Beiträge von Doris im Thema „Heilsames stärken, Unheilsames in uns zu verringern“

    Wenn bei mir so ein orgastisches Gefühl von Stolz hochkommt,bin ich sehr auf der Hut. Es teilt mir viel eher mit, dass da was mit meinerWahrnehmung nicht stimmt! Dieses Gefühl, im Stolz zu baden, ist der Realitätfaktisch nie angemessen, so meine Erfahrung. Es unterscheidet sich für michdoch recht klar von einer freudigen Stimmung der Dankbarkeit, wenn ichAnerkennung durch Mitmenschen interpretiere und tatsächlich erlebe.

    Wenn mir etwas besonders gut gelingt, dann empfinde ich große Freude und bin tierisch stolz auf mich. Das ist in Ordnung und muss ich überhaupt nicht infrage stellen.


    Realitätsfern wäre es, solche Leistungen immer von mir zu erwarten, die Leistungen anderer nicht ebenso würdigen zu können, mich für "Fehler" oder "Versagen" zu bestrafen, auf andere herabzusehen, andere auf unangemessene Weise zu kritisieren, wenn sie Fehler machen, mein Wissen nicht zu teilen … und letztlich nicht erkennen zu vermögen, dass alles mit allem zusammenhängt und ich niemals etwas ganz alleine und nur durch mich alleine schaffe. Alles ist gemeinsame Anstrengung. Ich ruhe auf den Schultern anderer.


    Ich hüte mich also nicht vor meinen Empfindungen, die spontan hervorbrechen und immer am richtigen Platz sind, sondern vor den daraus resultierenden Schlüssen, die ich womöglich ziehe. Der Unterschied ist z.B.: "Das habe ich super gemacht!" und "Ich bin die allerbeste!"*





    * Wobei das letzte auch relativ ist, denn wenn ich einen weltweiten Wettbewerb gewinne, dann bin ich in der Tat die Allerbeste. Aber kein Problem, wenn ich das zum einen auf diese bestimmte Tätigkeit beziehe und zum anderen mir dessen bewusst bin, dass das nicht immer so sein wird, und ich in anderen Dingen nicht so gut bin. Kurz: Bodenständigkeit bewahren kann.

    Ja..das sind nur Worte, und es ist auch immer schwer ein Gefühl zu beschreiben...und Stolz ist ja ein solches und im Prinzip weiß jeder was es bedeutet sich Stolz zu fühlen. Natürlich sollte man nicht daran anhaften, aber trotzdem kann es einem auch den rechten Weg weisen. Wenn Sherab schreibt, dass er sich Stolz gefühlt hat, weil er seinem Kollegen geholfen hat, dann zeigt das doch, dass er da mit seinem Verhalten zufrieden war...das er sich im Einklang mit seiner Überzeugung gehandelt hat...und die Handlung erfolgte ja sehr wahrscheinlich erstmal nicht aus einer rein egoistischen Motivation heraus. Dafür, dass er sich im Einklang mit seiner Handlung verhalten hat, ist er von seinem Gehirn belohnt worden. Warum sollte man sich dafür schämen ? Es ist ein ja ganz natürlicher Prozess... So meinte ich das eigentlich.

    Ich weiß und bin da ganz Deiner Meinung.

    Ich meine auch, dass die buddh. Übungen aller Art auf unsere angeborene Fähigkeit der Selbstbelohnung bauen.

    Für mich gibt es zwei Arten von Stolz.

    Der eine geht in Richtung Arroganz. Oder ist mit Angst verbunden, also z.B. die Angst davor sich klein zu machen.

    Die andere Art von Stolz geht in die Richtung, die Du beschreibst. Das setze ich mit Würde gleich (die wie Du sagst, zum einen gerne als "Menschenwürde" interpretiert wird). Ich verstehe in diesem Kontext unter "Würde" aber, dass man nicht "unter niveau" geht. Das bedeute so viel wie die Einhaltung gewisser Standards ethischer und moralischer Natur und einiges mehr. Das geht also in Richtung Deines Verständnisses von Stolz.

    Jemand der in sich ruht, über eine gewisse Klarheit verfügt, nicht getrieben wird, der strahlt Würde aus. Du nennst das vielleicht Erhabenheit, das eher ein altmodische Begriff dafür ist.


    Genauso wie Stolz kann Würde in negativer sowie in positiver Richtung verwendet werden.


    Der Stolz im christlichen Kontext meint eigentlich Überheblichkeit, Arroganz, Hochmut, sich zum Gott machen. Daher gilt er als Sünde.

    Dass Machtstrukturen solche Begriffe und die damit verbundenen Vorstellungen für ihre Zwecke instrumentalisieren, ist ein anderes Ding. Aber das machen die schließlich auch mit anderen Begriffen wie "Liebe" und "Nächstenliebe".

    Das ist mir schon klar.

    Trotzdem habe ich eine andere Reihenfolge von vielen Belehrungen verinnerlicht und fragte mich warum, wenn doch der Geist den Dingen vorangeht.

    Der Geist geht den Dingen insofern natürlich vorraus, als jede Handlung und jedes Wort, den Ursprung im Geist hat.


    Wenn es aber darum geht, die drei zu zähmen, dann ist die beste Reihenfolge, die vom Groben ins Feine zu gehen. Also vom Köper zu Rede und von da aus zum Geist. Also sich z.B beim Meditieren still hinsetzten, schweigen und auf den Geist sehen.

    Ah, ja, so.

    Nein, es ist immer der Geist, der den Dingen vorangeht.

    Deshalb übt man die Achtsamkeit, weil man dann den vorausgehenden Geist erkennen kann und dann besser handeln oder auch nicht.


    Die Reihenfolge hat für mich den praktischen Hintergrund:
    Es geht um das Om Ah Hung.

    Om ist oben, Ah ist am Mund, Hung ist das Herz, die Mitte des Körpers.

    Ich denke, das kommt von den indischen Wurzeln her, was mit den Chakras.

    Mit den Händen gehe ich von oben nach unten. Das ist fließender als erst Herz, dann Kopf, dann Mund.
    Probier das mal schneller, da bist Du gleich durcheinander.

    Ich denke schon, dass man den Wunsch haben/entwickeln sollte, ein guter Mensch zu sein. Denn das ist die Ausrichtung, die man sich wählt.

    Was sich daraus entwickelt, wie man die Sache anpackt, ist noch mal etwas anderes.

    Aber wenn der Wunsch da ist und stabil, dann werden auch die Klippen des Egos umschifft.

    Und ja, es ist wichtig ein bisschen PR für seine Aktionen zu machen. Jesus empfahl, sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.

    Was in meinen Augen zweierlei bedeutet: zum einen sein Potential zu nutzen und die Nachfolge/Praxis nicht im stillen Kämmerlein zu üben, und zum anderen ein bisschen in die Öffentlichkeit zu treten.

    Öffentlichkeit, weil Menschen durch Nachahmung lernen, weil man dann auch Unterstützung erhalten kann, weil einem das Publikum darauf aufmerksam machen kann, wo es bei einem hakt. Sich auszusetzen ist ein wichtiger Faktor für das Lernen. Außerdem stärkt es und baut Ego-Verhaftung ab. Denn wer Kritik erträgt und lernt damit umzugehen, wird aufrichtiger.

    Klosterleben ist auch PR, man setzt sich aus. (Das vergessen diejenigen, die sich nach der vermeintlichen Ruhe im Kloster sehnen manchmal.