Beiträge von simplexify

    zu 1.: Ich würde dir empfehlen zu beobachten was in dir vorgeht. Du scheinst hohe Ansprüche an dich zu stellen, achte darauf wie du dich jetzt selbst beurteilst, frage dich ob (und warum) du dir selbst Vorwürfe machst. Versuche in mitfühlender Weise mit dir selbst umzugehen. Beobachte wie die Geistesreaktionen wieder vergehen.


    Herzlich
    simplexify

    sumedha:


    Da gab es dieses außerordentlich strenge Kloster, in dem die Mönche ein absolutes Schweigegebot zu beachten hatten. Lediglich alle zehn Jahre durften durften sie zwei Worte sprechen. Und dann war da dieser junge Novize. Als die ersten zehn Jahre herum waren, ging er zum Shika, der ihn mit freundlichem Lächeln empfing.
    "Bett ... hart" sagte der Mönch. "Hmm ... verstehe" antwortete der Shika.
    Zehn Jahre später (unser Mönch war nun schon kein junger Mönch mehr) ging er wieder zum Shika, der ein wenig die Augenbrauen runzelte, aber ihn auffordernd anblickte. "Essen ... miserabel" sagte der Mönch. Der Shika nickte zustimmend. "Hmm ... verstehe".
    Natürlich stolperte der Mönch zehn Jahre später wieder in das Quartier des Shika. Ohne sich zuerst zu verbeugen brüllte er: "Ich gehe!" Worauf der Shika seufzte und sagte: "Wundert mich nicht. Andauernd beklagst du dich."


    :D Das ist so ziemlich die köstlichste und lustigste Anekdote, die ich bisher gehört habe. :lol:

    Ich weiß gar nicht warum fast jeder hier im Forum etwas gegen das Unterdrücken von Geistesregungen äußert. Mir scheint es, dass dies eine weitverbreitete Vorstellung hier im Westen ist. Ich denke das ist ein Ausfluss der westlichen Psychologie, die viele Störungen auf "unterdrückte Kindheitserinnerungen" (o.ä.) zurückführt.


    Dabei sind doch diese Unterdrückungen, die die gemäß der Psychologie zu Krankheitsmustern führen, alle unbewusster Natur. So gut wie niemand im Westen wendet jedoch die bewusste Unterdrückung an, wie sie in der Lehre Buddhas zu finden ist. Das Wort Unterdrückung sollte im Zusammenhang mit der Lehre Buddhas meiner Meinung nach gar nicht verwendet werden, weil es eine so negative Konnotation hat und mit der unbewussten Unterdrückung in einen Topf geworfen wird. Bei der gezielten Unterdrückung geht es vielmehr um eine unnachgiebige Willenskraft, die sich genau darüber im Klaren ist was sie bezwecken will.
    Was meint ihr?

    Hallo dernichterleuchtete,


    ich hab mich mal am achfachen Pfad orientiert - im Folgenden immer bezogen auf das Begehren/ die sinnliche Lust.


    2. Glied des achtfachen Pfades: Rechte Gesinnung.


    Dazu gehört die entsagende Gesinnung, die gestärkt werden kann, indem man weise das Leid erwägt, das dem Begehren innewohnt (yoniso manasikara). Ein anderes Mittel ist es, sich den Segen der Entsagung bewusst zu machen.


    6. Glied des achtfachen Pfades: Rechte Anstrengung.


    * Kampf zur Vermeidung: Hierzu lehrte Buddha eine Methode der Beschränkung der Sinneswahrnehmungen. "Erblickt da der Mönch mit dem Auge eine Form, so haftet er weder am Ganzen noch an den Einzelheiten; und weil bei unbewachtem Auge Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, daher bemüht er sich, dem zu wehren: er bewacht das Auge und zügelt es."


    * den Kampf zur Überwindung: "Da läßt der Mönch einen aufgestiegenen Gedanken der Begierde nicht Fuß fassen, überwindet, vertreibt, vernichtet ihn und bringt ihn zum Schwinden." Hierzu können fünf Methoden angewandt werden, die der Buddha in M 20 lehrt.
    1. Gegenteil: wirksamstes Gegenmittel gegen die sinnliche Lust ist die Betrachtung der Vergänglichkeit der Körperlichkeit
    2. Scham und moralischer Zwang: Man vergegenwärtigt sich die Laster- und Unehrenhaftigkeit der sinnlichen Lust.
    3. Wegschauen, Nicht-Beachtung
    4. Umkehrung der dritten Methode: Hinwendung zur Sinneslust, um dann ihr Wesen und ihren Ursprung zu untersuchen
    5. letztes Mittel: mit der Kraft des Willens wird der unheilsame Gedanke niedergedrückt.


    * den Kampf zur Entfaltung: "Da entfaltet der Mönch die auf Entsagung, Loslösung und Erlöschung gerichteten und zur Entledigung führenden Erleuchtungsglieder der Achtsamkeit, der Wirklichkeitsergründung, der Willenskraft, der Verzückung, der Ruhe, der Sammlung und des Gleichmuts. Das, ihr Mönche, nennt man den Kampf zur Entfaltung. "


    * den Kampf zur Erhaltung: "Da hält der Mönch einen sich ihm bietenden günstigen Gegenstand der Sammlung im Geiste fest, wie die Vorstellung eines Knochengerippes, die Vorstellung eines von Würmern zernagten Leichnams, eines blau-verfärbten Leichnams, eines in Fäulnis übergegangenen Leichnams, eines zerstückelten Leichnams, eines aufgedunsenen Leichnams"

    7. Glied des achtfachen Pfades: Rechte Achtsamkeit.


    Dazu gehört die Betrachtung des Körpers und die Zerlegung in seine einzelnen Bestandteile, um die vermeintliche Attraktivität des Körpers zu mindern. Gemäß Bikkhu Bodhi ist das Ziel aber nicht, "Widerwillen und Ekel zu produzieren, sondern Loslösung, um dem Feuer der Begierde die Nahrung zu entziehen". Der Dalai Lama sagt hierzu übrigens auch: "Das Haften am Körper ist die größte aller Verirrungen, die es abzulegen gilt."


    Auch der Verfall des Körpers nach dem Tode kann als Meditation geübt werden, wobei das Ziel nicht ist, " sich in morbider Faszination am Tod oder an der Leichenbetrachtung zu ergehen" (Bikkhu Bodhi), sondern das egoistische Klammern an dieser Existenz zu mindern.


    Herzlich
    simplexify

    Hallo!


    Ich hol' den Thread mal wieder hoch. Bücher zu tauschen halte ich für eine sehr gute Idee. Wenn mehr Leute mitmachen, kann sich etwas Gutes daraus entwickeln.


    Biete:
    1. Wege zur Todlosigkeit: Tod und Transzendenz in der Lehre des Buddha
    von Alfred Weil.
    2. A Path with Heart: A Guide Through the Perils and Promises of Spiritual Life (auf Englisch)
    von Jack Kornfield
    3. Im stillen Meer des Glücks: Handbuch der buddhistischen Meditation
    von Ajahn Brahm


    Suche:
    1. Bücher von Jack Kornfield und Ajahn Chah
    2. Bücher, die Erfahrungen bzw. das Leben im Kloster schildern


    Hoffentlich regt mein Post einige von euch an mitzumachen! ;)

    monikamarie:


    Das Ego sehnt sich nach Befreiung, an dessen Erlebnis es aber nicht teilhaben kann.
    Ich freue mich, wenn es in den Hintergrund tritt. Deshalb behandle ich es freundlich, so bleibt es kontrollierbar. Die Freude darüber ist auch wieder Ego, es ist sehr schlau und findet immer neue Schlupfwinkel. Ich behalte es vorurteilsfrei im Auge. Und wenn es sich aufbläht, ignoriere ich es, dann kommt es schnell wieder runter. Es verbucht alle Erfolge auf sein Konto, auch das Ignorieren. Die Misserfolge hängt es gern anderen Umständen an. Deshalb verabschiede ich mich immer wieder von ihm (dem Ego). Aber auch das ist Ego, denn es steckt ja ein Wunsch dahinter. Kein Wunsch (Vorliebe) - kein Ego. Keine Ablehnung (Abneigung) - kein Ego. Ich weiß, sein Ende steht fest, wann immer das auch sein mag.


    Das hast du sehr schön auf den Punkt gebracht! :idea:

    sensen:


    Japajapadu, du bittest aber ganz schön schnell zu Tisch. Aber laß mal, danke..ich schau mir lieber das Buffet eine zeitlang an und frag den Koch nach der Zubereitung der Speisen. Ich bin wohl eher ein Augemensch, als ein Magenmensch. Darum setze ich auch nicht soviel Fett an.
    Guten Apetit.


    Köstlich!! :D


    Hallo sensen,
    folgt man Buddhas Worten so ist Erleuchtung die Aufhebung des Leids - nicht der leidvollen Zustände wie etwa Tod, Alter oder Krankheit, aber des dadurch bedingten (Geist geschaffenen) Leids. Der Weg dorthin ist das überwinden des Begehrens und somit auch das Annehmen aller Sachen wie sie sind (auch des Leids). Der Ausspruch des Meister Wen Yeng

    Zitat

    Wozu Erleuchtung in einer Welt, die man nur anzunehmen braucht?

    beschreibt also eigentlich Erleuchtung, nennt es aber nicht so.


    Auf den ersten Blick mag es deshalb paradox klingen, dass man Erleuchtung begehrt, aber laut Buddha ist es so, dass man mit dem Begehren das Begehren überwinden kann.


    Ich persönlich habe aber nicht so sehr das Überwinden des Leids als Motivation, als vielmehr Wahrheit, Freiheit und Einheit zu finden.

    bao mao ruo:

    Es würde mich interessieren wi ihr auf den Buddhismus gekommen seid.


    Meine Mutter war auf einem Retreat - da musste ich natürlich nachfragen was das soll. Sie berichtete mir und schlug dann vor einen Vortrag von Joseph Goldstein zu hören, in dem es um Glück und die Vertiefungsstadien ging.
    Als ich das hörte, wusste ich, dass es genau das war was ich schon immer gesucht habe! :)

    Seid herzlich gegrüßt!


    Mich interessiert wie lange ihr schon meditiert und wie lange es gedauert hat bis ihr einen Durchbruch erlangt habt.
    Gab es überhaupt einen Durchbruch oder verlief alles sehr linear? Wart ihr schon mal dem Aufgeben nah?


    Dank sei euch!
    Please stick to the topic.

    Was ich ganz hilfreich finde, die Anhaftung an den Körper zu verringern, ist folgende Vorstellung (hab ich von Joseph Goldstein):


    Wir bestehen aus Atomen. Diese Atome sind zu 99,999 % leer. Nimmt man also wirklich nur die Materie eines Körpers, so macht sie von der Größe nicht mehr als ein Sandkorn aus. Und mit diesem Sandkorn identifizieren wir uns :lol:


    Und wenn du an Geisteskräfte wie Unsichtbarkeit oder durch-Wände-gehen glaubst, ist der Körper wohl auch nicht so bedeutsam.