Beiträge von SteFo im Thema „Extinction Rebellion Buddhists Germany“

    "Kein Schaden verursachen" erscheint mir dagegen als allgemeingültiges buddhistisches Prinzip.

    Wenn Du "keinen Schaden verursachen" ernst nimmst, wirst Du wahrscheinlich um eine gewisse Form des Aktivismus nicht herumkommen, denn es fehlen eben auch (politisch gewollt) die entsprechenden Strukturen, mit denen überhaupt eine Wahl bestünde. Siehe z.B. öffentlicher Nahverkehr. Aber auch das reine "keinen Schaden verursachen" ist anspruchsvoll genug, da durch die hohe Komplexität der gegenwärtigen Warenströme oft nicht sichtbar ist, was, wie und wo schadet.

    Mein "keinen Schaden verursachen" ist unabhängig von "Strukturen, mit denen überhaupt eine Wahl bestünde", denn wenn die äußeren Strukturen keine Wahl ermöglichen, ich aber fürs Überleben von A nach B kommen muss und das zu Fuß oder per Fahrrad unter keinen Umständen möglich ist - um beim Beispiel "öffentlicher Nahverkehr" zu bleiben - dann verursache ich ja keinen Schaden.

    Wenn die gegenwärtigen Warenströme so sind wie sie sind, die Regularien mir aber verbieten selbst auf die Jagd zu gehen oder es mir verunmöglichen selbst Anbau zu treiben, dann verursache ich keinen Schaden, wenn ich meinen Nahrungserwerb an den gegenwärtigen Warenströmen ausrichte.

    Diese Aussage erstaunt etwas, weil sie nicht lautet "Eigentlich nahm ich an, dass es für alle Buddhisten selbstverständlich sein sollte, dem Klima und den Arten nicht zu schaden."

    Wo siehst Du da den Unterschied?

    Bei "Klima- und Artenschutz" erscheint mir die Konnotation von "Aktivität" und "engagiertem Buddhismus" (als eine Sonderform von Buddhismus). "Kein Schaden verursachen" erscheint mir dagegen als allgemeingültiges buddhistisches Prinzip.

    Das ist ein interessanter Ansatz ... "Politik als kollektives Event" ein "politisches Wir-Erleben". Mir scheint, dass das nur funktionieren könnte, wenn es auch einen kollektiven Willen gäbe. Tatsächlich ist Politik aber ein Wettstreit, ein Kampf der Interessen und Ideen und also Folge muss jeder der "Die Gesellschaft gestalten" will, überlegt strategisch vorgehen, wodurch "die Gesellschaft" zum Objekt des Selbst wird und die Bestandteile der "Gesellschaft" sind die Anderen, die der gewinnen muss, der "Die Gesellschaft gestalten" will. Sind jedoch alle Anderen gewonnen, dann steht deinem "politischen Wir-Erleben" nichts mehr im Weg, weil "ein Kollektiv ein Wille". Bis dieses Ideal erreicht ist, wird der Wille in "Die Gesellschaft gestalten zu wollen" jedoch - aufgrund der menschlichen Natur - vielerlei Übergriffkeiten hervorrufen oder aber zur Resignation führen.

    Natürlich können sich mehrere 'selbst' auch zu einem kleineren 'wir'-Kollektiv zusammenschließen und dann auf ein "Ihr" einwirken wollen, was dann ebenso zu kollektiven "Übergriffigkeiten führt wie am Bespiel des XR-Kollektivs doch schon häufiger beobachtet werden konnte.

    Würde der Wille zu Kooperation statt Konkurrenz, zu Respekt statt "ich schütte dir meinen Mist vor die Haustür" in deinem Gedankengang ausreichen, oder braucht es einen kollektiven Willen, der die gleichen Ziele und Wege dorthin umfasst?

    Da fällt mir der Begriff "Wertegemeinschaft" ein. Eine Gesellschaft, die gemeinsame Werte teilt, nicht nur als Lippenbekenntnis, sondern als commitment auch zu einer Art der Lebensführung. Aber genau besehen ist das auch nichts anderes als ein "kollektiver Wille". Auf der Basis eines solchen commitments als allgemeinem kollektivem Willen könnte dann vielleicht ganz natürlich bei Bedarf ein spezieller kollektiver Wille zur kooperativen Lösung etwaig auftretender Probleme entstehen.

    Aber was im Alltagsleben zu beobachten ist und in der Geschichte humaner Gesellschaften scheint die Sprache eines immerwährenden Kampfes innerhalb der Gesellschaften zu sprechen. Nichtsdestotrotz ist die Natur von Individuen unterschiedlich: der eine neigt zum Aktivismus, der andere zum Predigen, der nächste zum stillen Engagement in einer überschaubaren Teil-Gemeinschaft und wieder ein anderer kümmert sich bevorzugt um seine eigenen Angelegenheiten und meidet Politik und entsprechende Gruppen-Bildung. Jeder möge nach seiner façon Zufriedenheit und Seelenruhe finden.

    Mir erscheint der Wille in "Die Gesellschaft gestalten zu wollen" bereits übergriffig, da die Gesellschaft aus der Perspektive des Selbst "die Anderen" sind.

    Da bin ich nicht bei dir. Gesellschaft ist für mich ein "wir" (was die ganzen ich's und den Raum dazwischen enthält) nicht ein "ihr".


    Danke für die Antwort. Ich denke nochmal drüber nach.

    Das ist ein interessanter Ansatz ... "Politik als kollektives Event" ein "politisches Wir-Erleben". Mir scheint, dass das nur funktionieren könnte, wenn es auch einen kollektiven Willen gäbe. Tatsächlich ist Politik aber ein Wettstreit, ein Kampf der Interessen und Ideen und also Folge muss jeder der "Die Gesellschaft gestalten" will, überlegt strategisch vorgehen, wodurch "die Gesellschaft" zum Objekt des Selbst wird und die Bestandteile der "Gesellschaft" sind die Anderen, die der gewinnen muss, der "Die Gesellschaft gestalten" will. Sind jedoch alle Anderen gewonnen, dann steht deinem "politischen Wir-Erleben" nichts mehr im Weg, weil "ein Kollektiv ein Wille". Bis dieses Ideal erreicht ist, wird der Wille in "Die Gesellschaft gestalten zu wollen" jedoch - aufgrund der menschlichen Natur - vielerlei Übergriffkeiten hervorrufen oder aber zur Resignation führen.

    Natürlich können sich mehrere 'selbst' auch zu einem kleineren 'wir'-Kollektiv zusammenschließen und dann auf ein "Ihr" einwirken wollen, was dann ebenso zu kollektiven "Übergriffigkeiten führt wie am Bespiel des XR-Kollektivs doch schon häufiger beobachtet werden konnte.

    Mir erscheint der Wille in "Die Gesellschaft gestalten zu wollen" bereits übergriffig, da die Gesellschaft aus der Perspektive des Selbst "die Anderen" sind. Sich damit zu begnügen, nur sich selbst zu ändern, erscheint untypisch für politischen Veränderungswillen. Diskussionswillen kann viele motivierende Impulse haben. Die Haltung "Recht zu haben" oder "die Wirklichkeit zu kennen" erscheint für Übergriffigkeit in Diskussionen unabdingbar, scheint alleine jedoch noch nicht hinreichende Bedingung für Übergriffigkeit zu sein, weil eine solche Haltung durchaus auch zB mit "vornehmer Zurückhaltung" einhergehen kann. Man kann auch glauben "Recht zu haben" oder "die Wirklichkeit zu kennen" und dennoch kein Interesse an Diskussionen haben.

    Nochmal zur Frage warum es für Klimaschützer wie XR sinnvoll sein sich gerade an die Religionen zu wenden.

    Da fällt mir das Stichwort "religiöse Eiferer" ein. Die Klimaaktivisten ähneln ja doch sehr religiösen Eiferern. Ich würde weder den Klima-Eiferern noch den religiösen Eiferern politischen Einfluss gönnen. Ich denke, sie würde nichts zum Besseren wenden können, aber viel zum Schlechteren, eben wegen ihres Eifers.

    Ab wann gilt man für dich als Eiferer?

    Die Gesellschaft gestalten zu wollen dürfte Basis allen (politischen) Engagements sein.

    Duden:

    "männliche Person, die (besonders auf religiösem oder politischem Gebiet) fanatisch für eine Idee, Überzeugung eintritt"


    "Die Gesellschaft gestalten zu wollen" ... da steckt immer das Potential der anmaßenden Übergriffigkeit drin.

    Nochmal zur Frage warum es für Klimaschützer wie XR sinnvoll sein sich gerade an die Religionen zu wenden.

    Da fällt mir das Stichwort "religiöse Eiferer" ein. Die Klimaaktivisten ähneln ja doch sehr religiösen Eiferern. Ich würde weder den Klima-Eiferern noch den religiösen Eiferern politischen Einfluss gönnen. Ich denke, sie würde nichts zum Besseren wenden können, aber viel zum Schlechteren, eben wegen ihres Eifers.


    Zitat

    Wie ich bereits erörtert habe, stellt der Klimawandel eine große Herausforderung dar, weil er von den Menschen verlangt, dass sie etwas allein aufgrund der Autorität des Sprechers für wahr halten, weil er sich in Ereignissen manifestiert, die zeitlich und örtlich weit entfernt sind, und weil er unsere normale Erfahrung und unsere Annahmen über die Welt in Frage stellt. Vor allem verlangt der Klimawandel von den Menschen, bestimmte kurzfristige Verluste in Kauf zu nehmen, um ungewisse langfristige Kosten zu vermeiden.


    Die Religion ist mit all diesen Hindernissen konfrontiert, aber in noch größerem Maße. Sie ist sogar noch unsicherer, hat keinen der objektiven Beweise der Wissenschaft, basiert auf Beweisen, die von der gewöhnlichen Existenz der Menschen weit entfernt sind, und verlangt von den Menschen, dass sie Regeln für ihr intimstes Leben akzeptieren - ihre sexuellen Aktivitäten, ihre Ernährung und ihre Kindererziehung. Zugegebenermaßen hat sie den großen Vorteil, dass sie eine persönliche Belohnung in einem Leben nach dem Tod verspricht, doch auch dies beruht auf extremer Unsicherheit.

    Ich denke, dass hier eine begrifflich gedachte "Menschheits-Perspektive" mit der individuellen Perspektive vermengt wird. Eben weil "Ereignisse[n] zeitlich und örtlich weit entfernt sind" gibt es eine große Unsicherheit, ob man selbst vom Klimawandel signifikant betroffen sein wird, ob man selbst wirklich "kurzfristige Verluste in Kauf zu nehmen" hat um "langfristige Konsten" für sich selbst zu vermeiden.

    Der eigene Tod, der sicher ist, muss nicht zwangsläufig mit dem gedachten "Tod der Menschheit" durch Klimawandel, der unsicher ist, in Verbindung stehen. Der eigene Tod würde sich auch ohne Klimawandel vollkommen unabhängig von "der Menschheit" ereignen.

    Das weiß ich nicht. Gibt es die?

    Das war meine Frage. Wenn es offensichtlich "Extinction Rebellion Buddhists Germany" gibt, es aber es keine "Extinction Rebellion Christians Germany" und/oder "Extinction Rebellion Muslims Germany" geben sollte, dann wäre das doch Anlass zur Analyse.

    Verständnisfrage: Stellst du die Nicht-Existenz der anderen in Frage oder die Existenz der im Titel genannten?

    Diese Frage anlässlich meiner Worte verstehe ich nicht.

    Die Extinction Rebellion Buddhists Germany

    Das ist interessant. Gibt es auch "Extinction Rebellion Christians Germany" und/oder "Extinction Rebellion Muslims Germany" ?

    Das weiß ich nicht. Gibt es die?

    Das war meine Frage. Wenn es offensichtlich "Extinction Rebellion Buddhists Germany" gibt, es aber es keine "Extinction Rebellion Christians Germany" und/oder "Extinction Rebellion Muslims Germany" geben sollte, dann wäre das doch Anlass zur Analyse.