Hallo,
hier ein paar Gedanken zu Psychotherapie und buddhistische Praxis, wie immer aus meiner eigenen Erfahrung. Ich rede *nicht* direkt über buddhistische Psychotherapie.
In Bezug auf Psychologie habe ich einen Background in Transaktionsanalyse, und ein klein wenig in Traumatherapie. Ich habe selbst mehrere Jahre Therapie gemacht, die auf Transkationsanalyse und benachbarten Ansätzen beruht hat. Wenn ich hier Psychotherapie schreibe, meine ich immer das, was ich praktiziert habe und praktiziere. Andere psychotherapeutische Ansätze sind mir in diesem Kontext gleichmütig, weil ich sie nicht ausreichend kenne.
Zur Transaktionsanalyse hilft es zu wissen, dass sie den Hauptaugenmerk nicht auf eine Diagnose legt, und schon gar nicht auf Defizite, sondern sehr auf Veränderung ausgerichtet ist. Der Kernsatz für eine Sitzung ist: "Was möchtest Du heute verändern.", und der Inhalt der Sitzung und der Zeit danach ist die Arbeit daran, wie man sich an dieser Veränderung hindert. Eine weitere Grundregel ist, dass man nicht sehr auf einen Weg der Therapie guckt, sondern darauf vertraut, dass das, was wichtig ist, von alleine in der Entwicklung auftaucht. (oft aber geschickt maskiert ).
Mein Weg
Ich habe nach einem Burnout eine Psychotherapie angefangen, und bin diesen Weg etwa 7 Jahre lang gegangen, s.o. Nach einem schweren Verkehrsunfall mit einer starken (und sehr spannenden) PTBS habe ich zusätzlich eine spezielle Traumatherapie absolviert.
Ein paar Jahre nach meiner Therapie habe ich angefangen, den Weg des Buddha zu gehen, in meinem Fall als Vipassana-Schüler. Jetzt etwas mehr als 10 Jahre, denke ich.
Erfahrung über Gemeinsamkeiten
Aus meiner rein praktischen Sicht sehe ich viele Gemeinsamkeiten zwischen meiner Therapie und meiner Vipassana-Praxis.
In beiden "gucke" ich mir an (das ist keine Technik oder Anleitung, sondern das ist das, was passiert):
* Welche alten Geschichten beeinflussen mich.
* Welche unsinnigen Glaubenssätze und Überzeugungen gibt es.
* Welche Gewohnheiten habe ich in Zusammenhang mit den Geschichten und den Überzeugungen entwickelt.
Diese Punkte würde ich als Einfluss des Karma, oder einfach als Karma zusammenfassen.
In der Therapie mache ich das aktiv in Interaktion mit meinen Therapeuten, in Vipassana scheinbar passiv, zumindest ungeleitet.
* Auf beiden Pfaden gibt es starke Widerstände, die mit alten Geschichten und Glaubenssätzen verbunden sind.
* Diese Widerstände nerven nicht nur, und "halten einen auf", sondern sind hilfreiche Wegweiser, wo besonders starke alte Geschichten liegen.
* In beiden Praktiken arbeite ich viel mit meiner Wut. Auch das aus Erfahrung, nicht von einer Theorie her. Wenn ich mich kraftlos und blockiert fühle (gemäß der buddhistischen Hindernisse: Trägheit und Erstarrung), dann steckt bei mir erfahrungsgemäß sehr oft unterdrückte Wut dahinter. Häufig habe ich in Bezug auf buddhistische Praxis gelesen, dass man seiner Wut nicht folgen soll. Ich halte das aus meiner eigenen Erfahrung für Blödsinn, aber das Umfeld erscheint mir wichtig. Man kann mit Vipassana-Meditation und Metta eine Spielwiese schaffen, auf der sich die Wut ganz natürlich, ohne Aggression und mit viel Spaß austoben kann. Gemäß Anthony de Mello, "Da ist Wut, aber man wird nicht wütend."
* Auf beiden Pfaden spielt für mich Neugier und Offenheit eine wichtige Rolle ("Was will ich heute verändern"/Anfängergeist)
Meine Traumatherapie war praktisch stark geleitete, behutsame Achtsamkeitsarbeit. Geleitet, weil ein Trauma so stark sein kann, dass man Blockaden verstärkt, statt sie zu überwinden, wenn man zu schnell vorgeht.
Soviel zu meinen übergreifenden Erfahrungen, vielleicht kann jemand etwas aus seiner oder ihrer Erfahrung ergänzen oder erwidern.
Liebe Grüße,
Aravind.