Beiträge von Aravind im Thema „Was Psychotherapie und Buddhismus verbindet“

    Nochmals sie sagte mir die Verwenden sogar die Sprache und ich glaube ihr,

    Das habe ich doch gar nicht bestritten. Aber es ist eine ziemlich normale Phase in einer Psychotherapie, die nicht negativ ist, sondern für viele einen wichtigen Zwischenschritt hin zur Autonomie darstellt. Laienhaft ausgedrückt: Man ersetzt die belastende Abhängigkeit zu Eltern, anderen Bezugspersonen, ... durch eine vorübergehende Abhängigkeit in Richtung TherapeutIn. Diese lässt sich dann im weiteren Therapieverlauf viel leichter lösen, als die ursprüngliche.


    Deine Freundin scheint keine Psychiaterin zu sein, sonst wäre ihr dieser Mechaninsmus bekannt, und würde nicht dazu führen, auf diese Menschen herab zu blicken.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Aber ich höre heute von Betroffenen auch oft, dass sie quasi sehr wohl einen Weg vorgegeben haben und "glauben" diesen gehen zu müssen, die sprechen und agieren wie ihre Therapeuten und das ist falsch meiner Ansicht nach.

    Schade, dass Du das als falsch einstufst. Hier geht es um den recht gut verstandenen Effekt der Übertragung (im allgemeinen psychologischen, nicht im Freud'schen Sinne). Das ist ein wichtiger und häufig vorkommender Schritt auf dem Weg der Autonomie des Patienten/Klienten. Das ist höchstens dann ein Problem, wenn der Therapeut nicht gefestigt ist, oder wirklich überhaupt keine Ahnung hat. Ansonsten ist der Umgang und die Nutzung der Übertragung für die Therapie eine Routineangelegenheit.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Hallo,


    hier ein paar Gedanken zu Psychotherapie und buddhistische Praxis, wie immer aus meiner eigenen Erfahrung. Ich rede *nicht* direkt über buddhistische Psychotherapie.


    In Bezug auf Psychologie habe ich einen Background in Transaktionsanalyse, und ein klein wenig in Traumatherapie. Ich habe selbst mehrere Jahre Therapie gemacht, die auf Transkationsanalyse und benachbarten Ansätzen beruht hat. Wenn ich hier Psychotherapie schreibe, meine ich immer das, was ich praktiziert habe und praktiziere. Andere psychotherapeutische Ansätze sind mir in diesem Kontext gleichmütig, weil ich sie nicht ausreichend kenne.


    Zur Transaktionsanalyse hilft es zu wissen, dass sie den Hauptaugenmerk nicht auf eine Diagnose legt, und schon gar nicht auf Defizite, sondern sehr auf Veränderung ausgerichtet ist. Der Kernsatz für eine Sitzung ist: "Was möchtest Du heute verändern.", und der Inhalt der Sitzung und der Zeit danach ist die Arbeit daran, wie man sich an dieser Veränderung hindert. Eine weitere Grundregel ist, dass man nicht sehr auf einen Weg der Therapie guckt, sondern darauf vertraut, dass das, was wichtig ist, von alleine in der Entwicklung auftaucht. (oft aber geschickt maskiert :) ).


    Mein Weg
    Ich habe nach einem Burnout eine Psychotherapie angefangen, und bin diesen Weg etwa 7 Jahre lang gegangen, s.o. Nach einem schweren Verkehrsunfall mit einer starken (und sehr spannenden) PTBS habe ich zusätzlich eine spezielle Traumatherapie absolviert.


    Ein paar Jahre nach meiner Therapie habe ich angefangen, den Weg des Buddha zu gehen, in meinem Fall als Vipassana-Schüler. Jetzt etwas mehr als 10 Jahre, denke ich.


    Erfahrung über Gemeinsamkeiten
    Aus meiner rein praktischen Sicht sehe ich viele Gemeinsamkeiten zwischen meiner Therapie und meiner Vipassana-Praxis.


    In beiden "gucke" ich mir an (das ist keine Technik oder Anleitung, sondern das ist das, was passiert):


    * Welche alten Geschichten beeinflussen mich.
    * Welche unsinnigen Glaubenssätze und Überzeugungen gibt es.
    * Welche Gewohnheiten habe ich in Zusammenhang mit den Geschichten und den Überzeugungen entwickelt.
    Diese Punkte würde ich als Einfluss des Karma, oder einfach als Karma zusammenfassen.
    In der Therapie mache ich das aktiv in Interaktion mit meinen Therapeuten, in Vipassana scheinbar passiv, zumindest ungeleitet.


    * Auf beiden Pfaden gibt es starke Widerstände, die mit alten Geschichten und Glaubenssätzen verbunden sind.
    * Diese Widerstände nerven nicht nur, und "halten einen auf", sondern sind hilfreiche Wegweiser, wo besonders starke alte Geschichten liegen.


    * In beiden Praktiken arbeite ich viel mit meiner Wut. Auch das aus Erfahrung, nicht von einer Theorie her. Wenn ich mich kraftlos und blockiert fühle (gemäß der buddhistischen Hindernisse: Trägheit und Erstarrung), dann steckt bei mir erfahrungsgemäß sehr oft unterdrückte Wut dahinter. Häufig habe ich in Bezug auf buddhistische Praxis gelesen, dass man seiner Wut nicht folgen soll. Ich halte das aus meiner eigenen Erfahrung für Blödsinn, aber das Umfeld erscheint mir wichtig. Man kann mit Vipassana-Meditation und Metta eine Spielwiese schaffen, auf der sich die Wut ganz natürlich, ohne Aggression und mit viel Spaß austoben kann. Gemäß Anthony de Mello, "Da ist Wut, aber man wird nicht wütend."


    * Auf beiden Pfaden spielt für mich Neugier und Offenheit eine wichtige Rolle ("Was will ich heute verändern"/Anfängergeist)


    Meine Traumatherapie war praktisch stark geleitete, behutsame Achtsamkeitsarbeit. Geleitet, weil ein Trauma so stark sein kann, dass man Blockaden verstärkt, statt sie zu überwinden, wenn man zu schnell vorgeht.


    Soviel zu meinen übergreifenden Erfahrungen, vielleicht kann jemand etwas aus seiner oder ihrer Erfahrung ergänzen oder erwidern.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Das Problem sehe ich in der Vermischung von Buddhismus und der Lehre Buddhas.

    Buddhismus ist in keiner Weise hilfreich für das Vermindern der psychischen Leiden der Menschen, ja er verstärkt sie sogar.

    Die Lehre Buddhas ist sehr hilfreich, die Leiden zu erkennen und zuzulassen als Notwendigkeit, um überhaupt zu erfahren, was glücklich Leben ist.

    Beispiel: Acceptance and Commitment Therapy (ACT) das hat Buddha erfunden und erkannt.

    Ich bin ja ähnlich unterwegs, wobei ich kein Bedürfnis habe, Buddhismus zu bewerten, dazu fehlen mir die Grundlagen.


    Man sollte aber auch nicht vergessen, dass es ohne Buddhismus den Pfad des Buddha als Lehre heute nicht mehr gäbe.


    Liebe Grüße, Aravind.

    DIe extreme Askese wird aber nicht deswegen verworfen weil sie so extreme ist, sondern wegen des Asketenstolzes - als einer weiteren Form der Anhaftung - die sich draus ergibt.

    Das halte ich für richtig, aber nicht nur deshalb. IMHO hat der Buddha auch erkannt, dass es gar keine taugliche Methode ist, den Körper und das Ich durch extreme Askese abzutöten.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS: Das Thema ist aber eventuell einen eigenen Faden wert und in Bezug auf den Threadtitel eher off-topic.