Wenn bei mir so ein orgastisches Gefühl von Stolz hochkommt,bin ich sehr auf der Hut. Es teilt mir viel eher mit, dass da was mit meinerWahrnehmung nicht stimmt! Dieses Gefühl, im Stolz zu baden, ist der Realitätfaktisch nie angemessen, so meine Erfahrung. Es unterscheidet sich für michdoch recht klar von einer freudigen Stimmung der Dankbarkeit, wenn ichAnerkennung durch Mitmenschen interpretiere und tatsächlich erlebe.
Wenn mir etwas besonders gut gelingt, dann empfinde ich große Freude und bin tierisch stolz auf mich. Das ist in Ordnung und muss ich überhaupt nicht infrage stellen.
Realitätsfern wäre es, solche Leistungen immer von mir zu erwarten, die Leistungen anderer nicht ebenso würdigen zu können, mich für "Fehler" oder "Versagen" zu bestrafen, auf andere herabzusehen, andere auf unangemessene Weise zu kritisieren, wenn sie Fehler machen, mein Wissen nicht zu teilen … und letztlich nicht erkennen zu vermögen, dass alles mit allem zusammenhängt und ich niemals etwas ganz alleine und nur durch mich alleine schaffe. Alles ist gemeinsame Anstrengung. Ich ruhe auf den Schultern anderer.
Ich hüte mich also nicht vor meinen Empfindungen, die spontan hervorbrechen und immer am richtigen Platz sind, sondern vor den daraus resultierenden Schlüssen, die ich womöglich ziehe. Der Unterschied ist z.B.: "Das habe ich super gemacht!" und "Ich bin die allerbeste!"*
* Wobei das letzte auch relativ ist, denn wenn ich einen weltweiten Wettbewerb gewinne, dann bin ich in der Tat die Allerbeste. Aber kein Problem, wenn ich das zum einen auf diese bestimmte Tätigkeit beziehe und zum anderen mir dessen bewusst bin, dass das nicht immer so sein wird, und ich in anderen Dingen nicht so gut bin. Kurz: Bodenständigkeit bewahren kann.