Dass es ein "Ich" gibt, kann jeder für sich wahrnehmen. Aber dieses "Ich" ist eben nichts statisches oder gar absolutes. Die Illusion liegt darin zu denken, dass es aber eben genau etwas statisches oder absolutes wäre. Nur, weil man erkennt, dass das "Ich" leer ist, heißt das nicht, dass man kein "Ich" mehr hat, aber, man kann anders damit umgehen.
ja. Aber ab dem Zeitpunkt, wo man dieses Ich als was unstatisches erkennt, ist es ja nicht mehr das Ich, das es mal war. Ab dem Zeitpunkt hab ich ja die Möglichkeit, es nicht mehr so ernst zu nehmen. Und so baut es langsam ab...
Wenn man sich zum Zazen setzt, dann kommen alle möglichen Gedanken und Impulse. So einigen davon würde man, wenn man nicht im Zazen sitzt, einfach direkt hinterher laufen und nachgeben. Durch das Sitzen bekommt man dann aber die Möglichkeit zu erkennen, dass vieles davon schnell wieder vergeht und gar nicht die Dringlichkeit und das Gewicht hat wie es im ersten Moment den Anschein hat. Genau das ist ja schon ein durchblicken der "Ich-Illusion": "Ich nehme XY für wichtig, obwohl es das gar nicht ist".
Das heisst nix anderes als "mach einfach weiter und frag nicht". Es ist jetzt wie ein Antivirus-Programm an PC, was ausgeschalten werden soll, damit irgendwelche Änderungen am PC gemacht werden können. Man könnte diesen ganzen von mir geschriebenen Text auch zusammenfassen in "Wie erkenne ich unabhängig von der Praxis, dass (m)eine Identität eine Illusion ist?" Oder wenigstens "Welche Hinweise darauf gibt es?"
Sich selbst - wenn auch nur temporär - zu deaktivieren, ist ihm nicht einprogrammiert worden. Is ja auch nicht Sinn und Zweck von dem Programm. Klar bin ich nicht das Programm, sondern der User dessen. Aber wie erkenne ich jetzt, dass es gerechtfertigt is, es auszuschalten?
das ist ihn sicher nicht so ein programmiert worden, wird es also nie machen), oder ausgeschaltet werden soll (von wem denn, wenns keiner tut?)
Am Ende der Ochsenbilder kehrt der Hirte auf den Markt zurück und lebt weiter.
Der Antrieb sich der Zen-Praxis zu widmen kann nur aus uns selbst, also aus dem "Ich" heraus kommen und das ist auch überhaupt nicht schlimm. Sich dessen aber bewusst zu sein und sich diese Tatsache nicht abzusprechen, sondern sie zu sehen und auch darin die Leerheit zu erkennen halte ich für wichtig. Dass somit der Antrieb für die Praxis eine Absicht zugrunde liegt ist (ersteinmal) widersprüchlich zur absichtslosen Praxis. Hierin liegt dann eben die Übung.
Wo der Hirte wieder zum Marktplatz zurückgeht, sowas kapier ich ja noch nicht. Oder wie Muho sagt "zur Weide werden".
Ja gut. Dann ist quasi das jetzt erstmal meine Praxis, mich mit diesem Zweifel herumzuschlagen: "Wie erkenne ich/welche Anzeichen gibt es unabhängig von der Praxis, ob/dass allgemein ein Ich nicht-statisch sein könnte?"
- Im Leben arbeitet jeder für sein Geld, obwohls innere Widerstände gibt. Man handelt also nicht-statisch obwohl man in sich klare Impulse hat und eigentlich statisch wäre, aber nur deswegen, weil man was zu essen/wohnen braucht, also Grundbedürfnisse hat (das ist ja auch eine gewisse Statik). Also um statisch bleiben zu können, wird man da unstatisch.
- Notwendigkeiten/Haushalt, will man zwar nicht wirklich erledigen (Widerstand, statisch), aber irgendwie auch schon (Bedürfnis, statisch). Man einigt sich dann eben auf einen Kompromiss, und wird unstatisch, weil ansonsten immer eine Seite nicht erfüllt sein würde. Also der selbe Rückschluss wie in Punkt 1.
- gesellschaftliches Miteinander oder "Verpflichtungen": Wenn man immer zu 100% genauso ist, wie man meint, hat man auf kurz oder lang keine Freunde mehr und keine Frau mehr. Also wieder das selbe wie in Punkt 1.
- Die Freizeit/Hobbies, da macht jeder, was er will. Also ist da jeder statisch. (Nicht wie Punkt 1, verdient also eine separate Betrachtung)
Versucht und will jeder immer nur statisch sein, schaffts tatsächlich aber nur selten (ausser bei Hobbies/Freizeit), wenn man ein zivilisiertes Leben (oder gar überleben) will? Ist das "statische Selbst" nur eine Sehnsucht und und oft meint mans (je nach Bedarf) geschafft zu haben, nur, damit man sich die Sehnsucht erfüllt/nimmt? Sehnsucht is ja angeblich Illusion... mal is sie da, mal nicht, zumindest ist sie über eine zeitspanne hinweg unkonstant. Im "erlebten Augenblick" aber nicht. Naja. *einfach mal so stehen lassen, ich muss langsam zum einkaufen*
Das Ich muss man nicht zur Illusion machen, es ist bereits eine Illusion. Praxis kann aber tatsächlich das Problem auch verschlimmern, wenn man aus seinem "Ich" ein "erleuchtetes Ich" oder "befreites Ich" machen möchte - das ist dieser Widerspruch, oder auch:
Wer zum Verirren erwacht: ein Buddha.
Wer sich im Erwachen verirrt: ein gewöhnliches Wesen.
Manche erwachen noch aus dem Erwachen. Andere verirren sich inmitten des Verirrens.
Da seh ich mich echt grad als... (vor einer Minute hätt ich jetzt weiter geschrieben "Andere verirren sich inmitten des Verirrens.") Aber jetzt, wenn ich mir alle Optionen so ansehe... weis ichs einfach nur nicht -.-
Das Ich muss man nicht zur Illusion machen, es ist bereits eine Illusion.
Ja. Aber wer sagt, dass das es jetzt nicht einfach nur ein Dachschaden is, den ich mir zugezogen hab?
Wie find ich raus, dass das wirklich eine gesunde Entwicklung war und dass das andere "Krankheit" war?
Eigentlich reichts mir ja schon, wenn ich wüsste, dass das andere eine Krankheit war, um eine Berechtigung darin zu sehen, sich damit zu beschäftigen...
Zitat Seitdem ich Pfirsichblüten sah, habe ich nie wieder gezweifelt
-Lingyun [Ling -yün/Reiun; 9th c.] EV 6 -7 rev.)
???
Hier noch ein Auszug von Boshan´s Ermahnungen:
"In der Zen-Praxis ist der wesentliche Punkt, Zweifel zu entfachen. Was hat es mit diesem Zweifel auf sich? Beispielsweise, woher kamst Du, als Du geboren wurdest? Du kommst nicht umhin, darüber im Zweifel zu bleiben. Wohin gehst Du, wenn Du stirbst? Auch hier kannst Du nicht anders, als im Zweifel zu bleiben. Weil Du diese Schranke von Leben und Tod nichtdurchdringen kannst, erstarrtder Zweifel direkt vor Deinen Augen. Versuche, ihn nieder zu ringen, es wird Dir nicht gelingen; versuche, ihn zu ignorieren, es wird dir nichtgelingen. Schließlich aber wird dieser Block des Zweifels durchbrochen werden und Dir wird klar, wie wertlos das Konzept von Leben-und-Tod ist –ha! Wie die Alten sagten: „Großer Zweifel, Großes Erwachen; kleiner Zweifel, kleines Erwachen; kein Zweifel, kein Erwachen.“
da zweifelt man und denkt, dadurch dem zen eher misstrauisch den Rücken zuzuwenden, dabei ist man anscheinend durch Zweifel erst recht noch viel mehr drin... Danke für deine Ermutigung...
Hier noch ein Auszug von Boshan´s Ermahnungen:
"In der Zen-Praxis ist der wesentliche Punkt, Zweifel zu entfachen. Was hat es mit diesem Zweifel auf sich? Beispielsweise, woher kamst Du, als Du geboren wurdest? Du kommst nicht umhin, darüber im Zweifel zu bleiben. Wohin gehst Du, wenn Du stirbst? Auch hier kannst Du nicht anders, als im Zweifel zu bleiben. Weil Du diese Schranke von Leben und Tod nichtdurchdringen kannst, erstarrtder Zweifel direkt vor Deinen Augen. Versuche, ihn nieder zu ringen, es wird Dir nicht gelingen; versuche, ihn zu ignorieren, es wird dir nichtgelingen. Schließlich aber wird dieser Block des Zweifels durchbrochen werden und Dir wird klar, wie wertlos das Konzept von Leben-und-Tod ist –ha! Wie die Alten sagten: „Großer Zweifel, Großes Erwachen; kleiner Zweifel, kleines Erwachen; kein Zweifel, kein Erwachen.“
Das ist die Zen-Praxis und ihr wesentlicher Punkt. Die Übung des Zen ist Zazen und das ist die Erlösung von allem Zweifel die die Zen-Praxis erzeugt.
Nagut, ich versuchs. Feuer mit Feuer löschen. Dann sitz ich heute einfach wieder. Gestern bis jetzt hab ichs bleiben lassen. Heute: Sitzen. Einfach so. Ich werde berichten...
Ja, wie der Buddha unter einem Baum sitzen und nichts tun ist das Hauptziel des Lebens.
Ist es nicht! Das ist dem Menschen, ob er Person oder Ich oder Buddha ist nicht angemessen.
Weder den einen noch den anderen Kommentar kapiere ich xD
ARYA, war das Sarkassmus, oder war mit "nichts tun" eher "Zazen/für die normalen Leute Gegenstandsloses tun" gemeint?
Ellviral, du meinst damit, dass man nicht nur durch Zazen leben kann, weil man dann irgendwann verhungert, oder meinst du, dass wir es - durch unser Karma - nicht verdient haben?
Einen schönen Tag euch dann mal...