Posts from Leonie in thread „Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung“

    Aber für mich ist das Schlüsselerlebnis von Bedeutung. Leider kommt dann der Allgmeinplatz von den sila, und da widerspreche ich erneut heftig. Das ist eine reine Floskel. In anderen Beiträgen, wie zum Brahmanetzsutra, habe ich ausführlicher diese sila beleuchtet. Es handelt sich um Dinge, die der Otto Normalverbraucher unabhängig von irgendeinem Verständnis des (Zen-)Weges gemeinhin zu verwirklichen trachtet. Es ist eben nicht typisch fürs Erwachen, dass einer nicht lügt, stiehlt oder tötet. Ich kenne Deinen Lehrer nicht, aber diesen Unsinn attackiere ich seit Jahrzehnten, und er ist nur allzu offensichtlich. Auch sind die Beispiele für das Versagen bekannter Zen-Lehrer dann sehr zahlreich, Dogen log über seinen Lehrer Ju-Ching, Ikkyu ging zu Huren, Linji prügelte usf. Man müsste eine lange Diskussion erst mal darüber führen, was einer denn mit sila meint und wer bitteschön sie denn beispielhaft verwirklicht. Da sind wir wieder bei der Illusion des perfekten Menschen, die da immer im Hintergrund schwelt und garantiert immer wieder zu Enttäuschungen führen wird.


    Ich möchte mal wissen, wie Du sila "vertiefst".

    Die drei Übungsfelder Sittlichkeit, Geistesschulung und Weisheit enthalten den achtfachen Pfad, d.h. es gibt auch Ethik, Geistestraining und Weisheit, die nicht dem achtfachen Pfad entsprechen. Vielleicht ist es das, was du bei "Otto Normalverbraucher" bemerkt hast.

    Diese drei Übungsfelder sind nicht getrennt und auch nicht trennbar. Sie bilden eine Einheit und wenn, wie bei einem Rad, die eine Speiche kürzer ist, als die anderen sieben, dann gibt es Unwucht und das Rad eiert.


    Das Übungsfeld Sittlichkeit enthält ja nicht nur deine üblichen Trigger-Themen, die offensichtlich auch bei Sasaki zu bemerken sind. Im übrigen ist mir dessen Verhalten völlig schnuppe. Ich bin erst durch Shimano und die Webseite darüber auf ihn aufmerksam geworden.


    Was meine Lehrer anbetrifft, so hatte ich einfach eine persönliche Bedingung, die es verhinderte, dass ich da auf die Persönlichkeitsschiene abgefahren bin. Mir ist es nicht möglich andere zu bewundern - da bewundert man sich letztlich ja selbst, wie vor einem Spiegel. Ich habe für Leute wie Merzel u.a. noch nicht mal mehr Verachtung - aber ich habe eine Ahnung davon, wie man in so ein "rabbit whole" fallen kann. Deshalb finde ich immer den Ausgang aus einer Situation.


    In meinem Fall gibt es vor allem die Zen-Übung als Lehrer und im Rinzai lässt es sich dann eben nicht umgehen, wenn man Koanschulung betreiben soll, dass da auch einer einem gegenüber sitzt und man "Von Angesicht zu Angesicht" regelmäßig vortreten soll. Ich bin da so zufällig reingeraten und habe nicht gewählt. Weder die Tradition, noch der Lehrer waren mir wichtig. Mir ging es immer nur um Zazen und darum, dass es möglichst in meiner Wohnort-Nähe war. Ich bin schon immer ökonomisch-praktisch ausgerichtet - und deshalb habe ich auch Zen für mich passend gefunden, weil ich da nichts dafür brauche, außer dem, was ich eben schon bin und es überall, unauffällig ausüben kann.

    Nun - später habe ich In Foren dann jede Menge Lehrer entdeckt und sehr viel über die Lehre erfahren.


    Wie oben gesagt sind es drei Übungsfelder und wie das bei Übungen so ist, sie werden ausgeübt, praktisch angewendet und dann kann einer selbst erfahren, wie das wirkt - ob es Erregung und Aufregung erzeugt oder zu Frieden und Gleichmut führt.


    Wenn ich da nochmal auf MN 44 zurück komme, dort sind die drei Übungsfelder so aufgezählt:

    Zitat

    Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise - diese Zustände sind im Übungsfeld der Sittlichkeit enthalten. Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit und Richtige Konzentration - diese Zustände sind im Übungsfeld der Geistesschulung enthalten. Richtige Ansicht, Richtige Absicht - diese Zustände sind im Übungsfeld der Weisheit enthalten.


    Sittlichkeit umfasst also Rede - der angemessene Gebrauch von Worten - Handeln und Lebensweise. Das kann jeder sehen, sofern es öffentlich ist. Die Ergebnisse der Geistesschulung sind nicht unmittelbar sichtbar und bei dem Feld Weisheit lässt sich lediglich über Rechte Ansicht erkennen, ob jemand die Lehre versteht.


    Mit Vertiefung dieser Übungen meine ich, die Entfaltung einer intuitiven Einsicht in das, was der Situation angemessen ist UND dem Ergebnis Frieden und Gleichmut entspricht. Das gelingt ja nicht einfach mal so, sondern braucht je nach Vorbedingungen seine Zeit.

    Vielleicht mal so einen Beitrag von mir aus Frauensicht, die auch mal Schülerin im Zen war und da es dort um eine lange Koan-Schulung gegangen ist, ist der Lehrer bzw. die Lehr-Tradition nicht unwesentlich.

    Ich persönlich hätte es als ekelhaft empfunden, wenn ein "alter Sack" was mit einer oder mehreren Schülerinnen angefangen hätte. Das wäre in meinem Fall ein derart atmosphärisches Übel in der Sangha, dass es die Wirkung einer Vergiftung hätte. Und damit wäre ich dann auch weg.


    Nun ist das natürlich so, dass Verhalten und Erkenntnisse nicht miteinander zusammen hängen - es änderte nichts am Satz des Pythagoras, wenn wir wüssten, dass der Pythagoras den nicht selbst entdeckt hätte, sondern von seinem Kumpel geklaut hat. Ebenso bliebe die Wahrheit von der Sonne, als Mittelpunkt unseres Systems weiterhin wahr, wenn Galilei ein haltloser Säufer gewesen wäre.


    Anders sieht es in der Kunst aus. Da macht es schon was aus, dass Nolde ein Nazi war oder Knut Hamsun ein ebensolcher - denn Kunstwerke sind subjektive Ausdrucksformen, die weder wahr noch falsch sind. Kunst ist Ausdruck einer Haltung und damit per se politisch. Somit findet die geistige Gesinnung und Ansicht eines Künstlers in seinem (Hand)Werk seinen Ausdruck und ist daher niemals unabhängig von ihm.


    Das lässt sich mit dem authentischen Zen vergleichen - da geht es nicht um Erkenntnisse, die entweder wahr oder falsch sind, unabhängig vom Subjekt, sondern um "wahres Wissen als Gegenstück zur Unwissenheit" MN 44 . Deshalb drückt sich in den Taten eines Menschen, gleich ob er Lehrer oder Schüler ist, immer seine Gesinnung aus - und die erkennt man, sofern man das erkennen will, bereits in den Worten.


    Bebop

    "Ausgangspunkt seines Lebens bleibt eine wesentliche ihn erschütternd habende Einsicht."


    Es gibt keinen Ausgangspunkt des Lebens - aber es ist eine Einsicht, die einen zum Weg bringt - sie muss nicht erschütternd sein, das sind bereits Zuschreibungen, die der Einsicht was bombastisches geben sollen und wir uns dann damit vergleichen können - nö - es sind viele, viele Schritte - und ob es die "rechte Einsicht" ist oder war, erkennt man nur daran, wie einer fähig geworden ist, sich bei der Übung des Weges und da besonders der Silas immer weiter zu vertiefen. Die Silas sind deshalb von so großer Bedeutung, weil sie der einzige sichtbare Ausdruck des authentischen Erwachens sind.

    Eben. Weil aber Polenskis Gruppe zur Zeit um Aufnahme in die DBU wirbt, würde ich gerne mehr hierüber erfahren. Irgendwo habe ich gelesen, dass sein eigener Meister Laie war und in der Marketing-Branche arbeitete, was einem nicht wundert, wenn man sich die Webseite dieses selbsternannten "Visionärs" anschaut. :)


    Auf der alten Webseite findet sich evtl. noch was in den vielen Sprechblasen.


    Dai Shin Zen | Zen-Meister Hinnerk Polenski (Syobu Sensei)


    Zitat

    Reiko Mukai Roshi


    wurde 1947 geboren und studierte Soziologie und Zen-Philosophie.1969 begann sein Zen-Weg unter dem renommierten Meister Oi Saidan Roshi. Reiko arbeitete in dieser Zeit im Marketing eines japanischen Konzerns. Seit 1976 ist er Zen-Mönch. Sieben Jahre später wurde er Tempel-Osho, Vorsteher und Lehrer des Hoko-ji Tempels.?Seit 1991 wirkt er im Syoko-ji-Tempel, der zum Hoko-ji gehört.

    1994 wurde Reiko Mukai Manager des Zen Training Center in Oyama. Seit 1997 gibt er als Mönch Zen-Leadership Seminare für Führungskräfte. 1998 gründete er zusammen mit Hinnerk Syobu Polenski die Daishin-Zen-Schule. Zwei Jahre später ernannte ihn sein Lehrer Oi Sadan zum Roshi.

    Reiko ist ein authentischer Zen-Meister, der seine Aufgabe darin sieht, die alte Tradition des Rinzai Zen mit dem modernen Geist der westlichen Welt zu verbinden. Er ist einer der wenigen japanischen Zen-Meister, die eine eigene Familie haben. Reiko hat zwei erwachsene Kinder.


    Das Internet mit seinen unzähligen Webseiten ist ja sowas wie eine Sammlung von Spiegeln. Wenn man z.B. die Seite von Polenski sieht, dann entsteht "Kontakt" - d.h. ein Gefühl - entweder angenehm oder unangenehm oder neutral. Als jemand, der Kurse für das mittlere Management gibt oder gab - hat er natürlich eine Vorstellung davon, wie er sich darstellen sollte - er will ja ankommen bei seinen Klienten. Und diese zahlen ja auch, für "nothing" - was sich aber wieder von der Steuer absetzen lässt, als "Fortbildung".

    Es ist ja nicht verboten, sich als Coach oder Unternehmensberater zu bezeichnen - auch ist es nicht verboten, zu erzählen, dass man mal Dürckheim und Lassalle getroffen habe - was das konkret heißt, wird ja nicht gesagt - man lässt das im Ungefähren und die Deutung macht dann der, der das liest, aber nicht beurteilen kann.


    Was ist dagegen zu sagen, dass sich da jemand seinen Lebenswunsch erfüllt hat und sich mit dem Kloster seinen eigenen Sandkasten gebaut hat - dann kann er sich auch selbst zum Abt ernennen und bedeutungsvolle Reden und Interviews geben.


    Ein paar Daten zum Kloster:

    Daishin Zen Kloster gGmbH, Hamburg
    Daishin Zen Kloster gGmbH, Hamburg, Amtsgericht Hamburg HRB 128406: Gewinn, Bilanzsumme, Umsatz, Mitarbeiter, Netzwerk, Wirtschaftsinfos
    www.northdata.de

    Das Gleichnis, das ich erwähnt hatte, war das vom reichen Jüngling. Markus 10; Matthäus 19; Lukas 18. Die drei synoptischen Evangelien haben kleine Abweichungen, aber es geht hier immer um die Frage: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? Mk und Mt Oder: Was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe? Lk


    Und die Antwort bei Lukas, nach dem was er Gutes tun soll, ist dann eben von Jesus - Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur Einer.


    Es geht bei dem Problem von Gut und Böse nicht ums Misstrauen, sondern um Selbst-Täuschung. Wenn das Gute absolut ist oder Gott, wie das im Judentum/Christentum meint, dann können wir das Gute nicht vom Bösen unterscheiden, sondern wir werden, wie das in der Erzählung mit der Schlange in Genesis ist, durch unser Begehren getäuscht. Da konnte man noch von einer gewissen Naivität von Eva ausgehen, aber heute sollte das doch überwunden sein.

    Nun kommen wir ja nicht ohne Vertrauen aus - das meiste, was ich entscheide, ist in gutem Glauben - wenn ich einkaufe, vertraue ich darauf, dass die Lebensmittelkontrolle funktioniert - aber ich kann dennoch nicht den Enttäuschungen entkommen. Mir entgehen also keineswegs wichtige Lebenserfahrungen. Vor allem wenn ich mit wachem Auge durch die Welt gehe/fahre.


    Das Gleichnis mit dem reichen Jüngling hat auch für die Blockierung von Herz-Geist eine Relevanz. Jesus weist den Fragenden auf die Gebote hin und zählt sie auf - die Silas eben. Der Jüngling sagt, er halte sie ein. DAS lässt Jesus aufmerksam werden, denn der Jüngling sagt die Wahrheit - er ist ein Reicher, der die Gebote einhält - und da weist jesus ihn auf seine Selbst-Täuschung hin, denn das reicht nicht - das ahnte auch der Jüngling, schließlich fragte er ja danach. Aber er wollte vielleicht eine Bestätigung. Und er bekommt einen enttäuschenden Rat - wenn das so ist, dann verkaufe alles und folge mir nach. Da blieb dem Jungen die Spucke weg. Damit hat er nicht gerechnet. Und auch die Jünger waren sprachlos - wenn das so ist, wer kann denn da noch gerettet werden?


    Und da komme ich nun zum Geist und Herz oder Herz-Geist. Der Jüngling war nicht nur reich, sondern sein Herz und sein Geist hingen an seinen Gütern. Seine Aufgabe ist also zunächst mal, alles zu verkaufen und das Geld den Armen zu geben - also seinen Herz-Geist zu leeren.


    Im Buddhaland hat es mal einen thread dazu gegeben.

    solaris

    "Selling Spirituality" nimmt sich diesem Thema ganz speziell an, nämlich der Vermarktung der religiösen Bedürfnisse.

    Es ist daher nicht nur eine Frage von Strukturen, sondern betrifft die sozialen Rahmenbedingungen für Angebot und Nachfrage. Wenn es da keine Regulierung gibt, weil religiöse Bedürfnisse ja vor allem private Bedürfnisse sind und wenn die Vermarktung selbst nicht Marktregeln, wie das Wettbewerbsrecht berühren - ich erinnere da an den Fall des Namensrechts "Buddhistische Psychologie" - dann ist letztlich alles möglich. Erst wenn es zu strafrechtsrelevanten Vorfällen kommt, die angezeigt werden (können), kommt auch ein öffentliches Interesse ins Spiel.

    Was es also braucht, ist eine Art "Warentest" für das Angebot an Spiritualität. Es geht nämlich auch um das, was inzwischen als geistlicher Missbrauch diskutiert wird. Der geht ja dem sexuellen Missbrauch voran. Dazu gibt es im Netz jede Menge kritische Informationen und wer da sucht, der findet.

    Allerdings dürfte inzwischen ja auch deutlich geworden sein, dass die Suche und die Weltsicht durch das soziale Feld mitbestimmt sind. Es gibt da unterschiedliche Strategien, die von den einzelnen Sekten praktiziert werden, um Mitglieder zu missionieren. Bei Scientology und den Mormonen kennt man diese, auch die Zeugen J. haben inzwischen einige "Whistleblower" die aus dem Inneren Gefüge berichten können.

    Für den Buddhismus, wie er sich im Westen ausgebreitet hat, spielten zunächst Japaner oder andere Natives eine Rolle, als Markenkern. Dann haben sich europäische Kopien heraus gebildet, die ihre persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten genutzt haben - dazu brauchte man natürlich Geld - also entweder eine Erbschaft oder einen Mentor - man brauchte aber auch Zugang zu Menschen, die man durch Vorträge, Bücher oder auch einen handfesten Konflikt auf sich aufmerksam machen konnte - und, es braucht auch eine Perspektive für die Interessenten - Erleuchtung ist z.B. so etwas.

    Letztlich ist das Ganze als ein evolutionärer Prozess zu sehen und was da heraus kommen wird ist offen, führt aber den Prozess immer weiter. Für den Sucher nach Sinn oder So gilt das, was bei allen Warenangeboten gilt - was drauf steht ist nicht das, was drin ist. Oder, wie Paulus das schon mahnend bemerkt hatte: Prüft alles. Behaltet das Gute. Meidet das Böse in jeder Gestalt. (Anmerkung von mir - auch in der Gestalt des Guten).

    Bis deutsche Buddhisten mal so mündig und aufmüpfig werden wie die deutschen Katholiken im Synodalen Weg oder bei Maria 2.0 ist es noch einer langer Weg "den Bach runter" (wie man bei uns sagt). Gestern ist übrigens Bischof Bätzing (Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz) grundsätzlich auf deren Linie eingeschwenkt, nachdem das Papier zur Sexualethik Anfang September in der Bischofskonferenz gescheitert war.

    Die Mündigkeit der Katholiken wird bereits seit dem 2. Vat. Konzil geübt und wenn die Herren oben nicht derartig "gefehlt" hätten und das seit 2010 in Deutschland und noch früher in USA und Irland und und und .....dann bliebe es wie immer. Was den Erfolg des Synodalen Weges anbelangt, da ist die Messe noch nicht gelesen, wie es so heißt.

    Ich finde es hilfreich, wenn Bätzing auf die wirklichen Gefahren hinweist, aber darauf hoffen ja die Gegner der Reformen geradezu. Und wer weiß, wer der neue Papst wird.

    Außerdem laufen die fortschrittlichen Leute ja reihenweise davon. Die Austritte gehen ja nicht zurück durch das was jetzt so versucht wird. Papiere sind noch keine Änderungen im Kirchenrecht.

    Zitat

    Manchmal wird gesagt, dass der Hauptgrund für den Niedergang des Buddhismus in Indien vor 800 Jahren mit der Praxis des Vajrayana, der von unqualifizierten Leuten ausgeübt wurde, zu tun hatte und mit Sektierertum, hervorgerufen durch Korruption innerhalb der Sangha.

    sagte der DL 2009. In unserer Zeit braucht es keine 800 Jahre, es reichen 80 Jahre.

    Aber auch wenn der Lehrer so ein Monster ist, oder zumindest ein feiger Mittäter, dann bedeutet das noch nicht, dass die ganze buddhistische Lehre für die Katz ist.

    Nachdem der Mensch "Buddha" verschwunden war, blieb als einziger Lehrer der Dharma zurück. Das Gesetz (der Dharma) kann nicht verdunkelt werden und auch nicht erhellt werden - der Dharma war vor Buddha da und wird auch nach ihm bleiben. Das Problem wird durch die Vorstellungen geschaffen, die sich Menschen von einem Buddha machen oder machen sollen. Und deshalb ist Zen hier mit seinem Ausspruch von Linji radikal - Begegnet dir Buddha auf dem Weg, dann töte ihn. Damit wird man im Rinzai-Zen bereits im ersten Koan Mu konfrontiert.

    Es gilt auch, dass niemand sich Vorstellungen von einem Menschen machen soll, weder von sich noch von anderen.

    In der Geschichte vom reichen Jüngling, der zu Jesus kam, fragte dieser "Guter Meister, was soll ich tun ..." und wurde schroff von Jesus unterbrochen - Was nennst du mich gut? Gott allein ist gut. Nach diesem Verständnis ist der Mensch, das Menschliche eben nicht gut, weil es je nach Situation und Gelegenheit verführbar ist. Gier und Hass wurzeln in der Verblendung.

    Daher ist es wesentlich für eine Tradition - ganz gleich welcher Art, ob buddhistisch oder christlich - welche Situationen und Gelegenheiten in den Beziehungen der Menschen geschaffen werden und welche möglich sind. Hierarchische, asymmetrische und das Fehlen von Öffentlichkeit und Transparenz sind genau das Einfallstor für Missbrauch.

    Dabei sehe ich nicht auf den sogenannten Lehrer, sondern auf mich, als Schülerin, die zu dem Meister geht, und bereits das ist eine Struktur, durch die der Gastgeber oder Meister - und der Gast oder Schüler - der zum Gastgeber geht - was empfangen will. Linji hat hier vier Fälle unterschieden, die sehr wichtig sind, wenn man diese Struktur betrachtet, in der Mißbrauch stattfindet. Es gibt da viele graduelle Bereiche und es ist nicht nur das Sexuelle, sondern es wird auch sondiert, ob es sich hier um ein geeignetes Objekt handelt. Geeignet für was auch immer.

    Ich persönlich habe das Glück ein ungeeignetes Objekt zu sein - eine Art Nichtsnutz - deshalb habe ich auch weder Gebrauchs- noch Mißbrauchs-Erfahrungen, aber ich habe ein Gespür für die Situation. Das ist keine Skepsis, sondern die Erfahrung von Gefahr. Und die Begegnung von Angesicht zu Angesicht - also ishin-densihn - wie es im Zen auch heißt - die Begegnung von Herz-Geist zu Herz-Geist ist für mich der Moment allerhöchster Gefahr. Und wenn es so aussieht, als gäbe es da eine Wellenlänge zwischen mir und dem anderen - dann ändere ich die Frequenz meiner Wellen und schon ist es mit der Harmonie vorbei.

    Vertrauliche Gespräche und Geschichten, die angeblich niemand anderer erzählt bekommt, sehe ich immer als Manöver einer Korruption. Deshalb sind solche "Einweihungen" in meinem Verständnis Korruption - also der Missbrauch einer Vertrauensstellung.

    Und diese Struktur des Mißbrauchs von Vertrauen ist eben symptomatisch für die Katholische Kirche, für den Rinzai-Zen und für den tibetischen Buddhismus - also dort, wo wir jede Menge Kenntnis von erheblichen Mißbrauchstaten haben.

    Ich sehe da so viel Änderungsbedarf in den Strukturen, dass das einfacher ist, wenn diese Formen zerbrechen.

    Zu Ricard's statement gibt es auch auf dem blog von Rob Hogendoorn einen Kommentar.

    Matthieu Ricard’s Trial Balloon | open buddhism
    Matthieu Ricard suggests that to address or reddress abuse [my translation from the French]: "The Union Bouddhiste de France or another body, should assume…
    openbuddhism.org


    Zitat

    Matthieu Ricard schlägt vor, dass die Union Bouddhiste de France oder ein anderes Gremium diese Verantwortung übernehmen sollte:


    "Die Union Bouddhiste de France oder eine andere Einrichtung sollte diese Verantwortung übernehmen und als Schutz vor künftigem Machtmissbrauch fungieren. Vor allem scheint es notwendig, wie im Katholizismus, eine Struktur zu schaffen, die es den Opfern ermöglicht, in Sicherheit angehört und mit psychologischen und rechtlichen Mitteln unterstützt zu werden."


    Gerade dieser Gedanke zeigt, wie weltfremd - oder unaufrichtig - Ricard wirklich ist.


    Wie viele andere nationale buddhistische Vereinigungen wird auch die Union Bouddhiste de France (UBF) von tibetisch-buddhistischen Mitgliedern dominiert (38 von 95), die, wie Ricard selbst bestätigt, sowohl nicht willens als auch nicht in der Lage sind, gegen die Missstände in ihrer Mitte vorzugehen.


    Außerdem sind die Meinungen westlicher buddhistischer Konvertiten und nicht-tibetischer Buddhisten in der UBF für die tibetischen Lamas, die diese Mitglieder und ihre Dachorganisationen leiten, nicht von Belang.


    Sie sind darauf konditioniert zu glauben, dass der tibetische Buddhismus vollständig ist, so wie er ist, und dass es ihm an nichts fehlt.


    Da ihr Zweig des tibetischen Buddhismus an und für sich perfekt ist, sind die Ansichten anderer über Missbrauch für sie einfach unerheblich.


    Außerdem sind die nationalen buddhistischen Vereinigungen und die Europäische Buddhistische Union notorisch unterfinanziert und personell unterbesetzt. Die Vorstellung, dass die UBF als Ersatz für eine katholische Untersuchungskommission fungieren könnte, grenzt an Wahnvorstellungen.


    Ein weitaus besserer Garant gegen den Missbrauch durch tibetische Lamas ist die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit der Mainstream-Medien, so dass die ahnungslose Öffentlichkeit mit ihren Füßen und Geldbörsen abstimmen kann.


    Matthieu Ricard weiß sehr wohl, wie wirksam dies sein wird, um die nahezu totale Kontrolle der tibetischen Lamas über ihre Gläubigen einzuschränken, aber ich vermute, dass er lieber nicht für eine solche Einschränkung plädieren möchte: seine eigene tibetische Gefolgschaft wird ihm das nicht danken.


    Das erklärt also Ricards Versuchsballon: Es ist eher ein Ablenkungsmanöver als ein praktikables, wirksames Mittel, um den Status quo zu bewahren, von dem er selbst in erster Linie profitiert.


    Als Epigone des Dalai Lama ist es Ricards erster Instinkt, die Verantwortung immer auf jemand anderen abzuwälzen.


    Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

    Am 17.09.22 hat Ricard sein statement noch ergänzt:

    Zitat

    »Ich halte es für unerlässlich, dass eine repräsentative, wie die Französische Buddhistische Union Union oder eine andere Einrichtung, diese Verantwortung übernimmt und als Hüterin gegen künftige Abweichungen von der Macht fungiert. Vor allem aber scheint es notwendig zu sein, wie es im Katholizismus der Fall ist, eine Struktur zu schaffen, die es den Opfern ermöglicht, in Sicherheit angehört zu werden und psychologische und rechtliche Unterstützung zu erhalten. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, uns um die Opfer zu kümmern und andere durch Aufklärung zu schützen, damit sich ein solcher Missbrauch in der Zukunft nicht wiederholt.«

    »Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung« – Eine ARTE Dokumentation
    Eine neue ARTE Dokumentation »Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung« von Elodie Emery und Wandrille Lanos (Frankreich, 2022), widmet sich dem…
    buddhismus-kontrovers.info


    Damit ist die Sache für ihn ja erledigt.

    Was der DL ist und was er nicht ist, das weiß doch keiner, der neu zum tibetischen Buddhismus kommt. Allerdings wird der DL als die "Verkörperung" dieses Buddhismus gesehen und auch dargestellt. Das wäre auch viel zu kompliziert, wenn man erst mal die verschiedenen Mützenfarben erklärt und dann noch diese und jene Ausprägung des tibetischen B.

    Dann wird er noch als "Seine Heiligkeit" betitelt. Man konnte ja sehen, wie devot sich die erwachsenen Teilnehmer gegenüber dem DL bei dem Treffen 1993 benahmen.


    1. Die Dokumentation hat zwei besondere Fälle von Missbrauch dargestellt und den Opfern den Raum gegeben ihre Erlebnisse ausführlich darzustellen. Beide Täter galten als hoch-angesehene Persönlichkeiten im t.B. zu denen der DL Kontakt hatte und die er besuchte oder die er eingeladen hatte. Beide waren außerdem potente Geldspender und da hat keiner gefragt, woher die Gelder kamen und da hat sich vielleicht auch keiner mal gefragt, wie so viel Geld zusammen kommen kann.


    2. Der DL hat bereits Anfang der 90er Jahre von Missbrauch gewusst - das zeigte die Konferenz von 1993 - aber da sollen sich ja die "anderen" kümmern, die Schüler und Schülerinnen, also die betroffenen Opfer selbst.

    3. Unbestritten ist, dass der DL sich der Verantwortung entzogen hat und dieses "unangenehme Thema" wohl delegiert hatte und nicht weiter nachgehakt. "Mann" redete eben nicht darüber. Und Ricard ist ja sowieso ein kleiner Mönch.


    4. Dass die Journalisten einige Gespräche mit tib. Buddhisten hatten und aufzeichneten und diese in der Doku auch zeigten, ist durchaus sinnvoll, denn da ging es nicht um den Missbrauch, sondern um den tib. Buddhismus. Ich fand es gut, dass da auch die Abhängigkeit von den Spenden des Westens deutlich wurde. Wenn die Journalisten davon erzählt hätten, dass ihre Doku vor allem das Thema Missbrauch im tibetischen Buddhismus hat, ist zu bezweifeln ob sie überhaupt ein Interview bekommen hätten.

    Man macht ja solche Dokumentationen, in dem man Teile getrennt zusammen stellt und dann montiert. Das Thema ist dabei hier - sexueller Missbrauch im tibetischen Buddhismus - und der tibetische Buddhismus gilt auch wegen des Nobelpreisträgers als "der Buddhismus" im Westen.


    5. Nebenbei bemerkt fand ich die Frauen ganz wunderbar, als sie ihre Erlebnisse erzählten und erwähnten, wie sie sich Gedanken machten, durch den Verkauf von Socken und Unterhosen - gebraucht natürlich - eine Art Reliquienhandel aufzubauen und Spenden zu sammeln.


    Weil mich der tibetische Buddhismus schon immer an die Römisch-Katholische Kirche erinnert hat und ich deshalb und glücklicherweise diesem Buddhismus entkommen bin, möchte ich die Bücher des Historikers Hubert Wolf empfehlen.

    Was das ganze Programm - Sex, Giftmord, Neuscholastik - aufbietet ist die wahre Geschichte "Die Nonnen von Sant' Ambrogio".


    Tiefe Einblicke in die Welt der Scheinheiligen
    Sex, Giftmord, Neuscholastik: Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf enthüllt in einem neuen Buch einen Skandal mit theologischer Dimension.
    www.sueddeutsche.de

    Zitat

    Die Akten über die teuflische Ordensschwester Maria Luisa, ihren Prozess, ihr Geständnis schlummern in Rom, im Archiv der Glaubenskongregation, der Dogmenbehörde der katholischen Kirche. Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf ahnte, dass die Unterlagen über diesen Fall, der gerüchteweise überliefert war, noch existieren mussten. Dass er sie fand, war Glück. Sie lagen in einer Abteilung, in die sie nicht gehörten. Wolf hält es für möglich, dass sie jemand versteckt hatte. Am kommenden Montag erscheint sein Buch, für das er diese Archivalien bis ins kleinste Detail ausgeforscht hat: "Die Nonnen von Sant'Ambrogio". Es deckt einen Skandal auf, der sich vor gut 150 Jahren in einem Kloster einen Steinwurf vom Vatikan entfernt ereignete.

    Im Mittelpunkt dieser unfassbaren Geschichte steht Maria Luisa. Erst war sie Opfer, später Täterin. Lügnerin, Verführerin, Tyrannin, Giftmischerin, Mörderin - alles unter Berufung auf himmlische Weisung. Es ist aber nicht nur der Skandal eines Nonnenklosters, es ist ein Kirchenskandal. Denn der Fall beschäftigte sogar den Papst. Und Schwester Maria Luisa hatte einen Komplizen: Joseph Kleutgen - Seelsorger, Beichtvater, Jesuit, Theologe. Aber eben auch: Lustmolch, Beichtgeheimnisbrecher, Mitwisser bei einem Mordkomplott, Häretiker. Kleutgen, geboren 1811 in Dortmund, war nicht irgendein Theologe, sondern der Spitzenintellektuelle des Papstes. Trotz allem! Auf ihn baute Pius IX., als er den Gehorsam zum Prinzip der Kirche erklärte und ein theoretisches Fundament dafür brauchte. Aus Kleutgens Feder stammt in weiten Teilen das Dogma, mit dem im Jahr 1870 der Papst für unfehlbar erklärt wurde.


    Und genau diese Bezeichnung "Scheinheilig" passt eben auch auf viele Heiligkeiten des tibetischen Buddhismus.


    Und zu guter Letzt: während sich meine kritische Haltung gegenüber Ricard verfestigt hat, durch seine Einlassungen und Beschwerden zu den Journalisten und der Dokumentation - der kleine Mönch - habe ich eine andere Seite von Stephen Batechelor da gesehen und verstehe nun bedeutend besser, was der Wert des säkularen für den Buddhismus bedeutet.

    Die größte Gefahr geht m.E. von Herren aus, die sich als Buddha verkleiden und sich auch noch als solchen ausgeben. Das sind Hochstapler.



    Der Witz ist doch auch, dass die Verantwortung den Lehrer zu prüfen, auf den Schüler gelegt wird - und was haben die wahren Verantwortlichen gemacht, wenn sie sich mit den kriminellen Typen gezeigt haben? Haben sie das nicht geprüft? Seit 1993 wusste doch der DL und auch bestimmt Richard von den Fällen - warum haben sie die Verbindungen nicht gekappt? Weil der Nutzen noch größer damals war, als der Schaden. Und da auch Gras drüber wachsen wird, macht man einfach so weiter.


    Das gehört ja zur Tradition des tibetischen B., dass Frauen als Daikinis gesehen werden und da dachte man sich, die Betroffenen und Opfer werden wie seit Jahrhunderten die klappe halten, bzw. es findet sich kaum jemand, der sie unterstützt - das ist die bisher übliche Herangehensweise - blame the victim - aber es funktioniert nicht mehr so einfach, weil es durch die Medien jede Menge Anwälte und dgl. gibt, die sich dem Thema annehmen. Und die Opfer selbst erheben eben auch ihre Stimme, weil sie ihre Grenzen überschreiten wollen und sich für das, was ihnen geschehen ist, nicht mehr allein schämen, sondern anklagen und damit auch die andere Seite beschämen.

    Du kannst ja den Text mit deepl übersetzen.

    Die Stellungnahme hat Tenzin auszugsweise wiedergegeben, aber es kommt da etwas nach meinem Eindruck zu kurz. Zwar wurde Ricard von dem Journalisten getäuscht, was die Absicht des Interviews war, aber wahrscheinlich befürchtete man, dass es überhaupt keine Reaktion von Ricard gäbe, wenn er die Thematik gekannt hätte. Er hätte einfach kein Interview gegeben. So war er nun aber gezwungen Stellung zu diesem verkorksten Interview zu geben, weil er es ja zurückgezogen hatte.

    In seiner Stellungnahme nun zeigt sich, dass er zwar die beiden Fälle weit von sich weist, sie aber dennoch nicht als strukturelles Problem erkennen will. Auch die finanzielle Unterstützung seitens der beiden - Spatz und Sogyal - spielt für ihn keine Rolle, denn damit habe er nichts zu tun. Er weist eben Verantwortung von sich. Und so verkleinert er seine Rolle als wichtiger Repräsentant des tibetischen Buddhismus in Frankreich - .



    Viols dans des temples européens : le silence des maîtres du bouddhisme
    Un livre, Bouddhisme, la loi du silence, et un documentaire lèvent le voile sur une longue série de viols et de maltraitances commis par des lamas. Rencontre…
    www.humanite.fr

    Quote

    In dem Kapitel Ihres Buches, das Matthieu Ricard, dem offiziellen Übersetzer des Dalai Lama, gewidmet ist, erfahren wir, dass beide Männer von Vergewaltigungsfällen in buddhistischen Tempeln gewusst haben, aber die Verantwortung dafür abwälzten. Ricard bezeichnet diese Tatsachen sogar als "Klatsch und Tratsch". Welche Interessen vertritt Matthieu Ricard, wenn er die Schwere der Taten mit solchen Worten herunterspielt?


    Matthieu Ricard weigert sich strikt, sich zu diesen Themen zu äußern. Und wenn er dazu gedrängt wird, ist sein Argument immer das gleiche: Er habe keine offizielle Funktion im Buddhismus, es sei nicht seine Aufgabe, jemanden anzuprangern, das sei die Aufgabe der Schüler und nur die der Schüler. Indem er sich trotz seines Status als öffentliche Person im Buddhismus nicht einmischt, verteidigt er seinen eigenen Ruf und den seiner Religion. Er hält sich auch an ein buddhistisches Prinzip, niemals schlecht über andere Lamas zu sprechen, egal unter welchen Umständen.


    Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

    Schneelöwin

    Das kann ich gut nachvollziehen.

    Marx hat sein Zitat eingebettet in eine Analyse und in einen Ausblick:


    Zitat
    Quote
    Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
    Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammerthales, dessen Heiligenschein die Religion ist.“

    – Karl Marx: Einleitung zu Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie; in: Deutsch-Französische Jahrbücher 1844, S. 71f


    Es ist ein längerer Prozess sich von Illusionen zu lösen und zu akzeptieren, dass es wirklich "nichts Heiliges" gibt - aber offene Weite .......

    Ich frage mich, wie man das Dharma so falsch auslegen kann und dann noch Leute findet, die das akzeptieren oder unterstützen.....Ich kapiers nicht.(Spatz)

    Das ist eigentlich recht einfach - der eine bietet etwas an und es kommen dann Interessenten, die ihm das "abkaufen". Wenn sie Ahnungslose sind, dann fallen sie drauf rein, aber es gibt da auch eine Gemeinsamkeit, die den Betreffenden nicht bewusst ist. Das nennt sich dann Verblendung oder Ignoranz.


    Das ist aber sehr weit verbreitet - z.B. hier so ein Fall -

    Sebastian Gronbach


    Wichtig ist, dass man sich seiner Anfälligkeit bewusst wird.


    Aber in den beiden Fällen von Spatz und Soygal hat der DL auch versagt. Er hat aber bereits von Anfang an hier nicht ganz klar gesehen, denn er wurde vom "Westen" als Argument gegen den chinesischen Kommunismus benutzt. Er hat dann aber auch selbst diese Lage für sich zu nutzen gewusst, denn er brauchte ja die finanzielle Unterstützung des "Westens" für seine virtuelles Tibet. Gewissermaßen ist er da einen Handel eingegangen.

    Hier noch zwei links zu dem Fall Robert Spatz


    Robert Spatz, guru of the OKC cult, gets 4 years’ suspended sentence
    Dated: 15th Sept 2016 On Thursday, Brussels criminal court (“tribunal correctionnel”)¹ sentenced Robert Spatz, spiritual head of the Ogyen Kunzang Choling…
    buddhism-controversy-blog.com


    Missbrauch und Buddhismus: Hinter der lächelnden Fassade – Anna Sawerthal
    Seit Jahrzehnten genießt der Buddhismus im Westen einen Ruf, der zu gut ist, um wahr zu sein. Endlich beginnen Opfer über sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch…
    info-buddhismus.de


    In der Doku kam recht gut heraus, dass es auch um viel Geld und Spenden geht und die Spitze der Hierarchie des tB davon abhängig ist.

    Hm, sorry... Das Zitieren geht nichts... Ok....

    Quote

    Und was soll ich sagen, die ersten Minuten des Films sind erschreckend. Das ist typisch für den ganzen spirituellen Kram - in allen Variationen - ganz gleich welcher Religion oder Weltanschauung.


    Was sollte man unter den wörtern " den ganzen spirituellen Kram" verstehen?

    Damit meinte ich das, worüber Kodo Sawaki mal sagte: Zen ist nicht Spirituelles.


    Antaiji: Zen ist die größte Lüge aller Zeiten

    Zitat

    15. Zen ist nichts Spirituelles - Zen wird mit dem Körper praktiziert


    Satori vollzieht sich nicht in deinem Kopf. Satori wird mit dem Körper ausgeübt. Es bedeutet, sich in der Haltung Buddhas zu üben. Was sich "spirituell" nennt, ist nur mit Vorsicht zu genießen. Zen-Praxis muss beim Körper anfangen.

    Der Geist drückt sich im Körper aus - oder besser gesagt: In der Lebenseinstellung.

    Zen ist dein tägliches Leben. Wenn du auf's Klo gehst, musst du auf dem Klo dein Leben neu erfinden. Wenn du in die Badewanne steigst, musst du in der Badewanne umkehren zu einem religiösen Leben. Im Zazen geht es darum, das eigene Leben stehts von Neuem mit frischen Atem zu beleben.


    Die Doku zeigt zum einen, dass da Leute in Positionen kommen, die so etwas wie kriminelle Energie in sich haben, also erhebliche Potentiale von Gier, Hass und Verblendung. Man muss also fragen, wie es kommt, dass die traditionellen tibetischen Lamas einschließlich dem DL solchen Leuten aus dem Westen diese Positionen gegeben haben. Es sieht nach meinem Eindruck aus, als gibt es da eine Schnittmenge an Übereinstimmungen, die nicht thematisiert werden. Und da außerdem "nur" die im Westen von den Missbräuchen betroffen sind, jedenfalls unmittelbar, später hat sich das ja dann auch als Irrtum gezeigt, hat man diese Fehler nicht sich selbst angerechnet oder dem eigenen System, sondern es auf den Westen geschoben.


    Zum anderen zeigt die Doku auch, dass die kriminellen Taten mit spirituellem Kram gerechtfertigt werden. Damit meine ich eben genau das - ich rechtfertige meine üblen Taten damit, dass sie "gottgewollt" seien oder weil ich es eben besser weiß, dass das jetzt ein notwendiger Schritt in der "spirituellen" Entwicklung sei - blablabla.


    Für mich stellen sich dann aber noch Fragen, wie z.B. die Verantwortung des französischen Staates gegenüber den Kindern in dem Zentrum - wie ist es möglich, dass da Eltern ihre Kinder einfach abgeben und verlassen? Was ist das für ein Zentrum?

    Es hat ja sehr lange gedauert, bis diese offensichtlich alltäglichen Praktiken in vielen Familien ans Licht gekommen sind und dann dauert es noch weitere Jahre, bis die Gesetze diesbezüglich geändert werden.

    Da sehe ich auch Schnittmengen in den patriarchalischen Strukturen, die bei Staat, Familie und sonstigen Institutionen gegeben sind.

    Diese Strukturen prägen das Verhalten von Menschen und man kann das in dem Teil sehen, wo es um die Resolution geht, die dann der DL doch nicht unterzeichnet. Da gibt es eine typische Unterwürfigkeit gegenüber einem aufgrund der Strukturen herausgehobenen Menschen, der durch ein System und das entsprechende Verhalten der in dieses System sich befindenden Personen zu etwas gemacht wird, das er nicht ist und auch nicht sein kann, aber das er sein sollte, weil die Menschen glauben, dass sie so etwas brauchen.

    Igor07

    Seit 1998 ist das strafbar. Vorher war das nicht der Fall.

    Missbrauch in der Psychotherapie: Rechtliche Grundlagen - DIPT e.V.

    Zitat

    Mit dem 6. Strafrechtsreformgesetz (zuletzt überarbeitet 2003 durch das Gesetz zur Änderung der Vorschriften über Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung) wurde 1998 ein Straftatbestand geschaffen, der denjenigen mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft, der sexuelle Handlungen an einer Person, die ihm zur psychotherapeutischen Behandlung anvertraut ist, unter Missbrauch des Behandlungsverhältnisses vornimmt oder an sich von ihr vornehmen lässt. Der Versuch ist strafbar. Auch nach Beendigung der psychotherapeutischen Behandlung, solange die so genannte Übertragungsbeziehung noch maßgeblich nachwirkt, sind solche Handlungen noch nach § 174c Abs. 2, 3 StGB strafbar.


    Ich sehe mir gerade den Film an, da ich zunächst dachte, es ginge lediglich um Sogyal - aber da Ricard auch erwähnt ist, wie ich gerade mitbekommen habe, ist mein interesse geweckt, denn ich habe keine besondere Meinung von ihm. Sagen wir mal so: neutral mit einer kleinen Neigung zur Aversion. ich habe mich allerdings nie genauer mit ihm befasst, außer dass mich seine biographischen Daten nachdenklich machten.

    Und was soll ich sagen, die ersten Minuten des Films sind erschreckend. Das ist typisch für den ganzen spirituellen Kram - in allen Variationen - ganz gleich welcher Religion oder Weltanschauung.

    Wie passt das zusammen?! - Ich kann daraus nur schließen, dass Spitzen-Messwerte hinsichtlich Meditation eben nicht Hand in Hand gehen mit Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl. Ist denn dann ein Meditations-Spitzenwert nichts anderes als ein anderer Spitzen-Hirnmesswert wie z. B. als Folge eines außergewöhnlichen Sport-Trainings oder Auswendiglernens von 2000 Seiten Gedichten undsoweiter? Ist es nichts anderes als beispielsweise eine Inselbegabung bei Asperger-Syndrom?!

    Ist die Forschung von Tanja Singer, dass man Mitgefühl per Meditation trainieren und per Messung - MRT - darstellen kann, als zu einseitig zu verwerfen? :shock:

    Gut erkannt. Genau so ist es.

    Da wird was gemessen - das ist das eine - und da wird eine Bedeutung/Deutung in die Messwerte hineingelegt - das ist das andere.

    Da es zwischen den Messungen und den Bedeutungen keine gescheite Theorie gibt, ist das eben "Lesen im Datensatz".

    Ich erinnere mich an die Anekdote, ich weiß gerade nicht mehr, welchem Lehrer die zugeschrieben wird:


    Schülerin: "Oh Lehrer, ich habe mich in Dich verliebt. Was soll ich nur tun!"

    Lehrer: "Nichts. Keine Sorge, ich habe genug Disziplin für uns beide."

    Shunryu Suzuki hieß der Mann.



    An dem Verhalten dieser Frau ist nichts problembehaftet, zumindest nicht in Hinsicht auf Missbrauch. Und da ist auch kein "Unheil, das seinen Lauf nimmt", sondern eine handelnde Person in einer Machtposition, die die Grenzen anderer Menschen nicht achtet.

    Was mich immer verwundert an den Diskussionen über solche Vorgänge, wie doch davon abgesehen wird, dass es sich um das Verhalten von Personen in Strukturen handelt. Das gehört untrennbar zusammen.

    Daher findet sich der Mißbrauch in 1. asymmetrischen Verhältnissen wobei hier überwiegend in patriarchalischen Gesellschaften der Mann bestimmt und die Frau bejaht bzw. sich als "Opfer" oder passive Leidende in diese Struktur hineinbegibt - da bleiben ja keine alternativen Rollen.

    Es ist also 2. ein Macht-Gebrauch, der bereits vor jeder sexuellen Möglichkeit schon als Struktur gegeben ist. Dazu gehört natürlich auch die Grenzüberschreitung, denn die zeigt ja genau an, dass da einer dazu die Macht hat. Mißbrauch ist es deshalb, weil sich hier Menschen nicht als Gleichwertige begegnen, sondern es eine Unterordnung/Überordnung gibt. Dies ist dann auch so gewollt - weil das bei Lehrern/Schülern oder Patient/Therapeut strukturell so gegeben ist. Der eine kommt, weil er was vom anderen will - der andere hat das aber nicht und kann die Situation ausnutzen.

    In bestimmten Strukturen finden sich dann auch die entsprechenden Typen von Personen, die damit auch ihre persönlichen Probleme wiederholen und zwar auf beiden Seiten. Mark Epstein kennt das als Therapeut und hat diese Beziehung mit den Hungergeistern verglichen in seinem Buch "Gedanken ohne den Denker".


    Wenn nun Menschen sich in problembehaftete Strukturen begeben, dann hat das natürlich Gründe. Und über diese Entsprechungen sollte man reden.