Posts from Christopher in thread „Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung“

    Das lässt sich mit dem authentischen Zen vergleichen - da geht es nicht um Erkenntnisse, die entweder wahr oder falsch sind, unabhängig vom Subjekt, sondern um "wahres Wissen als Gegenstück zur Unwissenheit" MN 44 . Deshalb drückt sich in den Taten eines Menschen, gleich ob er Lehrer oder Schüler ist, immer seine Gesinnung aus - und die erkennt man, sofern man das erkennen will, bereits in den Worten.

    Und im Falle etwa von Shimano oder Sasaki, deren Worten (bzw. Titel) eventuell verführerischer für gewisse Suchende klingen können als diejenigen eines Zernickow, sollten deren Taten dann doch etwaige Zweifel an die entsprechende innere Gesinnung ausräumen.

    Das ist nicht nur Scham, das ist das Wissen, das man sich nicht beizeiten besser zur Wehr setzte.

    Speziell zu dieser Frage würde ich mir hier eine Frauenperspektive wünschen. Weil aus meiner Sicht ist diese Behauptung reines Victim Blaming. Jedenfalls ist die Gesellschaft seit den Mißbrauchstaten von Sasaki, Zernickow und Co. erstaunlich schnell weiter gekommen, so dass heutzutage die meisten Schülerinnen mE (1) solche Übergriffe nicht mehr dulden würden und (2) evtl. eher bereit wären, sich die Strapazen eines Verhörprozesses doch auf sich zu nehmen, um solchen Typen endlich zu stoppen.

    Sie haben ihm einfach nicht richtig zugehört. Und ja, die Sangha hätte seine Bedürfnisse auch anders befriedigen helfen können, wenn er selbst zu dumm dafür war. Aber nicht Sasaki hatte den Anspruch an sich, den Du hier unterstellst, sondern Du hast ihn (und mit Dir andere).

    Hier wieder Victim Blaming bzw. wo ich wieder sage, wenn die Schüler die Lehre nicht "richtig" verstehen, ist doch der Lehrer (haupt- oder zumindest mit-) verantwortlich. Auch ist es wieder eine Frage der Offenheit. Wenn an der Tür zum Dokusan-Raum ein Schild mit "Hier sitzt ein Sex-Besessener, der Dich gleich schamlos begrapschen wird" gehängt hätte, dann wäre alles klar gewesen - und Mount Baldy hätte gleich (zurecht) dicht machen können. Stattdessen hat man einfach händeringend weiter gemacht, bis endlich einer den Mut hatte, das Schild sozusagen ins Netz zu stellen. Mit den bekannten Folgen.


    Ich weiß also nicht recht, wieso du von einem Zenlehrer ein Vorbild in Sachen Sexualität erwartest. Ich habe da nie eines gehabt, ich denke, jeder muss da seinen eigenen Weg finden und sollte sich an niemandem orientieren

    Weil sich durchwurschteln und an niemandem orientieren kann ich ja auch ohne spirituelle Praxis. Und selbst wenn der Zenlehrer bloß ein "immer wieder in die Egohaftigkeit fallender Mensch" sein soll - was ich übrigens gar nicht bestreite (wie hätte es ja anders sein können?) - erwarte ich immerhin, dass er seine Schwächen besser in Griff hat als ich selbst. Sonst kann ich doch gleich zu Harvey Weinstein gehen.


    Aber genug zu diesem Thema - das ist mir jetzt alles zu theoretisch. Verbleiben wir dabei, dass Sasaki einfach für mich persönlich zu dumm war und jeder soll sich gerne von seiner Lehre noch holen, was er oder sie mag. Allerdings denke ich, dass Du an Deiner Armut dann selber Schuld sein wirst, wenn Du weiter nur olle Sachen von ihm rausbringst :)


    Dieses Erwachen - da folge ich meinem Verständnis von Sasaki oder anderen - ist kein permanenter Zustand im Sinne dessen, wie sich auch hier im Forum einige den Buddha vorstellen, also keine endgültige Vollendung. Fortan sucht der Übende also dieses Erlebnis zu manifestieren, und das gelingt mal besser und mal schlechter. Ausgangspunkt seines Lebens bleibt eine wesentliche ihn erschütternd habende Einsicht.


    [...] Nun ist also die Frage, was Du als Erwachen siehst und inwiefern etwas dessen Kern trifft oder nicht.

    Ich siehe das eigentlich genauso wie Du. Und ich behaupte trotzdem, dass ich - der noch keine Schülerin missbraucht hat - dieses Erlebnis eindeutig besser manifestiert habe als ein Sasaki oder Shimano. Das Erwachen trifft das Herz, so dass ich schon bei Sasaki bin, wenn er sagt (Dein Zitat) "Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, Liebe oder Zuneigung zu zeigen, dann ergreife sie." Allerdings habe ich auch noch genug Hirn zu wissen, dass wenn sich die Gelegenheit zehn Mal hintereinander bei verschiedenen Schülerinnen im Dokusan ergeben hat, ich mich vielleicht doch getäuscht habe.

    Ich finde es wesentlich, sich ganz klar zu machen, dass unsere heutigen Standards schon bald nicht mehr gelten können und nicht immer gegolten haben.

    OK. Und Zen hat eh keine Moral :)

    Ein Vorbild habe ich nicht gebraucht, ich hatte einen guten Vater.

    Ich Gott sei Dank auch. Ich meinte Vorbilder als Zen-Lehrer - und zwar hier im Westen, außerhalb des (asiatischen) klösterlichen Kontexts. Ich glaube, der Kern unseres Dissenses ist, dass ich schon einen sehr guten Meister in Japan gehabt habe, und was solchen Typen noch zu sagen haben, interessiert mich halt nicht mehr. Natürlich sind diese alten Herren alle Experte im Zen - aber im Umgang mit Sexualität sind sie wohl immer noch Nieten. Wenn sie vor "Erkenntnis" nur so protzen, warum haben sie noch keine bessere Lösung für ihre eigene Begierden gefunden? Sasaki hätte zum Beispiel die Struktur eines Sesshins durchaus neu erfinden oder immerhin den Format des Dokusans mit westlichen Frauen anpassen können, wenn er über seine eigene Sex-Besessenheit so im Klaren war. Aber darüber werden wir wohl erstmal uneinig bleiben müssen. Letztendlich kennen wir sowieso nicht allen Fakten - und vor allem nicht die Frauenperspektiven, was ich auch in dieser Diskussion langsam vermisse, vor allem bei Deiner These, dass einige sich sicherlich Sex mit einem 90-Jährigen Japaner heimlich wünschten. Aber egal. Dass Schülerinnen stets wieder freiwillig gehen konnte, hat übrigens auch Zernickow als Schutzbehauptung von sich gegeben - nur um das Niveau dieses Arguments aufzuzeigen.


    Meines Erachtens hat die Nachfolge im Zen auch nie zum Ziel gehabt, große Vorbilder hervorzubringen, sondern Erwachte. Heutzutage gerät dieser Aspekt vor allem durch den Einfluss der Dogen-Adepten in den Hintergrund, da ist das Sitzen wesentlich und um Erwachen bzw. - so würde ich das lieber nennen - Erkenntnis macht man einen Bogen (oder man sagt, von der Erkenntnis müsse man auch noch lassen, lässt aber natürlich niemals vom Zazen ...). Vorbilder sind die, die lange und unbeweglich sitzen können

    Hier ist mE die Kernfrage, nämlich was das Erwachen ja überhaupt bedeutet. Für mich sind sowohl theoretisch "Erwachte", die mir nicht ganz konkret als Vorbild dienen können, als auch Typen, die nur lange und unbeweglich sitzen können, uninteressant. Insofern ist Sasaki für mich also erledigt, selbst wenn er eventuell mehr als ein Polenski zu sagen hätte. Früher war das auch bei mir anders, und für Dich als Verleger sicherlich sowieso.


    Was übrigens Shimano in dieser Weise betrifft, kann ich sagen, dass ich ihn persönlich kennengelernt habe und sein etwaiges "Erwachen" ganz eindeutig zur Kategorie sagen wir mal Polenski gehört - Missbrauch hin oder her. Darüber können wir aber ein anderes Mal diskutieren.


    So ist das auch mit Sasaki. Niemand außer den Schülern - und NICHT Sasaki - hat gefordert, da müsse ein Vorbild sein. Das ist immer der Irrsinn der Adepten. Und das ist heute noch so, wenn sie zu Lehrern rennen, in der Hoffnung, das große Vorbild zu finden.

    Da vermischst Du zwei Sachen. Schüler wie Schülerinnen, die in Zen-Meistern wie Sasaki Vorbilder in Punkto Sexualität suchen, sind ohnehin auf der falschen Spur - außer sie wollen ja selbst Klosterabt werden und (zumindest augenscheinlich) in Enthaltsamkeit leben. Im Gegenteil möchten die meisten einfach nur Zen üben, ohne dabei von einem alten Sack begrapscht zu werden. Und falls sie dann doch in diesem Irrsinn beharren, liegt die Verantwortung nach wie vor beim Lehrer. Nachher zu behaupten, "ich hab's denen doch gesagt, dass ich kein Heiliger bin" ist mE einfach zu wenig. Was war Sasakis Erwachen bzw. sein angebliches Talent als Zen-Lehrer denn überhaupt noch wert, wenn er nicht mal diesen grundlegendsten aller Denkfehler seiner Schülerschaft wegräumen konnte? Das war doch sein einziger Job! Insofern wiederhole ich, dass die Verfehlungen von Sasaki und Co. eindeutig das Erwachen im Kern trafen, und nicht etwa bei MJ oder Wagner eine bloße Nebensache waren.

    Danke für Deine ausführliche Argumente. Jetzt nähern wir uns die Kernfragen.

    Gerade weil die beiden tot sind, stellt sich die Frage nicht, ob ich sie als persönliche Lehrer aufsuche, sondern bestenfalls die, ob ich von ihren Texten oder Reden etwas lernen kann - was ja für alle bedeutenden Zenlehrer gilt, von Dogen über Linji bis Sawaki usw. Das ist der Punkt, wo wir uns grundlegend unterscheiden.

    Nicht ganz. Für mich gelten Wörter weniger als Taten, und da bin ich wohl ziemlich "typisch Zen". Der Unterschied zwischen Sasaki und Linji ist ja, dass wir wissen, wie Sasaki sich benommen hat und bei Linji nicht. Wenn ich persönlich wüsste, dass Linji auf Lolitas stand, dann würde ich ihn auch nicht mehr lesen, weil diese "Lösung" der Begierdenfrage kenne ich ja - und finde ihn verwerflich.


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    Es ist jedenfalls kaum vorstellbar, dass irgendjemand, der sich sexuell auf welche Art auch immer austobt, kein Leid erzeugt. Es muss also einen Maßstab geben für diese von Dir genannte Ausgrenzung. Einer wäre ein Gesetz, wie es Döring zum Verhängnis wurde. Dann aber könnte man - auch im Sinne dieses Gesetzes - nach Haftstrafen die Sache als abgebüßt betrachten.


    Die Frage, wie viel Sexualität ein Lehrer sich erlauben sollte, und mit wem, ist noch nicht endgültig geklärt. Ich habe auch erstmal keine Wunderlösung dazu, weiß aber zumindest, dass es einen höheren Maßstab bedarf als das StGB. Und ich betrachte den Fall Sasaki anders wie Du. Selbst wenn er angeblich immer wieder seine Schwächen und das "Normalsterbliche" eines Meisters betont haben sollte, hat er trotzdem den ganzen institutionellen Macht- und Mythosapparat für sich selbst ausgenutzt. Und selbst wenn einige Frauen völlig abgeklärt über sein Verhalten gewesen wären, gab es genug andere, die darunter gelitten haben.


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    Ein Dharma-Erbe sollte also keiner werden, wenn er sexuelle Schwächen wie diese hat? Was ist mit den anderen Schwächen, welche sind noch erlaubt? Ist das nicht genau der übliche Fallstrick, den Meister auf einen zu hohen Sockel zu stellen?

    Das kann man nicht pauschal sagen; ich entscheide von Fall zu Fall, wer für mich ein würdiger Dharma-Erbe ist. Straftaten zu begehen und gleichzeitig CDs über "Zen und Ethik" zu verkaufen, wie Döring es tat, geht zum Beispiel nicht. Natürlich ist Pädophilie eine komplexe Krankheit, und es gibt eventuell sogar Konstellationen, wo ich von einem gesetzlichen Straftäter was lerne könnte - aber von Döring erstmal nicht. Dass man Kindesmisshandlung im mittelalterlichen Japan anders gehandhabt hat, ist dabei natürlich kein Kriterium.


    Ich glaube, für mich ist die Offen- und Ehrlichkeit, wie der Lehrer mit seinen Schwächen umgeht, am wichtigsten. Und diese Offenheit sehe ich bei Sasaki, wie oben erwähnt, trotzdem nicht gegeben. Er hat für mich die Zen-Institution ausgenutzt, um sich zu befriedigen.


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    Mit anderen Worten: Was uns unterscheidet ist meine Auffassung, dass ein Zenlehrer dann für mich Sinn macht, wenn er etwas erkannt hat, was mich weiterbringt und was er mir vermitteln kann. Am Besten per Text oder Rede. Diese bleibt auch dann zitierfähig, wenn sein Verhalten zu wünschen übrig lässt. Bei dieser Verhaltenskritik sollte mir aber bewusst sein, wo ich selbst Ansprüche stelle und was mich etwas angeht. Das Sexualleben anderer geht mich im Grunde nicht viel an.

    So weit auseinander sind wir eigentlich nicht. Das Sexualleben anderer geht mich im Grunde auch nicht viel an - nur bei Zen-Lehrern schon, weil ich ja selbst nach Vorbildern und gesunden Verhaltensmustern (jenseits von christlichen Normen) suche. Das ganze Zen-Gerede über Ego-Kram und Koans langweiligt mich inzwischen nur. Ich möchte stattdessen Menschen finden, die mir Lebensweisheiten vorleben. Es verhält sich wohl ungefähr wie Du mit dem Besitz. Da habe ich aber selbst keinen Zweifel mehr, ich weiß was in der Weise richtig ist und sich gut anfühlt.

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    Eine weitere wichtigere Kategorie als das Sexualleben ist für mich die Glaubwürdigkeit, mit der sie das dokumentieren, was sie behaupten zu sein (TNH ein autorisierter Thien-Lehrer usf.). Denn damit wollen sie sich ja als Lehrer ranschmeißen. Hier beginnt bei sehr vielen von mir zuvor Genannten bereits die Heuchelei, und die ist von ganz ähnlicher Natur wie die derjenigen, die ihre sexuellen Eskapaden unter den Teppich kehren wollen.

    Sehe ich genauso. Wie gesagt, ist die Offen- und Ehrlichkeit am wichtigsten, sei es über den Meister-Titel oder den Sexualverhalten. Jemand, der ganz offen eine Sex-Kult betreibt, wäre für mich ja erstmal nicht problematisch. Aber bei allem, was ich bislang gesehen habe, geht es nur durch Ausbeutung und Machtmissbrauch.

    Danke für Deine Recherchen.

    Es ist ja nicht verboten, sich als Coach oder Unternehmensberater zu bezeichnen - auch ist es nicht verboten, zu erzählen, dass man mal Dürckheim und Lassalle getroffen habe - was das konkret heißt, wird ja nicht gesagt - man lässt das im Ungefähren und die Deutung macht dann der, der das liest, aber nicht beurteilen kann.

    Klar, ist alles nicht verboten. Auch nicht, Kinder von drei verschiedenen Frauen zu haben. Die rote Linie überschreitet er nur, wenn er tatsächlich lügt - obwohl selbst das könnte in Unternehmenskreisen als Zeichen der Stärke oder was auch immer gesehen werden.


    Ich persönlich finde das Ganze zwar zum Kotzen, aber ich muss seinen Sandkasten ja auch nicht betreten. Ich kann hier nur posten und allen, die was mit Polenski "spirituell" zu tun haben wollen, nur meiner Meinung zu der ganzen Inszenierung geben.

    Und dann der Polenski, der der von mir als "Rei-Bande" bezeichneten Gruppe (Hatlapa und Co.) von den Wurzeln her nahesteht. Die gingen zu einem Zenlehrer, der auch die 100 erreichte und mit Geld um sich warf (das bestätigte mir sogar Muho). Ebenso freigebig und naiv war er mit "Lehraufträgen", wobei sich die Beauftragten nicht sicher sein konnten, welchen Rang sie eigentlich hatten, und sich dann überwiegend kurzerhand zu Roshi erklärten. Soweit ich weiß, ging es da nicht wesentlich um Sex, der japanische Lehrer hatte einen ganz guten Ruf (Freigebigkeit ist ja an sich auch nichts Übles), aber was ist da nun bei herausgekommen?

    Eben. Weil aber Polenskis Gruppe zur Zeit um Aufnahme in die DBU wirbt, würde ich gerne mehr hierüber erfahren. Irgendwo habe ich gelesen, dass sein eigener Meister Laie war und in der Marketing-Branche arbeitete, was einem nicht wundert, wenn man sich die Webseite dieses selbsternannten "Visionärs" anschaut. :)

    Danke für Deine Kommentare. Ich freue mich. wenn Leute meine Sachen überhaupt lesen, selbst wenn dieser Text schon 7 Jahre alt ist.


    Du sprichst viel Zutreffendes an. ZB gibt es natürlich Ausnahmen wie TNH und HHDL, die (so gut wie es wohl geht) auch bei größeren Reichtum sich skandalfrei gehalten haben. Aber wie Du auch erwähnst (und wie wir inzwischen auch vom DL wissen), wenn man an der Spitze von solchen Riesenorganisationen ist, wird es sehr wahrscheinlich trotzdem irgendwo haken.


    Klar ist meine These an sich "unterkomplex", aber man muss ja irgendwo anfangen. Es müssen langsam Hemmungen überwunden werden, um Zen-Lehrer kritischer zu beobachten und Fakten ans Licht zu bringen. Dann kann man auch differenzierter argumentieren und Zusammenhängen besser erkennen. Natürlich heißt es zB lange nicht, dass ein Zen-Meister "privat" vorbildlich gehandelt hat, nur weil nichts Gegenteiliges bekannt geworden ist. Dies gilt ja umso mehr, je länger die schon tot sind. Dein Punkt ist auch berechtigt, dass Sasaki auch viel mehr Lebenszeit hatte als Suzuki, sich daneben zu benehmen. Und ob Suzuki tatsächlich so niedlich und tadellos war, wie man ihm nachsagt, werden wir wohl nie wissen. Von seiner Frau ist jedenfalls überliefert, dass er keinesfalls ein so guter Ehemann war, als man vermuten konnte. Und wie Du auch sagst, sind Richard Bakers Verfehlungen doch auch irgendwie die Verfehlungen Suzukis, der ihn ja auch zum Nachfolger ernannt hatte. Das gleiche gilt übrigens mE umso mehr für Hozumi Gensho, der wohl immer noch einen guten Ruf genießt, obwohl er Rudi Dörings pädophile Neigungen 20 Jahre lang offenbar nicht erkannt hat.


    Das mit Sasakis Erbe hätte ich so heute auch nicht mehr geschrieben. Warum genau er keine Nachfolger genannt hat, weiß ich tatsächlich nicht und es ist mir ehrlich gesagt vollkommen Wurscht. Seine Linie ist aus meiner Sicht genauso tot wie die von Shimano, mit oder Nachfolger.


    Was mich zu einem weiteren Punkt bringt, wo unsere Sichtweisen offenbar grundsätzlich auseinandergehen: Du hälst Sasaki trotz Missbrauch ja nach wie vor für zitierfähig. Das finde ich problematisch (das weißt Du eh schon) weil Sasakis Verfehlungen mE nicht wie etwa wie Richard Wagners Antisemitismus zu betrachten sind, nach dem Motto, "darf ich seine Musik immer noch hören?" Weil sich an seine eigene Schülerinnen zu vergehen und entsprechendes Leid verursachen ist ja keine "Nebensache", sondern trifft für mich seine angebliche Erkenntnis genau im Kern. Dementsprechend ist er - egal was er geschrieben oder gesagt haben mag - für mich genausowenig interessant als Lehrer wie etwa Harvey Weinstein.

    Herzlichen Dank für den verlinkten Text von Dir, den ich noch nicht kannte.

    Freut mich, dass Dir den Text gefallen hat, obwohl er eigentlich veraltet ist. Aber gerade in Bezug auf Polenskis "noch unbebaute Wiese" denke ich, dass meine Kernaussage nach wie vor trifft. Übrigens war die DBU letztens in Buchenberg wohl zu Gast und man hatte Polenski gefragt, wie lange er persönlich in Japan trainiert habe: "sechs Wochen" hieß es :)


    Mit dem Unbuddhisten selbst habe ich z.Zt. weniger zu tun. Er hostet halt nach wie vor meine Sachen und dafür bin ich ihm dankbar.


    Bezüglich Adorno und die Dialektik muss ich gestehen, dass das alles etwas "over my head" war. Aber wird schon stimmen, was Du schreibst :)


    Und letztlich hast Du natürlich Recht, dass die "Small is Beautiful" Haltung von gewissen ökonomischen und anderen Rahmenbedingungen abhängig ist, die z.B. in einer Großstadt herrschen. Aber wenn sie nun mal da sind, braucht es tatsächlich Mühe, den natürlichen "Fortschrifttsgedanke" des Westens entgegenzutreten. Und dazu liefert Dschuang Dsi die richtige philosophische Grundeinstellung.

    Hier ein aktuelles Interview (auf Englisch) zum Thema Missbrauch mit einem Experten, dessen Meinung sich ziemlich 1:1 mit meiner deckt :)

    Kannst Du das Interview vielleicht zusammenfassen? Es ist 1 Stunde 23 lang. Und Du kennst den Experten ja gut. 😉

    Die erste Hälfte oder so geht um Zen im allgemeinen, mein Weg, usw.


    Aber danach geht es um die Missbrauchsfällen in Zen, wie man sie verhindern kann, meine Erfahrung mit Zernickow und Shimano, sowie zuletzt wie man gesunde Strukturen in Zen-Gruppen schaffen kann, dass sowas möglichst nicht passiert.


    Um meine Kernaussagen zusammenzufassen, würde ich sagen, dass die "Sektenmerkmale", die ich damals in der Studie beleuchtet habe, eigentlich nicht so hilfreich sind, wie ich dachte, um eine problematische Gruppe von vornherein zu erkennen. Weil wenn jemand wirklich die Augen offen hat, hätte zum Beispiel niemals ein Rigpa-Zentrum erst betreten. Weil das ganze Theater drumherum, der Personenkult, die Heuchelei, der Luxus usw. waren ja offensichtlich, ganz zu schweigen von der Gewalt, die Sogyal ja vor hunderten von Leuten angewendet hat. Aber wenn man "auf der Suche" ist, denkt man eben immer, dass die eigene Gruppe doch OK und keine Sekte ist. Nur im Nachhinein wird einem klar, in was für eine Falle man eigentlich getappt ist.


    Und zum Thema gesunde Strukturen habe ich gesagt, dass ich es persönlich bewusst vermeide, "die Lehre" weiter zu verbreiten, d.h. mein Dojo zu vergrößern, mehr Schüler zu bekommen usw. Das ist natürlich kein Garant, dass Missbrauch nicht passieren wird, aber (1) immerhin, dass dessen Umfang nicht so groß wäre, und (2) je mehr Leute bzw. Zentren man hat, desto weniger Zugang die Schüler zu mir haben. Und das wird schnell gefährlich, weil man dann anfängt, irgendwelche Qualitäten auf mich zu projizieren. Dieses Phänomen nehmen die Sogyals der Welt natürlich in Kauf, und versuchen es sogar zu verstärken. Besonders zu diesem Thema hatte ich mal auch diesen Aufsatz geschrieben.

    Das offenbart eher, dass man in tibetischen Kreisen offenbar die Lehre Buddhas nicht kennt.


    Nach den vielen Skandalen im Zen haben die Apologeten auch gesagt: "Das war doch kein richtiges Zen" bzw. "Der hatte doch keine richtige Dharma-Übertragung". Nach dem Motto, "wahres" Zen sei noch in Ordnung.


    Wenn Sogyal & Co. keinen echten Buddhismus getrieben haben, warum haben die Dalai Lama, die DBU, usw. sie denn jahrelang hofiert?