QuoteEines Tages fragte Pai-cheng Huang-po, wo er gewesen sei. Huang-po berichtete ihm, dass er am Berge Ta-hsiung Pilze gesammelt hätte, worauf Pai-cheng ihn fragte, ob er dabei auch einen Tiger gesehen habe. Sofort brüllte Huang-po wie ein Tiger. Pai-cheng ergriff eine Axt und hob sie hoch, als wolle er den Tiger erschlagen. Daraufhin gab ihm Huang-po eine Ohrfeige. Jemand, der nichts vom Wesen des Zen verstanden hätte, wäre darüber beleidigt gewesen, doch Pai-cheng lachte darüber herzlich. Anschliessend verkündete Pai-cheng den Mönchen des Klosters: „Am Fuß des Ta-hsiung-Berges gibt es einen Tiger. Ihr solltet euch in acht nehmen; mich hat er heute schon gebissen.“ Damit bestätigte Pai-chang Huang-po als dessen Dharma-Nachfolger. Danach lebte Huang-po eine Zeitlang im Kloster von Nanch’üan P’u-yüan (jap. Nansen Fugan), um dann in das Ta-an-Kloster in Hung-chou zu gehen. Der Premierminister P’ei Hsiu, einer seiner Schüler, liess für Huang-po ein großes Zen-Kloster bauen. Huang-po liess sich in diesem Kloster nieder und benannte es nach dem Berg Huang-po, an dem er als junger Mönch gelebt hatte. Dieser Name ging dann schliesslich auf ihn selber über.
Quelle: http://www.zenbuddhismus.de/
Interpretation:
Das Brüllen des Tigers ist ein Wort das im Gewahrsein gesprochen wird und keinen Ort kennt wo es verweilt. Es taucht auf wie ein Silberreiher im Morgengrauen und verschwindet wieder wie ein Silberreiher in der Dämmerung. Die Sonne ist die Erkenntnis. Die Erde die sich dreht ist das EGO.
Huang-po sammelte nur Pilze. Doch Pai-cheng fragte nach dem Wort und das Wort ausgesprochen stößt auf Widerstand. Dann begegnet Widerstand Widerstand. Deshalb ist Zen eine Lehre ohne Worte. Nicht einmal „Zen“ ist Zen.