Ich nehme dorn's Aussage "dass Erwachen nicht dazu führt, einen Menschen perfekt zu machen, sondern sich so anzunehmen, wie man ist" hier mal als Anlass, um eine Frage zu stellen die im Buddhismus immer wieder auftaucht.
Man hört, liest oder begegnet immer wieder (von) langjährigen (nicht nur Zen) Praktzierenden, die ab einem gewissen Zeitpunkt hauptsächlich nur noch das machen wonach ihnen ist. Sie sehen das aber nicht als Verlassen des Weges an, sondern gerade als dessen Vervollkommnung. Sie begründen das aus Sicht der Praxis meist so, das sie ihren Bedürfnissen ja nun bewusst, achtsam, ganz, ungetrennt, ohne Anhaftung, ohne Gier, ohne Ich-Illusion, usw. nachgehen, so das man diese Handlungen nicht mit denen eines Nicht-Praktizierenden verwechseln dürfe.
Da stellt sich mir die Frage, wenn (Zen)-Praxis bei manchen Praktizierenden hauptsächlich nur zu Selbstverwirklichung führt, wo ist da der Unterschied zu einem Kind, das, mit ungeteilter Hingabe, auch nur das tut wonach ihm gerade ist?
Und was hat diese Art der Selbstverwirklichung mit der triebfreien Gemütserlösung zu tun, von der der Buddha ganz grundlegend sprach?
Zitat
»Selbst wenn, o Herr, einem derart vollkommen geisteserlösten Mönche gar eindringlich sichtbare Formen in den Gesichtskreis treten . . . hörbare Töne in das Hörgebiet treten . . . riechbare Düfte in das Riechgebiet treten . . . schmeckbare Säfte in das Schmeckgebiet treten . . . körperliche Eindrücke in das Körpergebiet treten . . . geistig erkennbare Dinge in den Denkkreis treten, so vermögen sie seinen Geist nicht mehr zu fesseln; sein Geist bleibt unberührt, standhaft, unerschütterlich, und in all dem sieht er die Vergänglichkeit.«
http://www.palikanon.com/angutt/a06_055-060.html
Zitat
Da betrachtet man zwar nicht Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein als das Selbst und hat auch nicht die Ansichten: 'Dies ist das Ich...' oder 'Würde ich nicht gewesen sein...', aber man hat Unsicherheit und Zweifel, ist nicht zur Gewißheit gelangt im guten Gesetz. Solche Unsicherheit aber, solcher Zweifel und solche mangelnde Gewißheit im guten Gesetz, eine (geistige) Gestaltung ist dies. Von solcher (geistigen) Gestaltung aber, was ist ihre Ursache, ihre Entstehung, ihre Herkunft, ihr Ursprung? - Das Begehren, das in einem unerfahrenen Weltmenschen aufsteigt, wenn er ein Gefühl empfindet, entstanden aus einem mit Nichtwissen verbundenen Sinnen-Eindruck: daraus entstanden ist solche (geistige) Gestaltung. So ist denn, Mönche, diese (geistige) Gestaltung vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden; und auch dieses Begehren ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden; und auch dieses Gefühl ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden; und auch dieser Sinnen-Eindruck ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden; und auch dieses Nichtwissen ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden. - So wissend, so verstehend, ihr Mönche, kommt es unmittelbar zur Versiegung der Triebe."
http://www.palikanon.com/samyutta/sam22_090.html