Posts from Leonie in thread „Nagarjuna Ratnavali“

    Igor07


    Es gibt drei Arten von Gefühl: angenehm, unangenehm und weder angenehm noch unangenehm ........


    Zitat

    »Was da, ... , an Gefühl, Wahrnehmung und Bewußtsein besteht, diese Dinge sind verbunden, nicht unverbunden, und nicht kann man diese Dinge einzeln voneinander trennen und ihre Verschiedenheit zeigen. Denn was man, ... , fühlt, das nimmt man wahr, und was man wahrnimmt, dessen ist man sich bewußt.« (M.43).

    »Unmöglich ist es, Abscheiden, Insdaseintreten, Wachstum und Entwicklung des Bewußtseins anzugeben, unabhängig von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung und Geistesformationen« (S.22.53).

    Die Illusionen bestehen doch darin, dass man ein Gefühl zB für so wahr hält, dass man nichtmal auf die Idee kommt, dass Distanz dazu möglich ist.

    Wenn du den Dialog dir diesbezüglich ansiehst, dann sagt Ts'ao-shan, der übrigens einer der Begründer des Soto war, "Form ist grundsätzlich Wahrheit" und "Illusion ist grundsätzlich Wahrheit". Das ist aber kein Widerspruch, denn der Mönch weiß, dass Form Illusion ist - also dass was mit Leere bezeichnet wird, wird hier mit Illusion bezeichnet. Täuschung ist ein adäquater Ausdruck.

    Was ist hier aber "Form"? Die Teeschale? Sicher. Aber auch das Heben der Teeschale oder der Arme ist "Form". Auch Gefühl ist "Form". Gefühl ist also grundsätzlich Wahrheit und es ist grundsätzlich Illusion.

    Die Bedingung für Gefühl ist Kontakt, Berührung und das Gefühl ist Selbst-Gefühl, auch wenn wir uns um Einfühlung oder Mitgefühl bemühen, so ist es zunächst immer ein Ich-Gefühl, denn hier ist Distanz tatsächlich sehr komplex.

    Distanz ist aber möglich, nämlich wenn ich den unpersönlichen Prozess erkenne, der zu Gefühl wird und dann so Begehren und Wiedergeburt und damit Samsara bedeutet. Letzteres wird mit der Frage des Mönchs angesprochen:

    »Wenn man der Illusion begegnet, was wird dann enthüllt?«

    Ts'ao-shan sagte: »Illusion wird enthüllt.«

    Der Mönch meinte: »Wenn das so ist, dann kann man vom Anfang bis zum Ende der Illusion nicht entgehen.«

    Ts'ao-shan sagte: »Aber wenn du illusionären Formen nachgehst, kannst du sie nicht erlangen.«


    Die Vernebelung/die Mattheit/die Nichtgeklärtheit des Geistes/Nichterkennen ist ja die Ursache für das sich einnehmen lassen vom Gefühl.

    Ursache für Gefühl ist Berührung. Das sagt der Mönch, wenn er erkennt, dass man von Anfang bis Ende der Illusion nicht entgehen kann, denn niemals kann man der Berührung, dem Kontakt entkommen.

    Ts'ao-shan sagt dann aber auch, dass man dem damit sofort verbundenen Verlangen nicht nachgehen sollte, da es ja zwangsläufig und buchstäblich ins Leere läuft.

    Da die Berührung sofort Verlangen erzeugt, liegt im Gefühl auch der Hinweis auf die Frage nach dem "Wer fühlt?".

    Wenn die Berührung endet, endet auch das Gefühl. Wobei mit Berührung auch die kognitive Seite des Prozesses zu sehen ist.

    Ein Mönch fragte: »Welche Wahrheit liegt in der Form?«

    Ts'ao-shan sagte: »Form ist grundsätzlich Wahrheit.«

    Der Mönch fragte: »Wie kannst du das aufweisen?«


    Ts'ao-shan hob seine Teeschale.


    Der Mönch fragte: »Wie kann denn Illusion Wahrheit sein?«

    Ts'ao-shan sagte: »Illusion ist grundsätzlich Wahrheit.«

    Der Mönch fragte: »Wenn man der Illusion begegnet, was wird dann enthüllt?«

    Ts'ao-shan sagte: »Illusion wird enthüllt.«

    Der Mönch meinte: »Wenn das so ist, dann kann man vom Anfang bis zum Ende der Illusion nicht entgehen.«

    Ts'ao-shan sagte: »Aber wenn du illusionären Formen nachgehst, kannst du sie nicht erlangen.«


    8)

    Wenn sowohl das Gestaltete als auch das Ungestaltete durch Merkmale charakterisiert ist, dann ist es auch etwas Existierendes, also ein Phänomen.

    Da sind Merkmale genannt, aber die Merkmale des Ungestalteten verweisen nicht auf Phänomene, da sie sich nicht zeigen und also auch nicht wahrgenommen werden können.

    Es ist vielmehr eine Darstellung von avijia - Unwissenheit/Verblendung - und das ist die Bedingung für sankhara, dem Gestalteten. Da tauchen die Phänomene im Bewusstsein eines Ich, Mein, Selbst auf und werden deshalb karmisch wahrgenommen.

    Nibbana hat keine Merkmale und ist also auch kein Phänomen. Daher hat Buddha hierzu nichts gesagt.