Aber für mich ist das Schlüsselerlebnis von Bedeutung. Leider kommt dann der Allgmeinplatz von den sila, und da widerspreche ich erneut heftig. Das ist eine reine Floskel. In anderen Beiträgen, wie zum Brahmanetzsutra, habe ich ausführlicher diese sila beleuchtet. Es handelt sich um Dinge, die der Otto Normalverbraucher unabhängig von irgendeinem Verständnis des (Zen-)Weges gemeinhin zu verwirklichen trachtet. Es ist eben nicht typisch fürs Erwachen, dass einer nicht lügt, stiehlt oder tötet. Ich kenne Deinen Lehrer nicht, aber diesen Unsinn attackiere ich seit Jahrzehnten, und er ist nur allzu offensichtlich. Auch sind die Beispiele für das Versagen bekannter Zen-Lehrer dann sehr zahlreich, Dogen log über seinen Lehrer Ju-Ching, Ikkyu ging zu Huren, Linji prügelte usf. Man müsste eine lange Diskussion erst mal darüber führen, was einer denn mit sila meint und wer bitteschön sie denn beispielhaft verwirklicht. Da sind wir wieder bei der Illusion des perfekten Menschen, die da immer im Hintergrund schwelt und garantiert immer wieder zu Enttäuschungen führen wird.
Ich möchte mal wissen, wie Du sila "vertiefst".
Die drei Übungsfelder Sittlichkeit, Geistesschulung und Weisheit enthalten den achtfachen Pfad, d.h. es gibt auch Ethik, Geistestraining und Weisheit, die nicht dem achtfachen Pfad entsprechen. Vielleicht ist es das, was du bei "Otto Normalverbraucher" bemerkt hast.
Diese drei Übungsfelder sind nicht getrennt und auch nicht trennbar. Sie bilden eine Einheit und wenn, wie bei einem Rad, die eine Speiche kürzer ist, als die anderen sieben, dann gibt es Unwucht und das Rad eiert.
Das Übungsfeld Sittlichkeit enthält ja nicht nur deine üblichen Trigger-Themen, die offensichtlich auch bei Sasaki zu bemerken sind. Im übrigen ist mir dessen Verhalten völlig schnuppe. Ich bin erst durch Shimano und die Webseite darüber auf ihn aufmerksam geworden.
Was meine Lehrer anbetrifft, so hatte ich einfach eine persönliche Bedingung, die es verhinderte, dass ich da auf die Persönlichkeitsschiene abgefahren bin. Mir ist es nicht möglich andere zu bewundern - da bewundert man sich letztlich ja selbst, wie vor einem Spiegel. Ich habe für Leute wie Merzel u.a. noch nicht mal mehr Verachtung - aber ich habe eine Ahnung davon, wie man in so ein "rabbit whole" fallen kann. Deshalb finde ich immer den Ausgang aus einer Situation.
In meinem Fall gibt es vor allem die Zen-Übung als Lehrer und im Rinzai lässt es sich dann eben nicht umgehen, wenn man Koanschulung betreiben soll, dass da auch einer einem gegenüber sitzt und man "Von Angesicht zu Angesicht" regelmäßig vortreten soll. Ich bin da so zufällig reingeraten und habe nicht gewählt. Weder die Tradition, noch der Lehrer waren mir wichtig. Mir ging es immer nur um Zazen und darum, dass es möglichst in meiner Wohnort-Nähe war. Ich bin schon immer ökonomisch-praktisch ausgerichtet - und deshalb habe ich auch Zen für mich passend gefunden, weil ich da nichts dafür brauche, außer dem, was ich eben schon bin und es überall, unauffällig ausüben kann.
Nun - später habe ich In Foren dann jede Menge Lehrer entdeckt und sehr viel über die Lehre erfahren.
Wie oben gesagt sind es drei Übungsfelder und wie das bei Übungen so ist, sie werden ausgeübt, praktisch angewendet und dann kann einer selbst erfahren, wie das wirkt - ob es Erregung und Aufregung erzeugt oder zu Frieden und Gleichmut führt.
Wenn ich da nochmal auf MN 44 zurück komme, dort sind die drei Übungsfelder so aufgezählt:
Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise - diese Zustände sind im Übungsfeld der Sittlichkeit enthalten. Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit und Richtige Konzentration - diese Zustände sind im Übungsfeld der Geistesschulung enthalten. Richtige Ansicht, Richtige Absicht - diese Zustände sind im Übungsfeld der Weisheit enthalten.
Sittlichkeit umfasst also Rede - der angemessene Gebrauch von Worten - Handeln und Lebensweise. Das kann jeder sehen, sofern es öffentlich ist. Die Ergebnisse der Geistesschulung sind nicht unmittelbar sichtbar und bei dem Feld Weisheit lässt sich lediglich über Rechte Ansicht erkennen, ob jemand die Lehre versteht.
Mit Vertiefung dieser Übungen meine ich, die Entfaltung einer intuitiven Einsicht in das, was der Situation angemessen ist UND dem Ergebnis Frieden und Gleichmut entspricht. Das gelingt ja nicht einfach mal so, sondern braucht je nach Vorbedingungen seine Zeit.