Beiträge von Sudhana im Thema „ich suche etwas im palikanon“

    Ergänzend zur 2. Frage: die klassische Definition des buddhistischen karma-Begriffs (der ein deutlich anderer ist als etwa der der Hindu oder Jaina, von westlichen Esoterik-Spinnereien ganz zu schweigen) findet sich im von Elliot angegebenen Nibeddhika Sutta: cetanāham bhikkhave kammam vadāmi cetayitvā kammam karoti kāyena vācāya manasā. Nyanatiloka / Nyanaponika übersetzen: "Den Willen (cetanāham), ihr Mönche (bhikkhave), bezeichne ich (vadāmi) als das Wirken (kammam), denn, nachdem man es gewollt hat (cetayitvā), vollbringt man (karoti, eigtl. 'formen, bauen') das Wirken (kammam) in Werken (kāyena), Worten (vācāya) und Gedanken (manasā)." Beachtenswert ist, dass es sich hier um einen Lehrvortrag für Bhikkus handelt - nicht für Laien oder 'Andersfährtige', auf deren Verständnis und Fassungsvermögen Buddha in seinen Vorträgen ggf. Rücksicht nimmt.


    Das, was Nyanatiloka / Nyanaponika mit "Wille" und Andere mit "Absicht" wiedergeben, ist also der Pali-Begriff 'cetanā', was wiederum den aktiven Aspekt von 'ceto' ausdrückt. Ceto ist eine alte Form von citta, 'Geist' - wie citta wird es häufig in einer Dreiergruppe mit kāya (Körper) und vācā (Sprache) genannt, etwa in der Formel kāyena vācāya cetasā (mit Körper, Sprache und Geist). Auch wird es oft gemeinsam mit den ähnlichen Affekten patthanā ('Wunsch') und paṇidhi ('Streben') genannt.


    Cetanā ist allgemein gesagt die motivierte Aktivität des Geistes, seine 'Ausrichtung' (die entsprechender sprachlicher und körperlicher Aktivität vorangeht). Die Identifikation dieser Aktivität mit kamma / karma verweist einerseits auf die Folgen dieser Aktivität, ihre 'Frucht' (phala - was gerne mit karma verwechselt wird); also auf die physisch / körperlich erzeugten "Werke" (kāyena), die sprachliche Kommunikation mit anderen Wesen (vācāya) und auf das Denken (manasā). Insbesondere, dass in dieser 'Formel' cetanā dem (durch es bedingten) Denken vorangeht, macht deutlich, dass cetanā kein bewusster Wille / bewusste Absicht ist - ins Bewusstsein tritt cetanā erst im Denken (manasā). Andererseits verweist die Identifikation kamma - cetanā auf die 'Motivation' des Willens / der Absichten, deren Wurzel (mūla) sich nach Buddha letzlich in den 'drei Geistesgiften' (lobha, dosa, moha) findet.


    Daraus ergibt sich dann auch der angemessene Umgang mit kamma - Erkennen der Motive des Handelns, Sprechens und Denkens einerseits und der Folgen ihrer Umsetzung andererseits. Damit lässt sich dann auch die Konditionierung des cetanā überwinden bzw. von einer unheilsamen (akusala) in eine heilsame (kusala - eigentlich 'klug, geschickt, fachkundig; gut, richtig, verdienstvoll') wandeln. Wobei es damit freilich noch nicht getan ist - es gilt, nicht nur Wille / Absicht zu unheilsamem Handeln mit Körper, Sprache und Geist zu überwinden, sondern letztlich auch die zu heilsamem Handeln. Kein Handeln aus Wille / Absicht, kein kamma. Vgl. dazu z.B. das Samaṇamaṇḍikā Sutta. Auch kusalakamma ('gutes karma') erzeugt samsāra und damit dukkha als eines seiner drei Merkmale (tilakkhana). Der Unterschied liegt lediglich in der Qualität / Intensität von dukkha.