Beiträge von BigLebowski

    Hallo zusammen!

    Vorab: Ich war lange Jahre Verantwortlicher in der SGI-D, bevor ich mich aus dem aktiven Teil zurück gezogen habe. Ich kenne den Laden also von innen und stimme zu, daß da einiges nicht optimal läuft. Aber die Art und Weise wie die Diskussionen darüber geführt werden finde ich schräg und das Bild das aufgebaut wird bedauerlich.

    Zunächst die gute Nachricht: Die Mitglieder der SGI-D sind sich in ihrem naiven Enthusiasmus durchaus bewusst keine Chance auf die Erringung der Weltherrschaft zu haben. Sie versuchen es gar nicht. Vielmehr sind sie eine Laien-Bewegung und sie wollten nie was anderes sein. Damit unterliegen sie den gleichen Mechanismen wie jeder Kleingärtnerverein, in dem die deutsche Vereinsmeierei fröhlich Urstände feiert, weil wir das wohl hierzulande so dringen brauchen?

    Zum anderen sind alle deutschen Buddhisten in erster Linie Konvertiten. Und Konvertiten nerven, weil sie alles besser machen wollen, besser verstehen wollen und durchdringen wollen, als jene, die mit dem Buddhismus groß geworden sind. Da nehme ich mich nicht aus.

    Ich will auch nicht das Fehlverhalten einzelner schönreden, oder schlimme Vorfälle verharmlosen,

    doch wenn man einen Blick auf die typischen Killerargumente gegen die SGI-D wirft, muss man immer an Kleingärtner-Konvertiten denken.


    • Gern angeführt wird, man wisse gar nicht, wie viele Mitglieder die SGI-D habe. Sie verschleiere ihre Zahlen, oder rechne sie schön. Da fehle die Kontrolle. Lustigerweise wird dieses Argument gerne von Leuten gebracht, die im gleichen Atemzug der SGI-D einen veritablen Kontrollwahn unterstellen. Was denn nun? Fakt ist: Es werden nur die Mitglieder gezählt, die offiziell eintreten. Niemand geht rum und zählt die Gohonzons nach, macht ein Prüfsiegel drauf, ob sie richtig, oder überhaupt benutzt werden. Man nennt das Freiheit. Diverse monotheistische Organisationen in Deutschland bestimmen auf ähnliche Weise ihre Mitgliederzahlen – durch Taufe und Kirchensteuer. Ja, da gibt es Zahlen zum Austritt. Aber wie viele der Mitglieder denn nun wirklich zum Verein gehören, oder nur der Form halber weiß keiner. Da regt sich niemand auf.


    • Niemand wird gezwungen in der SGI-D zu bleiben. Ich habe viele Leute erlebt, die ausgetreten sind. Das eine Gruppe darüber unglücklich ist, oder einzelne Mitglieder ist mitunter normal. Die Versuche die Gründe für Austritte verstehen zu wollen, wird aber immer schnell als Gängelei einer Sekte empfunden. Warum? Wird der Austritt schulterzuckend hingenommen, heißt es: „Die hatten nie Interesse an mir!“ Können wir uns mal entscheiden? Auch wird immer wieder angeführt, man wäre nach dem Austritt isoliert worden. Ist es nicht ehrlicherweise so, das die austretende Person keine anderen Kontakte als die Gruppe hatte und sich nun selbst isoliert hat? Oder schlicht wegen nicht erfüllter Erwartungen trotzig reagiert?


    • Weil es eine Laien-Organisation ist, sind alle Verantwortlichen auch Laien. Ja, niemand wird ausgebildet, geschult oder darf dies nur, wenn er Abitur hat. Die Verantwortlichen sind normale Menschen, die dies neben Familie, Freunden, Hobby und Beruf tun. Einige wenige machen das sehr gut, viele andere eiern so durch und sind auf Unterstützung angewiesen. D.h. es gibt auch immer Personen, die doof sind, ungeschickt oder dogmatisch. Doch sie sind eben keine Profis. Und was würde das bringen? Im Beruf, der Schule oder im Bibelkreis trifft man immer wieder ausgebildete Leute, die es auch nicht können. Man hat also keine Garantien (die wir in D'land ja für alles brauchen). Was man erlebt ist also der normale Wahnsinn an guten/schlechten Teamleitern im Leben. Ich habe in all den Jahren niemanden getroffen, der Verantwortlicher wurde, weil er Leute knechten wollte! Im Gegenteil: Es ist extrem schwierig Verantwortliche zu bekommen!


    • Viele Mitglieder sollten sich mal selber an die Nase fassen und fragen, ob sie nicht nur ihre eigenen Ansprüche in eine Gruppe tragen. Es gibt nach meiner Erfahrung keinen Ikedaismus. Es gibt einen Haufen Leute, die eine Vaterfigur brauchen und jetzt im Buddhismus gerne hätten, was sie aus dem Monotheismus kannten. Diese Mitglieder übertreiben es gern und werden – so weit ich das sagen kann – milde belächelt. Es ist fast so, wie beim peinlichen Onkel auf dem Familienfest. Sie gehören halt dazu. Andere Mitglieder haben eine unerträgliche Konsumenten-Haltung. Sowohl an den Buddhismus (sie hätten gerne Buddhismus mit Vergebung der Sünden), als auch an die Verantwortlichen, die in ihren Augen wirklich alles falsch machen. Und darum unterstützen sie diese auch nie, geschweige denn, daß sie mal selber Verantwortung übernehmen würden. Das schafft eine Menge Situationen, auf die man bei einem Treffen gerne verzichtet, das kann ich Euch sagen!


    • Soweit es mich betrifft, kann ich auf Priester verzichten. Ich möchte keinen Kuttenträger, der selber im spirituellen Schlaraffenland lebt und mir sagt, was mir fehlt. Eine Religion ohne Priester ist eine glückliche Religion. Ja, das schafft Probleme bei Entscheidungen, aber mir ist keine Religion bekannt, die wegen ihrer Priester und ihrer Hierarchien besser wäre. Durch meine Kontakte weiß ich, daß viele Mitglieder eben auch keine Priester oder Meister haben wollen und den Austausch unter Gleichen schätzen und ihren Verstand selber benutzen wollen. Es wäre darum keine Rettung, wenn die SG wieder ordinierte Mitglieder hätte.
    • Immer wieder werden buddhistische Schulen, Verse, Texte und historische Fakten herangezogen, die zeigen sollen, das man den Nichiren-Buddhismus falsch oder nur in Teilen verstanden hat. Ich maße mir hier nicht an, ihn perfekt zu verstehen, aber ich weiß das alle Mitglieder die ich kenne – und ich – immer versucht haben so viel über den Buddhismus zu erfahren, wie es nur geht. Und zwar über alle Formen des Buddhismus. Es ist auch nicht verpönt dies zu tun! Tut man es nicht, könnte es ein Zeichen von Faulheit sein. Ob der Nichiren-Buddhismus nun der einzig selig machende ist, oder ob er untergeht, wenn Daisaku Ikeda nicht mehr lebt, ist mir egal. Für mich ist es der Buddhismus, der mir durchs Leben hilft. Und zwar durch mein tägliches Leben. Durch die Arbeit, die Familie und die Beziehung. Und mit dem ich mich selbst und die Welt um mich verstehen kann. Eben weil er alltagsbezogen und auch auf banale Dinge ausgerichtet ist. Das erreiche ich nicht, wenn ich auf einem Kissen hocke oder im Kreis gehe. Oder mir einrede, ich hätte kein Ich. Wem das nicht hilft, der muss vielleicht einfach für sich erkennen, daß er bei der SGI-D falsch ist. Und nicht der SGI-D die Schuld geben, weil er die Zuständigkeit für das eigene Leben abgeben will.


    Noch kurz zu mir: Ich habe vor einigen Jahren meine Verantwortlichkeiten niedergelegt und mich von allen Gruppenaktivitäten zurück gezogen. Das war meine Entscheidung und sie kam abrupt. Etliche Mitglieder waren geschockt und gute Bekanntschaften haben einen derben Knick erlebt. Jeder, der mal aus einem Verein ausgetreten ist, wird so was kennen. Ich weiß also, wovon ich spreche.

    Vielleicht kann das eine Anregung dafür sein, mal über die SGI-D mit etwas mehr Bodenhaftung zu sprechen, anstatt immer gleich die böse Sekte zu sehen.


    Sayonara

    Nur als Anmerkung: Ich finde es ganz ok zu hinterfragen wes Geistes Kind der Gesprächspartner ist, denn solche Sachen schwirren einem ja immer im Kopf herum und es ist besser sie einfach raus zu lassen. Falls man falsch liegt, macht das vieles im Dialog einfacher. Oller Psychotrick.


    Benkei:


    Es ist eine ganz andere Sache, den Dalai Lama, Thich Nhat Hanh, Ole Nydahl oder sonstwen als Lehrer zu verehren, wenn man persönlich Schüler von denen ist.
    Die Verehrung von Shakyamuni Buddha (oder Kannon, Amida, Jizu, Yakushi, etc.) als Verkörperungen der Letztlichen Wahrheit ist etwas völlig anderes.


    Ja, die Meister-Schüler-Befindlichkeits-Frage werden wir wohl nicht mehr klären. Persönlich halte ich den Dalai Lama, Ole, Tich & Co für genauso viel oder wenig Guru wie Ikeda. Auch für Leute, die nicht wie Richard Gere das Glück hatten, sich ihre „Schüler“ nennen zu dürfen. Aber hier liegt wohl mehr eine deutsche Befindlichkeit zu Grunde, keinem Führer nach zu laufen, als tatsächliche Umstände. Denn niemand fordert Ikeda als Guru anzusehen. Am wenigsten Ikeda selbst. Ist mir noch nicht untergekommen. Und jene, die sich für eine Meister-Schüler-Beziehung zu ihm entscheiden wählen immer noch ihre Frühstücksflocken selber aus. Will sagen, sind von ihm nicht mehr abhängig, als ein Maler, der solche Bilder malen will wie Dali und ihn zum Vorbild nimmt.
    Im Übrigen denke ich persönlich, die „Verehrung“ von Shakyamuni ist ok, im Sinne davon dem Stifter des Buddhismus zu respektieren. Seine Statuen anzubeten finde ich mehr gaga, als einem lebenden Vertreter des Buddhismus nachzueifern, egal welchem von o.g.


    Benkei:

    Ist es in der SG üblich, das Lotos-Sutra zu lesen? Hast Du es vollständig gelesen und mit anderen Sutren verglichen?


    Jaaaaa, ich habe das Lotos-Sutra gelesen. Diese Frage als getarnte Unterstellung gehört wohl in die Rubrik „Psycho-Gequatsche“. :doubt: Egal. Ich habs gelesen. Ich fands schwer. Ich brauchte mehrere Anläufe und es zählt in seiner Ausführlichkeit auch nicht gerade zu meiner Bettlektüre. Aber ich wollte es mir nicht nehmen lassen, falls mich mal jemand fragt, ob ich es gelesen habe... :shock:
    Nein. Ich habe es nicht mit anderen Sutren verglichen. Ich habe einen Job, Familie, Freunde, Hobbies und schreibe nachts Forum-Beiträge. Und?


    Benkei:

    Darüber hat Nichiren sich eigentlich schon selbst genug ausgelassen und es teilweise auch praktiziert; ein Aspekt, den ich an ihm kritisieren würde. Manch einer würde ihm vielleicht jetzt unterstellen, er wäre verletzt worden


    Der gute Nichiren ist sicher ordentlich verletzt worden. Jemand der so ausführlich seine verpaßte Hinrichtung bejammert und sein Exil auf einer Insel als großes Leiden schildert, konnte sich wohl niemals verletzt genug gefühlt haben. :oops:


    Ich denke, wir haben hier zwei grundverschiedene Perspektiven – Achtung: Du-Botschaft – den Blickwinkel auf eine SG aus der Zeit der Abspaltung/oder Rauswurf und der Suche nach Fachwissen und dem auf eine heutige, nach Jahren gewachsene Organisation, mit ihren Stärken und Schwächen.
    Ja, mein Verhältnis zu ordinierten Personen ist in jeder Hinsicht getrübt und durch eine christliche Prägung von starkem Mißtrauen durchzogen. Priester, jedweder Ausrichtung, sind nicht objektiv was die Darstellung ihrer Schule/Kirche angeht und schon gar nicht was deren Verhältnis zu anderen angeht. Da mag es Ausnahmen geben, aber gerade Fachpersonal wird ja in religiösen Kreisen auf Linientreue ausgebildet. Warum sollte es also von Vorteil sein, denen zu folgen? Mag sein, daß es die eine oder andere fundierte Antwort gibt, doch ist es ja in unserer Zeit kein Problem für einen Interessierten sich selbst die Fakten zu suchen und wenn ich so lese, was hier geschrieben wird, dann scheint ihr das ja auch ausgiebig getan zu haben. Dafür meinen aufrichtigen Respekt.


    catflap08:

    Das was Ikeda hinterlässt ist also eine Lehre? Das wusste ich noch gar nicht … dachte es ginge um den Nichiren-Buddhismus als Lehre … aber okay


    Hmmm, ich muß meine Worte besser abwägen, wenn „Lehre“ solch einen Impakt verursacht. Ikeda hinterläßt gewiß keine Lehre. Er hinterläßt eine Vielzahl von Aufzeichnungen zum Nichiren-Buddhismus, aus denen ich lesen kann oder nicht. An welcher Stelle wird eigentlich gefordert, man müsse Ikeda als Meister annehmen? Bin da wohl etwas lesefaul, denn so eine Passage habe ich noch nicht gefunden. Und ja: Ich bin wirklich lesefaul!


    catflap08:

    Was hat das ganze nun schon wieder mit schwul zu tun?


    Ich habe den Schwulenvergleich herangezogen, um einen Bezug zu einem aktuellen Ereignis herzustellen. Einige Deiner Vergleiche wirken für mich auch wie ein Kuon: Ich denke drüber nach und versteh' sie nicht wirklich. Vielleicht laß ich Erklärungsmodelle einfach weg?


    catflap08:

    Nun denn interreligöser Dialog wird auch von anderen buddhistischen Schulen, auch Nichiren-Schulen, betrieben … sogar sehr ausführlich und auf höchster Ebene. Warum diese nicht oft zu sehen sind wenn die SG am Tisch sitzt sollte sich allerdings die SG fragen.


    Heißt das, es reicht ein Laien-Vertreter der SG und ein Ordinierter erscheint nicht mehr zum Dialog mit den anderen Glaubensrichtungen? Sind nicht gerade Priester dazu da aufzuklären, präsent zu sein, sich ins Getümmel zu stürzen und zu berichten? Hab ich wohl falsch verstanden? Sind ja nicht nur ein paar SGI'ler da, auch Katholiken, Protestanten, Lutheraner, Aleviten, die DITIP, die Sikhs, usw. Also wenn es banale Gründe geben würde, wie knappe Zeitplanungen, Sprachbarrieren, ok. Aber unsere bloße Anwesenheit – jetzt kriege ich Angst vor uns selber.


    Es geht sicher nicht darum, die Vergangenheit unter den Teppich zu kehren. Doch ist die Frage, wie sehr man sich von diesem Ereignis in seiner zukünftigen Entwicklung blockieren lassen will, oder ob man auf der Stelle tritt, bis man...ja, was eigentlich mit der Priesterschaft geregelt hat? Was wäre gewonnen, wenn sich NS und SG wieder vereinen würden? Und wie? Und bestimmt das den Inhalt der Lehre? In Europa hat man sinnlose Kriege und Konflikte um die Frage geführt, wer am Altar am Wein nippen darf (das war wieder so ein Beispiel!), statt sich auf die Botschaft eines Mannes zu konzentrieren. Klar worauf ich hinaus will?
    Ob ich eine Mediationsform habe, oder fünf, ob ich dem Dalai Lama an den Lippen hänge, oder meinetwegen Ikeda, ob ich einen ordinierten Priester befrage, der sein Kloster nie verläßt oder einen studierten Laien der im Leben steht, sind doch alles nur Wege. Solange sie zu Glück, Frieden und Entwicklung führen und nicht mißbraucht werden, sind sie alle ok. Und für die SG kann ich aus eigener Erfahrung sagen, das ist so.


    Nun zu den Fragen:
    Vorab, ich habe keine buddhologische Ausbildung genossen, mein kleines Buddhimum nicht gemacht und keinen Sutra-Führerschein, was mir somit die Hosen runter läßt und mich als totalen Laien darstellt.


    „Worin begründet sich die Position Nichirens als Buddha?“
    Die Frage verstehe ich schon nicht. Gibt es eine Instanz, die einem zum Buddha ernennt? Oder fängt einem plötzlich an der Kopf zu leuchten? Nichiren bezeichnet sich selbst als Buddha. Und im übrigen jeden anderen Menschen auch. Somit ist er genauso Buddha wie Du und ich.


    „Wo spricht Nichiren von den Meister-Schüler-Beziehung wie sie jetzt in der SGI gelebt wird?“
    Nichiren wird gewiß vieles unterstellt, aber er konnte nicht die SG vorhersagen und die Meister-Schüler-Beziehung in der SGI. Späßle gemacht. Ich weiß, was Du meinst. Er hat sich schon in seinen Briefen so hingestellt, als wäre er derjenige, der weiß, wie es geht und das ihm deshalb die Leute nachlaufen. Ich weiß aber nicht mehr ob der Spruch auf seinem Mist gewachsen ist, daß der Schüler den Meister wählt und nicht anders herum. In der SG wird dies auch so gesagt, deshalb ist es ja kein Problem, wenn man Ikeda NICHT als Meister annimmt, sondern Toda, Nichiren, Shakyamuni oder den Typen, der einen zur Versammlung geschleppt hat, oder auch gar keinen.


    „Wie steht die SG zum Dai-Gohonzon … Fake oder nicht?“
    Dazu fällt mir nur das stille Gebet ein: „Ich verehre den Dai-Gohonzon...blah, blah, blah“ Das wird wohl bekannt sein?


    So, und abschließend noch meine Worte zur vielgepriesenen "buddhologischen Ausbildung": Die mag wichtig sein, aber entscheidend ist, ob man den Buddhismus lebt und nicht, ob man alle Sutren mit einander abgeglichen hat. Und um Buddhismus zu leben braucht man kein Priester zu sein, keinen abgeschlossenen Studiengang und nicht alles gelesen zu haben, wo Buddhismus darauf steht. Zur Erreichung der Buddhaschaft schon mal gar nicht.


    In diesem Sinne
    Der Dude


    PS: Ich werde bis nach Ostern auf keinen Beitrag mehr antworten können. Wenn ich mich nicht melde, nicht traurig sein.

    @Catflap
    Ich unterstelle mal weiter – ganz unbuddhistisch – Du bist sehr verletzt, sonst würdest Du nicht so vehement gegen alles trommeln, was mit der SG zu tun hat. Was Dich so verletzt hat, spielt hier keine Rolle, doch was Du sagst, scheint mir ganz stark davon eingefärbt zu sein, denn das Bild, welches Du von der SG allgemein und der SGI-D im besonderen zeichnest ist mir zu einseitig schlecht.


    Im Link der DBU, den Du angegeben hast, heißt es unter Fazit: „Heilsame Strukturen sind gekennzeichnet durch Offenheit – auch für Fragen und Kritik. Die Schüler/innen haben Raum, eigene und auch abweichende Meinungen zu äußern. Sie können das Gelehrte durch eigenes Studium prüfen. Es steht ihnen frei, die Gruppe oder die Lehrenden jederzeit zu verlassen.“


    So what? Genau so ist. Ich kenne keinen Passus innerhalb der SGI-Schriften die etwas Gegenteiliges aussagt. Offensichtlich hast Du etwas anderes erlebt und 20 Jahre lang praktiziert?
    Wenn's Spinner bei uns gibt – sorry. Uns fehlt halt das priesterliche Fachpersonal... Alles Laien.
    Ich kann auch bei der Selbstreflektion der ganzen Fragen nichts finden, was ich in irgendeiner Art und Weise negativ beantworten müßte. Du?


    Damit komme ich zum Bild der SG.
    Wir leben nicht mehr in der Zeit des Schismas. Die Trennung von der Priesterschaft ist vollzogen und Punkt. Du kommst immer wieder auf diese Zeit zurück und die Umstände, die sicherlich nicht ganz koscher (oups, falsche Religion) waren. Bestimmt haben beide Seiten Fehler gemacht und sich schäbig benommen. Aber die Zeit ist weiter gelaufen und es gibt „eine“ Priesterorganisation und eine Laienorganisation. Ich persönlich begrüße es sehr keine ordinierten Pfaffen vor der Nase zu haben, die mir Kraft ihres Gewandes sagen, was richtig und was falsch ist. Hier blitzt meine eigene Vergangenheit auf.
    Die SG und die SGI-D, die wir heute haben, ist aus diesem Konflikt herausgewachsen und hat sich entwickelt, statt unter zu gehen, wie man es von einer priesterlosen Organisation annehmen müßte. Gerade von einer buddhistischen, denn Buddhis liiiiiieben Rituale und verehren Männer mit kahlen Köpfen. Je kahler, desto besser. Ikeda hat leider noch bemerkenswert viele Haare – im Gegensatz zu mir!


    Die SGI-D, die ich kenne ist NICHT frei von Kontroversen und Konflikten. Persönlich mag ich die auch lieber, als Kuschelversammlungen, wo alle von schönen Erfahrungen erzählen. Letzte Woche sagte ein Buddhist (40 Jahre alt, 20 Jahre dabei und in einem absoluten Spezialistenumfeld aufgewachsen), für ihn seien weder Ikeda, noch Toda, nicht mal Nichiren der Meister. Wir hatten leider unsere Fackeln und Heugabeln im Auto gelassen und ließen ihn leben.
    NEIN! Es war überhaupt kein Problem und viele stimmten ihm zu. Sinnigerweise war es eine Frau, die Ikeda „Sensei“ nennt (so einen Quatsch kenne ich nur noch aus dem Aikido-Dojo, wo ein echter Personenkult betrieben wird!), daß es auch nicht darum geht, hinter Ikeda als Person herzulaufen, oder hinter Nichiren, sondern sich mit der Lehre auseinanderzusetzen und die Hinterlassenschaften dieser Personen zu studieren.


    Studieren – noch so ein Thema. Der deutsche Buddhist als solcher hat kein Problem damit, sich einen Buddhakopf in den Sommergarten zu stellen, aber hey, zwing ihn nicht, mal ein Buch zu lesen. Nein, daß sollen andere machen. Und die sollen das dann auf Versammlungen vortragen. Und was bleibt dann? Die Goshos.
    Wir hatten vor Monaten mal eine Gästeversammlung, in der ging es ganz schnöde um die Geschichte des Buddhismus und die Schulen, die es so gibt. Ja, man darf sich informieren. Ganz offiziell.
    Es wird niemand daran gehindert sich buddhistische Abhandlungen anderer Schulen durchzulesen, Yoga zu machen, eine evangelische Theatergruppe zu besuchen oder aktiver Freimaurer zu sein. Jeder muß selbst entscheiden, was er braucht. Aber muß dann auch mit den Kontroversen klar kommen, wenn sie auftreten.
    Was ich an Toleranz und Meinungsaustausch erlebe übersteigt die Kritikfähigkeit vieler anderer Vereine bei weitem, die nicht mal schwule Schützenprinzen zulassen. Dieses Leben und Leben lassen mag sogar manchmal hinderlich sein, weil sich oftmals niemand findet, der eine Aufgabe übernehmen möchte und „der Druck“ fehlt. Ist eben so.
    Soweit das Zustandsbild an der Basis.


    Zur Dachorganisation kann ich nur sagen, die versucht den Laden am Laufen zu halten. Die ist politisch korrekt, zwingt niemanden zur Teilnahme, zu Beiträgen oder zu Studienprüfungen. Man kann sich über den Informationsgehalt der Vereinszeitungen streiten, ok. Man kann bemängeln, daß die SG nur Schriften verlegt, die von und über die SG/Nichiren sind, aber warum? Wer mag, kann in die Buchhandlung rennen.
    Über einen aggressiven Umgang mit anderen Religionen weiß ich nichts. Nichts, was über schnippische Bemerkungen einzelner Mitglieder hinaus ginge und ich nehme mich da nicht aus. Niemand stellt sich jedoch hin und beleidigt andere Religionen oder buddhistische Schulen. Ja, man schweigt über die Nichiren-Shoshu, aber das hat mehr den Charakter von Höflichkeit, denn es gibt zu viele Gerüchte, Gegendarstellungen und nie ist einer von denen in der Nähe, um entsprechend zu antworten.
    Dagegen war ich selbst dabei, als einer der Häuptlinge (ich kann die Japaner so schwer auseinander halten – für mich heißen die alle Yoshi) auf die Frage, welche Religion oder welcher Buddhismus denn nun der Richtige sei, sagte: „Jede Lehre, die die Menschen befähigt glücklich zu werden, ist richtig“. Nicht gerade ein Satz, mit dem man Mitglieder gewinnt, die ja hören wollen, daß man HIER am Ziel der eigenen Suche ist.
    Im Kontakt zu anderen Glaubensrichtungen beteiligen sich in unserer Region allein die SGI'ler an einem öffentlichen interreligiösen Tisch und suchen immer wieder den Dialog! Wo sind die anderen Buddhis? Es gab mal einen Priester einer anderen Ausrichtung. Man sehe mir nach, daß ich nicht mehr weiß welcher, denn er war nur einmal da und das ist Jahre her.


    Es gibt auch die verbohrten und jene, die heimlich Priester wollen, die Ikeda verehren und leise „Sensei-Sensei“ röcheln, wenn mal wieder eines dieser furchtbaren japanischen Hauptstellen-Videos gezeigt wird. Ja und? Diese Leute haben auch ihre Daseinsberechtigung und dürfen tun, was sie wollen, wenn andere nicht geschädigt werden. Und sie werden es nicht. Schon gar nicht, wenn man selbst erwachsen ist und Verantwortung für sich selbst übernehmen kann. Was eine der Kernaussagen des Buddhismus ist.


    Und vor diesem Hintergrund sollte man die SG/SGI sehen. Dann darf man gerne kritisieren, was nicht läuft oder komisch anmutet. Aber durch die Blume zu sagen, die Leute, die sich meist täglich bemühen sich und ihr Leben zu verbessern, seien fehlgeleitet und würden einem japanischen Führer nachlaufen, ist schlicht falsch. Es sind alles Erwachsene, die bewußt und oft über Monate oder Jahre hinweg mit sich gerungen haben diesen Weg einzuschlagen. Die meisten waren mehr als kritisch und sind es noch.
    Wenn die SG ein moralisch derart zerrütteter Laden wäre, wie hier gerne kolportiert wird, oder ihre Lehre so an den Haaren herbei gezogen, dann hätte sich der größte Teil der Leute längst mit einem herzlichen Sayonara verabschiedet. Ha'm sie aber nicht. Stattdessen leben hier tausende Laien einen Buddhismus, den sie sich selbst erarbeiten müssen. In dem sie sich nicht auf Tempel oder ein Heer von Priestern stützen können und in denen es keine Gemeinschaft gäbe, wenn sie sie nicht selbst aktiv und unter erheblichen Aufwand gestalten würden.


    In diesem Sinne
    Der Dude

    Also, wenn ich hier so einige Beiträge lese, habe ich den Eindruck, ihnen liegt eine tiefe Verletzung zugrunde. Der SGI 20 Jahre angehört, ja sie sogar aktiv mitgestaltet zu haben, sie zu dem gemacht zu haben, was sie heute ist (!), ist vielleicht schwer auszuhalten? Da scheinen Erwartungen schwer enttäuscht worden zu sein?
    Nichtsdestotrotz klingt da auch immer wieder Faktenwissen heraus, aber auch eine Menge verqueres Zeug. Vieles von dem, was der SG hier vorgehalten wird ist relativ und beliebig auf viele andere Organisationen um zu münzen. Am Besten gefällt mir der, sorry, wirklich abgerdoschene Vorwurf des „Personenkultes Ikeda“.
    Da komm ich nicht mit. Was ist schlimm daran sich Ikeda zum Vorbild zu nehmen? Andere nehmen Ole Nydahl, Thich Nhat Hanh, den Dalai Lama, den Pabst oder beten sogar Buddha selbst an, was ja wohl völlig an der Lehre Shakyamunis vorbei geht.


    Aber was weiß ich? Ich bin nur einer der „schlecht ausgebildeten, nach Macht strebenden“ Verantwortlichen, die ihre Freizeit verpulvern, statt im stillen Kämmerlein über den Buddhismus zu lamentieren.
    Wenn es einen Vorwurf gegenüber der SG gibt, dann, daß sie eine Laienorganisation ist. Wir gebärden uns manchmal wie ein Schützenverein und versuchen den „deutschen Weg“ des Buddhismus zu finden. Das ist nicht immer leicht, das gebe ich zu. Und leider ist es uns wegen dieser Unzulänglichkeiten noch nicht gelungen den Staat zu unterlaufen und unsere sektenartigen Fühler in die Gesellschaft zu graben. Wir sind bloß knappe 5000 Leute, die versuchen in ihrem Alltag Glück für uns und unsere Umwelt zu erzeugen. Wenn uns das gelingt, dann wird’s aber richtig gefährlich, ich sags euch! Ironie Ende. Ich möchte ein paar Punkte ansprechen:


    Erstens: Ich schätze Ikeda. Man kann sich über seine Doktortitel und seine Gedichte aufregen, aber der Mann hat eine Vision und er hat seinen Arsch bewegt. Damit hat er buchstäblich Millionen Leuten einen Weg gezeigt ihr Leben zu verbessern. Ob und wie erfolgreich sie das getan haben, liegt nicht in seiner Verantwortung, sondern in deren. Ob man ihm dankbar sein muß? Ich weiß nicht. Ich bin ihm nicht dankbarer als meinem Mathelehrer, meinem Fahrlehrer, meinem Berufsausbilder. Auch nicht weniger. Gemein haben sie alle meinen Respekt, aber keiner von ihnen schreibt mir vor, wie ich mein Leben zu führen habe. Und dennoch haben sie alles es mit beeinflußt. Ikeda mag Präsident der SGI sein, aber er schmeißt den Laden nicht alleine. Heute erst recht nicht mehr. Er zieht sich mehr und mehr zurück. Was das bedeutet, steht auf einem anderen Blatt.


    Zweitens: Chanten ist für mich DIE buddhistische Praxis meinen „abschweifenden Geist zu kontrollieren“, also die beste Form der Meditation, denn ich erlebe mich körperlich (sitzend, atmend und im Klang – was psychosomatisch der Knaller ist) und geistig. Ich werde ruhig und klar. Und als Schmakerl: Wenn ich mit anderen chante und wir gemeinsam klingen, erlebe ich mich als eins mit ihnen. Das ist mir beim christlichen Beten oder Zazen nie passiert.


    Drittens: Für mich ist das Lotos-Sutra das höchste Sutra und die Essenz des Buddhismus. Die anderen Lehren betrachte ich als vorläufig (nicht falsch!) – zum Lotos-Sutra hinführend. Daß im Sprachgebrauch der SGler die anderen Lehren/Schulen manchmal nicht gut weg kommen, ist undiplomatisch. Aber ich wette, die anderen Schulen sprechen hinter verschlossenen Türen ähnlich über ihre „Konkurrenz“. Mir ist auch die gern gepflegte Arroganz gegenüber den monotheistischen Religionen nicht verborgen geblieben, die viele Deutsch-Buddhis aller Richtungen haben. Da hadert man noch mit der alten Kränkung, aus der Kindheit, als man sich die Religion noch nicht selber aussuchen konnte. Da fällt mir das Zitat eines weisen Mannes zu ein: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“


    Viertens: Von außen betrachtet scheinen die Nichiren-Leute nicht viel mit den 4 Wahrheiten und dem 8samen Weg zu tun zu haben. Doch diese sind im Gesetz von Ursache und Wirkung, dem Prinzip des Lebens enthalten. Wie gesagt, das Lotos-Sutra ist die klarste Form der Lehre Buddhas. Wer sich damit auseinandersetzt, wird diese Punkte finden. Kein Geheimnis.


    Fünftens: Das Ziel des Buddhismus ist nicht, sich im Nirvana aufzulösen und dem Kreislauf der Wiedergeburt „zu entkommen“. Man kann nur die Form ändern, aber wenn der Kreislauf, die Dynamik, endet, dann existiert nichts mehr. Bevor jetzt „Nichts“ zur philosophischen Frage wird: Ich meine, wir versuchen das Nirvana zu erreichen, wie ein gelobtes Land, das wir in einem Spiegel vor uns sehen. Doch Samsara und Nirvana sind ein und das selbe. Was wir in diesem Spiegel sehen, ist hinter und/um uns. Wir müssen uns nur umdrehen, sprich die Weisheit entwickeln, Samsara zu erleben, ohne unter jedem Mist zu leiden, der uns vor die Füße fällt. Und das meint Nirvana – lebe hier und jetzt und leide nicht mehr unter dem Leben, als du mußt. Ja, das Leiden gehört dazu, aber es ist nur ein Aspekt des Lebens zu dem wir uns bewußt entscheiden oder nicht. Und damit ist Buddhismus eine Religion für das Diesseits, den Alltag, die Spiritualität und auch das Materielle.


    Sechstens: Shakubuku! Woher kommt das Märchen, Buddhisten würden nicht missionieren? Was machen Dalai Lama, Tich, Ole & Co? Sie verbreiten ihre Lehre und verkaufen fleißig Bücher, als wären sie die einzigen in ihrem Laden, die Lesen und Schreiben könnten. Und das machen wir auch (bzw. Ikeda). Und weil wir Laien sind, machen wir das mal geschickt und charmant und mal wie Grobrhetoriker. Wer sich belästigt fühlt, weil er zu Versammlungen eingeladen wird, oder weil besorgte Mitglieder ihn ansprechen, weil er das Praktizieren aufhört, soll es ruhig sagen. Es ist kein Geheimnis, daß bei uns Leute ein- und austreten. Warum sollen wir das apathisch hinnehmen? Weil wir Buddhisten sind? Wir sind da nicht anders als jeder gute Fußballverein, der sich um seine Leute kümmert, bis die sagen, man solle ihnen nicht mehr auf den Nerv gehen.


    Siebtens: Wenn man Fragen an oder Horror-Ideen über die Nichiren-Buddhisten hat, dann einfach mal hingehen und ansprechen. Die meisten von uns sind normale Menschen. Der Rest entspricht dem durchschnittlichen Wahnsinn der Gesellschaft. In jedem Fall kann man sich ein Bild machen. Ihr seid herzlich eingeladen.


    In diesem Sinne
    Der Dude

    Lotus:

    Aber es liegt mir am Herzen, das loszuwerden. Diskussionen können sehr bereichernd sein, aber manche machen mir in ihrer Heftigkeit schon ein bisschen "Angst".


    Im Grunde ist das das übliche Niveau, wenn Ehemalige und Aktive aufeinanderprallen: Die einen sind enttäuscht, die anderen fühlen sich ungerecht behandelt. Ich kenne diese Debatten aus Zeiten im Fußballverein ebenso, wie aus dem politischen Ortsverein oder den Pfadfindern. Wenn man rausgeht, wars schrecklich. Ist man drin, ist es gut.
    Ich finde Kritik ist gut und ich will gar nicht behaupten, wir wären alle so erleuchtet, daß wir beim chanten über dem Kissen schweben. Aber es entsteht der Eindruck, man müsse in der SGI seinen freien Willen abgeben. Und ich fühle mich persönlich in die Ecke gestellt mit jenen Sektentypen, die dir das Geld aus der Tasche ziehen, dich kaputt machen und dann wegwerfen. Das ist in der SGI und im Nichiren-Buddhismus nach meiner Erfahrung nicht so.


    Du schreibst, du hast seit 1,5 Jahren Kontakt zu Nichiren-Buddhisten.
    Was denkst du? Von außen? Wie sind die/wir drauf?


    Und was mich interessieren würde: Löcherst du die mit Fragen? Wenn ja, kriegst du gute Antworten?
    Wenn nein: Warum fragst du nicht? Bzw. was an den Antworten gefällt dir nicht?


    In diesem Sinne


    Der Dude

    catflap08:

    Mein Anliegen ist, dass man den Eindruck erliegen könnte die SGI sei die alleinige Repräsentantin des Nichiren Buddhismus. Das ist sie nicht - Beispiele warum die das m. E. nicht ist habe ich angeführt - darum geht es.


    Na, die BDU ist m.E. auch nicht die die alleinige Repräsentatin des Buddhismus.
    Ich glaube, man sollte da mal die Kirche (oups, alte Gewohnheit) im Dorf lassen und einfach hinnehmen, daß jede Organisation, von der kath. Kirche bis zur kleinsten Sekte oder Website ihrem Selbstverständnis nach 100%ig richtig liegt und das auch rausposaunen darf. Was man davon hält darf aber jeder selbst entscheiden.


    Ich bin ja nun Mitglied in der SGI, in den Verantwortungen "aufgestiegen", habe aber in der Villa Sachsen noch keinen Finger krumm gemacht und erlaube mir mal eine Meinung als Insider:
    Man darf sehr wohl Kritik äußern und das wird reichlich getan! Die Zahl der rollenden Augen, wenn mal wieder ein Sensei-Gedicht vorgetragen wird, ist legendär. Auch habe ich sehr früh erlebt, daß viele Mitglieder den Saal verlassen haben, als ein Video mit einer Versammlung aus Japan gezeigt wurde. Und mit der Meister-Schüler-Beziehung tun sich die meisten doch sehr schwer. Ich auch.
    (Aber dazu sollte man einen neuen Strang aufmachen, sonst verzetteln wir uns.)
    Setzt mich deshalb jemand unter Druck? Nein.
    Werden andere unter Druck gesetzt? Nicht, soweit ich das sagen kann.


    Wenn man mich fragt, wie die SGI-D ist, dann würde ich sagen, es ist ein typischer deutscher Verein! Wir sind ein Haufen ambitionierter Laien. Die einen werden es übertreiben. Die anderen nehmen es nicht ernst. Jeder kocht sein Süppchen.
    Aber eben deshalb sind wir keine sektenartigen Unterdrücker. Dazu fehlt uns einfach der Machthunger und, seien wir ehrlich: Die Kernkompetenzen. Das können andere besser, aber die beanspruchen auch die Deutungshoheit, was eine Sekte ist.
    Ich hatte die Ehre an einer Reihe von SGI-Komitees teilnehmen zu dürfen und kam mir vor wie beim Kaninchenzüchterverband Brumsbach e.V.
    Das sind alles nette Menschen, die tun, was sie können.
    Sie opfern ihre Freizeit, sie hangeln sich an dem entlang, was sie als bewährt ansehen und soweit ich das sagen kann, wollen sie nur, daß sich alle wohlfühlen.
    Vielleicht leben wir aber auch einen rheinihschen Buddhismus hier und in Berlin oder Waldorf kreist der Hammer? Das kann ich nicht sagen. Ich kann nur sagen: Wer sich nicht wohlfühlt kann gehen, das ist immer noch ein Grundrecht.


    Zwanzig Jahre lang hinter der falschen Erleuchtung herzurennen ist bestimmt hart. Auch ich bin 20 Jahre wie ein Schaf dem Kreuz gefolgt. Zum Glück habe ich den Absprung geschafft, als ich sah, daß ich den Laden nun auch noch mit meinem eigenen Geld versorgen sollte und man mehr von mir nicht wollte. Auch in mir ist noch eine Menge Frust über die Zeit als Christ und ich kann verstehen, daß ehemalige Mitglieder, die sich wahrscheinlich einer "etablierten" Religion abwandten und den Buddhismus annahmen, besonders enttäuscht sind, wenn sich ihre Erwartungen nicht erfüllt haben.
    Mir stellt sich nur die Frage (nicht bös' sein): "Warum hast du in der Organisation nichts verändert?" Nach meinen Erfahrungen geht das sehr wohl, denn Verantwortliche werden immer händeringend gesucht.


    Der gern durchgekaute Priesterschaftskonflikt geht mir persönlich übrigens ganz gehörig auf den Sack, egal welche Seite ihn vorträgt. Ich kenne nicht alle Einzelheiten. Ich will sie auch nicht kennen. Ich bin erst nach der Spaltung Buddhist geworden.
    Ich kann nur sagen: "Keine Priester? SUPER! Niemand steht zwischen mir und der Buddhaschaft." Als ich noch Christ war ist mir dieses scheinheilige Volk schon übel aufgestoßen und ich finde gerade deren fehlen erfrischend und inspirierend.


    In diesem Sinne


    Der Dude

    catflap08:


    In der SGI wird man jedoch oft in der Nähre des Altares ein Bild Ikedas finden.


    Bei den SGI'lern, die ich kenne, und das sind nicht wenige, hat nur einer Bilder des Präsidenten in der Nähe seines Schreins stehen.
    Der coolste Butsodan, den ich je gesehen habe, hatte außen Aufkleber aller Art. Wir haben da mehrfach Bezirksversammlungen mit Gästen gemacht.
    Neben meinem Altar steht das Bild meiner verstorbenen Katze, in deren Haushalt ich 17 Jahre lang leben durfte und die ich in meine Gebete mit einbeziehe.


    Was ich damit sagen will: Es gibt keine Gesetze, die vorschreiben, was man in seinem persönlichen Schrein haben will und was nicht.


    In diesem Sinne
    der Dude

    Mir fällt zu den "verkappten" SGI'lern ein, das auf unserem Neujahrestreffen 2011 eine Frau eine Verantwortung (sprich Ansprechpartnerin) übernahm und dabei bekundete nicht mal den Gohonzon zu haben! Alle haben kurz gestutzt und sich dann sehr gefreut. Keine Aufregung, kein Dogmatismus, kein Protest. So viel zu den oft zitierten Fanatikern.


    Chanten ohne Gohonzon finde ich ok.
    Sich den Gohonzon aus dem Internet runterladen - na schön, wenns ne hochauflösende Farbkopie wird...
    Grundsätzlich finde ich es aber nicht verkehrt, sich mal ne Weile mit den Nichiren-Leuten zu unterhalten und einige Goshos zu lesen und dann vielleicht einfach das Ding zu "beantragen" (eine deutsche Sitte).
    Wenn man ihn hat, kann man ja zu hause bleiben. Wäre nicht das erste Mal, daß das passiert. Ein Überrollkommando, welches den Gohonzon zurückfordert wird schon nicht auftauchen.
    Und das Beste: Die Rolle ist Umsonst.


    In diesem Sinne
    der Dude

    @ Rulesgirl


    Ich muß zwar annehmen, das dieser Strang ausgelaufen ist, dennoch möchte ich auch hier noch mal darauf hinweisen, daß nicht alle SGI'ler blind hinter Ikeda herlaufen. Vielleicht sollte mal mehr Kritik offen geäußert werden.
    Ich war bei der großen Feier in Berlin 2008, fands eigentlich nicht schlecht, vor allem der Chor war grandios, aber wie sich am nächsten Tag auf der Heimfahrt im Zug zeigte, waren viele nicht so begeistert. Es gab ne Menge kritischer Stimmen, gerade zur Wortwahl der Beiträge.
    Kurz darauf sind die Übersetzer auch mal zur Tat geschritten und sind nun dabei Beiträge "einzudeutschen". Überhaupt mögen in unserem Bereich nur wenige den Kampfjargon, den aber schon Nichiren selbst geprägt hat.
    Zumindest in unseren Hauptstellen wurde und wird gar nicht unkritisch mit der SGI und ihrem Selbstverständnis umgegangen.
    In letzter Zeit ist auch vermehrt von der "Ausübung unter der Berücksichtigung der jeweiligen Kultur" die Rede. Vielleicht sollten wir in vielen Dingen mal gucken, ob wir vermeindlichen SGI-Vorgaben folgen, oder nicht typisch deutsch, japanischer sein wollen, als die Japaner?
    Als sich hier die ersten Buddhis trafen waren ihre japanischen Gäste ganz überrascht, das man sich nicht auf das reichhaltig vorhandene Mobiliar setzte, sondern auf den harten Fußboden. Aber die Deutschen wollten halt den "echten, knallharten Buddhismus".


    Nun denn, wenn du noch an kritischem Austausch interessiert bist - hier bin ich.

    @ Ramuss
    Hast du deine Zweifel mal bei den anderen in der Gruppe angesprochen?
    Ich wette, vielen geht/ging es wie dir. Schnapp sie dir und laß sie erst wieder los, wenn sie deine Fragen beantwortet haben!


    Ob dieser Buddhismus was für dich ist, hängt wohl davon ab, ob dir das Daimoku was bringt. Verbinde es mit einem konkreten Ziel und überprüf das Ergebnis.
    Wenns dir nicht hilft - laß es sein.


    Für mich ist übrigens ein Sektenkriterium, ob ich durch eine Organisation materiell ausgenutzt werde und mich nur noch ihr widmen darf, weil der Rest der Welt böse und verdorben ist. Das habe ich bei der SGI-D noch nicht festgestellt.
    Der Ikeda-Hype gehört wohl irgendwie dazu. Insofern wird die SGI auf eine harte Probe gestellt, wenn er mal nicht mehr ist. Sollte die SGI das nicht überstehen, dann haben wir uns alle geirrt - allen voran Ikeda selbst. Das wäre schade, aber immerhin habe ich die Goshos studiert, was allein sein Verdienst ist. Denn wenn dieser Typ nicht Bücher rausgehauen hätte, wie doll, wäre ich nicht darauf aufmerksam geworden und wäre heute kein Buddhist.