Das Ich ist ein geistiges Gebilde. Das Bewusstsein erfährt körperliche und geistige Phänomene, allen voran das Ich: Ich sehe, höre, denke, fühle usw. Aufgrund von Unwissenheit und Begehren werden Körper und Geist als ein Ich wahrgenommen, obwohl es nur zusammengesetzte Elemente sind.
Das Ich ist ebenfalls ein Objekt - es scheint als könnte ich mich selber wahrnehmen, in Wirklichkeit ist die Person auch nur eine Erscheinung im Bewusstsein und das Bewusstsein selber ist ebenfalls kein Ich.
Das ist ja so in etwa die gängige buddhistische Lehre. Das ist das Ergebnis der Untersuchung des Ichs, wie es in der Tradition übermittelt ist. Aber was begegnet uns, wenn wir das Ich untersuchen tatsächlich, was nehmen wir wahr, was erfahren wir, wenn wir uns als ein Ich erfahren?
Wir erfahren den Körper als Ich. Genauer betrachtet sind da nur Knochen, Fleisch, Muskeln Sehnen, Organe, Flüssigkeiten, Haut und Haare. So gesehen schwindet der Eindruck, dass ich der Körper bin, es ist tatsächlich nur ein zusammengesetzter Organismus. Da scheint es als wäre ich etwas Geistiges, das den Körper betrachtet. Die Betrachtung des Geistes ergibt nun, dass er aus einem Zusammenwirken von Denken, Fühlen, Wollen und Bewusstsein besteht.
Ebenso wie ich kein Knochen, kein Fleisch usw. bin, bin ich auch kein Gedanke, kein Gefühl und kein Wille. Wir sind nicht das, was wir gewöhnlich als Ich erfahren, das wird klarer wenn man so genau betrachtet. Das mag ein Unbehagen auslösen, oder Angst den Halt zu verlieren und ins Bodenlose zu stürzen. Das Ich droht sich aufzulösen und der Wille wehrt sich dagegen. Deshalb bleibt die Erfahrung, was das Ich wirklich ist, vorerst verschlossen.
So fragen wir: Was erfahre ich, wenn ich mich als Ich erfahre? Und kreisen weiter um ein imaginäres Selbst. "Ich bin" das ist nicht wahr? Absurd. Die Analyse führt allerdings immer wieder zu dem Ergebnis, dass ich nicht das sein kann, was ich wahrnehme und auch nicht das, was wahrnimmt. So dass am Ende dabei herauskommt, dass ich nicht bin, sondern dass das Ich ist, ein Objekt, ein geistiges Gebilde. Es wird klar, dass diese Erfahrung erst am Ende des achtfachen Übungsweges eintreten wird. Bis dahin lässt sich immer wieder eine kleine Erleichterung erfahren, sobald die Ichbezogenheit etwas zurücktritt. Besonders wenn sich der Eindruck Körper und Geist zu sein ein wenig löst, entsteht eine Ahnung von Freiheit und höheren Glücks.