Beiträge von Tai im Thema „Unterschied Zazen und Vipassana“

    wenn das so ist, warum fragst du dann so hartnäckig, wer einer wirklich ist?


    Schließlich tauschen wir uns in diesem Thread über den Unterschied zwischen Zazen und Vipassana aus und diese Art Frage ist ein spezifischisches Merkmal des (koan-basierten) Zazen, das im Vipassana so vielleicht nicht vorkommt (?). Bezogen auf die Frage geht es im Zen allerdings letztlich immer darum, sich selbst die Frage vorzulegen.


    Und ist nicht so eine Frage eine Frage, die nur in Bezug auf das, was wenn man drüber nachdenkt, schon wieder vergangen ist, gestellt und beantwortet werden kann?


    :):like: Genau. Deswegen dreht sich die Koan-Praxis viel darum, die Frage als Frage zu halten, ohne auf den Zug der zahllosen intellektuellen Antworten aufzuspringen, die sich in der Regel einstellen, sobald man sich die Frage stellt. Gelingt es dir stattdessen, die Frage Frage sein zu lassen, während du sie hältst, entsteht eine Art wache, auf sich selbst gerichtete Aufmerksamkeit. Statt sich an die zahllosen vergänglichen Dinge/Gedanken zu binden, richtet sich in der Was-Ist-Dies-Frage dein Gewahrsam auf dasjenige, das all diese Vergänglichkeit wahrnimmt.


    Ich nehme an, es wird eher Niemanden den Boden unter den Füssen wegziehen, wenn einer auf die Frage wer er wirklich sei, damit antwortet, nichts oder eben dieses nicht zu wissen.


    Für die Erfahrung des Boden-Wegziehens war (laut Ankedote) der Kaiser trotz all seines Wissens und all seiner Verdienste offensichtlich tatsächlich noch nicht reif genug. Immerhin scheint es ihn mächtig ins Grübeln gebracht zu haben, weshalb er, als Bodhidarma längst weitergezogen war, den Edlen Bau-Dschi dazu befragte und einen Boten hinter Bodhidarma herschickte, um ihn zurück zu holen.


    Es ist aber offensichtlich so, dass "Koanarbeit" einigen Leuten schon den Boden unter den Füssen wegzieht. Und da gibt es genügend Menschen, die nicht mehr von allein aufstehen können.


    Das geht natürlich auch. Jemanden dem Boden unter den Füssen wegziehen, dann aber die helfende Hand ausstrecken, damit der, den man absichtlich (...) hat fallen lassen wieder aufstehen kann. Jemand der das öfter mit sich machen lässt wird hörig und unselbständig.


    Ich halte das für eine agressive und auch unmenschliche "Methode" die nur mit gehöriger Portion Ich-Dünkel und damit Unwissen angewiesen wie auch ausgeführt werden kann. Passt zu China. Blinder Gehorsam. Und Einforderung blinden Gehorsams. Aufgabe des eigenen Verstandes.


    Ich sage nicht, dass Koan für jeden geeignet ist. Die Annahme eines Selbst als Illusion zu durchschauen, wie du weiter oben von einem buddhistischen Lehrer zurecht einforderst, ist aber noch weit entfernt von der Lösung der Anhaftung an ein solches Selbst. Unser Ego klammert sich mit Krallen und Zähnen an uns fest. Der Boden wird im Zen ja stets dem Ego weggeschlagen (wobei ich 'Ego' hier im Sinne von Selbstbild verwende). Aber klar, das kann schon weh tun und sehr verwirrend sein. Aufstehen musst du im Zen allerdings allein und das ist auch gut so. Wenn dir der/die ZenmeisterIn eine helfende Hand hinhält, dann eher, um dich samt Ego erneut umzuschubsen. :)


    Und wie Void festgestellt hat: Alles 100% freiwillig.

    Wichtiger ist vielleicht die Frage, was für eine Vorstellung über ein anderes Selbst du dir mitHilfe meiner Zeilen bildest.

    Gerade das ist doch weder für dich, noch für mich besonders relevant.


    Ich finde wirklich, dass das eine falsche Frage ist. Und wenn ich anfange darüber nachzudenken, wer oder was ich bin, da verdreht es sich bei mir im Kopf unangenehm. Du fragst ja so, als könnte ich oder ein anderer das fest bestimmen.

    Ein "anderer" (inklusive mir) kann da schon mal gar nichts fest bestimmen. Und wenn immer irgendwer (inklusive dir) da etwas fest bestimmen würde, so wäre diese Bestimmung zwangsläufig eine Vorstellung und als solche eben auch nur ein weiterer vergänglicher Gedanke. Dennoch ist das, wonach gefragt wird, genau das, was für dich - unabhängig von aller Vergänglichkeit der Dinge - stets unmittelbar gegeben ist; eben das, was nur du erfahren kannst, aber auch grundsätzlich immer erfährst. Im (Koan-)Zen weist die Wer-bin-ich-/-Was-ist-dies-Frage genau auf diese Soheit hin.


    Ich halte die gegebene Antwort für nicht weise. Eben weil sie eine schwierige Annahme (die Annahme über ein Selbst) stützt. Die Antwort läuft darauf hinaus: "Ich weiß zwar nicht, wer oder was ich bin, aber ich bin".

    So eindeutig sind da im Gegensatz zum Chinesischen der damaligen Zeit unsere heutigen westlichen Sprachen. Ich bin kein Sinologe, aber soweit ich es verstanden habe, ist Bodhidarmas Antwort wörtlich so was wie "Wissen nicht". Ich würde eher sagen, dass Bodhidarma dem Kaiser, der im Gespräch zuvor ob seines buddhistischen Wissens und seiner verdienstvollen Taten ein grandioses Selbstbild konsolidiert hat, mit seinem "Wissen nicht" gewissermaßen den Boden unter den Füßen wegzieht.


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    Gemeinhin antwortet man bei einer einfachen Frage, wer jemand denn ist, mit der Nennung des eigenen Namens.

    Stimmt, gemeinhin ist das auch völlig okay und angemessen so. Aber glaubst du ernsthaft, es sei dem Kaiser im obigen Beispiel darum gegangen, Bodhidarmas Namen zu hören? Ganz zu schweigen davon, dass Bodhidarma seinen Namen "vergessen" habe und wegen seiner "mangelnden Geisteskraft betrüblich" gewesen sei. Nee, ne?


    Vielmehr tauschen sich in dem Beispiel - ebenso wie wir hier - zwei Menschen über ihr buddhistisches Verständnis aus. Und in einem solchen Kontext ist "Vedana" eine Antwort, die mir als Fragesteller nicht sonderlich weiterhilft. Erschöpft sich, was du bist, wirklich im Namen "Vedana"? Warst du, bevor du dir bei deiner Anmeldung in diesem Forum diesen Namen gabst, nicht du? Kann ein solcher Name auch nur im Entferntesten dem, was du bist, gerecht werden?


    ... davon zu sprechen, dass ich ein nicht mehr tief Träumender, sondern ein eher bloss Schlummernder bin ...

    Du deutest es ja selber an: Dass sind bloß Gedankenbilder, Abstraktionen, vergängliche Vorstellungen, die du dir über dich selber machst, nette Gedankenspielchen. Aber wer/ was bist du wirklich?

    Ich bin schonmal der, der diesen Kommentar verfasst hat.

    Ja klar; insoweit entspricht deine Antwort einer simplen Tautologie: Du wiederholst lediglich das, was bereits in der Fragestellung enthalten war. Aber wer bist du wirklich?

    Der Kaiser sagte: "Wer bist du, der du mir gegenüberstehst?"

    Bodhidharma sagte: "Ich weiß es nicht."


    Bodhidharama wurde daraufhin sehr betrüblich, ob seiner mangelnden Geisteskraft. Er konnte sich wirklich nicht erinnern. Dass er eben der Bodhidharma ist.

    Wer bist du denn, der du diesen Komentar verfasst hast?