Beiträge von Doris im Thema „Meditativer Flow bei der Arbeit“

    Liebe Losi,


    das waren keine Komplimente :D
    Du berichtest doch selber.
    Wieso soll das Arbeit sein? Ich vermute, dass die Vorstellung existiert, dass Flow etwas wahnsinnig Exotisches ist, etwas, das mit Mühe erlernt werden muss, etwas, das ein geradezu ekstatisches Erlebnis ist. Aber wenn das Flow sein soll, dann haben es wohl eher Leute im Drogenrausch. Das, was ich darunter verstehe, ist etwas Alltägliches, etwas ganz Normales. Ich hatte das als Kind, in der Schule, an der Uni, bei der Arbeit, beim Malen, beim Handarbeiten, beim Wandern, beim Spielen, beim Schwimmen, beim Lieben, beim Staubsaugen … das kommt immer wieder und jeder kennt das. Anscheinend haben wir das immer seltener, je älter wir werden, je mehr wir uns auf Leistung und Ergebnisse hin orientieren, je mehr wir dabei an etwas anderes Denken als an das, was wir gerade tun.


    So ein Flow beinhaltet eine Offenheit gegenüber dem, was wir gerade tun, sehen, vernehmen. Und da Denken auch nur eine der Geistesbewegungen ist, findet da eben auch Flow statt. Ganz deutlich wird das bei mir, wenn ich Sprachen lerne. Da kommt irgendwann der Punkt, da öffne ich mich diesen fremdartigen Lautfolgen, der Sprachmelodie, der eigentümlichen Grammatik. Oder wenn ich mich einer fremden Denkart öffne, z.B. einer Philosophie. Wenn da kein Widerstand mehr da ist und ich mich auf das einlasse, "mitfließe", dann verstehe ich das und meine Gedanken entfalten sich innerhalb des neuen Systems. Bei einer Tätigkeit bin ich eben in dieser Tätigkeit drin und denke nicht an andere Sachen. Wenn das als Kopfarbeit stattfindet, dann bin ich ganz konzentriert in diesem Gedankenfluss ohne Denkwiderstände. Es ist einfach Hingabe.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Liebe Losi,


    das glaub ich Dir nicht. :D
    Ich stelle mir wie Du vor Deinem Lehrer sitzt und ihm lauscht, und in Deinem Kopf macht es "Klick klick klick …"
    (Und ich denke, dass ich das immer wieder aus Deinen Post herauslesen kann …)
    Das geht nur, weil Dein Denken im Flow ist.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Syia:

    Kopfarbeit und Flow geht auch zusammen, solange ich meine Kopfarbeit ungestört am Schreibtisch ausführen kann. Wenn ich dann allerdings ans Telefon muss oder in eine Besprechung, ist Schluss mit dem Flow.


    Das muss nicht sein. Ich trenne nicht zwischen der "produktiven Arbeit" und der "Kommunikation". Das ist für mich ein Ding. Dieselbe Aufmerksamkeit und Konzentration kann ich beidem widmen, da es auch zusammengehört. Meine Arbeit ist untrennbar mit der Kommunikation verbunden. Würde ich einen Aspekt vernachlässigen, dann könnte ich meine Arbeit nicht mehr richtig tun. Ich muss wissen und erspüren, was meine Kunden wollen, wo sie Beratung benötigen usw. Genauso kann ich dann zwischendurch im Flow Geschirrspülen. Es gibt doch keine Tätigkeit, die es nicht wert wäre im Flow zu machen. Klar, bin ich oft unkonzentriert, aber das hat nichts mit der Tätigkeit und der Art der Tätigkeit zu tun, nur mit meiner Achtsamkeit und Konzentration.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Natürlich geht Kopfarbeit und Flow.
    Ein kreativer Prozess ist Kopfarbeit, sei es auf künstlerischem Gebiet oder in der Wissenschaft – und es ist nur dann ein kreativer Prozess, wenn er im Flow stattfindet.
    Jedes entspannte Lernen ist Kopfarbeit und auch dort findet ein Flow statt.


    Es ist so wie es Grund beschreibt: Wenn Kopfarbeit und Flow nicht zusammenkommen, dann ist keine Entspannung da. Es herrscht dann eine Blockade und viel "Geistreiches" kommt dann nicht dabei raus, nur Nachgeplappere und Auswendiglernerei. Da herrscht ein Ergebnis-Denken, ein Ich-muss, Ich-denke-jetzt usw. Das führt zu nichts, nur zu Gedankengirlanden und Fundamentalismus. Denken im Flow ist ein Denken ohne Ich-bin-und-denke.


    Wenn ich über den Dharma nachdenke, dann ist das auch Denken, aber es führt dann zu einem neuen und tieferen Ergebnis, wenn dieses Denken frei von Anhaftung geschieht, das ist dann wahrlich fließend und frei.


    Beobachtet das doch einfach mal bei Euch selbst.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack