Beiträge von void

    Einerseits unterscheiden sich die Aussagen der beiden Gleichnisse: Die Kernaussage des christlichen Gleichnisses ist, dass Gott den verlorenen sündigen Sohn genauso annimmt, wie den braven Sohn, der immer bei ihm geblieben ist.


    Im Lotussutra ist es so, dass der verlorene Sohn seinen reichen Vater nicht erkennt und nicht mehr dass dieser ihm wohlgesonnen ist. Deshalb stellt sich der Vater quasi "arm" und seinen Sohn nicht zu verschrecken und gewinnt so sein Vertrauen und offebart im schliesslich, dass er der Vater ist. Die Aussage ist, dass wir zu verblendet sind um Buddhaschaft direkt zu verstehen und dass es deswegen geschickter Mittel bedarf, um uns zur Buddhschaft zu führen.


    Das sind ganz klar verschiedene Aussagen aber es geht um das gleiche Grundthema. In beiden Fällen steht der verlorene Sohn für die existentielle, "verlorene" Situation des Menschen. Im Christlichen Kontext wird dabei das "Sündige" betont, während im buddhitischen Kontext die "Verblendung" im Vordergrund steht. In beiden Fällen stehen der Vater und sein Reichtum für die Befreiung von diesem existentiellen Leiden.


    Interessant ist, dass beide Gleichnisse von unterschiedlichen Seiten aus denken. Das buddhitisches Gleichniss denkt vom Vater aus, und beleuchtet ,was er tutn könnte um seinen Sohn wiederzugewinnen. Das christlche Gleichnis denkt eher vom braven Sohn aus, dem es vollkommen unverständlich ist, dass der verlorene Sohn genau so behandelt wird wie der brave. Auf einer tieferen Ebene haben beide Gleichniss aber auch eine gemeinsame Aussage: "Wir haben unseren Reichtum nie eingebüsst. Wir sind nie verloren gewesen, es hatte nur den Anschein. Unsere Verlorenheit war eine Illusion."

    brigitte:


    Mir war nicht bekannt, daß so wundervolle Geschichten im Buddhismus existieren
    Aus den Antworten konne ich ersehen, dass an ein Paradies wie im christlichen Sinne nicht geglaubt wird.
    Was aber will dann dieses Lotos Sutra sagen ?
    Ein Fingerzeig auf das UN-SAG-BARE


    Eine Paradies bedeutet ja einen Ort, an dem unsere teifen Wünsche endlich Erfüllung finden und usere tiefe Not endlich Linderung erfährt. Endlich anzukommen an einem Ort wo man wunschlos glücklich sein kann.


    Im Buddhismus ist ja klar dass es so einen Ort innerhalb von Samsara nicht geben kann. So ein "Ort" kann nur das Versiegen aller Wünsche sein, also Nirvana. Die Auffassung eines reinen Landes als "das Wunschversiegen als Wunscherfüllen" kann einem helfen, da eine positiven Zugang zu finden, in dem das Erlöschen der Begierde nicht ärmlicher Verzicht sondern als ein zurückkehren zu der Quelle aufgefasst wird. So eine Auffassung eines wunschlosen "reinen Landes" verweist einerseits über Samsara hinaus. Auf der anderen Seite kann es aber nicht Nirvana sein, da es ja noch eine verblendete Vorstellung davon ist. Also ein Blick heraus aus einer wünschenden Perspektive auf die Wunschlosigkeit.


    Das berührt sich mit christlichen Denken. Im Lotossutra gibt es sogar ein Gleichnis vom verlorenen Sohn und unter anderen deswegen meinen einige Forscher, dass das vielleicht christliche Einflüsse hat (Interreligiöser Dialog EINFÜHRUNG IN DAS LOTOS-SUTRA ). Das ist zumindest nicht ausgeschlossen, da sich zu der Zeit im fernen Osten die Nestorianischen Christen tummelten, die aus dem Westen als Ketzer rausgemobbt worden waren.


    Die Idee von reinen Land ist aber schon älter und kommt schon bei Nagaarjuna vor.

    Akuma:


    Wenn wir ne Berührung als Beispiel nehmen, lässt sich das Problem vielleicht am ehesten beschreiben. Der Buddhismus kennt ja keinen Fluss des Lebens, alles ist praktisch staccato, momentäre, aufflackernde Dharmas. D.h. es gibt eigentlich garkeine wirkliche Bewegung hin zu einem Objekt und "Berührung" spiegelt nur einen momentanen Zustand wieder. Das Auftauchen aller dieser Zustände findet seine Ursache im verblendeten Geist, im Vajrayana sagt man Karma ist geistige Bewegung. D.h. das, was wir als bewegte Aussenwelt wahrnehmen ist nur die für uns nicht als das, was sie wirklich ist (nämlich eine illusionsgleiche, filmhafte Abfolge von karmisch bedingten Momentrealitäten) wahrgenommene Wiederspiegelung komplexer geistiger Zustände bzw Zustandsänderungen.


    Oje, das mit der Bewegung verstehe ich nicht. Paul Debes schreib, wir sind wie jemand der in einem Boot von Wellen auf und ab geschleudert wird und deswegen denkt das Ufer bewege sich. Karma wären dann die Wellen die auf und abgeschleudert würden. Und rupa wäre etwas das so weit weg ist, dass seine Eigenbewegung gegenüber der Bewgung des Bootes egal ist. Quasi nur ein Anlass um seine Illusion dran zu heften. Oder was ist da rupa?

    Akuma:


    Das ist inkorrekt.
    De facto ist im Theravada Rupa nicht karmisch bedingt, das bezieht sich aber auf die direkte Bedingtheit, und hat keinerlei Auswirkungen auf den Fakt, dass ein Rupa zusammen mit einem Citta und entsprechenden anderen Faktoren auftaucht, sprich das Rupa existiert unabhängig vom Citta in keiner Weise. Dazu hat ein Rupa keinen Geist, es hat keinerlei Willensformation, keine Ausrichtung, kein Verlangen, entsprechend kann Rupa selber aus sich heraus überhaupt nichts machen.
    Zusätzlich ist jeder Inhalt eines Sinnesbewusstseins laut Abhidhamma und u.a. dem Kamma Sutta automatisch kusala oder akusala vipaka sprich Folge von Karma. Eine Reduktion karmischer Aktivität auf ein psychologisches Level ist zwar scheinbar total in, widerspricht aber den Schriften.


    Ich hoffe ich verstehe das richtig: Rupa ist das erste der khandhas. Im Gegensatz zu den anderen, die man als geistige Prozesse (citta) beschreibt , umfasst das die körperlich/materielle Seite der Erscheinungswelt. Ist das soweit richtig verstanden?


    Das heisst wenn mir ein Stein auf den Kopf fällt, ist das was meine Wahrnehmung (citta) angeht, Karma. Der Schmerz ist Karma. Der physikalische prozess ist nicht vond er Wahrnehmung getrennt, aber nicht karmisch. Richtig verstanden?

    Ein spiritueller Weg, wo man das was jenseits der eigenen Illusionen liegt als ein "Selbst" ansieht, ist keineswegs lächerlich und durchaus gangbar. In der Tradition des "Advaita Vedanta" von Shankara wird Nichtdualität, also das was jenseits der Trennung von Sujekt und Objekt liegt, so behandelt: "Das Brahman ist das göttliche Selbst in uns. Man kann Es nur in der Verneinung beschreiben: Neti Neti, nicht dies, nicht dies. Wenn Sehen, Sehender und Gesehenes eins geworden, dann ist Brahman erkannt." Das entspricht doch ganau den Ansichten, die Peter und Lanoo vertreten. Sie seien ihnen gegönnt. Dass es unterscheidliche spirituelle Ansätze mit unterschiedlichen Konzepten gibt, ist ja sinnvoll. Gerade im Hinduismus gibt es viele tolerante Menschen, die in Buddhismus und Christentum alternative Wege zum gleichen Ziel sehen.



    Peter Fender:

    Ich bin sicher BUDDHA SELBST hat LANOO (Christian Anders ) gesandt, damit er uns die Augen öffnet zur WAHREN Lehre des ERhabenen.


    Die Weise wie hier aber gesagt wird, dass alle buddhitischen Richtungen ausser Georg Grimms Ideen, Lügen verbreiten verweist in eine andere Richtung. Es erinnert mich weniger an die östlichen Religionen, wo Konzepte nicht als "ewige Wahrheiten" sondern als "wirksame Praxisanleitungen" verstanden werden, sondern an die gnostischen Religionen in denen "geheimes Wissen" geoffenbart wurde, von dem man annahm dass zu einer Gnosis/Illumination/Erleuchtung führen würde. Ob etwas solche "Esoterik" ist liegt für mich also nicht so sehr in den verbreiteten Inhalten sondern in der Art wie sie von einem Propheten als neue Offenbarung und ultimative Wahrheit verkündet werden.

    Peter Fender:

    Die Ichlosigkeit vielleicht, die Wesenslosigkeit NIEMALS
    Peter


    Ach Peter,


    Die Frage ist doch was man unter all den Begriffen - Ich - Ego -Selbst -Wesen - versteht? Ohne das zu klären, bleibt jede Diskussion sinnlos.


    Jeder einzelne Moment der Wahrnehmung existiert. Empfindungen, Gefühle, Erinnerungen, Gedanken, Unterscheidungen enstehen.
    Zu sagen das diese Illusionen sind erscheint mir seltsam. Es sind halt Erscheinungen die in Abhängigkeit enstehen und vergehen. Und alles worauf ich mein Ich gründe existiert natürlich auch - bedingt von Anderem. Die Unterscheidung jedoch auf welche der Phänomene ein Ich-Terretorium begründet wird, ist reichlich beliebig. Meine Kindheit, mein sozialer Status, meine Familie. Die Liste ist unendlich. In Kalifornien gab es mal eine Sekte, der es sehr wichtig war, dass man Turnschuhe tragen und Ausseridische erwarten soll.


    Wenn man ehrlich ist, macht das aber alles keinen Sinn. Sich als Turnschuhträger, Deutscher, Ufoerwählter oder Besitzer eines Namens zu fühlen ist gleichermassen irreal und bedeutungslos. Man könnte sich auch auf Grundlage von Augenfarbe, Blutgruppe, Quersumme des Geburtsdatums oder Rasse abgrenzen wollen. Es gibt so viele mögliche Grenziehungen. Aber ein Wesen im Sinne einer "wahren" Demarkationslinie zwischen mir und der Welt gibt es nicht.

    Peter Fender:

    WO hat Gautama Buddha gesagt es gibt kein Selbst? Er sagte nur: Ich zeige euch was das Selbst NICHT ist. Es ist NICHT erkennbar (eben weil es jenes ist das erkennt). ALLES als vergänglich erkennbare ist eben NICHT das Selbst. Das Selbst weilt JENSEITS der Welt der Erscheinungen...
    Peter


    Alle Buddhisten stimmen darin überein, dass es Befreiung vom Leid und Befreiung von der Illusion gibt. Wenn man Nirvana ( als ein jenseits von Erscheinung ) "ein Selbst" nennt, dann gibt es natürlich "ein Selbst". Das wäre Benennung. ( So wie wenn ich mich selbst Osterhase nenne, es einen Osterhasen gibt!) Aber ist eine solche Benennung sinnvoll? (Eier bring ich trotzdem nicht) Soll man das Aufhören jeglicher Selbstsucht mit "Selbst" benennen? Soll man das Weggehen von Identität und Angrenzung mit einem Begriff belegen der Identität und Abgrenzung bedeutet? Ist das hilfreich?


    Wenn man wie LANOO die Einheit aller Religionen aufzeigen und betonen will, dann kann es Sinn machen so vorzugehen. Denn dann interessiert mich nicht der Buddhaweg als Buddhaweg sondern seine Gemeinsamkeiten mit Christentum, Islam und Hinduismus. Setzt man Gott mit Buddha, Anatman mit Atman gleich so bekommt man am Ende einen Begriff der nurmehr so viel bedeutet wie "Tranzendenz". Im Zusammleben mit Menschen kann es durchaus sinnvoll sein zu betonen, dass es nur eine Wirklichkeit gibt, die sich in unterscheidlichen Religionen mehr oder weniger erfolgreich enthüllt. Leute die die Gemeinsamkeiten sehen, können das vermittelnd wirken.


    Für jemand der konkret einen Weg geht sind derartige Gleichsetzungen nicht sinnvoll. Im Christentum wird Gott konkret als Beziehung zu einem Gegenüber gelebt. Ein metaphysischer Wolpertinger schwammiger Bauart taugt da nichts. Genauso hilft beim konkreten Buddhismus als einem Abbau von Ichsucht die Anatta Konzeption während ein schwammiges "zu endeckendes, wahres Selbst" ( das in der religiösen Praxis eines Hindus durchaus hilftreich ist) da nichts hilft.


    Während Lanoos Ausführungen vielleicht im interreligiösen Dialogs Sinn machen, stiftet eine Benennung die die Befreiung vom Ego als ein "Selbst" tituliert in einem buddhitischen Kontext nur Verwirrung und stumpft unsere Begriffe ab, bis sie gar nichts mehr bedeuten.

    Es gibt die These, dass religiöse Gemeinschaften unabhängig von ihren eigentlichen Lehrinhalten, bestimmte Werte ihrer Enstehungszeit in sich aufnehmen und "als zur Lehre gehörig" weitertragen. Die Soka Gakkai nicht nur eine buddhistische Richtungauch eine gesellschaftliche und politische Reform-Bewegung imiinherhalb der japanischen Gesellschaft.


    Deswegen wird "Befreiung" nicht nur als etwas Individuelles gesehen (etwas, was durch die Äonen rasend auf der Stelle tritt und ejdes mal wieder bei 0 anfägt) sondern mit der Reform und Verbesserung der Gesellschaft in Beziehung gesetzt. Ein zunächst sehr sympathischer Gedanke. Es ist toll und begrüssenswert, wenn eine buddhitische Gruppe nicht nur auf das "Individuum" schaut sondern der Weitblick hat sich für globale, ökologische und soziale Fragestellungen zu interessieren.


    Die Gefahr ist, sich in der Verbesserung Samsaras zu verlieren, und anstatt überparteisch vom Ganzen auszugehen zur Partei zu werden. Ein anderer Nachteil daran, gesellschaftliche Reformkraft zu sein, ist dass, Reform ja vor allem dann nötig ist, wenn der Status Quo ungenügend ist. Eine solche "Parteiung" erfordert und führt zu "Abgrenzung" genau wie Identifikation mit "Reform" zur Abwertung bestehender Gruppen und Ansätze führt.


    Und in der Abgrenzung spreissen die Unterscheidungen: Indem man sich für Gesundheit engagiert, grenzt man sich von den "Krankhaften" ab. Indem man ist für Reform ist, grenzt man sich von den "Reaktionären" ab. Indem man für Sauberheit ist, grenzt man sich vom "Schmutz" ab. Indem das Lotussutra so unglaublich heilig ist, entstehen überall die bösen Lotos-Verleumder. Die schmutzigen, krankfaften, reaktionären die! Angesichts des im anderen Thread angeführten Lotos-Sutra Texts vom "Bodhisattva Niemals Verachtender" erinnert mich das ein wenig an die Weise wie sich der bayrische Verfassungschutz auf die Verfassung bezieht.


    Es wäre interessant ob es in anderen buddhitische Gruppen die sich für gesellschaftliche Belange engagieren, ähnliche Phänomene gibt.


    Vielen Dank,


    Es dämmert mir. Ich verstehe jetzt folgendes: Wie Bodhidharma ja schreibt ist das Problem "Verstehen" dadurch das es immer nur partiell ist, d.h. auf einen Teilaspekt der Realität hin reduziert. Das was "Erscheinung" zu einer Illusion macht ist dass sie ihre Genese, das was ausserhalb ihrer selbst ist und aus dem sie heraus "abhängig enstanden" ist, verdeckt. Kann man dagegen die Erscheinung als Nicht-Erscheinung sehen, also wie du sagst "zugrundeliegenden Prozess des Sehens und der Augenkrankheit " dann ist es keine Illusion mehr. Bzw. es bleibt natürlich eine Illusion aber man nimmt sie nicht mehr für das Ganze.


    Danke nochmal für den Hinweis auf den Text.

    daodong:

    [Soweit mir bekannt ist befindet sich das Hara im Unterbauch. Im Oberbauch ist wohl eher der Solar Plexus angesiedelt. Es gibt eben die unterschiedlichsten Energiesystheme. Manche arbeiten mit 5 Chakren - manche mit 7


    Das sind ja nur Metaphern und Konzepte für das was im Körper so abgeht. Nartürlich beschäftigt man sich beim Sitzen viel mit dem was im Körper passiert, aber gerade wegen der unmittelbaren Präsenz im Körper braucht es doch Konzepte wie "Chakra" nicht unbedingt. Wo man sie vielleicht braucht, ist wenn man jemand anderem etwas erklären will. Aber auch da kann man das anders ausdrücken. Ich sehe die Gefahr, dass man sich and derartigen Dingen aufhängt und da ein ganz techisches Verständnis im Bezug auf die eigne Praxis und den eigenen Körper kriegt.


    brigitte:

    In den östlichen Kampfkünsten wie Bogenschießen, Schwertkampf oder Aikido lernt man vor allem, mit seinem Hara in Kontakt zu sein und seine Kraft zu nutzen.


    Hinzuzufügen wäre hier die Kunst des Harakiri (Seppuku) bei der eine ganz unmittelbarere Kontakt zur Leibesmitte hergestellt wird. In den Kampfkünsten ist das Hara wichtig um den Körper auszubalancieren. Es heisst ja auch bei der Zazen Haltung das man da seinen Schwerpunkt haben sollte. Wenn man sich zentriert dann zentriert man sich unvermeidlich zur Mitte hin. Deswegen die Buddhanatur im Nabel zu suchen wäre dann aber schon bedenklich.

    accinca:


    Soweit es die Lehre des Buddha angeht ist nibbāna kein Prinzip welches sich
    verkörpere, sondern das Loslassen von jedem Prinzip sogar von der Lehre.
    Nichts steigt in dem Körper ein oder verkörpert sich.


    Da scheinte viel um Worte zu gehe Im Schritt hin zum Mahyana hat sich eine Abstraktion und Personifikation von nibbāna vollzogen. Mann kann ja Sätze gebrauchen wie "die Arbeitslosigkeit greift um sich und erfasst jetzt auch Hochqualifizierte". Das so zu verstehen, als würde da etwas externes in den körper von Menschen eindringen, ist eine seltsame Vorstellung. Der Satz ist eine Abstraktion von Einzelereignissen nämlich "xy wurde arbeitslos" und xy ist "hochqualifiziert".


    Abstraktion und Personifikation können zu einem Punkt gelangen, wo sie das Eigentliche überwuchern. Das ist eine reale Gefahr. Um auf deine Raucherbeipiele zurückzukommen, könnte man da drei Stufen der Abstraktion folgendermassen beschreiben:



    • Ich bin Raucher und muss zu Rauchen aufhören.
    • Ich bin Raucher und muss das Nichtrauchen in meinem Leben Platz gewinnen lassen.
    • Ich bin Raucher und werde das Nichtrauchen verehren. Vielleicht stell ich eine Statue im Keller auf, der ich Rauchopfer darbringe damit sie sich daran erfreut.


    Letzterer Punkt verkörpert das Problem, das du im Mahayana siehst. Anstatt Befreiung im Handeln zu verwirklichen, ist es auf einen Sockel gehoben worden, in dem die Verbindung zur eigentlichen Bedeutung abgerissen ist. Der erste Punkt, ist wie ich deine Sichtweise verstanden habe. Der mittlere Punkt ist wie ich den Mahayana Ansatz sehe. Wenn man mal konkret mit dem Rauchen aufgehört hat, dann weiss man das das eben nicht mit der Konzentration auf Zigaretten zu tun hat, sondern eben darin, sich einen Tagesablauf zurechtzulegen in dem die Spannungen die sich in der Nikotinsucht entladen haben, auf positive Weise auflösen. Das bedeutet Verlöschen nicht als etwas rein negatives zu sehen, sondern als eine Geisteshaltung die einer anderen heilsameren Geisteshaltung Platz macht.


    Ich versuche dir jetzt lediglich die Sichtweise zu erläutern, und bin mir schon dessen bewusst das das nicht mit deiner übereinstimmt.

    Akuma:

    Ich meine eher einen Abidharma-artigen Text, welcher behandelt, was genau eine Emanation sein soll und wie sich das in das philosophische System einfügen soll. So dahergesagt ist das für mich die bescheuertste Lehre schlechthin, ein Bodhisattva müsste ein Zentrum bilden für seine Emanationen, müsste zusätzliche Bewusstseine haben, müsste die Bewusstseinsinhalte seiner Emanationen wahrnehmen können, dann stellt sich die Frage vermittels was er das täte, es stellt sich die Frage nach dem Karma, ohne welches garnichts entstehen kann, es stellt sich die Frage nach der Fremdverursachung der Emanation durch das Sinnesbewusstseinskarma des die Emanation wahrnehmenden Subjektes usw usw viele philosophische Probleme.


    Es geht doch nicht um ein Wesen, das jetzt Teile seines Bewustseins ausstrahlt wie eine durchgeknallte Discokugel. Es geht darum dass Buddhaschaft nicht als etwas Individuelles gesehen wird, sondern als ein Prinzip, das sich in bestimmten Menschen zu verschiedenen Zeiten verkörpert. Ein Prinzip das wichtiger ist als Umstände und Details. Weil es doch tangentiell peripher ist, ob ein Müllmann in Chicago oder ein Arzt in Thailand Befreiung erfährt. So wie Militarismus sowohl bei den Spartanern als auch bei den Samurais als auch bei den Nazis auftauchen konnten. Zu fragen, wo da jetzt die verdeckten Marionettenfäden sind, und ob jetzt jeder Nazi als Wiedergeburt eines Spartaners zu sehen ist, in welchem Teil eines Schwertes 'Militarismus' residiert oder ob es jetzt im Lauf oder in der Kugel des Gewehrs bewohnt. Ob man es eventuell durch Plastikwaffen und Warnhinweise eliminieren liese? All dies wäre ein Denken, dass das Grosse sucht in dem es Kiesel umdreht.

    Es gibt doch immer wieder die Idee, etwas Konkretes als Manifestation eines allgemeinen Prinzips zu sehen. Also die konkrete Wut als Manifestation der "Wut im Allgemeinen" zu sehen. So wie man ja auch ganz allgemein sagt "Nebel bildet sich" ohne den Nebel von heute vom Nebel von gestern abgrenzen zu wollen. Während es noch Sinn macht einzelnen Hochdruckgebieten Namen zu geben, macht sich schon bei Wolken geschweige denn bei Nebelbänken keiner mehr die Mühe sie als "Einheiten" zu betrachten. Weil sie so vergänglich sind. Und weil auch wir flüchtig und unsere Grenzen recht beliebig gezogen sind, finde ich, dass man Erwachen nicht jeweils als ein isoliertes Geschehen bei einer konkreten Person sehen kann sondern als ein "Auftreten des Prinzip Erwachens".


    Von daher kann ich immer dann wenn die Geistesqualität des allumfassenden Mitgefühls (bei einem Menschen) auftritt, davon reden dass sich "allumfassendes Mitgefühl manifestiert". Der Begriff der Emanation ergibt sich nur daraus, dass man sich das personifiziert (z.B als Buddha des Mitgefühls). Auch im Thervada wird ja z.B Verblendung in der Gestalt von Mara symbolisiert.

    looque:

    Wunderbar, vielen dank.
    Es ist also vom religioesen Standpunkt nicht moeglich, dass ein Bewusstsein in zwei Koerpern inkarniert wird, richtig?


    Wie gesagt. Ich verstehe es nicht wirklich und bin deswegen keine grosse Hilfe.

    Da kenn ich mich auch nicht aus.


    Aber ein wichtiger Pubnkt ist, dass im tibetischen Buddhimus Religion und Machtfragen immer sehr stark verbunden waren. Dazu kann ich dir das Buch "Religion und Politik im Tibetischen Buddhismus" von Michael von Brück empfehlen. Da wird recht gut erklärt, dass auch politische Bedingungen beim Entstehung des Tulku-Systems eine Rolle spielten. Damals herrschten ja die Mongolen, und der Karma Kagyü Orden war nicht nur eine religiöse Organisation, sondern auch ein wichtiger politischer Ansprechpartner für die Mongolen. Deswegen war wichtig, dass es da keine wilden Nachfolgestreiterein und Machtkämpfe gab sondern eine feste Nachfolgeregel. Der Karmapa Karma Pakshi war ja der spirituelle Lehrer von Möngke Khan, dem Bruder des grosse mongolischen Führers Kublai Khans und das Tulku System garantierte ( in der Theorie ) , dass die Verhältnisse stabil blieben.


    Damals wie heute würde ich, wenn es da auf einmal Parallelinkarnationen gibt, zuerst einmal Machtkämpfe vermuten. Oder das verschiedene Linien parallel ein Kind als Tulku anerkennen.

    Natürlich gibt es Menschen, die hasserfüllt sind und anderen Schaden wollen. Aber die meisten sind nicht böse sondern eher ignorant nett. So wie ich.


    Sie wollen glücklich und in Frieden leben, ihre Grundbedürfnisse erfüllt wissen und auch etwas Spass im Leben. Sie wollen eine glückliche Partnerschaft und eine Familie die in gesicherten Verhältnisse aufwächst und auch im Alter nicht darben müssen. Und dazu braucht man halt eine Arbeit und ein Auto mit dem man hinfahren kann. Würdest du mich jetzt deswegen als bösen Agressor sehen und hassen?


    Ich habe ja jetzt von meinem Telefonbetrieber ein neues Handy bekommen.Dazu braucht es natürlich Coltan-Erz, das hauptsächlich im Kongo vorkommt. Und schon das führt in der Konsequenz dort zu krassen Sachen:


      Die hohen Gewinne und die mangelnde staatliche Überwachung während des Bürgerkrieges in der Demokratischen Republik Kongo führten zu völlig planlosen Bergbauaktivitäten. Gravierende Umweltschäden waren die Folge. Unter anderem wurden größere Flächen des schon stark reduzierten Lebensraumes der Gorillas zerstört. Die Arbeitsbedingungen, inklusive Kinderarbeit, sind gleichfalls sehr inhuman.


      Gleichzeitig ermöglichen die Einnahmen aus dem Bergbau und mangelhaft kontrollierte Embargos den lokalen Milizführern – vor allem Rebellen des Rassemblement Congolais pour la Démocratie (RCD, „Kongolesische Vereinigung für Demokratie“) – die Bezahlung von Soldaten, den Kauf von Waffen und die Fortsetzung des Bürgerkrieges. Als Geschäftsführer setzte die RCD eine in der ganzen Region berüchtigte Frau ein: Aziza Gulamali Kulsum, die schon seit Jahren einen Großteil des Handels mit dem begehrten Erz dominiert. Sie war jahrelang die Hauptgeldgeberin der Hutu-Rebellen in Burundi, die inzwischen vom benachbarten Kongo aus operieren. Einem kongolesischen Forschungsinstitut (Pole Institut - Institut Interculturel dans la Région des Grands Lacs) zufolge ist Gulamali eines der zentralen Glieder eines Netzes aus Waffenhändlern und Schmugglern in der Region.Wikipedia


    Genauso ist schon der Gang in den Supermarkt eine Apokalypse der industriellen Ausbeutung von Mensch und Umwelt. Oje, oje. Äh und meine sichere Altervorsoge / Lebensversicherung ist in Wirklichkeit so ein gruseliger Hedge-Fond, der auf der Suche nach Rendite durch die Welt saust wie ein Heuschreckenschwarm. Meine Tankstelle musste, um mir billiges Benzin zu verkaufen, ein wenig die Natur ruinieren, Kriege vorantreiben, Diktatoren stützen und Gewerkschafter beseitigen. Dafür haben sie ein tolles Sortiment an Schokoriegeln.


    Der Wahnsinn geht also nicht von durchgeknallten Bösewichten aus sondern von der Normalität. Und dabei ist der Mensch nicht soweit von der Natur entfernt. Auch die Natur ist vollkommen egoistisch durchgeknallt. Sie wird nicht vom Wunsch nach dem Wohl des Mitwesens dominiert, sondern aus einer ganz egoistischen Perspektive (Ist er ein Feind/Freund/Mitagessen/Geschlechtspartner? Wenn ja in welcher Reihenfolge?)


    Man könnte verzweifeln. Oder weinen. Oder lachen.


    Oder anfangen diese egoistische Perspektive bei sich zu lockern.


    Kofi Anan - How can we sleep when our beds are burning


    Nicht traurig sein.


    Wenn du in die 3Sat Mediathek surfst (pop ups für diese Seite erlauben. Sonst poppt es nicht) und dort den Suchbegriff "Muho" eingibst, dann kann du zwei interessante Scobel Sendungen "scobel extra: Weisheit, das "Ich" und die Bratwurst" und "Mehr Wissen über: Weisheit" mit Abt Muho (leider ohne Ärzte und Miliardäre) ansehen. Wenn du dann auch noch das mit dem Vollbild rausfindest, musst du auch nicht mit dem Gesicht so nahe an den Bildschirm. (Bei jeder Mediathek von jedem Sender geht das mit dem Vollbild anders - das ist eine Wissenschaft.)

    crazy-dragon:


    Und, hat das dann auch identische Taten zur Folge :lol: ?
    Ja klar...Ich nehm mich ja auch selbst nicht allzu ernst... :P Und sag manchmal zu mir: Bin ich ein Rindvieh...


    Lieber Gruß,
    crazy dragon


    Viellicht sollte bei den zehn Ochsenbildern, "Ochse" durch "Rindviech" ersetzten.


    "Es ist kein Ort mehr,
    dahin sich das Rindviech
    entziehen könnte."

    Die Fähigkeit zur geistigen Sammlung (samādhi), also die Fertigkeit den unruhigen und abschweifenden Geist zu kontrollieren, kann für alles Mögliche nützlich sein. Ein Spitzensportler, der ganz bei der Sache ist, räumt bestimmt mehr Medaillien ab, als einer der sich von seinem schmerzenden Knie ablenken lässt. Man kann da bestimmt auch ein augeglichener Pokerspieler oder Kampfsportler sein. Oder wie ein Yogi jahrelang den Arm hochheben bis er verdorrt. Auch unabgelenkt Töten kann man dadurch, wie das Beispiel der Samurais zeigt.


    Im buddhitischen Kontext geht es aber nicht um Sammlung als Selbstzweck sondern als rechte Sammlung. Und rechte Sammlung muss ja befreit von Zweck und Nützlichkeit sein. Deswegen muss man wirklich sagen dass Zazen zu nichts nützt aber angenehme Seiteneffekte haben kann.

    Dass viele von der Vermischung von Taoismus und Zen auf Alan Watts zurückgeht, wurde ja schon angesprochen.


    Alan Watts hatte seine Vorstellungen von Zen ja hauptsächlich aus den Vorträgen, die D.T. Suzuki and der Columbia University hielt. Suzuki hat ja damals mit seinen Vorträgen eine ganze (Hippie) Generation beinflusst. Nicht nur Watts war begeistert, sondern auch John Cage, Gary Snyder und über diesen Jack Kerouac und Allan Ginsberg.


    Da verschwamm einiges: Man wandte sich gegen die moderne kaptialistische Konsumgesellschaft, und "Dao" war da auch die Vision des natürlich Fliessenden +Spontanen die man dem Materialismus entgegensetzten wollte. Dem Geplanten und Vernutzten das Untbewusste, sich spontan und natürlich Entfaltende entgegengesetzt, das man im Taoismus und im Zen (aber auch bei Jung, Dada, Schamanen) angesprochen sah.


    Alan Watts sagt dann in seinen Büchern auch explizit, dass ihn weniger die Sache selbst also historischer Buddhimus und Taoismus interessiert, sondern die "Saiten die diese in ihm zum Schwingen bringen". Der Zugang ist also ein romatischer, sehr schwärmerischer der sich zu dem auswuchs, was man heute "New Age" nennt.