Beiträge von Doris

    Jetzt begibst Du Dich aber aufs Glatteis.

    So verstehe ich das, was in dem Link zu "Ins Herz des Lebens: Hilfreiche Unterweisungen für unseren Alltag von Jetsunma Tenzin Palmo" steht. Ist das falsch?

    Nein, hast schon Recht. Das ist die Meinung von Tenzin Palmo. Mich graut es nur bei ihrem Satz.

    Wobei sie ein paar Absätze weiter sagt, dass nach ihrer Ansicht auch Buddha ein schmerzhaftes Empfinden gehabt haben muss, als er seine Familie verliess, aber dass er es für ein höheres Glück tat und sich manche Feministinnen darüber "ereifern" (sic!).

    Jetzt begibst Du Dich aber aufs Glatteis.

    Da sind vlt. Rückenschmerzen, aber kein Buddha der sie haben könnte.

    Naja in diesem Sinn gab es auch keinen Buddha der gelehrt hat, eigentlich überhaupt keinen Buddha. Ansonsten würde ich sagen er hat sie gefühlt, aber nicht drunter gelitten.

    Ich denke mir das eher so: Er hatte die Schmerzen und er litt darunter. Aber er haderte nicht und machte es sich nicht noch schlimmer.


    Darum geht es auch in der Schmerztherapie. Man lernt dort (hoffentlich), dass man mit dem Schmerz leben kann, dass man effektiv versucht ihn auszuschalten durch die richtige Behandlung, und man erlernt Techniken, dem Schmerz nicht mehr Aufmerksamkeit zu widmen als nötig. Das kann dazu führen, dass der Schmerz zeitweise sogar rein mental ausgeschaltet werden kann bzw. so in den Hintergrund tritt, dass er nicht spürbar wird, zumindest zeitweise. Eigentlich kennt das jeder aus Erfahrung, nur vergessen wir das und können es nicht bewusst einsetzen.

    Und so stelle ich mir das beim Herrn Gautama vor. Er hat nicht so einen Bohei darum machen müssen, weil er es gelernt hat damit besser umzugehen.


    Der Bohei ist für mich der Teil des dukkha, dessen wir uns entledigen können. Wenn uns einer auf den Zeh haut, dann tut es weiterhin weh.

    Man macht es sich ja nicht absichtlich schwer, man empfindet das Leben halt auf eine bestimmte Weise. Eine Frohnatur wie bei diesem Opa ist entweder angeboren aufgrund von gutem kamma oder die Unwirklichkeit des Selbst ist schon zu einem gewissen Grad durchschaut denke ich.

    Das Herumdiskutieren, damit macht man sich das Leben schwer. Weil man meint, die Antwort läge in der korrekten Interpretation irgendwelcher Texte und übersieht das Naheliegende.

    Mein Opa war keine Frohnatur. Auch hatte er die "Unwirklichkeit des Selbst" nicht durchschaut. Er wusste einfach nur, dass das Leben verdammt hart sein kann, aber dass das einen nicht daran hindern muss die Schönheit zu genießen und zu lieben, und dass man nicht viel braucht um zu leben. Dazu benötigt man kein buddhistisches Chichi.

    Ist egal, was da geschrieben steht.

    Überprüfbar für Dummies ist: Es gibt ungeheuer viele Situationen, die den Menschen unangenehm sind.

    Davon sind einige unvermeidbar: Geburt, Tod.

    Einige sind bedingt vermeidbar: Krankheit und Altern (jung und gesund über den Jordan gehen).

    Ganz vieles ist hausgemacht: Jammern über die Lage, Streit, Missgunst, Hass, Zorn usw.

    Mit den bedingt vermeidbaren und den unvermeidlichen kann man lernen umzugehen und dem nicht noch was aufzubürden.

    Dazu muss man kein Buddhist sein und auch nicht erleuchtet.

    Mein Opa beispielsweise hatte ein echt schweres Leben. Sein Sterben war ein langer, qualvoller Tod. Trotzdem hat er nie gejammert, war immer guter Laune, hat sich über alles freuen können und hatte immer ein offenes Ohr für die Menschen. Er starb an Ostern, hat sich morgens noch über die neugeborenen Küken gefreut, wollte dann ins Krankenhaus, schickte alle aus seinem Sterbezimmer hinaus, weil er in Ruhe gehen wollte und starb friedlich und gelassen noch am selben Vormittag.

    So einen Opa oder Oma hat jeder.

    Macht es nicht schwieriger und komplizierter als es ist. Denn genau das ist dukkha.

    Das scheint mir doch recht übersichtlich, reicht jedenfalls lange nicht für das Hervorbringen oder Umformen eines reflektorischen Bewusstseins.

    Das muss es auch gar nicht.

    Es genügt Wohl und Wehe zu empfinden.


    Man hat übrigens gerade herusgefunden, dass auch Fische sich im Spiegel erkennen können.

    Bisher galt das ja immer als eine Fähigkeit, die nur wenige Tiere haben.

    Papageien haben ein recht kleines Hirn. Dennoch sind sie zu großen Denkleistungen fähig.

    Usw.


    Aber es ist egal, wie komplex ein Lebewesen ist. Es lebt.

    Ich finde es gut, sich so eine Frage zu stellen.

    Mir ist es unmöglich zu behaupten, eine Fliege sei nicht fähig komplex zu empfinden. Wir müssten eine Fliege sein, um nachvollziehen zu können, wie sich eine Fliege fühlt. Mir fällt auch kein schlüssiges Argument ein, mit der ich mein Leben vor dem ihren stellen könnte. Jedes Argument dafür kann nur aus meinem eigenen Wertesystem heraus gebildet werden und entbehrt daher jeglicher Allgemeingültigkeit. Schon die Fliege würde aus ihrem System heraus wohl zu einem diametral entgegengesetztem Ergebnis kommen. Und wer bin ich, dass ich ihr System missachten dürfte?


    Trotzdem würde ich mich für die Behandlung mit den Maden entscheiden.

    Dafür gibt es nur einen Grund: mein Wunsch ein wenig länger zu leben.

    Den habe ich nun mal, ist in meinen Genen drin und ich kann das akzeptieren, obwohl es sich nicht immer gut anfühlt.

    Daher muss ich für mich herausfinden, wo die Grenze für mich liegt, ab wann ich mich nicht mehr im Spiegel ansehen kann. Das kann dann recht bizzarr auf andere wirken oder komisch. Das kann widersprüchlich sein, ignorant, mitfühlend, dumm oder egozentrisch. Ich möchte mir da nichts vormachen.

    Viel ist ja unstrittig: Alle sind sich einig, dass es ein "Selbst "als Atman im brahmanischen Sinne nicht gibt. Und ebenso klar ist, dass es ein "Selbst" im Sinne einer herrschenden instanz von Körper und Geistes nicht gibt.

    Nein, ich gehöre da nicht zu "alle".

    Ich gehe davon aus, dass ich ein Selbst im brahmanischen Sinn nicht finden kann.

    Es könnte das durchaus geben, aber ist eben für mich nicht auffindbar. Ich lasse das offen, weil ich es mit nichts beweisen kann. Ich kann nur das untersuchen, was sich untersuchen lässt.

    Weil es nicht auffindbar ist, spielt für die Praxis ein eventuell vorhandenes, aber nicht auffindbares Selbst im brahmanischen Sinn, keine Rolle. Ich arbeite mit dem, was mir zur Verfügung steht. Das genügt völlig. Um mehr muss ich mir keine Gedanken machen, sondern kann es respektvoll stehen lassen.

    Daher ist auch ein jeglicher Streit ob oder ob nicht, ein Verharren auf Kein-Selbst obsolet. Es führt nur zu einer Verdinglichung von anatta, so wie es Sunu oben beschrieben hat. Es führt zu Ansichten, und die sind der Grund allen Übels. Immer wenn dieser Streit ausbricht, entgleitet auch citta, ja sogar bodhicitta.


    Wer ein Seelchen annimmt, der soll das. Er muss deshalb nicht weniger weise sein als ein hundertprozentiger Buddhi. Weil meiner Meinung nach, Weisheit sich in Tun, Sein und der Gestaltung von Beziehungen offenbart.

    Eine rituelle Zufluchtnahme ist ja eine schöne Sache und es ist sicherlich auch eine gute Handlung sich dabei zu entschließen ein Gelübde abzulegen dass man die fünf Silas einhält. Mich wundert nur eine Sache die ich in einem Video gehört habe. Ohne so ein Gelübde entsteht zB das Karma des Nicht-Tötens nur in dem Moment in dem man auch tatsächlich nicht tötet wenn man die Gelegenheit dazu hat. Wenn man hingegen das Gelübde abgelegt hat nicht zu töten hat man den karmischen Verdienst des Nicht-Tötens in jedem Moment.


    Ich persönlich finde das ziemlich seltsam, Karma hat ja mit Absicht zu tun. Wenn jedoch nie eine Absicht und eine Tat da ist entsteht nach dem Modell aber trotzdem unaufhörlich positiver Verdienst. Was sagt ihr denn dazu?

    Ein Gelübde nimmt man in der Regel nicht einfach aus Jux und Dollerei. Dahinter stcken ein Vorsatz und ein Wille dieses Gelübde einzuhalten.

    Damit entsteht ein Band, eine Verbindung. Es wird die Entscheidung getroffen, eine generelle Ausrichtung zu nehmen.

    So was wirkt meiner Meinung nach vor allem im Hintergrund, im Unbewussten. Die Wirkung ist eine kontinuierliche, eine beständige Stimme im Inneren. Ich vergleiche das mit den Sätzen, die wir als Kind manchmal hören, und die, ohne dass es uns bewusst wird, ständig unser Denken und Verhalten beeinflussen: z.B. "Du bist ungeschickt.". "Eigentlich wollte ich dich nicht.". "Du kannst das.". "Wir haben dich immer lieb."


    Das wird also für Kontinuität gesorgt, für eine stetige Veränderung.


    Das bedeutet nicht, dass man dann niemals gegen das Gelübde verstösst. Das Fleisch ist schwach, die Gewohnheiten sind mächtig. Dennoch verändert sich was. Umso mehr und wirksamer, wenn man sich immer wieder an die Gelübde erinnert, sie erneuert (das geht allein schon durch das daran denken).

    Gerade wenn wir nicht verstehen, warum wir dies oder jenes jetzt nicht tun sollten, weil es uns gerade so zwickt, ist das Gelübde als Handlauf so wichtig. Man muss sie also nicht unbedingt verstehen, weil das manchmal auch nicht möglich ist, wir nicht so weit sind, wir emotional so aufgeregt und gefangen …. Dann hält man sich aber dennoch daran. Daher sind Gelübde wie das Taschentuch mit dem Knoten, das wir in der Jackentasche tragen, um uns an etwas zu erinnern.


    Für mich ist Karma eine Gewohnheitsenergie. Daher genügt schon die feste Absicht, dieser Energie einen anderen Impetus zu geben, um die Richtung zu ändern. Ein Gelübde ist so eine Absichtserklärung. Die Richtungsänderung kann lange dauern.

    Die meisten Menschen haben ein Gewissen, das sie jedes mal plagt, wenn sie gegen etwas verstossen, dass sie als richtig erachten. Ein Gelübde scheint mir auch das Gewissen zu unterstützen. Und da der Mensch offensichtlich am besten lernt, wenn es weh tut, ist alles, was dieses Gewissen unterstützt ein guter Helfer in der Ausrichtung.

    So, und jetzt stiften wir mal ein bisschen Verwirrung.

    Ich zitiere hier mal den Eintrag von Wikipedia zu "Buddhanatur"


    Zitat

    Buddha-Natur (skt. buddha-dhātu, tathāgata-dhātu; chinesisch 佛性, Pinyin fóxìng, W.-G. fo-hsing; hg. 불성, bulseong; jap. 仏性 busshō; viet. phật tính; tib.: bde gshegs snying po) ist in weiten Teilen des Mahayana-Buddhismus, insbesondere im chinesischen Chan und im japanischen Zen, sowie im tibetischen Vajrayana die universelle, immanente Fähigkeit und Potenz von Lebewesen, zu Buddhas zu werden. Die Buddha-Natur wird ferner in den Tathagatagarbha-Sutras als die innewohnende, unbegreifliche, ungeschaffene, wonnevolle und unsterbliche Buddha-Essenz (svabhava) aller Lebewesen dargestellt.

    Die Ursprünge der Buddha-Natur im Mahayana liegen in den Darlegungen des Lotos-Sutra, des Nirvana-Sutra, der Tathagatagarbha-Sutras, im Vajrayana auch in den Lehren nichtdualer Praxissysteme wie Lamdre, Dzogchen und Mahamudra. Dort wird die Buddha-Natur auch als die Natur des Geistes oder als klares Licht ursprünglichen Gewahrseins bezeichnet. Im Nirvana-Sutra wird die Buddha-Natur (Buddha-dhatu) vom Buddha selbst als „das wahre Selbst“ Buddhas erklärt und als „beständig, fest und ewig“ (nitya, dhruva, sasvata) beschrieben. Sie wird auch mit dem Dharmakaya gleichgesetzt.

    Im Nirvana-Sutra heißt es: „Die Essenz des Selbst ist der subtile Tathagatagarbha“ (Kapitel: Tathagatagarbha).

    Dieser Tathagatagarbha – ein anderes Wort für die Buddha-Natur – ist nach dem Nirvana-Sutra das wahre Selbst, das Selbst Buddhas, das keinen Tod kennt. Laut dem Nirvana-Sutra:

    „Alle Dinge (dharma) sind nicht ohne das Selbst. Das Selbst ist wirklich (tattva), das Selbst ist fest (dhruva), das Selbst ist Tugend (guna), das Selbst ist ewig (nitya), und das Selbst ist Friede“ (Kapitel: Gram).

    Im Mahayana Angulimaliya-Sutra wird auch behauptet, dass der Tathagatagarbha (Buddha-Natur) ohne Ausnahme in jedem Wesen zu finden sei:

    „Alle Dinge (dharma) haben den Tathagatagarbha als deren Essenz (svabhava) … Auch wenn alle Buddhas selber emsig danach suchten, wuerden sie keinen Tathagatagarbha finden, der nicht ewig (sasvata) ist, denn der ewige Dhatu, die Buddha-Natur, der Dhatu, der mit endlosen Haupteigenschaften und den kleineren Eigenschaften (eines Buddha) ausgestattet ist, ist in allen Wesen vorhanden. Auch wenn alle Buddhas selber emsig danach suchen würden, würden sie keinen Tathagatagarbha finden, der nicht fest (dhruva) ist, denn der feste Dhatu, die Buddha-Natur, der Dhatu, der mit endlosen Haupteigenschaften und den kleineren Eigenschaften (eines Buddha) ausgestattet ist, ist in allen Wesen vorhanden.“

    Die Buddha-Natur wird als unzerstörbar und ungeboren beschrieben, denn sie ist weder von äußeren Einflüssen, noch von psychischen Veränderungen beeinflussbar. Es handelt sich um einen Begriff der Transzendenz. Die Lehren zur Buddha-Natur stellen die gewöhnliche Wahrnehmung eines nichterleuchteten Wesens als relative Wirklichkeit der Wahrnehmung eines erleuchteten Wesens gegenüber. Diese nichtduale erleuchtete Wahrnehmung wird als absolute Wirklichkeit bezeichnet. Aus der Perspektive absoluter Wirklichkeit sind relative und absolute Wirklichkeit untrennbar.

    Die Lehren von der Leere Shunyata und vom Nicht-Selbst Anatta beziehen sich demgegenüber auf bedingt Entstandenes.

    Das ist so ein Gefühlsding, das mit dem Fugen-S zu tun hat.

    Alles ein bisschen Kuddelmuddel.


    Ja, das mit dem Wahn finde ich auch hart. Aber viele halten den Geschlechtstrieb, der ja so mächtig und schwer zu beherrschen ist für einen Wahn und das Appetenzverhalten für wahnhaft. Ganz so unrecht haben sie nicht. :grinsen:

    Aber es ist halt Teil des Menschen und Bedingung für die Existenz. Die großen Religionen neigen dazu, diesen Teil der Existenz zumindest kanalisieren zu wollen, und dann wird es schnell hässlich.


    Mir ist der Begriff so auch nicht bekannt. Ich würde da eher "Geschlechtstrieb" oder "Sexualität" verwenden. Aber kesambokalo mag gerne so antiquierte Begriffe. Kommt vielleicht bei Neumann so vor. :?

    Zitat

    Diejenigen unter uns, die eine solche ideele Seele als ein über den Dingen stehendes "Etwas" betrachten, werden diese Seele als nicht vergänglich, nicht leidhaft halten. Sie weisen dieser Seele andere Qualitäten zu. -> Buddhanatur, geistiges Kontinuum o.ä.



    Nein, das ist eine Fehlinterpretation.

    So wie ich es verstanden habe, ist Buddhanatur ein Potential, das allen Wesen innewohnt. Aufgrund dieser Buddhanatur, also dieses Potentials, ist Erwachen überhaupt erst möglich. (Für mich bedeutet das, unter all den Verblendungen und Illusionen, ruht bei jedem die Buddhanatur, das erwachte Wesen, weshalb dieses nicht entwickelt und geschaffen werden muss und keine besondere, nur einigen vorbehaltene Gabe ist, sondern eher der Begriff des "Freilegens" passt. Jeder kann also diese Erfahrung machen, weil sie die Basis unserer geistigen Existenz ist. Alles andere ist darübergelegt. Übung legt diese fundamentale Schicht frei. Wir alle können potentiell reflektieren, und zwar in einem viel tiefergehenden Sinn als es uns der "Alltagsgeist" erlaubt.)


    Das geistige Kontinuum ist für jeden erfahrbar und wird erfahren. Es ist das Aneinanderreihen von Erleben, das dann die Illusion eines beständigen Ichs erst ermöglicht. Es gibt eine Gruppe Buddhisten, die dieses Kontinuum als über den Tod des Körpers hinausdauernde Erscheinung betrachten und deshalb den Gedanken der Wiedergeburt haben und in die Praxis miteinbeziehen. Aber keiner glaubt an die Nicht-Vergänglichkeit und jeder strebt (rein theoretisch jedenfalls) das endgültige Verlöschen an, das ja nicht möglich wäre, wenn eine nicht vergängliche Seele angenommen werden würde.


    Du schaffst hier also eine Unterscheidung und Trennung, die es nicht gibt.


    Alle kennen den Ausdruck des "Ungeborenen". Das kommt in allen buddhistischen Richtungen vor.

    Nach Deiner Beschreibung des Seelenbegriffs, käme dieser Begriff einer Seele gleich und müsste demnach eine solche fest in der buddhistischen Philosophie verankert sein. Ich denke jedoch, dass mit dem "Ungeborenen" nicht eine Seele, etwas unsterbliches, monolithisches gemeint ist, sondern das reine Erleben ohne die Geburt der Ich-Illusion. Ob ich mit der buddhistischen Philosophie da im Einklang bin, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass es den Zustand dieses reinen Erlebens gibt, und auf diesen scheint mir der Begriff des "Ungeborenen" gut zu passen. (Da ich jedoch keine Gelehrte bin, kann es durchaus sein, dass ich mir den Begriff herausgepickt habe, weil er mir passend zu diesem Zustand erscheint und eigentlich was ganz anderes gemeint ist. Ich bitte daher die Gelehrten, mich darin zu korrigieren.)


    Es gibt dazu genügend Literatur und auch hier wurde es schon oft besprochen. Ich denke, hier spielt das Erfahren die wesentliche Rolle.

    Es ist semantisch ein Unterschied, ob man "Geschlechtswahn" sagt oder "Geschlechterwahn".


    Geschlechterwahn

    Das soll wohl eine Übersetzung den englischen "gender" implizieren. Daher wird da "Genderwahn" verwendet.

    Dabei meint "gender" tatsächlich die Zuordnung von Rollenbildern auf die Geschlechter.

    Mit Sexualität hat das erst mal nur bedingt was zu tun. Mit Buddhismus auch nicht.


    Geschlechtswahn

    Damit ist wohl gemeint, das Anhängen an der Sexualität, dem Sex, der Ausübung und die Phantasien darüber – der Trieb also.

    Damit beschäftigt sich der Buddhismus.

    Sehe ich ähnlich.

    In dem Moment, in dem ich die anatta-Lehre als absolut werte, statt sie als Ende des Erfahrungshorizontes zu betrachten, wird sie verdinglicht. Dann kann man sie den Menschen auch um die Ohren hauen.:grinsen:

    Die Problem war hier aber, daß hier behauptet wurde der Buddha habe

    nicht gelehrt das es kein atta (also anatta) gibt sondern habe geschwiegen

    und einen sog. "mittleren Weg" dazwischen gelehrt. Verschwiegen in Nirgendwo

    könnte es ja noch ein atta geben. Man wisse es ja nicht so genau. Also des ganze

    Bohei von der Lehre ohne Selbst (atta) alles Unsinn.

    Wenn wir konsequent denken, können wir das tatsächlich nicht wissen. Auch nicht der Buddha, auch wenn er es gelehrt hat.

    Es könnte sich der Möglichkeit einer Erfahrung eines Lebewesens Mensch völlig entziehen.

    Aber das spielt keine Rolle für die Praxis, ob da nicht doch was …

    Man kann anatta als letztmögliche Erfahrung akzeptieren und dann damit arbeiten. Die Ergebnisse sprechen für sich.

    Das sehe ich auch so.


    Meiner Meinung nach geht es darum, was ich aus meinen Vorstellungen für Schlüsse ziehe.

    Hat Buddha gelehrt, weil er die Menschen von anatta überzeugen wollte?

    Soweit ich weiß, wollte er den Menschen den Weg aufzeigen, wie er sich vom Leiden befreit hatte.

    Dafür war ihm die Erkenntnis eines Fehlens oder Unauffindbarkeit eines attas von großem Nutzen, denn der Glaube daran, kann zu Leiden führen.


    (Andrerseits kann jemand, der sein vermutetes Seelchen rein halten möchte und deshalb vom Ego loslässt, Mitgefühl entwickelt, Gottvertrauen* entwickelt und sich um ein tadelloses Leben bemüht, ebenso sein Leid überwinden kann.)



    *das bedeutet, dass man das Leben annimmt wie es ist und sich mit den entstehenden Situationen arrangiert

    Ich gehe das pragmatisch an.

    Der Buddha hat anatta gelehrt. Ja.

    Kann ich anatta erfahren? Ja.

    Gibt es deshalb anatta? Könnte da nicht doch ein atta sein? Keine Ahnung.

    Spielt das eine Rolle für meine Praxis? Nein.

    Ich konnte noch kein atta finden, aber das bedeutet nicht, dass es das vielleicht nicht doch geben könnte. Es ist für mich (bisher?) nicht erfahrbar.

    Würde ich dieses atta finden, so würde es nichts ändern an dem, was zu tun ist. Daher stelle ich mir diese Frage nicht mehr.


    Atta, das wäre ja so eine Art Seelchen, was ewiges, das den Körper überdauern müsste. Das ist ein schöner Gedanke und für sehr viele Menschen ein wichtiger Trost. Das ist ihr unverwundbares, reines Eckchen. Es schenkt ihnen Vertrauen, lindert Schmerz und Angst. Es kann wie ein Fanal sein für moralisches und selbstloses Handeln. Da ich einfach nicht weiß, ob es dieses Seelchen nicht doch gibt, ein Seelchen, das nicht erfahrbar ist im Leben, mittels der Körperfunktionen, weil uns nichts anderes zur Verfügung steht, kann ich das mittlerweile einfach so stehen lassen, wenn Menschen davon überzeugt sind. Hauptsache ist doch, sie sind glücklich und machen andere glücklich.

    Das können auch Menschen, die anatta erfahren haben. Beide Gruppen können das, können aber auch Arschlöcher sein. Beide Gruppen können sich in endlosen, feindseligen (!) Diskussionen verheddern und im Alltag ständig fehlgehen. Daher frage ich mich, wie wichtig die Erkenntnis über atta/anatta wirklich ist? Ist es dann nicht viel wichtiger aufhören zu können, sich und seinem unstetem Geist Einhalt gebieten zu können, Mitgefühl für einander zu haben, sich nicht so wichtig zu nehmen, ob mit oder ohne ein Seelchen? Der eine nimmt sich nicht mehr so wichtig, weil für ihn kein Seelchen mehr aufzufinden ist, der andere, um sein Seelchen und das der Anderen zu schützen.

    In gewisser Weise ist das eine recht moderne Vorstellung. und es ist auch vielen hier im thread vorkommenden ideen eines "abhängig entstandenes Selbst" sehr ähnlich. Für ihn liegt also das Selbst irgendwie in Form, Gefühl und Wahrnehmung. 'Form ist mein Selbst, Gefühl ist mein Selbst, Wahrnehmung ist mein Selbst, Gestaltungen sind mein Selbst, Bewußtsein ist mein Selbst'"


    Und darauf antworte Buddha, mit der Passage die ich oben zitiert hat. Ich verstehe Buddha so, dass man ein Selbst das so Teil von "Form, Gefühl und Wahrnehmung" ist keinen Atman kennen kann. Da ein Atman eben eine Instanz ist, die über den Rest des Wahrnmeungsapparats herrscht wie ein gesalbter König über sein Reich. Diese "Herrschen" wäre das Chrakteristikum des Atman. Es ist eine herrschende Instanz.


    Während Aggivessana die unscharfe Ansicht hat, dass ein "Selbst irgendwie in Wahrnehmung, Gestaltungen drin ist.

    Inwiefern scheint es ähnlich zu sein?


    "Selbst" ist doch etwas, das wahrgenommen, erlebt, konstruiert wird. Es ist Teil der menschlichen Erlebniswelt, sonst würden wir gar nicht darüber sprechen müssen.

    Dass dies eine Täuschung ist, ist wieder etwas anderes.

    Das ist für mich als wenn jemand fragen würde "Hier steht, dass Opfergaben keinen Sinn machen. Was sind Opfergaben?", dann macht es für mich keinen Sinn dem Fragenden zu antworten "Opfergaben machen keinen Sinn." (also je nachdem worum es grade im Verlauf geht). Das könnte evtl. für Verwirrungen sorgen.

    Opfergaben gibt es. Deswegen macht die Frage einen Sinn. Wenn es

    niemals jemals, egal was, gegeben hätte, dann wäre die Frage sinnlos.

    Reingefallen.