Beiträge von Bambus

    Jojo:

    Schön, diesen alten Thread noch mal zu lesen.
    Ich finde das motivierend.


    Hallo Jojo,


    vielen Dank für die Einladung im Insight Timer. Mir war gar nicht bewusst, dass es inzwischen dort eine Gruppe vom Buddhaland gibt, habe mich aber darüber gefreut.


    Zum ersten Mal habe ich die App vor 741 Tagen genutzt. Der Statistik sei Dank kann man solche "tollen" Zahlen einsehen. Für mich sind sie Motivation, insbesondere die "Consecutive days". Es ist für mich Motivation den Lauf nicht zu unterbrechen und mich auch dann hin zu setzen, wenn ich eigentlich keine rechte Luste habe. Besser gesagt, wenn ich genug Ausreden gefunden habe, warum ich gerade heute, gerade jetzt keine Zeit habe mich zu setzen. Und wenn es dann einmal einen Tag nicht geklappt hat, ist es am nächsten um so einfacher Gründe zu finden und dann werden aus einem Tag ohne Meditation zwei, dann drei und schnell sind zwei Wochen um und das Nicht-Sitzen ist zur Regel geworden. Wieder anzufangen ist schwer. Genau wie wieder mit dem Joggen zu beginnen, oder wieder mal abzunehmen, oder wieder mal weniger Schokolade essen. Wie das Leben halt so ist.


    Und da ist es eine für mich echte Hilfe eine Motivation zu erhalten. Von außen. Von einer Maschine. Weil es keine Menschen in meiner direkten Umgebung gibt, die mich motivieren. Aber vielleicht ändert sich das ja auch das mit solch einer Gruppe. Dann fragt jemand, der mehr Disziplin besitzt als ich, nach einer Woche ohne Meditation von mir nach wie es denn geht.


    Nicht die App ist wichtig, nicht die Statistiken, auch nicht die Menschen, mit denen man gemeinsam meditiert. All das ist nicht wirklich wichtig. Aber es sind Hilfen für Menschen wie mich, die bei Zeiten den Anstoß von Außen benötigen. Sie sind das Floß. Nicht Selbstzweck, aber Mittel solange denn benötigt. Und dafür sollte man sie schätzen.


    Sogar ins Forum habe ich wieder geschaut nach der Einladung gestern Abend. Habe Beiträge von Leuten gelesen die ich schätze. Habe an Leute gedacht, die ich aus den Augen verloren habe. Danke also nochmals an Jojo für den Anstupser.


    Viele Grüße
    Bambus

    Lollo84de:


    Bambus
    Et mag ne doofe Frage sein, aber was würde es für deine Überlegungen bedeuten, wenn du der Frau auf den Leim gegangen bist? Wenn sie, durch ihre Art der Selbstdarstellung nun genau das erreicht hat, was sie will? Angesehen, beobachtet, beachtet zu werden?


    Doof ist die Frage in keiner Weise.


    Verschiedene Dinge:
    Einmal wäre ich erleichtert, weil nichts wirklich Ernstes dahinter steckt. Das freut mich.
    Dann hätte ich um so mehr, oder besser gesagt auf andere Weise, Mitgefühl mit der Frau. Diese Selbstdarstellung hat sie gewählt. Und wenn man so etwas nötig hat, oder für nötig hält, dann ist das Ego doch recht stark und ich wünsche der Frau alles Gute darüber hinweg zu kommen :D
    Aber ganz sicher bin ich nicht enttäuscht oder bringe ihr gar Widerwille/Zorn/Unmut/... entgegen. Ihre Entscheidung. Lieber habe ich mich zum Deppen gemacht und mir umsonst Sorgen gemacht, als dass wirklich etwas ist...


    Losang Lamo:

    Willkommen, endlich mal wieder, Bambus. Ich dachte schon, Dich gibt's (hier) gar nicht mehr.


    Hier gibt es mich wohl auch nur temporär. ;)
    Das Forum war eine ganze Zeit wichtig für mich. Ich habe viel gelernt und nette Leute kennen gelernt. Irgendwann war die Zeit halt vorbei und mich hat es weiter getrieben. Zurück komme ich, weil ich eine Stelle gesucht habe, an der ich meine Erfahrung von heute Morgen teilen konnte. Möglichst frisch, und zu Augen von Menschen, die das ganze nicht direkt als spinnert abtun.
    Die Frage nach dem Ich und nach der eigen Nichtwertschätzung oder Überwertschätzung stelle ich mir schon eine ganze Weile. Das rumort und ich brauche wohl ein wenig frischen Input um aus festgefahrenen Gedankenspiralen heraus zu finden. Die Begegnung war nur ein Auslöser, keine Ursache, mich wieder im Forum zu äußern.
    Ein wenig Querlesen hat mir gezeigt, das immer die gleichen Fragestellungen und Antworten auftauchen. War natürlich nicht wirklich anders zu erwarten, aber es ist Grundlage für meine nur begrenzte Aktivität hier.
    Zu mir: Weltlich ist viel passiert in den letzten zwei Jahren. Durchaus positiv, auch wenn es im Moment sehr anstrengend und zeitfressend ist. Spirituell bewegt sich wenig. Ich habe die Balance gefunden zwischen Ausfüllen von übernommener weltlichen Verantwortung und nicht vollständiger Aufgabe vom Wunsch nach intensiverer, formalen Praxis. Mein Vorsatz in ein paar Jahren in die Hauslosigkeit zu gehen existiert weiter.

    Heute morgen bin ich wie üblich mit der Straßenbahn zur Arbeit gefahren. Die Fahrt dauert ca. 25 Minuten und ich nutze seit ein paar Tagen die Zeit um ein wenig zu meditieren. Um nicht Angst zu haben meine Haltestelle zu verpassen klingelt ein Timer auf dem Handy nach 15 Minuten. Die Meditation war gut, ich habe ein paar Minuten angehangen und es bedauert die Augen wieder öffnen zu müssen. Ich packte mein Handy weg, starte vorher noch über Kopfhörer einen Talk von Gil Fronsdal um die restliche Wegzeit zum Büro sinnvoll zu nutzen. Mein Blick fällt auf eine junge Frau neben mir. Sie ist knapp 20 und trug der Witterung gemäß kurze Hosen und ein ärmelloses Top. Mir fällt aus dem Blickwinkel etwas an ihrem Unterarm auf und ich schaue noch mal hin. Ich sehe Narben. Viele feine, helle Striche von ca. 2cm Länge. Eng an eng. Was ist das? Und dann sehe ich mehr davon. Zahllos, von beiden Handgelenken bis über die Schultern. Von beiden Fußgelenken bis zum Ansatz ihrer kurzen Hose. Ich schaue betroffen weg. Sie hat sich geschnitten. Über lange Zeit hinweg. Immer wieder. Inzwischen sind alle Narben verheilt, sehen aus, als ob sie mindestens Monate, wenn nicht Jahre alt sind. Was muss diese Frau mitgemacht haben um sich so etwas an zu tun? Was muss in ihr vorgegangen sein. Ein “Om mani peme hung” murmel ich unhörbar. Es ist das Mantra, was mir auch nach Jahren Hinwendung weg vom Vajrayana zum Theravada immer noch in den Sinn kommt, wenn ich für ein Wesen Mitgefühl empfinde. Ich muss noch einmal hinschauen. In ihr Gesicht blicken. Erkennen wie es ihr geht. Sie bemerkt meinen Blick. Wir schauen uns kurz in die Augen, dann schaue ich betreten weg. Ich fühle mich ertappt. Habe ich gestarrt? Hat sie mich als starrend empfunden? Ich meine Unwohlsein bei ihr zu spüren. Es ist mutig von ihr mit all den Narben gut sichtbar in die Öffentlichkeit zu gehen. Ein gutes Zeichen. Aber sie muss Blicke gewohnt sein. Ich wünsche ihr, dass sie damit souverän umgeht, ich kann es mir aber kaum vorstellen. Habe ich ihr durch meinen Blick Unbehagen bereitet? Ich fühle mich schlecht. Im Spiegelbild des Fensters gegenüber sehe ich, wie sie ein Packung Tabak auspackt und sich mit hektischen Bewegungen eine Zigarette dreht. Ja, sie soll ruhig rauchen denke ich mir. Alles was ihr hilft, was sie beruhigt, ist gut. Aber die Art und Weise wie sie es macht versetzt mir einen Stich. Diese Eile, diese Unruhe dabei. Nein, ich glaube sie hat ihre inneren Kämpfe noch nicht beendet. Äußerlich vielleicht, aber nicht tief in ihrem Inneren. Mir wird immer unwohler. Wenn ich ihr doch irgendwie helfen könnte.Ich wünsche ihr alles nur Gute. Möge sie ihren Frieden finden. Möge sie sich von ihren Dämonen befreien. Gute Wünsche schaden nicht, aber wirklich sichtbar helfen tun sie auch nicht. Und ich möchte so gerne helfen. Aber mir sind die Hände gebunden. Ein fremder Mann, doppelt so alt wie sie. Der sie dumm von der Seite angeblickt hat. Die vielleicht zwei Minuten seit meinem ersten Blick zu ihr sind vergangen. Die Bahn fährt in den Bahnhof ein. Sie nimmt ihre Tasche und steigt genau wie ich aus. Ist schnell die Rolltreppe hoch verschwunden. Geht zügig. Zielstrebig. Ich wünsche ihr alles Gute. Wünsche ihr inneren Frieden. Hoffe, dass Sie Menschen in ihrem Umfeld hat, die sie stützen, mit denen Sie reden kann, denen sie Vertrauen entgegen bringt.


    Mich lässt die Sache nicht los. Ich denke darüber nach, ob ich nicht zu viel interpretieren, zu viel urteile. Diese Hilflosigkeit die ich empfinde, sie tut mir weh. Und jetzt fallen mir meine Töchter ein. Alle in oder kurz nach der Pubertät. Was machen sie mit? Welche Kämpfe fechten sie aus? Helfe ich ihnen? Oder sehe ich jeden Tag zu Hause die Frau aus der Bahn, nur ein paar Jahre früher? Kann ich überhaupt einem anderen Menschen helfen? Immer, wenn er fragt. Oder wenn er Zeichen aussendet, dass er Hilfe braucht und ich den Eindruck habe helfen zu können. Aber wenn er nicht fragt? Kann ich helfen? Darf ich helfen? Mich einmischen in etwas, was mich eigentlich nichts angeht?
    Der Frau habe ich durch meine, objektiv gesehen nicht tatsächlich aufdringlichen Blicke, Unwohlsein bereitet. Meine ich, interpretiere ich. Ich komme dem Kern näher. Meine ich. Meinem Kern. Was genau bereitet mir mein aktuelles Unwohlsein? Das Mitgefühl für ein anderes Wesen oder vielmehr meine Hilflosigkeit? Ist es mein Ego, dass sich meldet? Das gestreichelt werden will? Ich, der gute, gelassene Buddhist - hilflos? Das darf nicht sein. Und warum denke ich jetzt über mich nach? Forsche in meinem Inneren, wo es doch um die Frau geht? Ist es ok, über mich nach zu sinnen? Oder nur wieder ein Ausdruck von Egozentriertheit? Zu starke Worte? Bin ich schon so sehr durch eine selbstgemachte buddhistische Gehirnwäsche gegangen, dass ich das Ich und Regungen desselben per se als schlecht empfinde?


    Vielleicht auf irgend eine Weise eine hilfreiche Begegnung. Für mich. Gab sie doch Gelegenheit mich selber, das Entstehen und die Entwicklung einer Emotion in mir, zu beobachten.


    Der Frau wünsche ich alles Gute. Überhaupt allen Menschen. Und allen Wesen. Und selbst wenn ich mich ein wenig dazu zwingen muss - auch mir selber wünsche ich alles Gute.


    Bambus

    Onda:

    Diese Form nennt man ein Tetralemma.


    Vielen Dank. Der Begriff war mir nicht bekannt, damit finde ich jetzt aber viel Information dazu im Netz.


    Das hat Elliot in einem anderen Thread gepostet. Ich möchte es gerne als Anlass zu einer Nachfrage nehmen:


    Es werden vier Möglichkeiten angeführt. Meinem Verständnis nach sollen damit alle Möglichkeiten der Betrachtung abgedeckt werden. Ist dies korrekt?


    In vielen anderen Sutten gibt es ähnliche Aufzählungen von Möglichkeiten. Das Wort "Wiedererscheinen" ist also nicht Bestandteil meiner Frage, sondern nur Beispiel.


    Möglichkeit eins (wiedererscheinen) und zwei (nicht wiedererscheinen) sind dem westlichen Denken (explizit mir) klar. Bei den Möglichkeiten drei (sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen) und vier (weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen) wird es aber schwierig. In der formalen (mathematischen) Logik kommen solche Möglichkeiten nicht vor. Was genau kann ich mir darunter vorstellen? Hat jemand vielleicht ein Beispiel für mich?


    Interessant an MN 72 ist, dass hier der Buddha sagt das man die vier expliziten Beispiele mit "bloßem Nachdenken" nicht verstehen kann. Diese Aussage kann ich für mich persönlich gut so stehen lassen. An vielen anderen Stellen, in denen das didaktische Mittel der vier Möglichkeiten genutzt wird, wird hingegen davon ausgegangen das sie rein intellektuell verstanden werden können.

    Lieber Bel,


    Bel:

    intentionale Ausrichtung aller geistiger Aktivitäten.


    sagt Monika dann den wesentlichen Punkt?


    MonikaMarie1:

    aber immer noch "Verstand"


    Gruß


    Bambus


    Ist "weises Erwägen" mit intellektueller Durchdringung gleichzustellen? Im Gegensatz zu in Vertiefung erlangter Erkenntnis?


    Oder hat jemand für mich eine Definition von "weises Erwägen"?


    Vielen Dank.

    mukti:

    Bei der Selbstversorgung mittels Kultivierung braucht es ein Grundstück, und dann ist es zuerst viel Arbeit und ein Lernprozess bis der Bedarf an Nahrung daraus gedeckt ist.


    Das Problem ist das unser Planet zu wenig Platz hat um sieben Milliarden Menschen eine solche Form der Erzeugung ihrer Nahrungsmittel zu ermöglichen. Und noch viel schlechter sieht es aus wenn man nicht selber anbaut sondern nur "Jäger&Sammler" sein will. Wobei der Jäger ja wohl auch weg fällt.


    Was also tun? Ein paar Milliarden Menschen "entsorgen" um für den Rest genug zu haben? Das letzte Zipfelchen Natur "entsorgen" um darauf Nahrungsmittel anzubauen? Die anderen nicht sehen, Stichwort Scheuklappe, und sein eigenes Süppchen kochen und im Luxusland Deutschland so leben wie man es für "naturverbunden" hält? Konsequent müsste man dann auch das saubere Trinkwasser aus der Leitung ignorieren. Und die warme Kleidung aus dem Geschäft. Natürlich gestorbene Wildtiere deren Fell man dann überzieht dürfte es kaum ausreichend geben. Viel Spaß im Winter ... Mal ganz abgesehen von solchen tatsächlichen Luxusgütern wie Strom oder gar Internet um sich Tipps zum "Survival" zu holen oder mit Gleichgesinnten auszutauschen.


    Euren Enthusiasmus in Ehren. Den braucht es um einen Gegenpol zu den vorherrschenden anderen Extremen abzubilden. Aber der rechte Weg liegt wohl irgendwo in der Mitte. Und besser eine Handvoll Menschen versuchen sich selber zu versorgen ohne andere zu schädigen als das es gar keiner macht. Ein Allheilmittel ist es halt nicht.


    Eine Lösung für die Probleme der Welt habe ich nicht. Kann nur meinen kleinen Teil tun und Leid/Umweltbelastung vermeiden wo ich das vermag. Und ich kann dafür sorgen andere Menschen bewusster zu machen indem ich ihnen Denkanstöße gebe und sie ermutige sich selber mit den anstehenden Themen zu beschäftigen. Beispiel sein, Wissen vermitteln, das könnten Ansätze sein.

    monschka:

    Was ist eure Meinung dazu. Lässt sich der Beruf Betriebswirt mit dem Buddhismus überhaupt vereinbaren?


    Hallo Monschka,


    in Deutschland ist eine Ausbildung für den beruflichen Werdegang, und damit für die Möglichkeiten sich seinen Lebensunterhalt verdienen zu können, wesentlich. Von daher sollte jeder die sich ihm bietenden Gelegenheiten nutzen um einen Abschluss zu erreichen.


    Was Du dann später mit BWL machst ist ja noch eine ganz andere Sache. Und die breite Wissensbasis die Du erlangt haben wirst eröffnet Dir eine ganze Menge Türen, auch in ökologisch/sozial/ethisch völlig unproblematischen Bereichen. Ich habe manchmal den Eindruck dass gerade dort Leute mit solider Ausbildung fehlen. Idealismus ist ein hohes Gut, ergänzt mit Faktenwissen um die Welt wie sie heute ist, wird es um so wertvoller.


    Wenn Du ernsthaft in eine Krise schlitterst und alles hinterfragst dann nimm Dir eine Auszeit. Leg ein Urlaubssemester ein. Arbeite sozial oder geh für ein paar Monate in ein Kloster wenn das Deinen Ambitionen entspricht. Aber "einfach so" abbrechen halte ich für übereilt. Schließlich bist Du kein Auftragskiller oder verkaufst Drogen an Schulkinder, sondern Du studierst nur BWL ... :D


    Liebe Grüße und willkommen im Forum


    Bambus

    Liebe Doris,


    das liest sich alles recht pragmatisch - was mir sehr sympahtisch ist :) - aber die Frage bleibt ob dass Tulkusystem dem von ihm selber gesetzten Anspruch gerecht werden kann: Ein hoch Verwirklichter wird bewusst wiedergeboren. Wenn dem uneingeschränkt so wäre gäbe es keinen 6. Dalai Lama der nicht Dalai Lama sein wollte und auch keine mehreren 17. Karmapas. Weil die, die sie ausgesucht haben, selber Tulkus sind, und damit eigentlich so verwirklicht sein sollten dass politische oder finanzielle Motive für sie nicht mehr relevant sind. In einer perfekten "Tulkuwelt" gibt es eindeutige Hinweise auf die nächste Wiedergeburt die eigentlich gar nicht notwendig sein sollten weil die Linienhalter eh zielsicher und unfehlbar die rechte Reinkarnation (bewusst dieses Wort) finden. In der Praxis ist das nicht der Fall. Das stellt die Frage: sind Tulkus wirklich so verwirklicht wie sie laut Anspruch des Systems sein sollten? Oder ist das eine einzige große Vorstellungsblase, historisch gewachsen?


    Das sagt jetzt nichts über die Qualitäten von Tulku xy aus. Die können ja durch die gute Erziehung und noch Glück dabei das sie von Geburt aus Persönlichkeiten sind, hervorragende Lehrer abgeben. Dazu bedarf es aber keiner "bewussten Wiedergeburt" oder "Verwirklichungsgrad" sondern eben nur Glück in der Wahl und gute Erziehung.


    Der Tulku als Wiederkehr eines verstorbenen Meisters "im Geiste" hat durchaus etwas für sich. Die Vermischung mit einem Verwirklichungsgrad und der personellen, bewussten Wiedergeburt macht die Sache für mich fragwürdig.


    Und wenn die ganze Frage nicht wichtig ist, weil Tulkus nur ein historisch gewachsenes Mosaiksteinchen im großen "bunten Drumherum" des tibetischen Buddhismus ist - welche Mosaiksteinchen sind dann noch Wert zu hinterfragt zu werden? Da kann man schnell das Kinde mit dem Bad ausschütten, aber ganz im Dreckwasser schmoren sollte man es dann doch nicht lassen.

    Doris Rasevic-Benz:

    Alles worauf es ankommt ist die eigene Haltung. Das Äußere ist unwichtig.


    Man erkennt hier, denke ich, wieder einmal dass die verschiedenen buddhistischen Schulen gar nicht so verschieden sind wie es gerade hier im Forum oft den Anschein hat. Ab einem bestimmten Punkt werden all die Äußerlichkeiten unwichtig und man findet dahin (zurück) wo man tatsächlich etwas bewegen (oder es gerade lassen) kann - das Hier und Jetzt und der eigene Geist.


    Doris Rasevic-Benz:

    Alles worauf es ankommt ist die eigene Haltung. Das Äußere ist unwichtig.


    Und doch ist der tibetische Buddhismus der mit dem größten "Drumherum". Diese Diskrepanz verstehe ich nicht.

    Syia:

    Aber auch das kann ich relativ einfach akzeptieren, solange gewährleistet wird, dass diese "Tulkus" vernünftig ausgebildet werden. Letztendlich suche ich einen gut ausgebildeten Lehrer, der mich unterrichtet.


    Womit dann aber die Unterscheidung zwischen einem Tulku und einem "normalen" Menschen weg fällt...

    Liebe Syia,


    vielen Dank für Deine Antwort.


    Du hast Recht, der Karmapakonflikt zeigt das Problem ganz aktuell. Und um so gravierender weil der Karmapa im Vahrayana ja eine Person/Stellung/Sinnbild ist auf das auch in der Praxis meditiert wird. Meines Wissens nach werden aktuell noch keine Meditationen auf den 17. Karmapa, egal wer, gemacht. Im Diamantweg ist aber die 16. Karmapameditation tägliche Praxis, in allen Kagyulinien ist die 8. Karmapameditation gängig. Und wer weiß, vielleicht gibt es auch einmal eine 17. Karmapameditation. Die auf den 16. hat er selber ausgegeben, wer sagt das einer der 17. das nicht auch macht? Ich weiß, es wird nicht auf die Person, sondern auf die durch ihn ausgedrückte Qualität (Aspekt) meditiert. Dies zu trennen fällt aber nicht immer leicht. Breite Schichten der tibetischen Bevölkerung, Exil oder nicht, verehren z.B. das Bild des Dalai Lamas wie eine Heiligenbild. Das könnte man jetzt als Volksbuddhismus abtun. Das der "chinesische" 17. Karmapa aktuell als potentieller, weltlicher, Nachfolger des aktuellen Dalai Lamas aufgebaut wird bringt diesen Konflikt auch zu den Kagyus.


    Die Frage ist also durchaus relevant welcher oder ob vielleicht sogar beide von ihnen authentisch ist. Spätestens wenn es um Praxis geht wird das wichtig. Oder man akzeptiert, wissentlich, dass der eigene eventuell kein Tulku ist, oder eine große Zahl Menschen des anderen auf einen "Bettler mit kaiserlichen Kleidern" praktiziert.


    Das führt wieder zu meiner Frage: Wie wichtig sind solche Dinge? Wenn sie unwichtig sind, warum werden sie dann so hoch gehalten? Sind sie nur für den "intelligenten/wissenden/fortgeschrittenen" unwichtig, und für die "breite Masse" wichtig? Die Gefahr von Missbrauch einer solchen autoritären Macht sehen wir jetzt in diesem Augenblick im Karmapakinflikt mittels der rein politischen Interessen nicht nur der Chinesen. Ist ein solch wackeliges Fundament nicht mehr Gefahr als Nutzen in einer Welt die mehr hinterfragt als es vor Jahrhunderten üblich war?


    Ist in einen "modernern" tibetischen Buddhismus das Tulkusystem überholt? Ist tibetischer Buddhismus, speziell Vajrayana, überhaupt möglich ohne ein Tulkusystem?

    Simo:

    Er war der einzige, der die Rolle des Dalai Lama nicht annahm.... :doubt:


    Was dann, ohne provozieren oder herabsetzen zu wollen, gleich die Frage aufwirft: Warum nicht? War er zu dumm dafür oder zu schlau? War er der "Falsche"? Falsch ausgesucht oder hat er sich nur falsch gefühlt in der Position?


    Ich weiß, ist zig Jahrhunderte her. Zuverlässige Antworten dürfte es heute kaum mehr geben. Aber wie gehen die "Tibeter" mit solchen Fragen um? Werden sie weitestgehend ignoriert? Ist es der "kalte, westliche Geist" der solche Fragen stellt und dem "gläubigen" Tibeter stellen sie sich nicht? Wenn ja, warum nicht? Aus Bequemlichkeit? Aus Respekt? Aus Sorge um nicht bediente Vorstellungen?


    Mit wirklichem Interesse


    Bambus

    Deine Frage ist berechtigt und völlig in Ordnung. Ich nutze sie um einen schon öfter zitierten Link zu posten:


    http://media.audiodharma.org/d…stures_for_Meditation.pdf
    Quelle


    Mein aktuelles Kissen ist ca. 15cm hoch. Das dürfte Standard sein. Wenn der Rücken zwickt, bzw. nach längeren Pausen, sitze ich gerne auf 20+ cm. Keine Scheu vor hohen Kissen am Anfang. Es gilt keinem etwas zu beweisen indem man tief, und damit vermeintlich richtig sitzt. Das stabile Sitzen soll die Meditation unterstützen, kein Selbstzweck sein.

    Gaukelmeister:

    Mir ist bewusst, dass es am besten wäre, wenn ich ganz viele verschiedene Kissen ausprobieren könnte, bevor ich mich dann entscheide.


    Gibt es eine buddhistische Gruppe in Deiner Nähe? Da fliegen oft zig verschiedene Kissen herum und man kann alle mal testen.


    Mein Favorit sind körnergefüllte, feste, runde Kissen. Am Anfang lieber etwas dicker, damit die Knie immer auf dem Boden sind. Eine ungebübte Beckenpartie tut sich da mit einem hohen Sitz leichter. Das kann sich aber mit der Zeit ändern weswegen ein mittelhohes, am Anfang mit einer zusätzlichen Decke darunter, vielleicht die beste Alternative ist.

    Aiko:

    Alltag und Sesshin sind dasselbe. Anfangs mag das noch als getrennt gesehen werden, aber letztlich geht es darum genau diese Trennung aufzuheben und den Alltag als Sesshin zu erfahren.


    Wenn die Trennung aufgehoben ist braucht es keine Retreats mehr.


    Für die meisten dürften es ein deutlicher Unterschied sein ob man sich im Alltag oder auf einem Retreat befindet. Die üblicherweise längere Zeit auf dem Kissen bringt körperliche Beschwerden mit sich. Das lässt sich nicht vermeiden, schlicht weil es der Körper nicht gewohnt ist. Verringern kann man sie natürlich durch regelmäßige und auch längere Praxis im Vorfeld. Gänzlich ausbleiben dürften sie nur im Ausnahmefall.


    Noch viel wichtiger als die Zeit auf dem Kissen empfinde ich die Zeit außerhalb des täglichen Wahnsinns. Alle Verpflichtungen und Ablenkungen sind durch den äußeren Rahmen von einem genommen. Das ist ungewohnt, auch wenn man (mehr oder weniger erfolgreich) im alltäglichen den Umgang mit diesen Dingen gelernt hat gelassen und achtsam gegenüber zu treten. Das schlichte Nicht-Vorhandensein von Verpflichtungen/Ablenkungen ist noch einmal eine ganz andere Qualität. Und hat Auswirkungen auf das Innenleben/Gedanken/Psyche. Ich habe beim ersten Retreat Erfahrungen gemacht die ich (wahrscheinlich) so nie im Alltag gemacht hätte. Das reicht von spannend bis zu beängstigend. Neues mit dem es sich lohnt auseinanderzusetzen. Neues was Wertmaßstäbe zu verändern vermag. Damit solche, von mir als sehr positiv angesehene Prozesse, aktiv werden können bedarf es einer gewissen Dauer des Retreats. Die ersten paar Tage braucht man zum Wechsel weg vom Alltag, die letzen paar schleicht sich der Gedanke an den zu erwartende Alltag wieder ein. 10 Tage halte ich persönlich für die untere sinnvolle Grenze. Immer vorausgesetzt man ist körperlich und psychisch ausreichend stabil. Insbesondere die psychische Belastbarkeit zu beurteilen oder abzuschätzen ist aber alles andere als einfach. Gerade deshalb gibt es viele Stellen die vor einem langen Retreat zumindest ein kurzes als Zugangsvoraussetzung verlangen.


    Matthias65:

    Vor allem: Wie war es für Euch nach dem Retreat wieder in den "Alltag" zurück zu kommen ?


    Recht unproblematisch weil ich nach Ende des ersten Retreats noch zwei Tage Übergangsfrist hatte. Die haben mir gut getan und der Schock der "Normalität" war nicht gar so groß. Aber das ist höchst subjektiv. Und der Effekt mildert sich mit der Zeit ab. Denke ich :D

    Doris Rasevic-Benz:

    Ich denke, wenn ich von der Mediation was erwarte, dann ist es keine Meditation. Solange ich noch was erwarte, ist es keine Meditation.


    Einen schönen Gruß an alle Tibeter (sorry, Praktizierende des Vajrayana - aber die Verallgemeinerung sei mir verziehen) bezüglich Ngöndro :)


    Eine gewisse Zielstrebigkeit ist eine Notwendigkeit. Wenn ich mich morgen früh hinsetze dann unter anderem weil


    - ich es die letzten 123 Tage auch gemacht habe und die "Serie" nicht brechen möchte
    - ich mich nachher (und währenddessen) gut fühle
    - meine Beine und Gelenke die regelmäßige Übung brauchen um beim nächsten Retreat nicht zu arg zu schmerzen
    - ich natürlich erleuchtet werden möchte und irgendeiner hat mir mal gesagt dass Meditation dafür unerlässlich wäre :grinsen:


    Die Vorstellung nichts von der Meditation erwarten zu sollen ist genau so eine Vorstellung wie die jeden Tag 30 Minuten sitzen zu müssen. Diese Vorstellungen wird man irgendwann ganz von selber aufgeben - sofern ich den Berichten von für mich vertrauenswürdigen Lehrern glauben kann - aber das passiert von allein und nicht weil mir jemand sagt "Keine Vorstellung !"


    Bis zu diesem Punkt, bis zur selbstgewonnen Einsicht, ist eine Erwartung ein Hilfsmittel. Ein sinnvolles. Darauf vor der Zeit verzichten zu wollen halte ich für einen Fehler. Und wann die rechte Zeit ist kann man nur selber erfahren und nicht von außen gesagt bekommen...

    Mirco:

    Wenn es entspannend ist.


    Das finde ich interessant. Kenne das immer wieder von mir selber, habe aber erst selten davon gelesen das es jemand angesprochen hat.


    Was sollte man denn tun wenn es nicht entspannend ist?


    Entspannen? ;)

    Maytreka:

    Ja, das denkst du. Klar kannst du das machen. Das Ergebnis wird sein, dass du noch extra Runden in samsara drehen wirst.


    Und?


    Der Wille alles richtig zu machen, der Wille es dann am Besten auch noch schnell zu machen. Das sehe ich als Problem. Eines was ich an mir selber feststelle aber was ich auch immer wieder in Beiträgen anderer zu erkennen glaube.


    Ist das eine westliche (kulturell bedingte) Eigenart? Kapitalismus der Spiritualität? Oder ein immanent im Menschen angelegtes "Übel"?


    Die Gefahr in Beliebigkeit abzurutschen gibt es natürlich auch. Aber ich halte sie für weitaus geringer als die der Übermotivation.

    Syia:

    Warum sollte sich ein Fleischesser dazu hergeben ? Dann müsste er doch auch gleich noch zugeben, dass er das Gleichnis vom Berg nicht wirklich verstanden hat.


    Und was wäre so schlimm daran?


    Ich habe es ja selber offenbar noch nicht wirklich verstanden weil ich eben noch nicht mit letztendlicher Konsequenz praktiziere. Das gebe ich gerne zu. Die "Gewissensbisse" mache ich mir schon selber deswegen. Und ich könnte lang und breit meine gut ausgearbeiteten Rechtfertigungen vortragen.


    Gewachsen ist in mir ein Verständnis, man könnte es auch Mitgefühl nennen, mit denen die Dinge tun oder lassen die für andere selbstverständlich sind. Ich akzeptiere z.B. den Fleischesser. Hege keine Geringschätzung für sie.


    Viel zu oft aber meine ich solche Tendenzen bei der Diskussion um Fleisch zu erkennen. Geringschätzung bei den Vegetariern und Rechtfertigungstriaden bei den Fleischessern. Meine Schlußfolgerung ist dass viele, von beiden Seiten, ihre eigene Unsicherheit mit ihrer teils vehement vertretenden Meinung überdecken. All das passiert hauptsächlich unbewusst. Und weil wir ja in einem buddhistischen Forum sind möchte ich dazu anregen sich selber dahingehend zu untersuchen. Achtsam zu beobachten warum man gerade diesen Forenbeitrag zum Thema in gerade diesem Tonfall verfasst.


    Und weil ich mir dann auch an die eigene Nase fasse verabschiede ich mich für die nächsten Stunden aus diesem Thread...

    Geronimo:

    Aber ich kann es auch menschlich verstehen, das viele Menschen sich mit diesen Dingen überhaupt nicht auseinandersetzen wollen. Das sie genügend andere Sorgen haben, als das sie sich dann auch noch mit ihren Angewohnheiten auseinandersetzen sollten, die ja scheinbar seit Generationen gut funktionieren. Das beste Argument meiner Oma ist z.B.: Wenn es so schlecht wàre, dann wäre ich doch schon tot.


    Und dem "Buddhisten" geht es nicht anders. Wer SN 3.25 (Gleichnis vom Berg) gelesen - und wirklich verstanden - hat der müsste die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Und wie viele machen es?


    Es menschelt halt. Samsara. Beim Buddhisten der nicht konsequent praktiziert und beim "Normalo" der sein Fleisch weiter isst. Eigene Verantwortung, eigene Erkenntnis sind die Schlagworte. Das ist unbequem und schwierig.


    Geronimo:

    Das grundlegende Problem ist vielleicht jedoch, das es sich hier ganz grundsätzlich, ja zwangsläufig um eine Einbahnstraße handelt. Es findet ja letztlich kein wirklicher Austausch statt, da es für den einen ja nur darum geht das der andere etwas weglässt, für sein eigenes Glück. Ein Fleischesser hat aber vielleicht das Bedürfnis auch mich davon zu überzeugen, das Fleisch und Milch wichtig für eine gesunde Ernährung sind, und schon stecken wir in einer Sackgasse.


    Auf diesen Punkt wollte ich hinaus als ich weiter oben gefragt habe ob ich Medikamente oder Fleisch bevorzugen würde. Grundsätzlich gibt es Situationen in denen der Verzehr von Fleisch nicht grundsätzlich zu verdammen ist. Und wenn mir jemand gute, nachvollziehbare Argumente dafür liefert werde ich - als eingefleischter ( ;) ) Vegetarier - wieder damit anfangen. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Konstellation sehe ich als recht gering an aber ausschließen möchte ich sie nicht.

    Syia:

    Es ist sogar noch schlimmer : meine Linie verbietet mir das Fleischessen überhaupt nicht. :shock:


    Es geht nicht im Ansatz um Verbote. Das wäre ja einfach. Klare Tatsachen. Es ist viel schwieriger - man ist genötigt selber nachzudenken und Schlüsse zu ziehen ...