Kann Meditation auch schaden, etwa psychisch labilen Menschen?
"Ja und nein. Psychisch labile Menschen können von Meditation profitieren. Zum Beispiel ist nachgewiesen, dass gerade das MBSR in einer speziellen Variante für depressive Menschen Rückfälle verhüten hilft. Spezielle Gruppen für depressive Patienten oder für Schmerzpatienten können also sehr viel Positives bewirken. Man sollte aber ganz klar sagen: Meditation kann nicht alles heilen!
Heute kommen viel mehr Leute mit psychischen Störungen in die Meditationszentren als früher. Angeregt durch die vielen Bücher und die positive Presse wollen sie sich durch Meditation selber heilen. Meditationslehrer und Zen-Meister sagen mir aber, dass sie sich davon überfordert fühlen. Denn viele von ihnen sind nicht dafür ausgebildet, mit Menschen zu arbeiten, die psychische Störungen haben.
Wer psychisch labil ist, sollte möglichst keine stundenlangen Meditationen am Stück über mehrere Tage machen. Bei entsprechend veranlagten Menschen kann es bei langen Meditationszeiten zu Halluzinationen und zu anderen psychotischen Symptomen kommen. Hier ist es sicherer, in einer Gruppe unter kompetenter Anleitung erste Schritte zu machen und dies gegebenenfalls mit einem behandelnden Arzt oder Therapeuten abzustimmen.
In der Meditation tauchen auch Emotionen auf. Meditation ist deshalb relativ kontraindiziert bei Belastungsreaktionen nach einem schweren Trauma, zum Beispiel, wenn man Opfer einer Gewalttat oder einer Naturkatastrophe war oder einen schweren Unfall hatte. Dann kann das Trauma in der Meditation wieder auftauchen. Da muss Vorsorge getroffen werden. Einen MBSR-Kurs 'Stressbewältigung durch Achtsamkeit' sollten diese Menschen zum Beispiel nicht machen. Der ist geeignet für Menschen, die Stress bewältigen wollen, auch bei chronischem Stress, aber nichts für massive psychische Störungen."