Die Illusionen bestehen doch darin, dass man ein Gefühl zB für so wahr hält, dass man nichtmal auf die Idee kommt, dass Distanz dazu möglich ist.
Wenn du den Dialog dir diesbezüglich ansiehst, dann sagt Ts'ao-shan, der übrigens einer der Begründer des Soto war, "Form ist grundsätzlich Wahrheit" und "Illusion ist grundsätzlich Wahrheit". Das ist aber kein Widerspruch, denn der Mönch weiß, dass Form Illusion ist - also dass was mit Leere bezeichnet wird, wird hier mit Illusion bezeichnet. Täuschung ist ein adäquater Ausdruck.
Was ist hier aber "Form"? Die Teeschale? Sicher. Aber auch das Heben der Teeschale oder der Arme ist "Form". Auch Gefühl ist "Form". Gefühl ist also grundsätzlich Wahrheit und es ist grundsätzlich Illusion.
Die Bedingung für Gefühl ist Kontakt, Berührung und das Gefühl ist Selbst-Gefühl, auch wenn wir uns um Einfühlung oder Mitgefühl bemühen, so ist es zunächst immer ein Ich-Gefühl, denn hier ist Distanz tatsächlich sehr komplex.
Distanz ist aber möglich, nämlich wenn ich den unpersönlichen Prozess erkenne, der zu Gefühl wird und dann so Begehren und Wiedergeburt und damit Samsara bedeutet. Letzteres wird mit der Frage des Mönchs angesprochen:
»Wenn man der Illusion begegnet, was wird dann enthüllt?«
Ts'ao-shan sagte: »Illusion wird enthüllt.«
Der Mönch meinte: »Wenn das so ist, dann kann man vom Anfang bis zum Ende der Illusion nicht entgehen.«
Ts'ao-shan sagte: »Aber wenn du illusionären Formen nachgehst, kannst du sie nicht erlangen.«
Die Vernebelung/die Mattheit/die Nichtgeklärtheit des Geistes/Nichterkennen ist ja die Ursache für das sich einnehmen lassen vom Gefühl.
Ursache für Gefühl ist Berührung. Das sagt der Mönch, wenn er erkennt, dass man von Anfang bis Ende der Illusion nicht entgehen kann, denn niemals kann man der Berührung, dem Kontakt entkommen.
Ts'ao-shan sagt dann aber auch, dass man dem damit sofort verbundenen Verlangen nicht nachgehen sollte, da es ja zwangsläufig und buchstäblich ins Leere läuft.
Da die Berührung sofort Verlangen erzeugt, liegt im Gefühl auch der Hinweis auf die Frage nach dem "Wer fühlt?".
Wenn die Berührung endet, endet auch das Gefühl. Wobei mit Berührung auch die kognitive Seite des Prozesses zu sehen ist.