Beiträge von Schmu im Thema „Es gibt keinen authentischen Buddhismus“

    Das erkennen der Zeitlosigkeit ist der Urgrund, ohne Zeit, ohne Ort, Singularität. Aus der gibt es keinen Ausweg, nur so sein, tun was zu tun ist leben ohne Dukkha. Person oder sonstwas. Herzsutra.

    Das erinnert mich an Bankei.


    Er hat den Leuten scheinbar sein Leben lang nicht viel mehr gesagt, als dass sie im ungeborenen Buddha-Geist verweilen sollen. Egal ob Mönche, Nonnen, Laien. Auf hunderte Arten hat er ihnen nichts anderes erzählt. "Verweilt im Ursprünglichen, verweilt im ungeborenen Buddha-Geist. Mehr gibt es nicht zu sagen."


    Keine Regeln, Gebote, Vorschriften. Keine Koans. Keine langen Vorträge. "Ich nenne es das Ungeborene, nicht das Unvergängliche, damit ihr erst gar nicht anfangt, darüber zu streiten." So ungefähr. Dieser ungeborene Buddha-Geist (= die Buddhanatur) verwandelt sich in alles, auf das er trifft. Wenn eine Glocke klingt, dann ist es dieser Glockenklang. Wenn ein Vogel singt, dann ist es der Vogelgesang.

    Hilft der Begriff "authentisch" weiter oder ist er eher hinderlich?

    Der Titel dieses Threads lautet:

    "Es gibt keinen authentischen Buddhismus"


    Das ist ja schonmal leicht provokativ in einem buddhistischen Forum. "Gibt es einen authentischen Buddhismus?" wäre auch ein möglicher Titel gewesen. Das klingt dann anders, mehr nach möglichem Austausch. So klingt es eher nach: "Na, wir wollen mal sehen, wie viel (empörte?) Ablehnung herauszukitzeln ist.


    Wir mögen das Wort "authentisch" in der Regel. Es klingt so nach echt und wahr. Andere Synonyme wären gesichert, zuverlässig, verlässlich, glaubwürdig, verbürgt. Das mögen wir, das scheint Täuschung / Unwissenheit entgegenzuwirken.


    Wenn also ein Titel "Es gibt keinen authentischen Buddhismus" lautet, dann macht das ja sofort etwas mit uns, schon bevor der erste einigermaßen brauchbare Gedanke auftaucht. Das hat etwas, das mich an gewieften Journalismus erinnert.

    Deshlab benötigen wir hier Klarheit.

    Seit 15 Millionen Jahren benötigen wir Klarheit. Und siehe da: Klarheit ist etwas, das den Menschen offenbar weitgehend abgeht.


    Aber Spaß beiseite:

    Du wünschst dir (möglichst bald?) eine Welt voller klarer, wacher Menschen. Da erlaube ich mir einen Begriff ins Spiel zu bringen: Geduld.

    Das sind ganz und gar nicht unsere Stärken. Wir haben doch gerade erst die ersten Werkzeuge gefertigt, das Feuermachen entdeckt, ortsgebundene Landwirtschaft ausgeübt, Schrift erfunden und Weltanschauungen / Religionen ausformuliert. Viel weiter sind wir doch noch gar nicht.

    Um ganz ehrlich zu sein:


    Ich finde die Hinweise / Denkansätze des säkularen Buddhismus, soweit sie mir bekannt sind, bemerkens- und beachtenswert. Das ist die eine Seite. Die andere ist: Solche Betrachtungen dürften für viel Diskussionsstoff sorgen. Denn sie rütteln ja durchaus an Vorstellungen von der Buddhalehre, die weit verbreitet sind und eine lange Tradition haben.


    Der Grund, warum ich mich an solchen Diskussionen nur äußerst zurückhaltend beteilige, ist einfach: Sie sind mir zu kraft- und zeitaufwendig. Ich habe über die Hälfte meines Lebens gebraucht, um in der Buddhalehre das zu sehen, was ich als "Komplettlösung" für meine Zweifel, meine "Verwirrung", meine Suche nach Wahrheit betrachte.

    Mögen die jüngeren Leute sich der Reinkarnation und einem brauchbaren Verständnis der Karmalehre widmen. Ich habe keine Zeit mehr dafür, dieser Diskussion allzuviel Aufmerksamkeit zu schenken, zumal sie sicher noch einige Jahrzehnte lang (wenn nicht länger!) andauern wird. ;)


    Ich habe mein Verständnis für diese Komponenten der Buddhalehre für mich gefunden. Sie sind noch nicht in Stein gemeißelt (sie sind in Bewegung), aber sie werden mir zu "heiß" diskutiert. Ich habe kein Interesse daran, meine Sichtweise zu "verteidigen".


    Ich vermute, dass die Buddhalehre in diesen Punkten von Anfang an heiß diskutiert wurde. Sie kommt aus einer Kultur mit einem höchst fragwürdigen Kastensystem, das dürfte einen großen Einfluss auf das Verständnis von Reinkarnation / Karma gehabt haben. So wie ich die Lehre verstehe, steht sie in völligem Widerspruch zu diesem System und führt es ad absurdum, nimmt ihm jegliche Berechtigungsgrundlage. Insofern wundert es mich, dass die Buddhalehre von staatlich-politischer Seite nicht versucht wurde zu bekämpfen, zu deckeln.

    um wütend einen säkularen Buddhismus abzulehnen

    Ja, das gibt es, ich weiß nicht viel darüber, weil ich (es sei mir verziehen) Leuten nicht viel Aufmerksamkeit schenke, die irgendwas wütend ablehnen. Ich habe keinerlei Probleme mit dem säkularen Buddhismus.


    Mit deinem eingangs verlinkten Artikel habe ich mich bisher noch nicht so intensiv beschäftigt, dass ich mich dazu in der Lage sehe, eine fundierte Meinung dazu abzugeben. Ich habe ihn zwar gelesen, aber einigermaßen oberflächlich, weil da Dinge angesprochen werden, die für mich keine so große Rolle zu spielen scheinen. Bzw. ich müsste den Artikel sehr viel gründlicher lesen, um herauszufinden, ob er Komponenten enthält, die mich berühren könnten.

    Das erste - Leere - ist eine Einsicht, Erkenntnis und das zweite - das bedingte Entstehen - ist ein praktischer Vollzug aufgrund der Einsicht und dafür ist dann wiederum der achtfache Pfad, der eine andere Sicht des praktischen Vollzuges zeigt.

    Das ist einerseits alles "relativ einfach", und andererseits ist es fast unmöglich, das vernünftig in Worte zu fassen, oder gar noch einen Weg aufzuzeigen, der da hin führt.

    "Einfach" ist es, weil ich nur alles loslassen muss. Dann taucht das von selber auf, Leere und das Zusammenhängen von allem ergeben sich, wenn ich aufhöre irgendwas als eigenständig zu sehen. Das ist nichts anderes als Loslassen. Den Dingen eine Substanz zuzuordnen, ist Festhalten. Da ist aber nichts. Und das was wir in die Dinge hineinmogeln, ist da ohnehin schon erst recht nicht.


    Der achtfache Pfad ist eine Handlungsanweisung für uns Menschen. Man kann den befolgen, so gut es einem gelingt. Das wird dem Einzelnen und dem menschlichen Miteinander gut tun. Er hilft auch dabei, die Leere und das Zusammenhängen von allem zu erkennen, eine Garantie dafür ist er aber nicht. Umgekehrt, wenn ich Leere und bedingtes Entstehen erkenne, wird der achtfache Pfad leichter zu gehen sein, er wird sogar zur Selbstverständlichkeit, würde ich sagen. Denn sobald ich den achtfachen Pfad verlasse, werde ich feststellen, dass ich zurückfalle und es sich falsch, unangenehm anfühlt, ich sinke herunter.


    So würde ich es ausdrücken. Ob es gut ausgedrückt ist, ist eine andere Frage.

    Aus Interesse: Gibt es tatsächlich Menschen, die keine Intuition im Sinne von Erkenntnissen kennen?

    Meine Meinung: nein.

    Es gibt nur Menschen, die davon aus vielfältigsten Gründen (vorübergehend) "abgetrennt" sind. So wie ich z.B. manchmal. Immer wenn die Unwissenheit / Verblendung mal wieder üppig ihre Blüten bei mir treibt.

    Wir sind alle potentiell Götter, und man braucht absolut nichts zu tun. So ist doch Zen, oder? lol...

    Das notiere ich schonmal, das kommt in meinen Ordner: "Wie könnte ich Zen in einem einzigen Satz ausdrücken?"

    Der Ordner wird dann wöchentlich umsortiert, so habe ich 52 Kalendersprüche im Jahr. :)

    Die "aller-aller-allerhöchstentwickeltsten Wesen" platzieren wir dann schließlich außerhalb von allem Wahrnehm- und Erfahrbaren und nennen sie Götter. Das fühlt sich wunderbar unerreichbar an, es wird nie langweilig, es gibt immer was zu tun. Bis in alle Ewigkeit. Amen.

    Schön, dass ihr euch alles so positiv äußert!


    Dann sind euch also Übertragungslinien völlig egal, weil euch klar ist, dass sie eh nur erfunden sind? Alle die Roshis, Tulkus und Erwürdigen haben keine Bedeutung, sie sind auch nur der Heinz, die Gerda und der Willi? Euch allen ist klar, dass eure eigene Tradition lediglich eine konservierte Momentaufnahme einer bestimmten historischen Weiterentwicklung des ursprünglichen Dharma darstellt? Zeitgemäße Deutungen des Buddha-Dharma sind damit allen traditionellen Deutungen ebenbürtig? 🙄

    Was ist denn los? Welche Antworten schweben dir denn vor, die "wir" geben könnten? Du scheinst nicht zufrieden zu sein, dass tut "uns" leid. ;)


    Im Impressum der Seite, von der dein im Eingangsbeitrag verlinkter Artikel stammt, steht:


    Zitat

    Mission Statement

    Ursache\Wirkung ist das einzige unabhängige und meistgelesene buddhistische Magazin im deutschsprachigen Europa. Wir unterstützen eine spirituelle Lebensausrichtung und einen weltoffenen, nicht religiösen Buddhismus. Eine alltagstaugliche Spiritualität jenseits von dogmatischen Glaubensvorstellungen und institutionalisierten Religionsgesellschaften ist unser Anliegen. Wir stehen auf dem Boden der Errungenschaften von Aufklärung und Humanismus. Wir orientieren uns an der Vorstellung von einer freien, emanzipatorischen und toleranten Gesellschaft und vertrauen auf empirische Wissenschaften. Wir stellen wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso wie persönliche Erfahrungen im Bereich Meditation und Geistestraining vor. Unterschiedlichste Artikel kritischer Autoren und Autorinnen zeigen Wege zu einem achtsamen und ethischen Miteinander auf. Ursache\Wirkung möchte Sie dabei unterstützen, zu Selbstreflexion und Gelassenheit zu gelangen und ein engagiertes und selbstbestimmtes Leben zu führen.


    Das klingt doch stellenweise gar nicht übel. Der letzte Satz gefällt mir besonders gut. Das klingt wie eine Einladung und eine Hilfestellung für Suchende. Das ist doch prima, da kann sich also jede/r Anregungen holen, der / die das möchte.

    Schön, weil er es wert ist, kontrovers diskutiert zu werden

    Meine Sache ist das nicht so – Buddhismusforschung, Buddhologie. Ich wäre zu viel mit Fragen beschäftigt, die gar nicht in mir auftauchen. Ich bin aber offen für die Ergebnisse der Forschungsfreudigen, gut dass es sie gibt. :)

    Zitat

    1997 fragte ich Geshe Thubten Ngawang, was er davon hält, wenn ich einen akademischen Abschluss mache. Erwartet hatte ich, dass er mir rät, mich besser nicht mit solch weltlichen Belangen zu beschäftigen. Doch seine einzige Sorge war, ob mir an einer hiesigen Universität durch meinen Status als Nonne Nachteile entstehen könnten.

    (Carola Roloff | tibet.de)

    Quelle: https://www.tibet.de/fileadmin…009-37-cr-buddhologie.pdf