WENN ich ehrlich zu mir bin, ist jeder Mensch, den ich glaube zu kennen, in dem Augenblick, in dem die Interaktion abbricht, zerfallen. Es gibt keinen Grund für Einsamkeit, denn Ich bin immer da und immer allein.
Gut gesagt.
WENN ich ehrlich zu mir bin, ist jeder Mensch, den ich glaube zu kennen, in dem Augenblick, in dem die Interaktion abbricht, zerfallen. Es gibt keinen Grund für Einsamkeit, denn Ich bin immer da und immer allein.
Gut gesagt.
Wenns "mich" ja nachher so, wie ich mich jetzt noch kenne, nicht mehr gibt, wer geniest dann den ganzen Komfort und die Schmerzfreiheit? Nur noch mein Körper ...
Ich mag mich täuschen, aber es kommt mir so vor, als würdest du die Lehre von der Nichtexistenz eines Ichs ein bisschen wie einen Glaubenssatz behandeln, indem du dir allerhand Vorstellungen darüber machst. So ist das aber (nach meinem Verständnis) überhaupt nicht gemeint.
Es ist ja nicht so, dass nach dieser Lehre ein Ich nicht existent wäre, alles andere (etwa dein "Körper" oder ein "nachher" etc.) aber schon. Im Diamnat-Sutra heißt es:
Und warum? Weil, Subhuti, ein Bodhisattva, der die Vorstellung von einem Selbst, die Vorstellung von einer Person, die Vorstellung von einem fühlenden Wesen oder die Vorstellung von einer Lebensspanne hat, kein Bodhisattva ist.
Diamant-Sutra, Kapitel 3
Wenn man ein bisschen tiefer in diesen Taxtabschnitt einsteigt, erschließt sich, dass die vier hier genannten Arten von Vorstellungen für alle Arten von Vorstellungen stehen inklusive der Vorstellung von für sich stehenden Entitäten wie Körpern oder räumlichen Einheiten (Person), immateriellen Wesenheiten wie Gefühlen und Gedanken etc. (fühlende Wesen), Zeitabschnitten bzw. Zeit als solche (Lebensspanne).
Ein Ich (Selbst) kannst du nur sein in genau dem Augenblick, in dem du die Vorstellung von einem Ich (Selbst) aufkommen lässt. Und etwas wie eine Lebensspanne kann es nur geben, in genau dem Augenblick, in dem du die Vorstellung von einer Lebensspanne aufkommen lässt. Derartige Vorstellungen können aber der Soheit des Seins nicht gerecht werden. Im Alltag durchaus praktisch, sind sie im Sinne der Großen Befreiung wie ein Gefängnis, wie ein zu engens Korsett, in dem sich der erleuchtete Geist nicht entfalten kann. Sie stehen zwischen dir und dem genau jetzigen Moment, da dein Geist, solange er in Vorstellungen befangen ist, keine Zeit hat, in der immer unmittelbar jetzt gegebenen Soheit aufzugehen.
In diesem Sinne ist die Lehre der Ichlosigkeit zu verstehen. Sie ist ein Fingerzeig auf das, was du genau jetzt wirklich bist. Keineswegs ist es so, dass in der Verwirklichung der Ichlosigkeit jemand anderes als du diesen Zustand erleben würde. Es wird nur eine Trennung überflüssig - die Trennung zwischen dir und allem, was du erfährst. Ist diese Trennung aufgehoben, kann nicht mehr von einem Ich die Rede sein oder von einer der anderen genannten Vorstellungen.
Tai