Zum Thema:
Ich denke, die Aussage von Mingyur Rinpoche, dass die innere Reaktion des Opfers der Gradmesser für die Qualität der Intervention des Guru's ist, erlegt den Lehrern einen hohen Maßstab auf. Sei die Intervention nun gewalttätig (zornvoll) oder sexuell ("Pfad der Begierde") - Lob oder Untergang hängen für den Lehrer am seidenen Faden der Befindlichkeit der Schüler*in.
Im Gegensatz zu Missbrauch ist hier das Wohlergehen der Person absolut relevant, denn selbst wenn der Guru es gut gemeint hat, kann er nicht das Opfer für seine Gefühle kritisieren. Es ist seine Verantwortung, wie seine Aktion vom Gegenüber aufgefasst und verstanden wird.
Sobald die Gefühle der Opfer abgetan werden, ist das mMn Missbrauch! (Edit: Auch wer seine eigenen Gefühle abtut und wegschiebt, missbraucht sich ein Stück weit selbst, meine ich.)
Die Frau/der Mensch wird dadurch, dass ihre Gefühle nicht zählen, zum Objekt gemacht.
Ehrlich, es ist mir egal, wie groß der Name dessen ist, der solche Opfer objektiviert. Ich würde das immer zurückweisen.
Da liegt aber auch eine Schwierigkeit im System und in den verschiedenen Kulturen, meine ich:
Wenn Schüler*innen einsehen, dass der Guru zwar eine Meditations Gottheit sein mag, aber im weltlichen Bereich ein Mensch, der auch mal daneben liegen kann mit seiner Einschätzung, dann würden sie auch nicht mehr alles mitmachen. Das wäre sogar auch ein Schutz für den irregehenden Lehrer, wenn er ein Feedback bekommt : "Sorry, aber das hier ist nicht okay." Schön fände ich, wenn das sogar vor der Tat schon gesagt werden könnte. Da würde echt viel Leid schon im Vorfeld abgewendet werden.
Dazu aber bräuchte es nicht nur den Mut der Schüler*innen, sondern auch die Selbstreflexion des Lehrers.