Beiträge von Katrin. im Thema „Unterschied Zazen und Vipassana“

    Erst mal muss man sehen, daß Vipassana Geisttraining ist, mit gewissen Methoden, zum Teil auch Kontrolle, und es scheint um Geisteszustände zu gehn, da machen Karten eventuell Sinn. Wenn es dagegen um "Offene Weite, nix heiliges" geht, was will ich da mit Karten?

    Dazu noch ein Beispiel aus dem Zhuangzi, welches meiner Meinung nach auch auf Geistestraining und Kontrolle um Geisteszustände zu erreichen schließen lässt:


    Zitat

    "Meister Recordo Reductio trainierte einen Kampfhahn für den König.

    Nach zehn Tagen fragte man ihn: "Ist dein Hahn bereit zum Kämpfen?"

    "Noch nicht. Er ist gerade in dem Stadium, wo er voller eitlen Stolzes ist und sich etwas auf seine Kraft einbildet."

    Nach weiteren zehn Tagen fragte man ihn wieder, und er sagte:

    "Noch nicht. Sein Blick ist noch zu angespannt, und er ist zu energiegeladen."

    Als weitere zehn Tage vergangen waren, fragte man ihn wieder, und er sagte:

    "Beinahe. Auch wenn ein anderer Hahn kräht, rührt sich nichts in seinem Inneren. Wenn du ihn ansiehst, denkst du, er sei aus Holz geschnitzt. Seine Tugend ist vollkommen. Andere Hähne wagen es nicht, ihm entgegenzutreten; sie machen kehrt und laufen davon."

    Wenn es dagegen um "Offene Weite, nix heiliges" geht, was will ich da mit Karten?

    Ganz so ist es nicht. Gerade koans und verwirrende Zen-Geschichten dienen ja zum "messen" der eigenen Einsicht. Ein anderes Beispiel für eine Zen-Karte sind die Ochsenbilder. Im Zhuanghzi gibt es auch viele Geschichten, die "richtige" Ansichten und "falsche" Ansichten darstellen.


    Was aus dem Zhuangzi, das mich an die Bodhidharma-Aussage erinnert:


    Zitat

    "Halbschatten fragte Schatten und sagte: "In einem Augenblick bewegst du dich und im nächsten stehst du still. In einem Moment sitzt du und im nächsten stehst du auf. Warum fehlt es dir derart an Beständigkeit?"

    Schatten sagte: "Muss ich von etwas anderem abhängig sein, um zu sein, was ich bin? Wenn dem so ist, muss dann das, wovon ich abhängig bin, wieder von etwas anderem abhängig sein, um zu sein, was es ist? Muss ich von den Schuppen eines Schlangenbauchs oder den Vorderflügeln einer Zikade abhängig sein? Wie soll ich wissen, warum ich bin, was ich bin? Wie soll ich wissen, warum ich nicht bin, was ich nicht bin?"

    Noch etwas bezüglich des Unterschiedes zwischen Zazen und Vipassana.

    Die folgende Textstelle ist provokativ, kommt sie doch von Daniel Ingram aus seinem "Hardcore Buddhismus"-Buch.

    Er erwähnt hier, dass bei Zen größtenteils auf ein "Stufenmodell der Einsicht" verzichtet wird, während es in manchen Theravada-Traditionen (nach Ingram) didaktischer vorgeht und es detaillierte "Karten" zum Weg der Einsicht gibt.


    Zitat

    Die Modell-Terminologie, die ich benutze, ist aus den antiken

    Kommentaren des Pali Kanons der Theravāda-Tradition. Dieses

    Modell wird meist in Burma, aber bis zu einem bestimmten Grade

    auch in anderen Theravāda-Traditionen verwandt. Zen ist sich wahr-

    scheinlich vollständig dieser Stufen bewusst, da alle Zen-Meister

    durch sie durch mussten und es auch weiterhin müssen, aber sie ten-

    dieren dazu, sie nicht zu benennen oder darüber zu reden, was ihr

    typischer Stil ist. Dies kann durchaus hilfreich sein, da Leute be-

    sessen von diesen Listen sein können und sie dadurch in eine neue

    Form nutzlosen Inhalts verdrehen könnten, zu einer Quelle von

    zwanghafter Identifikation und Konkurrenzgehabe. Dies ist die häss-

    liche Schattenseite der zielorientierten oder kartenbasierten Praxis,

    aber oft (obwohl nicht immer) wird mit ehrlicher Bewusstheit diese

    Seite überwunden.


    Schön, wenn der Meditierende, der sich wirklich auf Einsichtsgebiet

    befindet und mit der richtigen Praxis weitermacht, einen Weg findet,

    sich davon zu gegebener Zeit zu lösen. Auch wenn man festsitzt,

    kann dem Meditierenden eine Umgebungskarte wirklich helfen

    nicht die vielen der üblichen und verführenden Fehler dieser Stufen

    zu machen als auch den Meditierenden mit dem Vertrauen auszu-

    statten, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet, wenn er auf die

    harten oder seltsamen Stufen stößt. Diese Stufen können die Sicht-

    weise des Lebens des Meditierenden stark beeinflussen oder in

    Schräglage bringen, bis man sie gemeistert hat und es kann sehr hilf-

    reich sein, sich daran zu erinnern, wenn man durch dieses Gebiet

    navigiert, um seinen Job und seine Beziehungen aufrechtzuerhalten.

    Diejenigen, die nicht den Vorteil der Karten in dieser Situation be-

    sitzen oder die es sich ausgesucht haben, sie zu ignorieren, werden

    viel leichter durch die psychologischen Extreme und Herausforde-

    rungen, die manchmal die Stufen wie „das Entstehen und Vergehen“

    und die der „Dunklen Nacht“ begleiten, angegriffen.


    Solange viele Leute diese Karten aus diversen Gründen (wie z. B.

    ihrer eigenen Unsicherheit) nicht kennen lernen wollen, denke ich,

    dass viele schon weiter in ihrer Praxis wären, wenn sie sie kennen

    würden. Zumindest zeigen diese Karten klar, dass es sehr viel mehr

    gibt als nur Philosophie oder Psychologie. Sie weisen auch klar und

    unzweideutig darauf hin, wie das „Spiel“ gespielt wird, Schritt für

    Schritt, Stufe für Stufe, auf was man achten sollte und noch wich-

    tiger warum, und sie geben Richtlinien dazu, wie man vermeidet,

    sich völlig zu vertun. Warum Leute diese Dinge nicht wissen wollen,

    ist mir ganz unverständlich.

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