Namaste!
Hallo xiaojinlong,
mein erstes Sesshin liegt auch schon über zehn Jahre zurück. An Rückenschmerze kann ich mich erinnern, und vor allem an eingeschlafene Füße. Und an die Feststellung, dass Momente ohne Affengeist wirklich selten und kostbar sind, vor allem zu Beginn des Sesshins.
Damals hat unser Meister noch kurze, meist drei- bis viertägige Sesshins angeboten, mit täglich 11 mal Zazen á 40 Minuten und einmal, zum Abschluss am Abend, á 25 MInuten. Die täglichen Zazen-Einheiten waren dabei in vier Blöcke zu je dreimal Zazen eingeteilt (dazwischen Kinhin und Pausen, nach der letzten Runde Sutra-Rezitation und Niederwerfungen), danach gab es meist Essen und kurzes Samu, danach eine längere Pause. Es gab auch die Möglichkeit, an weniger Tagen teilzunehmen, man konnte zwischen den Blöcken in den längeren Pausezeiten an- und abreisen, musste das aber im Vorfeld mit dem Meister absprechen - auch, damit der Essenseinkauf geplant werden und genügend Schlafplätze vorgehalten werden konnte.
Irgendwann hatte ich dann auch mal bei anderen Lehrern und in anderen Sanghas an Sesshins teilgenommen. Da wurden meist weniger und kürzere Zazen-Einheiten gesessen, dafür gab es mehr Samu und die Sesshins hatten meist mehr Tage.
Seit ein paar Jahren gehen die Sesshins bei uns nun meist auch länger, jetzt vier bis acht Tage. Aber die Anzahl der Übenden, die sich für die vollständige Sesshin-Dauer von Anfang bis Ende anmelden, ist eher gering; die meisten Sangha-Kollegen nehmen - wie ich meist auch - über ein (verlängertes) Wochenende teil. Die Zazen-Zeiten variieren mittlerweile auch. Vielen Sangha-Brüdern waren die 40minütigen Chû auf Dauer viel zu hart... So bietet unser Meister nun neben Sesshins nach "traditioneller Art" auch Sesshins für Jedermann an, mit 14 mal 25 Minuten pro Tag.
Persönlich mag ich die traditionelle Art lieber, denn da gab es nach jedem Zazen (und Kinhin) ausreichend Zeit für einen Toilettenbesuch und zum Dehnen. Die kürzere Dauer mit dem häufigeren Wechsel zwischen Zazen und Kinhin geht bei mir dann eher auf die Knie, weniger auf den Rücken... schmerztechnisch, und Knieschmerzen sind schon mieser, weil für mich ungewohnter.
Soviel zu meinen Erfahrungen...
Tipps? -
Sprich vor der Teilnahme mit Deinem Lehrer. Äußere einfach Deine Bedenken und Ängste. Ein guter Lehrer wird Dir da sicherlich Hilfestellungen geben und Ratschläge geben können. Vielleicht kann er auch ein Kurz-Sesshin zum Reinschnuppern anbieten oder ähnliches in der Art...
Schmerzmittel hatte ich meist nicht dabei, aber sie für den absoluten Notfall vorzuhalten ist vielleicht nicht verkehrt. Allerdings sollte man dann auch vielleicht darüber nachdenken, mit dem Lehrer über einen Abbruch des Sesshins zu sprechen, wenn es gar nicht mehr geht.
Was ich meist dabei hatte, war ein Bänkchen, wenn das Zafu-Sitzen zu schmerzhaft wurde, oder ich hatte mit meinem Lehrer abgesprochen, dass ich notfalls einen vorhandenen Stuhl benutzen könne. [Beide Optionen blieben aber aller meistens eben das: Optionen.]
Essen-technisch empfehle ich eigentlich eher nicht, zusätzlichen Kram oder Snacks mitzunehmen. Das weckt nur die eigenen Begierden und lenkt bei den Mahlzeiten ab. Zu essen, was serviert wird, alles was man sich auftut auch leer zu essen und auch mal Genügsamkeit zu üben, das gehört ebenso zur Praxis wie die Sutra-Rezitationen oder die Niederwerfungen.
Trink-technisch helfen (echter) Tee und starker Kaffee. Morgens auch mal mit Milch und Zucker, damit der Körper schnell in Schwung kommt und man nicht beim ersten oder zweiten Chû das "morgendliche Zazen-Zucken" bekommt.. sprich nicht wegdöst und zusammensackt vor Müdigkeit!
In den Pausen helfen Tai-Chi und (kranken-)gymnastische Übungen, auch mal einfach nur lang hinlegen hilft, ebenso wie kurzzeitiges richtiges Lümmeln auf einem Stuhl helfen kann.
Zu guter letzt:
Ich würde nicht zu früh in der "Zazen-Laufbahn" mit einer Sesshin-Teilnahme liebäugeln.
Man sollte schon regelmäßig mit der Sangha sitzen und eine eigene, möglichst tägliche Zazen-Praxis etabliert haben.
Auch die Teilnahme an einem Zazen-kai ist ganz sinnvoll, bevor man sich auf ein mehrtägiges Sesshin einlässt.
Dann steht aber nach ein paar Monaten dem Liebäugeln mit einem Sesshin nix mehr im Wege.
< gasshô >
Benkei