Posts from void in thread „Es gibt keinen authentischen Buddhismus“

    Natürlich gibt es da sehr unterschiedliche Auffassungen, allein schon weil das Leben/das Dasein unterschiedlich verstanden wird.

    Das Dasein mag unterschiedlich verstanden werden, aber wird Nibbana auch unterschiedlich verstanden?


    Ich glaube Nibbana kann man nicht ''verstehen'.

    Es gab ja früher warmen Ländern Leuten, die noch nie Schnee erlebt haben. Auch so jemand kann man erklären, was Schnee ist. (Ein Niderschlag von sehr kaltem, kristallsiertem Wasser) Sie kennen dann die Bedeutung auch wenn sie das auf was da gedeutet wird noch nicht selber kennengelernt haben. Die Bedeutung des Wortes Nibbana ist, wie Mukti so schön sagte, dass die Geistesgifte restlos beseitigt sind.


    So wie jamnd im einem heißen Land zumindest der Unterscheid zwischen warm und heiß vertraut ist, kennt ja jeder von uns Situationen wo der Geist sehr unruhig und verblendet ist und Situationen wo wir heiter und friedlich sind. Von daher können wir uns grob vorstellen, wie es ist, wenn Geistesgifte restlos beseitigt sind. Aber so ganz natürlich auch nicht. Auch wenn ejmand der Unterschied zwischen 25 Grad und 35 Grad vertraut ist, bereitet ihn das nicht auf verschneite Landschafent vor.

    Ist das Heilsziel nicht in allen Traditionen das Gleiche, nämlich Nirvana? Nur die Wege dorthin sind verschieden. Oder gibt es auch unterschiedliche Auffassungen was Nirvana ist, etwa irgendeine Art von Dasein oder so?

    Jemand der Befreiung erlangt hat ist ja ein Arhat. Nun gibt es die Idee, das man statt ein Arhat zu sein, zu einem Lehrverkünder - einem Buddha werden könnte. Im Theravada ist das derzeit nicht notwendig, da ja die Lehre nicht verloren ist und das Kommen eines Maitreya von daher noch Zeit hat. Aber mann kann ja argumentieren, dass es unzählige Welten gibt und es da irgendwo bestimmt eine Stellenauschschreibung für einen Lehrverkünder gibt. Die Idee, dass es zusätzlich zum Heilsziel Nibbana noch ein weiteres Ziel "Lehrverkünder" gibt, klingt kann ja ersteinmal irritierend und unnötig klingen. Aber letzendlich verbirgt sich dahinter ja der Lebensweg Buddha Skaymuni. Der eben nicht einfach ein Arhat wurde, sondern über Jahrzehnte hinweg tätig war, um für andere da zu sein.


    Aber nur weil Buddha Skaymaunis Lehrtätigkeit für so viele Wesen so einen riesigen Unterschied gemacht hat, vergisst man vielleicht die Frageob es für ihn einen Unterschied gemacht hat. Macht es für jemanden der Befreiung erlangt hat einen Unterschied, ob er sitzt oder steht, ob er aufs Merr schaut oder eine Sanga aufbaut? Wenn alle Verbeldnungen erloschen sind, wenn das Ziel erreicht ist, kann man dann überhaupt noch einen weiteren Schritt gehen?


    Ich glaube dass die Trdaition das druchaus so sieht, und die verschednsten Arten von Arhats unterscheidet. Aber ist ein Heilziels noch eins, wenn man es in sich staffeln kann?

    ... und dann mag der Schein doch trügen. Sind wir noch auf dem gleichen Blatt Papier oder nähern wir uns zumindest diesem von unterschiedlichen Seiten an?


    Zum breiteren Heilsziel: Die Pali-Lehrreden erklären den Buddha als die eine Person, die gekommen ist zum Glück der Vielen, aus Mitgefühl für die Welt, Lehrer der Götter und der Menschen. Damit ist klar, nicht alle seiner Schüler streben hier und jetzt nach dem Heilsziel. Die spezifische Ausrichtung auf das Heilsziel ist dem soteriologischen Pfad zu eigen - diesem folgen allerdings nur einige Ordinierte. Andere richten sich aus auf ein moralisches Leben oder gute Wiedergeburt - dies wird manchmal karmischer Buddhismus genannt. Ebenso gibt es einen apo­tro­pä­ischen Buddhismus, der wiederum andere Aufgaben erfüllt als der nirvanische Buddhismus bzw. soteriologische Pfad usw. All dies hat Platz im anthropologischen Theravada und größtenteils auch im Theravada der Großen Tradition. Es bleibt aber dabei, dass es im Theravada nur ein Heilsziel gibt. In einer guten Wiedergeburt liegt kein Heil, genau so wenig wie im Schutz gegen böse Geister.


    Würdest du obiges als Heilsziel mit breiterer Bandbreite benennen oder eher so wie ich?

    Ich finde deine Herangensweise, da die verschiedenen Ziele, das "Karmaziel", das apo­tro­pä­ische Ziel und das soteriologische Ziel voneinander abzugrenzen und das soteriologische Ziel zum Entscheinden zu machen, sehr gut. Normalerweise ist es ja so, dass sich aus einem Ziel automatisch der Weg ergibt und man dann feststellen kann, inwieweit sich etwas dem Ziel annähert.


    So könnte man ja sagen, dass sich im Mahayana Ziele, die vorher klar von der Soteriologie getrennt sind, unter die Decke der Soteriologie schlüpfen und so das Heilziel verwischen und breiter machen. Aber ist es wirklich so einfach?


    Ziele sind ja vielleicht nicht immer die wirklichen Ziele sondern nur geschickte Mittel - Scheinziele:

    Im dritten Kapitel des Lotus-Sutra wird das „Eine Fahrzeug“ mittels der Metapher der Welt als brennendes Haus erklärt. Dabei lockt der Vater (Buddha) seine im Spiel vertieften Kinder aus dem brennenden Haus, indem er ihnen sagt, er habe draußen verschiedene Wagen, je mit Ziegen, Rehen oder großen Ochsen bespannt (diese stehen für die verschiedenen Fahrzeuge) und für sie zum Spielen eigens hergerichtet. Die Kinder laufen aus dem Haus und ihr Leben ist gerettet. Nach Verlassen des Hauses verlangen die Kinder nach den ihnen versprochenen drei Wagen. Der Vater schenkt daraufhin jedem von ihnen einen prächtig verzierten, großen und weißen Ochsenwagen (der für das Ekayana steht

    Dies macht es schwierig. Man kann sich vorstellen, dass jemand denkt sich in Richtung eines Scheinziels zu bewegen - ein zukünftiger Leherverkünder auf einere fremden Welt zu werden, dann aber doch einfach stramm in Richtung Arhat geht. Das kann so sein, muß aber nicht so sein. Vielleicht parktiziert jemand Amida-Buddhismus und gibt sich mit allem was er hat, hin. Bewirkt das nur gutes Karma? Bewirkt es, dass man die Brahmavihara kultiviert? Etwas kann einen ja auch auf dem Weg zu dem Heilsziel Nibbana zuverlässig ein Stück weiterbringen ohne dass es dieses erreicht.


    Mir scheint, uns interessieren in diesem Faden unterschiedliche Dinge. Du redest viel von Weg und ich mehr vom Ziel.

    Wenn Ziele Scheinziele und Soterilogien Schein-Soteriologien sein können, macht es dann Sinn diese zum Hauptkriterieum zu machen? Aber was ist die Alternative? Vom Weg und den konkreten Wirkungen religiöser Praktiken auszugehen, ist auch viel zu schammig, als dass es groß etwas bringen würde.

    Statt von einem kleinen Pfad auszugehen, der im Laufe der Zeit subtil seine Richtung geändert hat, könnte man in einerm anderen Bild auch davon sprechen, dass der Pfad breiter geworden ist - die Heilsziele also eine breitere Bandbreite gewonnen haben. Im Bezug auf den tibetischen Buddhismus kanna man sich ja eine ganz Reihe von "Rollenmodellen" vorstellen: Einen sehr monastisch denkenden Gelug-Gelehrten, für den Vinaya und Sutra sehr zentral sind; Einen tantrischen Praktiker yogischen Weg geht und den Mahasiddhas nacheifert; Und natürlich alle Zwischentöne. Und vielleicht den Bauer mit seine Volksfrömmigkeit, der die diversen Bodhisttavas tief verehrt und sich z.B an den Medizinbuddha wendet, um gesund zu werden. Und natürlich gibt es das auch im Zen: Hakuin hatte bei sich im Kloster Ordinierte von denen er sicher viel verlangte aber dann auch im leben stehende Laienschüler, mit denen er per Brief korrespondierte und andererseits war er in den Umgebung auch für seine Zeichnungen z.B der Glückgötter bekannt.


    Auch Buddha Skaymuni hatte ja die Fähgkeit, mit unterschiedlichsten Menschen auf unterschiedlichsten Niveau zu reden. Auch da war der Weg also breit. Was ist da der Unterschied? Ich denke, dass man im Frühbuddhismus so eine klare Markeirung zsiscehn den einzelenen Fahrbahnen hat. Hier die Ordnierten, daneben die weißgeklidenten Laienanhänger und dann die rechte Spur für diejenigen die noch viel gutes Karma ansammeln müßen, bis sie die Spur wechseln. Während man im Mahayana, dann die Markierungen zwischen den Fahrbahnen für obsolet erklärt.


    Dies wird ja recht krass und auch ein wenig lustig im Vimalakīrtinirdeśa ausgeführt. Dort kann der buddhistischen Haushälter, weil er so tut als sei er krank, der Versammlung nicht beiwohnen kann. Woraufhin Buddha Shakamyuni sein befreiteten Top-Schüler (Śrāvakas) zu dem Kranken schickt. Unerwarteterweise zeigt sich, dass der Haushälter ein tieferes und besseres Verständnis als all die gelehrten und intensiv ausgebildeten Schüler hat. Der kleine Brummi Vimalakirti überholt Porsche und Lamborgini und entpuppt sich als wahrer Super-Buddhist mit magischen Fähigkeiten. Es gibt also so etwas wie einen demokratischen Impuls der die bisherige Hierarchie der Heilziele ad absurdum zu führen trachtet.

    Buddha ist aber nicht meine wirklich reine Quelle.

    Da gibt es tatsächlich etwas das in der Grundlage frei ist von Theorien.

    Aber sehr schwer zu verstehen und von meinen Vorstellungen zu befreien, hat wohl vierzig Jahre gedauert und dabei hat mir nur Buddha geholfen.


    Ja, die reine Quelle ist der Dharmakaya, aus dem Buddha so wie du und ich und alle Wesen entspringen - Buddha zeigt nur auf, wie man die Wolken vom reinen Himmel beiseite schieben kann.

    Bei der Triakya Idee ist es ja, so dass, dass alle konkreten Buddhas als Manifestationen des abstrakten,tranzendeten Ur-Buddhas gesehen werden, die da so aus der Abstraktion spriessen.


    Die Idee, dass das Absrtrakt mehr Realität hat als das konkrete, ist verführerisch Auch bei Plato und seiner Ideenlehre, sind alle konkerten Schweine lediglich Manifestationen einer abstrakten, Ur-Schewin-Idee und alle konkreten Tische Manifestationen einer abstrakten Ur-Tisch-Idee. Die Ideen zeugen die Realität. Ähnlich dachten auch die Steppenindianer. Nach ihnen waren all die konkrten Büffel, die in Herden über die Steppen zogen nur Abbilder des transzenden Ur-Büffels. Wesegen es auch nicht schlimm ist, wenn man den ein oder anderen Büffel jagt. Sie wachsen einfach nach. Aus den Ideen.

    Ich kann die beiden obigen Aussagen für mich nicht als ein und dasselbe Heilsziel auffassen. Sowohl der Dalai Lama als auch das Lotus-sutra selbst stellen die Nicht-Gleichheit fest.

    Woher kommt so eine Verschiebung des Heilziels? Ich denke es kommt nicht so sehr aus der konkreten Aufgabe, die die Verminderung von Gier und Hass stellen. Gerade den Umschwung hin zum Mahayana war ja ein Umscheung hin zu einem "großes Fahrzeug". Zu einem Buddhismus der nicht ptimär für Ordinierten oder Laien die sehr viel Aufwand in ihre religiöse Praxis stecken können, sondern ein Buddhismus für alle.


    Das Problem dabei ist, dass die religiöse religiöse Praxis der meisten Menschen dazu tendiert, eine der Verehrung zu sein. Und mitunter ganz weltliche Ziele (Gesundheit, Wohlstand, Ernte) zu haben. Und Verehrung tendiert dazu Götter hervorzubringen. Ernst Haeckel verspottete den christlichen Gott als ein "gasförmigen Wirbeltier" - etwa was gleichzeitig ganz transzendenz und dann aber doch wieder Sinnesorgane hat. Götter haben subtile - feinstoffliche Sinnesorgane und sie stehen uns bei. (oder ist das eine zu große Vereinfachung? Auch im Palikanon gibt es ja neben dem Ziel Befreiung zu erlabngen, das Ziel gutes Karma zu produzieren. Und Götter gibt es auch.)


    Villeicht kann man das Bodhisattva-Konzept als etwas sehen, was die Brücke spannt. Der Bodhisattva ist etwas, was einerseits an Nibbana anknüpft andererseits ähndelet der tranzendete Boddhisatv eine Gottheit darin, dass er für das "Wohl der Wesen" da ist. Es ist also eher so, dass dem Buddhismus ein "Bekenntnis zum Sozialen" hinzugefügt wird - er wird der Idee des Gemeinwohl verpflichtet. Während ich es nicht so sehe, dass der Prozess Prozess der Verminderung von Gier und Hass selber verändert wird.


    Es wird aber genau so interpretiert, als füge der Bodhisttava dem Arhat Stufen hinzu. Als sei der vollständig Befreite nicht vollständig befreit so lange er nicht dem Allgemeinen verpflichtet ist.


    Damit kommt man zur Gretchenfrage, ob Buddha Shakymuni diesen Prozess gutgeheißen hätte? Da im frühen Buddhsmus ja eher die haltung vorherrscht, sich aus der Gesellschaft (und ihren weltlichen Forderungen) in die Hauslosigkeit zurückzuzehen, statt sich von ihr verpflichten zu lassen, könnte die Antwort "nein" lautet. Hätte Buddha Skayamuni den Deal mit Ashoka - dass der Staat die Sangha födert, diese aber dafür gutes Karma zum Wohl der Gesellschaft produziert, abgelehnt? Hätte er riskiert, dass die buddhistische Sangha - statt sich inder Gesellschaft festzusetzten - eine kleine Sekte bleibt? Ich finde das schwer zu beantworten.

    1. Also individuelle 'Befreite', die dann verschiedene Flösse bauen? Etwa so, wie jeder Alltagsmensch eine andere Idee dafür hat, was das Dasein ist, und wie man damit leben kann?


    2. Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, auch nicht wie das dann eine 'analoge Praxis' sein soll. Was sie ja offenbar auch nicht ist. Ich wundere mich, wie du so beobachten und denken und schreiben kannst. Void?

    Das Ziel des Buddhismus ist die Befreiung von Gier, Hass und Verblendung. Im Buddhismus gibt es Methoden, um Gier, Hass und Verblendung zu veringern. Buddha vergleicht diese mit einem Floß:


    Hier betonte Buddha Skayamuni, dass die unterschiedlichen Belehrungen - wie ein Floß - einen instrumentellen Charakter haben. Er begenete ja sehr vielen Menschen mit unterschiedlchem Hintergrund und er achtete darauf, jeden in seiner eignen Sprache und Denkart anzusprechen. So gab er Sona , der mit dem Lautenspiel vertraut war, das Gleichnis von der Laute:


    Man kann sich also vorstellen, dass Sona in seiner Praxis dann das Bild der Laute vor Augen hatte und versuchte, seinen Geiste zwischen Anspannung und Trägheit zu halten. Andere Menschen, die mit Lauten und Saiten nichts am Hut hatten, taten vielleicht das Gleiche ohne dass das "Bild der Laute" ihnen dabei hilft. Metapher - begeleitende Vorstellungen und Konzepte können hilfreich sein aber auch, wenn man sich an ihnen festbeißt, zum Hindernis werden und in die Irre führen. Wie bei Medikamenten gibt es eine richtige Anwendung und auch Risiken und Nebenwirkungen.


    Auch nach Buddha Skyamuni ergaben sich neue Konzepte in Verbindung mit der Praxis. So kann man sich doch leicht vorstellen, dass das Konzept "Buddhanatur" bei Menschen hilfreich sein kann. Indem sie im Hier und Jetzt verharren und dabei nicht Gier und Hass aufkommen lassen, nähern sie sich deren Verminderung an. Aber man kann sich auch Risiken und Nebenwirkungen vorstellen: Also zum Beispiel jemand, der in Buddhanatur eine innere Essenz - eine Form des Atman zu sehen beginnt. Das Festhalten an dieser Vorstellung kann zu einem Hindernis und einer Sackgasse werden.

    Aber das Problem ist doch gerade, dass die buddhistischen Konfessionen sowohl das Heilsziel anders verstehen als auch das Leiden unterschiedlich diagnostizieren. Und den Heilsweg natürlich auch noch.


    Wenn Medikament A für Heilsziel x wirkt, aber nicht für Heilsziel y, dann wird dieses Medikament entsprechend der Gläubigen x,y unterschiedlich bewertet. Haben sowohl Heilsziel x und y Anteil in dem von Buddha aufgezeigten Rahmen, oder nicht? Nur weil irgendetwas "wirkt" ist es nicht "Buddha authentisch" also führt eine positive Wirkung nicht zwingend zur Schlussfolgerung "authentisch".

    Ich hänge da mit meinem Denken etwas fest.


    Von meinem Gefühl her - das ist jetzt villeicht naiv oder ignorant - glaube ich das mit den verschiedenen Heilszielen nicht ganz. Ich denke, dass es ein Ziel gibt, nämlich das Verlöschen der drei Geistesgifte, dass es aber aus unterschiedlichen Gründen, dazu kam, dass dieses Heilziel ganz unterschiedlich formuliert wurde und sich aus dieser unterschiedlichen Formulierung jeweils andere Prioritäten, Herangensweisen und geistige Referenzrahmen ergaben. Ich denke, dass es Befreite ganz unterschiedlicher buddhitischer Schulen gibt, die wenn sie das andere Ufer erreicht haben, einfach andere Flösse zurücklassen.


    Ein Punkt, wo man das villeicht nachvollziehen kann, ist die Art und Weise wie man im Mahayana statt den Weg als einen von Verbendung zu Befreiung zu sehen, umkehrt und Buddhanatur zu unserer wahren natur erklärt, von der es nicht abzuirren gilt. Hier kann es ja so sein, dass man eine ganz analoge Praxis hat, diese aber etweder als ein Verweilen oder als ein Gehen interpretiert.


    Auch im Bezug auf das Bodhisattva-Konzept würde es mir gefallen, dies lediglich als andere Sichtweise zu sehen. Denn ich denke, dass dem Arhat eigentlich nichts an Karuna oder Metta ermangelt und diese Eigenschaften sich durch den Wegfall von Verbledungen automatisch ergeben. Es würde mir gefallen, wenn die Bodhisattva-Motivation und das Bodhisattva-Gelübte einfach nur Mittel sind, um eine bestimmte Geisteshaltung zu kultivieren, die zur Befreiung führt. Während aber gelciheztig die Idee, es würde dem Arhat da an irgerndwas ermangeln, nicht richtig ist.


    Aber gerade beim Bodhisattva-Konzept habe ich das Gefühl, dass ich mir da was vormache. Es drängt sich mir der Gedanke auf, dass die Enstehung des Bodhisattva-Konzept gar nicht so dazu diente, Ordnierten neue bessere Mittel in die Hand zu geben. Sondern dass es zu allererst Mittel ist, um das was die Gesellschaft ausmacht - das Soziale- das Gemeinwohl - in den Buddhismus hinereinzutragen. Um die religiöse Praxis der Laien mit denen der Ordnierten kompatibel zu machen und das "unsoziale", "hauslose" Element mit der Mitte der Gesellschaft zu versöhnen. Nibbana ja - aber nicht indem man das Soziale opfert. Ein "Bitte nach ihnen mein Herr" bei dem alle anderen zuerstmal erlöst werden. Das Heilziel x wird zu einem y umgebogen, bei dem der Weg zur Befeiung mit dem Wohl andere Wesen abgewogen abgeschmeckt wird.

    Die Änderung kommt nicht aus einer Verbesserung der Funktion - also dass man so besser oder effektiver Nibbana erreichen kann, sondern aus einer gesellschaftlichen Fragestellung. Schon unter Ashoka wurde ja von den Ordnierten verlangt, nicht nur ihre persönliche Befreiung im Sinn zu haben, sondern für die Gesellschaft die sie ernährt eine Gegenleistung zu erbringen, indem man für gutes Karma sorgt. Gemeinwohl und Nibbana zu versöhnen, ist da ja der logisch nächste Schritt.


    Ich weiß nicht ganz, was ich daraus für Schlüsse schließen soll. Vielleicht, dass es Sinn macht an allen möglichen Stelle, die konkrete Funktion religiöser Konzepte aufschlüssseln. Die Annhäherung zwischen Gesellschaft und Buddhismus ist ja eienrseits etwas, was man als weltliches Abirren von der ursprünglchen Funtion sehen kann, aber auch - da weder Sangha noch Buddhismus im luftlehren Raum existieren, als eine sinnvolle und kreative Anpassung.


    Hilft der Begriff "authentisch" weiter oder ist er eher hinderlich?

    Das Wort "authentisch" kommt ja aus der Textwissenschaft. Dort fragt man, ob ein bestimmter Text, wirklich einem bestimmten Autor zuzuschreiben ist oder nicht. So kann man z.B fragen, ob bestimmte Texte im Palikanon wirklich von Buddha Shakyamuni so gesagt wurden oder nicht. Gerade in den Bibelwissenschaften behandelt man ja Texte wie archäologische Grabungstätten, wo man dann die unterschiedlichen Schichten identifizieren kann.


    Aber ist denn so eine Herangehensweise angemessen? ist das Wort "authetisch" passend?


    Buddha vergleich sich teilweise mit einem Arzt. Ein Arzt stellt eine Diagnose und identifiziert dann diejenigen Behandlungsmöglicheten die am Besten funktionieren.Im Mahayana gibt es ja den Begriff der geschickten Mittel (upāya) - eine spirituelle Arznei die ihre Wirksamkeit gezeigt hatte und so Eingang in Hausapotheke bekommen hat. Statt danach zu fragen, ob etwas dem entspricht was schon vorher da war, fragt man ob es in dem von Buddha aufgezeigten Rahmen den Zweck erfüllt. Natürlich kann einen auch so eine Pragamtismus in die Irre führen.


    In der Medizin war das Prinzip, dass das gut ist was funktioniert nicht immer unumstritten, und teilweise gewichtete man ein Vorgehen, dass authentisch das Vorgehen der althergebrachten Autoritäten folgt, höher als die konkrete Erfahrung von Wirksamkeit. Im Mittelalter wurden Ärztedazu angehalten sich an der höchsten Autorität Galen von Pargamon ( ca 150 nach Christus) zu orienieren. Galen hatte viele Konzepte und Bahandlungsmethoden die für seine Zeit gut waren, aber vieles von dem was er sagte und tat führt heute eher zum Stirnrunzeln. Nicht desto trotz war er wegweisend und seine Lieblingsmethoden wie Schröpfen und Aderlässe wurde treu und "authetisch" reproduzert. Auch im Bezug auf die Anatomie folgte man ihm lange. Wenn Galen sagte, dass alle Nerven zum Herzen führen, dann konnten nervige Neuerer noch so oft behaupten, dass ihnen die aufgeschnittenen Leichen etwas anderes sagte. Die Autorität von Galen stand über allem und "authetisch" Medizin zu treiben hiess damit ihm zu folgen. Aber sollte Medizin authetisch sein oder ist es eher wichtig Leute effektiv zu heilen?

    Traditionelle Gesellschaften transportieren ein Selbstbild, in dem sie bei dem was sie tun, altehrwührdigen Traditionen nacheifern. Das bedeutet, dass Neuerungen hier nicht als Neuerungen auftauchen können (das Neue ist ja immer Abirrung) sondern als freigelegte Traditionen. Wenn ein Denker eine neue gute Idee hatte dann könnte es sein, dass er dazu tendieren diese nicht als neu zu sehen, sondern als Wiederentdeckung und Wiederbelebung einer archaische Tradition.


    Und auch im Westen war es nicht so unüblich die Gegenwart zu adeln indem man sie als Reproduktion des Alten verbrämte:


    „Alles war dazu angetan, uns zu Pfeilern einer Tradition zu machen, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichte, obwohl einige ihrer scheinbar ältesten Ausdrucksformen wie das sogenannte „Festival of Lessons and Carols“ am Weihnachtsabend in der Kapelle des King’s College tatsächlich erst wenige Jahre vor meiner Ankunft erfunden worden waren. (Jahre später sollte dies eine Konferenz und ein Buch zum Thema „Die Erfindung der Tradition“ anregen.) […] Die Cambridge-Vergangenheit war natürlich ebensowenig wie die zeremonielle Vergangenheit des öffentlichen Lebens in England mit ihren Phantasiekostümen eine chronologische Abfolge der Zeit, sondern ein synchrones Sammelsurium ihrer erhaltenen Reliquien. Der Ruhm und die Kontinuität von sieben Jahrhunderten sollten uns inspirieren, in unserem Gefühl der Überlegenheit bestärken und vor den Versuchungen einer unbedachten Änderung warnen. (In den dreißiger Jahren verfehlte diese Absicht in eklatanter Weise ihren Zweck).“


    Und dies gilt dann natürlich erst recht für religiöse Neuerungen. Im Bezug auf die Chan Tradition gibt es das Buch "Seeing Through Zen: Encounter, Transformation, and Genealogy in Chinese Chan Buddhism" von John R. McRae. Dort beschreibt er, wie die religiösen Konflikte und Diskussionen einer bestimmten Zeit eine Form annehmen, in der die eigene Position in der Geschichte bei ehrwürdigen Gründergestalten wie Bodhidharma oder dem sechsten Patriarch aufghängt werden. Wenn sich mit den Neuerungen auch immer die zugehörige Geschichte ändert, bleibt man authetisch,


    Es ist falsch, wenn man das als eine "schlechte Geschichte" und als Verfälschung der Vergangenheit abtut. Es enpringt einfach einem Denken, das dazu tendiert eine gute Idee mit einer authetische Reproduktion des Alten gleichzusetzten. Vor dem Triumph der Druckerpresse, die es erlaubt etwas defniert feszulegen, war es vielleicht auch die effektivste Methode, das, was einem wichtig ist, unverändert durch die jahrhunderte zu schleusen, indem man es der Autorität von Gründergestalten anvertraute.