catflap08:Das ist sicherlich eine interessante Frage. Der Terminus der sowohl in der Soka Gakkai als auch Nichiren Shoshu für Mission gebräuclich ist, ist das Wort Shakubuku, Shakubuku wird oft mit „brechen und unterwerfen“ übersetzt. Kern ist die Fehlerhaftigkeit als vorläufig erachteter Lehren dem Gegenüber klar zu machen, fehlerfrei und als richtig wird die eigene Auslegung der Lehren Nichirens erachtet (also hier Soka Gakkai bzw. Nichiren Shoshu).
Shakubuku ist natürlich ein Begriff und eine Methode, die auf Nichiren selbst zurückzuführen ist und keine Erfindung der Soka Gakkai. Der Begriff „brechen“ klingt zwar hart, aber er ist nicht unüblich, zum Beispiel in der Sozialpsychologie, wo auch davon gesprochen werden kann, dass bestimmte Verhaltensmuster zunächst gebrochen werden müssen, bevor andere eingeübt werden können. In dem sehr empfehlenswerten Sammelband „Readings of the Lotus Sutra (ed. by Stephen R. Teiser, Jacqueline I. Stone) wird Shakubuku als “cutting off and subduing attachments, a confrontational method of teaching the dharma by explicitly rebuking wrong views or attachments to provisional teachings” (p 222) bezeichnet.
Konfrontatives Shakubuku sollte in buddhistischen Ländern und Milieus angewandt werden, während unter anderen äußeren Umständen – also in nicht-buddhistischen Ländern - eher ein „dialogisches Shakubuku“ angebracht ist. Wird dies als „Shoju“ bezeichnet? Jedenfalls definiert die SGI-Deutschland Shakubuku als „Dialog“.
ZitatEin anderes Konzept ist Shoju was darauf zielt durch Gespräche das Gegenüber zur eigenen Einsicht bzw Einkehr zu bringen und sich durch eigenes Nachvollziehen für die Lehre zu öffnen.
Bei mir stieße „konfrontatives Shakubuku“ auf eine unüberwindliche Gegenwehr, da ich eher dialogisch orientiert bin. Für Einsicht und Umkehr bin ich dagegen immer offen.
ZitatDie Nichiren Shu hingegen spricht von Mission wobei es weniger zu einer aktiven Missionierung kommt wie bei den oben genannten Organisationen. Vielmehr scheint man drauf zu warten dass der Suchende sich beispielweise an einen Priester/Laien wendet also Fragen stellt.
Dies finde ich gut, denn eine penetrante Aufdringlichkeit stößt mich eher ab. Aber man kann auch „offensiv“ sein, ohne gleich ins Extrem der Aufdringlichkeit zu fallen.
ZitatIn Sachen Verbreitung sprechen Soka Gakkai und Nichiren Shoshu jedoch nicht von Mission.
Sie tun aber nichts anderes, was ich auch für selbstverständlich und für richtig erachte (unabhängig von den konkreten Inhalten und Methoden), denn der Buddhismus ist für mich „missionarisch“.
ZitatIn der Nichiren Shu gehört das Erzählen über das Lotus Sutra zu den Kernpunkte der Praxis, wobei damit nicht aktive „Bekehrung“ gemeint ist. Aus diesem Verständnis von Mission leitet sich auch deren Bemühen ab aktiv den Dialog mit andren Glaubensrichtungen zu suchen.
Auf der Webseite der deutschen Niederlassung der Nichiren Shu verschwindet das Lotos-Sutra, verschwindet die Lehre des Nichiren vollständig hinter dem „interreligiösen Dialog“. Das finde ich unverständlich und bedauerlich.
Vergleiche ich die Seite der Soka Gakkai mit der der (deutschen) Nichiren Shu, so finde ich die SG-Seite viel informativer usw.
http://www.daiseion-ji.de/ (Nichiren Shu in Deutschland)
http://www.sgi-d.org/ (Soka Gakkai International – Deutschland)
Bevor man Dialoge führt muss man dort erst über den eigenen Standpunkt klar informieren und sich selbst mit ihm offen und selbstbewusst identifizieren. Jedenfalls mangelte es Nichiren vielleicht an manchem, zum Beispiel im Winter an Kleidung, Feuerholz und Essen in der Verbannung auf der der Insel Sado aber sicherlich nicht an Selbstbewusstsein, an Kraft, an Feuer (und Shakubuku).
Dies bringt der Titel (des ebenfalls empfehlenswerten) Buches von Daniel Montgomery „Fire in the Lotos: The dynamic Buddhism of Nichiren“ treffend zu Ausdruck.
Gruß
Kongjiazhong