Beiträge von Geronimo


    Da musste ich mich schon nach der ersten Zeile zwingen weiterzulesen. Sieht es so für dich aus, wenn du unverfälschte Wahrnehmung in Worte zu fassen versuchst?

    Aiko:


    Es macht auch mit eigener Erfahrung keinen Sinn darüber zu reden. Weil es kein darüber gibt.


    Ein bisschen Sinn macht es schon, sonst hätte es der Buddha auch nicht erwähnt. Nur hat er aus gutem Grund auch nur das Nötigste dazu gesagt.


    Wer sagt dir denn: "Oh, da fehlt mir aber noch ein bisschen die Erfahrung"?

    Aiko:


    Ich hab' davon keine Ahnung. Weder wie der Atem beschaffen ist, noch was einen in den Jhanas kümmert - ich mache Zazen, weil alles andere mir viel zu kompliziert wäre. Wenn ich das mal vergleiche mit meiner Querflöte - dann ist Zazen nichts anderes als die Übung mit dem Ton und dieses ganze Jhana-Kram ist dann Übung mit irgendwelchen Musik-Stückchen.


    Ganz genau, deswegen macht es auch nicht sonderlich viel Sinn darüber zu reden, ohne eigene Erfahrung.

    Ellviral:

    Interessant wäre auch was das für Wirkungen auf die Entstehung oder Erkennen des Ego hat.


    Selbst das Glück der tiefsten Versenkungen sollte ja danach als vergänglich erkannt werden, denn nur so wäre die vollkommene Befreiung möglich.

    Losang Lamo:


    Naja, ich meinte ja auch nicht unbedingt "während dessen" sondern "überhaupt".
    Die ganze Lehre dreht sich doch irgendwie darum zu erfassen, was passiert, warum und wie man damit klarkommt und wie man da überhaupt hinkommt.
    Oder was meinst Du? Lieber gar nicht drüber reden, ist eh nutzlos jetzt? :D


    Man kann ja gerne darüber reden, aber ich persönlich mag direkt praxisorientierte Herangehensweise noch ein bisschen mehr. Wenn es wem hilft diesen speziellen Aspekt der Meditation erst mal rein gedanklich zu ergründen, okay. Aber ob das dann später, "auf der Matte", auch tatsächlich einen Unterschied macht, da bin ich mir nicht so sicher. :)

    Aiko:


    Und die wären?


    Wie gesagt, ich glaube im 4.Jhana kümmert es einen nicht mehr sonderlich wie überhaupt der Atem noch beschaffen ist. Von daher weiß ich nicht wie relevant die theoretischen Ausführungen hier dazu sind. Aber das muss ja jeder für sich selbst entscheiden.

    Aiko:
    Geronimo:

    Das ist ja alles sehr beeindruckend, was wo wie über den Atem im 4ten Jhana steht.


    Aber wie genau hilft uns das jetzt bei der Praxis?


    Dass du nicht vor Schreck umfällst, wenn du im 4. Jhana ohne Atem sitzt und dich hinterher wie die Kluge Else aus dem Grimm'schen Märchen fragst, hab' ich jetzt geatmet oder hab' ich nicht geatmet.


    Ich glaube da hat man währenddessen ganz andere "Sorgen" :lol:

    Losang Lamo:
    Geronimo:


    Aber wie genau hilft uns das jetzt bei der Praxis?


    Ich vermute, das hilft so wie ein Reiseführer in Taschenbuchformat. Falls man mal das 4. Jhana erreicht, braucht man sich nicht zu wundern oder Sorgen zu machen.


    Ja, das verstehe ich schon. Aber ich glaube in den Jhanas selbst ist eh Autopilot angesagt. Man tritt ein, erlebt und tritt wieder aus. Währenddessen ist da nicht viel Einfluss möglich.

    Verrückter:
    Geronimo:

    Ich verstehe nicht wieso man sich immer an anderen orientieren muss bei seinen eigenen Handlungen. Und wenn 99% der Menschen um mich herum unheilsam handeln, was hat das mit meinen eigenen Möglichkeiten zu tun heilsam zu handeln?


    Die Orientierung am Außen gibt auch Informationen über das Innere. Was ist wahrscheinlicher, dass es 99% um dich herum sind die unheilsam handeln, oder dass du es bist?


    Ich meine das allein in Bezug auf "Ideale". Ich lese hier immer wieder davon was "die anderen" machen oder wie "die Welt" aussieht, und das man so unmöglich den Gleichmut eines Buddha entwickeln könne, geschweige denn vollkommene Befreiung. Aber was hat das gewöhnliche Verhalten "der Welt" mit unseren Möglichkeiten zu tun?


    Wenn wir uns von vornherein sagen das wir etwas nicht erreichen können, dann können wir es auch nicht. Wenn wir es aber mindestens als Möglichkeit stehen lassen, dann ist es nur eine Frage der Zielstrebigkeit. Zumindest was den eigenen Geist angeht...

    Ich verstehe nicht wieso man sich immer an anderen orientieren muss bei seinen eigenen Handlungen. Und wenn 99% der Menschen um mich herum unheilsam handeln, was hat das mit meinen eigenen Möglichkeiten zu tun heilsam zu handeln?


    "Unerfüllbares Ideal" ist auch so eine Haltung die ich nicht nachvollziehen kann. Wenn ich handeln kann, kann ich auch Ideale erfüllen. Die Grenze ziehen wir nur für uns selbst...

    Verrückter:


    1.: Es ist aus evolutionsgeschichtlicher Sicht Teil der Natur des Menschen, Fleisch zu essen. Um Fleisch zu essen muss man Tiere töten und der Handel ist lediglich eine Form der Arbeitsteilung. Es geht bei meiner Kritik aber selbstverständlich nicht darum, den übertriebenen Fleischverzehr des modernen Menschen zu verteidigen, sondern zu hinterfragen, ob Fleischverzehr aus buddhistischer Sicht vollkommen ausgeschlossen ist.


    Ursache und Wirkung. Töte ich ein Lebewesen oder unterstütze ich das, schaffe ich Leid. Zuallererst für andere Wesen, aber nicht zuletzt auch für mich selbst. Das kann man karmisch betrachten oder auch nicht, aber umso mehr unheilsame/leidbringende Handlungen man im Leben so begeht, umso schwieriger wird es dem 8fachen Pfad zu folgen. Das ist ein Rückkopplungsprozess der bis in die subtilsten Ebenen der Wahrnehmung wirkt.


    Deshalb besteht der 8fache Pfad auch nicht nur aus der Meditation, sondern noch aus 7 weiteren Betätigungsfeldern, die überhaupt erst die Grundlage dafür schaffen das die Meditation wirken kann. Das ist nichts philosophisch-ethisches, sondern ein tatsächlicher Wirkmechanismus des Geistes.
    Alles, aber auch wirklich alles was wir je in unserem Leben getan haben, kommt an einem gewissen Zeitpunkt wieder in uns hoch, wenn wir dem Pfad aufrichtig folgen. Und umso widersprüchlicher wir uns dem Leben und uns selbst gegenüber verhalten haben, umso beschwerlicher wird die Praxis für uns sein.


    Fleisch mag für viele Menschen, heute und in der Vergangenheit, zur Ernährung dazugehören, aber das bedeutet nicht, das das keine Auswirkungen hat.


    Zitat

    2.: Verkauf der Tiere beinhaltet in der heutigen Zeit Arten von Handel, die vom Gründer bzw. bei der Niederschrift des edlen achtfachen Pfades möglicherweise überhaupt nicht berücksichtigt wurden, wie z.B. die Hundezucht zum Zwecke der Aufnahme in die Familie. Man beachte bei diesem Beispiel, dass es bei der Sittlichkeits-Gruppe im Grunde um die Förderung von heilsamen (kursala) Verhaltensweisen geht. Theoretisch sollte es also möglich sein, bestimmte Arten von Handel, die als schlecht angesehen werden, zu rechtfertigen...


    Vielleicht ist die Hundezucht aber auch für die Hunde kein unbedingtes Vergnügen? Vielleicht würden sie ja lieber bei ihren Eltern und Geschwistern bleiben? Da sollten wir uns nicht von ihren fröhlichen Gemütern täuschen lassen, nur weil sie die bemerkenswerte Fähigkeit haben sich an ein neues Leben relativ schnell anzupassen.


    Das ist ein sehr weites Übungsfeld. Aber mit zunehmender Praxis verfeinert sich auch die Wahrnehmung, und man bekommt ein immer besseres Gefühl dafür wie das Leben funktioniert, und wie sich Pfadglieder insgesamt darauf auswirken.

    Verrückter:
    Geronimo:

    Nun, wir sind hier um etwas über uns zu lernen.

    Achso... dann scanne ich am besten mal mein Tagebuch ein und stelle es hier rein.


    Nee, du über dich selbst.

    Verrückter:

    Ich glaube es steckt immer mehr dahinter. In diesem Fall wohl Arroganz. Einhergehend mit der erfolgreich angewandten Leidenschaft, sozusagen ein "Folgekonflikt".


    Worauf beruht die denn?

    Verrückter:

    Nur um mich zu profilieren, nicht böse gemeint.


    Das macht nichts. Aber ohne einen gewissen Grundrespekt wird es schwer mit dem "stillen von Leiden-schaft und Neu-Gier". Und dabei geht es garnicht mal so sehr um die Haltung gegenüber einer bestimmten Sache, sondern darum wie man dem Leben grundsätzlich begegnet.


    Das mag für dich zwar nur ein lapidarer Spruch gewesen sein, aber möglicherweise steckt doch mehr dahinter. Und wenn das so ist, dann hat das einige Relevanz für das "dukkha in dir und deiner Umgebung" :)

    MonikaMarie1:


    So geht es mir auch, Geronimo, wobei auch meine "Tages-Form" eine Rolle spielt. Hier viel zu schreiben hat auch damit zu tun, ob ich mich in Kontakt mit anderen fühle.
    Aber grundsätzlich entscheide ich auszusteigen, sobald ein Thread zu sehr in die Oberflächlichkeit abdriftet oder aber sich nur noch über Begriffe gestritten wird.
    _()_


    Ja, das ist klar. Tagesform macht viel aus. Mit der Zeit merkt man dann schon wann es besser ist auch mal nichts zu sagen, selbst wenn man gerne würde weil man es gut meint. Aber wenn man dann tatsächlich nicht in Form, oder in (spirituellem) Kontakt mit dem Menschen/Wesen in dem Moment ist, dann bringt es auch nicht so viel.


    Das kann man sogar auch ohne große Erfahrung gut bei sich selbst feststellen. Wenn man ein bisschen neben der Spur ist, unausgeschlafen, unkonzentriert, gereizt oder einfach auch nur unaufmerksam, dann kann es schnell passieren das einem der Gegenüber nur noch mit halbem Ohr zuhört. Wenn man das merkt, ist das ein gutes Zeichen das es vielleicht für den Moment besser ist zu erforschen warum Schweigen auch Gold genannt wird :D

    Jikjisa:


    Worauf schaust du bezüglich: es macht Sinn, es macht keinen Sinn, es macht vielleicht Sinn ?


    Ob das was ich sage in dem Moment für andere oder für mich einen Nutzen hat. Das heißt, bringt es irgendjemanden in dem Moment weiter, verändert es was? Oder kann es dazu beitragen einfach nur die Stimmung ein wenig aufzuhellen, bringt es andere zum lachen? Solche Dinge.


    Es bringt niemandem was über Gott und die Welt zu reden, nur um den Moment irgendwie zu füllen. Vielleicht fühlen die Menschen sich dadurch ein bisschen weniger einsam, aber mitmachen möchte ich deshalb nicht.


    Wenn man aufrichtig achtsam, und vor allem ehrlich zu sich selbst ist, entwickelt man mit der Zeit ein Gespür dafür welche Zeitpunkte und Worte geeignet sind, und ob das was man sagt auch überhaupt so ankommt wie es gemeint ist.


    Zitat

    Zur rechten Zeit will ich zu ihm sprechen, nicht zur Unzeit. Den Tatsachen gemäß will ich sprechen, nicht im Widerspruch zu den Tatsachen. Höflich will ich sprechen, nicht grob. Zweckmäßig will ich sprechen, nicht unzweckmäßig. In liebevoller Gesinnung will ich sprechen, nicht aus innerer Bosheit.'


    http://www.palikanon.com/angutt/a05_161-170.html


    Zitat

    Die Wahrheit spricht er, der Wahrheit ist er verbunden, zuverlässig, vertrauenswürdig, kein Betrüger der Menschen. Dem Hinterbringen hat er entsagt, vom Hinterbringen steht er ab. Was er hier gehört hat, erzählt er dort nicht wieder, um jene zu entzweien; und was er dort gehört hat, erzählt er hier nicht wieder, um diese zu entzweien. So einigt er Entzweite, festigt Verbundene. Eintracht liebt er, an Eintracht findet er Freude und Gefallen, Eintracht fördernde Worte spricht er. Roher Rede hat er entsagt, von roher Rede steht er ab. Milde Worte, die dem Ohre wohltun, liebreich sind, zum Herzen dringen, höflich, die vielen lieb und angenehm sind, solche Worte spricht er. Dem unnützen Geschwätz hat er entsagt, von unnützem Geschwätz steht er ab. Zur rechten Zeit spricht er, den Tatsachen und dem Zwecke gemäß, spricht über die Lehre und die Zucht. Seine Rede ist gehaltvoll, gelegentlich mit Gleichnissen geschmückt, gemessen, dem Gegenstande angepasst.


    http://www.palikanon.com/angutt/a04_196-200.html

    Jikjisa:


    jetzt übertreibst du aber


    "Überhaupt nicht" stimmt natürlich nicht. Aber es besteht schon ein Zusammenhang zwischen "wenig wissen" und "viel reden". Früher habe ich eigentlich hauptsächlich nur geredet wenn ich nichts zu sagen hatte. Heute schaue ich ob es Sinn macht überhaupt etwas zu sagen :)