Posts from Adrenaline in thread „Ist Chandrakirtis Auffassung von Mitgefühl "ungewöhnlich"?“

    Djkr sagt auf jeden Fall in "es geht nicht um Glück" dass die verschiedenen belehrungen und Übungen zu Bodhicitta gleich wichtig sind. Aber wie gesagt verstehe ich selbst unter Mitgefühl nicht sich permanent um andere zu kümmern, sondern der Wunsch das alle Wesen frei von Leid sein mögen. Relatives Bodhicitta geht glaube ich nicht darum einer Dame die Tasche zu tragen, sondern eher um die Geisteshaltung selbst die man dabei hat. Aber ich lese lieber nochmal nach, dass sind nur meine eigenen Gedanken dazu.

    Man darf ja auch nicht vergessen wem was gelehrt wird. Einige sind sehr verkopft, da ist dann Mitgefühl trainieren sehr wichtig. Andere sind wiederum sehr liebevoll aber es fehlt vielleicht Weisheit. So in etwa. Aber letztendlich sollte man beides verwirklichen. So verstehe ich das auf der relativen Ebene.

    Wie gesagt fände ich toll, wenn jemand noch eine Definition von absolutem Bodhicitta findet. Djkr spricht ja schon auch von allumfassendem nicht ausschließlichdem Mitgefühl. Nicht nur von Leerheit.

    das sehe ich auch alles so.

    Absolutes Bodhichitta hab ich in dem Büchlein: "Geistestraining" von Ringu Tulku Rinpoche. Die Erklärungen dort sind ja nicht auf aller schwerstem Level.

    Oben habe ich das je gepostet es gibt dann noch Unterpunkte im Geistestraining, die alle unter absolutes Bodhichittita erklärt werden.

    Ich kenne halt wie gesagt die Warnungen sich nicht zu sehr auf Leerheit und zu wenig auf Mitgefühl zu konzentrieren. Gerade auf Mahamudra und Dzogchenebene wird davor gewarnt. Man wird dann zu einem "vertrocknetem Yogi" sagt Tsoknyi Rinpoche. Jemand der zwar Shunyata ein Stück weit erkennt aber von keinem nutzen ist. Dann verläuft man sich in der Leerheit.

    Ich glaub ich hab das Buch, was du erwähnt hast zwar mal durchgelesen aber ich besitze das nicht und habe es vergessen, falls da sowas stand. Ich kenne halt die Videos von Dzongsar Khyentse Rinpoche, welcher für mich wichtig ist. Und die warnen vor dem Gegenteil.


    Ich war die totale Mutter-Glucke, oft waren auch andere Kinder bei mir. Ich hab mit denen Bogenschießen gemacht und gebastelt und ein Drama hat sich abgespielt weil ein Kind wollte dass ich seine Mama werde. Seine alleinerziehende Mutter war sehr krank aber wollte ihn dann doch nicht abgeben. Ich weiß nicht wo er jetzt ist, oder ob er wollen würde, dass ich ihn kontaktiere. Wir mussten uns film-reif verabschieden, es war echt furchtbar. Genau genommen hab ich mich auch noch um seinen älteren Bruder etwas gekümmert.


    Bei so einem Leben hab ich diese Möglichkeit nicht bedacht, die du nennst. Und irgendwie kann ich es mir für mich nicht mehr vorstellen, dass das Mama-mässige weggeht. Das hab ich halt jetzt drin.

    Daher habe ich diese ganze Möglichkeit noch nicht bedacht, zumal ich solche Warnungen auch nicht kenne... wieder was neues gelernt...

    Aus "Der große Augenblick: das wilde Erwachen zur wahren Natur des Geistes" von Dzogchen Ponlop Rinpoche. Leerheit und Mitgefühl ist untrennbar, aber dass es dasselbe ist würde ich nicht sagen.

    Tsoknyi Rinpoche z.b. spricht in "furchtlose Einfachheit" von Belehrungen für den Kopf und Belehrungen fürs Herz und warnt davor eins davon zu vernachlässigen. Wäre es gleich würde es ja reichen nur zu versuchen Leerheit zu verwirklichen und Mitgefühl außen vor zu lassen. Die Betonung liegt aber auf beidem. :?

    ich würde so sagen:

    Leerheit+Mitgefühl untrennbar = absolutes Bodhichitta


    Aber in den Belehrungen ist es getrennt. Unter "Absolutes Bodhichitta" werden nur Leerheits-Erklärungen gegeben. Unter "relatives Bodhichitta" die Mitgefühls-Erklärungen (mit den praktischen Beispielen für das Leben, z.B im Lojong)


    absolutes Bodhichitta kann ja nicht bis zum letzten mit Worten erklärt werden. Also dass es als Leerheit-Mitgefühl untgetrennt verwirklicht wird, kann man nicht erklären. Die praktischen Übungen für relatives Mitgefühl sind halt nötig und das Kontemplieren der Leerheits-Belehrungen.

    :? ist das was Du beschreibst das gleiche wie Leerheit?

    Nach meinem Verständnis ist absolutes Bodhicita = Leerheit(srealisation)

    Jein, Leerheit alleine ist nur Weisheit, da fehlt noch das Mitgefühl. :) Leerheit und allumfassendes Mitgefühl vereint würde ich sagen ist absolutes Bodhicitta. Im natürlichen Gewahrsein des erwachten Geistes hat man beides verwirklicht.

    Ich meine, dass du @Sherab Yönten das hier richtig siehst. Mitgefühl stellt sich von selbst ein wenn man absolutes Bodhichitta realisiert. Da es ja keine Trennung mehr gibt zwischen "mir" und "jemand anderem". Daher wird Mitgefühl in den Belehrungen zum absoluten Bodhichitta nicht genannt. Eine Weisheit ohne Mitgefühl kann gar nicht entstehen. Das wäre dann nur Kopf-Wissen zum Thema Leerheit. Daran würde man es auch merken, dass man "im Kopf steckt"-wenn eben das Mitgefühl nicht wächst.


    Im Lojong Geistestraining heißen die Slogans unter dem Stichwort: Absolutes Bodhichitta:


    Zitat


    -Betrachte alle Erscheinungen als Traum


    -Untersuche die ungeborene Natur des Geistes


    -Befreie dich sogar vom Gegenmittel und löse dich von den Erfahrungen der Meditation


    -Betrachte nach der Meditation alles als Illusion


    -Verweile in der Natur von Alaya, der wahren Natur des Geistes



    dann kommt die Überschrift: Relatives Bodhichitta, beginnend mit Tonglen und der Nachmeditation dafür

    Chöd dient dazu, geistig die Anhaftung an den Körper abzuschneiden. Das hat mit einer tatsächlichen körperlichen "Selbstopferung" gar nichts zu tun.

    Ich frag mich immer, wenn man das praktizieren würde, was man dann noch für den Körper tut oder tun sollte. Den Rücken stärken wenn man ein Schreibtischtäter ist, das kann ich mir noch vorstellen. Aber Aktionen zum Aufhübschen werden dann wohl komplett wegfallen? Das ist schon fettes Ego finde ich.


    :?

    Das stimmt wohl, immerhin sieht man jedoch anhand solcher Erwägungen, dass es für uns nicht wirklich abzusehen ist, ob eine Handlung am Ende 'gut' oder 'schlecht' ist. Sich bemühen zu verstehen, sich nicht zu viel oder zu wenig einzubringen und den gesunden Menschenverstand einsetzen - besser können wir es halt nicht machen.


    (Hoffe, das passt noch, Ihr seid ja schon länger dabei)

    das sehe ich auch so und das ist eben grade das Problem dass man ohne Weisheit auch nicht richtig mitfühlend sein kann. Ich glaube DJKR spricht sich deswegen so aus, dass sich weniger einzubringen gut ist und man sich auf das Verwirklichen der Leerheit konzentrieren soll. Wenn nämlich die Weisheit der höchsten Ebene anwächst, dann wächst auch die Weisheit die man anwenden kann wenn es um das schlichte Verständnis der Vorgänge in der relativen Welt geht.

    Hier steht ja auch nirgendwo, dass er das "einfach so" betonen würde. Die Balance herzustellen, kann auf einen Einzelnen, eine Gruppe oder auch auf das allgemeine Verständnis bezogen sein. Gerade wenn etwas als Youtube-Video herauskommt, und dass er sich dessen sehr bewusst ist, kann man sich denken, immerhin ist er selbst Filmemacher, dann macht es Sinn, ein viel weiteres und vielfältiges Publikum im Hinterkopf zu behalten.

    normal ist er so unterwegs, dass er die Probleme der tibetisch-buddhistischen Szene im gesamten im Kopf hat. Für mich macht es absolut Sinn, dass er das immer wieder so sagt.

    Aber ich seh doch jetzt das diese Videos nicht DIE klassische Belehrung zum Thema sind. Wobei ich sagen muss dass ich noch immer nicht weiß wie oft und bei wem von den alten Meistern die Chandrakirti Aussage vor kommt. Wenn ich mal 90 bin, weiß ich sowas dann vielleicht...

    Duales Mitgefühl ist immer durchzogen von Stolz. Bevor ich das Video gesehen habe ist mir schon immer aufgefallen, dass Buddhisten untereinander oft ein "Opfer ihres Mitgefühls" suchen. Das heißt zum Teil gibt es richtig Wünsche, der andere möge ungebildet sein, damit man ihn aus Mitgefühl belehren kann. Er möge ein wenig labil sein, damit man ihn aus Mitgefühl ein wenig aufbauen kann. Er möge keine Ahnung haben, wo sich die Toilette befindet, damit man ihm aus Mitgefühl das mitteilen kann.


    Stellt man dann fest: Der andere ist ein alter Haase, weiß von vor 5 Jahren schon wo das Klo ist, kommt mit sich und der Lehre klar, dann gibt es eine gewisse Enttäuschung...

    Stolz und schlechtes Gewissen sagt Dzongsar Khyentse Rinpoche. Ja für das Gewissen braucht man auch die Mitgefühls Opfer. Denn wenn sich heute keiner zur Verfügung stellt als Mitgefühls-Opfer,hat man ein schlechtes Gewissen, heute sein "Soll" als Buddhist nicht erfüllt zu haben.


    Bisschen überspitzt formuliert aber solche Tendenzen meinte ich zu bemerken.. Ich glaube nicht, dass er das einfach so nur immer wieder betont.

    Vielen Dank für eure Darstellungen. Es ist nur so, dass ich das alles kenne und würde einfach gerne wissen, wieso es Chandrakirti anders sagt. Bzw ob die Darstellung eine Ausnahme ist-bezogen auf andere klassische Texte.


    Ich finde halt nicht, dass die Videos sich nach Balance anhören. Dann kann es ja nur so zu verstehen sein, dass Dzongsar Kyentse Rinpoche meint, das muss jetzt mal gesagt werden und daher immer wieder diese Chandrakirti-Textstelle auspackt.


    der Formulierung von Dzongsar Khyense Rinpoche: "die Opfer eures Mitgefühls" bezieht sich darauf, dass man Leerheit gar nicht verstanden hat, als Schlagwort nur herbeten kann: "Die Einheit von Weisheit und Mitgefühl" und dann eben sich im Mitgefühl übt, und es ist eben doch einfach nur duales Mitgefühl. So versteh ich ihn, wieso er das macht.

    Grob gesagt würde ich sagen: Mündlich und in einer öffentlichen Veranstaltung mit sehr viele Teilnehmern gehen die Aussagen in Richtung: Gute Taten.

    Je weniger Teilnehmer da sind, und je mehr der Meister als "old school" bekannt ist, geht es in Richtung absolutes Bodhichitta. Sowas wie: "das 9. Kapitel Bodhicharyavatara braucht man nicht verstehen"- wird glaub ich nur in der Volkshochschule gesagt. Die Texte alter Meister sind dann eben Leerheits-Erklärungen welche kein Ende nehmen... Mitgefühl ja, aber da gehts immer um den Bodhisattva, welcher den Wesen zur Befreiung hilft. Dazu muss man es selbst ja erst mal verstanden haben.


    Aber vielleicht seh ich das falsch. Vielleicht wie gesagt bekomme ich einfach nur eine gewisse Richtung alter Schriften in die Hand?:?

    Nun habe ich den Eindruck, dass doch viele heutige Meister sagen, man soll ganz einfach Mitgefühl üben. Also ganz schlicht gute Taten tun. Ein guter Mensch sein

    Dagyab Rinpoche betont auch immer wieder, wie wichtig es ist, "ein guter Mensch" zu sein. Es gibt sogar eine Broschüre die beschreibt, was genau er darunter versteht. Es ist die Grundlage für Bodhicita und für alles weitere.

    ja Ringu Tulku Rinpoche spricht ähnlich. Ich frage mich, ob das so für den modernen Menschen gesprochen ist, sie nicht immer ankommen können mit absolutem Bodhichitta, oder ob Dzongsar Kyentse Rinpoche sich eben auf einen ungewöhnlichen alten Meister bezieht-während andere Rinpoche sich eben auf andere alte Meister beziehen und dass dadurch der Unterschied zustande kommt.


    Nimmt man aber eine Schrift von Ringu Tulku Rinpoche wie z. B. Lojong Geistestraining, dann kommt keinerlei Aufforderung zu guten Taten, sondern es wird absolutes Bodhichitta dargestellt was im Grund eine Leerheitserklärung ist. Regenbogen-Analogie usw...

    Für mich kommt hier schon sehr was anderes rüber, also die Betonung kommt mir sehr anders vor:


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.

    Bisher glaubte ich dass die Definition von Mitgefühl, welche in diesem Video gegeben wird die "normale" Buddhistische Auffassung sei. Aber in letzter Zeit habe ich den Eindruck dass das eher ungewöhnlich ist. Weil dort Leerheit gegenüber gewöhnlichem Mitgefühl sehr vorgezogen wird. Mit gewöhnlichem Mitgefühl meine ich wenn man z. B. der älteren Nachbarin die Einkaufstaschen trägt und sich dabei keine Gedanken macht, ob man in dualem oder non-dualem Geisteszustand ist. Man ist eben einfach grad bei einer Mitgefühlsübung. "Doing good" wird in diesem Video finde ich ziemlich abgewertet. Er sagt man soll jetzt nicht grad schlechtes tun aber...


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    allerdings kannte ich mehrere Jahre nur das nachfolgende Video. Dort interpretiert Dzongsar Khyense Rinpoche die gleiche stelle im Madhyamakavatara. Ich finde er stellt es dort noch radikaler da, durch den Satz: "The victims of your compassion."


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    Nun habe ich den Eindruck, dass doch viele heutige Meister sagen, man soll ganz einfach Mitgefühl üben. Also ganz schlicht gute Taten tun. Ein guter Mensch sein. Vielleicht ist Chandrakirti unter den alten Meistern schon eine Ausnahme in der Darstellung von Mitgefühl und Leerheit?