Beiträge von Doris

    ich habe das im laufe der jahre schon desöfteren geschrieben. aber gerne noch einmal:


    so habe ich es gelernt, und wer möchte, kann so was bei tulku urgyen trinley nachlesen

    Zitat


    Wie es ist: Band 1; Essenz von Dzogchen und Mahamudra


    es geht nicht um die dichotomie theravada vs. mahayana, sondern um hinayana vs. mahayana.

    also: das thema sind nicht zwei traditionslinien, sondern zwei geisteshaltungen.


    ganz schwierig, weil die ganzen begriffe durcheinander gebraucht werden. man muss das auseinanderklamüsern und den jeweiligen kontext beachten, in dem die begriffe verwendet werden.


    im tibetischen buddh. wird das so unterschieden:

    hinayana ist die geisteshaltung, die auf die eigene befreiung zielt.

    zu dieser geisteshaltung gehören studium, meditation, zuflucht.


    mahayana ist die geisteshaltung, die alle wesen in die befreiung mit einbezieht.


    keine der beiden geisteshaltungen ist besser oder schlechter.

    beide sind unabdingbar und miteinander verwoben.

    jede buddh. form aus dem vajrayana umfasst beide geisteshaltungen.

    jede geisteshaltung muss gleichwertig praktiziert werden.


    egal, welche geisteshaltung anfangs im vordergrund der praxis steht, am ende ist das resultat grenzenloses mitgefühl (und weisheit).

    (das habe ich von meinem lehrer kenchog gyaltsen rinpoche)


    sollte der theravada klassisch zuerst die hinayana-praxis im vordergrund haben, so wäre auch hier das resultat grenzenloses mitgefühl. weil richtige praxis immer darauf hinausläuft. und weisheit natürlich.

    das resultat ist immer dasselbe.

    alle richtungen sind gleichwertig.

    ergo gibt es keinen grund sich darüber in die wolle zu kriegen.

    Ich glaube da gibt es zwei Seiten der Ablehnung des Thetavada:


    Die neuere ist keine inhaltliche Kritik sondern eher eine Ablehnung der vetkrusteten Strukturen der Religion in den Theravadaländern sowie Berichte von desinteressierten Bikkhus oder solchen die grausam und korrupt sein sollen und der Bevölkerung die sie dennoch so gottgleich verehrt.


    Die alte ist eben die die von streitsüchtigen Mahayana Anhängern seit Jahrhunderten betrieben wird um sich selbst zu profilieren, wie es das in allen Religionen gibt und gab, man denke nur daran wie Katholiken und Protestanten früher verfeindet waren. Da gab es kein Interesse am sachlichen Diskurs.

    du blendest den elefanten im zimmer aus und kommst dann zu deinen schlüssen.


    der elefant:

    auch innerhalb des mahayana werden desinteressierte ordinierte und fehlegehende lehrer heftig kritisiert.

    wenn du im forum mal nachliest, handelt jeder gefühlte dritte thread von einem lehrer des mahayana, dem missbrauch, amtsanmaßung, bereicherung usw. vorgeworfen wird, und der vorwurf kommt von mahayanis.

    mag sein, dass ich unter einer wahrnehmungsstörung leide, aber ich habe in den ganzen post keine aggressionen und angriffe herauslesen können, bis dann auf einmal das jemand den kommentatoren vorgeworfen hatte.

    da war auch nirgendwo mara am werk, sondern der austausch über die eigenen essgewohnheiten und was geht und was nicht geht, was für sinnvoll erachtet wird und was nicht. ganz nach den kalamern.


    ich vermag keinen sinn darin zu erkennen, die ordensregeln nicht unter die lupe zu nehmen und ihre sinnhaftigkeit, ihre aktualität, ihre regionale verortung, ihren historischen und gesellschaftlichen hintergrund usw. zu untersuchen. sogar für hausleute sollte das kein tabu sein. haben doch die zeitgenossen des stifters sicher damals schon gemacht. so was hilft einem nicht nur selbst in der privaten praxis, sondern immunisiert gegen leute in roben, die nur so tun als ob.

    die frage für mich ist immer: geht es nur um regeln oder haben die auch einen sinn? wie kann ich heute, in meinem lebensumfeld, mit meinen bedingungen, aus dem sich mir erschließenden sinn, das für mich machbare herauspicken?


    ich picke heraus:

    mäßigung

    bescheidenheit

    dankbarkeit für das gegebene (und zwar allen wesen gegenüber)

    zufriedenheit

    wertschätzung

    achtsamkeit auch gegenüber den körperlichen bedürfnissen

    gemeinschaftssinn

    rhythmus

    ich habe früher jedes jahr zwei wochen gefastet.

    es ist wirklich so. fastenbrechen ging dann z.b. mit einer scheibe knäckebrot. ich benötigte ewig um dieses aufzuessen. der geschmack, der sich in meinem mund entfaltet, war vielfältig. und dann die dankbarkeit darüber, eine scheibe knäckebrot essen zu dürfen.

    ich vergesse auch nie die erfahrung, als ich mal nach einer op, nach der ich unter extremen durst litt, versehentlich lange nichts zu trinken bekam (damals gab man nicht so viel infusionen, die das hätten kompensieren können) und nicht einmal den mund feucht machen durfte, einen schluck kamillentee zum auspülen bekam. allein die zunge in feuchtigkeit tauchen zu dürfen! ich vergesse nie mehr, was durst wirklich bedeutet.

    das ist richtig. wobei das verlangen nach süßem angeboren ist. weil süße bedeutet kohlehydrate, und die sind überlebenswichtig. kohlehydrate werden bereits im mund aufgespalten und schmecken süß. das signaliert uns: iss das! hier ist energie drin!

    die milch ist süß, also das erste nahrungsmittel überhaupt. die künstlichen zuckerzugaben machen süchtig.


    um so eine störung wieder aufzulösen, isst man über eine längere zeit möglichst unverarbeitete und unvermischte lebensmittel. achtsam und gut kauen. das trainiert die geschmacksnerven und bringt die übersteigerte insulinproduktion wieder ins gleichgewicht.

    wenn man die geschmacksnerven wieder sensibilisiert hat, dann kann man nicht viel milchschokolade verdrücken. selbst ein stück erscheint einem schon viel zu süß. ein einfacher apfel wird hingegen zur sensation und man ist nach dem genuss gesättigt. das verlangen nach stark verabeiteter nahrung nimmt ab, und statt gier nach mehr, tritt gesättigtsein und zufriedenheit mit wenig ein.

    was sagt der dalai lama: auch nach der erleuchtung schmeckt scheiße noch nach scheiße.


    abneigung und zuneigung, wenn damit gemeint ist, man soll auch dinge essen, vor denen man sich ekelt oder die uns durch ihren geschmack anzeigen, dass sie schädlich, verdorben und gar giftig sind? soll das der mitfühlende rat des buddha sein? das kann ich nicht glauben.

    ich denke eher, dass es dabei darum geht, sich nicht zu verkünsteln. also zu meckern, wenn es spaghetti gibt statt der bevorzugten tortellini. oder aus den klosterküchen gourmettempel zu machen. wenn ich irgendwo zu gast bin und erhalte nur reis, dann soll ich damit zufrieden sein und nicht nach sauce verlangen oder mich darüber beschweren, dass es nicht der kostbarste basmati ist.


    es gehört zur gesunderhaltung, dass wir dinge essen, die den speichelfluss anregen, also die geschmacksnerven zumindest nicht beleidigen.


    über bestimmte gelüste werden vom körper auch signale ausgesendet, welche bestandteile einer nahrung er benötigt. nicht umsonst kommt es vor, dass schwangere unbändigen appetit auf steine haben ja kalk von den wänden kratzen. ihr körper signalisiert einen mangel und sagt instinktiv, was gebraucht wird. bevor meine schilddrüsenunterfunktion von den ärzten erkannt wurde, hatte ich ein unstillbares verlangen nach fisch. gekocht, roh, ungewürzt, war egal, am besten dauernd. das hörte sofort auf, als ich gut eingestellt war. kinder lehnen oft lange bestimmte lebensmittel ab. das ist ein angeborener instinkt, der sie davor bewahrt giftiges zu essen. allergiker haben oft einen ekel vor den nahrungsmitteln, die sie nicht vertragen.


    ich verstehe den dharma so, dass er uns zu bescheidenheit und mäßigung auffordert, nicht zur kasteiung. zur erhaltung des körpers gehört auch die angemessene ernährung. es darf schmecken. aber es soll nicht ständig gegessen werden ohne not, nur weil es gerade schmeckt und die gier so groß wird. wann die gier ins spiel kommt, dass muss jeder für sich durch achtsamkeit erkennen.

    nun zu mir …

    auch wenn man es mir nicht ansieht, ich esse nur, wenn ich hunger verspüre. der meldet sich meist ab ca. 11 Uhr vormittags. dann gibt es eine kleinigkeit. abends wird dann "richtig" gegessen, weil dann der axel von der arbeit ist. sollte der hunger zwischendurch mal bohren, dann esse ich ein paar happen, weil mir sonst der magen durchbrennt. aber naschen oder so, also essen weil da gier ist, ist nicht. von ca. 20.30 bis zum anderen tag am frühen mittag gibt es nichts. das ist mein persönlicher rhythmus und an den halte ich mich, damit es mir gut geht.


    ich mag gerne gutes essen, koche gerne und probiere aus. eine kartoffel oder reis mit etwas butter, etwas gekochtes gemüse oder obst oder haferflocken, also ganz schlichte und pure dinge, esse ich jedoch mit der gleichen freude. von mir aus wochenlang.

    ich denke so:

    indien ist heiß. es wird für das mittagessen gekocht. ich kann mir vorstellen, dass opfergaben für gewöhnlich auch morgens und vormittags dargebracht wurden. man beginnt den tag mit einem religiösen ritus. die gabe an die ordinierten gehört ebenfalls zu den riten, mit denen man den tag segensreich beginnt.

    also geht man morgens früh, wenn es noch nicht ganz so heiß ist auf den bettelgang. mittags wird dann gegessen. dann geruht. und da es am nachmittag heiß ist und man besser nicht umherwandert, ist das eine prima zeit, um im schatten zu sitzen, zu meditieren und belehrungen zu lauschen. die leute sind dann satt und denken nicht die ganze zeit, daran, wann es jetzt endlich was zu essen gibt.

    es heißt zwar, dass ein voller bauch nicht gerne studiert, aber ein hungriger bauch mit sicherheit auch nicht. also kümmert man sich zuerst darum, dass der körper erhält, was er braucht.


    alles in eine schale zu tun, halte ich für unnötige kasteiung. essen sollte auch schmecken, weil das wichtig ist für die bekömmlichkeit. genau dafür haben wir die geschmacksnerven, sie schützen uns und helfen bei der auswahl der nahrung, die ungiftig und gesund ist.

    erstens: monika ist biologisch frische fünfzig.

    zweitens: stellt das programm sie nicht mehr da. da ist dann der text. das sah blöd aus, und da habe ich das gelöscht.

    aber schön, dass du so viel zeit zum zählen hast :lol:


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    die lehren des buddha richten sich an mich und gehen nur mich was an.

    es geht nicht um äußerlichkeiten, um religiöse reinheit und befolgung von geboten.

    alles was gemeinsamkeit fördert, was zufrieden macht und die menschen einander näherbringt, ist gut.

    das geht mich was an.

    ergo: mitfeiern.


    ich mache jetzt übrigens viel häufiger, das was ich tun sollte, als früher.

    jeder jeck ist anders.

    das sehe ich an meinen katzen. ich habe und hatte schon viele. sie waren alles katzen und hatten katzenbenehmen. dennoch war jede eine eigenständige persönlichkeit. eigen, unverwechselbar, mit eigenen vorlieben, verhalten und begabungen ausgestattet.


    sogar in buddhas sangha gab es die anerkennung für die verschiedenheit der persönlichkeiten. danach wurden die aufgaben verteilt. danach wurden die lehren erläutert.

    und auch in heutigen klöstern werden die aufgaben nach vorhandenem potential verteilt.

    im tibetischen gibt es diverse mediationen, angepasst an verschiedenene persönlichkeitstypen.

    jeder gute lehrer wird in seinen unterweisungen auf die verscheidenheit eingehen. (berühmt die parabel von der spannung der saiten.)


    ich denke schon, dass es wichtig ist sich gründlich zu sezieren.

    und es scheint mir wichtig, dann die dinge dann auch stehen lassen zu können. auflösung unheilsamer muster benötigt beide vorgehensweise, mal mehr so und mal mehr so.

    "durch die ängste gehen" schließt nicht aus, sie zu analysieren.


    nicht vergessen: die buddh. lehrer machen nur das, was sie können – die lehren buddhas zu lehren. sie sind in der regel keine therapeuten. und sie ersetzen nicht die therapeuten. sie sind nicht für die analytische arbeit zuständig, auch nicht für die selbstanalyse.

    sie lehren nur, wie mit dem umgehen, was da ist. und diese techniken können wiederum bei der selbstanalyse helfen.

    daher kann man aus beiden welten das beste mitnehmen.

    wertschätzung und dankbarkeit sind in meinen augen die zauberwörter.

    Ja, in der Regel sehe ich das auch so. Ich sprach ja von Ausnahmen!

    Mein Bruder war kürzlich mit seiner Familie (seine Frau und 2 Kindern) im Flughafen London gestrandet, weil sie

    einen Anschlussflug verpasst hatten. Die Dame am Schalter sah sich von einer Traube von Menschen umgeben, die weiter fliegen wollten. Passiert ist zunächst: Nichts. Erst als mein Bruder lauter wurde, hat sie reagiert und einen Flug nach Amsterdam "gefunden". Mit dem Bus sind sie dann von Amsterdam weiter nach Hamburg.

    Die Reise von New York nach Hamburg hat fast 30 Stunden gedauert.

    war für deinen bruder und seine familie (damit wollte er seiner rolle als beschützer seiner familie nachkommen) gerade nützlich.

    wir wissen weder, ob dies der einzige weg war, noch was mit der frau los war.


    die angestellte erlebt sicher täglich solche situationen. es ist nicht ihre schuld, dass der anschlussflug verpasst wurde. dennoch muss sie die wogen glätten und für die leute sorge tragen, und vielleicht ist sie gerade überfordert, hat kummer, hat ärger mit der firma …. und immer ist einer darunter, der lautstark wird. der will auch nur zu seinem recht kommen, will seine familie versorgt wissen, muss in ein dringendes meeting, fährt zu einem sterbenden elternteil, ist von der reise erschöpft …

    kommt darauf an, was man unter "nützlich" versteht.

    meine vermutung:

    das kann kurzfristig erfolge einfahren. aber auf dauer wird der andere auf den druck mit gegendruck oder noch mehr verweigerung reagieren.


    wenn eine servicekraft keinen bock auf service hat, dann ist sie am falschen ort und/oder hat die falsche einstellung.

    ich vermute, dass es leute gibt, die "service" mit "unterdrückung" und "versklavung" gleichsetzen. da ist dann verweigerung, also der akt der passiven aggression, das einzig mögliche mittel, um der gefühlten ohnmacht was entgegenzusetzen. (wir haben ja oft die diskussion über demut und wie schlecht das angesehen wird.)

    eine servicekraft mit dieser einstellung, erkennt die reale wichtigkeit ihrer arbeit nicht. das hat aber auch damit zu tun, dass ihre arbeit nicht wertgeschätzt wird.


    daher: bei den putzkräften anfangen: sie mit namen kennenlernen, sie grüßen, einen plausch führen, sie fragen, wie man seinen arbeitsplatz am besten zurücklassen soll, ihre arbeit achten und sich bedanken … und letztlich gute löhne.
    dasselbe gilt für die bedienung in der gastronomie, den leuten im handwerk, den busfahreInnen, den pflegekräften, den leuten bei der müllabfuhr, den leuten am amt, den lehrern usw.

    wertschätzung und dankbarkeit sind in meinen augen die zauberwörter.

    Wenn man die Nutzlosigkeit von Wut erkennt, dann macht es auch keinen Sinn mehr, wütend zu sein und dann gibt es auch so etwas wie "Unterdrücken" nicht mehr.

    ganz nutzlos scheint mir wut nicht zu sein.

    zuerst ist das ja ein teil unseres primatendaseins. wut soll uns schnell und kräftig schützen: vor feinden von außen und vor dem herabsinken in der hierarchie der eigenen gruppe. je niedriger wir verortet werden, desto geringer unsere überlebenschancen. (das machen wir immer noch so, wenn wir andere verbal reduzieren und entmenschlichen: "flüchtlinge"). wut kann dabei helfen, in der hierarchie aufzusteigen oder andere absteigen zu lassen.

    deshalb scheint mir das so derart tief zu sitzen und eine so große macht über uns zu haben.


    kinder brauchen wut noch sehr, weil sie sich ihr überleben sichern müssen. außerdem müssen sie erst lernen damit umzugehen.

    ich vermute, dass menschen mit viel wut im bauch, choleriker, in diesem kindlichen ich gefangen sind. wut überdeckt und kompensiert ja die hilflosigkeit. je ohnmächtiger sich ein kind fühlen musste, desto eher wird es später probleme mit wut haben. und manche haben dazu weniger resilienz als andere. der sinn ihrer wut ergibt sich aus dieser vergangenheit. wird das unterdrückt, kann es zu depressionen kommen. wird es ausgelebt, wird man eher aggressiv und cholerisch. und das bekommt alles eine eigendynamik, weil man sich daran gewöhnt, weil sich offensichtlich das gehirn so formt.


    man kann das versuchen aufzulösen, indem man solche auflösungsübungen macht und indem man ganz bewusst damit arbeitet. beides halte ich für wichtig. das erkennen der nutzlosigkeit ist ein element der bewussten auflösung.


    die einsicht in die nutzlosigkeit halte ich aber für einen sekundären schritt. denn der wütende ist erst mal so getrieben, dass man ihm "mit so was" gar nicht kommen muss. er sieht oft sein recht auf die wut infrage gestellt. ja, solche argumentationen können die wut verstärken. ich vermute, dass das kindliche ich erst einmal getröstet werden muss, der hunger muss erst gestillt werden.

    Zitat

    Hitze, Kälte, Regen und Wind,

    Krankheiten, Gefangenschaft, Schläge und anderes -

    ich sollte darüber nicht wütend sein,

    da sich sonst mein Leid vermehren wird


    das ist dein von dir zitierter vers.


    ich schreibe, dass das unterdrücken von wut nicht hilfreich ist.

    sie entsteht spontan. nichts, was wir kontrollieren können. wir können lediglich kontrollieren, wie wir damit umgehen.

    sie ist wie wolken am himmel. eine unwillkürliche geistesregung.


    aber das bedeutet nicht, dass wut nicht auch reduziert werden kann, also dass weniger wolken am himmel aufziehen.

    weniger wolken ziehen auf, wenn wir mitgefühl entfalten und wenn wir weniger ichbezogen werden. da wut ja immer eine form der selbstverteidigung ist.

    solange wir aber diese ichbezogenheit nicht völlig aufgelöst haben (geht das überhaupt?), müssen wir uns darin üben, mit der wut angemessen umzugehen. also sie zügeln lernen, sie analysieren und zu durchschauen.

    ein teil der analyse besteht darin zu untersuchen, ob es überhaupt sinnvoll ist wütend zu werden? soll ich wütend werden, weil das wetter so ist wie es ist? würde wut was daran ändern können? würde ich gesund werden, wenn ich auf eine krankheit wütend wäre? würden die schläge aufhören (zugegeben, die schwerste übung)?

    die wut anzunehmen, sie auszuhalten und zu analysieren, hilft dabei, sie nicht mehr entstehen zu lassen. wenn wut z.b. aus einer alten verletzung heraus immer wieder auftaucht und ich das betrachte und in den kontext setze, kann diese verletzung heilen und damit verschwindet die quelle dieser wut.

    Wut ist weder heilsam noch nicht heilsam. Genauso wie andere Emotionen, die Frage bleibt, was wir damit tun und was wir daraus schließen.

    Emotionen sind "Geistgestalter" … das sollte man immer beachten …

    das meine ich auch.

    selbst wenn man sich wieder beruhigt, muss man sehr aufpassen, dass durch die emotion nicht die gedanken gefärbt wurden. man denkt dann, dass man cool und gelassen und gaaanz neutral ist, dabei hat die wut bereits ihre wirkung getan und hat z.B. die meinung über etwas in eine bestimmte richtung geformt. das ist dann das phänomen der rationalisierung.

    von so was dann abzulassen ist ganz schwer. mara in feinstem tarnanzug.



    trotzdem, wut ist ein wichtiger motor und sensor. sie setzt energie frei, die unter umständen in bestimmten situationen wichtig ist.

    wut unterdrücken ist nicht hilfreich. ich bin eher dafür, sie zu analysieren und die ursachen zu finden. dann kann man eine situation aktiv verändern oder erkennen, dass diese wut eine altlast ist und man gerade projiziert. so genutzt kann wut dabei helfen, etwas aufzulösen.

    wann wut hilfreich ist und wann nicht, das zu erkennen erfordert genaues hinsehen und ehrliche analyse. dazu muss man die wut auch aushalten können ohne sie auszuagieren. oft stelle ich dann fest, dass sie sich von selbst auflöst.


    je mehr ich wut analysiere, desto seltener kommt sie. dinge, die mich früher wütend gemacht haben, lassen mich heute kalt. das zeigt, das wut nicht per se eine berechtigung hat, sondern was mit erfahrungen und vorstellungen zu tun hat. und mit mitgefühl. je weniger ich die dinge und ereignisse auf mich beziehe, umso seltener werde ich wütend.

    ein beispiel, das vielleicht jeder kennt:

    man hat es eilig und geht in einer menschenmenge. vor einem geht jemand so langsam, man kommt nicht einfach an ihm vorbei, und wird so aufgehalten. das kann wut erzeugen. nachdem ich mir aber bewusst geworden bin, dass dieser mensch keine augen auf dem rücken hat und einfach sein tempo hat, auf das er ein recht hat, vielleicht gar nicht schneller gehen kann, ist diese wut nie mehr aufgetaucht. mehr verständnis für die anderen, weniger ichbezogenheit, hat meine wut aufgelöst.


    wut ist also ein ego-ding. hat immer was mit mir selbst zu tun. das ist wohl ein überlebenswichtiger mechanismus. aber wut führt einen allzuoft in die irre. diesen mechanismus sollte man sehr gründlich studieren. es heißt nicht umsonst, dass ein moment der wut ein ganzes leben in kontemplation zunichte machen kann (so ähnlich jedenfalls).

    PS: Oder sollte ich wütend sein, weil durch Dummheit einer Klinik und meiner Kasse die OP so verzögert wurde, das man nun wohl meinen ganzen Vorderfuss amputieren muss ?

    :(

    nimm dir was zu lesen mit.

    schreibe weihnachtskarten.

    lies was zur fortbildung, was du sonst am abend lesen müsstes oder vor dich herschiebst.

    nutze die zeit für einen plausch mit den kollegen.

    übe zeichnen und scribbeln.

    meditiere.

    wiederhole dein englisch.

    mache ordnung im büro.

    gestalte einen kalender.

    schreib deiner frau einen liebesbrief.

    sitze einfach herum und genieße die zeit, die du zum träumen hast.

    wenn man nichts ändern kann, dann ist es doch am besten, man macht was aus der situation.



    :rose:

    Zitat

    Darüber soll man klar weniger spekulieren.

    Aber zu sagen, dass es ein "bewusstes Erleben" (Bewusstsein von etwas) gäbe, dessen man sich nur nicht erinnern könne, das ist spekulieren. Man denkt es, dass das und das vorher gewesen sein muss. In den Sutten wird das auch erklärt was Spekulation ist.

    ganz ohne sutren

    nach einer amnesie können große teile der erinnerung verloren gehen. das bedeutet aber nicht, dass alles vor der amnesie ohne bewusstsein erlebt wurde. ebenso mit all den anderen unzähligen momenten unseres lebens. erinnern tun wir uns an die wenigsten dinge.


    bewusstsein und erinnerung, das gehört irgendwie zusammen.

    vielleicht gehört zum bewusstsein das kontinuum? wenn das kontinuum endet, also die erinnerung, dann ist das irgendwie der tod. denn ohne kontinuum fehlt uns das bewusstsein für ein ich, vielleicht sogar überhaupt für die existenz?