Posts by mukti

    Ich habe mal was von Seidenstückers Interpretation der Anatta-Lehre gelesen,

    Kannst du mir bitte die Quelle nennen? Danke!

    Zitat

    14.1. Zum Frühbuddhismus


    Die Unwilligkeit des Buddha's, über den Atta zu reden, sieht Seidenstücker in der vielfachen Verwendung und den verschiedenen Auslegungen des Wortes zu Buddha's Zeit. Aber die Tatsächlichkeit des Erlösten nach seinem letzten Tode ist außer Zweifel, davon zeugen zahlreiche Stellen:

    »Von dem, was man körperliche Form, Empfindung, Wahrnehmung, Gemütsregungen, Bewußtsein nennt, freigeworden, ist der Erlöste (tathâgata) gar tief, unermeßlich, unergründlich, wie das große Meer.« (M 72) »Für den Heimgegangenen (atthamgatassa) gibt es kein Maß...« (Sn 1076).

    Na ja, mukti, ich bewundere dich – tatsächlich, auch wenn es persönlich klingt.

    Gut also wenn man es persönlich ausdrückt, bewundere ich dich auch, es ist ja immer erfreulich wenn jemand etwas für wahr hält, was man selber für wahr hält. Das betrifft natürlich besonders die vier edlen Wahrheiten, das Verstehen von Dukkha und seiner Beseitigung.


    Was Helmuth Hecker da über den Buddha schreibt, finde ich sehr lehrreich. Es verdeutlicht, was der Buddha selber gesagt hat und warum er alles verlassen hat. Da regt sich höchste Bewunderung und Dankbarkeit für sein selbstloses Lehren. Ich bin nichts dagegen, wie ein Staubkorn auf seinem Fuß. So verstehe und empfinde ich es in meinen besten Stunden und halte es nicht für übertrieben. Wenn man es persönlich ausdrückt.


    Wie sagte schon Sokrates? "Ich weiß dass ich nichts weiß". Weisheit ist tatsächlich kein Besitz, den man sich aneignet und auf den man Stolz sein könnte, vielmehr beendet sie alles Ich und mein.

    Schwer zu verstehen, mir scheint die Lehre des Buddha führt auf eine andere Ebene des Erkennens, wo das gewohnte logische Erschließen nicht mehr greift, die aber umso realer ist. Aber es ist nicht leicht körperliche Dinge aufzugeben, was zu sprechen von den Geistigen.


    Egal wie es gerade abläuft, es ist ein ewig währender Prozess/Fluss, Wellenbewegungen, die immer wieder die Gegenseite hervorrufen und das Bewusstsein fördern durch Erfahrungen.

    Ich erfahre Leid in diesem Fluss und würde ihn gerne beenden, wenn er nicht so überwältigend schöne Seiten hätte. Ich arbeite daran.

    Wenn man das Zeichen der Vergänglichkeit in allem erkennt, dann passiert das Los-lassen wie von selbst, denn wie kann man anhaften an etwas, was mir nicht gehört, immer ent-gleis-t, ent-gleit-et, alles rieselt, also im Fluss.

    Ja, wenn man es erkennt, oder wie du einmal gesagt hast, unmittelbar wahrnimmt. Jetzt mag man verstehen, dass alles vergänglich ist und dieses Verstehen motiviert den Willen an der Loslösung zu arbeiten. Aber es ist schwierig, gegen die Natur:

    Ich denke, diese verzerrte Wahrnehmung hilft uns als Spezies zu überleben, also sie schützt uns.

    Das Verstehen reicht offenbar nicht aus diese Verblendung zu beenden. Der Wille wird immer wieder von Begehren und Trieben überwältigt und es ergibt sich diese oft beklagte Diskrepanz zwischen Ist- und Sollzustand. Hat schon Paulus gesagt: "Ich unglückseliger Mensch, was ich tun will das tue ich nicht, was ich nicht tun will das tue ich", oder Goethe: "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust", und viele andere, denen die Sinnlosigkeit des Begehrens nach Vergänglichem bewusst geworden ist.


    Der Buddha sagt, das unmittelbare Wahrnehmen der drei Daseinsmerkmale und damit die vollkommene Loslösung und Triebversiegung, gelingt mit "höherer Geisteskraft" (abhiññā), die sich durch Meditation entwickelt. Mit Achtsamkeit und Sammlung wird das Wissen zur Weisheit, die rechte Ansicht zu einem direkten Erschauen der Wahrheit.

    . Die kann ich aber nicht teilen und habe seine Bücher nicht gelesen.

    Hallo Mukti, warum kannst du sie denn nicht teilen ?

    Weil ich es trotz intensiver Bemühung schließlich unmöglich fand, ein transzendentes Selbst zu finden. Wie würde man denn ohne Körper und Geist existieren? Das ist unvorstellbar. Ich fand keinen anderen Grund an so etwas zu glauben als das Begehren nach Dasein (bhava-tanhā) bzw. den Daseinstrieb (bhavāsava). Weil es so schwierig ist die Anhaftung an das Ich aufzugeben, verschiebt man es in die Ewigkeit und nennt es Selbst. Es existiere ursprünglich von selbst, aus sich selbst heraus. Wenn die Identifikation mit körperlichen und geistigen Objekten beendet ist, bliebe es als Subjekt übrig. Es wäre das, was alles wahrnimmt, jetzt nimmt es Körper und Geist wahr und identifiziert sich damit, wenn es sich nicht mehr damit identifiziert, würde es sich selber wahrnehmen.

    Ich habe in dem was alles wahrnimmt bzw. erfährt, nichts anderes gefunden als das Bewusstsein, aber keinen Hinweis darauf, dass ich das Bewusstsein wäre. Es ist nur Bewusstsein, sonst nichts und hängt ab von dem, worüber es bewusst ist, aber nicht von sich selbst.


    Nibbana betrachte ich daher nicht als Sein, aber auch nicht als das Gegenteil, also Nichtsein. Es ist eben jenseits des Verstandes, unfassbar und unvorstellbar. Ich habe kein Problem damit es als Transzendenz zu bezeichnen, aber nicht als transzendentes Selbst. Ich bin nicht Nibbana und es ist nicht mein Nibbana.

    Eine Reaktion auf die Vergänglichkeit des Lebens ist, so viel wie möglich genießen und Spaß haben, bevor alles vorbei ist. Auf die Frage "Was würdest du tun, wenn du wüsstest dass du in zwei Wochen sterben musst?" werden meistens Wünsche geäußert, die man sich noch erfüllen will, aber kaum jemand kommt auf die Idee, sich im Loslassen zu üben.


    Nach einem Krieg, wo man ständig mit dem Tod konfrontiert war, geht es nur darum, alles schnell zu vergessen und sich wieder mit ganzem Herzen den Freuden des Lebens zuzuwenden. Auf den ersten Weltkrieg folgten die goldenen zwanziger Jahre, auf den zweiten Weltkrieg das Wirtschaftswunder, als ob es den Tod nun nicht mehr gäbe. Man will die Vergänglichkeit nicht wahrhaben, weil man keinen anderen Ausweg kennt als Sinnesglück und vom Glück der Loslösung nie was gehört hat oder es für einen religiösen Mythos hält.

    Du hast ein großes Wissen über die Geschichte der Verbreitung der Lehre Gautama Buddhas in Deutschland.

    Vor allem weiß ich, wo man nachschauen muss.


    Die Bücher von Georg Grimm klingen alle interessant.

    Ich habe mal was von Seidenstückers Interpretation der Anatta-Lehre gelesen, da habe ich dann ein wenig recherchiert und bin auf dieselbe Ansicht bei Georg Grimm gestoßen. Die kann ich aber nicht teilen und habe seine Bücher nicht gelesen.

    Hier gibt es übrigens einen kurzen Überblick über die deutschsprachigen Pioniere des Buddhismus.

    Bei palikanon.com sind viele Texte auch noch von dem Pionier Karl Seidenstücker (1876- 1936) übersetzt.

    Ich sehe da nur einen Teil des Khuddaka Nikāya von Seidenstücker übersetzt, das Khuddaka-Pātha. Dazu ist eine Neuübersetzung als PDF angegeben. Aber vielleicht habe ich was übersehen.


    Und da vertraue ich Seidenstücker nicht. Er schrieb ja


    " Auch er (der Buddha) hat den Atman (das Ich, das Selbst) gesucht, aber auf indirektem Wege, indem er vom atta alles, was NICHT der Atta ist, absonderte.“

    Er hat ja zusammen mit Georg Grimm die erste „Buddhistische Gemeinde für Deutschland“ gegründet. Von Grimms Atta-Lehre war er sehr begeistert:

    "Vor allen Dingen freut mich die Bejahung und Betonung des transzendentalen Subjekts, dies war vor allen Dingen das Eine, was notwendig war."

    Quelle


    Mit Grimms Buch hätte er am Liebsten ganz Asien bekehrt:


    "Ich halte es für sehr zweckmässig und wünschenswert ... wenn den führenden Geistern in Ceylon, Birma, Indien, sowie unsern deutschen Bhikkhus ... je ein Exemplar [von Die Lehre des Buddha] überreicht würde. Es werden sich auch dort »Verständige« finden, und überdies haben verschiedene einflussreiche Buddhisten daselbst, wie Jayatilaka, Lakshmi Narasu und ein Bruder des Anagârika Dharmapâla europäische Bildung und Geistesbildung genossen, so dass für sie auch die Diktion nicht zu hoch wäre. Ich bin geneigt anzunehmen, dass in Asien mit dem Studium Ihres epochemachenden Werkes eine Regeneration des Buddhismus, zunächst in kleineren Kreisen, einsetzen würde, namentlich den einflussreichen Kreis um Jayatilaka halte ich für zugänglich und empfänglich."

    Quelle

    Es ist ja so leicht; wenn ihr dies nur verstehen könntet. Es ist so einfach und direkt! Wenn angenehme Dinge entstehen, versteht ihr, dass sie leer sind; wenn unangenehme Dinge entstehen, so seid nicht ihr selbst diese unangenehmen Dinge, noch gehören sie euch - sie alle vergehen wieder. Identifiziert euch also nicht damit, oder verhaltet euch ihnen gegenüber nicht so, als ob sie euch gehörten. Sobald ihr das auch nur erkennt, kommt euer Geist ins Gleichgewicht. Wenn euer Geist ausgeglichen ist, dann seid ihr auf dem richtigen Weg und folgt der wahren Lehre Buddhas, der Lehre, die euch zur Befreiung führt.

    Ajahn Chah


    Das Ich-Bewusstsein könnte ein Phänomen sein, dass durch eine bestimmte Konfiguration von Hirnarealen und entsprechenden Fähigkeiten wie Sprechen, Seh-Bewusstsein, Hör-Bewusstsein, Fühl-Bewusstsein, Schmeck-Bewusstsein, Riech-Bewusstsein, Denken und motorische Fähigkeiten wie Greifen, etc... entsteht. Das finde ich das am meisten einleuchtende Argument für die Existenz eines Ich bzw. eine sehr gute Erklärung wie ein Ich-Bewusstsein entstehen konnte.


    Wobei es bei dem Ich, das laut Wagen-Argument nicht auffindbar ist, um das inhärente und aus sich selbst heraus bestehende Wesen geht und das ist vielleicht eher vergleichbar mit der platonischen Idee als einer Wesenheit im Ideenhimmel!?


    Hm, das Ich ist offensichtlich abhängig von dieser körperlichen und geistigen Zusammensetzung. Indem ich etwas sehe, höre, denke usw., existiere ich. Ohne etwas mit den sechs Sinnen wahrzunehmen würde ich nicht existieren, es sei denn, ich könnte mich ohne Sinne selber wahrnehmen, dann wäre ich unabhängig von Körper/Geist. Kann ich aber nicht. Das Ich-Bewusstsein ist demnach bedingt durch eine bestimmte Konfiguration, wenn sie entsteht, entsteht auch das dementsprechende Ich-Bewusstsein.

    Bei dem oben zitierten Wagen-Argument heißt es ja der Wagen sei weder identisch mit seinen Teilen, noch existiere er unabhängig von seinen Teilen. Er besitze seine Teile auch nicht. Er sei auch nicht in seinen Teilen, noch seine Teile in ihm. Er ist auch weder die Sammlung seiner Teile, noch deren Konfiguration.


    Die letzte Möglichkeit leuchtet mir bezogen auf das Ich noch am meisten ein. Das Ich könnte eine bestimmte Konfiguration der skandhas sein.

    Leuchtet mir nicht recht ein, eine bestimmte Konfiguration der skandhas ist nur eine bestimmte Konfiguration der skandhas.

    Das Ich ist die vermeintliche Identität mit den skandhas, die durch den Willen bzw. dem Begehren entsteht. Das Begehren kommt auch nicht von mir und gehört mir nicht, ich lasse mich nicht selber entstehen. Warum es dieses Begehren gibt ist unbekannt und wahrscheinlich unerkennbar, erkennbar ist, wie das Ganze aufgrund bestimmter Ursachen und Bedingungen zustande kommt. Das Begehren hängt ab von der Verblendung, aber Wissen das zu Erfahrung wird, beendet die Verblendung und lässt das Begehren versiegen. Dann ist Schluss mit dem Theater.

    Die Frage wurde zwar schon vor einem Monat hier im Anfängerbereich gestellt, aber sie ist ja immer aktuell:

    Durch das Ich hab ich Begehren. Wenn es nicht so läuft wie ich es will werde ich manchmal wütend.


    Wie lasse ich das Ich los?

    Indem ich akzeptieren lerne, dass es nicht immer so läuft wie ich will. Alles läuft nach Naturgesetzen ab, die ich nicht gemacht habe und nicht ändern kann. Ich habe den Körper nicht gemacht und kann ihn nicht vor Veränderung, Alter, Krankheit und Tod bewahren. Alles steht in einem Zusammenhang mit Phänomenen, Bedingungen und Gesetzen auf die ich wenig Einfluss habe. Wenn ich das einsehe und mich darauf besinne, wenn ich wütend werde weil etwas nicht klappt, war das nur eine spontane emotionale Reaktion und es grämt mich nicht weiter, ich begehre nicht dass es anders sein soll als wie es eben ist. Indem ich das nicht begehre, lasse ich das Ich los, das etwas beansprucht, das ihm nicht zusteht. Es will die Welt nach seinen Wünschen gestalten, aus Verblendung will es das Unmögliche. Was es hat, wird ihm genommen werden und was es ist, wird ein Ende finden.

    Mein Kriterium ist "Wie leicht fällt mir heute (!) die Geistes-Sammlung" ?


    Fällt mir die Geistes-Sammlung heute schwer, frage ich mich, wo denke, rede, handle ich falsch ?

    Finde ich sehr gut, bei der täglichen Geistessammlung zeigt sich die Zerstreuung, die durch falschen Wandel in Werken, Worten und Gedanken entsteht. Da ist man eben in allerhand Gedanken und Emotionen involviert und merkt es gewöhnlich gar nicht, weil man sich damit identifiziert. Die Sammlung hebt ein wenig heraus, lässt durch Loslösung etwas klarer sehen und kultiviert die Erinnerung, wo es eigentlich langgeht.

    Bei Anhaftungen die ich nicht so leicht loswerde gelingt immerhin eine Reduzierung.


    Nur gegen die Dummheit, da weiss ich noch kein echtes Gegenmittel, ausser den leidvollen Weg von Versuch und Irrtum.

    Es ist ja schon viel, wenn man die Dummheit überhaupt bemerkt. Tägliche Lehrergründung, Nachdenken und Kontemplation, Innehalten und Beobachten was im Geist vor sich geht sind meine Gegenmittel, aber die Unwissenheit ist schwer und nur sehr langsam zu durchdringen. Geduld ist nötig, "steter Tropfen höhlt den Stein".

    Kurz gesagt ist das bei mir so:


    Ich habe einen Weg gesucht, der aus Unwissenheit und Leid hinausführt und ihn über einen hinduistischen Umweg schließlich im Buddhismus gefunden.

    Wiedergeburt und Karmawirkung halte ich für sehr wahrscheinlich.

    Der Buddha hilft bis heute mit seiner Lehre und den Schülern, die sie befolgen. So ist das meine dreifache Zuflucht, eine formelle Bestätigung finde ich nicht notwendig.

    Unter Mara verstehe ich jene Kraft, welche die Wesen in Unwissenheit und Begehren festhält.

    Nach dem Budhha-Dhamma ist der Tod ein Übergang in ein anderes Leben, falls nicht vollkommene Loslösung erreicht ist, was sehr selten der Fall sein dürfte. Der Vorgang des Sterbens ist zugleich ein Vorgang der Geburt in das Paraloka, das sogenannte Jenseits.

    Der Körper, mit dem man beim Tod geboren wird, ist potentiell innerhalb des physischen Körpers vorhanden und kann sich vorübergehend davon lösen:


    Quote

    Gleichwie etwa, großer König, wenn ein Mann einem Rohre den Halm auszöge und sich sagte: 'Das ist das Rohr, das ist der Halm, eins ist das Rohr, eins ist der Halm: aus dem Rohre hab' ich ja den Halm gezogen'; oder gleichwie etwa, großer König, wenn ein Mann das Schwert aus der Scheide zöge und sich sagte: 'Das ist das Schwert, das ist die Scheide, eins ist das Schwert, eins ist die Scheide: aus der Scheide hab' ich ja das Schwert gezogen'; oder gleichwie etwa, großer König, wenn ein Mann eine Schlange aus dem Korbe nähme und sich sagte: 'Das ist die Schlange, das ist der Korb, eins ist die Schlange, eins ist der Korb: aus dem Korbe hab' ich ja die Schlange genommen': ebenso auch, großer König, läßt nun der Mönch aus diesem Leibe einen anderen Leib hervorgehen, formhaft, geistig gestaltet, mit allen Gliedern begliedert, sinnenfällig.

    (D.2)


    Nach dem Tod des Körpers gibt es kein Zurück mehr und gemäß des Geisteszustandes und der Auswirkungen vergangener Handlungen bleibt man entweder ein Peta (Gespenst), steigt auf in höhere Bereiche (Himmel) oder sinkt hinab in niedrige Bereiche (Hölle), das sind die sogenannten spontanen Geburten (opapātika), die ohne Eltern stattfinden. Oder man geht in die Gebärmutter eines Tieres oder eines Menschen ein, der Geistleib kann jede Form annehmen.


    Das ist ein esoterischer Teil der Lehre den ich bei diesem Thema nicht unerwähnt lassen wollte. Eigene Nachforschungen ergeben drei mögliche Ansichten: Gibt's nicht, kann sein, ist so. Die Ansicht wird beim Sterben eine Rolle spielen.

    Ich bin nicht Körper und Geist, das ist eine Erkenntnis die auf einfacher Analyse beruht. Die praktische Anwendung dieser Erkenntnis ermöglicht die Erfahrung - je mehr Übung, desto mehr Erfahrung. Es geht nur um die richtige Anwendung, also darum, den Zugang von der Erkenntnis zur Übung zu finden.

    Hm, was wir durch die Scheibe wahrnehmen bewegt und verändert sich, die Scheibe selber bewegt und verändert sich nicht, sie ist immer Hier und Jetzt da. Ist es so gemeint?

    Ach, es gibt keine "Scheibe", Pardon,-- Spiegel:

    ....

    Ich kannte diese Analogie nicht, die Maha erwähnt hat. Da ist es kein Spiegel, sondern eine durchsichtige Scheibe durch die wir alles wahrnehmen und die in der Meditation bewusst wird. Ajahn Chah bezeichnet das als "stilles, fließendes Wasser". Die Scheibe bewegt sich nicht, sie ist das Stille, was man durch die Scheibe sieht bewegt sich, das ist das Fließende.

    Mir ist zu diesem Thema ursprünglich eingefallen, dass sich das Bewusstsein in zwei Aspekten darstellen ließe, einen statischen und einen dynamischen. Der Statische ist die immer gleiche Eigenschaft des bloßen Bewusst-Seins, weil Bewusstsein und Bewusstseinsobjekte aber untrennbar miteinander verbunden sind, ist es zugleich dynamisch.

    In der Praxis sagt man ja auch, man sollte nichts festhalten und quasi mit allem mitfließen, andererseits spricht man vom unveränderlichen "Hier und Jetzt". Das geht über das Entweder-Oder des Verstandes hinaus.

    Dasjenige, was alles erkennt und von keinem erkannt wird, ist das Ich.

    Um korrekt zu sein:

    Schopenhauer verwendete den Begriff "Subjekt", nicht "Ich".

    Ja, das Subjekt das alles erkennt kann man auf keine Weise sein, es ist kein Selbst. Ich würde sagen es ist das Khandha Bewusstsein, das was erfährt und die übrigen Khandha sind das was es erfährt, die kann man auch nicht sein. Von daher macht es keinen Sinn, nach einem wahren Selbst zu suchen, es gibt nichts, das man selber wäre.

    Das reine Gewahrsein oder die sich selbst bewusste Wahrnehmung in der Meditation ist eine besondere Form des Selbstbewusstseins. Sie kann in Analogie zu einer transparenten Scheibe verstanden werden, durch die wir alles wahrnehmen. Und dann wird uns diese Scheibe bewusst und wir richten unsere Aufmerksamkeit auf diese Scheibe, durch die wir alles wahrnehmen.

    Hm, was wir durch die Scheibe wahrnehmen bewegt und verändert sich, die Scheibe selber bewegt und verändert sich nicht, sie ist immer Hier und Jetzt da. Ist es so gemeint?

    Ich habe den Eindruck, immer dasselbe zu sein, finde mich aber immer nur in einer Regung des Geistes oder des Körpers. Das was immer gleich bleibt ist das was diese Bewegungen wahrnimmt, das verändert sich nicht, es ist immer das gleiche Hinschauen.

    Wenn sich - scheinbar - etwas als "unveränderlich" darstellt, werde ich schnell skeptisch, denn - nach der Buddha-Lehre - unterliegt bekanntlich alles, außer Nibbana, der Vergänglichkeit/Anicca... :?


    Ein "Hinschauen" - ohne Bewerten - wäre Achtsamkeit, aber wer lenkt/steuert dann die Achtsamkeit (sie kann ja nicht, einfach so, quasi bedingungslos, vorhanden sein) ?

    Diese Achtsamkeit verstehe ich als ein Tor zu Nibbana, nicht als Nibbana selbst. Schließlich hängt die Wahrnehmung ab vom Wahrgenommenen, wenn nichts da wäre, würde sie auch nicht existieren. Sie ist aber im Grunde ohne Ergreifen, also ohne Begehren und Aversion, ist kein Ich und eignet sich nichts als "mein" an, ist nur reines Gewahrsein.



    Ist es überhaupt zu realisieren, dass ich (das Gefühl "jemand" zu sein) "mein" "Ich" vollständig untersuchen kann?

    Das Auge kann sich selbst ja auch nicht sehen (höchstens im Spiegel), aber es ist ihm möglich, die Augen anderer Wesen zu erblicken und zu "beäugen".

    Das Wahrnehmende kann sich selbst nicht wahrnehmen, aber es nimmt das Ich wahr. Das Gefühl oder die Vorstellung jemand zu sein, ist ja ein Objekt der Wahrnehmung. Wäre sie vollkommen ungetrübt von Begehren, Aversion und Verblendung, würde sie die Entstehung und das eigentliche Wesen des Ich wahrnehmen.


    Offenbar sind wir, gerade in Bezug auf das "Ich", stets ein Stück weit auf Andere (u.a. als Spiegel) angewiesen, um uns selbst (besser) zu verstehen...

    Ein Stück weit, Andere können einige Eigenheiten des Ich bewusst machen, aber für die Übung des reinen Gewahrseins braucht es Abgeschiedenheit.

    Wenn ein Arahat sieht, also die Dinge anders wahrnimmt als wir alle, ( in der "Leerheit" --nicht buchstäblich!) bedeutet das doch nicht, dass er nicht handelt. Er ist schließlich keine KI, keine Maschine.

    Soweit ich weiß, bleibt die Frage im Grunde ungelöst.

    Das weiß wohl nur ein Arahat aus eigener Erfahrung. Ich habe mir u.a. die Erklärung zurechtgelegt, dass der Arahat ein Ich hat, aber kein Ich ist. Also nicht "Ich bin", sondern "Ich ist".

    Wenn man die Aufmerksamkeit auf sich selber richtet, in sich hineinschaut, was findet man da, wie erfährt man sich selber? Ich habe den Eindruck, immer dasselbe zu sein, finde mich aber immer nur in einer Regung des Geistes oder des Körpers. Das was immer gleich bleibt ist das was diese Bewegungen wahrnimmt, das verändert sich nicht, es ist immer das gleiche Hinschauen. Aber das bin nicht ich, es ist keine Person.

    Der Wille kann mir nicht gehören, weil seine Regungen Objekte der Wahrnehmung sind. Das Wahrgenommene kann ich nicht sein. Allerdings leide ich noch unter an einem erheblichen Maß an Identifikation, also will ich mit dem Floß der Lehre das andere Ufer, Nibbana, erreichen. Dort wird der Wille nicht mehr gebraucht und fällt weg, vermutlich lässt sich dann auch diese Frage beantworten. Einstweilen ist diese Antwort die einzige Lösung, die ich gefunden habe.