Beiträge von erbreich

    Sonntag 12. bis Samstag 18. Mai 2019

    Stille und Präsenz mit Herz

    Achtsamkeits- (Schweige-) Retreat im Haus der Besinnung, Dicken SG, Schweiz


    Die selbstverantwortliche Tagesgestaltung ist uns ein grosses Anliegen. Da wir in einer Gruppe von höchstens acht Personen praktizieren, ist es möglich, der Individualität diesen Freiraum zuzugestehen. Wir praktizieren den ganzen Tag Stille und Präsenz mit Herz in der Art und Weise, wie es für uns stimmig ist. Da ist Raum für formale Meditation, Körperübungen, Dharma-Studium, kreatives Schaffen (in Stille), Wanderungen, usw. Wichtig ist, dass jede/r bei sich selber bleibt und dass wir den Tag im Schweigen verbringen (ausser Gruppengesprächszeiten morgens und abends).


    Info und Anmeldung


    Herzliche Grüsse

    erbreich


    Das Buch zum Satipatthana-Retreat


    Inhalt


    1. TagEthik
    Trainingsprinzipien
    Die dreifache Zuflucht
    Tagesstruktur
    Ernährung


    2. TagAchtsamkeit hier und jetzt
    Suriya Namaskar – Sonnengruss
    Benennende Achtsamkeit hier und jetzt


    3. TagStille Achtsamkeit hier und jetzt
    Fünf Hindernisse


    4. TagKonzentration hier und jetzt
    Körperliche Wirklichkeitsverankerung
    Benennende Konzentration hier und jetzt
    Meditation der Achtsamkeit auf den Atem
    Meditation im Auf- und Abgehen


    5. TagStille Konzentration hier und jetzt


    6. TagEinsicht in die Vergänglichkeit
    Fünf Daseinsgruppen
    Entstehen und Vergehen
    Auflösung


    7. TagEinsicht in die Unbefriedigung
    Entstehen der Unbefriedigung


    8. TagEinsicht in die Selbstlosigkeit
    Fünf Anhaftungsgruppen
    Abhängige Bedingtheit
    Vergehen der Unbefriedigung
    Der überweltliche Weg
    Ansichten-Verstrickung bezüglich des Selbst
    Verstrickung in Zweifelsucht (Skeptizismus)
    Haften an äusseren Verhaltensweisen
    Stromeintritt: Betreten des überweltlichen Weges
    Die vier Stufen der Befreiung


    9. TagHerzenskultur
    Liebe
    Meditation der Liebe
    Mitleid
    Mitfreude
    Gleichmut


    Mit lieben Grüssen, erbreich

    Nächster Retreat:


    Samstag 29. April bis Sonntag 7. Mai 2017


    Themen:


    1. Tag Ethik
    Trainingsprinzipien
    Die dreifache Zuflucht


    2. Tag Achtsamkeit hier und jetzt
    Benennende Achtsamkeit hier und jetzt


    3. Tag Stille Achtsamkeit hier und jetzt
    Fünf Hindernisse


    4. Tag Konzentration hier und jetzt
    Körperliche Wirklichkeitsverankerung
    Benennende Konzentration hier und jetzt
    Meditation der Achtsamkeit auf den Atem
    Meditation im Auf- und Abgehen


    5. Tag Stille Konzentration hier und jetzt


    6. Tag Einsicht in die Vergänglichkeit
    Fünf Daseinsgruppen
    Entstehen und Vergehen
    Auflösung


    7. Tag Einsicht in die Unbefriedigung
    Entstehen der Unbefriedigung


    8. Tag Einsicht in die Selbstlosigkeit
    Fünf Anhaftungsgruppen
    Abhängige Bedingtheit
    Vergehen der Unbefriedigung
    Der überweltliche Weg


    9. Tag Herzenskultur
    Liebe
    Meditation der Liebe
    Mitleid
    Mitfreude
    Gleichmut


    Infos

    Bodhi:

    Das steht mir nicht zu einen Bhante direkt (Face to face) zu kritisieren.
    Dies werden hoffentlich beratend wissende Mitbrüder/Hoch-Ordinierte tun.
    Ich kann und darf mich aber mit Laien über so etwas austauschen.
    (Vierfache Versammlung)


    Meine Vorstellung von Edler Freundschaft ist offen, warmherzig, auf Augenhöhe, und so habe ich bisher die Edle Freundschaft auch mit meinen Lehrern erlebt. Dass sie Ordinierte waren und ich Laie stand einer aufrichtigen Begegnung mit offener rechter Rede nie im Wege.


    Nach meiner Anschauung gehört, was du hier vertrittst, zu dem, was Bhikkhu Dhammika dicke und unförmige Kruste nennt und ich finde es nicht hilfreich, wenn an solchem Verständnis und an solchen Praktiken mit fast grösserer Zähigkeit als in Asien (Zitat Dhammika) festgehalten wird.


    Ausserdem denke ich keineswegs, dass es ethisch korrekter und verantwortungsbewusster sei, statt den Bhikkhu direkt darauf anzusprechen (das kann man übrigens auch statt in frontaler Kritik durch Fragen tun, die Interesse am Verstehen der Handlung des Gegenübers bekunden), bei andern Nichtordinierten seine Motive schlechtzureden.


    Und da wir gerade bei der Bezeichnung "Ordinierte" und "Laien" sind: Ich finde die Unterscheidung und Benennung als "Ordinierte" und "Nichtordinierte" besser. Es ist eine Illusion, anzunehmen, alle Ordinierte wären "Fachkräfte" (ariya) und alle Nichtordinierte "Laien" (puthujjana). Manchmal ist es eben umgekehrt und es ist auch nicht so, dass es im Theravada nicht vorkommen kann, dass ein Ordinierter bei einem Nichtordinierten lernt (siehe zum Beispiel Godwin Samaratne im Nilambe Meditation Center in Sri Lanka: immer wieder haben sich Ordinierte von ihm, der ein Nichtordinierter war, instruieren lassen und auch unter seinem Nachfolger Upul Gamage lernen immer wieder auch Mönche und Nonnen). Das gehört auch ein wenig hierher.


    Es ergibt keinen Sinn, den Stand der Ordinierten zu glorifizieren und den der Nichtordinierten kleinzureden. Die eigentliche Unterscheidung macht der Fortschritt auf dem Edlen Pfad (ariya magga), nicht Ordination vs. Nichtordination.

    Ich habe Bhante Sukhacitto mitgeteilt, dass über sein Projekt diskutiert wird und ihn gefragt, ob er sich hier dazu äussern möchte. Er meinte, der Thread lese sich unterhaltsam und er beobachte die aufsteigenden sankharas... Schreiben sei nicht so sein Ding und er sehe keinen Bedarf, seinerseits zu kommentieren. Er fände es aber interessant, dass niemand ihn persönlich anschreibe. Also Bodhi, statt hintendurch reden, bringe doch deine Bedenken gleich am richtigen Ort an! :idea:

    Bodhi:

    Aber es ist kein Theravada (siehe Lehre von Gregory Kramer) und keine Voraussetzung für ein Theravada Kloster.


    Ich kann deine Kritik nicht nachvollziehen, Bodhi. Ohne dass du die Person kennst, denkst du offenbar, feststellen zu können, dass das, was diese Person lebt, nicht Theravada sei. Und dies nur aufgrund so äusserlicher Dinge wie die, dass auf der Website der Dalai Lama zu sehen ist und dass der Einsichtsdialog von Kramer in das Projekt einfliesst. Wie kommst du zu solchen Behauptungen?


    Ich zitiere aus der Referenten-Liste des Interkulturellen Buddhistischen Vereins Bern IBVB:
    Bhante Sukhacitto ist seit 26 Jahren buddhistischer Mönch der Theravada Tradition, lebte mit Ajahn Buddhadasa in Thailand und ist seit 1993 primär im Westen, viele Jahre auch in Klöstern der Ajahn Chah Tradition. Er lehrt oft den Einsichtsdialog, eine Form der Einsichtsmeditation (Vipassana), die Sprechen und Zuhören beinhaltet.


    Bisher habe ich nie irgendwo etwas davon verlauten hören, dass Bhante Sukhacitto vorgeworfen würde, den Vinaya nicht diszipliniert zu leben. Bodhi, vielleicht wäre es gut, wenn du deine Kritik am Massstab rechter Rede gut prüfen würdest...

    Morpho:

    Seit jeher hat Sangha den mittleren Weg (auf)gesucht, orthodox- orthos ‚geradlinig, richtig' , unter Berücksichtigung der lokalen sozialen, gesellschaftlichen und sogar politischen Eigenheiten. Nur so konnte der Sangha in unterschiedlichen Ländern Gegebenheiten etablieren unter denen der Buddha-Dharma praktikabel ist.


    Richtig. Auch im Theravada - unter den Bhikkhus - existieren reformatorische Kräfte, die sich um eine Öffnung allzu starrer Regelinterpretationen und eben um gangbare mittlere Wege bemühen. Für uns hier im Westen ist das wesentlich - und für Asien nicht weniger. In diesem Zusammenhang verweise ich auch gerne wieder einmal auf Bhikkhu Dhammika's "Der zerbrochene Buddha". Ich zitiere aus dem Vorwort:


    1996 reiste ich das erste Mal durch Europa, um mir einen Einblick darüber zu verschaffen, wie der Theravāda dort verstanden und praktiziert wird. Der Theravāda in Asien ist sehr konservativ und versteinert, dachte ich, aber wenigstens sind die Westler in der Lage, die Frucht von ihrer Schale zu trennen, das Geschenk von seiner Verpackung, den Buddha von der "dicken und unförmigen Kruste", die ihn umgibt. Zu meiner Verwunderung und Verzweiflung stellte ich fest, dass dem nicht so war. Die meisten Gruppen, Zentren und Klöster, die ich besucht habe, halten an diesen Praktiken mit einer fast größeren Zähigkeit als die in Asien fest. Letztlich musste ich zugeben, dass das der Theravāda ist, und sehr ungern, ja mit Traurigkeit, beschloss ich, dass ich nicht mehr länger ein Teil davon sein konnte. Ich begann jeden, den es interessierte, zu erzählen, dass ich mich nicht mehr als Theravāda-Mönch betrachtete und auch von anderen so nicht mehr gesehen werden wollte. Tatsächlich war ich wahrscheinlich niemals einer, wenigstens kein guter. Als ich das gegenüber einem Freund erwähnte, fragte er mich "Was für eine Sorte Mönch bist Du dann?" Ich war auf eine solche Frage nicht vorbereitet, nachdem ich aber einen Moment darüber nachgedacht hatte, beschloss ich darauf, dass ich mich nicht unbedingt irgend einer Schule angehörig fühlen muss. Seit dem Zeitpunkt folge ich Buddhas Lehren nach meinem besten Verständnis und nach meinen Fähigkeiten. Was nun folgt, sind Gedanken und Beobachtungen über die Theravāda-Tradition, die ich in den letzten 25 Jahren gemacht habe, einige Erfahrungen, die dazu geführt haben, einige Vorschläge in Hinblick auf die mögliche Zukunft des Dhamma im Westen.


    Ich finde Experimente wie das von Bhante Sukhacitto geplante mutig und wertvoll! Was übrigens das Foto vom Dalai Lama angeht, so ist ja auf dem Bild eben nicht nur der Dalai Lama zu sehen, sondern der Dalai Lama und Bhante Sukhacitto im Gespräch miteinander. Auch hier: Das Bild eine Öffnung über die Traditionen hinweg. Bhante Sukhacitto war auch aktiv im Haus der Religionen in Bern, wo sich Sakralräume von acht Religionen unter einem Dach befinden. Toll!


    @ Bodhi: Einsichtsdialog ist alles andere als Geschwätz!

    accinca:

    Also das stelle ich mir noch ein bißchen anders vor.


    Wir können natürlich das Reine Beobachten auch im Sinne höherer nanas interpretieren, was auf einer fortgeschrittenen Stufe sicher korrekt ist. Aber der Titel des Threads hier lautet ja: Reines Beobachten nach Nyanaponika, und Nyanaponika beschreibt es im Geistestraining so:


    Reines Beobachten ist das klare, unabgelenkte Beobachten dessen, was im Augenblick der jeweils gegenwärtigen Erfahrung (einer äußeren oder inneren) wirklich vor sich geht. (...) Es sind die «reinen Tatsachen», die hier zu Wort kommen sollen. Wenn sich nun aber an ein anfänglich reines Registrieren dieser Tatsachen aus alter Gewohnheit doch wieder gleich Bewertungen und andere Reaktionen anschließen, so sollen dann eben diese Reaktionen selber sofort wieder zum Gegenstand Reinen Beobachtens gemacht werden. Eine so gewonnene innere Freiheit dem Objekt gegenüber wird durch Einübung allmählich zu einer vertrauten Geisteshaltung, die leicht verfügbar ist, wenn sie benötigt wird. (...) Das Reine Beobachten wird hier empfohlen als eine methodische Übung in dafür bestimmten kürzeren oder längeren Perioden der Freizeit; sowie zur Anwendung in jenen, auch im geschäftigen Alltag möglichen Momenten, in denen man für eine Weile, und sei es nur für eine Minute, vom Getriebe zurücktritt, oder auch vor wichtigen Entscheidungen einige Minuten der Besinnung einfügt.


    mukti:

    Es bedeutet dass man sich "nur" oder "rein" auf das Beobachten verlegt, warum sollte man das denn nicht üben können oder dürfen. Natürlich ist es nicht rein in dem Sinn dass es vollkommen wäre.


    Ja, das ist wohl das, worauf accinca hinweisen will. Wie mit aller geistigen Entwicklung, so verhält es sich auch mit sati (und eben auch mit sati als Reinem Beobachten im Sinne Nyanaponikas): Es ist ein Entwicklungs-, ein Wachstumsprozess (Entfaltung: bhavana).


    Zitat

    Man vergisst ja leicht, das das Wort "Achtsamkeit" das eigentliche Wort (sati) nicht vollständig wiedergibt und weswegen es auch die verschiedensten Übersetzungen dafür gibt.


    Richtig. Ich finde es sehr hilfreich, jeweils die verschiedenen Übersetzungen und Interpretationen mit zu berücksichtigen (ein Aspekt, auf den Analayo in seinem Satipatthana-Buch übrigens in hilfreicher Weise eingeht). Mir persönlich passt diesbezüglich auch sehr die "Wahrheitsgegenwart" (Paul Debes, Fritz Schäfer). Dieses Verständnis illustriert auch, worauf ich eingangs hinweisen wollte:


    erbreich:

    Die Satipatthana-Übung gipfelt in der Erkenntnis und Verwirklichung der Vier Edlen Wahrheiten und beinhaltet daher auch den gesamten Buddha-Dhamma. Und zwar nicht als blosses Theoriewissen und auch nicht ausschliesslich (nicht einmal vornehmlich) auf dem Kissen, sondern ganz konkret im alltäglichen, praktischen Leben. Es bedeutet die Integration des Edlen Achtfachen Pfades in den Geist. Wie weit diese Integration fortgeschritten ist, zeigt sich dem Übenden in seinem ethischen Verhalten (sila), in seinem Herzensfrieden (Gemütsruhe; samadhi) und in seinem Wissen (Weisheit; panna).


    Das ist, nach meinem Verständnis, entwickelte sati, Wahrheitsgegenwart.


    mukti:

    Mir scheint du (Anm: zu accinca) denkst mit "reines Beobachten" ist der höchste Befreiungszustand gemeint, aber ich spreche nur von Übung.


    sati - als Reines Beobachten - ist sowohl wesentlicher Aspekt der Übung, als auch - als vollendete Wahrheitsgegenwart - Aspekt der Befreiung. Durch die Übung kommen wir immer näher an die Wahrheit heran, die Wahrheit (Dhamma) wird immer gegenwärtiger (unmittelbarer) erlebt.

    accinca:

    Es ist hier gar nicht klar, das nichts so direkt zum "reinen Beobachten" führt wie die Satipatthana-Praxis. Ohne Beobachten läuft da gar nichts.
    -


    Das ist korrekt. Das Reine Beobachten ist sozusagen die Meta-Ebene: Es beobachtet nicht bloss die passiven Sequenzen (wie z.B. die Körperhaltung), sondern genauso die aktiven, wie z.B. das Aufkommen von Absicht, Entschluss und Anstrengung zur Überwindung der Hindernisse. Oder die Sinnenzügelung, usw.


    Reines Beobachten steht nicht im Widerspruch zu einem aktiven Leben der Entfaltung des Achtfachen Pfades. Im Gegenteil: Es beobachtet eben diese Entfaltung und nimmt das Heilsame, Förderliche ebenso wahr wie das Unheilsame, Hinderliche. Es nimmt zur Kenntnis. Und die geistigen Funktionen richten sich entsprechend des Beobachteten immer wieder neu auf den Pfad aus. Auf dem Kissen, wie auch im Alltag.

    Jojo:

    Ich glaube, dass man die Triebe weder überwinden/unterdrücken noch veredeln kann.


    Immerhin wird es vom Buddha gelehrt...


    Zitat

    Ist auch nicht so wichtig.


    Findest du? Was sind denn Gier, Hass und Wahn? Sinnlichkeits- und Daseinstrieb, Nichtseins- oder Selbstvernichtungstrieb und Unwissenheitstrieb. Es geht sehr wohl darum, von diesen frei zu werden.


    Es ist sicher nicht so wichtig, wie wir das alles genau benennen. Aber dass wir den Achtfachen Pfad entfalten, der zur Aufhebung dieser Dinge führt, das ist wohl wesentlich. Da wird Reines Beobachten allein auf keinen Fall genügen. Und das hat auch der Ehrw. Nyanaponika ganz gewiss nicht so verstanden. Aber Reines Beobachten ist zweifellos ein sehr hilfreiches Werkzeug auf dem Weg, das streite ich keineswegs ab.

    mukti:

    . Mehr gibt es darüber eigentlich gar nicht zu sagen, es ist eine von vielen möglichen Übungen.


    Okay. Ich wollte darauf hinweisen, dass das Reine Beobachten allein weder die eigentliche Satipatthana-Praxis ausmacht, noch zur Trieberlöschung führt. Immerhin stärkt es die Triebe (asava) nicht, aber es mindert sie auch nicht. Dazu bedarf es dessen, was der Buddha z.B. in M2 (Zumwinkel) als Triebüberwindung und in M8 (KEN) als Selbstläuterung beschreibt.

    Jojo:
    erbreich:

    die Abschwächung und Überwindung der Triebe


    Das Wort "Überwindung" in diesem Zusammenhang lässt mich zunehmend schaudern. Meinst du wirklich "Überwindung", oder gebrauchst du das Wort eher zitathaft, als Chiffre, für "durchdringen, durchschauen"?


    Ich meinte die fortschreitende Befreiung vom Getriebensein. Buddha und Arahat sind "Triebversiegte", sie haben also die Triebe - das Getriebensein - überwunden. Das kommt natürlich nicht ohne Durchdringung, Durchschauung zustande. Wir könnten den Zustand des Unterwegsseins zu diesem Zustand hin vielleicht auch als "Triebveredlung" bezeichnen. Liesse dies dich weniger erschaudern?

    Hallo mukti


    Nach langer Zeit hab' ich wieder mal ein wenig im Forum rumgestöbert und bin dabei auf deinen Thread hier gestossen. Ich habe die fünf Seiten durchgesehen, einige Posts intensiv gelesen, andere eher überflogen. Spannend.


    mukti:

    Es sollte eben ein Thread über diese Praxis sein, aus der praktischen Erfahrung heraus.


    Ein Schüler von Nyanaponika - Mirko Fryba - hat mich 1979 in Satipatthana eingeführt und mit dem Ehrw. Nyanaponika stand ich Mitte der 80er Jahre kurz in brieflichem Kontakt (persönlich kennengelernt habe ich ihn leider nie: Als ich es endlich nach Sri Lanka schaffte, war er seid drei Jahren verstorben). Seither ist Satipatthana mein eigentliches Übungsgebiet (kammatthana) geblieben (auch in meiner zwischenzeitlichen christlichen Phase, über die du ja Bescheid weisst, funktionierte der Geist dieser Übung gemäss. Die Objekte des 4. Satipatthana waren aber damals zum Teil andere, nämlich eben christliche Matrizen).


    So wie letztlich alle Meditationsobjekte durch Entfaltung grenzenlos werden (siehe z.B. Metta-Bhavana), so ist dies auch der Sinn und Zweck der gesamten Satipatthana-Praxis. Nyanaponika schreibt dazu:


    Besteht die Übung im allgemeinen «Gegenwärtighalten der Achtsamkeit» (satipatthāna), so braucht sie niemals «abgelegt» zu werden, sondern soll allmählich auf alle körperlichen, sprachlichen und geistigen Tätigkeiten ausgedehnt werden. Das erstrebte Ziel ist hier, daß das ganze Leben zur meditativen Übung wird und die meditative Übung Leben gewinnt. Wie weit dies gelingt, wird von der verfügbaren Geistesgegenwart und Achtsamkeit abhängen, sowie von der wachsenden und gewohnheitsformenden Kraft ernster, regelmäßiger Übung.


    Das Meditations-Gebiet der Achtsamkeits-Übung hat keine starren Grenzen, es ist vielmehr ein Reich, das ständig wächst, das sich immer weitere Bezirke des Lebens angliedert. Im Hinblick auf diesen allumfassenden Geltungsbereich der Satipatthāna-Methode war es wohl, daß der Meister sagte: «Was ist nun, ihr Mönche, das (heimatliche) Gebiet (gocara) des Mönchs*, sein eigenes, angestammtes Bereich? Es ist eben dieses vierfache Gegenwärtighalten der Achtsamkeit.» Der Jünger dieser Geistesschulung soll sich daher ständig mit Sāntideva fragen: «Wie kann wohl unter diesen Umständen die Übung der Achtsamkeit betätigt werden?» (Bodhicaryāvatāra VII, 73)


    Die Satipatthana-Übung gipfelt in der Erkenntnis und Verwirklichung der Vier Edlen Wahrheiten und beinhaltet daher auch den gesamten Buddha-Dhamma. Und zwar nicht als blosses Theoriewissen und auch nicht ausschliesslich (nicht einmal vornehmlich) auf dem Kissen, sondern ganz konkret im alltäglichen, praktischen Leben. Es bedeutet die Integration des Edlen Achtfachen Pfades in den Geist. Wie weit diese Integration fortgeschritten ist, zeigt sich dem Übenden in seinem ethischen Verhalten (sila), in seinem Herzensfrieden (Gemütsruhe; samadhi) und in seinem Wissen (Weisheit; panna).


    Aus meiner persönlichen Erfahrung auf dem "direkten Weg" (Analayo) oder auf "dem Weg, der einzig zu Nibbana führt" (Bhikkhu Bodhi), kann ich sagen, dass die Abschwächung und Überwindung der Triebe als eine Lebensaufgabe angesehen werden muss. Wie weit ich damit in dieser Existenz kommen werde, wird sich zeigen. Der Buddha verspricht in der Lehrrede den ernsthaft Praktizierenden immerhin die Überwindung von Gier und Hass (Sinnlichkeitstrieb) und damit die Nichtwiederkehr... :)


    Solltest du an vertiefender Theorie für deine Praxis interessiert sein, kann ich dir ein Buch wärmstens empfehlen, welches mir, als es herauskam, wie die lange gesuchte Fortsetzung zu Nyanaponikas Geistestraining erschienen ist:


    Analayo: Der direkte Weg - Satipatthana


    Liebe Grüsse, erbreich