Du liebes bißchen - ja, Zen ist vor allem zu Beginn ein vergleichweise 'anstrengender', fordernder Weg, der insbesondere von Menschen, die mit 'westlichen' Sitzgewohnheiten groß geworden sind, ein großes Maß an virya fordert, an Durchhaltevermögen. Wobei - jede Anstrengung schmerzt, egal ob du Zazen erlernst oder einen Marathon zu laufen. Wenn du damit nicht zurecht kommst, fang am besten gar nicht erst an.
Wobei es natürlich gar nicht darum geht, unter Schmerzen zu sitzen. Zazen ist - in den Worten Dōgens - das Dharma-Tor zu großer Ruhe und Freude. In der Regel braucht es ein paar Jahre Übung, bis man das verifizieren kann - auch ich war manchmal geneigt, den Spruch für blanken Hohn zu halten.
Es ist ein Training, dem auch der Körper unterworfen wird. Ist er hinreichend trainiert, gibt sich das mit den Schmerzen. Schmerzauslöser ist im Normalfall inadäquate Körperhaltung, bedingt durch in ihrer Dehnfähigkeit verkümmerte Muskeln und unzureichend entwickelte Muskulatur (vor allem im Rücken- und Lendenbereich). Das alles muss bei vielen Menschen erst einmal antrainiert werden und das geht nun einmal nicht ohne Schmerzen. Vor allem wenn man mit der körperlichen Übung, dem Erlernen der Form, nicht allzuviel Zeit verplempern will. Der Geist ist willig ...
Dass man es mit dem Training auch übertreiben (bzw. verkehrt machen) und damit Schäden anrichten kann - geschenkt. Ein wenig gesunden Menschenverstand sollte man schon einbringen in die Übung. Und Augenmaß für die eigenen anatomischen Bedingungen - nichts erzwingen wollen. Den eigenen Körper, so wie er ist, liebevoll annehmen. Auch, wenn er schmerzt.
Nebenbei bemerkt - die Übung zeigt auf, wie viel von dem Schmerz "hausgemacht" ist. D.h. wie viel davon physiologische Reaktion ist und wie viel psychologische. Das Training führt u.a. dazu, diesen psychologischen Anteil loslassen zu können*. Schmerzen als Indikator einer körperlichen Überlastung empfinden, ist eine Sache. Schmerzen als Indikator eines körperlichen Schadens eine andere - und an Schmerzen leiden ist nochmals etwas anderes. Trotzdem sollte man als Übende/r anhaltende Schmerzen ernst nehmen und ggf. orthopädisch abklären lassen.
*was zu dem erfreulichen Nebeneffekt erhöhter Resilienz führt, was man insbesondere als chronischer Schmerzpatient zu schätzen weiss ...