Liebe Losi,
das waren keine Komplimente
Du berichtest doch selber.
Wieso soll das Arbeit sein? Ich vermute, dass die Vorstellung existiert, dass Flow etwas wahnsinnig Exotisches ist, etwas, das mit Mühe erlernt werden muss, etwas, das ein geradezu ekstatisches Erlebnis ist. Aber wenn das Flow sein soll, dann haben es wohl eher Leute im Drogenrausch. Das, was ich darunter verstehe, ist etwas Alltägliches, etwas ganz Normales. Ich hatte das als Kind, in der Schule, an der Uni, bei der Arbeit, beim Malen, beim Handarbeiten, beim Wandern, beim Spielen, beim Schwimmen, beim Lieben, beim Staubsaugen … das kommt immer wieder und jeder kennt das. Anscheinend haben wir das immer seltener, je älter wir werden, je mehr wir uns auf Leistung und Ergebnisse hin orientieren, je mehr wir dabei an etwas anderes Denken als an das, was wir gerade tun.
So ein Flow beinhaltet eine Offenheit gegenüber dem, was wir gerade tun, sehen, vernehmen. Und da Denken auch nur eine der Geistesbewegungen ist, findet da eben auch Flow statt. Ganz deutlich wird das bei mir, wenn ich Sprachen lerne. Da kommt irgendwann der Punkt, da öffne ich mich diesen fremdartigen Lautfolgen, der Sprachmelodie, der eigentümlichen Grammatik. Oder wenn ich mich einer fremden Denkart öffne, z.B. einer Philosophie. Wenn da kein Widerstand mehr da ist und ich mich auf das einlasse, "mitfließe", dann verstehe ich das und meine Gedanken entfalten sich innerhalb des neuen Systems. Bei einer Tätigkeit bin ich eben in dieser Tätigkeit drin und denke nicht an andere Sachen. Wenn das als Kopfarbeit stattfindet, dann bin ich ganz konzentriert in diesem Gedankenfluss ohne Denkwiderstände. Es ist einfach Hingabe.
Liebe Grüße
Doris - Knochensack