Die „Thematik“ gibt es sowohl im Daoismus als auch Buddhismus
Und bezieht sich im Grunde auf den Umgang mit dem Alltag, den Verschiedenheiten, begrenzten Sicht, denen unser kleiner Geist ständig begegnet und ausgesetzt ist, und der Harmonie des alles umfassenden großen Geistes. Wen das näher interessiert, der mag das Buch von S.Suzuki vielleicht lesen. Meine eigenen Worte sind auch nicht immer (oder ganz) korrekt.
Das Sandokai ist ein Lehrtext aus dem Zen Buddhismus. Im Daoismus gibt es anscheinend auch ein Buch mit dem selben Titel. Daoist und Buddhist verstehen den Text beide auf ihre Weise:
Sandokai - Die Harmonie von Verschiedenheit und Gleichheit
Der Geist des großen Weisen aus Indien wurde direkt von Westen nach Osten übermittelt.
Menschen unterscheiden zwischen Dummen und Klugen, doch auf dem wahren Weg
gibt es keinen Patriarchen des Südens oder des Nordens.
Die Quelle der Lehre ist rein und ohne Makel.
Bäche, die sich verzweigen, fließen in der Dunkelheit.
An einer Idee zu haften ist Täuschung.
Die Wahrheit zu erkennen ist auch nicht immer Erleuchtung.
Die Sinne und ihre Objekte sind eng miteinander verbunden und gleichzeitig voneinander unabhängig.
Doch trotz ihrer unendlichen Verbundenheit haben sie alle ihren eigenen Ort.
Dinge unterscheiden sich in Wesen und Form.
Im Geschmack, Klang und Gefühl manifestieren sich gut und schlecht.
Im Dunkeln sind hochwertig und minderwertig nicht zu unterscheiden.
Im Hellen wird der Gegensatz von rein und unrein deutlich.
Die vier Elemente kehren zu ihrer Natur zurück wie ein Kind zu seiner Mutter.
Feuer erhitzt, Wind bewegt, Wasser nässt, Erde ist fest.
Für die Augen gibt es Farbe und Form.
Für die Ohren gibt es Klang.
Für die Nase gibt es Geruch.
Für die Zunge gibt es Geschmack.
Jedes Phänomen entspringt der Wurzel, so wie Zweige und Blätter aus dem Stamm sprießen.
Wurzel und Baumspitze kehren zu ihrer ursprünglichen Natur zurück.
Hohe und niedrige Worte sind unterschiedlich.
In der Helligkeit da ist tiefste Dunkelheit, hafte nicht an der Dunkelheit.
In der Dunkelheit da ist Helligkeit, aber suche nicht nach der Helligkeit.
Dunkelheit und Helligkeit wechseln einander ab wie beim Gehen der vordere und der hintere Fuß.
Jedes Phänomen hat seinen Wert.
Ihr solltet darauf achten, wie die Wahrheit zum Ausdruck gelangt.
Das Relative passt zum Absoluten wie ein Deckel zu seinem Behälter.
Das Absolute und das Relative entsprechen einander wie zwei Pfeile, die sich im Flug begegnen.
Hörst du die Worte, solltest du die Quelle der Lehre verstehen.
Entwickle keine eigenen Maßstäbe.
Erkennst du den Weg nicht mit deinen Augen, wie sollten dann deine Füße um ihn wissen?
In der Übung fortschreiten ist weder fern noch nah.
Im Zustand der Täuschung bist du Berge und Flüsse davon enfernt.
Ich fordere alle Sucher der Wahrheit ehrerbietig auf:
Vergeudet eure Tage und Nächte nicht.
Der Geist des großen Weisen aus Indien wurde direkt von Westen nach Osten übermittelt.
Die Fähigkeiten des Menschen können brillant oder stumpf sein, doch kennt der Weg keine nördlichen oder südlichen Patriarchen.
Die spirituelle Quelle leuchtet klar im Licht;
Bäche, die sich verzweigen, fließen in der Dunkelheit.
Nach den Dingen greifen ist sicherlich Täuschung;
mit der Gleichheit in Einklang sein ist noch keine Erleuchtung.
Alle Objekte der Sinne
stehen in Beziehung zueinander und auch nicht.
In Beziehung treten führt zu Verstrickung; aber trotzdem bleibt alles an seinem Ort.
Anblicke unterscheiden sich in Art und Form, Klänge sind angenehm oder unangenehm.
Geistvolle und gewöhnliche Rede kommen in der Dunkelheit zusammen,
klare und unverständliche Äußerungen lassen sich im Licht unterscheiden.
Die vier Elemente kehren zu ihren Naturen zurück wie ein Kind zu seiner Mutter.
Feuer erhitzt, Wind bewegt, Wasser näßt und Erde ist fest.
Auge und Anblicke, Ohr und Klänge, Nase und Gerüche, Zunge und Geschmäcke.
So sprießen diesen Wurzeln entsprechend aus jedem Ding die Blätter.
Stamm und Zweige haben dieselbe Essenz; hochangesehen und gewöhnlich ihre je eigene Sprache.
Im Licht da ist Dunkelheit, doch betrachte sie nicht als Dunkelheit.
Im Dunkel da ist Licht, doch sieh es nicht als Licht.
Licht und Dunkel sind einander entgegengesetzt wie beim Gehen der vordere und der hintere Fuß.
Unter all den unzähligen Dingen hat ein jedes sein Verdienst, das Funktion und Ort entsprechend Ausdruck findet.
Phänomene existieren; Behälter und Deckel passen zusammen;
Wahrheit zeigt sich; Pfeilspitzen treffen aufeinander.
Wenn du diese Worte hörst, so verstehe den Sinn; entwickle keine eigenen Maßstäbe.
Verstehst du nicht den Weg, der sich direkt vor dir befindet, wie willst du ihn dann beim Gehen erkennen?
Fortschritt ist keine Frage von fern und nah, doch bist du verwirrt, versperren dir Berge und Flusse den Weg.
Alle, die das Geheimnis ergründen, flehe ich respektvoll an:
Vergeudet eure Tage und Nächte nicht.
Aus Leidender Buddha - Glücklicher Buddha
Shūnryū Suzuki