Posts from Alephant in thread „Ist Chandrakirtis Auffassung von Mitgefühl "ungewöhnlich"?“


    Ja, aber darum geht es in diesem Thread nicht. Es geht um die Frage, ob eine bestimmte Auffassung von Mitgefühl ungewöhnlich ist.


    Ich verstehe deine Ausführungen sehr gut.


    Mitgefühl ist etwas anderes als eine Sorge über mögliche, sich vorgestellte Zustände. Ich denke es geht hier um eine Sache, die sich per Definition aus möglichst unmittelbarer Anschauung einstellt. Und nicht aus Erwägungen heraus.


    Unmittelbare Anschauung heißt in diesem konkreten Beispiel: das sehen was dort ist. Und da ist nur ein Hirsch, ein Jäger und ein Wald. Und keine Vorstellungen dazu oder Vorurteile.


    Es geht in diesem Beispiel übrigens darum, den Jäger davor zu bewahren eine solche Torheit zu begehen: ein anderes Wesen zu töten.



    :star:

    Es gibt im Text "Das Diamantlicht des gewöhnlichen Geistes" ein Kapitel "Mitgefühl, das sich als Feind erhebt"


    (Aus dem "Diamantlicht" des 9. Karmapa - Mahamudra-Belehrungen)


    [lz]Ein Beispiel. Angenommen, du siehst einen Jäger, der Schwierigkeiten hat, einen Hirsch zu töten, und aus Mitgefühl für diesen grausamen Menschen entschließt du dich, ihm zu helfen. Wenn du dein eigenes Mitgefühl für Tiere und dein Gelübde, nicht zu töten, aufgibst und ihm hilfst, das Tier zu erschießen, hat sich Mitgefühl als Feind erhoben.


    Unmittelbare Anschauung, rechte Betrachtung ist Voraussetzung für Handlungen aus Mitgefühl.


    Die Betrachtung hypothetischer Folgen, so wie sie fotost vorgeschlagen hat, erzeugt nicht die Art von Mitgefühl, über die hier meiner Ansicht nach in beiden Fällen (Rinpoche & Chandrakirti) gesprochen wird.


    Das hier konstruierte Dilemma ist also leicht aufzulösen:


    Was, wenn der Jäger in Deinem Beispiel tatsächlich ein grausamer Mensch gewesen ist, dem es Freude gemacht hätte zu töten, aber wenn dieser Jäger nur deshalb losgeschickt worden wäre, weil die Hirsche (Rotwild) die Bäume in diesem Gebiet verbissen hätten, die allein das biologische Gegenmittel für Krebs produziert hätten?


    Es finden hier Erwägungen statt. Keine unmittelbare Anschauung, aus der heraus sich Mitgefühl einstellt.




    :sunny:

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    allerdings kannte ich mehrere Jahre nur das nachfolgende Video. Dort interpretiert Dzongsar Khyense Rinpoche die gleiche stelle im Madhyamakavatara. Ich finde er stellt es dort noch radikaler da, durch den Satz: "The victims of your compassion."


    Nach etwas Recherche kommt es mir so vor, als würde es hier um zwei Qualitäten von "Mitgefühl" gehen.


    In der von mir unterstrichenen Variante wird eine Gefahr in den Folgen des "Mitgefühls" gesehen.


    Es wäre vielleicht zu klären, welche Gefahr hier gesehen wird.


    Und dann, warum sie von Chandrakirti (eventuell) nicht gesehen wurde, oder falls doch:

    Warum er es nicht nötig hielt, zu seiner Zeit darauf hinzuweisen.


    :sunny: