Beiträge von Helmut im Thema „Von Emotionen schnell zu Mitgefühl wechseln: Wie machen?“

    Es sind keine Zuschreibungen notwendig um etwas wahrnehmen zu können.

    Das würde ja bedeuten: Wenn ein Baby einen Löffel sieht, dann würde es sofort wissen, dies ist ein Löffel obwohl ihm gar nicht erklärt wurde, dass dies ein Löffel ist und es diesen Begriff überhaupt nicht zur Verfügung hat.


    Z.B. Feuer verliert nicht seine Merkmale, nur, weil man es nicht als solches benennen kann.

    Das würde ja bedeuten, es gibt Feuer unabhängig von unserer Wahrnehmung; es gebe ein Feuer an sich, dass aus sich selbst heraus als Feuer besteht, unabhängig von unserer Wahrnehmung. Ein solches Feuer hat noch niemand wahrgenommen.


    Selbstverständlich kann man Feuer nicht als Feuer benennen, wenn es nicht im Wortschatz enthalten ist.

    Wenn man die Bedeutung des Begriffes Feuer nicht kennt, weil dieses Wort im eigenen Wortschatz nicht enthalten ist, dann kann man auch kein Feuer erkennen, weil man nicht weiß was ein Feuer ist.

    Dass was man erlebt, erlebt man nur weil man einen Begriff hat, der das bestimmte Erlebte bezeichnet. Nur weil ich Erlebtes mit einem bestimmten mir vertrauten Begriff korrekt benennen kann, kann ich dieses Erlebte erfahren und verstehen.


    Ein Eichhörnchen kann also nichts erleben?

    Natürlich erlebt ein Eichhörnchen etwas, weil es mit Bewusstsein ausgestattet ist. Es kann unterscheiden was Nahrung ist und was nicht als Nahrung geeignet ist. Dies kann es aber nur, weil es mittels seines Bewusstsein Zuschreibungen vornehmen kann, denn Nüsse z.B. sind nicht aus sich selbst heraus eine geeignete Nahrung fürs Eichhörnchen.


    Die Zuschreibung, die ein Eichhörnchen mit seinem Bewusstsein vornimmt, läuft sicherlich anders ab als beim Menschen. Das Prinzip ist aber dasselbe. Ohne Zuschreibung erkennt man die Phänomene nicht als diese oder jene. Unterscheidung ist also nur auf der Grundlage von Zuschreibung möglich.

    Aha. Was man erlebt, hat tatsächlich nichts mir einem Wort zu tun. Das kann lediglich auf etwas hinweisen, wenn man denn die selbe Sprache spricht.

    Dass was man erlebt, erlebt man nur weil man einen Begriff hat, der das bestimmte Erlebte bezeichnet. Nur weil ich Erlebtes mit einem bestimmten mir vertrauten Begriff korrekt benennen kann, kann ich dieses Erlebte erfahren und verstehen.


    Wenn ich keinen Begriff von Glück habe, kann ich kein Glück erleben, weil ich dann ja gar nicht weiß was Glück ist. Wenn ich nicht weiß was Leid ist, werde ich wohl kaum die ersten beiden edlen Wahrheiten, die der Buddha gelehrt hat, verstehen können.

    "Selbstmitleid" ist sicherlich ein Begriff, der den Zusammenhang, um den es hier geht, nicht gut wiedergibt, eigentlich sogar sehr missverständlich ist. Deshalb ist es sicherlich angemessen, ihn fallen zu lassen und nicht weiter zu benutzen.


    Den Begriff "Mitgefühl mit sich selbst" finde ich gar nicht so schlecht. Mitgefühl ist ja der Wunsch, dass Lebewesen frei sein mögen von Leid und dessen Ursachen. Diesen Wunsch kann ich sehr wohl auch auf mich selber beziehen und dann von "Mitgefühl mit mir selbst" reden, denn dies bedeutet ja, ich will mich vom Leid und seinen Ursachen befreien. In manchen Übersetzungen wird von Entsagung anstatt vom Mitgefühl mit sich selbst gesprochen. Aber auch das ist ein sehr erklärungsbedürftiger Begriff.


    Dieser Wunsch nach eigener Leidfreiheit hat nichts mit Selbstmitleid, was immer das sein soll, zu tun und ist, wie oben bereits erwähnt, die Grundlage auf der man Mitgefühl mit anderen Lebewesen entwickelt.


    Mahakaruna ist das große Mitgefühl, das eines der Ursachen für den Bodhisattva ist, der später durch die Vollendung des Bodhisattvapfades zum Buddha wird. Aber Mahakaruna allein reicht nicht aus um ein Bodhisattva zu werden. Dafür sind als weitere Ursachen Bodhicitta und non-duale Weisheit erforderlich. Auf dieser Grundlage wird man ein Bodhisattva und tritt in den Bodhisattvapfad ein. Dann muss sich der Bodhisattva über fünf Pfade schulen, um ein Buddha zu werden.

    In den Sutren finde ich nicht diesen selbstmitleidigen Ausdruck, der stammt wohl aus unserem modernen Zeitalter.

    Hier von einem selbstmitleidigen Ausdruck zu sprechen ist nicht angemessen.


    Mitgefühl ist eine Geisteshaltung, die sich auf die anderen Lebewesen bezieht. Es besteht in dem Wunsch: "Mögen alle Wesen frei sein von Leid und den Ursachen des Leides."


    Diese Haltung wird man aber erst dann wirklich entwickeln können, wenn man die wahren Leiden und die wahren Ursachen in Bezug auf sich selbst gut durchdrungen hat und dadurch den Wunsch entwickelt, sich von den samsarischen Leiden und deren Ursachen befreien zu wollen. Dann entwickelt man den Gedanken, dass alle anderen Lebewesen in derselben Situation sind wie man selber und entwickelt dann eben den Wunsch, dass auch sie aus diesen Leiden frei kommen mögen.


    Ohne den Wunsch, sich selber aus den samsarischen Leiden befreien zu wollen, wird man kein wirkliches Mitgefühl mit den anderen Lebewesen entwickeln können.