Beiträge von mukti im Thema „Diskussion zu "Was ist säk. Buddhismus"“

    mukti Ich finde deinen Beitrag ergänzend, nicht 'störend'. Zum Überwinden gehört das Erkennen. Das Erkennen, dass es kein Irgendwas, auch keine Fakten ausserhalb der Erfahrung gibt, ist aus meiner Sicht zentral. Es hilft dabei, sich von Ansichten und den darauf bauenden weiteren Ansichten zu lösen.


    Das ist auch für Kommunikation hilfreich.

    Nach der Paliüberlieferung ist es auch eine Ansicht dass es außerhalb der Erfahrung nichts gibt:


    Zitat

    Zu sagen: 'Nach der restlosen Aufhebung und Erlöschung der sechs Grundlagen des Sinneneindrucks bleibt noch etwas übrig - bleibt nichts mehr übrig - bleibt etwas übrig und etwas nicht übrig - bleibt weder etwas übrig noch nicht übrig' - all dies hieße ein Unerklärbares erklären. Wie weit, Bruder, die sechs Grundlagen des Sinneneindrucks reichen, so weit eben reicht die [erklärbare] Welt der Vielfalt; und wie weit die [erklärbare] Welt der Vielfalt reicht, so weit eben reichen die sechs Grundlagen des Sinneneindrucks. Mit der restlosen Aufhebung und Erlöschung der sechs Grundlagen des Sinneneindrucks, o Bruder, erlischt die Welt der Vielfalt, gelangt die Welt der Vielfalt zur Ruhe. (A.IV.174a


    Diese Aussage eignet sich wohl nicht für Diskussionen, ich finde sie aber hochinteressant.

    Das ist die Lehrrede über "Alles":


    Zitat

    Alles will ich euch zeigen, ihr Mönche, das höret wohl. Was ist also, ihr Mönche, alles?

    • Das Auge ist es und die Formen,
    • das Ohr und die Töne,
    • die Nase und die Düfte,
    • die Zunge und die Säfte,
    • der Körper und die Gegenstände,
    • der Geist und die Dinge:

    das heißt man, ihr Mönche, alles.

    Wer, ihr Mönche etwa behaupten wollte: 'Ich werde solch ein <Alles> zurückweisen und ein <Alles> von anderer Art aufweisen,' und er würde über den Gegenstand seiner Behauptung befragt werden, so könnte er keinen Bescheid geben, würde vielmehr in weiteren Widerstreit geraten. Und aus welchem Grunde? Weil so etwas, ihr Mönche, nicht zu finden ist.

    (S.35.23)


    Möchte nur noch bemerken dass die Wissenschaft das alles erforscht, dazu würde es keinen Buddha brauchen, sie lehrt alles viel genauer als er. Was der Buddha lehrt ist alles zu überwinden:


    Zitat

    "Nachdem ich alles überblickt und durchschaut habe, werde ich euch, ihr Mönche, zur Überwindung die Lehre aufweisen. Das höret wohl. Was ist nun, nachdem ich alles überblickt und durchschaut habe, die Lehre zur Überwindung?

    Nachdem man

    • das Auge und die Formen,
    • das Ohr und die Töne,
    • die Nase und die Düfte,
    • die Zunge und die Säfte,
    • den Körper und die Gegenstände,
    • den Geist und die Dinge

    überblickt und durchschaut hat, sind sie zu überwinden.

    Nachdem man das

    • Sehbewußtsein, das Hörbewußtsein, das Riechbewußtsein, das Schmeckbewußtsein, das Körperbewußtsein, das Geistbewußtsein und die
    • Augberührung, Ohrberührung, Nasenberührung, Zungenberührung, Körperberührung, Geistberührung

    überblickt und durchschaut hat, sind sie zu überwinden.

    Und was durch die Berührung von Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper, Geist bedingt an Fühlbarem aufsteigt, sei es Wohl oder Wehe oder Weder-wehe-noch-wohl, das ist, nachdem man es überblickt und durchschaut hat, zu überwinden.

    (S.35.24-25)


    Das fand ich bemerkenswert, hoffe nicht gestört zu haben.


    ad "Es ist ja möglich dass es mit anderen Methoden erkannt werden kann als mit denen der hiesigen Wissenschaft.".

    Es ist schwer vorstellbar, dass Erkenntnis, die unabhängig von Glauben ist, auf nicht-wissenschaftlichem Wege erworben werden kann. Erkentnis, die abhängt von Glauben ist, ist dagegen regelmäßig außerhalb der Wissenschaft möglich, wie die Weltreligionen eindrucksvoll belegen.

    Es kommt auf die Methode an, z.B. nach der buddhistischen Überlieferung lässt sich in der vierten Vertiefung (jhana) erkennen was nach dem Tod passiert. Wenn man diese Methode nicht anwendet kann man nicht zurecht behaupten dass das Glaube sei und nicht Wissenschaft.

    "Was der Tod ist", das habe ich in dem Zusammenhang gemeint ob er das Ende des Daseins ist oder nicht. Erkennbar ist dass die Körperfunktionen zu Ende sind, was mit dem Bewusstsein passiert weiß die Wissenschaft nicht, oder?

    Was die Wissenschaft auf der Basis wissenschaftlichder Evidenz weiß, darüber kann geredet werden. Über alles, was darüber hinaus geht, kann zwar geredet werden, aber das Reden darüber ist nicht ratsam, weil es eitlem Geplapper ähnelt. So gesehen sind alle religiösen Äußerungen dazu nichts als eitles Geplapper, egal ob buddhistisch, christlich, muslimisch etc.

    Man kann es auch anders sehen: Solange es keine Beweise dafür gibt ob der Tod das Ende ist oder nicht sind Aussagen die nicht auf dieser wissenschaftlichen Evidenz basieren für jemanden den das interessiert relevant. Es ist ja möglich dass es mit anderen Methoden erkannt werden kann als mit denen der hiesigen Wissenschaft.

    Ich glaube auch nicht, dass der Mensch nicht wissen kann, was der Tod ist, weil es die Wissenschaft gibt. Ich glaube allerdings, dass der Mensch - d.h. einige unter den Menschen - nicht wissen will, was die Wissenschaft weiß und sich deshalb den Religionen und ihren Spekulationen zuwendet.

    Was weiß denn die Wissenschaft darüber?

    Da dient - wie so oft - Wiki als geeignete Einstiegspforte für diejenigen, welche sich einarbeiten wollen: Tod – Wikipedia

    "Was der Tod ist", das habe ich in dem Zusammenhang gemeint ob er das Ende des Daseins ist oder nicht. Erkennbar ist dass die Körperfunktionen zu Ende sind, was mit dem Bewusstsein passiert weiß die Wissenschaft nicht, oder?

    Mich hat immer sehr interessiert was der Tod ist, ich glaube nicht dass der Mensch das nicht wissen kann und für immer auf Spekulation angewiesen ist.

    Ich glaube auch nicht, dass der Mensch nicht wissen kann, was der Tod ist, weil es die Wissenschaft gibt. Ich glaube allerdings, dass der Mensch - d.h. einige unter den Menschen - nicht wissen will, was die Wissenschaft weiß und sich deshalb den Religionen und ihren Spekulationen zuwendet.

    Was weiß denn die Wissenschaft darüber?

    Zitat

    Außerdem kann es noch ein Interesse daran geben was der Tod eigentlich ist und wenn man sich damit befasst hält man es allmählich entweder für wahrscheinlicher dass er das Ende des Daseins ist oder eine Transformation zu neuem Dasein.

    Das ist das Gebiet der Spekulation, welches mich wissenschaftlich interessieren kann, insofern ich mich mit Religionen befasse, welches allerdings keinerlei Relevanz für mich persönlich hat.

    Mich hat immer sehr interessiert was der Tod ist, ich glaube nicht dass der Mensch das nicht wissen kann und für immer auf Spekulation angewiesen ist. Man kann sich auch damit abfinden dass man es nicht weiß und sich für die verschiedenen Ansichten interessieren. Die Menschen sind nun mal verschieden und es gibt unzählige Forschungsgebiete.

    Der Tod ist ein Faktum und ich habe mich damit abgefunden. "ist mir egal" finde ich passt nicht richtig zu "sich abgefunden haben mit". Dein Thema waren ja die metaphysischen Spekulationen über das "danach", vermutlich weil du diese als beim sek. Buddhismus nicht vorhanden ansiehst (da wäre ich mir aber bei sek. Buddhisten nicht so sicher, ganz unabhängig davon, was sie sagen). Was nun das "egal" angeht, so sind mir sogar die religiösen Spekulationen über das "danach" nicht unbedingt "egal", weil sie interessant für mich im Kontext meiner Beschäftigung mit religiösen Dogmen sein können.

    Ist ja auch besser man findet sich mit dem Unvermeidlichen ab. Außerdem kann es noch ein Interesse daran geben was der Tod eigentlich ist und wenn man sich damit befasst hält man es allmählich entweder für wahrscheinlicher dass er das Ende des Daseins ist oder eine Transformation zu neuem Dasein. Oder man hält beides für gleich möglich. Wenn man ihn eher für das Ende hält oder beides für gleich möglich, steht man vermutlich dem säkularen Buddhismus näher. Wenn man eine Umwandlung in neues Dasein für wahrscheinlicher hält, dem traditionellen Buddhismus.

    Hi ihr Lieben,


    hab' eben den Faden so halbwegs durchgelesen und möchte mich nur kurz äußern zum Begriff "Metaphysische Spekulation" mit einem konkreten Beispiel, nämlich was nach dem Tod ist. Wenn man nicht weiß was danach ist, ist alles was man darüber aussagt Spekulation, Vermutung. Jedes Weiterleben in irgendeiner Form ebenso wie das Ende des Daseins. Wenn man mit Epikur sagt dass einem der Tod nichts angehe, denn "wenn er ist bin ich nicht und wenn ich bin ist er nicht", dann gründet das auf der Ansicht dass man nach dem Tod nicht mehr ist. Ebenso ist die Behauptung dass Nervenzellen nicht Ursache des Bewusstseins, mithin des Ich-Bewusstseins sind sondern nur Bedingungen für eine bestimmte Erscheinungsform des (Ich-) Bewusstseins, weshalb man nach dem Tod unter anderen Bedingungen existiert, eine Ansicht.


    Gibt es außer der epikuräischen Spekulation noch einen anderen Grund dafür dass einem der Tod nichts angeht? Ich sehe sonst keinen Grund sich nicht damit zu befassen und Menschen haben dazu die geistige Fähigkeit, Tiere nicht. Rückblickend sehen wir viele Kulturen in denen die Annahme eines Weiterlebens nach dem Tod eine dominierende Rolle spielte oder jedenfalls eine große Bedeutung hatte. Bis heute gibt es damit verbundene Kulthandlungen und selbst in stark materialistisch orientierten Gesellschaften hört man nicht selten die Meinung, etwa am Friedhof: "Irgendwas gibt es jenseits dieser Welt". Wenn auch die Zahl der Anhänger einer weniger verschwommenen, klar umrissenen metaphysischen Weltanschauung stark rückläufig ist.


    Was ich im Grunde sagen will ist dass wir auf etwas vertrauen wenn wir es nicht wissen. Wir haben Ansichten, Vermutungen oder einen Glauben. Den Tod habe ich als Beispiel genommen weil er etwas ist was uns alle direkt angeht indem wir alle sterben werden. Auch wenn sich das Interesse ganz auf dieses jetzige Leben richtet, ein besonnener Mensch möchte doch irgendwie damit ins Reine kommen und diese bedeutende Tatsache nicht einfach verdrängen. So gesehen haben wir alle unsere metaphysische Spekulation - der Mensch ist ein geborener Metaphysikus, wie Schopenhauer sagt. Aber ist es unmöglich dass ein Mensch jemals hinter den Vorhang zu blicken vermag? Das kann man glauben, ich glaube es nicht.