Vielleicht gehöre ich zu den am meisten hardcore säkularen Buddhisten im Forum, auf jeden Fall zu den ersten, die sich hier selbst so bezeichnet haben 
Also ganz zuerst säkular und 'glauben an' schließen sich ziemlich aus, oder?
Ganz konkret zu Deiner Frage (die mich selbst umgetrieben hat, weil ich sie bei den ersten Protagonisten eines säkularen Buddhismus nicht gefunden habe. Leute wie Batchelor möchten das Thema am liebsten ausblenden!).
Als ein entschiedener säkularer Buddhist - Karma ist so fest in den zentralen buddhistischen Texten/Ideen verankert, daß jeder Versuch der Ablehnung zu einer problematischen Situation führen würde (für mich).
Am Ende laufen die meisten Diskussionen hier im Forum auf ein Wortgeplänkel hinaus - mal tiefer gehend, mal weniger. Lass uns ehrlich bleiben 
Was meinst Du, wenn Du die 5 Buchstaben Karma in die Tastatur tippst?
Ich hoffe, Du hattest keine Karma Idee im Hinterkopf, die eher vehdischen Ursprungs ist.
Für mich ist es inzwischen vollkommen klar - Karma bedeutet: Handlungen haben Konsequenzen! Es gibt keine 100% Relation, weil Menschen verschieden sind, weil die Umstände verschieden sind
Ich möchte hier einen Abschnitt eines Buches einfügen, an dem ich arbeite
Auf der elementarsten Stufe bedeutet
Karma ganz einfach Wirkung. Taten haben Wirkungen, Gedanken sind die
Voraussetzung für Taten, Gedanken haben Wirkungen. Grundhaltungen,
grundsätzliche Einstellungen, Ideologien beeinflussen unsere
Gedanken. Grundhaltungen, grundsätzliche Einstellungen, Ideologien
haben Wirkungen.
Die einfachen, direkten Wirkungen kann
ich sehen, wahrnehmen. Je weiter die Wirkung zeitlich und räumlich
von der Tat entfernt ist, desto problematischer wird dieser
Zusammenhang. Man könnte hier an moderne Gedanken dazu, wie etwa den
Schmetterlingseffekt1
denken. Noch weiter entfernt kommen dann Ideen wie etwa zur
Chaostheorie2
auf. Das vielleicht am besten bekannte Beispiel hier ist das
Doppelpendel3.
Alle Rahmenbedingungen sind bekannt, die Anfangsbedingung lässt sich
beinahe perfekt bestimmen, die Entwicklung des Systems bleibt
trotzdem unvorhersehbar, verlaufen aber innerhalb der
Rahmenbedingungen.
1https://de.wikipedia.org/wiki/Schmetterlingseffekt
2https://de.wikipedia.org/wiki/Chaosforschung
3https://de.wikipedia.org/wiki/Doppelpendel
Mit dieser einfachen Betrachtungsweise
von Karma lässt sich dieses PK Zitat gut vereinbaren. Es bringt
nichts, sich über alle irgendwie denkbaren Ergebnisse jeder Tat
unendliche Gedanken zu machen.
- Vier unerfaßbare Dinge gibt es, ihr Mönche,
über die man nicht nachdenken sollte, über welche nachdenkend man
dem Wahnsinn oder der Verstörung anheimfallen möchte. Welches sind
diese vier Dinge?
- Der Machtbereich der Buddhas, ihr Mönche,
ist etwas Unerfaßbares, über das man nicht nachdenken sollte und
über das nachdenkend man dem Wahnsinn oder der Verstörung
anheimfallen möchte.
- Der Machtbereich der Vertiefungen
- die Wirkung der Taten (kamma-vipāka)
- das Grübeln über die Welt ist etwas
Unerfaßbares, worüber man nicht nachdenken sollte, und worüber
nachdenkend, man dem Wahnsinn oder der Verstörung anheimfallen
möchte.
A.IV.77 Die vier unerfaßbaren Dinge -
7. Acinteyya Sutta1
Nun, damit würde es sich beim
Karmagedanken um eine Trivialität handeln. Dies würde weder Buddha
noch dem säkularen Buddhismus gerecht werden.
Ich möchte den obigen Ansatz an einem
Beispiel etwas ausbauen. Handlungen/Taten haben Folgen. Nehmen wir
einen Bauern, der Getreide aussäht. Er handelt bewußt und er hofft
auf eine ganz bestimmte Folge seiner Handlung, eine reiche Ernte.
Was mit dem einzelnen Saatkorn
geschieht, das auf den Acker fällt, kann er nicht 100% kontrollieren.
Einige Saatkörner werden nicht aufgehen, sie werden Futter für
Würmer oder Vögel. Die meisten Saatkörner werden aufgehen, aber
die Pflanzen, die sich entwickeln sind von vielen Faktoren abhängig.
Einige wie Dünger oder Bewässerung kann der Bauer beeinflussen,
andere wie das Wetter nicht.
Der Bauer hat die weitgehend
vollständige Kontrolle über seine Planung und seine Handlungen, er
kann aber das Endergebnis nicht allein festlegen. Er kann nur mit auf
die Saat folgenden Handlungen (Unkraut jäten, Krähen verscheuchen) die Ereignisse im Sinne seiner
ursprünglichen Planung beeinflussen.
Der Einwand, daß dieses Denkschema
auch für jemanden gilt, der einen Banküberfall plant ist absolut
richtig. Andererseits werden die meisten zustimmen, Produktion von
Nahrungsmitteln ist meist gesellschaftlich wünschenswert/zielführend,
Gewalttaten sind es meist nicht.
An dieser Stelle würde dann der
Karmagedanke Handlung → Folge plötzlich verknüpft mit einem
sozialen Gedanken. Ich lebe in einer Gesellschaft, meine Taten haben
Folgen auch für andere. Dies gilt sogar über das eigene
individuelle Leben hinaus. Am Ende geht es dann darum Verantwortung
zu übernehmen, auch da, wo die Handlung/Folge Wirkung keine
unmittelbar sichtbare, sondern eine nur wahrscheinliche ist
(Klimaschutz, Umweltzerstörung, sozial ungünstiges Handeln etwa).
Um auf das Beispiel mit dem Bauern
zurückzukommen – er kann nicht alles bestimmen. Was aber
vollkommen klar sein sollte, wenn er nicht aussäht, bleiben viele
Teller leer, eventuell auch die Bettelschale eines vorbeiziehenden
Mönchs.
1A.IV.77
Die vier unerfaßbaren Dinge (acinteyya) - 7. Acinteyya Sutta
Entschuldige den langen Sermon, bleib neugierig