Beiträge von void im Thema „Ein spiritueller Deckmantel: Umgang mit dem Ego“

    "Ego" ist ja kein buddhistischer Begriff sondern einer aus Psychologie, wo er ganz unterschiedliche Sachen bezeichnet. Während dann wohl Autoren dachten, es wäre ein guter Begriff um Atta damit zu übersetzen. Das ist nicht gut, weil es zusätzliche Unklarheit schafft.


    Statt nur darüber im Unklaren zu sein, ob nun ein inhärent existenten Atta oder das Anhaften an selbigen gemeint ist, hat man noch eine lustige Meute von Philosophen und Psychologen am Hals, von denen jeder unter Ego was anderes versteht.


    Es ist eine Einladung zur Schwammigkeit. Im Buddhismus geht man ja eher von Gier, Hass und Verblendung aus und wie diese Kräfte eine Ich-Illusion hervorbringen. So wie ja eine Landesgrenze erst entsteht, wenn jemand sie erbittert verteidigt.


    Wenn man von einem Ich spricht, das "Wünsche hat", dann ist man ja schon wieder in eine Richtung gekippt, wo man statt den Erzeugungsprozess zu betrachten das Produkt für gegeben nimmt. Je nachdem von welcher Richtung und wie stark der Wind der Wünsche weht kommt man zu recht beliebigen Ich-Konzepten.


    Jemand braucht nur 3 Monate intensiv Onlinespiele zu zocken und er identifiziert sich zunehmend als Zauberer, Ork oder Wichtel und wälzt Zauberer- Ork oder Wichtelsorgen. Das ist alles reichlich beliebig.

    Meditieren hat ja mehrere Aspekte.


    Der erste Punkt ist ja eine mehr oder weniger tiefer gehende Sammlung und der zweite ist, aus dieser Sammlung her zu Einsichten zu gelangen, wie der Geist funktioniert. Und der dritte wäre dann diese Einsichten umzusetzten.


    Und da ist es a nicht so, dass bloße Sammlung automatisch am Ego kratzen würde. Ich würde sagen, oftmals ist es ja sogar das Gegenteil. Während man, wenn man verstreut ist eher Zweifel und Unsicherheit hegt, kann ja geistige Sammlung dazu führen, dass man sich aufgeräumt, vitalisert und oft sogar selbstsicher und euphorisch fühlt.


    Es ist leicht, darin das eigentliche Ziel der Meditation zu sehen. Und gerade wenn man Meditation von eine Wellness-Warte aus angeht, kann man sich ja denken, dass man da genau das bekommt, was man erwartet hatte. Man ist aufgeräumter, energetischer und tatkräftiger. Aber vom Buddhismus aus gesehen, ist es ja eher umgekehrt. Makaber ausgedrückt, treibt man den Viehbestand nur deswegen zusammen, um ihn besser abschlachtren zu können. Man sammelt das Ego nur deswegen, um reinzustechen. Das man sich fühlt wie der Topmanger nach der dritten Linie Koks ist nur ein angenehmer Nebeneffekt. Und auch ein sehr vergänglicher. Denn wenn man weiter meditiert merkt man, dass es ja nicht immer ein Ticket auf eine Flauschwölkchen ist, und man da bei allen möglichen angenehmen oder unangenehmen Geisteszuständen landen kann. Und die Praxis dann darin besteht, mit all dem was auftaucht geduldig Frieden zu schließen. Was ja dann was ist, was Geduld und Demut fördert.

    Ich lese immer "Spirituelle im Speckmantel". Keine Ahnung warum...

    Die erste Möglichkeit ist, dass du gerade sehr viel Hunger hast und sich deswegen alles in Gerichte verwandelst.


    Der zweite Punkt ist natürlich der, dass "Spritualität" inzwischen so ein bestimmte Rolle übernommen hat. Früher war es ja so, dass höhere Schichten ihren überlgenen sozialen Status dadruch ausdrückten, dass sie durch exotische Hobbies oder exzessiven Konsum bestachen. In den letzten 20 Jahren gibt es dagegen eine Tendenz, sich dadurch abzuheben, dass man sich als besonders "authetisch" präsentiert.

    We live in a world increasingly dominated by the fake, the prepackaged, the artificial: fast food, scripted reality TV shows, Facebook "friends," and fraudulent memoirs. But people everywhere are demanding the exact opposite, heralding "authenticity" as the cure for isolated individualism and shallow consumerism. Restaurants promote the authenticity of their cuisine, while condo developers promote authentic loft living and book reviewers regularly praise the authenticity of a new writer's voice.

    Man grenzt sich also vom "Mainstream" mit seinem Massenkonsum ab und betont dadruch, dass man was Besseres ist. Statt normal ißt man bio, vegan und lokal. Man hat dem Materiellen abgeschworen und statt dröge wie die graue Masse rumzulaufen ist man "achtsam", köperbewußt und spirituell- man ist das freilaufende Alpha-Biohuhn. Und da passen natürlich auch Yoga und Meditation gut rein.

    Spiritualität ist ja zunächst nur eine Beschäftigung mit dem eigenen Geist.


    Und da ist es ja ein wenig so wie mit einem Auto: So lange das Auto gut funktioniert, und einfach tut was man will, muß man sich nicht so stark mit dessen Innenleben - mit Motor, Zündkerzen, Keilriemen, Drehmomenten beschäftigen. Während wenn man eine Dreckslaube habe, bei der nichts so funktioniert wie man will, sich mit solchen Details beschäftigen gezungen ist. Von daher ist es natürlich so, dass jemand der einen widerespenstigen Geist hat - jemand der schwere Traumata und Ängste hat, jemand der mit Süchten und depressiven Gedanken kämpft, eher dazu gezwungen ist, sich mit dem eigenen Geist zu beschäftigen - an sich zu arbeiten - um durch den Alltag zu kommen.


    Und dann ist es natürlich so, dass alles was man macht - die Projekte die man angeht - zur Quelle von Gefühlen von Versagen oder Bestätigung werden. Der Sudoku-Freak ist froh, wenn er ein Sudoku gelöst hat, der Workaholic wenn er ordentlich rangeklotzt hat und dann natürlich auch derjenige, der an Details seines Geistes arbeitet. Etwas anderes zu erwarten, wäre doch unrealistisch.


    Von daher kann man doch annehmen, dass sprituelle Menschen eher diejeneigen sind, die Spiritualität notwendig haben. Dies ist vollkommen damit kompatibel, dass es ein edles Unterfangen ist. Es ist besser jemand überwindet seinen Neid, als wenn er ein Sudoku gelöst hat oder eine Radrekord aufgstellt hat. Und es ist recht nachvollziehbar, wenn er dann auf die gelöste Aufgabe stolz ist und sich vielleicht was darauf einbildet.


    Aber gerade Buddha war ja zunächst mit lauter Extrem-Asketen zusammen, die sich etwas darauf einbildeten beosnders viel entsagt zu haben und besondere Kasteiiungen zu ertragen. Und von daher war es ihm klar, dass man an allem was man tut, an jedem gemeiterten Schritt anhaften kann und auch diese überwinden sollte.