Das hab ich bereits geschrieben - wir haben authentische Übertragungslinien vorliegen.
Ich hab's nicht gefunden. Wie wird bezeugt, dass diese Übertragungslinien authentisch sind?
Ein Beispiel: Vimalaramsi sieht sich selbst als Lehrer, der so lehrt, wie es der Buddha damals tat. Und weil er lehrt wie der Buddha, ist die Praxis mit ihm so effektiv und führt zu schnellen Resultaten. In Meditationsretreats teilt er den Teilnehmern dann mit, dass sie die Vertiefungen erlangt haben. Das Erlangen der Vertiefungen gilt gleichzeitig wiederum als Beweis für die Authentizität seiner Belehrungen. Weil sonst würde man ja nicht so schnell Fortschritte machen. Selbstauthentifizierung kann halt auch Selbstbetrug sein. Denn die Vimalaramsi-Vertiefungen sind eben nicht gleich den Vertiefungen, wie sie in den Lehrreden beschrieben werden. (Sollte sich hier jemand bzgl. der Aussagen über Vimalaramsi gestört fühlen, dann einen neuen Faden aufmachen, hier diskutiere ich dies nicht.)
Eine Zwei-Faktor-Authentifizierung ist einer einseitigen Stütze auf eine Übertragungslinie immer vorzuziehen.
Er begenete ja sehr vielen Menschen mit unterschiedlchem Hintergrund und er achtete darauf, jeden in seiner eignen Sprache und Denkart anzusprechen.
Das Beispiel mit Sona bezieht sich auf die Praxis, den Weg und nicht auf Doktrin und das Heilsziel. Das vermische ich nicht. Buddha hat in seinen alten Lehrreden klar gemacht, dass nur ein einziger Weg zum Heilsziel führt: der edle Achtpfad. Ebenso hat er klar gemacht, dass man diesen Weg unterschiedlich gehen kann: schnell und leicht, mühevoll und langsam usw. Aber wir reden hier ja vom Ziel und nicht vom Weg. Natürlich kann ich zu Fuß pilgern oder aber mit der Bahn fahren - welcher der beiden Fahrzeuge schneller ist, sei einmal dahin gestellt. Es kann aber auch sein, dass wir gar nicht in der gleichen Stadt ankommen.
Das Ziel des Buddhismus ist die Befreiung von Gier, Hass und Verblendung.
Ich erwarte schon, dass man dies dann ähnlich beschreibt und sich daraus die selben Konsequenzen ergeben. Vor Jahren zitierte ich in meinem Mahayana und die Anderen aus dem Lotus-sutra:
Zitat „Als ich sah, daß die,
Die jeweils den Weg erstrebten,
Mitten auf der Straße müde wurden
Und nicht fähig waren, den steilen Weg
Von Leben und Tod und Verblendung zu überqueren,
Lehrte ich mit der Kraft des geschickten Mittels,
Damit sie ausruhen können, das Nirwana.
Ich sagte, daß eure Leiden ausgelöscht
Und daß ihr euer Werk bereits vollendet habt.
Als ich erkannte, daß ihr beim Nirwana angelangt
Und alle die Arhatschaft erlangt hattet,
Versammelte ich die große Schar
Und predigte das wahre Gesetz…
Nun lehre ich euch die Wahrheit.
Das, was ihr erlangt, ist nicht das Nirwana.“
Dies ist aus dem Gleichnis der Zauberstadt. Die Nicht-Mahayanin sind also in der falschen Stadt ausgestiegen und merkten es nicht. Fälschlicherweise dachten sie, ihre Leiden wären ausgelöscht. Ist diese Zauberstadt nach dem Buddha authentischer Dharma, weil authentisches Nirvana ist sie nicht.
Im Theravāda leitet sich aus der Befreiung von Gier, Hass und Verblendung als Konsequenz die Nicht-Wiedergeburt ab. Dies scheint auch für die Vaibhāṣikas, aber zumindest nicht für alle Mahayana-Konfessionen, zu stimmen:
Quote from Dalai Lama; Chodron, Thubten (2018): Saṃsāra, Nirvāṇa, and Buddha Nature
Within Buddhism there are two positions regarding this question. Some Vaibhāṣikas say that when an arhat (someone who has attained liberation from saṃsāra) passes away (attains nirvāṇa without remainder of the polluted aggregates), the continuum of the person ceases to exist, like the flame of a lamp going out due to lack of fuel. (…)
Furthermore, there is nothing that can eradicate the mindstream — the continuity of mind. The wisdom realizing selflessness eradicates afflictive obscurations, but it cannot destroy the clear and cognizant nature of the mind. For this reason Mādhyamikas and most Cittamātrins assert that after a person attains parinirvāṇa — the nirvāṇa after death — the continuum of the purified aggregates exists. These purified aggregates are the basis of designation of that arhat; thus the person does not cease to exist when he or she attains parinirvāṇa. Motivated by compassion, bodhisattvas who have overcome afflictive obscurations continue to take rebirth in cyclic existence. The continuity of buddhas’ mindstreams also remain forever. {Dalai Lama 2018 #2697D: 39–40}
Ich kann die beiden obigen Aussagen für mich nicht als ein und dasselbe Heilsziel auffassen. Sowohl der Dalai Lama als auch das Lotus-sutra selbst stellen die Nicht-Gleichheit fest.
So kann man sich doch leicht vorstellen, dass das Konzept "Buddhanatur" bei Menschen hilfreich sein kann. Indem sie im Hier und Jetzt verharren und dabei nicht Gier und Hass aufkommen lassen, nähern sie sich deren Verminderung an. Aber man kann sich auch Risiken und Nebenwirkungen vorstellen: Also zum Beispiel jemand, der in Buddhanatur eine innere Essenz - eine Form des Atman zu sehen beginnt. Das Festhalten an dieser Vorstellung kann zu einem Hindernis und einer Sackgasse werden.
Aber im Kontext der geschickten Mittel müsste doch auch der Umkehrschluss gelten, oder nicht? Buddhanatur als Hindernis und Sackgasse und ein Seelen-Atman als hilfreich für die Minderung von Gier und Hass.