Beiträge von Raphy

    2dA:
    Raphy:


    Hallo accinca,
    ja so wie du kann man das sicher auch sehen. Ich will dich auch gar nicht von etwas überzeugen. Wenn dir diese Einstellung hilft dem was du als dein Heil ansiehst näher zu kommen, ist das doch super.


    Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen der Einstellung und dem Erkennen. Eine beliebige Einstellung ist immer das Ergebnis der eigenen Ansichten, die dem Erkennen und der "richtigen Einstellung", oder besser gesagt einer bestimmten inneren Ausrichtung im Weg stehen.



    Ach so, vielen Dank für die Klarstellung :D



    Hallo accinca,
    ja so wie du kann man das sicher auch sehen. Ich will dich auch gar nicht von etwas überzeugen. Wenn dir diese Einstellung hilft dem was du als dein Heil ansiehst näher zu kommen, ist das doch super.


    Ich weiß auch garnicht ob wir wirklich so weit auseinander sind. Mit Vertrauen ist für mich nicht Anhaftung ans Leben gemeint. Man kann ja einer Sache vertrauen und sie trotzdem hinter sich lassen. Ich vertraue zum Beispiel meinem Arzt, aber ich weiß auch, dass er mich nicht von allem heilen kann. Genauso kann ich diesem weltlichen Leben hier vertrauen, aber trotzdem wissen dass dieses weltliche Leben nicht alles ist, seine Nachteile hat, dass es da noch mehr gibt. Ebenso weiß ich dass der Arzt dem ich vertraue mich von Krankheiten befreien kann, aber ich weiß auch, dass körperliche Gesundheit nicht alles ist, nicht zwangsläufig glücklich macht. Das tut dem Vertrauen zu diesem Arzt aber keinen Abbruch, es überbewertet ihn aber auch nicht. Genauso wie das Erkennen der Unzulänglichkeit des weltlichen Lebens, nicht zur Folge haben muß, dass man dem nun nicht mehr vertraut, aber man überbewertet es auch nicht.


    Aber wie gesagt ich denke keiner von uns beiden ist erwacht, deswegen habe ich kein Problem deine Ansicht so stehen zu lassen. Aber mir persönlich hilft eine auf das Leben vertrauende Ansicht mehr.


    Liebe Grüße

    Aber diesen Satz "Egal was passiert es wird für mich gut sein." finde ich sehr wichtig. Ich denke ohne dieses Vertrauen ins Leben hätte der Buddha niemals seinen sicheren Palast verlassen. Auch ein Leben in Hauslosigkeit erfordert Vertrauen. Es geht ja auch darum Grenzen zu überschreiten, wie soll das ohne Vertrauen gehen?
    Und wenn das Leben gegen uns wäre, würde wohl niemals jemand Erleuchtung erlangen. Denn gewissermaßen sind wir ja auch selber das Leben, sind wir von allen möglichen Dingen abhängig, die das Leben uns gibt. Wir sind davon ja nicht getrennt, wir sind ja ein Teil davon.


    Liebe Grüße

    Milou:
    Zitat

    Raphy schreibt:
    ... wobei man auch oder gerade durch falsche Entscheidungen sehr viel lernen kann, "falsch" ist also eh relativ nach meiner Erfahrung ...


    Da hört sich an wie das Urvertrauen was in der Gita propagiert wird (Karma Yoga).


    Aha, wußte ich gar nicht. Interessant, werde ich mir mal anschauen, danke.


    Weiß gar nicht genau ob es etwas Vergleichbares gibt. Aber ich weiß zum Beispiel aus den Büchern von Buddhadasa, dass er immer die "Soheit" betonte. Also ein Erleuchteter erkennt, dass alles einfach so ist wie es ist, ganz banal und unspektakulär. Da ist nichts schlecht oder gut, es ist einfach so. Andere buddhistische Lehrer sehen das sicher ähnlich.
    Falls mir noch was einfällt kann ich das ja mal posten.


    Liebe Grüße


    Ach so, ja das stimmt sicherlich.
    Wobei ich geistige Freiheit noch über dem freien Willen ansiedeln würde. Für mich zum Beispiel wäre es eine große geistige Freiheit alles was mir im Leben passiert annehmen zu können. Also auch wenn ich mich mal falsch entscheide (wobei man auch oder gerade durch falsche Entscheidungen sehr viel lernen kann, "falsch" ist also eh relativ nach meiner Erfahrung), ich dann noch genauso in Frieden mit mir und der Welt bin wie vorher oder bei einer "besseren" Entscheidung.


    Liebe Grüße


    Hallo Milou,


    inwiefern würdest du sagen, dass geistige Freiheit Ursache von Problemen ist?


    Liebe Grüße

    Onda:
    Raphy:

    Ich wollte nur zeigen wie man vielleicht Jhana- und Vipassanaarbeit nicht nur in formeller Meditation leisten kann, sondern in gröberer Form vielleicht auch im Alltag.


    Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass sich Vipassana nicht nur auf auf die Phasen der formellen Meditation bezieht. Bei einem Vipassana-Retreat sind die Teilnehmer angehalten, ihre Achtsamkeit den kompletten Tag über, bei allen Tätigkeiten, aufrecht zu erhalten. Diese Form des Achtsamkeits-Trainings lässt sich selbstverständlich auch im Alltag fortsetzen. Bei der Vipassana-Arbeit geht es nicht nur um den Aspekt dukkha, sondern auch um die beiden anderen Daseinsmerkmale Selbst-Losigkeit und Vergänglichkeit.
    Gleiches läßt sich von der samatha-Praxis (Konzentration/Sammlung/Vertiefungen/Jhanas) aber nicht sagen. Diese Form meditativer Praxis ist in der Regel nur im Rahmen formeller Meditation möglich (Ev. Ausnahme:" Flow-Erfahrungen" beim Marathon-Laufen oder ähnliches. Wird aber wahrscheinlich auch dann nur passieren, wenn dabei Einspitzigkeit des Geistes erreicht/geübt wird).


    Onda



    Hallo Onda,


    sehe ich auch alles ähnlich wie du. Mir ist halt nur für mich aufgefallen, dass diese beiden Aspekte der Meditation, also Jhana und Vipassana, auch im normalen weltlichen Leben vorkommen. Jhana zum Beispiel ist für mich ein tiefes Loslassen. Und genau dieses Loslassen kann ich auch in ganz normalem weltlichen Spaß oder Freude finden. Auch wenn dieses Loslassen nicht so tief geht wie im Jhana, so hat es doch schon ein wenig den Geschmack.
    Und die ganzen alltäglichen Probleme die bestimmte Gefühle auslösen, wenn man bereit ist diese in den entsprechenden Situationen auch zu fühlen, das ist für mich eine Art vipassana.
    Ich denke was ich hier schreibe ist auch weniger für erfahrene Meditierer interessant, die ihre Praxis schon gut in den Alltag integriert haben, sondern eher für Menschen die Schwierigkeiten mit formaler Meditation haben oder sie nicht gut in den Alltag übertragen können.
    Es kann auch sein, dass ich vollkommen auf dem Holzweg bin und das dies für andere überhaupt nicht praktikabel ist. Aber mir hat es sehr geholfen. Auf diese Weise hat sich Meditation für mich auf natürliche, entspanntere Art entwickelt. Ich habe eher das Gefühl es ist ein natürlicher Teil von mir und nichts aufgesetztes oder künstliches. Aber wie gesagt, ich erhebe nicht den Anspruch das es irgendwem weiterhilft, ich wollte das nur mal als Idee in den Raum stellen.


    Liebe Grüße

    Hallo Leute,


    ich denke das gegenwärtige System ist halt so wie es ist. Man kann Fan davon sein, es ablehnen oder seinen Frieden damit machen. Diese Entscheidung liegt letztlich bei jedem selbst.
    Das Entscheidende ist sicher zu schauen, was will ich selbst für mich, was tut mir gut, wie weit will ich da mitspielen.
    Ich selbst bin kein Fan dieses Systems, aber ich denke es ist auch möglich kreativ damit umzugehen, sich selbst treu zu bleiben und mit dem zu arbeiten wie es eben gerade ist.


    Liebe Grüße


    Hallo no name,


    danke für die Antwort. Ja, ob das jetzt wirklich Jhanas im eigentlichen Sinne sind oder andere angenehme Gefühle/Zustände ist mir auch nicht so wichtig. Ich wollte nur zeigen wie man vielleicht Jhana- und Vipassanaarbeit nicht nur in formeller Meditation leisten kann, sondern in gröberer Form vielleicht auch im Alltag. Das zulassen und sich hineinfallen lassen in Freude oder auch ganz oberflachlichen Spaß würde dann der Vorstufe von Jhana entsprechen und das einfache Fühlen des Alltagsdukkha wäre dann sozusagen oberflächliches Vipassana. Das ist nur so eine Idee von mir.
    Und diese Geistesklarheit die du beschreibst ist dann meiner Erfahrung nach auf gröberer Ebene auch die Folge, wenn man mal so richtig Spaß hatte, sich ganz gehen lassen konnte. Ist ja auch so eine Art loslassen. Und dann ist man auch bereiter sich mal die unschönen Dinge bei sich anzusehen.
    Mit dem zu "seicht" hätte ich besser schreiben sollen: "und vielleicht manchen hier zu seicht scheinen". Ich habe das Gefühl dass manche nur formelle meditative Praxis gelten lassen, Spaß scheint für sie ein Fremdwort und sie scheinen sogar Angst davor zu haben. Denen könnte es vielleicht zu seicht sein, wenn ein großer Aspekt der Praxis darin besteht sein Leben freudvoll zu gestalten, zu genießen, loszulassen. Deswegen dachte ich auch, die Sicht die ich hier gerade vertrete, könnte vielleicht auch eine Brücke schlagen zwischen den "Genießern" und den "Kämpfern", denen das alles zu locker und unernst ist.
    Ist halt nur so eine Idee.


    Liebe Grüße

    Hallo Leute,


    ich will hier mal eine gewagte These in den Raum werfen.
    Besonders im Theravada, so scheint es mir jedenfalls, wird ja viel Wert gelegt auf die Jhana- und Vipassanapraxis. Ob man das jetzt als 2 voneiander getrennte Meditationen sieht oder nicht, sei jetzt mal dahingestellt.
    So wie ich das verstehe dient Jhana vor allem der Läuterung des Geistes, man versetzt ihn in einen guten Zustand damit er seine Arbeit erledigen kann, es ist sehr angenehm, und vipassana dient vor allem dem Annehmen und Auflösen seines Dukkha, mithilfe des geläuterten Geistes, es ist eher unangenehm, jedenfalls solange man noch nicht aktzeptiert hat.
    Und es gibt ja auch manchmal die Diskussion ob Jhana nur in formeller Meditation oder auch im Alltag bei ganz normalen Tätigkeiten möglich ist.
    Mir kommt es jetzt so vor, als wenn Jhana und Vipassana auch ihre Entprechungen im normalen Alltagsbewußtsein haben. Wenn ich versuche Situationen für mich zu schaffen wo ich Spaß und Freude habe, Situationen die mir sehr angenehm sind, und ich mich da hineinfallen lasse, mich einfach vom Spaß und der Freude erfüllen lasse, dann kommt es mir ein bisschen wie Jhana auf gröberer Ebene vor. Je mehr ich mich in diese freudige Tätigkeit fallen lassen kann, desto ähnlicher wird es dem meditativen Jhana. Könnte man also vielleicht sagen Spaß und Freude, bewußt erlebt, ist so eine Art Vorbereitung auf die meditativen Jhanas? Oder "Jhana" auf grober Ebene? Sozuagen eine Art "Jhana" für Menschen die noch nicht so den meditativen Zugang dazu haben? Also mir kommt es so vor. Der Geist erscheint mir dannach klarer und er ist auch viel mehr bereit dass Dukkha auzuhalten und dann anzunehmen. Was dann sozusagen das grobe Vipassana wäre, einfach das Dukkha was einem im Alltag begegnet auszuhalten und anzunehmen.
    Damit wäre dann auch eine Brücke geschlagen zwischen Wegen die vor allem außen im Alltag ansetzen und vielleicht vielen hier zu "seicht" scheinen, aber dann doch als Vorbereitung/ Ergänzung zu tieferer Meditation ihre Berechtigung hätten und eben den meditativen und mehr nach innen gerichteteten Wegen.
    Ja das ist mal so eine verückte Idee von mir :) , mich würde auf jeden Fall interessieren was ihr dazu sagt, auch Kritik ist erwünscht.


    Liebe Grüße



    Ja , geht mir ähnlich. Ich denke auch dass es nicht nur einen Weg gibt zur Wahrheit, schon weil die Menschen so unterschiedlich sind. Deswegen war ich auch immer sehr an anderen Religionen, Weltanschauungen und Techniken interessiert.
    Wobei ich auch für mich sagen muß, dass der Buddha so wie ich ihn verstehe schon etwas besonderes ist und immer mehr oder weniger meine Richtlinie war. Es ist bei mir auch weniger Religion, sondern eher eine Suche. Allerdings zweifel ich daran dass ich besonders viel vom Buddha wirklich verstanden habe, na ja mal schauen ;)


    Liebe Grüße

    Erdmaus:
    Raphy:

    Also mir persönlich ist es egal ob ich als Buddhist menschlich bin oder sonstwas.
    Solange ich mich wohl fühle in dem was ich bin, mit mir im reinen bin, können die anderen mich in Kategorien stecken wie sie lustig sind. :D


    Liebe Grüße


    Dann bist du wohl ein Individualist :P


    Ja, vielleicht. :D Ich selbst würde mich auch nicht als Buddhist bezeichnen.

    Also mir persönlich ist es egal ob ich als Buddhist menschlich bin oder sonstwas.
    Solange ich mich wohl fühle in dem was ich bin, mit mir im Reinen bin, können die anderen mich in Kategorien stecken wie sie lustig sind. :D


    Liebe Grüße



    Wunderschön. Ich mag den Anfängergeist :)


    Hallo Milou,


    finde ich sehr interessant das Thema. Eben weil ich mir selbst diese und ähnliche Fragen schon oft gestellt habe. Es scheint ja so zu sein, dass die meisten Buddhisten sagen, dass es ihr Ziel ist nicht mehr geboren zu werden. Da kann man sich jetzt natürlich darüber unterhalten wie das nun zu verstehen ist, aber das will ich jetzt mal beiseite lassen.
    Für mich war dieses "Nichtmehr-Geborenwerden" nie attraktiv. Ich mag mein Leben, es ist nicht immer einfach, viele würden von außen vielleicht sogar sagen dass es bessere Lebenssituationen gibt, aber ich empfinde mein Leben als gut. Es macht mir einfach auf der einen Seite Spaß und Freude das was das Leben mir schenkt zu genießen und auf der anderen Seite finde ich es spannend und interessant mich mit den Dingen in mir auseinanderzusetzen die mir nicht so gefallen, die teilweise vielleicht auch erschreckend und leidvoll sind.
    Ich empfinde mein Leben dadurch als immer reicher und erfüllter. Ich habe auch das Gefühl das viele Suchende vor dem Leben davonlaufen. Ich will natürlich niemandem reinreden wie er zu praktizieren hat und ein gesundes Maß an Rückzug und Sicherheit finde ich auch gut, dass man auf sich selbst aufpasst und erstmal mit sich selbst in Frieden leben kann. Ich denke aber auch dass es eine sehr gute Übung sein kann mit dem ganz gewöhnlichen Leid des alltäglichen Lebens, in Beziehungen seinen Frieden zu machen. Wenn man da schon seine Probleme hat, wie soll es dann erst in der Meditation sein wo das ja alles noch intensiver ist?
    Am Ende ist es wahrscheinlich die Aufgabe beides im Gleichgewicht zu halten das Außen und das Innen. Wo dieses Gleichgewicht ist wird bei jedem Menschen anders sein, je nach seinem Charakter und seinen Anlagen. Deswegen empfinde ich auch das eigene Gefühl als einen sehr guten Führer. einfach das zu machen wo man sich hingezogen fühlt und was einem Spaß und Freude macht. Auch wenn es vieleicht mal oberflächlich ist, wenn ich das Bedürfnis dazu habe und mich gut dabei fühle, mache ich das. Ich finde da nichts Schlimmes daran. Und wenn ich später darunter leide oder sehe, dass es nicht dahin führt wo ich eigentlich hin will, kann ich es künftig lassen. Aber dann habe ich wenigstens die Erfahrung gemacht und weiß wovon ich spreche. Wie will man etwas loslassen was man nicht kennt, woher weiß ich dann überhaupt das ich es loslassen will, wenn ich es nicht kenne. Ich denke bei Buddha geht es immer um die eigene Erfahrung, ob nun im alltäglichen Leben oder in der Meditation ist ja erstmal egal.
    "...Man möchte das Leben mit seinen Lastern durchaus genießen aber eben weniger leiden...." Ja, so ähnlich ist es wohl auch bei mir. Wobei ich es als sehr wichtig sehe dem Leid nicht ständig auszuweichen, sondern es so bewußt wie möglich und wie es der eigenen Kraft entspricht zu empfinden wenn es konkret da ist. Im Alltag oder in der Meditation. Genau das führt nämlich hier in unserer westlichen Gesellschaft meiner Meinung nach zu unseren ganz speziellen Arten von Leiden und dieser großen Kopforientiertheit.
    Danke für das Thema :)


    Liebe Grüße

    Hallo michaelhecht.
    Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute.


    michaelhecht:

    Keine Ahnung wer das gesagt hat (vieleicht war das ein Manager). Scheint jedenfalls nicht sehr buddhistisch zu sein, oder?


    Ich würde dir raten dich nicht so sehr darum zu kümmern was buddhistisch ist, sondern darum was dir gut tut. In die Richtung zu gehen wo du selbst fühlst, dass es dir gut tut.
    Und wenn man dabei langsam Achtsamkeit und Bewußtheit entwickelt, und auch die Freude und die Entspannung nicht vernachlässigt, dann führt das meiner Erfahrung nach zwangsläufig in Richtung "buddhistisch".
    Mich hat es zum Beispiel auch immer wieder mal scheinbar von der offiziellen Lehre des Buddha weg geführt, aber es hat mir gut getan oder war lehrreich für mich. Ich möchte keine dieser Erfahrungen missen. Am Ende hat es mich dann immer der Lehre Buddhas, so wie ich sie in beschränktem Maße verstehe, noch näher gebracht. Deswegen bin ich auch der Meinung, dass eigene Erfahrung immer wichtiger ist als intelektuelles Wissen oder irgendwelche dogmatischen Lehren. Wobei die buddhistische Lehre als Theorie auf jeden Fall eine sehr gute Richtlinie ist, aber eben eigene Erfahrung nicht ersetzen kann.
    Ich hoffe das klingt jetzt nicht zu oberlehrerhaft ;)


    Also ich wünsch dir was.



    Hallo michaelhecht,


    kann ich gut verstehen, dass es eine blöde Situation ist, wenn jemand etwas woran man Spaß hat und was einem Wichtig ist schlecht macht.
    Ich kenne ja jetzt die genaue Situation nicht, aber ich würde auch den Chef darauf ansprechen, wo denn das Problem liegt. Ich zum Beispiel mag klare Verhältnise, schon allein für meinen eigenen Frieden. Sonst würde ich wahrscheinlich die ganze Zeit nur darüber nachdenken.
    Zu der Frage:"...Und wenn ich glücklich über den Weg bin und mich das Ziel nicht interessiert, warum soll ich mich mit einer Aufgabe dann noch
    befassen?..."
    Vielleicht weils Spaß und Freude macht? Wenn man in einer Tätigkeit ganz aufgehen kann, ist das doch wunderbar. Dann ist man nach meiner Erfahrung auch ganz bei der Sache und im Hier und Jetzt. Dann ist mir das Resultat sehr egal, weil ichs einfach für mich und aus Freude mache. Nicht um besonders heilig zu sein oder anderen zu helfen, sondern einfach weils mir Freude macht und ich die Tätigkeit genieße. Also purer Egoismus ;-). Aber eben kein Egoismus der etwas haben oder erreichen will, sondern ein "Egoismus" der einen genau von diesem ständigen haben wollen und kalkulieren weg bringt. Der einen glücklich macht, einfach weil man die Arbeit an sich genießt, weil man Spaß hat. Man erhofft sich nichts für später, man ist einfach glücklich. Ich denke auch der Buddha hatte diesen "Egoismus". Natürlich nochmal auf einer ganz anderen Ebene, aber auch ihm ging es erstmal um sich selbst. So jedenfalls meine Einschätzung, die natürlich falsch sein kann. Ich will dem Buddha nicht zu nahe treten.


    "...Wenn ich mich für viele "opfere", ist das dann nicht eigentlich was Gutes? Ist es nicht viel egoistischer, die Aufgabe und damit das
    Unternehmen in Gefahr zu bringen, "nur" um selbst glücklich und zufrieden zu sein?..."


    Also meine Erfahrung ist: Nur wenn ich selbst glücklich und im Frieden bin, kann ich anderen helfen. Eine Aufgabe die einem Freude macht, wird sich auch auf die anderen Personen die damit zu tun haben positiv auswirken. Und wenn ich mir viele Leute so im Alltag anschaue, dann scheint es mir als wenn sie nicht sehr viel Freude an ihren Tätigkeiten haben, was dann auch entsprechende Folgen hat für das Umfeld. Wo wird denn Freude im Alltag überhaupt noch wirklich gelebt? Das erlebe ich selten. Es ist dann immer wieder sehr schön mit Menschen zu tun zu haben, die mit sich einigermaßen in Frieden sind und keine Angst davor haben glücklich zu sein.
    Weil du schreibst: "...Ist es nicht viel egoistischer, die Aufgabe und damit das Unternehmen in Gefahr zu bringen, "nur" um selbst glücklich und zufrieden zu sein?..." Ist halt die Frage ob du etwas erzwingen willst, obwohl du weißt, dass es für das große Ganze, also in deinem Fall das Unternehmen, nicht gut ist. Das wird dich dann wahrscheinlich auch nicht glücklich machen. Das hat ja dann nichts mehr mit Spaß und Freude zu tun, sondern das Ego will irgendetwas unbedingt haben. Das wäre dann wohl wirklich anhaften. Es wird dann eher zu einem Kampf. Ich denke da kann man sich schon auf sein Gefühl verlassen ob man sich bei einer Sache wohl fühlt oder nicht.
    Also ich bin jedenfalls dafür, dass wir viel mehr Dinge einfach nur aus Spaß und Freude an der Sache selbst machen :) Was ja nicht heißen muss, dass man das Leid darüber vergisst, das meldet sich ohnehin früher oder später.


    Liebe Grüße

    Karma Deleg Ragyä:
    Raphy:

    Dann mit der Erleuchtung in einem Leben ist das so eine Sache. Es ist sicher nicht mein erstes Leben in dem ich praktiziere. Wenn ich morgen die Erleuchtung erreichen sollte, kann ich natürlich sagen, ich habe es in diesem Leben geschafft. Aber wer weiß wieviele Äonen von Existenzen ich mich vorher schon abmühte.
    Oder es wird ja auch davon ausgegangen, dass die Wesen schon seit anfangsloser Zeit in Samsara existieren, das würde bedeuten, dass jeder schonmal mit der Lehre in Berührung kam und praktiziert hat. Die Erleuchtung in diesem Leben ist also auch eine Frucht von Bemühungen aus vorherigen Leben. Um das jetzt mal ganz einfach zu schreiben. Es ist aber wahrscheinlich alles noch komplexer oder noch einfacher. ;)


    Es hat natürlich schon andere Leben gegeben, allerdings weiß man bei Milarepa, dass er in vorigen Leben kein doller Dharmapraktizierer gewesen sein kann, da er sich in seiner Jugend ja völlig nicht-dharmischen Aktivitäten (Massenmord) hingegeben hat. Deswegen heißt es, Milarepa hätte erst in diesem einen Leben Erleuchtung erlangt. Andererseits musste er ja wohl schon eine starke Verbindung zu Marpa gehabt haben.


    Hallo Karma Deleg Ragyä,


    ist ja auch irgendwie richtig zu sagen, jemand hat es in diesem Leben geschafft. Ich würde aber nicht sagen, dass das von einem bestimmten Fahrzeug abhängt, sondern von dem Praktizierenden selbst, natürlich durch praktizierens eines zu ihm passenden Fahrzeugs.


    Liebe Grüße

    Hallo Karma Deleg Ragyä,


    Karma Deleg Ragyä:
    Raphy:

    Also wir wissen ja nicht wie lange der Dalai Lama sich schon dem Pfad widmet. Dass dieser Dalai Lama die 14. Wiedergeburt des 1. Dalai Lama ist, wissen wir auch nicht. Man kann das glauben, muß man aber nicht. Ich denke hier im Westen wird man dem eher kritisch gegenüber stehen.
    Und ob die Buddhanatur nach dem Tod wählen kann, wissen wir auch nicht. Das ist auch wieder eine Glaubenssache.


    So ist das aber auch gar nicht bzw. wird in der tibetischen Tradition auch nicht so gesehen. Was "Buddhanatur" ist und wie sie in Tibet interpretiert wurde, lässt sich sehr gut bei Klaus-Dieter Mathes nachlesen: "Tibetische Interpretationen der Buddhanatur im Vergleich".


    Danke für den interessanten Link. Mir war natürlich klar dass es nicht so einfach mit der Buddhanatur ist. Ich bin nur nicht darauf eingegangen, weil es mir wichtiger war beim Thema zu bleiben und es für den Anfängerbereich hier nicht zu kompliziert zu schreiben.

    Zitat
    Raphy:

    Dann scheint es mir so zu sein, dass dieser Weg ein Buddha zu werden, sehr viel längere Zeit braucht als 14 Reinkarnationen. [...]
    Und auch im Mahajana, dem der Dalai Lama angehört, dauert die Buddhaschaft eine sehr lange Zeit. Da man ja die Eigenschaften eines Buddhas üben und perfektionieren will. [...]
    Aber der Dalai Lama geht ja den Weg selbst ein Buddha zu werden, um den anderen Wesen am besten helfen zu können, ihr Glück zu finden. Und dieses große Ziel braucht wohl sehr, sehr viel länger als 14 Leben.


    Der Dalai Lama hat schon vor längerer Zeit Erleuchtung erlangt, schon vor der Lebenszeit des 1. Dalai Lama, Gendün Drub. Die Dalai Lamas sind Emanationen (oder "Ausstrahlungen"), d.h. sie werden aus Mitgefühl für die Welt geboren und nicht aus karmischem Zwang. Im Vajrayana ist es möglich, in einem einzigen Leben die volle Erleuchtung zu erlangen, was eher selten vorkommt, aber durchaus möglich ist, was hertausragende Beispiele wie Milarepa zeigen.


    Schöne Grüße
    KDR


    Das ist ja, glaube ich, genau das was Nilso in Frage stellt. Nämlich dass der Dalai Lama ja vielleicht doch nicht erleuchtet ist, gerade im Hinblick auf Wut die bei ihm ja anscheinend in irgendeiner Form noch vorhanden ist. Das ist auf jeden Fall ein Argument.
    Ob nun erleuchtet oder nicht, er ist sicher weit fortgeschritten auf dem Weg und es können sicher eine Menge Menschen von ihm lernen, wenn sie es wollen. Deswegen finde ich es für mich nicht so wichtig welche Stufe er jetzt wirklich hat.
    Dann mit der Erleuchtung in einem Leben ist das so eine Sache. Es ist sicher nicht mein erstes Leben in dem ich praktiziere. Wenn ich morgen die Erleuchtung erreichen sollte, kann ich natürlich sagen, ich habe es in diesem Leben geschafft. Aber wer weiß wieviele Äonen von Existenzen ich mich vorher schon abmühte.
    Oder es wird ja auch davon ausgegangen, dass die Wesen schon seit anfangsloser Zeit in Samsara existieren, das würde bedeuten, dass jeder schonmal mit der Lehre in Berührung kam und praktiziert hat. Die Erleuchtung in diesem Leben ist also auch eine Frucht von Bemühungen aus vorherigen Leben. Um das jetzt mal ganz einfach zu schreiben. Es ist aber wahrscheinlich alles noch komplexer oder noch einfacher. ;)


    Liebe Grüße



    Eher nicht, aber ich weiß auch nicht was Erleuchtung wirklich, letztendlich ist. Deswegen will ich mich auch mit verallgemeinernden Charakterisierungen von Erleuchteten zurückhalten, da ich es nicht wirklich weiß.
    Aber ich bin mir sehr sicher, dass der Weg zu Mitgefühl und Liebe führt und deswegen der alltägliche Jähzorn nicht kultiviert werden sollte. Und ich gehe auch davon aus, dass der Dalai Lama dies nicht kultivieren will.







    Also wir wissen ja nicht wie lange der Dalai Lama sich schon dem Pfad widmet. Dass dieser Dalai Lama die 14. Wiedergeburt des 1. Dalai Lama ist, wissen wir auch nicht. Man kann das glauben, muß man aber nicht. Ich denke hier im Westen wird man dem eher kritisch gegenüber stehen.
    Und ob die Buddhanatur nach dem Tod wählen kann, wissen wir auch nicht. Das ist auch wieder eine Glaubenssache.
    Es kann sein, dass das alles auch wirklich so ist, aber das wissen wir erst wenn wir es selbst erfahren. Oder wir begegnen jemandem dem wir zu 100 Prozent vertrauen und dem wir glauben wenn er so etwas behauptet.
    Vielleicht kann dir ja jemand hier diese Fragen beantworten, ich leider nicht.
    Dann scheint es mir so zu sein, dass dieser Weg ein Buddha zu werden, sehr viel längere Zeit braucht als 14 Reinkarnationen. Wenn man sich das Leben und Universum mal anschaut, sieht man, dass die Dimension der Zeiträume da eine ganz andere ist als hier in unserem hektischen, auf Zeiteffizienz getrimmten, auf ca.100 Jahre, wenn man Glück hat, begrenzten, kleinen Leben. Was sind für die Erde 1 Million Jahre? Ein Wimpernschlag. Oder für das Universum 1 Milliarde Jahre? Nichts.
    Und auch im Mahajana, dem der Dalai Lama angehört, dauert die Buddhaschaft eine sehr lange Zeit. Da man ja die Eigenschaften eines Buddhas üben und perfektionieren will.
    Wenn das Ziel ist nur schnell wie möglich aus dem Daseinskreislauf zu verschwinden, dann kann man es wohl auch in dieser kurzen Zeitspanne eines einzigen Menschenlebens schaffen.
    Aber der Dalai Lama geht ja den Weg selbst ein Buddha zu werden, um den anderen Wesen am besten helfen zu können, ihr Glück zu finden. Und dieses große Ziel braucht wohl sehr, sehr viel länger als 14 Leben.
    Ich hoffe das war ein bisschen verständlich.


    Liebe Grüße

    Nilso:

    Ich habe eine Frage in Bezug auf den Dalai Lama und die Erleuchtung. Ich möchte niemandem damit auf den Schlips treten, aber es ist etwas, das mich beschäftigt.
    Wieso ist der Dalai Lama nicht erleuchtet? In einem Text von ihm las ich, dass er Wut u.ä. empfindet, was meinem Verständnis nach darauf hindeutet, dass er nicht unendlich mitfühlend, glücklich und weise sein kann. Sollte jemand, der seit vielen Leben immer wieder daran hart arbeitet, von zahllosen großen Meistern angeleitet wird und das Dharma tief verinnerlicht nicht bereits Erleuchtung gefunden haben uns ins Nirwana eingegangen sein? Bin gespannt auf eure Antworten und hoffe auf eine Erklärung :)


    lg
    Nilso


    Hallo Nilso,


    es ist, glaube ich, schwierig einen festen Zeitraum festzulegen, innerhalb dem man Erleuchtung erreicht. Auch der Buddha hat sich, den Schriften zufolge, über einen unvorstellbar langen Zeitraum geübt, bis er zum "Buddha" wurde.
    Ob der Dalai Lama erleuchtet ist, weiß ich nicht, aber da wird dir wahrscheinlich auch jeder eine andere Antwort geben. Auf jeden Fall scheint er in der Praxis erheblich weiter zu sein als ich. Also ist er für mich auf jeden Fall ein Vorbild auf einigen Gebieten, soweit ich das von außen jetzt einschätzen kann, da ich ihn nicht persönlich kenne.
    Wenn er nicht erleuchtet sein sollte, kann ich auf die Frage: "warum?" nur sagen, dass halt alles seine Zeit braucht.
    Ein guter Wein muß auch lange reifen. :)


    Liebe Grüße