz zum Leben zu finden. Es ist seltsam, wie oft ich das in letzter Zeit zitiere, aber dieses Bild hilft:


    Vor langer Zeit hat eine Raumsonde aus großer Entfernung ein bewegendes Bild der Erde gemacht: Ein blass blauer Punkt in der kosmischen Dunkelheit. Das ist unser Zuhause. Wir nennen es nicht so, aber wir sollten. Das ist der Ort der Geschichte aller Menschen. 29% Kontinente in allen Farben, der Rest blauer Ozean, und eine dünne, blau leuchtende Atmosphäre. Dort gibt es viele gute Orte. Man muss sich nur einen suchen.

    Frei Wenn ich Deine Kommunikation nach dem Vier-Seiten-Modell analysiere, dann sieht die Beziehungsebene gegenüber Deinen Gesprächspartnern sehr herablassend aus. Das macht Dich nicht sympathisch, denn es erzeugt Leid. Das mag von Dir anders gemeint sein, aber wenn Du die Reaktionen anschaust, dann bist Du so verstanden worden.


    Es ist ratsam, das Problem zu benennen und sich ansonsten aus so einer Kommunikation zurückzuziehen und dieser Rat wurde gegeben. Es ist nicht ratsam, sich in einen Streit zu begeben, in dem es nichts zu gewinnen gibt. Es ist auch nicht ratsam, dem Trieb nachzugeben, zu sozialisieren, und einen eskalierenden Konflikt zu erzeugen. Und ebenso braucht man sich nicht zu ärgern. Es ist, wie es ist. Das sind Ratschläge aus der Psychologie, aber ich vermute, wenn man sucht, wird der Buddhismus das Gleiche empfehlen, und es einfacher begründen: Man soll anderen kein Leid zufügen und sich selbst auch nicht. Und erstaunlicherweise ist das auch eine Antwort auf den Ursprung des Threads.


    Ich lese hier so manche Diskussion mit und staune, um welch tiefgehende Themen es geht, wenn im Buddhismus weit abtaucht. Sind das Fragen, die sich alle Buddhisten im Alltag stellen? Ich weiß es nicht, aber im Alltag kommt man mit do no harm schon sehr weit, finde ich.

    Die Kritik, die Du in [2] aufführst, ist ebenfalls interessant. Mir ist nicht klar, was [3]-[5] damit zu tun haben.


    Die Verarbeitung von Sinnesreizen wird gelernt. Vom Durchschnitt abweichende Unterschiede in der Art zu lernen, ergeben vom Durchschnitt abweichende Verarbeitsergebnisse, darum ist das bei autistischen Menschen zu finden. Speziell akustische Signale visuell wahrzunehmen, wie in [2] beschrieben, ist nicht unbekannt. Es ist definitiv ein starkes Indiz für Konstruktivismus, dass die Verarbeitung von Reizen gelernt und individuell verschieden ist, auch wenn die Nervensignale gleich sind. Ein weiteres Indiz ist unsere Vorstellung vom aktuellen Moment. Je nachdem, was man misst, liegt die Verzögerung der bewussten Wahrnehmung bei 50-80 ms. Wir leben also immer in der Vergangenheit, glauben aber, dass das nicht so sei. Bei Mensch-Maschine-Schnittstellen bemüht man sich um Feedback in weniger als 100 ms, weil das als unmittelbar empfunden wird. Das menschliche Auge ist ähnlich: Die Optik ist nicht umwerfend, aber die konstante Integration von Bildern mit verschiedenem Fokus, verschiedener Pupillenöffnung, verschiedenem Blickwinkel und fließender Farbbalance ergibt die Illusion eines sagenhaft guten Bilds, was es so real nicht gibt. Ich sage immer, man soll nicht alles glauben, was man sieht. :)


    Mentale Modelle integrieren die verarbeiteten Wahrnehmungen und das verändert wiederum die Verarbeitung, leider oft mit dem Ziel, die Modellrevision zu minimieren. Dieser Integrationsprozess führt normalerweise zu einer kontinuierlichen, leichten Veränderung. Es gibt wichtige strukturelle unveränderliche Eigenheiten, z.B. die Art zu lernen, aber ich würde die keinesfalls als Kern betrachten.


    Wenn das Feedback des Modells auf die Verarbeitung allerdings zu stark ist, kommt die Revision der Modelle zum Erliegen. Das wird als Wahrnehmungsstörung bezeichnet. Der Zyklus aus Verarbeitung und Modellrevision konvergiert dann wenigstens teilweise zu einem festen Ich und das Ergebnis sind situationsunabhängige Entscheidungen und im Extremfall mentale Krankheiten.


    Ich bin allerdings vorsichtig mit dem Wort Beweis. Es gibt für mich viele Hinweise für wenige feste neurologische Merkmale und viele variable Merkmale, aber bisher wurde noch nicht mal die Frage beantwortet, ob das Gehirn sich selbst verstehen kann.

    Noch als Ergänzung etwas über die Neurodiversitäts-Bewegung

    https://www.gen-ethisches-netzwerk.de/biopolitik-der-gehirne


    Ich weiß nicht, ob Du das nur schnell gegoogelt hast, um Deine Argumentation zum Thema Identität zu stärken, oder ob Du das wirklich so siehst und Dir der tiefgehenden Hintergründe dieser Position bewusst bist.


    Grundsätzlich gibt es die Gefahr dieser Ablehnung neurotypischer Menschen, allerdings kenne ich nur Menschen, die selbst sagen, dass der Grund in einer erfahrenen Traumatisierung durch psychische und körperliche Gewalt liegt. Ich habe noch nie jemand getroffen, der sich wegen Autismus über andere Menschen stellt, wie es im Artikel behauptet wird. Im Allgemeinen ist der Grundsatz "Different, not less" und es wird zwischen Neurodivergenz und psychischen Problemen unterschieden, was nicht immer einfach ist, wenn beides zusammen auftritt.


    Ich kann etwas Einblick in die Situation der Forschung mit ausführlichen Quellenangaben liefern, die zu Positionen wie obiger Einschätzung führen, und zeigen welch entmenschlichendes Verhalten einige Psychologen zeigen:


    Frontiers | Academic, Activist, or Advocate? Angry, Entangled, and Emerging: A Critical Reflection on Autism Knowledge Production
    There has been a focus on autistic-led and participatory research in autism research, but minimal discussion about whether the field is hospitable to autisti...
    www.frontiersin.org


    Dazu muss man wissen, dass Therapie gegen die Zeichen von Autismus ein Milliardengeschäft ist und den gleichen Ursprung in Forschung und Business wie die inzwischen größtenteils verbotenen Konversionstherapien von Homo- zu Heterosexualität hat. Es wird keine Überraschung sein, wer Konferenzen zu dem Thema bezahlt und entscheidet, wer dort spricht und wer nicht. Leider ist es nicht üblich, auf solche Interessenkonflikte hinzuweisen.


    Soviel zum Hintergrund der Quelle, die Du angeführt hast. Vielleicht unglücklich gewählt, vielleicht Absicht, aber definitiv auf mehr als eine Weise unangenehm.


    Wir werden uns nicht einig darüber, ob etwas unserer Identität tatsächlich angeboren ist. Autismus zeigt, wenn man sich intensiv damit befasst, augenöffnend, wieviel mehr es ist, als man vermuten könnte, und andere Neurotypen erweitern das Bild noch, wie unfassbar verschieden Menschen sein können. Insgesamt wundert mich etwas, wie zunehmend offensiv in diesem Thread diskutiert wird. Das hatte ich hier nicht erwartet und ich werde mich daran nicht beteiligen.

    Wenn Du Neurodivergenz für eine künstliche Kategorie hältst, dann hast Du vermutlich wenig oder keine Erfahrung damit. Wie ich schon sagte, ist das statistisch gesehen nicht verwunderlich. Obwohl es ein breites Spektrum ist, gibt es Gemeinsamkeiten. Autismus wird sehr treffend durch die Theorie von Monotropismus erklärt (http://www.monotropism.com) und das ist nichts, was ergriffen oder abgelehnt werden kann. Es wirkt sich im Alltag z.B. so aus:


    Double Empathy: Why Autistic People Are Often Misunderstood
    Autism affects how someone makes sense of the world around them. About 1–2% of people are autistic. You might have an autistic classmate or family member, or…
    kids.frontiersin.org


    Zu sagen "jeder Mensch ist anders" und alles sonst für eine künstliche Kategorie zu halten, bedeutet einen Teil des Menschseins zu ignorieren, weil nicht klar ist, wie anders Menschen wirklich sein können. Du wärst überrascht, wie homogen die neurotypische Mehrheit aus der Sicht der Minderheit in vielen Punkten wirkt, z.B. was das sehr verbreitete Ritual Smalltalk angeht. Solche Ignoranz steht dem Rat im Weg, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, und es persönlich zu erfahren, bevor man über etwas Fremdes urteilt.


    Gibt es Erwartungen? Es gibt die Hoffnung auf unvoreingenommene Begegnung, darauf nicht den Durchschnitt der Mehrheit als normativ berechtigte Verhaltenserwartung einzufordern. Im Grunde do no harm - was im Buddhismus erfreulicherweise durchweg besser klappt als anderswo.


    Das mentale Modell von Identitäten und die wirkliche Identität unterscheiden sich erheblich. Ich vermute, dass das mentale Modell viel komplexer ist, weil es im Leben viel mehr Beobachtungen integriert. Das ist nicht immer hilfreich und viele Ratschläge im Buddhismus versuchen, hier klarer zu sehen, um es erst zu verstehen, und dann zu erkennen, dass es nur ein Modell ist.