Beiträge von mukti im Thema „Zitate aus dem Theravada“

    Der Buddha sagt, wir sollen das 'Loslassen' praktizieren. Diese 'Praxis des Loslassens' ist nur schwer zu verstehen, nicht wahr? Wenn wir loslassen, dann hören wir auf zu praktizieren, oder? ... Denn wir haben ja losgelassen.


    Nehmt einmal an, wir würden auf dem Markt ein paar Kokosnüsse kaufen, und auf dem Heimweg fragt uns jemand: "Wofür hast Du die Kokosnüsse gekauft?" "Um sie zu essen." "Willst Du die Schalen ebenfalls essen?" "Nein." "Das glaub ich Dir nicht. Wenn Du die Schalen nicht essen willst, warum hast Du sie dann zusätzlich gekauft?"

    Nun, was sagt man darauf? Wie beantwortet man diese Frage? Wir praktizieren mit Verlangen. Hätten wir nicht das Verlangen danach, dann würden wir nicht praktizieren. Praxis mit Verlangen ist tanhä. Durch diese Art der Kontemplation kann Weisheit entstehen. Zum Beispiel diese Kokosnüsse: Werdet Ihr die Schalen ebenfalls essen? Natürlich nicht. Und warum nehmt Ihr sie dann? Weil die Zeit noch nicht gekommen ist, sie wegzuwerfen. Sie sind nützlich um die Kokosnuß darin einzupacken. Wenn Ihr die Schalen wegwerft, nachdem Ihr die Kokosnuß gegessen habt, dann gibt es kein Problem.


    Mit unserer Praxis ist es genauso. Der Buddha sagte: "Handle nicht mit Verlangen, sprich nicht mit Verlangen, iß nicht mit Verlangen." Stehen, Gehen, Sitzen oder Liegen ... was auch immer ... tu es nicht mit Verlangen. Das bedeutet, es mit innerem Abstand zu tun. Es ist genau das gleiche, wenn man Kokosnüsse auf dem Markt kauft. Wir werden die Schalen nicht essen, aber es ist auch noch nicht an der Zeit, sie wegzuwerfen. Zuerst behalten wir sie. So geht das mit der Praxis. Konventionelle Realität und Transzendenz existieren gemeinsam, wie bei einer Kokosnuß. Das Fruchtfleisch, die sie umhüllende Haut und die Schale sind eine Einheit. Wenn wir sie kaufen, dann kaufen wir das ganze Ding. Wenn jemand uns vorwirft, wir würden Kokosnußschalen essen, dann ist das ihre Angelegenheit. Wir sind uns dessen bewußt, was wir tun.


    Ajahn Chah, Erfahrbare Freiheit

    Reinheit der ethischen Zurückhaltung bedeutet, ein Gespür zu haben für Ehrlichkeit und Freundlichkeit anderen gegenüber. Das bringt Zufriedenheit und Freiheit von Sorgen und Reue. Es gibt keine Reue mehr, weil es kein aggressives und verletzendes Verhalten mehr gibt. Es ist eine Form von Glück, fast ein himmlischer Zustand. Ihr fühlt euch behaglich, ihr esst und schlaft bequem mit dem Glück, das aus ethischer Zurückhaltung entsteht. Das ist das Ergebnis, ethische Zurückhaltung ist die Ursache. Es ist ein Prinzip der Dhammapraxis, damit Güte entstehen kann. Wenn ethische Zurückhaltung auf diese Weise aufrechterhalten wird, verschwindet das Böse und an seiner Stelle entsteht Wohlwollen, als Ergebnis rechter Übung.


    Ajahn Chah

    Wenn Ihr anicca (Unbeständigkeit) kennt, dann werdet Ihr loslassen und Euch nicht an den Dingen festhalten. Du sagst z.B.: "Zerbrich mein Glas nicht!" Könnt Ihr es verhindern, daß etwas Zerbrechliches zerbricht? Wenn es jetzt nicht zerbricht, dann zerbricht es eben später. Wenn Ihr es nicht zerbrecht, dann wird es jemand anders tun. Wenn jemand anders es nicht zerbricht, dann wird es eines der Hühner tun! Der Buddha sagt, man solle dies akzeptieren. Er durchschaute diese Wahrheit sehr tief, nämlich, daß dieses Glas bereits zerbrochen ist.

    Wenn Ihr dieses Glas benutzt, müßt Ihr immer darüber reflektieren, daß es bereits zerbrochen ist. Versteht Ihr das? Solcher Art war das Verständnis des Buddha. Er sah das zerbrochene Glas bereits im unzerbrochenen. Wenn seine Zeit um ist, wird

    es zerbrechen. Entwickelt diese Art des Verstehens. Benutzt das Glas, geht sorgfältig damit um, bis es Euch dann eines schönen Tages aus der Hand rutscht ... Klirr! ... Kein Problem. Warum gibt es kein Problem? Ihr saht bereits dessen Zerbrochensein, bevor es zerbrach. Aber normalerweise sagen die Leute: "Ich liebe dieses Glas so sehr, möge es niemals zerbrechen." Daraufhin zerbricht es der Hund ... "Ich werde diesen verdammten Köter umbringen!" Ihr haßt den Hund, weil er Euer Glas zerbrochen hat. Wenn es von einem Eurer Kinder zerbrochen wird, dann werdet Ihr es ebenfalls hassen. Warum ist das so? Weil Ihr in Euch selbst etwas angestaut habt, das Wasser kann nicht fließen. Ihr habt einen Damm errichtet, ohne eine Überlaufrinne. Dem Damm bleibt nichts anderes übrig, als zu brechen, oder? Wenn Ihr einen Damm baut, müßt Ihr auch eine Überlaufrinne einbauen. Wenn das Wasser zu hoch steigt, kann es sicher ablaufen. Sollte das Wasser also bis zum Rand reichen, dann öffnet man die Überlaufrinne. Man braucht so ein Sicherheitsventil. Die Vergänglichkeit ist das Sicherheitsventil der 'Edlen Praktizierenden'. Solltet Ihr so ein Sicherheitsventil besitzen, dann seid Ihr mit Euch in Frieden.


    Ajahn Chah: "Erfahrbare Freiheit"

    Zitat

    Die Menschen wirbeln im Kreis herum. Sie werden geboren, und dann sterben sie. Sie sterben, und dann werden sie geboren. Sie hängen an altem Plunder.


    Die Himmelswesen der Sinnessphäre, die Tiere, die Menschen, sie alle hängen an altem Plunder, am "Dreikorb" von Essen, Schlafen, Fortpflanzen. Schon unsere Großeltern hingen an nichts als altem Plunder. Egal ob Buddhas, Paccekabuddhas oder Arahants - vor ihrem Erwachen hingen auch sie an altem Plunder, fasziniert von altem Plunder in alten Formen, alten Klängen, alten Gerüchen, alten Geschmäckern. All dies ist uferlos, grenzenlos, ohne Anfang, ohne Ende. So manifestiert es sich. Und wir sind ganz aufgeregt bei dem alten Plunder, sind richtig süchtig nach dem Gaumenkitzel von altem Plunder.


    Wende den achtfachen Pfad an, reiß den alten Plunder heraus. Wir wenden die vier Machtfährten* an,schlagen mit Wucht einen Pflock ein, dass es nur so knallt. Wir treiben den alten Pflock, die Unwissenheit, heraus. Der neue Pflock, wahres Wissen, tritt an seine Stelle.

    Wir üben uns in Askese, strengen uns enorm an. Damit wir das Alte herausreißen können, müssen wir über lange Zeit die spirituellen Tugenden, die Páramis, errichten. Dann erst können wir uns ans Herausreißen machen, weil der alte Plunder miteinander verlötet ist. Wenn wir genug von der Fleischwerdung in der Abstammungslinie der Herzenstrübungen haben, ist das etwas absolut Erstaunliches in der Welt.


    *Die gebündelte Kraft des Willens, der Energie, des gesammelten Geistes, der Analyse.

    Aus

    MUTTODAYA - LEBEN UND LEHRE VON THAN PHRA ÁCÁN MAN BHÚRIDATTO

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    Alle Gebilde, die sich da zwischen beiden (dem Aufsichnehmen und Niederlegen des Körpers) befinden, sind vergänglich (anicca).

    Und wieso?

    Weil sich da ein Entstehen und Hinschwinden zeigt, ein Anderswerden; weil die Gebilde bloß für eine Zeit bestehen und die Beständigkeit ausschließen.


    Weil aber die aufgestiegenen Gebilde den Beharrungszustand erreichen und im Beharrungszustand durch das Alter erschöpft werden und nach Erreichung des Verfalls unvermeidlich zu Auflösung gelangen, darum gelten sie, eben weil sie immer wieder bedrückt werden, schwer zu ertragen sind, die Grundlagen des Leidens bilden und Glück ausschließen, als 'elend' (dukkha).


    'Möchten doch die aufgestiegenen Gebilde nicht das Beharrungsstadium erlangen!
    Möchten doch die zum Beharrungsstadium gelangten nicht altern!
    Möchten doch die zu Alter gelangten sich nicht auflösen!':

    weil in dieser dreifachen Hinsicht keiner über die Gebilde Gewalt hat und die Gebilde daher leer sind an einem die Macht darüber Ausübenden, darum gelten sie, sofern sie eben leer, herrenlos, machtlos sind und ein Selbst ausschließen, als 'unpersönlich' (anattā).


    Vis. XX.4 Feststellung der 3 Merkmale

    Wenn man von der Oberfläche, vom Außen, rückwärts geht, dann kommt man von den Sinnesobjekten (Welt) auf die Sinne und schließlich auf das Sinnesbewusstsein als tiefsten Hintergrund, von dem alle anderen Daseinsfaktoren abhängen. Hier gibt es nun drei Möglichkeiten, wie das Verhältnis der fünf Daseinsfaktoren zu den sechs Sinnesgebieten zu sehen ist:


    a) Der naive Blick sieht noch gar kein Problem und lässt leichtgläubig Wörter nachreden: "Man glaubt, wo man Begriffe hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen". Man verstößt gegen eine Regel des Buddha: Man gibt einen der Erklärung bedürftigen Text für nicht erklärungsbedürftig aus.


    b) Man fühlt zwar ein Bedürfnis nach Erklärung, aber setzt dann allzu rasch den Vervielfältigungsapparat des Intellekts in Gang und errichtet ein Denkgebäude, zu dessen Stützung immer mehr Begriffe nötig sind. Das kommt in der buddhistischen Scholastik oft vor. Deren Gebäude zu vergleichen und Leitfäden zu den Kompendien der Subkommentare zu schreiben, ist sehr fruchtbar, aber:


    "Und wenn ich mich am Ende niedersetze,

    quillt innerlich doch keine neue Kraft;

    ich bin nicht um ein Haarbreit höher,

    bin dem Unendlichen nicht näher...


    Da steh ich nun, ich armer Tor,

    und bin so klug als wie zuvor."


    c) Man erkennt zuerst: "Ich weiß dass ich nichts weiß". Erst nach längerer Lehrnachfolge verdichtet sich ein Ahnen zur Gewissheit: "Nichterkanntes werde ich erkennen." Wenn schließlich die neugierigen Vielfaltstriebe stiller und feiner geworden sind, schließt sich der Kreis, und der Zusammenhang der Sechs und der Fünf sowie ihre Beziehung zu den Trieben des Herzens erscheint klar und einfach. Damit dürfte auch das Bedürfnis verschwinden, diese Erfahrung anderen aufzudrängen. Ein Mystiker erntet Plage und Anstoß, weil er ganze Generationen von Scholastikern arbeitslos machen würde und weil ganze Bibliotheken zu Makulatur würden.


    Aus der Einleitung zum Buch IV des Samyutta Nikāya von Hellmuth Hecker

    Glück ist nur das Aufhören von Dukkha oder Beglückung ist die Befreiung von einem Schmerz - da kann ich keinen wesentlichen Unterschied entdecken. Und wenn Glück eintritt, dann unterscheidet sich das ja von Leid, also muss das vorher da gewesen sein damit dieser Unterschied erfahren werden kann. "Leid" im Sinne von Dukkha, also Unzulänglichkeit. Auch wenn es vorher ein neutraler oder relativ glücklicher Zustand war, dann hebt sich Glück oder gesteigertes Glück eben davon ab, also war das Vorherige Unzulänglich, es konnte ja besser werden.

    Zitat

    Wir erkennen Leiden als Leiden, wenn es entsteht. Wenn es dann aufhört, betrachten wir es als Glück. Wir sehen es und bezeichnen es als solches, aber es ist nicht so. Es ist nur das Aufhören von Dukkha


    Ich denke mal es ist in Ordnung zu dieser Aussage von Ajahn Chah einige Gedanken hier reinzuschreiben:


    Begehren treibt unser Leben und Handeln an - 'ich wünsche dass dies aufhört, ich wünsche dass jenes eintritt'. Wenn Dukkha nicht die Grundlage wäre, wie könnten dann Wünsche entstehen? Oder wie es Schopenhauer ausdrückt: "Alle Befriedigung, oder was man gemeinhin Glück nennt, ist eigentlich und wesentlich immer nur negativ und durchaus nie positiv. Beglückung ist demzufolge immer nur die Befreiung von einem Schmerz."


    Alle Wesen sind ständig auf der Flucht vor Dukkha, meistens mit ungeeigneten Mitteln. Denn gerade das Begehren nach Glück über die sechs Sinne hält im Kreislauf des Samsara gefangen, indem solches Glück zeitlich begrenzt ist und man unweigerlich wieder ins Leid zurückfällt. Deshalb ist Dukkha eines der drei Daseinsmerkmale (neben Anicca und Anatta) und nicht Sukha. Gäbe es eine ewige Seele, in irgendeiner Art glückseligem Dasein, dann wäre Glück ein Daseinsmerkmal von dem wir uns durch einen Fall in diese Welt entfernt haben, aber das ist vermutlich eine Wunschvorstellung mancher Religionen. Dass das Dasein untrennbar mit Dukkha verbunden ist, ist dagegen eine Erfahrungstatsache.


    Wenn Nibbana als das höchste Glück bezeichnet wird, ist wohl nicht ein Glücksgefühl gemeint. "Darin besteht ja gerade das Glück, daß es dort keine Gefühle mehr gibt", sagt der ehrwürdige Sāriputta. (A.IX.34)

    Wenn man durch Loslösung Glück oder Zufriedenheit erfährt, ist das auch an die Khandha gebunden. Es ist aber ein Merkmal des überweltlichen Pfades (Lokuttara Magga), wenn es nicht als Selbstzweck angestrebt wird, sondern in dem Wissen dass es ebenfalls zeitweilig ist. Denn ohne Körper/Geist gibt es auch keine Loslösung, mit Parinibbana erlischt alles, auch dass Gefühl - deshalb lässt sich darüber nichts weiter aussagen.

    Mir fällt dazu das Beispiel mit dem Brunnen ein. Wenn man Wasser will gräbt man besser an einer Stelle tief und nicht an mehreren Stellen nur seicht. (Indische Weisheit).

    Zitat

    Wie ihr wisst, sind Dhamma und Vinaya immer ein Paar. Dies überliest man vielleicht leicht, doch eigentlich wird ganz deutlich gesagt, dass beide, Dhamma und Vinaya, das Erbe sind, das der Buddha uns vermacht hat. Ihr kennt alle die berühmten Worte des Buddha an den Ehrwürdigen Ānanda:


    „Ānanda, all das, was ich euch an Dhamma und Vinaya dargelegt und erlassen habe ist nach meinem Dahinscheiden euer Meister.“ (D.16)


    Der Buddha spricht hier (und an vielen anderen Stellen) eben nicht nur vom Dhamma, sondern vom Dhamma-Vinaya als Paar.


    Vinaya – die unbekannte Seite der Lehre des Buddha
    von Kevalī Bhikkhu


    http://www.dhamma-dana.de/buecher/kevali-vinaya.pdf

    Yoniso manasikāra als Achtsamkeit