Beiträge von fotost im Thema „Religion aus materialistisch-wissenschaftlicher Perspektive“

    Abgrenzungsenergien? Sicher, ich möchte mit solchen Leuten so wenig wie möglich zu tun haben. Oder um ausnahmsweise mal was aus der Bibel zu zitieren -

    Zitat

    Laß die Toten ihre Toten begraben

    (Lk 9, 60)


    Daß solche (sehr gelegentlichen) direkten Beobachtungen auch meine restliche EInstellung zu Kirche und Religion mitprägen, ist logisch. Genau wie die regelmäßigen Missbrauchsskandale an Kindern und Jugendlichen und die ewigen Geldgeschichten der Kirchen.


    Hass? Ich bin wahrscheinlich einer der Hass freiesten Menschen, mit denen Du je Kontakt haben wirst. Ich habe nur kein Problem damit, meine Meinung zu äußern und ich lasse es mir auch nicht von anderen schlechtreden.


    Falls es Dir Unwohlsein verursachen sollte - es gibt im Bereich Kontrollzentrum - Einstellungen die Möglichkeit Benutzer des Forums für Dich zu sperren. Bei mir ist da niemand drin...


    Dir ein gutes Wochenende

    Sicher wird jeder Buddhist Elemente jeder fremden Lehre, die teilweise zur Auflösung des Ego-Gedanken beiträgt, begrüßen.


    Die einzig echte buddhistische Antwort ist und bleibt dabei aber die Anatta Lehre


    Zitat

    16. "Daher, ihr Bhikkhus, sollte jegliche Art von Form, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, sollte alle Form mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Gefühl, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alles Gefühl sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Wahrnehmung, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Wahrnehmung sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Gestaltungen, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Gestaltungen sollten mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Bewußtsein, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alles Bewußtsein sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.'" [3]

    17. "Indem er so sieht, wird ein wohlunterrichteter edler Schüler ernüchtert der Form gegenüber, ernüchtert gegenüber dem Gefühl gegenüber, ernüchtert der Wahrnehmung gegenüber, ernüchtert den Gestaltungen gegenüber, ernüchtert dem Bewußtsein gegenüber."

    18. "Wenn er ernüchtert wird, wird er begierdelos. Durch Begierdelosigkeit ist (sein Geist) befreit. Wenn er befreit ist, kommt das Wissen: 'Er ist befreit.' Er versteht: 'Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.'"

    Majjhima Nikāya 109


    (So oder sinngemäß in Dutzenden anderer Texte)


    Das vollständige Verstehen diese Lehre ist Voraussetzung für alles Weitere


    Zitat

    Wenn da, ihr Mönche, ein Mönch irgend etwas (kañci dhammam) als ein Ich (*1) betrachtet, so ist es unmöglich, daß er lehrgemäße Überzeugung besitzt. Besitzt er aber keine lehrgemäße Überzeugung, so ist es unmöglich, daß er den vollkommenen Pfad der Gewißheit betreten kann. Hat er aber nicht den vollkommenen Pfad der Gewißheit betreten, so ist es unmöglich, daß er die Frucht des Stromeintritts, der Einmalwiederkehr, der Nichtwiederkehr oder der Heiligkeit verwirklichen wird.

    Wenn aber, ihr Mönche, ein Mönch jegliche Erscheinung als Nicht-Ich betrachtet, so ist es wohl möglich, daß er lehrgemäße Überzeugung besitzt. Besitzt er aber lehrgemäße Überzeugung, so ist es wohl möglich, daß er den vollkommenen Pfad der Gewißheit betreten wird. Hat er aber den vollkommenen Pfad der Gewißheit betreten, so ist es wohl möglich, daß er die Frucht des Stromeintritts, der Einmalwiederkehr, der Nichtwiederkehr oder der Heiligkeit verwirklichen wird.

    A.VI.100 Lehrgemäße Überzeugung III - 5. Anatta Sutta


    Zu Deiner Anmerkung zum Thema Nächstenliebe - wenn ich gelegentlich beim Spazierengehen an einer Kirche vorbeikomme und dabei Leute sehe, die von einem Gottesdienst herauskommen, kommt bei mir beim Anblick dieser traurigen, verkniffenen Gesichter jedes Mal der Gedanke auf: Bitte, bitte, bitte -- liebt mich nicht so, wie ihr euch selber liebt!!! Geht lieber in einen Park oder eine Kneipe als in eure kalte, dunkle Kirche.


    Natürlich gibt es auch in Gemeinschaften, in denen der Großteil der Menschen Buddhisten sind Probleme, das dürfen wir aber in keinem Fall zu einer qualitativen oder quantitativen Gleichsetzung mit anderen Religionen ausarten lassen. Ganz konkret, im Moment gibt es einen Krieg in Europa - die einzigen Waffen, die dort benutzt werden, die nicht von einem Pfaffen oder Popen gesegnet wurden, dürften aus den Niederlanden und aus Deutschland stammen.


    Und zum Thema Myanmar - die Probleme dort sind zu 100% auf den britischen (englischen) Imperialismus zurückzuführen, der zu jedem Zeitpunkt die volle Unterstützung der britischen (englischen) Staatskirche hatte - die perverseste Form organisierter Religion - die Staatskirche!

    Wenn ich nicht genau wüßte, daß Dir klar ist, daß diese Art der Betrachtung nicht nur nicht-buddhistisch, sondern ausgesprochen anti-buddhistisch ist, würde ich den Dialog jetzt abbrechen. Ich nehme aber einmal an, daß es Dir darum geht ein wichtiges Thema weiterzuführen und daß Du deshalb zu einer kleinen Provokation bereit bist.


    Ich antworte mit den Worten des Buddha


    Zitat

    »Aus diesem Grunde eben, Kālāmer, haben wir es gesagt: Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl', dann, o Kālāmer, möget ihr sie euch zu eigen machen. Was ich so gesagt habe, wurde eben mit Bezug hierauf gesagt.

    A.III. 66 Die Rede an die Kālāmer


    Dies zum Thema, etwas Glauben zum Wohlgefallen (dem eigenen und dem der anderen)


    Ich denke, es gibt einen weiteren zentralen Fehler in Deiner Ausführung - der angemessene buddhistische Umgang mit anderen. Die Lehre ist auf persönliches Wachstum ausgelegt. Die oft verwendeten Gleichnisse von Lotuspflanzen, die zuerst Schlammschichten und dann schmutziges Wasser durchdringen müssen, um danach in der Sonne sich frei entfalten zu können, sind ein schönes Beispiel.


    Das in Deinem Text genannte wohlige Vertrauen auf eine Vatergestalt als fadenscheiniger Erklärer für Erklärungsbedürftiges steht im Gegensatz zu einer buddhistischen Betrachtung, wo es um gegenseitige Hilfe, gegenseitigen Respekt und gemeinsame Weiterentwicklung geht.


    Kalyanamitta


    Das schönste mir bekannte Beispiel wird in der Khaggavisāna-Sutta beschrieben


    Zitat

    Spiel und Vergnügen gibt's im Kreise von Gefährten, Und zu den Kindern hegt man innige Liebe. Doch Abscheu fühlend, ob der Trennung von Geliebtem. Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

    42

    In Himmelsrichtung vierfach wenn man heimisch [5], Abneigungsfrei [6], mit allem stets zufrieden, Und unverzagt ertragend jede Widrigkeit [7], Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

    43

    Schwer zu befriedigen sind auch manche der Asketen Und gar noch Hausner, die im Hause leben. Nicht sich bekümmernd um die Kinder anderer, Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

    44

    Der Kennmale des Weltlings sich entäußernd, Wie blattentblößter Kovilāra-Baum [8], Weltliche Bande heldenhaft durchbrechend, Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

    45

    Wenn einen weisen Freund man findet, Als Weg-Gefährten, edel lebend, kraftvoll, Jedwede Widrigkeiten überwindend, Mag wandern man mit ihm, beglückt und achtsam. [9]

    46

    Wenn keinen weisen Freund man findet, Als Weg-Gefährten, edel lebend, kraftvoll, Gleich einem König, der besiegtes Land verläßt
    [10]
    , Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.


    Sutta Nipata I.3 35-75


    Also statt Ein- und Unterordnung in einem auf Autorität und letztlich Angst und Bedrohung geprägten Modell ein gleichberechtigtes Miteinander.

    Wo sich dieses Miteinander nicht möglich ist, sollte man eher allein bleiben, statt um ein wohliges Miteinander zu erreichen die Wahrheit zu verleugnen.

    Aber bitte antworte auf meine Frage. Was meinst du damit, dass religiöse Inhalte von Antworten wegführen?

    Gern. Wenn Du eine Frage dadurch beantwortest, daß Du eine neue unbewiesene (und häufig unbeweisbare) neue Einheit einführst, hast Du nicht nur die erste Frage, sondern auch noch die Fragen, die sich auf die neue eingeführte Einheit beziehen.


    Konkretes Beispiel, wenn jemand behauptet 'alles' (das Universum) wurde von einer Gottheit erschaffen, dann muß sich diese Person der Frage stellen, woher diese Gottheit kommt, nach welchen Regeln sie funktioniert etc. etc.


    Special pleading bringt keine Antwort, sondern ist ganz einfach unehrlich.


    Wissenschaft arbeitet daran, unnötige Hypothesen aus Erklärungsmodellen zu entfernen.

    Religion fängt ja nicht als Spekulation an, sondern als Verehrung von Übernatürlichen und da insbesondere übernatürlichen Wesen.

    Ich hätte da schon Probleme! Religion hatte oft zuerst die Funktion einer Welterklärung, die dann in einer Zuordnung der Erklärung zu übernatürlichen Wesen führte.

    Und wenn wir schon einmal bei übernatürlichen Wesen sind, warum sollten diese keine Familienstruktur haben wie wir? Lass uns einen Gottvater erschaffen, mit Ehefrau und einigen Kindern und sonstigen Verwandten. Und lass' sie bitte ein paar menschliche Makel haben wie Geilheit oder Machtversessenheit, damit wir sie besser akzeptieren können...

    Auch Religion unterliegt der Evolution von Gedanken. Am Anfang diese Linie standen keine Gottheiten oder so etwas, sondern die Verehrung von Naturkräften. Es lohnt sich Fromm 'Die Kunst des Liebens' mal wieder hervorzukramen.


    Die Idee, irgendwelche tiefsinnigen Grundfragen 'Weshalb gibt es etwas? Warum ist nicht einfach nichts?' mit religiösen Inhalten zu füllen führt zwangsläufig immer weiter von Antworten weg, weil es eine weitere Ebene dazwischenschiebt, die dann selbst wieder erklärt werden muß!


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