Das Beobachten ist letztlich das Einzige das mir wirklich hilft wenn sonst nichts mehr hilft, überhaupt der einzig mögliche Weg in die Freiheit. Das Beobachten mit der Erkenntnis dass ich nicht das bin, was ich beobachte. Eigentlich bin ich auch nicht der Beobachter, das ist auch nur eine Identifikation. Aber das Beobachten (Sati) könnte all diese Illusionen auflösen, wenn man es ununterbrochen machen würde.
Ja, dass das achtsame Beobachten eine gewisse Distanz zum Körper und Geist schafft und die Identifikation mit Angst und Schmerz verhindert, konnte ich auch schon erleben, aber es gelingt mir nicht immer...
Mir auch nicht, vor allem nicht vollständig, aber eine bessere Methode kenne ich nicht. Dieses Beobachten ist eigentlich das Wesen von Satipatthana, das der Buddha als den einzigen Weg bezeichnet hat:
Zitat Wenn, ihr Mönche, der Mönch ein mit den Sinnen verbundenes unangenehmes Gefühl empfindet, weiß er: 'Ein mit den Sinnen verbundenes unangenehmes Gefühl empfinde ich.' Wenn, ihr Mönche, der Mönch ein nicht mit den Sinnen verbundenes unangenehmes Gefühl empfindet, weiß er: 'Ein nicht mit den Sinnen verbundenes unangenehmes Gefühl empfinde ich.'
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Er weilt bei den Gefühlen das gesetzmäßige Entstehen betrachtend, das gesetzmäßige Vergehen betrachtend, das gesetzmäßige Entstehen und Vergehen betrachtend. Oder wiederum 'Ein Gefühl ist da', so ist seine Achtsamkeit gegenwärtig, aber nur in dem Maße, wie es der Erkenntnis dient, wie es der Achtsamkeit dient. Unabhängig lebt er, hängt an nichts in der Welt.
D.22
Wenn da z.B. ein starkes körperliches Schmerzgefühl ist hängt man sich geistig daran und so entsteht zusätzlich ein geistiges Wehgefühl, z.B. Angst, Panik, Verdrossenheit, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Jammern, Zorn usw. Durch das Beobachten zeigt sich wie sinnlos es ist geistig so zu reagieren, das Leid wird dadurch noch viel größer. So richtet sich das Beobachten nur mehr auf den körperlichen Schmerz. Den nimmt man an ohne sich zu wehren, lässt ihn zu: 'Ein körperliches Gefühl ist da". Man weiß dass man nicht das Gefühl ist, es ist ja ein Objekt das man wahrnimmt. So entsteht eine Distanz durch Nicht-Identifikation und der Schmerz wird zumindest erträglich und man kann einfach warten bis er vorbei ist. Wie lange er auch dauern mag, er wird mit Sicherheit vorübergehen. Geduld ist nichts anderes als warten können.
Zitat Ebenso nun auch, ihr Mönche, wenn der unbelehrte gewöhnliche Mensch, von einem Wehgefühl getroffen, traurig, beklommen ist, jammert, sich stöhnend an die Brust schlägt, in Verwirrung gerät, dann empfindet er zwei Gefühle, ein körperliches und ein gemüthaftes. Ist er von einem Wehgefühl getroffen worden, so leistet er Widerstand. Dann wird in ihm, der dem Wehgefühl Widerstand leistet, der Hang zum Widerstand gegen das Wehgefühl angelegt.
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Wird aber der erfahrene edle Jünger, ihr Mönche, von einem Wehgefühl getroffen, dann ist er nicht traurig, beklommen, jammert nicht, schlägt sich nicht stöhnend an die Brust, gerät nicht in Verwirrung. So empfindet er nur ein Gefühl, ein körperliches, kein gemütmäßiges.
S.36.6
Das Widerstehen steigert Dukkha enorm, "der Hang zum Widerstand".
Das ist auch so wenn es sich nur um ein geistiges Wehgefühl handelt, wenn man z.B. unter einem Verlust leidet. Man will es nicht akzeptieren, es soll so sein wie man es gerne hätte. Beobachten bedeutet es so zu sehen und anzunehmen wie es ist, dadurch entsteht Gleichmut und Befreiung.
Ich weiß nicht ob das verständlich erklärt ist und will auch nicht belehren als wüsste ich es besser.
Man könnte seinen Fokus auch auf andere Wesen richten, wenn man sich z.B. in einer gesundheitlichen Krise befindet - das empfahl einst der Dalai Lama aufgrund seiner Erfahrung mit einer Erkrankung: Indem er einem anderen Kranken Aufmerksamkeit und Mitgefühl schenkte, trat sein eigenes Leid in den Hintergrund, wurde "unwichtig" ...
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das eine Art "Flucht" oder Ablenkung darstellen könnte, wobei Mitgefühl sich ja als heilsam für alle Beteiligten erweist.
Das ist meines Erachtens keine Flucht sondern eine Reduzierung des Egoismus, der Fixierung auf das eigene Ich, dem ja gewöhnlich ein höherer Wert beigemessen wird als den anderen Ichs. So ist Mitgefühl heilsam für alle Beteiligten.