Beiträge von Aravind im Thema „Trockenes Vipassana vs. feuchtes Vipassana (dry vipassana / wet vipassana)“

    Ich kann bei manchem mitgehen was Ingram da schreibt.


    Was mich aus Sicht meiner Praxis verwundert, ist, dass er sich die Chance vergibt , durch den Wechsel zwischen gerichteter Achtsamkeit (Samadhi) und offener Achtsamkeit (Vipassana, Satipathana) zu Erkenntnissen zu kommen. Das bleibt in seinem "System" dann ja komplett dem Zufall überlassen, ist aber nach meiner Erfahrung ein starkes Werkzeug.



    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Endlich komme ich dazu, zu Deinem netten Bericht etwas zu schreiben.

    Letztlich war mir der Gedanke relativ neu, dass man die meisten Techniken zu beidem einsetzen kann.


    Das finde auch Sicht meiner Praxis aus auch verwunderlich. Die Übung meiner Tradition beruht gerade auf dem Wechsel zwischen gerichteter Achtsamkeit (auf das Meditationsobjekt) und ungerichtetem Gewahrsam. Im ungerichteten Gewahrsam wird auch nicht analysiert, höchstens benannt ("höchstens", weil auch die Benennung "nur" eine Hilfe ist, je nach Tagesform und eigenem Fortschritt, die man später meist nicht mehr braucht). Die "Wahrheit" kommt dann durch unmittelbare Erkenntnis zum Vorschein, nicht durch bewusste Analyse.


    Ich habe den Verdacht, das bei Goenka Bodyscan nicht gleich Bodyscan ist, sondern in beiden Ausführungen existiert: Als Meditation auf ein Objekt (auch wenn das ständig wechselt), und als offene Achtsamkeit auf das, was man gerade vorfindet. EIgentlich könnte man das verschieden benennen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Wie gesagt, eine riesen Debatte, enorm unübersichtlich, aber das sind wohl so die Grundzüge davon.

    Ja, glaub ich auch. Ist mir im Prinzip auch nicht so wichtig. Ich hatte ursprünglich hier ja nur geschrieben, weil ich den Eindruck hatte, Methoden, die ich gut kenne, könnten falsch interpretiert werden.


    Für meine eigene Praxis spielt so eine Einordnung überhaupt keine Rolle. Diese Diskussion hat aber netterweise dazu geführt, dass ich wieder mehr bei Ajahn Brahm gelesen habe, dem großen Jhana-Verkünder (nicht negativ gemeint). Ich würde mal sagen, der ist tropfnass! :) Da die Zielrichtung bei ihm so ganz anders als meine Praxis ist, fand ich das sehr spannend.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS: Essen war super! :)

    Zumindest mir liegt das fern. Vor allem, weil es ja hauptsächlich um technische Details geht, und gar nicht so sehr um weltanschauliche Fragen.

    Oh, stimmt, so könnte man meinen Absatz verstehen. Nein, ich meinte nicht im entferntesten Dich damit. Ich meinte diejenigen, die solche Unterscheidungen aufmachen; meist, um zu begründen, warum ihre Schule "richtiger" ist.


    Und mein etwas genervter Ton lag daran, dass ich Hunger habe. :)

    Aravind.

    Zitat

    [...]

    But attaining these sublime modes of concentration required long periods spent removed from the world in intensive meditation, deep in the proverbial jungle or mountain cave.

    [...]

    Wäre das wahr könnte man tatsächlich zu dem Schluss kommen, der Versuch, die jhanas zu erreichen, wäre Zeitverschwendung. Entspricht aber einfach nicht der Realität; ich finde es schade, dass das immer wieder wiederholt wird. Findet man sein Dasein als Weltling mit allem drum und dran eigentlich eh super, wird man sich natürlich schwerer damit tun, jhanas zu erreichen, als wenn glaubt, dass das nicht alles sein kann.

    Das scheint mir auch so, weiß ich aber nicht aus Erfahrung.


    Das Argument im "Jhana-War" ist die potentielle Anhaftung an Nimitta und Jhana, nicht die Schwierigkeit.


    Hatte vorhin Deinen anderen Post nicht gewürdigt: Wer lehrt denn Einsichtsmeditation ohne Samatha?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Da scheiden sich etwas die Geister.

    Ja, so ist das mit Labeln. Sie funktionieren meist nur gut zur Abgrenzung, wenn man die Lehre oder die Methoden des anderen, von dem abgegrenzt werden soll, zurechtbiegt.


    Zitat

    Eine sehr interessante Frage, ob der Bodyscan als Samatha gesehen werden kann. Bin da etwas überfragt, (...)

    Das ist doch keine Frage der Definition, sondern der Funktion. Und die Funktion bei Goenka ist Samatha, so wie bei Wiki beschrieben:

    Zitat

    Samatha-bhavana zielt auf die Entwicklung von Konzentration und damit auf die Stabilität des Geistes ab.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    @mkha'

    Auf Einsichtsmeditation ohne Samatha. Deswegen meine Frage, wer denn das definiert hat und welche Linie da dazu gehören soll.


    @Grashuepfer : der Bodyscan ist doch gerade Samatha!

    "Mahasi Sayadaw" ist die Linie meines Lehrers. Da ist nichts ohne Samatha. "Bare insight" bezieht sich auf direktes Erkennen ohne Denken, nicht ohne Achtsamkeit.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS: Richtig ist, das in den mir bekannten Richtungen das Streben nach Jhanas als Hindernis angesehen wird. Ebenso wie tiefe Versenkungszustände als Selbstzweck. Die Jhana-Diskussion gibt es auch im klassischen Theravada (ich erinnere mich an das Stichwort Jhana-war).

    Daher kamen einige burmesische Lehrer und haben versucht, eine Praxis zu finden, die nicht zu kompliziert-verkopft ist, und echt effektiv. Das Ergebnis war das, was man öfter als "Vipassana-Bewegung" bezeichnet. Man sollte nicht mehr lange Konzentrationsübungen machen, sondern sich direkt der Beobachtung des Geistes widmen (= Einsichtsmeditation / Vipassana). Das war insgesamt sehr erfolgreich und hat auch einige amerikanische Lehrer wie Goldstein, Kornfield, Salzberg... inspiriert, welche das dann in den Westen getragen haben.


    Das nennt man "trockenes" Vipassana, weil man ohne die sonst übliche Vor-Arbeit durch Konzentrationsarbeit (Samatha) direkt an die Einsichtsmeditation geht.

    Ich kenne den Begriff "trockenes Vipassana" nicht, aber Kornfield lehrt definitiv nicht das, was Du beschrieben hast. Genau so wenig wie Ajahn Chah, Goenka und mein eigener Lehrer, der auch einer burmesischen Linie entstammt. Über andere Schulen kann ich nichts sagen.

    Es geht doch nicht darum, auf die Konzentrationsübungen zu verzichten, sondern "nur" auf die lange Periode der vorbereitenden Konzentrationsübungen. Die Achtsamkeitsmeditation setzt bei den genannten Schulen praktisch den Rahmen für die Einsichtsmeditation. Wenn die Gedanken in der Einsichtsichtsmeditation zu sehr abschweifen, dann kehrt man zur Konzentration zurück. Für die AnfängerIn ergibt sich so etwas wie ein pulsierender Wechsel zwischen starker Konzentration und Offenheit zur Einsicht.


    Was mir auch fehlt, ist ein Hinweis auf die Liebende-Güte-Meditation in den genannten Schulen, die ja gerade den Effekt hat, der "Dunklen Nacht" vorzubeugen.


    Aus Interesse: Wer wäre denn ein Vertreter des trockenen Vipassana? Wer hat das definiert/abgegrenzt?


    Liebe Grüße,

    Aravind.